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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0732

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Freiherrn von Babo und empfing dann den Finanzminister
Dr. Buchenberger znr Vortragserstattung. Danach mel-
deten sich eine Anzahl Offiziere. Jm Laufe des Abends
hörte Seine Königliche Hoheit der Großherzog den Vor-
trag des Legationsrats Dr. Seyb.

Ausland.

Asien.

Simla (Britifch-Jndien), 11. April. Beim Golf-
fpisl in Mranshah Tocki wurden am 9. April zwei bri -
tische Offiziere von zwei fanatischen Danri Gha-
zis überfallen nnd durch Gewehrschüsse v e r wun -
d e t. Die beiden Fanatiker wurden überwältigt, wobei
vier Personen getötet wurden. Die beiden Offiziere be-
finden sich außer Lebensgefahr.

Zur Wahlbewegung.

Straßbnrg, 11. April. Jn Sachen der bevor-
stehenden R e i ch s t a g s w a h l hat der Vorstand des
Z e n t r um s v e r e i n s am Donnerstag Abend beschlos-
sen: Das Schreiben des liberalen Bürgervereins, worin
dieser den Zentrumsverein zur Unterstützung einer Kan-
didatur Back einlädt, ist a b l e h nend zrr bescheiden. Der
Zentrumsverein wird bei der kommenden Reichstagswahl
felbständig vorgehen. Die Namhaftmachung seines Kan-
didaten muß der Generalversammlung des Zentrumsver-
eins vorbehalten bleiben. Sämtliche Beschlüsse wurden
einstimmig gefaßt.

Lahr, 10. April. Wie verlautet, besteht die Absicht,
Herrn Rechtsanwalt Dr. Schnei d e r in Karlsrnhe, der
in hiiefiger Stadt und im Bezirk seit Jahren bekannt ist,
die Kandidatnr für die nationalliberale Partei im
sechsten Reichstagswahlkreis anzutragen.
Eine Vertrauensmännervesammlung wird in den nächsten
Tagen endgiltigen Beschluß fasfen. Diese Nachricht dürfte
wohl in den weitesten Kreisen mit großer Befriedigung
arifgenommen werden.

K a r l s r u h e , 10. April. Wie der „Volksfreund"
schreibt, ist im 10. bad. Wahlkreis Hofpfarrer
K u n z als Kandidat der Zentrumspartei aufgestellt wor-
den. Landtagsabgeordneter Fehrenbach hat die Kandida-
tnr definitiv abgelehnt.

L6. B r e t t e n, 12. April. Landtagsaügeordneter
G r e i f f in Wiesloch wurde als nationalliberaler Reichs-
tagskandidat für den 13. Wahlkreis (Bretten-Eppingen-
Sinsheim-Philippsburg) anfgestellt.

Mannheirner Festtage.

Mannheii», 11. April. (D i e Taufe der Festhalle.)
Heute Nachmittag vollzog sich in einfachen Formen der Akt der
Üebernahme der Festhalle durch die Stadtverwaltung und da-
mit die Taufe der neuen Festhalle. Jn dem an hen Konzert-
saal anstotzenden Versammlungssaal versammelten sich die
Mitglieder des Stadtrats und des Bürgcrausschusses. Die bei-
den städt. Kollegien waren fast vollzählig vertreten. Auch die
Mitglieder der Theaterkommission waren anwesend. Die Gal-
lerie des Saales schmückte ein reicher Damenflor, Angehörige
der geladenen Herren. Gegen R4 Nhr ertönten vom Konzert-
saal die feierlichen Akkorde der dort aufgestellten Orgel.
Herr Musikdirektor Hänlein bekundete seine vollendeteMeister-
schaft. Sodann trugen die auf dem Podium des Konzert-
saales aufgestellten, sich aus den hiesigen Gesangvereinen re-
krutierenden Sänger unter Herrn Hofkapellmeister Langers
Leitung den ewig schönen Beethovenschcn Chor: „Die Him-
mel rühmen des Ewgen Ehre" vor. Der ergreifende Choral
hörte sich prächtig an und machte auf die im Versammlungs-
saal verblicbene Festversammlung einen tiefen Eindruck.
Hierauf bestieg Herr Oberbürgermeister Beck das im Ver-
sammlungssaal aufgestellte kleine Rednerpult zu einer An-
sprache, welche die Geschichte des Bauens der Halle nicht ohne
allerhand pikante Seitenblicke schilderte. Zum Schluß sagte er:
'Doch nicht der banal generalisierendc, unzutreffende, jedes
Lokalkolorites entbehrende Sammelname „Festhalle" soll dies
Werk durchs Leben begleitcn, nein, die aus unvordenklicher
Zeit stammende Bezeichnung dieser Stätte, auf der wir es er-
baut, soll ihm für alle Hinkunft den Namen leihen. Und so
sei denn unter Aufrufung der Anwesenden beiden kooperieren-
den Bauherren — Stadtrat und Bürgerausschuß — als Tauf-
zeugen fürderhin wie von altersher dies Haus „Rosengarten"
benannt. Mögen die Rosen einer segerisvollen Entwickelung
unserer Stadt noch in den fernst'en Zeiten dies Haus in reicher
Fülle umranken als Stätte der Freude, sinnigen Ernstes und
idealen Genusses! Auf die Ansprache des Herrn Oberbürger-
meisters erfolgte eine gegenseitige Beglückwünschung. Sodann
begaben sich, während die Sänger das Altniederländische
Dankgebet bortrugen, die Festgäste unter den Klängen dieses

sten Schlüsse". Die badische Regierung aber erkannte richtig,
daß wer in dem heftigen Kampfe das Gewicht und das Gegen-
gewicht der Gründe mit Ruhe gegeneinander abwägen wolle,
die Wage ausschwingen lassen müsse. Deshalb verschob sie die
Entscheidung und benuhte die Zwischenzeit zu sorgfältigen Un-
tersuchungen über den Bestand der Ueberreste. Die Veröffent-
lichung der Verhandlungsschrift nun hat ein einstweiliges Er-
gebnis dieser Untersuchungen zutage gefördert, welches den
Nuf nach einer entschlossencn Tat so laut erhebt, daß er alle
anderen Bedenken llbertönt. Jm Jahre 1886 begrützte der da-
malige Kronprinz des Deutschen Reiches und bon Preußen bei
dcm Feste der 500jährigen Jubelfeier der Universität Hei-
delberg ihren Rektor Magnificentissimus mit den Worten:
„Denn voranzuschreiten mit großem und gutem Entschlusse ist
ein Anrecht des erlauchten Zähringer Hauses." Möge dieses
schöne Anrecht auch zu Nuhen und Frommen des Heidelberger
Schlosses geübt werden, damit seine unvergleichlichen Schön-
heiten noch vielen Generationen, die einen berechtigten An-
spruch darauf haben, zugute kommen. Jn kurzer Zeit begeht
die Hochschule die 100jährige Jubelfeier des Jahres, in wel-
chem die Universität Heidelbcrg von den Wittelsbachern an Lie
Zähringcr überging. Es wäre die schönste Festgabe, wenn
das Fest durch den Beschlutz ausgezeichnet werden könnte,
das Wahrzeichen der illustren Universitätsstadt, das Heidel-
berger Schloß, in alter Pracht nnd Herrlichkeit wiedererftehen
zu lasien.

Stadttheater.

Heidelberg, 14. April.

„Dorf und Stadt", Schauspiel in 5 Akten von Char-
lotte Birch-Pseiffer.

Liedcs in dcn Konzertsaal. Entzückt war man allgemein von
der vorzüglichen Akustik des Konzertsaales, sowie über dessen
wunderbare Dekoration.

Tas Miisikfkst.

Mannheim, 13. April.

Glänzend und imposant wap das zur Feier der Einweihung
des Festhallenbau's veranstaltdte M u s i k f e st.' Die hervor-
ragendsten künstlerischen Kapazitäten hatte die Stadt, die das
Musikfest veranstaltete, zur Mitwirkung herangezogen. Un-
vergeßlich bleiben werden Jedem die edlen und hohen mustka-
lischen Genüsse, die die einzelnen Veranstaltungen den Zu-
höreru boten. Manuheim hat aufs neue seineu Rus als
Kunststadt betätigt und gezeigt, datz neben dem nie rasten-
den Erwerbssinn und der unermüdlichen Arbeitsfreudigkeit
auch opferfreudige ; Begeisterung und Liebe für die idealen
Genüsse des Lebens in seinen Mauern eine fruchtbare Pflege-
stätte haben. Der Fremdenzustrom war nicht so grotz, wie
man ursprünglich wohl erwartet hatte. Der Grund ist in der
Tatsache zu suchen, daß schon nach wenigen Tagen nach dem
Beginn des Billetverkaufs für das Fest über vier Fünftel der
Eintrittskartcn von den Mannheimern selbst gekauft worden
waren, so datz die später von auswärts einlausenden Bestel-
lungen nur zum kleinsten Teil erledigt werden konnten.

Die Stadt hatte zu Ehren des Festes Flaggenschmuck ange-
legt. Der Akt der Üebergabe des 4 Millionen Mark — ohne
den auf 1 Milliou berechneten Wert des städtischen Geländes
— kostenden Festhallenbaues erfolgte am Samstag Nachmittag
(siehe oben).

Das Musikfest begann am Sonnt.ag Vormittag mit
einem Eröffnungsfestkonzert unter Leitung des
Herrn Hofkapillmeisters Kähler von hier.

Unter dem Klange der Osterglocken strömtcn sie herbei, zu
Futz und in endloser Wagenreihe, die bielen hunderte Kunst-
stnniger aus Mannheim und den Nachbarstädten, dem Bau die
Weihe mit geben zu helfen, in dessen herrlichen RäUmen sich in
der Folge ein grotzer und bedeutender Teil des Mannheimer
Kunstlebens abspielen wird.

Die baulichen Einrichtungen des Rosengartens sind früher
bereits ausführlich beschrieben worden. Der Konzertsaal,
in dem das Eröffnungsfest stattfand, macht in seiner Vollen-
dung einen vornehmen Eindruck. Schwere Teppiche verhin-
dern störendes Geräusch. Die in dunkelgrau gehaltene Ver-
täfelung wirkt gegenüber dem weitzen Stuck der Wcinde sehr
ruhig. Die Sitzplätze, gepolsterte Klappstühle, sind bequem u.
in ihrer Färbung der malerischen Stimmung des Saales an-
gepaßt. Sehr rcich ist die Saaldecke ausgestattet. Eincn wun-
derbaren Eindruck niachcn die vielen himmelblauen Glühbir-
nen, durch welche man einen Blick in den Aether zu tun
glaubt.

Um 11 Uhr war der Saal gefüllt und alsbald verkündeten
von dcr Estradc der Halle Fanfarenklänge aus „Rheingold",
daß „Vollendet das ewige Werk! Prunkvoll prahlt der pran-
gende Bau." Andächtig lauschten die Hörer im Saale den Tö-
nen. Als sie verklungen,- sprach Frau Bassermann in
kurzem, packendem Prologe ergreifende Weiheworte und, nach-
dem sie geendet, sehte das Orchester (die vereinigten Hof-
theater-Orchester Mannheim und Karlsruhe) zu Wagners
„Meistersingervorspiel" ein. Es reihten stch in rascher Fölge
'an: Zwei Gesänge mit Begleitung des Orchesters (Frau
Emilie H e r z o g-Berlin), Liszt's Sonate H-moll für Kla-
vier (Herr Ferrirccio B u s o n i-Berlin), I. L. Bach,
Toccata und Fugi D-moll für Orgel (Herr Musikdirektor
Albr. H ä u l e i n-Mannheim). Die Künstler wetteiferten,
der Bedeutung des Tages sich bcwußt, ihr Bestes zu geben.

Nach ciner Pause crfolgte Beethovens Neunte S i n-*
f on i e D-m o l l. Was hätte wohl geeigneter sein können, dem
Hause die würdigste Weihe zu geben, als Beethovcns unsterb-
liches Meisterwerk.

Mit dem müchtigeu Orchester vereinigte sich im Schluß-
satze ein gemischter Chor von etwa 300 Mitwirkenden (Musik-
verein, Verein für klassische Kirchenmustk, Chor der Hoch-
schule für Musik und Hofthcater-Singchor Mannheim und Cä-
cilienverein Ludwigshafen, sowie das Soloquartett (Frau E.
Herzog, Frau M e tz g e r-Hamburg, Karl Therrian-
Dresden und Johannes M e s s ch a e r t - Wiesbaden). So-
listen und Chor rangen sich kraftvoll durch des Orchesters Ge-
walt hindurch; ganz besonders erstaünlich bewältigte der So-
pran des gemischten Chores die schwierigen Höhen seines
Teiles.

Jubelndcr Beifall der begcisternden Zuhörerschaft lohnte
alle Mitwirkenden; der Leiter des ganzen Konzertes, Hof-
kapellmeister Kähler, dessen siegstarkem Taktstock die grotze
musikalische Heerschar mit Hmgebung folgte, ward der Gegen-
stand besonders warmer und wohlverdienter Huldigung.

Die Stadt hatte zahlreiche Ehrengäste geladen. Anwesend
waren u. a. Finanzministcr Buchenberger von Karlsruhe,
Oberbürgermeister Gönner-Baden-Baden, Oberbürgermeister
Dr. Wilckens - Heidelberg, ferner die Bürgermeister der be-
nachbarten Städte Ludwigshafen, Darmstadt, Worms usw.

Abends halb 8 Uhr fand im prachtvoll erleuchteten Konzert-
saale die erste Kanimermusik - Aufsührung statt,
für die das berühmte Joachim-Quartett aus Berlin gewonnen
worden war. Das Quartett spielte das Mozart'sche C-Dur-
Streichquartett Nr. 6, ferner das Haydn'sche G-Dur-Streich-
quartett Op. 17 Nr. 5 und das Brahms'sche F-Moll-Klavier-
Ouartett Nr. 35, wobei den Klavierpart Herr Karl Friedberg-
Frankfurt ausfüllte. Das Spiel des Quartetts war über je-
des Lob erhaben. Andächtig lauschten die Zuhörer der Vor-
führung der cdlen Musik durch die hochbegabten Lkünstler.

Am ersten Feiertag hatten wir Besuch vom Lande. 's Lorle
lietz sich wieder einmal sehen und hören, ein immer gern be-
grüßter Gast. Mögen auch einige Stadtfräcke, die sich Kritiker
nennen, über das sentimental aufgeputzte Bauernmädchen die
Nasen rümpfen, die Menge hält an ihm fest, bewahrt und be-
zeugt ihm ihre Freündschaft u. Teilnahme. Und wenn irgend-
wo, dann ist im Theater dcr Geschmack der Menge ausschlag-
gebend. Soll man sagen: leider! oder: glücklicherweise?

Das Stück der Birch-Pfeiffer enthält einen unzcrstörbaren
Kern. Ein naives Landmädchdn als Frau Professorin in der
Stadt — ist eine solche kapitale Jdee nicht geeignet, dcn Neid
aller der Dichter und Dichterinneu zu erregen, die „s' Lorle"
nicht geschriebcn haben? Freilich, heute würde man es anders
schreiben; man würde das Naturkind in das freie Licht moder-
-ner Dramatik stellen, man würde die Preziosa von Weitzenbach
das sanften Schimmers von Poesie entkleidcn, der sic umflietzt,
man würde sie „wahrer", „natürlichcr" schildcrn und — am
Ende hätte man dann das Werk glücklich verpfuscht.

Da hatte die Birch-Pfeisfer doch den feineren Jnstinkt.
Sie wutzte, was wirkt. Widerspricht ihr die Theorie, so gibt
ihr die Praxis um so williger Recht. Auch diesmal kam, sah
und siegte das Kind ihrer Muse.

Frl. Heinrich spielt 's Lorle augcnscheiulich mit Vor-
liebe. Wenn wir uicht irren, war es das dritte Mal, datz sie
diese Gestalt hier verkörperte. Schon das letzte Mal vor zwei
Jahren, satz ihr die Rolle fest, so daß sie ihre damalige Gabe
wiederholen konnte. Die Künstkerin fatzt das Lorle sehr
zart an; ihr naturfrisches herziges Bauernkind ist zuglcich ein
delikates Figürchen, in dem sich heraussprudelnde Naivikät
und bedachtsame Sinnigkeit die Waage halten. Die Darstel-
lerin findet den Weg zum Herzen der Zuschauer und ihr
Lorle hat wieder manches Taschentuch in mehr oder minder
heimliche Bewegung gesehk.

Rauschender Beisall ertöntc nach jedem Sahc aus dem SaÄ-
Auch Herr Friedberg erwies sich als Meister. Frau JeaneÄe
Gümbacher de Jong-Berlin sang vier Schubert'sche Lieder,
ebenso trug Herr Profcssor Messchaert vier Licder von Schu-
bert vor. Die beidcn Solisten erwarben sich mit ihrem herr-
lichen Gesang im Sturin die Herzen der Znhörer, die sie be-
geistert feierten.

Der zweite Tag brachte uns ein Chorkonzert uN-°
ter der Leitung des Herrn Musikdirektors Felix Mottl oon
Karlsruhe. Es fand in dem großeu Festhallensaal statt und
erhiclt besonderen Glauz durch die Anwesenheit Jhrer Kgi-
Hoheiten des Grotzherzogs, der Frau Grotzherzo-
gin, des Erbgrotzherzogs und der Erbgrotzhcr-
zogin. Der grotze Festhallensaal war bis auf dcn letzten
Platz besetzt. Eine wcihevolle Stimmung herrschte während
des ganzen, grotzzügig angelegten und durchgeführten KoN"
zerts. Die Allerhöchsten Herrschasten wurden bei ihrem Er-
scheinen mit einem begeisterten Hoch begrüßt. Jn ihrer Be-
gleitung befand sich ein grotzes Gefolge, darunter die Spihrn
der Staatsbehörden von Karlsruhe und Mannheim. Eröffnet
wurde das Konzcrt durch die Cantate „Ein feste Burg ist unser
Gott" für Soli, gemischten Chor, Orgel und Orchester von J'
S. Bach. Die Solis sangen Frau Emilie Herzog, Fran
Otiilie Metzger, Herr Burrian und Herr Hofopernsänger
Feinhals von München, der an Stelle des Kammersängers
Thcodor Bertram, dcr zwei Tage vor dem Feste abgesagt, als
Ersatz engagiert worden war. Der aus 1000 Personen beste^
hende gemischte Chor wurde gebildet aus den Musik- und Ge-
sangvereinen von Mannheim, Ludwigshafen, Darmstadt, Hei^
delberg, Worms und Speher, eincr auserlesenen Sängerschar-
Die Durchführung des imposanten, tief ergreifenden Bach^
schen Werkes war von höchster Wirkung. Frau Ottilie ME
ger sang dann 5 Lieder von Richard Wagner und erzielte nnt
ihren Liederborträgen bedeutenden Erfolg. Sodann kam da-'
F. Lisztschc Werk „Der 13. Psalm" für Tenorsolo, gemisafi
ten Chor und Orchester. Das Tenorsolo sang Herr Karl BM-
riau. Die gewaltige Komposition gelangte vorzüglich zur Wst*
dergabe und auch der Solist hatte grotzen Erfolg. Fräulew
Bertha Morena, Hofopernsängerin von München, sang die
Erste Szene des 1. Aufzuges aus der unvollendeten Opöt
„Gunlöd" von Cornelius und Herr Feinhals trug die H'
Wolf'scheu Kompositioncn „Prometheus" vor. Auch diese befi
den Solisten crntetcn mit ihren cntzückenden Vorträgen rer*
chen Beifall. Den Schluß des Konzertes bildete das Te Deuiü
für Soli, Chor, Orgel und Orchester von A. Bruckner. Sv"
listen waren Fräulein Morena, Frau Metzger und die Herreü
Burrian und Feinhals. Dic Orgel spielte Herr Hänlein. Da»
einzigartige Bruckner'sche Werk hat wohl selten eine glänzeM
dcre Aufführung crlcbt. Orchester, Chor und Solisten standen
ausnahmslos auf der Höhe ihrer Anfgabe u. wurden von deM
genialen Kapellmeister Mottl zu eincm grotzen Triumphe ge^
führt. Nach dem Konzert lictzen sich die Allerhöchsten Herr^
schaftcn die Solisten vorstellen. Die Abreise der WniglichV»
Hoheiten erfolgte bald nach Schluß des Konzerts.

Vor dem Konzert hattcn dic Großherzoglichen Herrschafteu
die Festhalle — pardon den Rosengarten — eingehend besichttg)
und dabei dem Oberbürgermeister, sowie dem Erbauer, Archu
tekten Professor Bruno Schmitz-Charlottenburg wiederho^
ihre Anerkennung ausgesprochen. Jnsbesondere gab die Grom
herzogin der Hoffnung Ausdruck, datz Mannheim nun ebenfaü»
zum Mittelpunkte so bedeutender Musikfeste werde, wie es
B. Köln sei. Das Konzcrt war zwischen und Uhr beeü
det. Die Herrschaften bcgaben sich von da nach dem Schlov'
Bei ihrem Austritt aus dcr Festhalle war der Friedrichsplo«
festlich beleuchtet. Die Rückkehr des Hofes nach KarlsrE
erfolgte um 9.27 Uhr. '

Am Dienstag Vormittag findet das Schlutzkonzei'
statt.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 14 Aprit-

V Die Osterfeiertage zählten diesmal nicht zu denen, ^
durch des Frühlings holden, belebcnden Blick verschönt w>m
den. Am crsten Feiertag war der Vormittag regnerisch, o
zweiten der Nachmittag nnd in der Zwischenzeit war die W
terung unsicher, die Temperatut niedrig. Gestern Abend
teu wir sogar ein niedliches Schneegestöber. Auf dem Könim'
stuhl ging heute Nacht das Thcrmometer auf 214 Grad unt
Null herunter, so datz sich Eis bildete und die Lcmdschaft
Rdif überzogen wurde. Der Verkehr war unter solchen u>n
ständeu au deu Fcsttageu hicr gering. Am Bahnhof sah wg
viele in Urlaub befindliche Soldaten, sonst abcr waren wen e
Reisende zu erblicken. Man blieb eben zu Hause und
dort die langen Tage, so gut es ging, herumzubringen. Ho>
fentlich bieten prächtige Pfingsten einen Ersatz für dic se^
mittelmätzigen dicsjährigcn Osterfeiertagc.

Die Versanimlung deutscher Historiker nimmt heute
ihren Anfang. Nackmittags finden Sitznngcn des VerbM'
u. des Ortsausschusses statt. Auf 8 Uhr ist cine Zusammenkuw
im Städtischen Saalbau angesetzt. Die EröffnungssitzwL
findet morgen Vormittag 9 Uhr in der Aula der Univerlm
statt. Daran schließt stch ein Vortrag von Professor
Mcyer-Berlin, über Kaiser Augustus. Um 11 Uhl solß .
Üeinere Mitteilungcn. Um 12 Uhr spricht Professor v.
low-Tübingen über die Entstehung des modernen KapitaU
mus, woran sich eine Diskussion schlietzen soll. Der Nachmu -
ist einer Besichtigung des Schlosses unter Führung von st"
Pfaff gewidmet. Abends findct wiedcr eine Zusammenku'l
im Saalbau statt. Der Kongrcß dauert bis zum Samstag^

Zum Partner hatte Frl. Heinrich Herrn H o l st e i n,
sen tüchtige Darstellungsgabe auch diesmal seiner Rolle govb

wurde.

Als Bärbele steht hier noch Frl. Jellh in Erinnervüjj
welche die schwäbische angejahrte Landjungfer seiner Zeit-mc
außerordentlichem Erfolg namentlich nach der komischen
hin verkörperte. Frl. Rosa Fischer gab die Bärbel rM"A
drastisch, stellte aber doch mit gutem Gelingen eine origM ,
Figur anf. Ten Lindenwirt gab Hcrr S i g l, der für.^^i
ern eine Spezialität ist und auch mit diesem Schwaben ftch
abfand. Herr Grotzmann, der ihn vor 2 Jahren sp^st,e
hatte diesmal den Soldaten Baldcr übernommcn. Die SS «
in der Stadt zwischcn ihm und dem Bärbcle ist ein G>u^^
punkt des Stückes und von unwiderstehlicher Komik. JU ^
kleinen Rollc dcs Kammerjunkers brachte Herr Kroncs ^
zu einem hübschen Erfolg. Die Jda von Felseck des Frl.
g e l war etwas heiser, aber sonst sympathisch und angerwv §
Jm Allgemeinen waren die Farben bei dieser AuffuM ^
etwas gcdämpster, das Spicl eiwas tcmperierter, nls iMM
soust wohl gewohnt ist, abcr dcr Erfolg blicb nicht aus.„

Der zweitc F-eiertag brachte den „Doktor Klau s '
mit Necht auch beim hicsigen Publikum schr beliebtes LustM
Wenn auch die Aufsiihrung schon so etwas wie FericnstnM
durchwehte, so kam das unverwüstliche Stück doch zu
Wirkung. Frl. Hohenau, die wohl an diesem Abeiw
schied nahm — sie spielte die Gattin des Doktor Klaus
hielt eine ganze Anzahl von Gcschenken, darunter praw ^
Blumenspendcn. Die Szene Lubowski's mit dem Bauer,^-
Szene vor dem Ball, diejenige, im Sprechzimmer "Iw, ,,i
lehlten auch diesmal nicht, die ziemlich zahlreich erschst.^.
Znhörerschaft zu crheitern und in gute Laune zu verfe?^

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