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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0588

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m politische» Leben gedildet hat nnd sucht eisrig Mittel
und Wegc, wie man der „großen Gefahr, die in der
junglibcralen Bewegung liegt", bege^nen kann.

Baticrn.

M ünchen . 21. März. Der durch die Aeußerung
des Professors Grafcn d u M ouli n über TilIy
und s e i u « t n u d b i l d iu der F e l d h e r r u -
hallc veraulnßte ultrauiontnue E n t r ü st u u g s -
st u r ni zieht iveitere Kreise. Au der Spitze der heutigeu
Numiuer des „Bnherischeu Kuriers" läßt sich nuch der
Vorsitzeude der bnyerischen Zeutruuisfrnttiou, Dr. von
Daller, mit einem Protest des katholischen Kasinos in
Freisiug gegen „die unserm angestammten katholischeu
Fürsteuhause und dem edelsteu Feldherrn unseres gro-
ßeu Kurfürstcn zugefügte uiedrige Beschimpsuug ver-
nehmen. Tie ZentruMsblätter veröffentlichen Zuschrif-
ten vou Zivilisteu und Offiziereu. Eine Tillyfeier, eiu
Aufzug zur Feldherruhalle uud eine Wallfahrt nach
Altöttiug (wo Tilly begraben ist) werdeu zur Lüihue für
die angebliche Schmach vorgeschlagen.

München, 22. März. Während die Ultlamontancii
die Hetze wegen der angeblichen Beschimpfung Tillys fort-
sctzen, dic sie als Beschiinpfung des Königshauses auslegeu,
weisen dic „Münch. Neuest. Nachr." darauf hin, daß
Christian I., der Stammvater des jetzt regierenden Zweiges
der Wittelsbacher, als Bundesgenosse Gustav Adolfs gegen
Tilly kämpfte und im Gefolge deS Schwedenkönigs in
München einmarschierte.

Preußen.

Berlin, 23. März. Der erste Vizepräsident deS
prcußischen Abgeordnetenhauses, Frhr. v. Heereman, ist
heutc Ntorgen um 8'/^ Uhr im Alter von 71 Jahren
gestorben. Die Leiche wirs nach Münster überführt.

AaS ver KarlSruyer Zeituag.

— Seine Königliche Ho'heit der Grotzherzog haben
dem Kommerzienrat Rudolf Böcking in Saarbrücken das
Ritterkreuz 1. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen, dem
Hauptlehrer Wilhelm Henser in Rohrbach bei Heidelberg
üas V e r d i e n st k r e u z vom Zähringer Läwen, dem Steuer-
einnehmer Mathias Bühler in Seckenheim die kleine gol-
dene Verdienstmedaille verliehen, den Gendarme'n Friedrich
Belz in Mengen, Valentin Reuter !n St. Märgen und
Arieürich Fritz in Elzach die Erlaubnis zur Annahme und
züm Tragen der ihnen von Seiner Majestät dem Kaiser verlie-
henen Kronenorden-Medaille erteilt, den Referendär Alfred
Widmcr aus Karlsruhe zum Notar im Amtsbezirk Lörrach
ernannt.

— Bom Justizminifterium ist dem Notar Alfred Widmer
das Notariat Kirchen zugewicsen ivorden.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
dem Baupraktikanten Dr. Ernst H e i tz in Konstanz aus Anlaß
seincs Ansschcidens aus dem Dienst der staatlichen Hochbau-
berwaltung den Titel Regierungsbaumeister verliehen und den
Professor Hermann M ento n am Progymnasium in Durlach
bis zur Wicderherstellung seiner Gesundheit in den Rühestand
versetzt.

Karlsruhe, 23. Märi. Gesteru vorinittai uahmey
der Großherzog und die Großherzogin an dem Gotlesdienst
in der Schloßkirche teil, lvobei Hofdiakouns D. Frommel
dic Prcdigt hielt. Danach besnchtc dcr Großherzog seincn
Bruder und fuhr dann zur Gestügelaiisstelluiig. Hier wnrde
Seüie Königliche Hoheii von den Miigliedern des Vorstands
des badischen Vereins für Geflügelzucht, nämlich dem 1.
Vorstand, städtischen Garleninsvekt 'r Ries. dem 2. Vorstand
Fr. Fischer, dcm Kassier Koßmann, dcn Beisitzern Blum.
Lmdenlaub imd Printz in KarlSrnhe. sowie Dr. Neubcrg
und Ran in Durlach empfangen und durch die Ausstelliing
geleitet. Seine Königliche Hoheit blieb daselbst bis 1 Ilhr
nnd empsing dann den Staatsrat Frciherrn voa Reck zn
einer Bcsprechnng. Jm übrigen begingen dic höchsten
Herrschaften den gestrigeü. so wcrten Gedächtuistag in sttller
Zurückgezogenheit. Heutc vormiitag empfing scine Köuigliche
Hoheit den Präsidenteii Dr. Nicolai, hieranf den Kammer-
herrn Freiherrn von Schönau und uahm vou 11 Uhr a»
den Bortrag dcs Gel^imerats Freiherru von Dusch e»t-
gegen. Um halb 1 Uhr empfing Seiue Köuigliche Hoheit in
feierlicher Audienz den Kaiserlich Russtscheu Miiiisterresidenten
von Eichler zur Ileberrcichuiig des Kaiserlichen Handschrcibens,
durch welches derselbc in seiner iienen Itelluiiz bcglaubigt
wird. Der Ministerresideitt wurde mit Hofwagen zum Schloß
geleitet, wo er von de n Oberhofmarschall Grafcn Andlaw
cmpfangci, und durch Staatsrat Freiherru von Rcck eingeführt
wurdc. Letzterer blieb bei der Audieuz in Vertrctung dcs
zurzeit beurlaubten Staatsministers anwesend. Zur Friih-
stückstafcl kam die Prinzessin Wilhelm, welche gesteru nach-
mittätz 8 Uhr 42 Minuten wieder hier eingetroffeu ist.
Nachmittags und abends hörte der Großherzog die Vorträgc
des Geheimerats Dr. Freiherrn von Babo und des Legations
rats Dr. Scyb.

Ausland.

Oesterreich-Ungarn.

Pest, 22. März. Die hiesigen Sozialisten hielten
heute eine Versammlung ab, in der sie das Verhalten
der Unabhängigkeitspartei in Betreff der Wehrvorlage
scharf verurteilten und sich daim gegen dic Ein-
wanderuiig von Mitgliedern der ausgewiesenen
französischen Kongregationen verwahrten, da
diese für das Land schädlich seien. Die Versammlnng
löste sich in Ruhe aus.

Schweden.

Stockholm, 21. März. Die Regierimg brachte
heme im Reichstage eine Vorlage ein, nach welcher
die Regierung ermächtigt werden soll, von dem Rechte
Schwedens abzustehen, die Stadt Wismar
mit Umgebung dnrch Erlegung der Pfandsumme wieder
koszukaufen. (Die stadt Wismar ist am 26. Funi 1803
für 1 268 000 Taler Banko von Schweden an Mecklen-
burg-Schwerin verpfändet worden, unter der Bedingung,
datz Schweden nach 100 Jahren gegen Rückzahlung die-
ser Summe nebst 3 v. H. jährlichen Zinsen das Psand
wieder zurücknehmen könne. Noch bis in den letzten
Tagen haben sich wackere Leute in der Presse den Kopf
darüber zerbrochen, ob Schweden wohl die Pfandsumme

zllrnckzahlen und was öann geschehen würde. Es ist
klar, daß nur die Lösung der Frage möglich war, welche
d?e schwedrsche Regierung mit der Verzichts-Vorlage im
Siniie hat.)

Sihung des Würgerausschusses vom L3. d. M.

(Schlutz aus dem Zwciteu Blatt.)

PuuIr 5 bclriffl die Abäudcruug dcs O r t s st a t u t s
vvm 2. Juli 1892 über die G e h w c g b a u p f l i ch r. Auf
dre Arage des Stadtv. Sch cpp , welchcu Effekt die Vorlage auf
dic Aulieger der Hauptstratze ausübeu soll, vcrwerft Ickürger-
meister Dr. Wa l A auf dic Vorlagc, aus der allcs klar hervor-
gchc. Die altcu Bcstimmuugeu seieu auS deu 70er Jahrcn,
scicu verbcsseruugswürdig. Sradtv. Schepp sprtzcht im Slnue
der Eiiigabe, wclche s. Zt. üic Zurückstelluug dreser Äugelegeüheit
berursachte uud für die Hauscigeutümcr günstrger tst wre der
stadträtliche Entwurf. Oberbürgermeister Lr. W r l ck e n s be-
mcrkt, die fiuauAicllc Lage dcr Stadt sei nicht so, dah sic die
Gcwährung solcher Vergünstigung rechtfertige. Die Vorlage
des Stadirates Aeigt schon viel Eutgegeukommen. Stadtv.
Buhl: Als Jurist gche cs ihm gegcu deu Strich, jemaudeu
zu Bciträgen herbeizuziehen, wo er 'oielleicht sogar noch eiueu
Nachtcil hat. Bürgerrnelster Dr. Walz: Die Vorlagc solle
eiu R e ch t gcbcu. Die Borlage wird hicrauf eiustimmrg ge-
nehmigt.

^ P u n k t 6 betrrfft die Ausdehnung ortssta -
r u t a r i s ch e r B c st i m m uugcu auf Handschuhs -
h e i m. Stadtverordneter Heck berührr die Regelung der Ab-
wässerfrage. Es wird Gesamterledigung dieser Frage für die
ganze Stadt iu Aussicht gcstellt. Stadtv. T'hurecht: Jn
Aubetracht der Fiuauzlage sollten die Stratzru iu Haudschuhs-
hcim möglichst billig erstellr werden. Die Vorlage wird ein-
stimmig geuchmigt.

Vorlage 7 betrifft deu Beizug der Austötzer zu deu
Kosteu der Hcrstelluug der Keplerstratzc auf der Strecke ztvischeu
der Möuchhofstratze uud der ehemalige» Gemarkungsgrenze.
Stadrv. Holzberg: Dem in der Vorlage erwähnten Heuscr
werdc seiu Garteugruudstück zerstückelt, da sollte man ihm
doch eutive'der scin Gruudstück qanz abkaufcu oder seine Würckche
billigerweise berücksichtigen. Stadtv. Koch bedauert, datz rein
Srtuationsplan vorliegt. Dem Heuser verbttrbe nach Arrs-
führung der Vorlage nur ein Streifen von S Meter. Mau
sollte Getegenheit nehmeu, dem Maune astderes Hinterland
zuzulcgeu. Er halte dcn für dre Eutschädiguug aufgestellten
Satz von 6 Mark uicht für genügend. Bürgermeister Wie-
laudt: Auch soust sci iu solchen Fällen keru Srtuatiousplau
vorgelegt wordcn. Die Stadt wird wahrscheinlich einmal in
Anbetracht der Umstäüde das Grundstück gauz übernehmen.
Stadkv. Koch: Väin sollte aus Zweckmähigkertsgrüudeu mrt
dcrn Manne iu Berhandlüngen treten. Die Vorlage wird ein-
stimmrg augenommen.

Did letzteu hrrei Vorlageu, nämlich betreffend die Ueber-
wcisung der Tautiemcauteile der AufsichtsratSmrtglieder der
Stratzen- und Bergbahu au deren Beamten-
p e u s i o u s k a s s e, dic an den Besitzer des Grundstücks
Bauamtsgasse Nr.'l zu leistende Vergütung von 2000 Mark
und dic Austelluug einer Anzahl von Beamten mit Dienstver-
trägeu ivurdeu ohue wcseutliche Dcbattz: genehmigt.

Aus Stadt und Land.

Heldelberg. 24. März.

Polrzeibcricht. Verhaftet wurde ein Schuhmacher wegen
Fuudunterschlagung, ciu Büchsenmacher, welcher des Diebstqhls
vcrdächtig isr, und ciu Steinhauer Ivcgen Bettcls. Zuc Auzcige
tameu füuf Personcn wcgen Ruhestöruug.

X Tosscnheim, 23. März. (S p a r - u. Darlehens»
kasseuver e i u.) Am Sonntag Nachmrttag fand im Gast-
haus zum „Bad. Hof" die Geuerälversammlung des Spar-
und Darlehcuskasseuvercrus — Raiffcisensystem — statt, wclche
von uugefähr 160 Mitgliederu besucht tvar. Bei derselben war
Herr Verbauhsrevisor Petry vom Raiffeisenvereiu anwesend,
welchcr den Stand der Kassc, das Vermögen des Vereins nnd
den Wert des Umsatzes an Konsumartikeln den Mitgliedern
dentlrch darlegtc. Obgleich der Verei» verhältnismätzig noch
sehr jung ist, so hat er sich doch in der türzen zwerjährrgen Zeit
erfrenlich entwickelt und gute Fortschritte aufzuweisen. Der
Umsatz beziffert sich iu 'der kurzen Zeit seines Bestehens auf
17,0 000 Wark, der Reingewinn betrug im verflosseuen Jahre,
abzüglich arler Kosten, 485 Mark. und die Zahl seiner Mitglie-
dcr ist bis heurc auf 204 angewachsen. Nun wurde zur Ergäu-
zungslvähl der ausscheidendcu Milgli^der des Vorstaudes, des
Aufsichtsrats uud zur Aeuioahl des Rechuers geschritten. An
Stclle dcs Verstvrbenen frühcren Rechners Ratschreibers Weitz
rrat Gärtner Miltner, für welchen ein Gehalt von 300 Mark
pro Jahr fesrgesetzt wurde. Zum Schlüh hielt Herr Petry eincn
lehrreichen Vortrag über dic nützliche ustd zweckmätzige Anord-
nung der küustlichen Düngemittel. Möge der Verern auch
feruerhru blühcu uud gederheu und dcmselben immer mehr Mrt-
glreder beitreten. . . ^ _

-r- Wiesloch, 22. März. (L a u d w r r t, cha f i l r ch e
W i n t e rs ch u l e.) Gestern Vormrttag vou 9—12 Uhr
wurde die Schlutzprüfuug der Landw. Winterschule dähier durch
Herrn Koehnhorn, Vorsitzcndcu dcs Aufsichtsrats. abgeuommen.
Autzer dcm Aufsichtsrat. deu Elteru 'dcr Schüler und Freundeu
ocr Anstalt war auch der Grotzh. Landeskommissär Herr Pfrsterer
aus Maunheim und Herr Oberamtmanu Dr. Herntze vou hier
erschienen Am Schlusse der Prüsung jprach der Vorsitzendc
den Lehrern der Winterschule den Dank aus für ihre vrele
Mühe und Arbeit. Die Schüler forderte er auf, sich enger zu-
sammcu zu schlietzen und iu Zusammcukünfteu ihre Erfahrungcn
auszutauscheu. Auch ermahnte er die Vater der Schüler, rhre
Söhne 5en zweiteu Kurs der Anstalt besuchen zu lassen, damit
üesclben in'den Kenutnissen noch mehr befestigt werden. Nach
Vert'eilung der Zeugnisse an die Schüler. erhielt jeder als An-
lenken an den Besuch der Schule ein nützliches Buch und ernen
Obstüaum. Em gemeiusames Mittagessen vereinigte die mer-
ten Teilnehmer der Prüfuug im Gasthaus zur „Pfalz", wo
ünige Winterschrller durch Vortrag von lustigen Gedichten vrcl
zur Ünterhaltuug beirrugen.

Stnsheim, 22. März. (A u ch F r ü h l i n g s b o t e u.)
^u den abnormen Naturerscheinungen in diefem Jahre verdient
xewitz auch dre gezählt zu wevden, datz gester» Abend, also
'ünktlich beim Emtritt des kalendermätzigen Frühlings, bereits
? ledcrmäuse sich munter herumtummelten. Ein solch
rühzeitiges Erwachen dieser zarten Tierchen aus dem Winter-
chlafe bildet wohl erne der scltensten Ausnahmen. darf übrr-
rs in Anbetrackst der gcgenwärtig hcrrscheudcn sommerlich


X Weinheim, 22. März. (S o m m er t a g s f e st.) Das
heute hier neu emgefü'hrte Sommertagssest, dem Heidelberger
nachgeahmt, hatte bei dem herrlichen Frühlingswetter aus Stadt
und Land se'hr große Teilnahme zu verzeichnen. Die Zayl der
sich am Zuge betelligenden Kinder war eme stattliche. Die
Symbolc für „Winter uud Sommer" warcu gut dargestellt; die
Ordmmg des Zuges der Kinder hätte indetz strammer durchge-
führt und der Umzug durch beinähe alle Stratzen der Stadt
nicht ausgedehnt werden sollen. Dann wären auch nicht so viele
Kindcr vor Ermüdrmg nnd Staubbelästigung fahnenflüchtig
geworden. Das Festkomitee, irne Ivir hören nur aus einer
Person besteheud, konnte frcilich urcht mehr fertig bringen.

st- Weinhcim, 22. März. (V e r s ch i e d e n c s.) Fn dec
am letztcn Mirrwoch abgehaltenen Bürgerausschutz-
sitzung wurde der Voranfchlag für 1903 emstimmig ge-
uehmigt, trötzdem die Umlage jich um 6 Pfcmrig erhoht, von
55 aus 60 Psg. — Tie N euwahlen in den Bürgcrausschutz
werdeu im Laufe dieser Woche vorgeuommcn. — Jm Kastauien-
uud Stadtwalde lricb sich iu letzrer Woche eiuc Persou herum,
bou der mau dcr Kleiduug nach nichl bestimmen kouute, ob dem
mäuulichcn odcr wciblichcu Geschlcchte angchörend, uud dre
dcshalb verdächtig erschicn. Gestcru wuröe dieselbe end-
lich vou dcm Polrzcipcrsonal iu dem Kastauieuwald aufgegris-
feu uud dem Gerichte zugcführr.

Ntannhcim^ 22 März. (S o nr m e r t a g s z u g.) D'er
vou der Geseuschaft „Feurio" veraustaltete erste Sommer-
tagszug erzielte allgemerueu Beffall, besonders ber der Mann-
hcimer Jugend, die sich in einer Zahl von mindestens 10 000
Kindern beteiligte. Herrlichstes Frühlingswetter begünstigte
üre farbenprächtrge Veranstatrung. Dre Herren von ,„Feurio"
dienten als Führer des Zuges. Vier Paare „Sommer und
Wintcr" und zlvci Musikkapellen bcfanden sich in demselben.

Mannheim, 22. März. (Die EinbrecherGebrü-
der Eulenbe^rg), die s. Zt. nach zahlreichen Einbrüchen
in süddeurschcu Städtcn flüchtig gingcu, sinö iu tzamburg vcr-
haftet uud hicrhcr eingcliefcrt wordcu.

Karlsruhe, 22. März. (G e w c r b c v e r e i u.) Apothe-
ker -schoch hat deu Vorsitz uichr niedergclegr, um cine Versöh-
nmrg mit den Handwerkervereinen zu erleichtern, der er nie im
Wege stand, sou-dern um die Wähl eiues zur Haudwerkskammer
wählbaren Vovsitzeuden zu ermöglichen. Der Gewerbcvereiu
Karlsruhe ist dcr grötzte des Kammerbezirks mrd zugleich Gau-
vorort, und Herr Schoch wünschl die Mitarbeit vou dessem Vor-
srtzeudeu iu der Haudwerkskammer im Juteresse dieser wie der
Gewerbcvereine.

Karlsruhe, 23. März. (V o u dem g e st r i g e n E r d -
b e b e n) wird noch berichtet: Die Erschüttermig würde bcson-
ders iu dcr Umgcbung von KarlSruhc wahrgenommen, so vor
allcm in Daxlauden uud jluielingen, wo dicselüe mit einem
eigentümlichcn kuarrcndcu Geräusch begleitet war uud nicht
wemg schreckeu vcrursachre. Ju Temschueureurh dauerle das
Beben am frühcu Morgen 4 Sekunden und war von einern
domierartigen Rollen begleitet. Der Erdstotz, der nachmittags
1,58 Uhr erfolgte, war bedeutend stärker, sodatz die. Fenster
Mrrten; er dauerte etwa 8 Setunden. Es war gercrdc Kon-
firmandenprüsmig in der Kirche; man glaubtc im Schiff der
Kirche, die Ernporcn würdcn heräbstürzen, so datz viele Kirchen-
besucher ins Freie flüchteten. Auch in der benachbarten Rhein-
pfalz haben, wie schon bcrichtet, gestern Erdbeben stattgefmrden.
Heftigc Erdstötze waren beglcitet von eiuem mächtigeu unter-
rrdischcn Rollen. Zrmmergeräte erzitterten, Schränke flogen
aus und Geschirr frel zu Bodeu. Dre Leute eiltcn bestürzt aus
die Strahe. Nach Ansicht der meteorolpgischen Zentralstation
Karlsrühe licgt zu irgend einer B e u n r u h i g u n g' kei »
Anlah vor; denn öhne Zweifel gehört das Erdbeben z»t
Gaklmig dcrer, welche in Südwesrdeutschland nicht selten sind'
und ihre Emstehuug kleinen miterirdischeu Eüistürzen oder Ver-
schiebuugen verdänkeu. Die Erdbebenkommissiou des Natur-
wisseiychaftlicheu Bereins iu 51arlsruhe (Mincralogisches Jnstü
tut der Technischen Hochschule) ersucht, um das Naturereignr--
gcuaucr uutcrsucheu zu köuneu, um Mirteiluugcu hrerüber, bf-
sondcrs erwüuscht siud genaue Angabcn über die Eintrittszett'
dre Dauer uud die Richtung der Stötze, auch aus weiteren
Drten.

! Kartsruhc, 23. März. (ll c b c r f a h r c ».) Dcr zu.ein^
Reserveübuug eiugezogcue Briefrrägcr Hiukeuhaf aus Grün-
wettersbach wurde hsute Vormittag, als er mit' eiuem Fahrrad
die Kaiserstratze passierte, von eruem elektrischeu Stratzenbahn-
wagcu erfaht uud überfahren. Er erlitt dabei so schwere Ver-
letzungcu, datz au seiuem Auskommeu gezweifctt wird.

? Freidurg, 23. März. (Verbrechcr.) Der frühece
Hausbursche Äarl Weisser enipuppt sich immer mehr al-
eiu Vcrbrechcr s ch l i m m st e r S o r t e. Dic Mordtw
au dem alteu Händler Burgheimer hat er eingestanden; aush
wurde er des Mordes an seiner Geliebten, Kirchhofer, wtt
schon'gcmeldet, übcrführt. Nun wird ihm auch eiu drrrrcr Moc'd
zur Last gelcgt uud er ist driugend verdächtig, auch dieseu be-
gaugeu zu häbcu. Vor ca. 4 Jähren fand mau eine jüngecc
Frau tot im Bctt; sie hattc eineu Sticki iu der Bruft und M»n
nähm damals au, datz sic sich in ciuem Aufall vou SchwcrrnU^
selbst cntleibtc. Heute hat mau Grund, mizunchmeu, dnv
Weisscr auch dicscu Mord vollbrachtc, datz cs kcin Selbsnnoc
war. Näheres über diesen Fall bleibt noch äbzuwartcn.

Aus Badcn, Jn Hcrbolz'heim branntc das SE-
ivcrk, svwie dic dabei stcchcnde Getreide-Drcschmaschine de
Emil Guth niedcr. — Jn Ticfenstein ereignete sich H.j
schmiderhaftes llnglück. Ein Zimmermann bon NiederlvM
war mir seincm Lehrjungen mit Holzbeschlagen beschäftM.
Auf cinmal flog dcm Zimmermann dic Axt aus dem Stiel M
dcm Lchrjungcu mit dem scharfcn Teil au die Slirue, sodov
die Hirufchale zerschmettert wurde. Für die Eichalkung e ^
jungen Le'bens ist wenig Hoffnung vorhanden. — Fn H " 6
s.ch ü r brach cin Waldbrand aus, wobei eine Fläche cwn
25 Ar abgcbraunt ist. — Jn B i u z g e n schotz ein ISjähcrg
Kuabc mit eiucm Revolver sein 13jährigcs Schwesterchen au
Unvorsichtigkeit iu die Brust. Da die Kugel noch nicht e»
fernt yt, befindct sich das Kind noch in Lebensgefahr, --

Neöer offene und geschloffene Mauweise.

(Eingesandt.)

'rk,

Von der srädtischen Behörde ist für einen neucn BaubeZtt
vjtlich der Neben'bahnlinic, im Stadtteil Handschuhsheim,
schöner Bebmiungsplan ausgearbeitei worden. Darnach ve.
Ipricht die Bergstrahe rmd Umgebung grotzartig zu werdeu u
die Anioendung der osfenen Bauwcisc ist hier sehr am

Nuu ist äbcr in dem Ausschreiben Grotzh. Bezirkmnts ^
III. kurz bemerkt, datz bei dem Gclände wcstlich der Ncve^
bahnlinie die offcne Bauweise mit Zwrschenräumen voii 7.
Mcter'zwi'schen zwer Häuseru vorbehalten sei. ^

Gegen diese paar Worte, die aber erue gewisse Abfichrj^
gebeu und die cine ganz autzerordentlich grotze Tragwerce ^
sich birgen, gestatte rch mir Folgcndes ciner gencigten
wohlwollcnden Prüfrmg zu unterbreiten: je

Zrrnächst möchte ich dre Frage anfwerfen, warum de.nn
diesem gmize», grotzen Gebiet die offcne Bauweise gcie?
vorgeschrie'ben wcrden soll? ^ ^

Die offene Bauweise ist wohl bcr neuen Strahen ^
Platze, wclche am Fuhe cincs Berges hinziehen, odcr^ive ^
über Anhöheii hingeführt wcrden sollen und wo die ^,„1-
glcichsam den Ucbergang dichtbebauter Baublöcke zu Wald ^
Fcld, übcrhaupt zur Natur, vcrmsttelt. Diese Vorschrift, w ^
auch für den Stadtteil Neuenheim gemünzt, aber ber hl
ncucu Straßen iu der Ebene einzuführen, geht dvch
.cntschicden zu weit! .. . mchl

Die offeue Bauweise hat deu Zweck, datz die Häuiec
so rasch aus cinander folgen; datz auf jedes-Haus ein gsvd^^-
Luftraum kommt, imd datz dic Stratzen nicht so eintoing.^-
langwcilig weröen sollen. Die Vorschrrft bringt aber
ieru grotze Gefahreu mit sich, als durch die wcscntlrche
euerung der Häuser die Bautätigkeit gehemmt wird un
iie Familien mit mittlerem oder klcinerem Einkommen
bietet, sich hicr nrederzulassen und eigenes Heim zu

Wir sind doch hier nicht in einer grotzen Stadt. „^d^

len denn die Lcute alle herkommen, die solch teure, frerst o
 
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