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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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rngeren Ausschnsses mit Prof. Heimburger ais Vorsitzen-
den durch Zuruf wiedergewählt. Ueber 'die Reichs -
tagswahlen führte Prof. Dr. Heimburger aus, daß
die Partei inKarlsruhe , Koustanz und M a n n-
heim mit eigenen Kandidaten in den Wahbkampf eintre-
ten werde und daß man hosfe, auch in Pforzheim-Durlach
und Baden-Rastatt Kandidaten aufzustellen. Die Stich-
wahlparole werde nach den Hauptwahlen bekannt gegeben
werden. Endlich wurde seitens des Mannheimer Volks-
vereins beantragt, der engere Ausschuß möge eine Revi-
sion der Städteordnung für den nächsten Landtag in die
Wege leiten. Gegen 2 Uhr wurde der Parteitag geschlos-
sen. Um 4 Uhr sprach Reichstagsabgeordneter Konrad
Haußmann-Stuttgart in öffentlicher Versammlung über
die gegenwärtige politische Lage.

Bayern.

— Nachträglich hat sich bei der Sektion der Leiche
Ler kleinen Prinzessin Jrmengard herausgestellt, daß
ein besonders bösartiger Fall von Diphtherie vor-
lag. Daß die kleine Prinzessin durch Heilserum hätte ge-
rettet werden können, gilt als unwahrscheinlich.

Sachsen.

— Der „Rhein. Kurier" meldet aus München: Jn
Lindau sind für die Prinzessin Luise eine Heb-
amme, eine Wärterin und ein Arzt aus Dvesden einge-
troffen. Am 28. April trifft ein königlicher Beamter
mit den Funktionen eines Standesbeamten aus Dresden
in Lindau ein, der bei der Geburt für das königliche
Hausarchiv das Zeugnis auszustellen hat. Nach drei
Wochen bringt die Hebamme und die 'Wärterin auf könig-
liche Anordnung das Kind nach Dresden.

Prcußcu.

— Das Ab g e o r dn e t e n h a us beendete gestern
die dritte Lesung des Gesetzentwurfs über die Vorbildung
der höheren Verwaltungsbeamten. Das
Herrenhaus wird wahrscheinlich 'die Bestimmung, wonach
der Minister, nicht der Regierungspräsident über die An-
nahme der Verwaltungsreferendare entscheiden soll, wie-
der abändern und dann wird wohl das ganze Gefetz schei-
tern. Der Minister von Hammerstein hat seinen Teil dazu
beigetragen durch eine recht ungeschickte Rede auf Adel
und Corps.

Aus der Karlsruher Zeitung

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Kammermusiker August Beck in Karlsruhe das Ritter-
kreuz zweiter Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen und
dem Orchesterdirektor Ernst Spietz in Karlsruhe das Rit-
terkreuz erster Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zäh-
ringer Löwen vcrliehen.

— Gewerbelehrer Friedrich Huber an der Gewerbe-
schule in Mannheim wurde in gleicher Eigenschaft an jene iN
Ettlingen versetzt.

— Die Grotzh. Zolldirektion hat den Hauptamtsassistenten
Ernst Seibert in Herbolzheim zum Zollverwalter ernannt.

Ausland.

Frankrcich.

— Präsident Loubet hat bei seinem Besuch inSiddi-
bel-Abbe einen bedenklichen Ausdruck sich gestattet, der als
Zeichen der Stimmung in Frankreich auch bei uns bekannt
zu werden verdient. Der Präsident hatte die Kaserne des
1. Fremdenregiments besucht, wobei ihn der Oberst des
Regiments an die Heldentaten der Legionäre erinnerte,
mit deren Knochen die der Barbarei entrissenen Kolonien
dicht besät seien. Der Oberst bemerkte dabei, daß die
Legion sich zum größten Teil aus Elsaß-Lothringern er-
gänze, worauf der Präsident die Taten des Regiments
anerkennend erwiderte: „Die Legion ist die Zuflucht
der Elsäßer, unserer Brüder von gestern und
von heute." Wenn das Staatsoberhaupt öffentlich die
Elsäßer heute noch als Brüder der Franzosen bezeichnet,
so läßt dies doch darauf schließen, daß man in Frankreich
nicht daran denkt, die Vergangenheit zu vergesscn. Jm
übrigen ist es eine trauriae Wahrheit, daß die Fremden-
legion sich zumeist aus Angehörigen der Reichslande er-
gänzt und schon im Jahrc 1885 gibt Oberstleutnant Ro-
ger de Beauvoir in seiner Geschichte der Legion an, daß
in derselben 45 pCt. Elsäßer, 12 pCt. Deutsche, dann
38 pCt. Schweizer, Belgier, Oesterreicher Polen und nur
5 pCt. Franzosen dienen.

Paris, 25. April. 'Jn das Programm beim Be-
suche des Königs Eduard von England soll
auch ein Empfang des Monarchen im P a r i s e r S t a d t-
hause mit aufgenommen werden. Dieser Plan hat den
nationalistischen Abgcordneten Millevoye in entrüstete Er-
regung versetzt. Er richtet darum in der „Patrie" einen
offenen Brief an 'den Vorsitzenden des Gemeinderats, der
bekanntlich immer noch eine —- wenn auch sehr schwache
>— nationalistische Mehrheit zählt, u'N!d fragt
ihn, ob er denn einer amtlichen Aufforderung, den König
von England zu empfangen, nachzukommen wage, nach-
dem die Regierung es dem Gemeinderate trotz dessen drei-
malig gefaßten Beschlusses abgeschlagen habe, Marchand,
den „Helden von Faschoda", und seine tapferen Begleiter
empfangen zu dürfen.

Aftika.

Aden, 25. April. General Mannig hatte auf
dem Marsche zur Befreiung des Obersten Cobbe einen

Bernhardt soll, wie dem „Berl. Tagebl." aus Paris ge-
meldet wird, hier vom 23. bis 26. Mai im Lessingtheater
stattfinden. Die Künstlerin werde hier in der „Heimat", der
„Kameliendame", in „Frou-Frou" und Racines „Andro-
mache" auftreten.

Manniieim, 27. April. Spielplaii des Grotzh. Hof« n
Natio n althe ater s Mannheim). Dienstag, 28. April,
(Abomi. 8) „Drei Satiren des Lucian"; Mittwoch, 29. April
(Abonn. 8) „Rübezahl." u. „Coppelia" (Ballet); Donnerstag, 30.
April, (Abonn. ü) „Der poluische Jude"; Samstag, 2. April,
(Abonn. L) „Mikavo; Sonntag, 3. April (Abonn. L) „Zar nnd
Zimmerinann" Jm n eii en Theater Freitag, 1. Mai „Carneval
romain" „Stntzcn der Gesellschaft."

o m P f mit den Stceitkräften des M ullah , vou denen
etwa 2000 Mnnn getötet wurden. O b e r st Cobbe
wurde befreit; die britischen Verluste sind nicht
bekannt.

Zur Wahlbewegung.

P osen , 24. April. Die Radikal-Polen
lehnen sich gegen die Wiederwahl einer ganzen Anzahl bis-
herigcr polnischer Führer anf, die ihnen zu versöhnlich
sind, so gegen von Jazdzewsky, Fürst Radziwill, Fürst
Czartoryski, Graf Hektor Kwilecki und Cegielski.

Baden - Baden, 26. April. Von Seiten der
nationakliberalen Partei wurde aks Kandidat für den 8.
Reichstagswahlüezirk (Achern, Bühl, Baden, Rastatt) der
frühere Hofbuchdrnckereibesitzer Rentner Ernst K' ölblin
aufgestellt. Kölbltn hat die Kandidakur angcnommen.

Lahr, 26. April. Nachdem der Reichstagsabgeordnete
Fabrikbesttzer Schättgen aus Gesundheitsrücksichten ab-
elehnt hat, die ihm angetragene Reichstagskaudidatur für
en 6. badischen Reichstagswahlkreis nochmals zu über-
nehmen, wurde dieZentrums-Kandidatur dem Land tags-
abgeordneten Rechtsanw. C. Fehrenbachin Freiburg an-
etragen. Derselbe hat sich zur Annahme der Kaudidatur
ereit erklärt.

Karlsruhe, 26. April. Heute faud hier die
Vertreter-Versammlung der badischen NationaIso -
zialen statt. Vom Zeutralverband war Redakteur
Wenck-Marburg anwesend. Gegenstand der Tagesord-
nuNg waren die Reichstagswahlen u. im Zusammenhang
damit das Agrarprogramm. Es wurde beschlossen, die
Ausstellung, nat.-soz. Kandidaten in den Wahlkreisen
Mannheim und Heidelberg der lokalenOr-
ganisation anheim zu geben. Nach einer leb-
haften Debatte, die in allen wesentlichen Punkten die
Einmütigkeit der Versammlung ergab, wurde ein Agrar-
programm angenommen.

Heidelberg, 27. April. Jm „Prinz Max" da-
hier fand gestern eine aus Stadt und Land beschickte Ver-
trauensmännerversammlung der deutsch - sozialen
antisenntischen Partei statt, worin einstiinmig beschtossen
wurde, die Kandidatur des Gutsbesitzers Michaely-Ma-
rieuhof zu uuterstützen. Herr Michaely ist demnach ge-
meinschaftlicher Kandidat des Bundes der Landwirte, der
Antisemiten und der Konservativen.

-i- Heidelberg, 27. April. Gestern fand hier
im Gartensaale der „Harmonie" eine gut besuchte Ver-
sammlung der nationalliberalen Wertrauensmänner aus
den Bezirk Heidelberg zur Besprechung der Reichstags-
wahl statt. Die Vertrauensmänner äußerten sich knrz da-
rüber, wie es in ihrem Ort steht, ob Versammlungen ab-
zuhalten seien und wetches der beste Zeitpunkt dafür wäre.
Jhren Mitteilungen war erfreulicherweise zu entnchmen,
datz die naticmalliberalen Parteifreunde auf dem Lande
in unserm Bezirk fest zur Parteifahne stehen und die Var-
schiebung ländlicher Sonderinteressen, die nur zu Spaltun-
gen in der Partei führen könnten, durchaus verurteilen.
Allen Versuchen, solche Spaltungen herbeizuführen, wird
energisch entgegengetreten werden.

Man war sich in der Versammlung darüber einig, daß
bei der großen Zahl der Parteien, welche sich bei dieser
Wahl uni das Mandat bewerben', der Wahlkampf mit Auf-
bietung aller Kräfte zu führen sei; es wurde aber überall
betont, 'daß man bei der Energie maßvoll bleiben und sich
zu einer Verletzung des Gegners nicht herbeilassen solle.
Nach Schlnß dieser Besprechung ergriff Herr Oberamt-
mann Beck das Wort, dankte der Versammlung für das
Vertrauen, die sie ihm durch seine Wiederanfstellung ent-
gegengebracht habe, erklärte sich wiederholt bereit, die
Kandidatur anzunehmdn, trotz der schwerwiegenden per-
sönlichen Bedenken, die er gegen die Fortsetzung seiner
politischen Tätigkeit habe hegen müssen. Jn großen Zü-
gen entwickelte er sodann die Grundsätze, welche ihn bei
seinem bisherigen Verhalten in politischen und wirtschaft-
lichen Fragen geleitet haben un'd; die ihm auch in Zukunft
maßgebend bleiben sollen. Jnsbesondere begründete er
in klaren und von allen Seiten mit Beifall ausgenomme-
nen Ausführungen seine Stellung zum Zolltarife u'nd den
nen abzuschließenden Handelsverträgen. Ueberzeugend
legte er dar, daß es ausgeschlossen gewesen sei, unsere
Landwirtschaft den unentbehrlichen Schutz zu versagen
und daß man andererseits nicht habe verantworten kön-
nen, einen HLHeren Minimalzoll zu verlangen, nach'dem
es festgestanden habe, daß die verbündeten Regierungen
den Abschluß von Handelsverträgen nur mit den jetzigen
Sätzen sür möglich erklären könnten, sodaß das gesamte
Zolltarifwerk an einer Mehrforderung gescheitert wäre.
Der einzig richtige liberale Grundsatz in wirtschaftlicher
Beziehung sei: „Leben und leben lassen!"

Der anwesends Führer der nationalliberalen Partei
Badens, Oberbürgermeister Dr. Wilckems, ergriff im
Verlauf der Beratungen mehrmals das Wort, sowohl zu
den technischen Fragen der Wahlvorbereitung, wie zu den
ti aktischen und politischen. Zum Schlusse gedachte Bür-
germeister Rehm-Gauangelloch mit warmer Anerkennung
der bisherigen Tätigkeit des Herrn Beck im Reichstage und
sprach die zuversichtliche Hoffnnng aus, daß es gelingen
werde, trotz der vielen Gegenkandidaten den Sieg zu er-
ringen.

Geleitet wurde die Versammlung von Herrn Prof.
Rohrhurst, der als neuernannter Vorsitzender der
Partei freudig begrüßt wurde.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 27. April.

Bon ber tlniversität. Bei der theologischen Fakultät unserer
Hochschule habilitiert sich, wie schon frühcr mitgeteilt, Lic.
Friedrich Riebergall aus Kirn a. N. Die Probevorlesung wird
Samstag, den 2. Mai, mittags 12 Uhr tm Auditorium XIII

der Univcrsität abgchalten und hat zum Gegenstand: „Diec
wissenschaftlichen Grundlagen der praktischen Theologie".

Einweihung des Neuenheimer Schulhanses. Gelegentlich
der morgen stattfindenden Uebergabe des nenen Schnlhau>ses
in Neucnheim wird beim Fcstakte der Heidclberger Sänger-
verband gesanglich mitwirken. Die bciden >Brudervereine
„Eintracht" und „Sängerbund" in Neuenheim sind vom Ver-
bandsausschnsse beauftragt, den musikalischen Teil der Feier
durchzuführen.

. X Telegicrtentag der katholischen Arbeitervereine. Gestern
Abend fand im städtischen Saalbau die Begrüßung des Dele-
giertcntags der katholischcn Arbeitervcreinc nnter Mitwir--
kung des katholischen Gesangvereins „Constantia" und der
Militärkapelle statt. Nachdem dcr Präses des hiesigen Ar-
beitervereins Herr Kaplan Schweizer den versammelten
Delegierten sowie den zahlreich erschienenen Mitgliedern der
hiesigen katholischen Vercine und den sonstigen Frcunden der
Sache, den Willkommengruß entboten hatte, ergriff Herr Dr..
Retzbach das Wort zur eigentlichen Festrede. Den Haupt-
inhalt derselben bildeten, wie schon der Zwcck des Delegierten-
tages andeutet, die Bestrebungen der katholischen Arbeiterver-
eine um Hebung der sozialen Lage im Einklange mit dem mo-
dernen Staate nach dem Motiv: „Leben und leben lassen".
Lebhafter Beifall lohnte den Redner am Ende seiner Aus-
führungen. Als Ersatz der Toaste auf Llaiser und Papst wurde^
die Papst- und Kaiserhhmne stehend g«sungen. Dem Festred-
ner stattete der Kaplan Schweizer den Dank in einem drei--
fachen Hoch aus denselben ab. Jm Verlaufe des Abends er-
griffen noch mehrere Delegierte das Wort zu kurzen Aus-
führungen. Die Verhandlungen nahmen heute morgen 9 llhir
in den unteren Lokalitäten des städt. Saalbaues ihren Anfang.

si- Liederkranz. Der Liederkranz hat seine diesjährige
Generalversammlung am letzten Freitag abgehalten. Dem
Bericht darüber müssen wir wcgen des heutigcn großen Stoff--
andranges zu unserem Bedauern auf morgen zurücklegen.
Erwähnt sei nur vorläufig, daß als zweiter Vorsteher an Stelle
des eine Wiederwahl entschieden ablehncndcn Herrn Schmidt»-
Herr Ph. Rübsamen gewählt wurde.

V Neues Restaurant. Jm „Bayrischen Hof" wird gegen-
wärtig ein crstklassiges Restaurant eingcrichtet, das von einem
Münchner Wirt geführt werden wird. Zum Ausschank wird
u. n. Münchner Spatenbräu gelangen.

V Einc transportable zerlegbare Wahlzelle hat die Ham-
burger Firma Wilhelm Jentzen mit Rüsicht auf die neuerr
Bestimmungen über die Reichstagswahl konstruiert und zum
Patent angemeldct. Die Zelle läßt sich in wenigen Minuterr
im Wahllokal aufstellen und ebenso wieder abbrechen. Sie
hat zwei Türen. Verläßt der Wähler die Zelle dürch die Aus-
gangstür, so öffnet sich von selbst die Eingangstür und for---
dert damit den folgenden Wähler auf, einzutreten.

/X Bortrag Pohlig. Wir weisen unsere Leser'daraus hin„
daß morgen Abend im „Rodensteiner" bei freiem Eintritt den
Weltreisende Pohlig noch einmal Vortrag über seine Reise
um die Welt ohne Geld zu Fuß und zu Schiff halten wird.

— Polizeibericht. Verhaftct wurden zwei Personen
wegen groben Unfugs. Zur Anzeige kamen 20 Personerr
wegen Ruhestörung bezw. Unfugs.

Vo. Aus dem Stadteil Handschuhsheim. Die sozialdemo-
kratische Partei beabsichtigte am Samstag Abend im Gasthaus
zum „Ochsen" hier eine Versammlung abzuhalten, in welcher
der Reichs- und Landtagsabgeordnete Dreesbach über die
Rcichstagswahlen sprcchen wollte. Der Wirt hatte den Saal
in Aussicht gestellt, aber nicht fest zugesagt. Als die Partei
dann einfach Plakate anschlagen lietz, auf welchem das Lokal,
stand, weigerte er sich im letztcn Augenblick den Saal herzu-
gcben und da anch sonst kein Saal zu finden war, mußte die
Versammlung unterbleiben. So wenigstens wird uns der
Hergang erzählt.

Karlsrnhe, 25. April. (Karlsruher Alter-
tumsverein.) Jn der Sitzung vom Don-
nerstag berichtete Prof. Dr. Luckenbach über die Marien--
burg. Der Verein hatte dazu ein Hest mit 7 Seiten Lichtdruck-
bildern auf Glanzpapier herstellen lassen, das jedem Zuhörer
eingehändigt wurde und das Verständnis erleichterte. Es
gab einen Begriff von der außerordentlichen Erhabenheit und'
Schönheit, die der Backsteinbau in der Komthurei Marien-
burg, die nach dem Verlust des hl. Landes zum Sitz des Groß-
meisters erkoren und ausgebaut wurde, erreicht hat. Ent-
sprechend der Zeit, 1274—1320, ist der Baustil gotisch, die Ab-
messungen sind groß, das ganze ein imponierendes Denkmal
der Macht des Deutschordens, der die Lande jenseits der Elbe
kolonisierte und leider nur Fu rasch seine Herrschaft einbützte.
Der Verfall der Marienburg begann unter der polnischen Re-
gierung seit 1457, doch nahm die Vcrwüstung zu, als die Burg
an Preußen kam (1772), wo man unter dem Banne der fran-
zösischen Bauweise kein Verständnis mehr für den gotischen
Stil besaß. Zweimal wurde ein Anlauf zur Wiederherstellung
der Burg genommen, die neuerdings unter Leitung des Bau-
rats Steinbrecht vollendet wurde und als ein Muster von ver-
ständnisvoller Restaurationsarbeit angesehen werden darf.
Zum Schluh zog der Redner einen Vergleich mit dem herr-
lichen Schloß Südwestdeutschlands, dem Heidelberger Otto-
heinrichsbau, und drückte den Wunsch aus, daß dieser
nicht wie der Friedrichsbau „verschäfert" werden möge.

-p Karlsruhe, 25. April. (Erdbeben.) FreitaA
Abend 7 Uhr 14 Min. wurden in Auenheim zwei, von Westem
nach Osten sich hinziehende ziemlich heftige Erdstöße verspürff
sodaß die Scheibcn klirrten und die Leute auf die Straße lie-
fen. Aehnliche Beobachtungen sind in Bodersweier ebenfalls
gemacht worden. Die Stöße waren von ganz kurzer Dauer.

Konstanz, 24. April. (Der Voranschlag der
Stadt Konstanz) für das Jahr 1903 liegt im Druck vor.
Er nimmt an Einnahmen 604 811 Mark nnd an Ausgaben
1 010 830 Mark in Aussicht; sonach sind durch Umlagen
406 019 Mark zu decken, wozu eine Umlage von 69 Pfg., wie
im Vorjahre, nötig wird. Die Steuerkapitalien betragen für
die Grund- und Hänsersteuer 25,6 (1902 : 24,9 Mill.)

Handel ^ind Verkehr.

m Mannheim, 26. April. Die gestrige Generalversamm-
lung der Badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshaferii
beschloß 100 000 Mark dem Arbeiterunterstützungsfond zu-
zuweisen und 100 000 Mark zur Verfügung zu stellen für die
Errichtung eines Rekonvaleszentenhauses. Der Rücktritt der
drei Aufsichtsratsmitglieder wurde in dcr Versammlung nicht
rccht aufgeklärt.

Lde kerlitr Zcdssl sk Q»g«sger,

UaapUiti-LE 1SV, 8 Pr«pp«a.

Jaftitot ,om Zwefte »«» Stll-
dium« sremder svra-e», fitr
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