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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Zur Wahlbewegüng.

— Zu der Kandidatur des Grafen v. Hoens-
b roech schreibt die „Sächs. Nationallib. Korresp.": „Der
am Donnerstag Nachmittag in Halersgrün tagende Zch-
nerausschuß des konseröativen ünd' nationalliberalen
Wahlkomitees im 22. Neichstagswahlkreis hat beschlos-
fen, einer acht Tage nach Ostern stattfindendm Vertran-
jensmännerverscunmlung die Unterstützung der
Kandkdatur Hoensbroechs zn empfehlen."

— Die Sozialdemokratie entfaltet eine
außerordentlich rege Agitation und läßt es auch an
Siegeszuversicht nicht fehlen, um alle Mannen am 16.
Juni an die Urne zu bringen. 58 Mandate hat sie be-
reits, auf 72 rechnet sie ganz bestimmt, 96 bis 100 über-
raschen fie nicht und in nicht weuiger als 158 Wahlkrei-
f>en glaubt sie Aussichten auf Sieg zu häben. Vor der
nüchternen Wirklichkeit wird denn dieses reiche Zukunfts-
bild ein inenig verblassen müssen. Aber so viel ist ri-chtig,
daß die anderen Parteien sich, was Rührigkeit in der
Wahlagitation betrifft, ein Beispi-el nehmen können.

E m m e n 'd i n g e n, 7. April. Jn einer sozial-
demokrattschen Versammlung hier äußerte sich der Redner,
Redakteur des „Volksfreund", Kolb von Karlsruhe, auch
darüber, wie sich 'die Sozialdemokraten für den Fall einer
Stichwahl zwischen Zentrum und Nationalliberalen im
6. Wahlbezirk verhalten werden: Die sozialdemokratischen
Sttmmen bildeten das Zünglein an der Wage. Auf die
Stimmen der Partei werde aber nur der Kandidat zu rech-
nen häben, der die aufgestellten fünf Programmpunkte
-(die s. Zt. in der Presse erörtert wurden) unterschreibe.
Geschehe dies nicht, dann sei die sozialdemokratische Pa-
role: Gewehr bei Fuß. Es wurde bereits parteioffiziös
betont, daß von einer derartigen ttnterschrift keine Rede
sein kann. _

Vadische Reichstagskandidaturen.

Wir geben nachstehend die 1898er Wahlergebnisse wieder
und lassen bei jedem Kreis gleich die bis jeht bekannten Kandi-
daten folgen:

1. Wahlkreis: Hug (Ztr.) 9428, Hauser (natl.) 7233,
Venedey (Dem.) 1394, Krohn (Soz.) 867. Stichwahl: Hug
40 543, Hauser 7772.

Jetzige Kandidaten: von Bodman (natl.), Krohn
(Soz.), Venedey (Dem.)

2. Wahlkreis: Faller (natl.) 9485, Schüler (Ztr.)
8461, Fleig (Soz.) 1261, Muser (Dem.) 372. Stichwahl:
Faller 10 946, Schüler 10 065.

Jetzige Kandidaten: F-aller (natl.), Fleig (Soz.), Duf-
uer (Ztr.)

3. Wahlkreis: Schüler (Ztr.) 10118, Krafft (natl.)
7191, Haug (Soz.) 504.

Jetzige Kandidaten: Krafft (natl.), Kleemann (Soz.)

4. Wahlkreis: Blankenhorn (natl.) 6915, Fehrenbach
(Ctr.) 4899, Frühüuf (fr.) 1929, Liebermann von Sonnen-
berg (Antis.i 116. Stichwahl: Blankenhorn 9029, Fehrenbach
5487.

Jetzige Kandidaten: Blankenhorn (natl.s, Frühauf
(fr.) ?, Haug (Soz.)

5. Wahlkreis: Marbe (Ztr.) 9685, Rau (natl.) 8628,
Kräuter (Soz.) 2242, Liebermann v. Sonnenberg (Antif.)
>148. Stichwahl: Marbe 11 947, Rau 9632.

Jetzige Kandidaten: Junghans (natl.), Marbe (Ztr.),
Kräuter (Soz.)

6. Wahlkreis: Schättgen (Ztr.) 7770, Weingärtner
(natl.) 6619, Fendrich (Soz.) 1277. Stichwahl: Schättgen
9616, Weingärtner 7592.

Jetzige Kandidaten: Schättgen (Ztr.), Engler (Soz.)

7. Wahlkreis: Reichert (Ztr.) 6572, Rheinau (natl.)
5008, Geiß (Soz.) ?, Vogel (Ant.) 369. Stichwahl: Reichert
8860, Rheinau 6114. Ersatzivahl: Schüler (Ztr.) siegt über
Dr. Reinhardt.

Jetzige Kandidaten: Schüler (Ztr.), Monsch (Soz.) Offen-
burg.

8. Wahlkreis: Lender (Ztr.) 10275, Geck (Soz.)
4858.

Jetzigc Kandidaten: Lender (Ztr.), Lutz (Soz.).

8. Wahlkreis: Agster (Soz.) 10450, Frank (natl.)
7251, Gießler (Ztr.) 4328, v. Stockhorner (kons.) 1435.
Stichwahl: Agster 12 292, Frank 9561.

Jetzige Kandidaten: Wittum (natl.) Eichhorn (Soz.),
Hermann (B. d. L.), Dr. Richter (Dem.) ?.

10. Wahlkreis: Geck (Soz.) 9031, Schneider (natl.)
7607/ Heimburger (Dem.) 6378, Stockhorner 1614. Stich-
wahl: Geck 12 802, Schneider 12 627.

Jetzige Kandidaten: Bassermann (natl.), Geck (Soz.),
Heimburger (Dem.)^

11. Wahlkreis: Dreesbach (Soz.) 15105, Bassermann
(natl.) 8628, König (Ztr.) 4601, Köster (Ant.) 1965, Vogel
sDem.) 2349. Stichwahl: Dreesbach 18 187, Bassermann
13 589.

Jetzige Kandidaten: Dreesbach (Soz.), Muser (Dem.).

12. Wahlkreis: Beck (natl.) 6520, Armbruster (Ztr.)
8877, Pfeifle (Soz.) 2584, Vogel (Ant.) 2403. Stichwahl:
Beck 12 000, Armbruster 6600.

Jetzige Kandidaten: Beck (natl.), Michaely (B. d. L.),
Pfeifle (Soz.).

13. Wahlkreis: v. Mentzingen (Ztr.) 6177, Lucke (B.
d. L.) 4868, KöhnhornZnatl.) 4179. Stichwahl: Lucke 10 635,
Mentzingen 9370.

Jetzige Kandidaten: Lucke (B. d. L.), Horker-Mannheim
(Soz.).

14. Wahlkreis: Zehnter (Ztr.) 11142, Klein (natl.)
4085.

Jetzige Kandidaten: Leiser (natl.), Ratschreiber, Zehnter
(Ztr.), Eckard (Soz.).

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 8. April.

§ AuSgestellt. Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar wird
4n diesem Jahre zum Andenken an seinen verstorbenen Vater
zu dem Mannheimer Mai-Rennen einen Ehrenpreis stiften,
'bestehend in einem in Silber getriebenen Pokal, modernen
Stils, mit der Heidelberger Schloßruine als Deckelabschluß.
Am Fuße des Pokals ist der symbolische Ausöruck des Neckars
mit Delphinen geziert, über ihm entwickeln sich breite Stämme,
mit Blumen, Blüten und Obstarten jeder Gattung, die die
siruchtbare Gegend andeuten, in deren Mitte die großartige
Ruine in ihrer jetzigen Gestalt sich erhebt. Der Ehrenpreis
ist für das Weimarer Jagdrennen bestimmt. Entwurf und
Ausführung stammen aus dem Atelier von N. Trübner
hier. Der Pokal ist gegenwärtig im Schaufenster des Herrn
Trübner ausgestellt.

X Abschiedsfeier. Gestern Abend veranstalteten zu Ehren
des von hier nach Durlach versetzten Herrn Lehrer Zimmer

Freunde und Kollegen desselben eine herzliche Abschiedsfeier,
wobei dem Scheidcndcn ein Bild von Heidelberg überreicht
wurde. Herr Zimmer hat sich während seiner fast 4jährigen
hiesigen Wirksamkeit die Liebe und Achtung von Schülern u.
Eltern in hohem Grade erworben. Alle, die mit ihm in nä-
herem Verkehr standen, haben ihn als einen offenen und ehr-
lichen Charakter kennen gelernt. Seinen Freunden ist durch
das unerwartete Scheiden ein schmerzlicher Verlust bereitet.
Daß sich Herr Zimmer auch in seinem neuen Wirkungskreise
allseitige Ächtung und Liebe erwerben wird, ist sicher.

V Vortrag. Wir machen nochmals auf den heute (Mitt-
woch) Abend stattfindenden Vortrag des Herrn Dr. Rigler
aufmerksam. Der Redner wird seine Darstellung auch durch
die Vorführung von Lichtbildern unterstützen.

— Sonderzüge. Jm Bezirk der Eisenbahndirektion Mainz
werdcn während der Osterfeiertage eine Anzahl von Sonder-
zügen verkehren, so auf der Strecke Heidelberg-Frankfurt,
Frankfurt-Mainz-Bingerbrück, Mainz-Darmstadt und Binger-
brück-Coblenz. Die Reisenden, welche Fahrten auf den ge-
nannten Strecken beabsichtigen, werden dringend ersucht, mög-
lichst die Sonderzüge zu benützen, weil diese Züge auf den Ab-
zweigstationen die Anschlüsse an andere Züge sicherer errei-
chen, als die nachfolgenden Hauptzüge. Näheres enthält der
auf den Stationen aushängende Sonderfahrplan.

-p Gewerbeschule. Wie bereits kurz erwähnt, findet zur
Zeit die Ausstellung der Schülerarbeiten der
Gewerbeschule statt. Es sind in derselben zwei Gruppen zu
unterscheiden: Die Arbeiter der ordentlichen Schüler (Lehr-
linge), welche dem Unterricht entsprechend in schriftliche und
zeichnerische zerfallen und die Arbeiten der fakultativen Kurse.
Der Realunterricht, in welchem die schriftlichen Arbeiten ge-
fertigt werden, bezweckt, dem künftigen Handwerker die nöti-
gen rechnerischen, kaufmännischen und wirtschüftlichen Kennt-
niffe beizubringen, ohne welche heutzutage auch nicht der
kleinste Geschäftsmann mehr bestehen kann, während der Zei-
chenunterricht den Schüler befähigen soll, Werkzeichnungen zu
verstehen und selbst anzufertigen. Die Gewerbeschule erreicht
diesen Zweck durch konsequent durchgeführte Gliederung nach
Fachgruppen und bezüglichen Fachunterricht und nur durch
diese Gliederung ist es möglich, die Schule auf der Höhe zu er-
halten, wie sie uns die Ausstellung zeigt. Bei den zeichnerischen
Arbeiten tritt uns allenthalben neben ziemlich genauer Aus-
führung und Sauberkeit eine sorgfältige Auswahl des Stoffes
entgegen. Von den einzelnen Fachgruppen sind besonders zu
erwähnen die Arbeiten der Zimmerleute, Glaser, Küfer und
Schreiner, der Maurer und Steinhauer, der Schlosser und
Blechner, der Maler, Buchbinder, Tapeziere und die Arbeiten
der Mechaniker, Fein- und Elektromechaniker usw. Hervor-
ragendes wurde auch in dcn fakultativen Kursen geleistet,
welche zumteil bon Lehrlingen, meistens aber von Gesellen
besucht werden. So treten uns in den Arbeiten der Dekora-
tionsmaler, der Kunstschmiede, der Holzbildhauer, sowie im
Modellieren, Alluarellieren, Freihandzeichnen usw. geradezu
künstlerische Leistungen entgegen. Die Ausstellung bietet wohl
jedem Besucher, auch dem Laien, sehr viel Sehenswertes und
wir wollen daher nicht versä'umen, unseren Lesern den Besuch
derselben währdnd der Feiertage dringlichst zu empfehlen.

Das segensreiche Wirken von Sterbekassen. Die segens-
reiche Tätigkeit in Familienfürsorge für das Gastwirtegewerbe,
welche die Sterbekasse des Bundes deutscher Gastwirte (Juri-
stische Person, Sitz in Darmstadt) so erfolgreich entfaltet, hat
auch in unserer Gegend Wurzcl gefatzt und schöne Früchte ge-
zeitigt. So wurde den Angehörigen des kürzlich verstorbenen
Gastwirts Herrn Rich. U tz in Ziegelhausen das ansehnliche
Sterbegeld im Betrage von 1000 Mk. durch den Bezirks-Orts-
rechner Herrn Gastwirt A. Schwinn in Heidelberg wenige
Stunden nach Einlauf der Sterbeakten ausbezahlt. Es sei
bei dieser Gelegenheit auf den guten Stand und das erfolg-
reiche Wirken dieses angesehenen und weitverbreiteten lJnsti-
tutes aufmerksam gemacht. Den dieser Sterbekasse noch nicht
als Mitglieder angehörenden Gastwirten dürfte der Hinweis
auf obige ansehnliche Auszahlung ein Ansporn zum Beitritt
zu eincm so segensreichen Jnstitute sein.

V Besitzwechsel. Her Georg Zündorff, Dachdeckermeister,
berkaufte seine Villa Häusserstraße 28 an Herrn Kommerzien-
rat C. Kannengießer in Wiesbaden um den Preis von 52 000
Mark.

* Polizeibericht. Verhaftet wurde ein Reisender aus
Hannover wegen Sittlichkeitsverbrechens und ein Taglöhner
wegen Bettelns. Zur Anzeige kamen ein Taglöhner we-
gen Diebstahl's und eine Person wegen Ruhestörung.

/c. Aus dem Odeuwald, 8. April. (Heidelbeeren-
blüte.) Die Mitteilungen verschiedener Blätter, daß infolge
des eingetretenen kalte-n regnerischen Wetters bereits die Hei-
delbeerenblüte erfroren sei, war glücklicherweise nicht richtig.
Die Sträucher sind hier doch noch nicht so weit vor, daß die
Blüten sehr notleiden. BekaNntlich können außerdem die
Heidelbeeren doch schon etwas Kälte vertragen, und bleiben sie
durch das derzeitige Wetter zurück, so kann das für dieselben
nur gut sein.

Unterschüpf, 7. April. (D i e ersten Spargel.) Ge-
stern wurden hier die ersten Spargeln gestochen.

Karlsrühe, 7. April. (Das zweite Bergsiest des
10. deutschen Turnkreises) -— Baden, Pfalz, Elsaß-
Lothringen — findet am 14. Juni d. I. versuchsweise auf der
„FriedrichShöhe (am Fuße des Merkur) bei Baden-Ba-
den statt, da sich der Platz auf dem Merkur beim letzten Berg-
fest als zu klein erwies.

Freiburg, 7. April. (Unglücksfälle.) G^estern
ereigneten sich hier zwei Unglücksfälle mit tötlichem Ausgange.
Nachmittags gegen 3 Uhr fuhr ein Radfahrer im schnellsten
Tempo vom Schloßberg herab. Bei der Einbiegung der
Straße beim Schwabentor kam derselbe zu Fall und auf das
Geleise der Straßenbahn zu liegen. Jm selben Moment kam
die elektrische Bahn dahergefahren, die Räder gingen über den
Unglücklichen hinweg und trennten ihm den Kopf vom RuM-
pfe. — Der zweite Unglücksfall ereignete sich abends gegen
7 Uhr. Ein Fuhrwerk fuhr die Schloßstraße herab, der Leiter
desselben, der 67jährige Landwirt Schopp von Munzingen,
führte die Pferde; er kam dabei zu Fall, der Wagen ging ihm
über die Schulter und Kopf und drückte ihm die Schädeldecke
ein, sodaß er augenblicklich tot war.

Konstanz, 5. April. (Heiteres vom Stadttheater
in Konstanz.) Man schreibt der „Frankf. Ztg.": Heute
schließt unsere Bühne mit einem Abschieds-Ehrenabend des
scheidenden Direktors Herrn v. Klinkowström. Gestern
hatten wir noch einmal eine heitere Vorstellung. Man gab:
„Die Kinder der Exzellenz" von Wolzogen und Schumann mit
Frau v. Stahl-Bünau als Trudi. Als der Vorhang sich ge-
hoben, trat der Regisseur vor die Rampe und kündete an, daß
schon wieder ein Schauspieler, und zwar Herr Willy Reinhard,
der ohnehin nie zu fleißig gewesen wäre — heute Mittag
durchgebrannt sei. (Rebenbei bemerkt, ist Herr Rein-
hard der vierte Künstler, der in dieser Saison vorzeitig
sich empfiehlt.) Herr Neck habe die Liebenswürdigkeit, Herrn
Reinhards Rolle, den Major von Muzell, zu übernehmen, und
zwar werde er sie vorlesen. Und richtig, Herr Neck er-
schien als Major a. D. mit der Rolle in der Hand und spielte
zugleich seine ursprüngliche Rolle als „Lautenschläger",
ülso seinen eigenen Diener. Es gibt im Stück Szenen, in
denen beide Personen zugleich auf der Bühne beschäftigt sind
und miteinander zu sprecheN haben. Es machte sich nun auS-
gezeichnet, wenn der Major fluchcnd und lesend über die
Bühne polterte, plötzlich zusammenklappte und als Diener zu-
treffend fprach: „Der Major haben scheints heute einen ver-
gnügten Tag!" Das Stück beginnt mit dem ominösen Satz:

„Run, wir werden heute nichts Besonderes zu erwarten ha-
ben", und diese Bemerkung löste einen wahren BeifallssturM
und ungebundenste Heiterkeit des Auditoriums aus.

Kvnstanz, 7. April. (Ortskrankenkasse.) Der
Bürgerausschuß genehmigte gestern die Umwandlung der Ge-
meindekrankenkasse in eine Ortskrankenkasse, lehnte jedoch die
Umwandlung der Dienstbotenkrankenkasse ab.

Aus Baden. Von einem raschen Tode ereilt wurde die
blühende 24 Jahre alte Tochter des Verlegers des „Murg-
täler" in Gernsbach. Das Mädchen hatte an der rechten
Wange ein kleines Geschwür und zog sich durch unvorsichtiges
Oeffnen desselben eine Blutvergiftung zu, der sie nach einUeu
Tagen unter großen Schmerzen erlag. — Jn dem Wohn- und
Oekonomiegebäude des Landwirts Christian Schneckenburger
in Oberbaldingen brach am 6. d. M. abends Feuer aus,
durch welches das Anwesen gänzlich zerstört wurde. Der
Schaden beträgt ungefähr 15 000 Mk. Es kamen beim Brande
3 Mutterschweine mit 18 Jungen und 13 Hühner um. Als
der Brandstiftung dringend verdächtig wurde der Besitzer ver-
haftet. Er soll anläßlich einer ehelichen Streitigkeit mit Brand-
stiftung gedroht haben. — Das Wohn- und Oekonomiehaus des
Anton Fritz in Bühlerthal brannte am 6. d. M. nachts
bis auf den Grund nieder. Ein Schwein kam in den Flammen
um, Die Brandursache ist noch unbekannt.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.

ü. Heidelberger Schützenverein.' Die gestern Abend irn
„Weißen Bock" abgehaltene Mitgliederversammlung (Jahres-
versammlung) war gut besucht. Der Oberschützenmeister,
Stadtrat Roesler, gedachte vor Eintritt in die Tagesord-
nung des Hinscheidens zweier Mitglieder des Vereins, der
Herren Stöckinger und Georg Lang, zu deren ehren-
dem Andenken sich die Anwesenden von den Sitzen erhoben,
und erstattete sodann den Jahresbericht, aus dem hervorging,
daß das verflossene Jahr einen geregelten ruhigen Verlauf ge-
nommen hat. Der Rechner, Herr Friedrich Walb, legte
Rechnung über das Jahr 1902 ab und es wurde ihm nach Ver-
lesung des Berichtes der Rechnungsprüfer mit dem Ausdruck
herzlichen Dankes für seine äußerst gewissenhafte, Geschäfts-
führung Entlastung erteilt. T>ie seitherigen Rechnungsprüfer
Herren M. M o o ck und Karl Anderst wurden wieder- und
als Ersatz für ein ausgeschiedenes Verwaltungsratsmitglied
Herr Gastwirt L. Schaaff neugewählt. Eine längere Er-
örterung schloß sich an den nächsten Punkt der Tagesordnung:
„Berichterstattung über die Verhandlungen wegen Erbauung
eines neuen Schießhauses." Ein ursprünglicher Plan, das
Schießhaus mit Rücksicht auf die bequeme Erreichbarkeit in die
Nähe des Sportplatzes des Akad. Sport-Klubs an der Rohr-
bacherstraße zu legen, mußte wegen Schwierigkeiten, die siÄ
hinsichtlich der Nachbargelände ergaben, 'fallen gelassen werdeN
und für eine Verlegung noch weiter hinaus konnte sich die Ver-
sammlung nicht erwärmen. Dagegen fand der Vorschlag des
Verwaltungsrats, unter diesen Umständen das neue Schietz-
haus auf dem prächtigen alten Gelände des Vereins zu errich-
ten, einmütige Zustimmung. Die mit dem in Betracht kow-
menden Nachbar, mit der städtischen Verwaltung, der Wald-
kommission und dem Forstamt gepflogenen Vorverhandlungen
lassen auf einen günstigen Ausgang der Sache hoffen; ganz
besonders wurde das namens der Stadtgemeinde durch Herru
Bürgermeister Dr. Walz betätigte weitgehende EntgegenkoM-
men dankbar anerkannt. — Nachdem im weiteren Verlauf der
Tagesordnung einige Neuaufnahmen von Mitgliedern vorge-
nommen waren, wurde die Eröffnung der Schießstände fü^
dieses Jähr auf den 26. April festgelegt. — Mit der Bespre-
chung sonstiger Vereinsangelegenheiten, wobei u. a. die Ein-
führung der anderwärts sehr beliebten Einrichtung eines jähr-
lich herauszuschießenden Schützenkönigs angeregt und beschloi^
sen wurde, cndete die Versammlung.

... « I»II!M»!!»!

Kleine Zeitung.

— Der 8. deutsche Handlungsgehilfentag wird aR
Ostersonntag, 12. April, in der „Bürgergesellschaft"
Köln abgehalten werden. Tie Tagesordnung umfam
folgende Punkte: 1. Standespolittsche Jahresschau.
richterstatler: Herr W. S-chack-Hamburg. 2. Handett"
inspektoren. Berichterstatter: Herr N. v. Pein-Altona,
3. Kaufmännische sisortbildungsschulen. Berichterstattec'
H-err N. Roth-Hamburg. 4. Die Fortführung der
hebnngen über die Arbeitszeit in den Kontoren. Berichi-
erstatter Herr P. Elberding-Köln. Nach den bishsr voc-
liegenden Anmeldungen werden 460 Städte auf der Da-
gung vertreten sein. Dem Handlungsgehilsentag folgt ai»
Ostermontag der Verbandstag des T-eutschnationaleü
Handlungsgehilfen-Verbandes. .

— Staatliche Mädchengymnasien. Jn Hannover hül
sich ein Komitee gebildet, das die Agitation für Erlangu>ch
vollständiger Mädchengymnasien bezweckt. Das Komit^
hat jetzt eine seit längerer Zeit Vorbeveitete Petttion a^
den Kultusnttnister Studt und an den preußischen Lam'"
tag gesandt. Diese Petitionen bitten um diü Erriap
tung eines st a a t l i ch e n vollständigen MädckMgymua"
siums, das von 8er Höheren Töchterschule gänzlich
trennt ist: die Petition an den Minister erbittet ferU^
für alle Jnteressenten das Recht, private selbstäiidi^
Vollgymnasien für Mädchen zu gründen oder besteheiw^
Gymnasialkurse zu solchen Vollanstalten auszubauen. Da'
mit verfolgt das Komitee, dessen Geschäftsführerin z. o.
Frau I. Kettler in Hannover ist, den Grundsatz, der
bei der Gründung des ersten dentschen MädchengYNiU^.
siums (in Karlsruhe) und ebenso bei der Stiftung
hannoverschen Schule von den Gründerinnen dieser beidb
Anstalten als das alleinige Ziel erklärt wurde, der av ^
bis heute w-eder an diesen beiden Anstalten, noch anders>^
in Deutschland verwirklicht werden konnte. Deni haM>f,
verschen „Komitee für vollständige Mädchengymnasivü.
gehören bereits über fünfzig ffNitglieder an, in että
Linie hervorragende Universitäts- und Hochschulprofe'ie
ren, Redakteure leitender Blätter und Schriststeller. ^

— 4200 Mlirk für eine Orchidee. Aus London E,
berichtet: 4200 Mark wurden für eine einzige Orchidf,^
Cypripedium Priam, bei der Auflösung der
SNonkholme-Sammlung in Brierfield bei Bnrnley bezad^
Eine andere Pflanze, Odontog lossiim Crispum Alpch
brachte 4095 Mk., 33 andere Pflanzen wurden zusamM
für 21 600 Mark verkauft.

Warum du wider alles Hoffen
Noch niemals mitten ins Schwarze getroffen?
Weil du's nicht laffen konntest, beim Zieten
Jmmer ins Publikum zu schielen. — ^ ,

Emanuel Gelbe'-
 
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