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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0896

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rnausert hat, daß er die Jdee vom Klassenstaat kurzer Hand
zum altetr Eisen geworfen. Nach sozialdemokratischer
Meinung findet sich die Unterdrückung der Arbeiter nicht
nur in der monarchischen, sondern auch in der bürgerlich-
republikanischen Staatsform; beide Staatsformen be-
deuten also den verkörperten Klassenstaat, den der dies-
jährige sozialdemokratische Wahlruf in der allerschärfften
Weise bekämpft wissen will. Herr Kräuter Pfeift also nach
seiner neueften Rede auf die Berliner Direktive und die
Freiburger Genossen bejubeln diese Stellungnahme. So-
viel wir Herrn Kräuter, der ja die erste Violine als So-
zialdemokrat hier spielt, kennen, dürfen wir mit ziemlicher
Sicherheit annehmen, daß ihm das Bewußtsein der sozial-
demokrattschen Doktrinen durchaus nicht mangelt, daß es
jedoch seine gereifte Ansicht ist, daß das marxistische so-
zialdemokratische Gemeinwesen, das allein die Mängel des
Klassenstaates ausschließen soll, ein Phantasiegebilde ist.
Rätselhaft erscheint nur, daß man bei solcher Erkennt-
nis immer und immer noch den altekr Plunder im Par-
teiwagen mitschleppt und dem heutigen System, das den
Freiburger Sozialdemokraten völlig Wurscht ist, jeden
Mann und jeden Groschen kurzer Hand verweigert.

— Ettlingen,3. Mai. Der 'frühere Besitzer der
„Ofsenb. Ztg.", Herr Josef Huggle, hat den Verlag
des „B ad. La n dsman n" und das Anwesen des seit-
herigen Besitzers, Bürgermeister Hafner, erworben.

Karlsruhe, 4. Mai. Jm ultramontanen „Donau-
boten" findet sich folgender Erguß:

„Dumme Jungen" pflegen auf den Hochschulen die
„krassen Füchse" einander zuzurufen, wenn sie es nicht
abwarten können, bis sie sich auf der Mensur einen
Schmiß auf den linken Backen geholt haben, um vor
der Welt grotz zu tun; im Grunde sind sie noch aufge-
blafene Frösche, die sich etwas darauf einbilden, daß
sie keine „Maulesel" mehr sind. Mesen dummen
Jungen vergleichbar sind die „Jungliberalen", die sich
einbilden, den Patriotismus allein im Pacht zu haben
und alle andere für alte „Philister" halten. Hoffen
wir, daß diese Jungliberalpn bei der nächsten Reichs-
tagswahl eine gründliche Abfuhr davon tragen, damit
sie lernen, sich künftig etwas bescheidener zu benehmen,
als ihr Geschichtsprofessor u. ihr abgedankter Pastor.
Dieses wünscht ihnen ausrichtig der Einsender dieses,
ein vormaliger Student der Ruperto-Carolina."

Wir möchten fast eine Wette eingehen, daß der Ver-
fasser dieser Stilblüten das Pflaster von Alt-
Heidelberg nie gedrückt hat. Denn der Heidelberger
Student sagt nicht Ruperto-Carolina, sondern Ruperto-
Carola. Auch zeigt das Geschreibsel so wenig Anstand
und Taktgefühl, daß ein halbwegs gebildeter Mann un-
möglich der Verfasser sein kann. Jm übrigen werden
die Srngliberalen wohl nicht versäumen, bei den Wahlen
der ultramontanen Presse für die fortwährenden Be-
schimpfungen eine entsprechende Quittung aufzustellen.

Aus der Karksruher Zeitung

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
den Professor August Heck, zuletzt an der Realschule in
Karlsruhe, zur Zeit in Mexiko, auf sein Ansuchen auf 23. April
d. I. aus dem Staatsdienste entlassen.

Werkmeistcr. Nachgenannte Kandidaten haben die in diesem
Jahre abgehaltene Werkmeisterprüfung fiir den bahn-
und tiefbautechnischen Dienst ordnungsmähig bestanden und
hierdurch gemätz § 8 der landesherrlichen Verordnung vom
4. September 1895 das Prädikat „Werkmeister" erlangt: Gust.
Ad. Banschbach von Oberschesflenz, Otto Fritz von Bühl,
Wilhelm Heinrich Alt von Mosbach, Franz Johann Stapf von
Lauda, Jakob Franz Gscheidle von Frankenthal, Augustin
Heil von Neudorf, Paul Wilh. Wetzel von Schönau i. W.,
Karl Heinr. Bernhard von Lautenbach, Leopold Klumpp
von Bruchsal, Heinrich Bauer von Mannheim, Wilhelm
Brand von Bötzingen.

Zuv Wahlbewegung.

— Tle „Neue Bad. Landesztg." schrerbt: Wie wir
aus absolut zuverlässiger Ouelle erfahreu, ist in der Bruch-
saler Sitzung des weiteren Ausschusses der deutschen
Volkspartei vom letzten Samstag der Antrag des
cherrn Venedey auf Trennung der bemokratischen
Reichstagsfraktion von der Fraktion der freisinnigen
Wolkspartei nahezu einstimmig abgelehnt
worden. Die außerbadischen Demokraten wollen von einem
Abrücken vom Richterschen Freisinn durchaus nichts wissen.
Jm Gegenteil, ihre Parlamentarischen Vertreter waren in
Sachen des Zolltarifs und der Obstruktion mit der weisen
und festen Taktik Eugen Mchters völlig einverstanden,
und bei den Reichstagswahlen wirb man außer-
halb Badens überall gemeinsam kämpfen. Sogar für
den Wahlkreis Kaiserslautern-Kirchheimbolanden em-
pfiehlt der weitere Ausschuß der deutschen Volkspartei
die Unterstützung der freisinnigen Kandidatur,

— Jm Eisenbahnwagen haben drei SoziaIdemo-
kraten das Gespräch mehrerer Zentrumsgrö-
ßen, die nach Denzlingen suhren, angehört. Der eine
Zentrumsmann, bisher Reichstagsabgeordneter und auch
jetzt wieder Kandidat, sagte: „Glauben Sie ja nicht, daß
die Zolltarif-Geschichte unserer Landwirtschaft auch nur
einenDeut nützt!" Und ein anderer, ebenfalls Reichs-
tagskandidat, erwiderte: „Ja, ja! Wir treiben eben im
Strudel der Weltwirtschaft, da helfen solche Mittelchen
mcht mehr!" Darauf der Zentrumskandidat Nr. 1 (Herr
Marbe): „Da drüben ist eben so viel freies, fruchtbares
Land — ... Das b e ste an der ganzen Zolltarifgeschichte
jst noch, daß ein Teil der Zolleinnahmen sür die Witwen
und Waisen angesammelt wird — vorausgesetzt, daß die
Sache nicht mehr geändert wird!" — Jm „Volkssreund"
wird dieses Gespräch zu einem starken Angriff gegen Lie
Zentrumsleute ausgenützt.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 6. Mai.

Stadthalle. Wenn man jetzt einen Blick in die neue
Stadthalle wirft, dann findet man, datz seit ihrer letzten Be-
sichtigung durch den Bürgerausschutz sehr bedeutende Fort-
schritte in der Fertigstellung ihres Jnnern gemacht worden sind.
Die Gerüste sind schon aus dem grotzen Saal entfernt mit
Ausnahme eines solchen unter der Galerie. Man hat nun
einen Ueberblick über den Raum und sieht auch schon ungefähr,
wie er sich nach der Fertigstellung ausnehmen wird. Der Ein-
druck ist ein durchaus günstiger: wir werden einen schönen, vor-
nehmen Saal bekommen. Wenn einmal die Galerien mit auf-
steigenden Stuhlreihen besetzt sein werden, dann örst wird man
auch die richtige und volle Vorstellung davon erhalten, wie viele
Personen der Saal faht.

/X Schneebeobachtungen. Die milde Witterung der verflos-
senen Woche hat den auf den Bergen liegenden Schnee stark zu-
fammenschmelzen lassen. Am Morgen des 2. Mai (Samstag)
find noch beim Feldberger-Hof 40 und in St. Märgen 10 Ctm.
gelegen; alle übrigen Beobachtungsstellen sind schneefrei ge-
wesen.

X Tötlicher Stnrz. Gestern Nachmittag stürzte das
Jahr alte Kind des Flaschners Wunsch in Neuenheim aus
einem Küchenfenster im 3. Stock des Hauses Brückenstratze 29
in den Hof. Es zog sich dabei so schwere Verletzungen zu, dah
es kurze Zeit darauf im Akad. Krankenhaus verstarb.

— Polizeibericht. Verhaftet wurde eine Kellnerin we-
gen Umherziehens. Zur Anzeige kamen ein Kutscher wegen
Körperverletzung, zwei Personen wegen Sachbeschädigung, ein
Spezereihändler wegen unerlaubtcn Wirtschaftsbetriebs und
vier Personen wegen Ruhestörung.

Karlsruhe, 3. Mai. (Kindersoolbad Dürrheim.)
Die Blätter des badischen Frauenvereins bringen einen aus-
führlichen Jahresbericht des Kindersoolbads Dürrheim für das
Jahr 1902. Darnach ist die Nachfrage so stark und von Jahr
zu Jahr steigend, datz trotz der wiederholten Erweiterung der
Anstalt nicht alle Kinder aufgenommen werden können und im
letzten Jahre 31 zurückgewiesen werden mutzten. Unter den
313 im vorigen Jahre verpflegten Kindern befanden sich nur
115 Knaben gegen 198 Mädchen. Es ist eine beachtenswerte
Erscheinung, daß stets das weibliche Geschlecht in so starker
Weise überragt. Der Erfolg der Kuren war wieder sehr gün-
stig; nur sieben Kinder haben eine unwesentliche, alle anderen
dagegen eine gute Besserung ihres Gesundheitszustandes er-
zielt.

Karlsruhe, 5. Mai. (Der Verband der badi-
schen landwirschaftlichen Kreditgenossen-
sch aften hielt heute seine 19. Generalversammlung im
kleinen Festhallesaal hier ab. Verbandsdirektor Oekonomierat
Schmid - Freiburg hietz die Vertreter der Großh. Regierung
und die zahlreich erschienenen Delegierten der Genossenschaften
willkommen. Minister Schenkel begrüßte sodann die Er-
schienenen namens der Regierung. Anwesend waren über 400
Delegierte. Nach kurzen geschäftlichen Mitteilungen erstattete
der stellvertretende Verbandsdirektor Bung-Karlsruhe den Re-
chenschaftsbericht. Nur einige Bezirke des Landes sind noch
übrig, in welchen keine ländlichen Kreditvereine bestehen. Am
Schlusse des Geschäftsjahres 1901 zählte der Verband 263
Vereine mit 36 830 Mitgliedern; im Jahre 1902 sind weitere
17 Vereine mit rund 1000 Mitgliedern beigetreten. Nach den
borläufigen Feskstellungen betrugen im Jahre 1902 die Ein-
nahmen 29 659 936 Mk., die Ausgaben 28 778 485 Mk„ somit
der Gesamtumsatz 58 438 421 Mk„ gegen 1901: 62 837 190
Mark, der Gesamtgewinn 321 988 Mk„ der Reservefond
1 422 780 Mk„ die Geschäftsanteile 2 704 440 Mk„ der durch-
schnittliche Umsatz einer Kaffe 208 708 Mk„ der höchste Umsatz
1 486 976 Mk„ der niederste 14 527 Mk. Der höchste Reinge-
winn eines Vereins betrug 11 259 Mk. Der Geldverkehr war
im abgelaufenen Jahre ein: recht lebhafter. Das Jahr war
für die Landwirtschaft im grotzen und ganzen nicht ungünstig,
dennoch wurde ein noch über die Einlagen hinausgehender Kre-
dit bis zu 1 200 000 Mk. in Anspruch genommen. Die Rech-
nung gab zu Crörterungen keinen Anlatz.

Karlsruhe, 5. Mai. (Dreifache Hochzeit.) Jn der
Familie des Professors Mainzer fand gestern eine dreifache
Hochzeit statt. Die Tochter des Hauses feierte ihre grüne Hoch-
zeit, während gleichzeitig ihre Eltern die silberne und ihre
Grotzeltern die goldene Hochzeit begingen. Aus diesem Anlatz
waren einige Nachbarhäuser der in der Hirschstratze befindlichen
Wobnung des Herrn Profeffors Mainzer beflaggt.

Karlsruhe, 6. Mai. (Der Landesverband Baden
des Verbandes deutscher M i litäranwärter
undJnvaliden) hielt dieser Tage hier seinen diesjährigen
Verbandstag ab. Es waren 980 Mitglieder durch Delegierte
vertreten. Nach dem vom Verbandsvorsitzenden Schwall er-
ftatteten Jahresbericht bestehen in Baden 11 sebständige Zweig-
verein. Im ganzen ist der Verband an 114 -Orten innerhalb
des Grotzherzogtums vertreten mit einer Stärke von 930 Mit-
gliedern. Der Verbandstag beschloß, den Reichstagskandidaten
die Frage vorzulegen, ob sie für seine Forderungen einzutreten
gewillt sind.

Keuzingen, 5. Mai. (Tot a u f g e f u n den.) Gestern
fiüh 6 Uhr wurde die 60 Iahre alte Rosa Kaspar mit brennen-
den Kleidern tot in ihrer Küche liegend aufgefunden. Die Un-
glückliche erlitt wahrscheinlich einen Schlaganfall, wodurch ihr
das brennende Petroleumlämpchen entfiel und ihre Kleider
Feuer fingen. Der Leichnam ist beinahe ganz verkohlt. Zum
Glück wurde der Brand bald bemerkt und gelöscht und konnte
somit ein weiteres Unglück verhütet werden.

Eudermettingen, 5. Mai. (Unfall.) Bei der hier auf
dem Ortsteil Muhren stattfindenden Fortführung der Waffer-
versorgungsarbeit ereignete sich ein schweres Unglück. Der Mon-
teur und Geschäftsführer Knödler der Firma Popp und Reuter
von Mannheim war mit noch mehreren Arbeitern mit Ab-
brechen von gesprengten Felsstücken im Rohrgraben beschäftigt.
Plötzlich entlud sich sehr wahrscheinlich ein versagter Dhnamit-
schutz und traf den Knödler so unglücklich, datz er vom Platze
geführt werden mutzte. Die Verletzung ist zwar nicht lebens-
gesährlich, aber die Sehkraft steht in Frage, da die beiden Au-
gen verletzt sind. Autzer Knödler wurde noch ein Jtaliener
leicht verleht. Knödler wurde ins Spital in Waldshut ver-
bracht.

Heidelberger Vereirisangelegenheiten.

Hebbel-Berein. Der 1. literarische Abend der Gesell-
schast in diesem Semester findet Samstag, den 9. Mai,
statt und wird dem hiesigen Dichter A. Schmitthenner
gewidmet sein. Es werden Märchen und Novelle n durch
den Versaffer selbst zur Vorlesung gelangen. Näheres
über Zeit, Ort und Programm der Veranstaltung wird noch
bekannt gegeben.

-p „Liedertafel". Der Verein hielt am letzten Samstag
seine Generalversammlung ab, auf deren Tagesordnung die
Abrechnung über das Bereinsjahr 1902-08 und Neuwahl der
ausscheidenden Vorstandsmitglieder standen. Die Abrechnnng
ergab ein befriedigendes Resultat. Bei der darauffolgenden
Wahl wurden sämtliche ausscheidenden Borstandsmitglieder
durch Akklamation wiedergewählt. Es ist dies nicht nur ein
Zeichen dafür, datz die Mitglieder mit der Verwaltung ihres
Vereins zufrieden sind, sondern auch dafür, datz echte sanges-
brüderliche Einigkeit die gute Grundlage dieses Vereins bildet.

Sport.

0. c. Mannheim, 5. Mai. (Mannheimer Pferde-
rennen. 3. Tag.) Der heutige Renntag erhielt ein be-
sonders festliches Gepräge durch die Anwesenheit des G r o tz-
herzogs- und Erbgrotzherzogspaares. Die Herr-
schaften trafen mit Gefolge, darunter Graf von Sponeck,
Graf von Andlaw und Freiherr von Frehstedt um 1.30 llhr
von Karlsruhe hier ein. Zur Begrützung hatten sich am Bahn-
hof eingefunden: Landgerichtspräsident Christ, Landeskom-
missär Pfisterer, Oberbürgermeister Beck, Oberst von Specht,
Geh. Regierungsrat Lang und Polizeidirektor Schäfer. Die
Herrschaften begaben sich zunächst zum Schlotz, wo der Grotz-
herzog eine Abordnung des Präsidiums des Badischen Sänger-
bundes empfing, welche ihm die Einladung zu dem Pftngsten
hier stattfindenden badifchen Sängerfeste überbrachte. Die
Grotzherzogin besuchte bald darauf das Luisenhaus. Üm drei
Uhr fuhren die Herrschasten in Hofwagen, L lu äaumont be-
spannt, nach dem Rennplatze. Auf dem ganzen Wege berei-
tete ihnen das Publikum warme Ovationen. Auf dem Renn-
plahe wurden die Herrschaften von den Mitgliedern des Prä-
sidiums des Rennvereins und des Landwirtschaftlichen Ver-
eins empfangen und in die Hofloge geleitet. Darauf nahmen
die Rennen ihren Anfang. Während der Rennen. wurden
zahlreiche Damen und Herren der Gesellschaft den hohen Herr-
schaften vorgestellt. Dem Gewinner des Preises im Badenia-
Rennen, dem Leutnant Graf Wolfskehl von den Leibdragonern
überreichte der Grotzherzog persönlich den Goldpokal. Nach
diesem Rennen verließen die Herrschasten den Rennplatz und
begaben sich zur Festvorstellung ins Theater. Die Abreise nach
Karlsruhe erfolgte 9.27 Uhr. Das Resultat der Rennen ist
folgendes:

1. Hürdenrennen. Ehrenpreis, gegeben vom Landw.
Bezirksverein Mannheim für den stegenden Reiter und 650
Mark. Es liefen 7 Pferde. 1. Herrn Langfingers „Morgen-
röte".

2. Luisenpark-Jagdrennen. Preis 1200 Mark.
Es liefen 7 Pferde. 1. Erbprinz Löwensteins „Federfuchser".

3. Schloßgarten-Jagdrennen. Preis 2000 Mk.
Es liefen 6 Pferde. 1. Freiherr v. Crailsheims „Zimter".

4. Maimarkt-Flachrennen. Preis 2000 Mk. EK
liefen 6 Pferde. 1. Herrn Leibbrands „Haidekraut".

6. Grotzer Badenia-Preis. Jagdrennen-
Handicap. Ehrenpreis, gegeben von Sr. Kgl. Hoh. dem
Großherzog Friedrich von Baden für den siegenden Reiter,
Ehrcnpreis für den Reiter des zweiten Pserdes u. 10 000 Mk.
Es liefen 9 Pferde. 1. Leutnant Taeffners „Symphonie". Jn
diesem Rennen stürzte Leutnant Seher-Totz von den Garde-
husaren und erlitt eine Hüftenverrenkung.

6. Preis vom Schwarzwald. Offizier-Jagd-
rennen. Ehrenpreis, gegeben von Rittmeister Freiherr von
Gemmingen für den siegenden Reiter und 2500 Mk. Es liefen.
2 Pferde. 1. Oberst v. Heyden-Lindens „Seul II.".

7. Preis von der Pfalz. Hürdenrennen-
Handicap. Ehrenpreis, gegeben von Frau Fanny Boeh-
ringer für den siegenden Reiter und 3000 Mk. Es liefen 7
Pferde. 1. Herrn Fr. Roths „Lovelace",

Handel und Verkehr.

Frankfurt, 5. Mai. (Effektensozietät.) Umiätze biS
6'/. Uhr abcnds. Kreditaktien 211.80 bis 70 bz„ Diskonto-
Konimandit 190.25 bz„ Schaaffhansen Bankverein 126.75 bz. G-
nlt., Rhein- Bank (Müllheim) 41.30 bz., Lombarden 15 bz.. Jtal».
Mittelmeer 97 bz. cpt., 3proz. Mexikaner 27.25 bz. ult„ 27.30 bz.
G. cpt, Sproz. amort. Mexikaner 41.90 bis 80 bz. G. ult. 42 bz.
G. ept., 4proz. Serben 76.70 bz. G., 4'/„ äutzere Argent. 1000er
85 bz. G., Portug. Priort. 2. Rg. 62 bz. G., Laura 220 bz.,
Bochumer 183—183.10, Gelsenkirchen 182 70 B. 60 G., Harpener
184.10—20 bz. G„ Hibernia 183 bz„ Oberschles. Eisenindustrie
100.80 bz„ Concordia 308 bz. Eschweiler 230 50 bz., Röhrenkeffel
Dürr u. Co 107.50 bz. G, D. Luxemb. Vorz.-Akt. 92.75 bz. G„
Elektriz Schuckert 99.30 bz. G.

Bei mäßig belebten Umsätzen ließ die Avcndbörse auf allen Ge-
bieten gut behauptete, für Montanaktien etwas besondere Tendenz
erkennen.

N e ck a r.

Heidelberg 6., 1.48, gest. 0,01 m
Heilbronn 5., 0.94, gef. 0.06 m
Mannheim, 5 . 3.63, gest. 0.13 m

Wafferstandsnachrichten.

R h e i n.
tzanterbnra 5., 4.07, gef. 0.08m
Maxa« 5., 4.07, gef. 0.25 m

Mannheim, 5., 3.65, gest. 0.14m

Wie es in Saloniki zuging?

(Berliner Lokalanzeiger.)

„Saloniki. Jch schreibe unter dem Eindruck der eberr
erfolgten Katastrophe. Um acht Uhr abends zerstörten
außerhalb der Stadt Missetäter die große Gasleitung.
Das war das Signal zur Aktion. Jn dem Augenblick,.
als die ganze Stadt finster wurde, explodierten an min-
destens zehn Punkten der Stadt, namentlich in den großew
Kaffeehäusern Dynamitbomben, welche eine urckeschreibliche
Verwirrung hervorbrachten. An einer Stelle warf ein
fruherer bulgarischer Offizier, der vor zehn Tagen hier-
herkam, eine Bombe nach der andern ziellos auf die
Straße, im ganzen fünfzehn. Die herbeigeeilten Truppen
bnrchlöcherten ihn mit Kugeln und töteten vier Personen,
die zu ihm zu gehören schienen. Der erste Gedanke jeder-
manns war, nach Hanse zu eilen und sich einzusperren.
Bis Mitternacht dauerten die Explosionen sort. Die Po-
lizei tötete und arretierte drauf los, fo viel sie konnte.
Am folgenden Morgen war die Stadt militärisch besetzt.
Die Kaufläden wurden nicht geöffnet. Der Gouverneuo
zog durch die Straßen, um dte Bevölkerung zu beruhigen.
Um 1 Uhr hörte man wieder Explostonen; alles floh in
die Wohnungen. Me Polizei entdeckte das Haus, wo
die Bomben fabriziert wurden, und überraschte no-ch fünf
Bnlgaren darin. Zwei begingen Selbstmord, drei wurden
nach hartnäckigem Widerftand getötet. Herr Otto
Trümpler, ein österreichischer Kanfmann, der zur
Zeit der Explosion in der Bank dort vorüberging, wurde
getötet. Das Haus, in welchem die Bomben fabriziert
wurden, liegt in einem Gäßchen hinter der Bank. Die
Parterrewohnung gehört einer Jtalienerin, welche ein-
zelne Zirmner vsrmietet. Jn einem derselben wohnte-
seit cinem Jahr ein junger Mann namens Iourdan
Geor g, der stch für einen Serben ausgab, er sprach aber
mit den Quartierleuten nur französtsch und türkisch. Er
gab fich für einen Handelsagenten aus, war aber in Wirk-
lichkeit bulgarischer Offizier und Bombenfabrikant. Er
trug den Jez, tagsüber war er fort vom Hause, nachts ar-
beitete er mit jungen Leuten, die ihn besuchten. Keiner
trug jemals ein Packet, ste müssen das Dynannt in kleinen
Mengen auf dem Körper verteilt gehabt haben. Am
Abend des Attentates, als die Bank explodiert war, kam
 
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