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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#1049

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Kurruie«: LehrrrsLuun>r: durch?u>

->22^:1 haben. damit sir rinen Einducc in den Unte: ri ch c s-
der Volksschule gewinnen. Es liegt System
Vorgehen. Die Geistlichen sollen für das Amt des
chulmspektors präpariert werden und es soll damit der
verstlichen Schulaussicht vorgcarbeitet werden.

^ -u Berlin, 27. Mai. Die „Nationalzcitung" crfährt:
uayerische Ministerpräsident von Pode-
hatte in einer gestrigen längeren Unterredung rnit dcm
r^^chÄanzler Veranlassung genommen, mit aller Entschieden-
^^yie Ausstreuungen bayerischer und anderer Blätter zurück-
suweisen, wonach zwischen der bayerischcn Regierung und der
wrchsregierung eine Spannung bcstehen soll. Der Eindruck
^ur auf beiden Seitcn ein durchaus sympathischer. Auch im
i^"Ehr rnit andern hohen Reichs- und Staatsbeamten äußerte
freimütige Wesen des bayerischen Ministerpräsidentcn
" gewinnender Weise.

U Berlin, 27. Mai. Der baherischc Mrnisterpräsident von
^odewils wurde vor der Frühstückstasel bei den Majestäten von

Kaiserin empfangen.

Potsdam, 27. Mai. Die für heute angesehte Parade
Urde wegen des regendrohenden Wetters auf Befehl des Kai-
i rs auf eine Stunde später verlegt. Um 10 Uhr ritt der Kai-
rn der Uniform des Regimcnts Gardes-du-Korps vom

ser

dchloßplah durch das Brückenportal nach dem Lustgartcn. Dorr
hatte die gesamte Garnison in offenem Viercck Aufstellung ge-
Uowmcn untcr dem Befehl des Generalleutnants v. Moltkc.
-mwesend waren die ganze Generalität, die fremden Offizierc
wid das Hauptquartier dcs Kaisers. Der Kaiser ritt die
üronten ab, währcnd die Kaiserin und die hicr anwescnden
Prinzessinnen mit ihren Kindcrn an dcn Fenstern des Schlosses
llariden. Hierauf nahm der Kaiscr Stellung gegenübcr dem
^onkmal Friedrich Wilhelms I. Sodann fand Parade zuerst
s" Zügen, dann in Kompanie- und Eskadronsfronten statt.
^us zweite Mal waren der Kronprinz, Prinz Joachim sowie

beiden Söhne des Prinzen Fricdrich Leopold mit eingetre-
Der Kaiser führte bcide Male das Rcgimcnt Gardcs-du-
Korps der Kaiserin vor. Nach der Parade nahm der Kaiser
öuhlreiche militärische Mcldungen entgegen und begab sich so-
uann nach dem Stadtschloß zurück.

f Wien, 27. Mai. Der Ausgleichsausschuß erle-
o>gte heute den Rest der Zoll- und Handelsbüud-
Uisse, ausgenommen Art. 21 (über den Viehverkehr), der
'u der nächsten Sihung zur Beratung gestellt wird, und nahm
Uiehrcre Resolutionen an, darunter eine, die die Rcgierung
ousfordert, mit der ungarischen Regierung Vereinbarungen
^ogen schiedsgerichtlicher Austragung evcntueller auf das Zoll-
^ud Handelsbündnis bezüglicher strittiger Angelegenheiten ein-
buleiten, ebenso die Resolutionen betr. die baldigste Vorlage des
Kunstweingcsetzes und die Ausgcstaltung des Telephonnehes.
''mchste Sitzung 3. Juni.

Mien, 27. Mai. (Frankf. Ztg.) Die kaiserliche Akade-
Uiie der Wissenschaft wählte heute zu Ehrenmit-
Kliedern im Auslande die Berliner Professoren
Ncchtshistoriker Brunner, Chemiker van t'Hoffi u. den Bakteo-
^ologen Koch, zu korrespondierenden Mitglie-

r n , pxs, Sanskritprofessor Kcrn-Leiden, Rechtslehrer
Hüffer-Bonn, den Philologen Friedländer-Straßburg, den
Philologen Steinschncider-Bcrlin, Chemikcr Ramsay-London,
Admiralitätsrat Neumayer-Hamburg, dcn Mathematiker Poin-
furö-Paris, den Philosophen Marey-Paris und den Histologen
^>olgi-Pavia.

li Lvndon, 27. Mcii. Unte r h a n s. Kolonialmini-

Chamberlain teilt mit, daß der Oberkommissar Mill-
üer beantragt habe, während des Sommers Sndasrika mit
E"rzem Urlaub verlassen zu dürfen. — Lambert sragt an,
"b die Regierung das Finanzgesetz so abzuändern gedenke,
u'äsz die Waren aus deu Kolouieu Vorzugszölle erhalten.
^er Schatzminister Ritchie erwidert: nein. Auf eine An-
Idage, welche Vorsichtsmaßregeln gelegentlich der A u t o-
üiobilsahrt um den Gordon-Bennet-
^reis in Frland getroffen wordcn seieu, erklärt der
^taatssekretär für Jrland, es sei Befehl erteilt, daß auf
oem Weg, wo das Rennen stattfindet, niemand sich aufhal-
^en dürse. Ein großes Ausgebot von Polizei und Militär
k>erde die Turchführung dieses Befehls sichern. Ter
^taatssekretär für Jndien, Lord Hamilton, teilte mit, daß
tni Pendschab, dessen Bevölkerung 22»/L Millionen be-
Esogt, vom 1. Iannar bis 2. Mai d. I. 141 789 Todes-
^älle iufolge von Pest vorgekommen seien. — Labouchöre
s'schtet an die Regierung die Ansrage, ob ein Abkommen
über die Operationen im Somalilande mit Italien oder
^bessinien über die Punkte hinaus bestehe, die bereits zur
^eiintnis des Hauses gekommcn seien. Crnnborne crwi-
^rrt mit nein. Labouchtzre sragt alsdann weiter, ob ein
^ertrag zwischen Großbritannien und Persien bestehe, wo-
^urch letzteres verhindert wek?7, über seine Territorien
um Persischen Golf und anderswo Verfügungen zu tref-
^n. Cranborne erwidert, es bestehe t'ein Vcrtrag ähnlicher
^rt, aber in Südpersien genieße die britische Regierung
ökwisse Rechte, die von Persien zugestanden seien. Es be-
^ehe jedoch ein Uebereinkommen zwischen Großbritannien
^nd Rußland zur Aufrechterhaktung der Jntegrität und
^uabhängigkeit Persiens.


(Vi/s/tsäo^s, 6a>/s/)

^ ksinelir'8 Rsiso-LIkiAaLiii.

pezjaÜcleßraMmc dcr Hcidrlv. Zcitruiq.

Köln, 27. Mai. Wie die „Kölnische Volkszeitung"
meldet, wurde in der heutigen Vorstands- und Ausschuß-
sitzung des Rheinischen Bauernvereins Frei-
herr Clemens von Loö an Stelle des zurückgetretenen Gra-
fen Spee einstimmig zum Präsidenten des Vereins ge-
wählt. Damit soll der Friede zwischen der Spee'schen nnd
der Schreiner'schen Richtung wiederhergestellt werden.
Schreiner wird pensioniert.

? Berlin, 27. Mai. Es ist eine Gesellschaft für
drahtlose Telegraphie m. b. H. nach den S y st e -
men Braun u. Slaby-Arco gegründet worden. Das
Grundkapital von 300 000 Mk. kann nach Bedarf auf 1 Mil-
lion erhöht werden. Die Hälfte der Geschäftsanteile über-
nimmt die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, die andre Hälfte
übernehmen die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie (System
Braun) und Siemens und Halske. Die neue Gesellschaft
schließt Fabrikationsverträge mit der Allgemeinen Elektrizt-
tätsgesellschaft und Siemens und Halske ab.

Ö Berlin, 27. Mai. Der „Lokalanzeiger" meldet auS
Petersburg: „Die Verhaftung der Offizicre dcr
Gardeartillerie, Grigorjew und Molostow, erfolgte
wegen kompromittierender Briefe. Der erstere erklärtc dem
Untersuchungsrichter, er beabsichtigte, den Oberprokurator des
Shnods, Pobjednoszew, schon am Tage der Bcerdigung des
Ministers Ssipjagin zu erschießen, stand aber von seinem Vor-
haben ab, als er den gebrechlichen Greis erblickte. Molostwow
trug sich mit einem Attentatsplan gegcn eine Persönlichkeit an
der Spitze des Verwaltungswesens. Die Untersuchung sucht
das ganze Verschwörungsnetz auszudecken. Sie ist, wie in sol-
chen Fällen üblich, geheim.

H Berlin, 27. Mai. Anläßlich der heutigen Parade in
Potsdam nnd der bcvorstehcnden großen Gefechtsübung der
Garde du Corps in Döberitz fand heute Abend auf allerhöchsten
Befehl im Opernhause eine Festvorstellung statt, wel-
cher beiwohnten: das Kaiserpaar, der Kronprinz und dke
übrigen hier und in Potsdam anwesenden Prinzen und Prin-
zessinnen, Generalfeldmarschall Graf Waldersee, dcr Kom-
mandeur der Garde du Corps, Kessel, die Offiziere der Garde
du Corps u. Adolf Menzel. Die Festvorstellung wurde eröffnet
mit dem Manöverbild „Döberitz aus den Tagen Friedrichs des
Großen" von Lauff. Die Musik war von Schlar. Hieran
schloß sich Bernhard Scholz's heitere Oper „Anno 1757".

-7- P v scn , 28. Mni. Dcm „Pos. Tageöl." zusolgc
kenterte gestern auf der Warthc cin mit 45 Kindern bc-
setztes Boot. Dcr Fährmann nnd 20 Kindcr crtrnnkcn.
Tie Lcichcn sind bcrcits gcbvrgrn.

-i- Wicn, 28. Mai. Wie in den hiesigen Kreisen des
hvhen Klerus verlautet, hat der Papst die hiesige Nun-
tiatur und die Bischöfe von Böhmen und Mähren aufge-
fordert, gutachtliche Aeußerungen über den Erzbischof Dr.
Kohn abzugeben und sich darüber zu äußern, ivelche Mittel
zur Beilegnng der streitenden Teile sich am geeignetsten
crweisen würden.

-i- Wien, 28. Mai. Jn Temresch bei Monastir fanden
ani Montag die hestigsten Kämpfe statt, die es bisher in
der ganzen Kampagne in Mazedonien gegeben hat. Aus
jedem Hause wurde auf das türkische Militär geschossen.
Die Türken erössneten das Feuer aus Gebirgskanonen,
als 'plötzli-ch eine entsetzliche Explosion ersolgte, da die
Türken das Pulvermagazin in Brand- gesteckt hatten. Die
Wirkung war eine außerordentliche. Tas ganze Tors
flog in die Lust und alle Bewohiier waren tot. Ter Ban-
denführer Tscheakalorow und alle seine Leute wurden in
schrecklich verstümmeltem Zustande als Leichen aufgefun-
den. Die Zahl der Opfer ist noch nicht festgestellt, jeden-
falls aber sehr groß.

8 Amsterdam, 27. Mai. Heute Nachmittag wurde in
Gegenwart der Königin, des Prinzen Heinrich und der
Königin Mutter die neue B örse seierlich einge -
w e i h t. Auf eine Ansprache des Bürgermeisters von
Amsterdam sprach die Königin ihre besten Wünsche sür das
Gedeihen des Handels im Jnteresse des gesamten Landes
azis.

— Sofia, 28 .Mai. Flüchtige a»s dem adriatischen
Gebiete, die die Grenze überschreiten wollten, wnrden vo«

il'icken G:

Wastinaiwalr zurückbelaltci:.

Jn verschiebeae Banöen rraien funge wcaocpen unö Frauen
ein.

0 Lokoja, 27. Mai. (Reuter.) Als am 14. März So-
koto von deu Engländern gcnommen war, entwich dcr Sul-
tan und floh nach Osten. Jetzt hat er die Bevölkerung
zum Aufstand gebracht, von der stch viele zu Angriffen
auf die Engländer in eincm Kleinkrieg anschlossen. Es kam
zu einem Gefecht, iu dcm die Engländer die Auhänger des
Sultans zurückschlugen und nach Osten drängten. Sie erlitten
selbst jedoch bedeutende Verluste.

v Tanger, 27. Mai. (Reuter.) Der Vertreter des Sultans
für auswärtige Angelegcnheiten, Muhamed El Torre sandte an
die Pforte ein Ruudschreiben, in dem mitgeteilt wird,
daß die Truppen des Sultans ständig auf der Straße zwischen
Tanger und Argila blcibeu werden, um den Transport von
Waren zu schützen und die Straßenräuber zu bestrafen.

1 Herrisburg, 27. Mai. Die republikanische Konvention
von Pennshlvanien beschloß die Wiederaufstellung Roose-
velts zum Präsidentschaftskandidaten und
sprach sich gegeu jede Aenderung des gegenwärtigen Tarif-
shstems aus.

0 Santjago de Chile, 27. Mai. Der Ausbruch der
P e st in Jquique wird auf eiue Ladung Reis aus Jndien zu-
rückgeführt. Am Montag wurden 10 Erkraukungssälle ge-
mcldet, von dencn 6 tötlich vcrliefen.

-st Ncwyork, 28. Mai. Wie hierher telegraphiert wird,
wurde in Valla-Valla im Staate Washington, wo sich der
-Präsident Roosevclt gegenwärtig auf-hält, ein Schweizer
Sozialist verhaftet, der Trohungen gegen den Prästdenten
nnd den deutschen Kaiser ausgestoßen hatte,

Vcraiilworrlich für den rcdaktionellen Teil F. Montua, sür
den Juseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.

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i» großcr Auswahl.

Mutmaßliches Wetter am 29. und 30. Mai.

Ueber fast ganz Skandinavien liegt nunmehr ein Maximum
mit 774 Millim., das sich langsam südwärts abflacht. Ueber
der südlichen Hälfte von Frankreich steht das Barometer unter
Mittel, im Südwesten sogar auf 757 Millim. Ueber Mittel-
und Unteritalien, serner über Südostungarn und der ganzen
Balkanhalbinsel steht das Barometer gleichfalls unter Mittel.
Bei vorherrscheud nordöstlichen bis östlichen Winden ist für
Freitag und Samstag nur zeitweilig gewitterhaft be-
wölktes und auch bloß zu ganz vereinzelten Störungen ge-
neigtes, im übrigen aber heitercs Wetter zu erwarten.

Amtss und K r e i s -- B e r k 6 nd i g u I» ft s b l a t t.

Mekanntnmchung

Die Abhaltung von Schloß-
beleuchtungen betr.

. Nr. 35 644 II. Am Montag, den 1. Juni 1903, findet eine
^cngalische Beleuchtung der Schloßruine statt.

Ortspolizeilich wird bei diesem Anlaß hiermit angeordnet:
... 1- Die alte Neckarbrücke wird von halb 9 Uhr abends ab
wr den Fuhrwerksverkehr gesperrt.

^ 2. Beim Herannahen der Festschiffe haben die größeren
Myrzeuge, beleuchtet sein müssen, das Fahrwasser bis zur
^eendigung der Beleuchtung freizuhalten bezw. an den Ufern
^wzulegen, jedoch müssen die Landungsstellen der Festschiffe
«nd deren unmittelbare Umgebung freigehalten werden.

Auch müssen die Nachen, die genügend zu beleuchten find,
öu dieser Zeit das Fahrwasfer freihalten.
o« Befahrcn des Philosophenweges mit Fuhrwerken

«uer Art (auch Fahrrädern) »nd das Halten auf demselben

'st

ain Abend der Schlotzbeleuchtung von halb 9 Uhr ab ver-

b»ten.

. 4. Das Mitbringen von Fahrrädcrn auf die Ncucnheimer-
wndstrahe sowie auf den Gehweg des linksseitigen Ncckarufers
^ischen alten und neuen Brücke ist von halb 9 Uhr ab
eine halbe Stunde nach Schlutz der Schlotzbeleuchtung un-

"rsagt.

^ 6. Die Anfahrt der Droschken hat über die neue und die
?>uckfahrt derselben über die alte Brückc im Schritt und nach
Anordnungen der Schutzmannschaft zu geschehen. Das

"wwenden der Droschken am Aufftellungsort ift verboten.

6. Motorwagen ist das Befahren der beiden Neckarufer
zwischen den beiden Brücken in der genannten Zeit nicht ge-
stattet.

7. Die Droschkentaxe beträgt nach Ziffer IV des Drosch-
kentarifs einschlietzlich der Abholung und Rückfahrt (ohne
Rücksicht auf die Zahl der Personen) 8 Mark.

Hat der Kutscher für eine vorausgegangene Fahrt eine Taxe
von mindestens 8 Mark bezogen nnd muß er im Anschlutz an
diese Fahrt auf Verlangcn des Fahrgastes zur Schloßbeleuch-
tung fahren bezw. zur Besichtigung derselben anhalten, so ist
eine Zusatztaxe von 4 Mark zu entrichten.

Heidelberg, den 26. Mai 1903.

Grotzh. Bezirksamt:

Conradi.

Mekanntmachunfl.

Die Anfsicht auf Hunde betr.

Nr. 35 177 VI. Die sich täglich mehrenden Klagen über
bissige Hunde veranlassen nns, nachstehende gesetzlichen Be-
stimmungen wiederholt dringend in Erinnerung zu bringen:

1. Ortspolizeiliche Vorschrift vom 1. Juli 1894:

§ 1. Es ist verboten, größere (insbesondere Fang- und
Metzger-) Hunde ohne wohlbefestigten Maulkorb außer dem
Hanse mit sich zu führen oder frei herumlaufen zu laffen. Zu
den Fanghungen gehören unter anderm Hunde der Bernhar-
diner-, Neufundländer-, Leonberger- und Ulmer-Raffe, so-
wie Bulldoggen jeder Größe.

die

§ 2. Ausgenommcn von dcm Vcrbot des § 1 sind
Hunde, welche zur Jagd odcr Schäferei verwendet werden.

§ 3. Der Maulkorb muß aus starken, über Nase und
Schnauze des Tieres befestigten, nicht verschiebbaren Kreuz-
riemen oder metallenen Spangen bestehen und derart beschaf-
fen sein, daß er gegen Biß sicher schützt.

8 4. Das Mitbringen von Hunden auf den Friedhof, in die
Neckarbadeanstalten, in den Stadt- und Neptunsgarten, in dte
Gartenanlagen des Bismarckplatzes, Mönchhofplatzes und um
die Peterskirche, sowie in öffentlichen Wirtschaften ist, ebenso
wie das Herumlanfen von Hunden an diesen Orten, verboten.

§ 5. Znwiderhandlungen werden gemäß 103, 58 Z. 1
P.-St.-G.-B. mit Geldstrafen bis zu 10 bezw. bis zu 20 Mk.
bestraft.

2. Auf Grnnd des H 867 Ziffer 11 R.-St.- G.-B. wird
mit Geld bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft, wer ohne
polizeiliche Erlaubnis bissige Hunde frei umherlaufen läßt,
oder die erforderlichen Vorsichtsmaßregeln (Maulkorb, Führen
an der Leine) zur Verhütnng von Beschädigungen unterläßt.
Wir bemerten, daß die Kosten der tierärztlichen Untersuchung
salcher als bissig angezeigten Hnnde stets dem Besttzer bezw.
Eigentümer des Tieres zur Last fallcn. Die Gendarmerie und
Schutzmannschaft ist mit ftrenger Wcisung versehen und wer-
den wir gegebenenfalls unnachsichtlich strafend vorgehen bezw.
die Tötung der Tiere veranlassen.

Heidelberg, den 23. Mai 1903.

Grosry.WezirlöamtF

Dr. Reiy g
 
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