Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11498#1044

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
rinter denen einige nur mit bedenklichem Kdpfschütteln zu
lesen sind.

Dazu kommt noch das Bedeutsamste und das ist der
w i d e r s p r u ch s v o l l e T o n d e s g a n z e n R u n d-
schreiben s. Ta wird zu Beginn phantasiert
von einem drohenden KamPf gegen die heilige Kirche
und ihre E i n r i ch t u n g e n, der nach piner N i e d e r-
t a g e des deutschen Zentrums sich auf der ganzen
Linie mit noch nie dagewesener Rücksichtslosigkeit ofsen ent-
wickeln würde; da wird gar das lustige Gespenst eines
„jungliberalen Ministeriums" sür die Einfältigsten der
Einfältigen an die Wand gemalt! Kaum ist es so be-
gründet, weshalb Herr Hug aus tiesreligiösen Gründen die
Zentrumskandidatur trotz der Beschwerden des Alters
wieder annahm, so folgen die tiefreügiösen Ratschläge
wegen der taglöhnernden Vertrauensmänner und der be-
zahlten Wahlredner und schließlich als oer letzte und durch-
schlagendste Grund für die Wiederwahl des Herrn Hug
seine Riesenopser in baren Reichsmark! Aus jeder Zeile
und Vorschrist des Rundschreibens zittert die ultramontane
Angst vor einer Wahlniederlage; und in diescr Angst wird
Generalmarsch geschlagen; die letzte Stimme slind der
letzte Geistliche muß an Bord; und um dies zu erreichen,
wird nicht bloß eine bis ins letzte Würzelchen ausgebildete
Wahltechnik ausgeschrieben, sondern auch mit politischen
Phantasiegebilden und mit bezahlten Agitatoren, weiter
mit der rücksichtslos ausgenützten priesterlichen Autorität,
ja schließlich mit Gott für Wahrheit, Freiheit und Recht
ins Feld gerückt! Auf Gott allerdings -— das steht für
jeden wirklich religiös gesinnten Mann absolut
fest — rechnet die ultramontane Agitation ganz mit Un-
recht, denn was haben die persönliche Gehässigkeit und die
nnehrliche Kampfesweise, welche sich in der Zentrums-
ggitation so breit machen, mit ihm zu kun? Diese wird alle
weltlichen und unterweltlichen Mittel rücksichkslos anwen-
den, und darin liegt die Aufforderung für jeden freige-
sinnten Mann, alles zu tun, um am 16. Juni den liberalen
Sieg zu sichern; und daß dieser Sieg bei tatkrästiger
Arbeit errungen wird, dafür bietet wohl das ultramontane
Wahlschreiben, ein offenkundiges Angstprodukt, die beste
Gewahr.

Aus Stadt und Land.

Postalisches. Das britische Schutzgebiet Soma-
liland tritt vom 1. Juni ab dem Weltpostverein bei. Der
Briefverkehr mit diesem Gebiete regelt sich von dem genannten
Zeitpunkt ab nach den Bestimmungen des Vereinsdienstes.

— Frachtbegünstigung für die Weltausstellung in St. Louis
1904. Für die Gegenstände, die zu der Weltausstellung in
St. Louis aufgegeben werden, ist auf den Preußisch-Hessischen
Staatsbahnen, der Main-Neckar-Bahn und den Eisen-
bahnen in Elsatz-Lothringen bci der H i n beförderung die
halbe tarifmätzige Fracht zu berechnen, sofern von
dem Versender eine Bescheinigung des sür die Ausstellung er-
nannten Reichskommissars darüber beigebracht wird, datz die
betreffenden Gegenstände für die Ausstellung bestimmt sind.
Die Güter sind mit einer Bezeichnung zu versehen, woraus ihre
Bestimmung für die Ausstellung crsichtlich ist; auch müssen
die Frachtbriefe den Vermerk enthalten, datz die Sendungen
durchweg aus Ausstellungsgut bestehen.

-s- Schöffcngcrichtssitzung vom 25. Mai. Peter Kraft, Joh.
Heydt und Lorenz Kettner von Dossenheim sind angeklagt we-
gen Vergehens gegen Paragraphen 241, 128, Ziff. 1 u. 3. 223,
223a, 47, 74. Es erhielten P. Kraft 6 Tage Gef. und 10 Mk.
Geldstrafe, Joh. Heydt 10 Mark Geldstr. evtl. 2 Tage Gef., L.
Kettner 2 Monate Gefängnis; Wilhelm Ganshorrk von Bam-
Vergehens gegen Paragraph 2SSa 10
Mark Geldstrafe evtl. 2 Tage Gef.; August Ehrton von Dossen7
heim wegen Vergehens gegen Paragr. 223s, 366, Abs 7 14
Tage Gep., der mitangeklagte Wenz Beyrer von Dossenheim

^a"usen eüS Friedr. ^^r bon Sand-

M Vergehens gegen Paragr. 223s, 74, 47

o Mark Geldstrake evtl 1 Tag Gef.; Ludw. Baumann von
-stratzburg wcgen desgl. 1 Woche Gefängnis; Julius Hixsch
G Vergehens gcgen Varagr. 242, Abs. 2 5 Tage

^ .yrr;ch und Johänn'Lelsmann böst l)ier wurden

won ber Anklage wegen Vergchens a--^ Paragr. 223s freige-

aen°di^G^-^ ^chmw erhielt wegen Vergehens ge-

KB die ^^^gx-Ordnung und Betrugsversuchs 2 Wochen Ge-
pängnis; Heinrich Mich. Apfel von hier wegen desgl 2 Wochen
Gef.; Helene Winter Wwe. von Rohrbach wurde von der An-
klage wegen Verg. gegen Paragr. 242 freigesprochen; Josef
Stein in Haft erhielt wegen Vergehcns gegen Paragr. 263 1
Woche Gefängnis; Jakob Hähnle in Haft wegeiz Bevgehens ge-
gen Paragr. 246 3 Wochen Gefänglüs.

X Bon der Bergstrasie, 26. Mai. (Bienenwirt-

nuskript ihr wieder zuzustellen, doch aus Rücksicht für den kran-
ken Vater, der ihrer Unterstützung bedurfte, unterlietz er es.

Am Nachmittage kam Max. Er war sichtlich verlcgen, als
er des Bruders düstere Miene und die unheildrohende Falte
aur seiner Stirn gewahrte. Er stammelte einige Entschui-
dipungen, datz er Hannas Geheimnis so ungeschickt verraten
habe, er möge es ihr nicht nachtragen, die den besten, edelsten
Eharakter von der Welt habe, und die sich iiur mit Zagen und
Widerstrcben zu der Täuschung entschlossen habe.

„Latz das jetzt und erwähne diese Affäre niemals wieder,"
unterbrach er Max kalt und hart.

Es dauerte lange, ehe es Max gelang, den Bruder nur eini-
germatzen auszusöhnen und ihn zu bewegen, zu ihm ins Haus
zu kommen.

Nach und nach aber wurde Martin ein häufiger Gast dort.
Gertrud war ein allerliebstes Hausmütterchen, sie verstand es
so recht, ihr Heim gemütlich zu machen, und es herrschte stets
die heiterste Stimmung bej den jungen Eheleuten.

Martin hätte nun freilich niemals zugestanden, datz er stch
bei seinen Geschwistern wohl und heimisch fühlte, er redete sich
vielmehr sin, datz er über das Glück seines Bruders wachen
und Gertrud deshalb beobachten müsse; er wollte die Augen
offen halten und weyS jhr, wenn sie den Bruder hintergehen
und unglücklich machen würde.

, Vorläufig konnte Martin jsddch nichts derartigcs bemerken,
und als er Max einmal auf Ehre und Gewissen fragte, ob er
denn wirklich glücklich und zufrieden sei, entgegnete dieser la-
chend, er möge sich nicht darüber beünruhigen, er sei der glück-
lichste Mensch unter der Sonne und möge mit keinem Könige
tauschen. Zugleich gab er Martin den Rat, sich an ihm ein
Beispiel zu nehmen, es würde ihm sicherlich gefallen, sich von
emem reizenden kleinen Weibchen verwöhnen und verziehen zu

Hanna hatte er niemals dort getroffen, obwohl er wutzi
daß ste Gertrud häufig besuchte.

(Schluß folgt.)

schaftliches.) Die Schwarmzeit unserer Bienen war in
unsercr sonst so frühen Gegend mit Ende dieses Monats so
ziemlich vorübör, denn im Juni sind wir, im Gegensatz zu an-
deren Gegenden, nicht mehr gewöhnt, Schwärme zu erhalten.
Anders sieht es in diesem Jahre aus. Durch das äußerst natz-
kalte Wetter sind die Bienen in ihrem Brutgeschäfte so zurück,
datz an cin Schwärmen überhaupt wohl weniger zu denken sein
wird, es mützte dann gerade spät sein, was aber für uns an
der Bergstratze insofern wertlos ist, als unsere besten Tracht-
verhältnisse zum großen Teil vorüber sind. Ebenso traurig sieht
es mit der Entnahme von Honig aus. Sonst war um diese Zeit
neuer Honig zu haben, bis jetzt aber hat man noch kein An-
gebot von neuem Honig gelesen, warum: einfach, weil keiner
da ist. Oeffnet man die Stöcke, so haben sie kaum so viel, als
sie für sich und zur Ernährung ihrer Brut brauchen und man
muß froh sein, wenn sie nicht verhungern. An Herausnahme
von Honig ist für jetzt nicht zu denken. Jnfolge dieser Kala-
mität wird der Honig auch im Preise steigen. Wir Bienen-
züchter sind also in diesem Jahre die am allerwenigsten Benei-
denswerten. — Von unseren Kirschbäumen haben wir bereits
berichtet, daß es wenig Ertrag gibt. Datz die Ernte aber so
schlecht ausfällt, wie man jetzt erst sieht, hat man nicht geglaubt.
Ein grotzer Teil der Bäume gibt nicht so viel Pfund, als sie
sonst Zentner gegeben haben. Ebenso sieht es mit den Aepfeln
namentlich aber mit den Birnen aus. Letztere haben außer-
ordentlich schön und reichlich geblüht und hingen dicht voller
Fruchtansätze. Sieht man jetzt hinauf auf die Bäume, so ist
aller Fruchtansatz gänzlich verschwunden. Ebenso schlimm sieht
es mit den Zwetschgen au§, es gibt nämlich gar keine. Und wie
es mit den Weinbergen wird, ist bis jetzt noch nicht vorauszu-
sagen, es kommt alles auf die Witterung beim Verblühen an.
Jhr Aussehen ist bis jetzt gut, von Frost haben sie nicht ge-
litien.

Mannheim, 24. Mai. (Die Handlungsgehilfen
und die Frage der Sonntagsruhe.) Eine bemer-
kenswerte Kundgebung zu Gunsten der völligen Sonntagsruhe
im Großhandel war die Versammlung der Gehilfenschaft,
welche auf gestern Abend in das Apollotheater einberufen war.
Die Versammlung war sehr stark besucht, auf dem mittleren
Balkon bemerkte man auch eine Anzahl weiblicher Gehilfen.
Herr Kinkel begrüßte die Versammelten und dankte für ihr
Crscheinen, insbescndere dem Vertreter des Stadtrats. Der
Versammlung liegt ein agitatorischer Charakter fern. Sie soll
die zur Diskussion gestellte Frage ruhig und sachlich behandeln.
Dadurch hoffen die Vereine ihr Ziel am ehesten zu erreichen.
Hierauf erteilte er an Stelle des durch Heiserkeit verhinderten
Herrn Gellert Herrn Zipi, Vorstandsmitglied des Kaus-
männischen Vereins, das Wort zum Bericht über die seitherigen
Verhandlungen zugunsten der Sonntagsruhe im hiesigen Groß-
handel. Der zweite Redner, Herr Eugen Clauß bom
Deutsch-nationalen Handlungsgehilfenverein, erörterte die
Frage: Jst die Sonntagsruhe im Großhandel durchführbar?
Jm Anschlutz an seinen Vortrag wurde folgende Resolution
angenommen: „1200 am 23. Mai 1903 im Saale des Apollo-
Theaters versammelte selbständige und angestellte Kausleute
erklären sich mit den von den verbündeten Mannheimer kauf-
männischen Vereinen aufgestellten Forderungen aus Reu-
regelung des Ortsstatuts über die Sonntagsarbeit im Groß-
handel einverstanden. Die Anwesenden können in der heute
gestatteten Sonntagsruhe keine genügende Ruhepause für die
notwendige geistige und körperliche Erholung und Ausspan-
nung erblicken, sind aber überzeugt, daß völlige Sonntagsrühe
nach den von den verbündeten kaufmännischen Vereinen aus-
gestellten Leitsätzen ohne Nachteil für unseren Platz durchführ-
har. Die Versammlung beklagt und verurteilt den gegen die
angestrebte Reform der Sonntagsruhe gerichteten ablehnenden
Standpunkt der Handelskammer Mannheim und hofft mit
Rücksicht auf die übergroße Mchrhcit der für die Forderungen
der kaufmännischen Vercine cintretenden Geschäftsinhaber
Mannheims, daß der Stadtrat der angestrcbtcn völligen Sonn-
tagsruhe bei der demnächstigen Beratung beitreten werde."
Nachdem diese Resolution einstimmig angenommen war, wurde
man einig, dem Wunsch der Gehilfen bon der Frachtschiffahrt
in folgendem Zusatz zu der Refolution zu entsprechen: „Die
Versammlung erklärt die lückenlose Sonntagsruhe als erstre-
benswert und spricht die Erwartung aus, daß die unter dem
Zwang der Verhältnisse noch zu gestattenden Ausnahmezu-
stände baldigst beseitigt werden." Hierauf schloß Herr Kingel
mit dem Ausdruck froher Hoffnung auf die Wirkung der Be-
fchlüsse des Abends um halb 1 Uhr nachts ein Meeting, wie
es ImZosanter die kaufmännischc Gchilfenschaft Mannheims
bisher nöcy nickst zustande gebracht hat.

V Mannheim, I5. Mai. (F ü r d i e n ä ch st e, a M 4. I u n i
stattfindende' Kürgerausschußsitzung) liegcn
eine größere Anzahl ^strMichcr Vorlagen vor. Zunächst soll !
cine Ncucinteilung der Abonnem"E mi Hoftheater erfolgen.
Bis ievi ß^sianoen zwei Abonnements, wov^l ^mfchsu hen
Abonnenten vielfach Teilungen stattfanden, sodaß in ^''Ech-
keit in der weitaus größeren Zahl jetzt schon Abonnements ;
bestanden. Anschließend an diesen vielfach jctzt schon
Modus der Vierteilung sollen vom 1. ^„wmber an 4 selb-
ständige Abonncmcnts Werdm unter Vermehrung

der Zahl der Pg^Mllungen von 200 auf 220 jährlich. Zugleich
l'.aver Me kleine Erhöhung der Preise statt, sodah der Stadf
eine Mehreinnahme von 71 000 Mark entsteht. Da aber die
bisher bestandenen 20 Snspenduvorstellungen wegfallen, redu-
ziert sich diese Summe auf 50 000 Mk. Hiervon sollen 23 000
Mark für die Vermehrung des Kassen- und Verwaltungsperso-
nals und die Verstärkung der Chors und Orchesters Verwen-
dung findcn. — Zur Erweiterung der Zentrale des städtischen
Elektrizitätswerkes fordert der Stadtrat vom Bürgerausschuß
die Bewilligung von 168 000 Mk. Weiter werden zur Erwei-
terung des Kabelnetzes 229 000 Mk. verlangt.

Reichartshausen, 23. Mai. (Ein seltener Fall) er-
eignete sich am Himmelfahrtstage dahier. Jn einem Garten
waren 4 einjährige Gänse eingesperrt; wie es scheint durch ihr
Geschnatter zum Zorne gereizt, fielen mit einemmale die Be-
wohner eines im Nachbargarten Lefindlichen Bienenstandes
über die Gänsc her und stach en sie derart, daß zwei derselben
noch am gleichen Abend verendeten.

Kandern, 25. Mai. (V e r u n g l ü ck t.) Der ledige 32-
jährige Fuhrhalter Wilh. Lacher fuhr von Kaltenbach nach
Kandern. Er saß auf seincm Wagen. Jn der Schlaftrunken-
heit war cr eingcknickt. Als die Pferde plötzlich scheuten, fiet
er vom Wagen, wobei ihm das Hinterrad über den Unterleib
ging und ihn sonst übel zurichtete. Ein Fuhrmann fand ihn
auf der Straße liegen und brachte ihn nach Kandern. Der Ver-
unglückte war, lt. „Oberl, Bote", noch im Stande, den Her-
gang zu erzählen, starb aber schon nach zwei Stunden.

Zell a. H., 25. Mai. (Gekündigt.) Sämtlichen Ar-
beitern der Firma Stein u. Co„ Papierfabrik Zell a. H„ wurde
mit vierwöchentlicher Frist gekündigt. Mehrere Arbeiterfami-
Üöä övii All pnd Biberach sind hierdurch in eine üble Lage
versetzt wordeii.

Aus Baden. JnUeberlingen wurden in einem Privat-
haus, dem ehemaligen Zunfthaus bei! Schühmacher, interessante
und wertvolle Wandmalereien aufgedeckt.

Kleine ZeLLung.

— Hochschnlnachrichtcii. Am 25. d. M. hat sich an der
Universiiät Leipzig der crste Assistent an dcm von Professor
Wiener geteiteten physikalischen Universitätsinstitut, Dr.
Phil, Altzerl Dahms« mit einer Probevorlesung uber

Becquerelstrahleu als Privatdozent iu der philosophischeir
Fakultät eiugeführt. Seine Habilitationsschrift sührt dett
Titel: „Beiträge zur Kenntnis von den Erscheinungen der'
Phosphoressenz".

— Plaiicn i. Bogtland, 26. Mai. Im Walde nnweit
Auerbach haben in der Nacht zum Sonntag, wie die
„Voigtl. Ztg." meldet, der Forstassessor Hertel und der
Forstgchilfe Nöder, die sich gegenseitig sür Wil -
derer hielten, aufeinander geschosse w. Röder
ist t ot, Hertel tötlich verwundet.

— Hniiiivvcr, 25. Lllai. Die „Hann. Allg. Ztg."
teilt mit, dasi die bereits in allen Punkten vorbereitete
Ueberführnng des Prinzen Arenberg nach der
Maison de Sants in Sonneberg insolge dcr Mitteilungen
der „Hann. Allg. Ztg." plötzlich rückgängig gemacht wor-
den sei. Prinz Arenberg bleibt in Hcmnover im Ge-
richtsgefängnis, bis die ganze Angelegenheit geordnet ist..

— Bcrlin, 23. Mai. Der Dichter E r n st v. Wil -
denbruch hatte dieser Tage in ber „Nat.-Ztg." einen
offenen Brief an den Großherzog von Sachsen-Weimar'
gerichtet, in dem er zugleich nnter Vorschlägen, wie der
alljährlich in Weimar stattfindenden Hauptversamm-
lung der G o e t h e g e s e l l s ch a s t eine lebhastere Teil-
nahme der literarisch gebildeten Kreise gesichert werden
könne, der Unzufriedenheit dacüber Ausdruck gab, datz.
heuer dem Anschein nach aus höfischen Rücksichten für die
Hauptversammlung ein anderer als der übliche Tag ge-
wählt und außerdem durch Fortfall des Festvortrsgs der
Charakter des Festes verändert worden sei. Wie die „Nat.-
Ztg." heute mitteilt, erhielt Crnst v. Wildenbruch, der
seinen Wohnsitz in Weimar hat, vom Grotzherzog aus
Wien folgendes Telegrannn: „Jhre Schrift „Ein Wort
über Weimar", tieber Herr v. Wildenbruch, habe ich mit
aufrichtigem Jnteresse gelefen. Wenn Sie mich darin
an die hohen Pflichten mahnen, die mir
a u s Weimars Ruhmeszeit erwachsen, so
können Sie versichert sein und es ofsen kundgeben, datz ich
nichts lebhafter wünsche, als die Traditionen meines Hau-
ses aufrecht erhalten zn sehen, nnd dies beweisen werde.
Deshalb wird es mir auch eine grotze Freude sein, der
nächsten Versammlung der Goethegesellschaft zum ersten-
male mit meiner Gemahlin beizuwohnen."

— Paris, 26. Mai. Fürst AlbertvonMonaco,
welcher anf seiner Motocyclette eine Touristensahrt von
Monaco nach Paris unternahm, wollte am zweiten Tage
dieser Tour einem Hunde ausweichen, kam daber zu Fall
und erlitt Verletzungen am rechten Bein und Schulterblatt.
Der C h i r ii r g, welcher im Antomobil folgte, legte dem
Fürsten einen Notverband an.

— London, 24. Mai. Eine rührende Besorgnis um
Leben und Sicherheit seiner Mitmenschen bekimdete der
Abgeordnete Mr. Weir, der kürzlich im englischen Unter-
hause allen Ernstes den Vorschlag machte, die Potizei mit
Lassos auszurüsten, um damit rüch'ichtslose Radfahrer und
Automobilisten in effektvoller Weise zur Strecke zu
bringen. „Die Polizei", sagte der menschenfreundliche Ab-
geordnete, „muß in die Lage versetzt werden, die ertzärm-
lichen Subjekte, die das Leben eines Menschen dem einer
Fliege gleichwertig erachten, zu fangen, zn Fall zu bringen,
öder zu zerschmettern." Er setzte hinzu, er habe in Bussalö
Bills „Wildem Westen" gesehen, wie vorzügliche Dienste
cin Lasso leisten könne.

— London, 26. Mai. Bei einem Automobil-
F a h r r a d - W e t t r e n n e n von Postbeamten in-
Bristol kollidierten zwei Wettsahrer, sodaß sie ins Publi-
in'n stürzten. Zwei Knaben wurden getötet und-
zehn andere Pcrsonen schwer verliNtüdet. Anch einer der
beiden Wettsahrer trug eine schwere Z>Clietzung davon.

PKrssnalnachrichten.

- Aus dcm Bereiche der LtEseisrnbahnoerwaltung.

Versetzt: Bureauassistent Rndolf Scheyt in Wyhlen nach
Emmendingen, Stationsaufseher Leopolb Stächele in Kvndrin-
gen nach Rheinweiler, Stationsanfscher Wilhelm Schübel in
Niefern nach Pforzheim, Bahnmeister Joscph Ehrle in Wag-
häusel Nach Wilfcrdingen, Bahnmcister Jakob Beck in Kebl nach,
Waghäusel, Zugmeister Karl Doll in Lffenburg nach Badeck,
Oberschaffner Joseph Schellhammer in Villingen nach Kon-
stanz, Oberschaffner Franz Schcrpe in Konstanz nach Villin-
gen, Reserveführer Emil Moßmann in Frciburg nach Villin-
gen, Expediiionsgehilfe Johann Nückles in Oitersweier zur
Versehung der Stationsaufseherstelle nach Niefern, Weichen-
wärier Mathias Betz in Eberbach zur Versehung der Stations-
aufseherstelle nach Köndringen.

Aus dem Bereiche des Großh. Ministeriums der Justiz, des
Kultus und Nnterrichts.

Etatmäßig angestellt: Gerichtsvöllzieher Friedrich Kiefer in
Kenzingen.

Bestätigt wurden die Hilfsgerichtsvollzieher:
Emil Scharbach beim Amtsgericht Karlsruhe, Albin Thotz
ebendaselbst und Josef Weber beim Amtsgericht Freiburg.

Zugewiesen: Aktuar Karl Diehm beim Amtsgericht Heidel--
berg dem Notariat II Wiesloch, Aktuar Karl Heitz beim Land-'
gericht Heidelberg dem Amisgericht Weinheim, Aktuar Herm.
Trippel öCM Rotariat Kenzingen dem Amtsgericht Lörrach.

Versetzt: Aerichtsvollzieher Karl Heid in Pforzheim zum
Amisgericht Brettell.-.

Zu Ruhc gesetzt- Acrichisvollzieher August Weixel beim
Amtsgericht Bretten seinem' Ansuchen enisprechend unter An-
erkennung seiner langjährigen leeu geleisteten Dienste.

Entlassen: Aktuar Ernst Percher Amtsgericht Walds-
hut. .......

Gestorben: Gefa^.g^^wärser Heinrich Lochert in Baderr.

Aus dem Ber^chx pez Großh. Ministeriums des Jnnern.

Versetzt: ^uff, August, Aktuar beim Bezirksamt Rastait
zum Bez-.rksami Mannheim, Großholz, Karl, Aktuar beim Be-
zrrksamt Niannheim zum Bezirksamt Rastatt.

Znr 'Rnhe gesetzt: Maher, Heinrich, Schntzmann in Kön-
stariz.

AuS dem Berciche dcr Obcrdirektion des Wasser- und Stratzen-

baues.

Versetzt: dcr S t r a ß e n m e i st e r Adolf Eisele in St.
Blasien nach Riegel, der Straßenmeistergehilfe Fr.
Bürkle in Donaueschingen zur Wasser- und Stratzenbauin-
spektion Bonndorf und mii der Verwaltung des Siratzenmei-
sterdienstes St. Blasien I betraut.
 
Annotationen