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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0606

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empfangeu. Heute abend 8 Uhr findet ein großes Hof-
konzert statt, z» tvelchcin iibcr 300 Einladnngcn er-
gangen sind. _

AuSLand.

' Bclgicn.

Brnssel, 24. März. Die Repräsentauten-
kammer setzte heutc die Verhandlungen über die Jnter-
peklation Crombcz, betreffend Ileberflut nig Belgiens dnrch
französische Mönche und Nonnen fort. Aus der
Debatte ging herbor, daß die Regierung den frauzösischcn
Btönchcn nnd Stounen Gastsreundschaft zu gcivähren gcdenkt
Redner der Linken sprachen dagcgcn und die Linke beamragte
schließlich Vcrtagun, und Fortsetzung der Bcratung am
nächsten Die. stag mit dcr Begründnng, die klerikalen Redner
hätten dnrch ihre Aiisfühiniig dein Gegeustanb cine solche
Tragw ite gegeben, daß einc weitcre Besprechung nötig sei.

Englanv.

— Der Geöanke der allgenieincn Wehrpflicht
will in England noch iliimcr nicht Wnrzel fassen. So
sprach sich der ehemalige liberale Preiuier Lord Rosebery
dieser Tage im Oberhause gegen sie aus. Er meinte, daß
die Regierung auch ihne diese Pflicht die genügende Anzahl
Mannschaften crhalten würdc.

Schwcdcu.

Stock h olm, 24. März. Dcr Bkmister des Aus-
wärtigen verössentlicht eine Mitteilung, tvelche besagt:
Die schwedischen und norivegischen Unterhändler ver-
einbarteu folgende GruNd'lage der Regelung des o n -
s nlat s wese n. Beide Länder erhalten ein besonderes
Konsulatswcsen. Die Konfutn unterstehen den Behördeu
ihrer Heimat, wclche jedes Land besffmmt. Schweden
und Norwegen regeln durch gleichlautende Gesetze das
Verhältnis zwischen dem Aiinister des Aeußern uud dem
diplomatischen Korps einerseits und dcn Konsuln der bei-
den Cffnzelreiche andererseits mit Bürgschaften, datz die
Konsuln die Grenzen ihrer Rechte einhalten und das
notwendige Zusammenarbeiten mit dem Minister des
Aeußern gesichert bleibt. Ueber den schwedischen Vor-
schlag, den König durch gleichlautende Gesetze zu ermäch-
tigen, cinen Schweden oder einen fliorweger zum Btini-
ster des Aeuszern zu ernenneu, welcher beiden Parlamen-
ten verantwortlich ist, wurde vorläufig eine Einigung
nicht erzielt.

Afrika.

— Jn einem ausführlickien Telegramm über die ge-
genwärtige Lage in Marokko bestätigt der Kor-
respondent der „Times", daß der Sultan die irregulären
Truppen bereits entlassen hat, uüd öaß die Leute größ-
tenreils schou in ihre Distrikte zurückgekehrt sind. Trotz-
dem die Rebellion ofsiziell als beendet erklärt ist, scheint
die Situation aber noch vollkommeir unerklärlich zu sein.
Der Prätendent ist noch immer auf freiem Fuße, den
Truppen der Regierung ist es noch immer nicht gelun-
gen, Tesa ziirückzuerobern, und sie haben noch nicht ein-
mal versucht, die Ghiata und andere unbotsame Stämme
zu bestrafen. Wahrscheinli-ch liegt die Sache so, daß die
irregularen Truppen selbst keine Lust hatten, wecter zu
öienen, da mau sie schon länger bei der Fahne gehalton
hat, als es anfangs notwendig zu sein schien. Außer-
dem waren sie durch unzählige Desertierungen äußerst
geschwächt, sodaß sie sür die Regierung so gut wie nutz-
loS waren, und mau mag daher gedacht haben, es werde
besser aussehen, wenn man sie zu Hause schicke und tue,
als sei alle Gesahr beseitigt. Der Sultan, meint der ge-
nannte Korrespondent, habe offenbar während der ganzen
Krisis die besten Absichten gehabt, er sei aber von einer
Schar von Jntriganten umgeben, von denen jeder nur
sein eigenes Jnteresse im Auge häbe. Die Beziehungen
zwischen den einzelncn Veziercu scheinen sehr gespaunt
zu sein, was natürlich die Lage des Sultans noch mehr
ers-chwert. Ans Europa erhält er autzerdem so viel
„wohlgemeinte" und sich widersprechmde Ratschläge, daß
er wirklich nicht wissen kann, wohin er hören soll.

Aur öevorsteyenden Kreisversammlung.

ii.

Der Bericht über d . i c A r m c n k i n ü e r p f l c g e
dcs Kreises , ist crftaffet von Prof. Fr. Eisenloh r.
Fm .Jahre 1002 warcn im 'Kreis 605 Pslcgckinder mit Krcis-
hilfc untcrgc-racht. Der Anteit des Kreijcs an Le.n Pflege-
geldern betrug 22 604.17 Mk. Die Kinder wurden iu dcr
Regel in Familien untergebracht; doch befand sich eine Anzahl
in Anstaltcn für Blittde, TaiiLstwmnc, -Schwachsinnige, sitckich
Kerwahrloste und andereu Erziehungsanstalten. Die Äusgabe
mit 22 602.17 Mk. blieb um 895 83 Mk. unter dcm Voran-
schlage, wclcher eine Ausgabe bon 23 400 Mk. und eine Ein-
nahme von 400 Mk. vorgesehen hatte, also eine Reinausgabe
von 23 000 Mk. Dennoch empsiehlt der KrelSausschuß, da die
Snmme -der festgesetzten Pflegebeiträge sich auf faft 23 600
Mark beläuft, eine Ausgake von 24 000 Mk. und eme Ein-
nahmc uou 400 Mk. in deu Vorauschlag sür 1908 aufzunehmcn.

Rach dem Bericht über die 54 r e i s a b t e i l u n g der
L u i s e n h e i l a n sta l t, erstattet von Prof. Fr. Eisen -
l o h r, wurden von 31 in der ANstalt verblrebenen Kiudern,
welche 826 Tage verpflegi waren, 2 nachträglich von Gemem-
den übernommen, so daß nur 29 Kinder mit 816 Pftegeta.gen
Äbrig blieben. Hierzn kamen im Lause des -Jahres 497 Ein-
tritte, 497 Austriffe. Die Zahl der Pflegetage betrug 12 264.
Es verblieben wieder 29 Kinder. 801 Psleglinge wurden ge-
heilt, 112 gebessert, 28 nngehetlt entlassen, 56 starben. Die
-bedeutende Steigerung der Krankenzahl ist wohl zum Teil
-dcr vollkoinmcnercn Einrichtung und gröherer Ausdehnung der
Anstalt, zum Terl aber hcsttgen Epidermen zuzuschreiben,
-welche nnter den Kindcrn wüteten. Der zur Ausgabe gelangte
Betrag blieb zwar um 774.32 Mk. unter dem Voranschlag;
doch schlägt der Kreisausschutz vor, für 1903 in den Voranschl-ag
aufzunehmLli: 12 200 .Pflegetage — 14 640 Mk., Pauschzah-
lnng 3000 Mk., Herlserum 300 Mk. und Apparate 60 Mk.,
zusmnmen 18 000 Mt.

Nach dem Bericht über dre V e r p f l e g u n g von Kr e i s-
angehörigen in der akademrschen Augenklinik, erstattet
von Prof. Fr. Eisenlohr, 'wurden verpflegt 117 Kvanke
an 2149 Tagen für 2196 Mk. Dcwon.wuvden geherlt 91, ge-
bessert 24, nngcheilt entlassen 2; es warcn 19 Pslegetage mehr
als 1901; die durchschnittliche Pflegedaner war 18,37 gegen
17,26 Tage im Vorjahre. Bon den Kosten von 2196 Mk.
tvurden 404.30 Mk. durcb nrcht ganz imbemlttelte Kranke er-
setzt, der Rest von 1791.70 Mk. blieb nm 8.30 Mk. unter dem
Boranschlag, wclcher 2000 Mk. rn Ausgabe unÄ 200 Mk. in

Einnahme vorgesehen hatte. Für 1903 bcantragr der Krcis-
mrsschuß wie-der 2000 Mk. Ausgabe rmd '200 Mk. Eiunahme
in den Voranschlag aufzunehmen.

Der Bcricht über die L a n d a r m c n p f l c g e dcs K r e i-
ses ift erstattct von Kreisausschußnritglied Landgerichtsrat
Dr. Gautier. Als Ausgabe für die Landarmenpflege war
in dem Voranschlag für 1902 der durckffchnittlrche Jahresauf-
waud von 1893—1901 mit 32 000 Mk. zu Grunde gelcgt und
in Ausgabe vorgesehen. Die Ausgabcn betrugen indeffen nur
29 711.85 Mk., also 2288.15 Mk. wenrger als der Voranschlag
vorgesehen hatte. Ebenso rst das Rechnungsergebnis hinsiä)t-
lich der Eümahmen von 1902 tnsofcrn cin günstiges, als statt
der vorgeschcncn 1000 Mk. der Bckrag von 1379.83 Mk. ver-
einnahmt wnrdc. Was die osfene Armenpflege bctrifft, sa ist
der Aufwand gegenüber dem Vorjahre wieder erheblich zurück-
gegangen. Ebenso hat sich 'die Zahl der Unterstützten wrederum
vcrminderr. Deu größtcn Rückgang zcigcn die an Familicn ge-
währten Unterstützüngcn. Der Kreisausschuß stellt an die Äreis-
versammlung dcn Antrag, in den Voranschlag für 1903 als Ein-
nahme unter K 11 den Betrag von 1000 Mk., als Ausgabe
unter Z 106 den Bctrag von 32 000 Mk. einstellen zu 'wollen.

Nach dem Jahresbericht über die K r e r s p f I e g e a n -
st -a l t in Srnsheim, erstattet von dem Vorsrtzenden Bür-
germeister Prof. Dr. Wa l z , hat srch im verflosscnen Jahre die
«Anstalt unter der Leitung des neu angestellten Direktors Dr.
Eschle in durchaus zufriedenstelleNder Weise entwickclt. Die
Frcquenz der Anstalt ließ ettvas nach, da man längere Zeit hin-
durck; mit Rücksrcht auf den geplanten Neubau mit den Auf-
nahmen zurückhältend war. Nachdem 'sich jedoch heransgestellt,
daß 'die Jnangriffnahme dieses Itenbaues und dic Beseitigung
der abzubrechenden älteren Gebände noch einige^Zeit auf sich
warten lassen würde, hat man gcgen Schlnß des Jahrcs wicder
zahlreiche Aufnahmen in die Anstalt 'verfügt, so daß auf 31.
Dezember v. I. die Frequenz 'sich auf 144 Pe.rsonen stellte. Aus
'dcm speziellen Nachweis geht insbesondere auch hervor, welch
starkcr Prozentsatz von .Geistesgestörten und auch von unruhigen
und nnreinlichen Jnsassen sich rn dcr Anstalt besindct. Der
Bericht des Direktors klagt über die Schwierrgkeit bei Auf-
findrmg zuverlässiger Wartepersonen männlichen Geschlechts.
Aus dcm genamiten Berichte geht weiter hervor, daß in dcr
Anstalt ein reger Arbeitsbetrieb eingeführt ist, einc Tatsache,
welche nur freudig begrüßt wcbdoir kami, da die gcleistete Arbeit
nicht nur für die Anstalt selbst mchbringend ist, sondern auch
auf die Pflcglinge fövdernd mrd heilsam cinwirkt. Bei der
Ailfstellung des Voranschlages für 1903 'hat der Ausschuß die
Einnahmen aus Beipflegungsbeiträgen rm Hrnblick auf die zu
crwartcnde Stergerung der 'Frcquenz gegen-über dem Norjahre
mn 2000 Mk. erhöht. Jm ganzen ergibt sich bei den Cin-
nahmeu ein Mchvbeirag von 8045.69 Mk. Bei den Ausgaben
hat er dre Anfwendmrgen für Berpflegimgskosten mit dcm un-
gefährcn Betrage des Vorjahres d. h. mit 22 000 Mk. wieder
eingesetzt, ein'e Summe, dic nach Anjicht der Anstaltsberivaltung
vollkommen ausrerchen wird. Das Gesamtergebnr-s des Vor-
anschlages bcdeutet eine Minderung der Ausgaben gegenüber
dem Vorjahre um 4980 Mk. Der durch dic Kreiskaffe zu
deckcnde Zuschuß beträgt uur 6000 Mk. Wegeu Errichtung des
Anstaltsncubaues, dessen Pläne zur Zeit dem baupolizeilichcn
Ge.nehmigungsverfahrcn untcrlicgcn, ist ein besonderer Äorlagc-
'bcricht crstattct wordcn.

Wortlaut der auf Anregung des jung-
liberalen Vereins an das Großh. Staats-
ministerium zu richtenden Petition gegen
Aufhebung des ß 2 des Jesuitengesetzes.

Wir Unierzeichm'te erblicken in der Bewilligung der
vom Zentrum geforderten Aufhebuug des Paragraphen
2 des Jesuitengesetzes eine ernste politische Gefahr.

Wir halten uns in unserein Gewissen verpfli-chtet, zu
warnen vor dem Zurückweichen gegenüber einer Gesell-
schaft, die unter Aufgabe von Vaterland und Familie nur
cinem einzigen, einem fremden Willen untertan sein darf,
deren Ziel in der Zerstörung der freiheitlichen Grundla-
gcn des modernen Staates, in der Herrschaft der Kirche
über die Schule, in der Zerklüftung des Volkes in zwei
konfessiünell getrennte feindliche Lager- in der Fesselung
freier Kunst und Wissenschaft, in der Unterbindnng je-
der freien Entwicklimg eines nationalen Gemeinwesens
besteht.

Wir weisen hin aus die s-chwere Verantwortung,
welche die freie Zulassung der Jesuiten für den religiösen
Frieden und die ruhige Eniwicklung des gesamten Vater-
landes cnthält.

Wir bitten die Großherzogliche Regiernng, ihre
Siimmen im Bundesrat gegen die beabsichffgte Auf-
hebung des Paragraphen 2 des Jesuitengesetzes, mit dem
dieses Gesetz steht und fällt, abzugeben, vielinehr dahin
zu wirken, daß der Paragraph 2 küuftighin schärfer ge-
handhabt werde. -

Herren, die bereit sind, Namcnsuitterschrifien für diese
Petition zu sammeln, werden gebeten, Listen von Ver-
lagsbuchhändler Berkenbusch, Schriftfnhrer des Jung-
liberalen Vereins, Untere Neckarstraße 21, in Empfang
zu nchmen.

Aus Stadt und Land.

Heidelberq, 26. März.

-j- Reichstagswahl. Jn der gestern Nachmittag im Garten-
saal der „Harmonie" abgehaltenen, äußerst zahlreich besuchten
Verkrauensmännerversammlimg der Rationalliberalen Partei
wurd-e dcr öewährte seithevige Reichstagsabgeordnete, Ober-
amtmann Beck, einstimmig als 54andidat für die bevorstehenide
Wahl wieder aiffgestellt.

2 Jahresbericht der Stratzen- und Bergbahn A.-G. Pro
4902. Nachdcm wir gestern schon kurz des Geschäftsberichts
dieser Gesellschaft Crlvähnung getan, wollen wir jetzt noch
einige Punkte daraus mitteilen. Die Gesamteinnahmen sind
gegen das Borjahr um 10 930,55 Mark geringer. Die'ser Bc-
trag wurde vermindert um den Ge'winn aus den verkauften
Pfebden von 3 990,59 Mark, fodaß die Gesamtmindereinnahme
für 1902 nur 6939,96 Mark beträgt. Dadurch, 'daß die wäh-
rMd der Betriebseinstellungen entbehrlich gewesenen Leute und
Pferde zu Fuhrleistungen vcrweudet wurden, 'wurde eine in der
Summe 'der 'Gefanrteinnahmen' enthaltene Einnahme von
4232,10 Mark erzielt. Die Ansgaben einschließlich der Rück-
lagen 'sind von 94 025,19 Mark auf 105 614,49 Mark in 1902
tzestiegen, mithin um 11 489,30 Mar'k. Die Wagen werden
seit Aufnahme des elektrischen Betriebes jetzt durchweg von
Schaffnern bedient, ein Umstand, >der ebenso wie die durch die
Verlängerung der Bergheimerstraßenlinie bedingte Einstellung
eines dritien Wagens dort, eine Bermehrung des Personals
'bedingte. Von den von dcr Gesellschaft >der Stadtgemeinde
zu Umbauzwecken zur Verfügung gestellten 700 000 Mark wur-
den bis Jahresabschlnß 375 000 Mark abgehoben, während die
weiter verausgabten Beträge zunächst aus den greifbaren Rück-

lagen gedecki wurden. Fnr den Umbau sind in dcr
diesjährigen BUanz 687 876,63 Mark ausgewiesen,
nachdem von den vcransgabtcn Beträgen für Abnntzung der
Neuanlagc» in dcr Zeff vom 7. Oktober bis 31. Dezember
7000 Mark in Abzug gebracht sind. Die Straßcnbahn hat fol-
gcnden Wagcnpark: 6 gcschloffene Wagen, 10 offene Sommer-
Anhängcwagen sanßer diesen sind noch 4 im Ban) und 1k
clektrische Mororwagen, sowie 8 andere Fahrzenge. Der Pcr-
sonalbestand war 52 Pcrsonen. Befördcrt ivurben im ganzen
1 682 984 Persoucn, gegen das Vorjahr wenigcr 27 758. Die
Einnahmen aus diesem Pcrsonenveckehr waren 154 593,70
Mark. Die Bctriebsansgabcn waren 1902 105 514,49 Mk-
gegen 1901 mchr 11 489,30 Mark. Die Bergbahn arbei-
tcle mit einem Pcrsonal von 7 Pcrsoncn und befördertc in
270 Betricbstagcn 207 896 Fahrgäste, im Monat Auguft allein,
dcm verkehrsstärksten, 45 339. Die Eimiahmen belrugen im
ganzcn 71 581,21 Mark. Die Betricbsansgaben waren
24 870,21 Mark. Die in der Hanptsache durch das schlcchre
Pfingstwetter vernrsachte Mindcrcimiahmc wnrde andererseits
dnrch erspartc Betriebsansgaben ausgcglichcn. Der Auflichts-
rat schlägt vor, den bilanzmäßigcn Reingelvinn des Gefamt-
nnternehmens von Mk. 77 980,61 folgendermaßen zur Vertei-
lung zu bringen: 5 Prozent gcsetzliche Rcserve Mk. 4000, 4
Prazciff Dividendc Mk. 49 400, Tanttöme des Aussichtsrares
Mk. 7725, Tanticme des Vorstandes Mk. 2000, Znwen-dung
zur Penfionskassc Mk. 2000, 14 Prozent Superdividende Mk-
6175, Vortrag anf nene Nechnnng 6680,61 Mark.

-fl Spiegelscheiben-Bersicherunqöverein. Am 24. d. M. hat
die Jahrcsversammlung des hiosigen Spicgelscheiben-Versiche-
rungsvereins un Gartensaale der Harmonie statigefunden. Drt
Vorsitzende erstattete Bericht nber das abgelanfene Geschäfts-
jahr nnd erläuterte dic vorgelegte Rcchnnng. — Satzungsge-
tnäß ausscheidende Vorstandsmitglieder wurden einstimmig
wiödergewählt und zwar: Herr Fritz Werner als erster Vor-
fte'her, die Herren LnAivig Kochenbnrgcr nnd Stefan Werner
als Bciräte.

ff- Der Berein gegen den Mitzbrauch geistigvr Gttrünte

hielt gestcrn Aüend in der „Harmonie" seine Generalver-
sammlulig ab. Eüi Bericht darnber folgt morgen. Der Vor-
stand des Vercjns wurde iviedergewählt; Vorsitzender bleibt
Medizinalrat 51 ü r z.

-i- Städt. Arbeitönachweiöanstalt. Die Ansialr hat im ver-
floffeiicn Jahr 6493 Personen sofort Arbeit nachgewiesen,
davon wurdcn 4855 cingestellt, oder 74 Prozent der eingetra-
genen Arbeitssucher. Zahlreiche Personen — nämlich 97lo
— haben wegcn Arbeit nachgcfragt, ohne sich eintragen zu las-
sen. Diese Ziffer zeigt, datz der Arbeitsmarkr stch im Jahrs
1902 noch »ickst gebcsscrt hal.

" Ausgcstellt. Jm 'Schanfenster der Kunft- u. Antqiuitäten-
handlung von Julius Bambergcr am Kornmarkt sind gegen-
wärtig z'wei interessante Porzellangegenftände der ehemaligen
Württcmbergischen Porzellanmannfaktur zu Ludwigsburg aus-
gestellt. Dex einc Gegenstand stellt ein farbiges Gruppcheff'
Winzer und eine Mandolinenspielerin dar, -der andere ein Fi-
gürchcn von zierlicher Gestalt, Mädchen mit eincm Vogslkäfig'
Die Farbcn sind äußerst zart gehalten und die beideii Sffick^
von unzweifelhafter Echtheit.

Mannheim, 25. März. (Ueber das schwere U M-
g l ü ck) in Käferthal, dem vier Llüheiide Mcnschciilcben zuin
O-Pfcr ficlen, berichtcl das „Mannh. Tageblatt" noch folgendes
Oiähere: Fm Hause dcs SckMic'demcisters Alois Hembergc^
in der Mannheimerstraße Nr. 34 warcn gestern Vorniiktag
zwei nebcneinander licgendc Dimggrnbcn cntleert worden-
Dcr in Mannheim in dcr 15. Querstraße lvohnende Fnht-
inann Jakob Schröder, cin Scklwager des -Schmiedenieisteks
Hembcrger, haffc dic Latrinc abznfahren. Als cine ungesäht
4 Meier tiefe Grube entlert lvar, srieg Schrödcr ntittclft einet
Lciter in dic Grube, um die bon ciner in dic andere GruN
führende Oeffnnng, die verstopft ivar, frci zn machen. Als
er nach Verlauf von etwa 1-5 Miiinte'n nicht zurückkehcst'
stieg dcr im Hansc dcs Hem'berger wohnen'de Maurer Jckh-
Michael Friedwald, cbcnfalls cin Schwager Hembergers. ^
bie Grnbc, um nach dem Verbleib Dchröders zn seheii. Au«
Friedwald täm nicht ivie'dcr herauf. Jnzwffchcn hatte t'-
sich in dcr Nachbarschaft herumgcsprochen, daß im Hanfe Hen^
dcrgers 2 Personen in der Dnnggrube verunglückr seien, d>e^
hörtc auch dcr an dem Hause vorübergehende 21 Fahre alff
lckdigc Milchhäiidler G'corg Sponagcl. Er eilte um Hilse
bringen ins Haus nnd sprang in die Dnnggrnbe, um ebeu-
falls nicht mehr lcbeiid darans zurückznkehren. Das glcist^
Schicksal tcilte Hcmbcrgcr, der sich um zu retten auch in
Grnbe begab und darin erstickte. Nun ließ man dcn ledige"
SckMic'degcsellcn Josef Heust an einem Seil in die Grnbf'
Dieser war abcr tänm bis zur Häkftc hinabgelasseii, da drolfl
tcn auch ihn dic Gase zu ersticken. Er schrie nm Hilfe,
rauf er wieder heranfgezogcn wnrdc. Es 'ivar dic 'höchftc Zeff'
demi auch Henst ivar bereits betäubt, als cr wieder an d>.
'Obcrflächc gttangte und dauerte es geraume Zcit, bis er w>^
der Lebenszeichen von sich gab. Ob er nicht nacksteiligc
gcn davongetragcn wird, muß abge'warrct wevden. Äls Uw
fer an Ort und Stelle enffan'dter Berichterstatter den He>ff
sprach, hatte diefcc hcftiges Fieber, sodah cr zu Beitc gcbraw,
wcrden mutzie. Jakob Schrödcr, Joh. Mich. Friedwald. Alö'^
Hembergcr n'id Georg Sponagcl sind durch die in dcr 'GfUU
aiigesnnimclien Gase erstickt. Die crstcrcn habcn Schwcste'fs
zu Franen, 'die durch das Unglnck glcichzertig .Witwen getvo^
den sind. Hemberger hinterläht zwei, Schröder ein K"»'
Friedwald ist erst seit Febrnar dic'ses Jahres vcrheiratct. GaUv
bcsonders tragifch ist der Tod des Milchhän'dlers SponE>
Dcrselbc hatte in Mannheim scmcr Kimdschaft Milch gebraal
und war mit der Ncbenbahn nach Käferthal zurückgekclst'i
Auf dem Wege boni Bahnhof nach seincr Wohnung kam er a
Hause Hembergers vorübcr, wo er Hilfe leisten wolltc u'.
'dabei den Tod fand. Jn den crstcn Nachmittagsstunden 4
cine Aufnahme des Tatbestandes durch cine GerichtskoMä"si
fion stattgcfunden. Ganz Käferthal stand nnter dcm Eind^Z
dcs fchrecklichcn Unglücks. Herzzcrreißend war 'der Jan«u -
'dcr drci noch jungcn Witwen und der hochbctaglen Mnttci' >
Sponagel. Die Leichcn der drei Schwäger lagen, naät^
man sie mit vieler Mühe aus der Grube hcrausgezogen haR^
'liebeneiiiander auf Stroh gebettet in der Schener, ivährend
'Lciche Sponagels nach seiner Wohnung verbracht wurde. ,,
Der Polizeiberrcht mcldet, dah anch defizur Rettimg herbcw.
cilte verhciratete LaNdwirt Fritz Waffer von Käfcrthal, tvem^
angcfeilt in die Grube himmtcrgclasscn 'wnrdc, in bclvnßtloi> .
Znftande wieder herausgezogcn weffden mnßte. Eine Btt'gu^
der vier in dcr Grubc liegenden crstickten Personen
müglich, indem man dicselbcn mittelst eiferner Haken und
aus dcr Grnbe herauszog. Sofort angestellte WicderbclebuW'
bersuche waren etfolglos. ^

MannlMm, 25. ZNärz. (B a d. R e n nv e r e i n M ^ n ^
hcim.) Fnr dic Frühjahrs-Pferderennen sind wieder
Tage festgcsetzt und z'war dcr 2., 3. und 6. Mai. Fuu'
Herbstrenncn ist nnr ein Tag in Anssicht genommen. ^

Mannheim, 25. März. (I n d e r g e st r i g e n B ü r

st

a u s s ch u ß s i tz u n g) erklärtc bei Beratnng des
Bndgets pro 1903 Oberbürgermeister Beck, daß wegen bes
lichen wirtsck)aftlichen Niederganges von einer Umlageerhoyo^
äbgesehen worden sei. Natürlich mnhten dabei Wstriche ber 7,
Ausgabepositionen borgenommen werden, im Ganzen e ^
300 000 Mk. An außerorLentlichen Anfwendungen s"^c>>'
den lctzien zwölf Jahren 55 Millionen verauSgabt wo
 
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