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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Dr. Wielandt. Um halb 1 Uhr empfing Seine Königliche
Hoheit gemeinsam mit der Großherzogin den Königlich
Württembergischen Gesandten Freiherrn von Soden. Nach
1 Uhr tras die Fürstin zu Wied, geborene Prinzessin der
Niederlande, mit ihrer Tochter von Wiesbaden ein. Die
Großherzogin empsing den Besnch am Bahnhos nnd ge-
leitete denselben zum Schloß, wo der Großherzog die
Eintreffenden begrüßte und zuv Wohnung führte. Zur
Fvühstückstafel kamen außer den Fürstlich Wiedschen Herr-
schaften der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin.
Nachmittags halb 4 Uhr besuchten die Fürstlich Wiedschen
Herrschaften mit dem Großherzog und der Großherzogin
die Spinnerei-Ausstellung und kamen dann zu den Erb-
großherzoglichen Herrschaften zum Tee. Danach beglei-
teten die Höchsten Herrschaften die Wiedschen Verwandten
zum Bahnhof, von wo die Rückkehr nach Wiesbaden er-
folgte. Jm Gefolge der hohen Gäste befanden sich die
Hosdame von Harnier und der Hofmarschall Freiherr von
Nkalchus.

Ausland.

Ocstcrreich-Ungarn.

Wien, 28. Mai. Jm „Vaterland" wendet sich ein
katholischer Oesterreicher heftig gegen Kaiser Wilhelm,
weil in der bekannten Randglosse Karl V. mit Nero und
Lncifer verglichen werde. Das sei also der Dank für die
Mäßigung (!) und V e r s ö h n I i ch k e i t (!), die
Karl V., so lange irgend möglich, den d e u t s ch e n P r o-
tesianten entgegengebracht habe und für die
M ilde (!), die er als Besieger den Besiegten gegenüber
walten ließ.

Zur Wahlbewegung.

Bruchsal, 27. Mai. Die Mitteilung, daß der Geist-
liche von Stettfeld von der Kanzel herab eine demokratische
Wahlversammlung verboten habe, wird von diesem ais
salsch bezeichnet. Aber so ganz ohne ist die Sache doch
nicht, denn der Pfarrer hat angekündigt, daß er selbst
am Nachmittag eine polittsche Versammlung halten werde
und zu dieser die Gemeindeangehörigen eingeladen. Man
hat es also nicht mit einem direkten Verbot zu tun, doch
lief die Behandlung der Sache im Prinzip auf dasselbe
hinaus; denn wer die Verhältnisse in ländlichen Gemein-
den kennt, weiß, daß eine derartige Einladung von der
Kanzel herab einem Befehle ziemlich gleichkommt. Findet
sich aber die Gemeinde zur Versammlung des Herrn Pfar-
rers ein, dann kann sie nicht bei der Versammlung der
Teutschen Volkspartei sein.

— Ter Bund der L a n d w i r t e beginnt einzu-
sehen, daß die Volksstimmung gegen seine einseitigen For-
derungen ist, die Ratten verlassen schon das sinkende Bun-
desschiff. So wird dem „Hann. Kur." aus Otterndorf
Lerichtet, Dr. Diederich Hahn fordere im dortigen Kreis-
blatte alle Anhänger einer deutsch-nationalen Wirtschafts-
politik zur Begründung eines „Wahlvereins der
d e u t s ch - n a t i o n a l e n W ä h l e r" im 13. hannover-
schen Wahlkreise auf. Ter G e s ch ä f s f ü h r e r des
Bundes zieht also bereits die Flagge ein,
er erhofft unter des Bundes Firma kein Geschäft rmd
meldet deshalb ein neues Unternehmen an. Es ist
schade, daß die Bundesleitung den Bund Lurch übermäßige
Schneidigkeit so zu Grunde gerichtet hat. An und sür sich
ist der Zusammenschluß der Landwirte nur zu loben
und wenn er die Kraft hat, die jetzigen Leiter samt ihren
Reichstagskandidaten über Bord zu werfen, dann kann
immer noch gehofft werden, daß das Bundesschisf wieder
flott wird.

* Heidelberg, 29. Mai. Zu allen möglichen
gehässigen Ausfällen gegen die Kandi-
d a t u r des Hrn. Michaely habe sich die „Heidelberger
Zeitung" ii: ihrem Bericht über Lie neuliche Wahlver-
sammlung hierselbst herbeigelassen, so meint die konser-
Vative „Badischck Post". Wir müssen das bestreiten. Wir
haben den Eindruck, den die Rede des Herrn Michaely
machte, wahrheitsgetreu, aber ohne jede Gehässigkeit ge-
fchildert. Sollten wir etwa sagen, Herr Michaely sei ein
tüchttger Redner oder er sei auf die politischen Tages-
fragen eingegangen oder er habe ein Wort für das natio-
nale deutsche Geistesleben gehabt, wenn dieses tatsächlich
nicht der Fall ist? Dann ist der „Badischen Post" anch ein
kleiner Lesefehler unterlaufen; sie findet, daß in unserem
Bericht behauptet sei, Herr Michaely scheine inzwischen
etwas mehr von der Politik gelernt zu haben. Das ist

der Scherzhaftigkeit seiner Freunde zu beklagen, sondern
er mußte zu seinem Aerger erfahren, daß die Zeremonie
in seiner Abwesenheit dennoch stattgefunden hatte, nur daß
in der Persönlichkeit Les Bräutigams eine Aenderung vor-
genommen wurde. Jn Louisville besteht nämlich dis
schöne Einrichtung, daß man nicht nötig hat, stch lange
vor der Trauung aufbieten zu lassen. Zehn Sekunden und
darunter genügen da vollständig. Diesen Umstand machte
sich ein ehemaliger Anbeter der Braut zu nutze, und wäh-
rend alles in peinlicher UngeLuld auf den Bräutigam war-
tete, trat er an die Braut heran und flüsterte ihr zu, er
sei bereit, die Stelle des Verschwundenen einzunehmen.
Jn ihrem Aerger über die Verzögerung und das — für
den Augenblick wenigstens — unerklärliche Verschwinden
ihres Auserwählten ließ sich die junge Dame hinreißen,
seinen Vorschlag anzunehmen, obwohl ihr die Eltern und
Lie Freunde abredeten. Die Trauung wurde tatsächlich
vollzogen, und merkwürdigerweise hat die Braut ihren
raschen Entschluß bis heute noch nicht zu bereuen gehabt,
denn die Ehe ist eine außerordentlich glückliche. Was der
gefangene und so leichten Kaufes aufgegebene Bräutigam
zu der Sache sagte, wird freilich nicht berichtet.

unrichtig. Wir haben keinen Grund zu einer solchen Be-
hauptung gehabt unL haben sie also auch nicht aufgestellt.

Aus Ltadr und Land.

Heidelberg, 29. Mai.

V Jungliberalcr Bercin. Auf die heute Abend im „Schiff"
in Neuenheim stattfindende Mitgliederversammlung machen
wir die Jungliberalen noch einmal besonders ausmerksam. Dte
Zusammenkunft wird sich zu einem sehr interessanten Erör-
terungsabend in kleincm Krcise gcstalten. Wer über die
Reichstagswahl noch irgend einen Anfschlutz haben will, wird
hier Gelegenheit haben, sich zu unterrichten.

X Das Adreßbuch der Nniversität für das Sommerhalb-
jahr 1908 ist soeben erschienen (Verlag von Karl Groosi. Von
der Gesamtzahl bon 1671 immatrikulierten Studierenden sind
451 Badener, 1474 sind Rcichsangehörige, 197 Ausländer.
Unter den Letztern finden wir 92 Russen, 40 Ossterreicher und
Ungarn, 21 Nordamerikancr, 9 Schweizer, 8 Engländer. Die
anderen Staaten sind mit gcringeren Ziffern vertreten. Afrika
hat 1, Südamerika ebenfalls 1, Asien (Japan) 3 Studierende
hierher entsandt.

Robert Bunsen-Denkmal in Heidelberg. Zur Errichtung
des Denkmals für Robert Bunsen in Heidelberg ergeht folgen-
der Aufruf: „Mehr als 31L Jahre sind vergangen, seit Roberr
Bunsen im höchsten Grciscnalter dahingeschieden ist. Für die
Ueberlebenden erscheint es als Pflicht der Dankbarkeit, das
Bild dieses Mannes, dem Wissenschaft und Technik so unendlich
viel verdanken, der Nachwelt zu überliefern. An alle Freunde,
Verehrer und Schüler des grotzen Meisters richten wir hier-
durch die Aufforderung, dazu beizusteuern, datz Robert Bun-
sen in Heidelberg, wo er weit über ein Menschenalter hinaus
lehrte und arbeitete, fast ein halbes Jahrhundert lebte, ein
würdiges Denkmal errichtet werde." An der Spitze des aus
angesehenen Männern gebildeten Komitees steht als Ehrenvor-
sitzender Freiherr von Dusch, Präsident des badischen Mini-
steriums der Justiz, des Kultus und des Unterrichts. Schatz-
meister ist Stadtrat A. Rodrian in Heidelberg.

Besitzwechsel. Das den Erben des verstorbenen Geheim-
rats Kutzmaul gehörige Haus Plöckstrahe SO ging vorbe-
haltlich der Genehmigung einer Mitgliederversammlung für
den Preis von 126 000 Mark in dcn Besitz des Vereins „M u -
seu m" über.

-j- Schöffengerichtssitzung vom 28. Mai. Georg Ruff von
Rohrbach erhielt wegen Körpervcrletzung 7 Wochen Gefäng-
nis; Valentin Lukan von Augsburg wegen desgleichen S Wo-
chen Gef.; Georg Heinrich Laux von Nuhloch wegen desglei-
chen 5 Mark Geldstrafe ; Heinrich Sippel von hier wurde von
der Anklage wegen Vergehens gegen N. M. G. freigesprochen;
Fr. Abr. Treiber von Eppelheim erhielt wegen Bedrohung 30
Mark Geldstrafe evtl. 6 Tage GefängNis; Peter Pföhler, Math.
Pföhler und Hermann Merdes, sämtlich von Wieblingen, sind
wegen Körperverletzung angeklagt, es erhielten P. und M.
Pföhler je 3 Mark Geldstrafe, H. Merdes wurde von der An-
klage freigesprochen; die Verhandlung gegen Elisabetha Keil
geb. Ebner von Nutzloch wegen Hausfriedensbruchs wurde ver-
tagt; Marie Künzer geb. Reichert von Mönchzell wurde bon
der Anklage wegen Körperverletzung freigesprochen; Franz
Pfisterer, Wilhelm Hartschuh, Georg Philipp Zimmer und
Alexander Peter Damm, sämtlich von Wieblingen, sind wegen
Körperverletzung angeklagt, es erhielten Fr. Pfisterer 40 Mk.
Geldstr., W. Hartschuh 1S Mk. Geldstr., Gg. Ph. Zimmcr 20
Mk. Geldstr., Alex. Peter Damm 15 Mark Geldstrafe; die
Verhandlung gegen Antonio de Panli von hier wegen Unter-
schlagung wurde vertagt; Joh. Herzog in Haft erhielt wegen
Betrugs und Unterschlagung 14 Tage Gefängnis.

? Mannheim, 28. Mai. Die gestern hier abgehaltene Ge-
neralversammlung der Badischen Bank hat die für das Jahr

1902 vorgeschlagene Dividende von 5 Prozent — 15 Mark pro
Aktie, zahkbar bon gestern ab, genehmigt. Die nach dem
Turnus ausscheidenden Aufstchtsratsmitglieder wurden wie-
dergewählt.

U Karlsruhe, 28. Mai. (Die 70. Versammlung
der evangelischen Kirchengemeinde) wurde am
27. Mai in der Kleinen Kirche unter Vorsitz des Stadtpfarrers
Brückner abgehalten. Der wichtigste Gegenstand der Tages-
ordnung war der Ortskirchensteuer-Voranschlag für die Jahre

1903 und 1904. Aus demselben war zu ersehen, datz der
Schuldenstand der evangelischen Kirchengemeinde am Ende
1902 435968 Mark betrug (gegen 572 985 Mark am 1. Mal
1601). Die dem Ausschlag der Kirchensteuer zu Grunde lie-
genden Steuerkapitalien und Steueranschläge berechneten sich
auf die Gesamtsumme von 223 678 704 M. Der Gesamtertrag
beziffert sich bei dem angenommenen Steuerfutz von 5 Pfg.
von 100 Mark Gemeindesteuerkapital auf 112 089 Mk. jähr-
lich. Die Kirchengemeindeversammlung hat zu dem vorge-
legten Kirchensteuervoranschlag ihre Genehmigung erteilt.

Karlsruhe, 28. Mai. (Spinnereiausstellung.)
Jn der Spinnereiausstellung hat heute um 8 Uhr eine Extra--
vorstellung der Gutacher stattgefunden (die morgen wie-
derholt wird), welche den sogenannten „Lichtgang" darstellt,
mit Sitten und Gebräuchen, wie sie noch etwa tn den 50er
Jahren im Gutachtale üblich waren. Frau Nanette Stengel, in
Gutach selbst seit Jahren heimisch und vertraut mit den meisten
Bewohnern der grotzen Bauernhöfe des Tales, hat ihn ver-
fatzt. Eine Dichtung kann man das charakteristische Stück wohl
nicht nennen, denn es ist nichts Erdichtetes dabet — getreu pt
es dem Volksmund abgelauscht und hinein verwoben, was von
Bürgermeister und Aeltesten des Dorfes als wahre Gebräuche
und alte Sagen der Dichterin zugetragen worden. Denn datz
sie dennoch Dichterin, beweist sie, wie sie alles tn dem kurzen
„Lichtgang" zusammengefatzt hat. Die beste Kritik aber ist,
datz bei der Aufführung in Gutach selbst die zuschauenden
Bäuerinnen einstimmig ihr Urteil dahin abgegeben haben:
„Jo s'isch wirklich so gsi!" Besonderen Reiz berleiht dem
Stücke das von Kunstmaler Karl Beulecke in Gutach vortreff-
lich gemalte Bauernstübchen, welches auch in Karlsruhe aufge-
stellt ist. Die Leitung der Aufführung in Gutach geschah unter
Pfarrers Nuzinger Aufsicht, einer der ersten Gründer des
Vereins für ländliche Wohlsahrtspflege auf dem Lande, dessen
Bestreben es ist, gute Volkssitten und Gebräuche zu pflegen und
zu erhalten. Die Spinnereiausstellung dauert nur bis zum 7.
Juni; ihr Besuch ist autzerordentlich zu empfehlen, damit die
weibliche Bevölkerung des Landes Kenntnis davon erhalte, wie
vielfach noch im Lande gesponnen wird, man hat 700 spinnende
Mädchen aus allen Teilen des Landes herkommen lassen, um
die Ausstellung zu sehen, auf den mitgebrachten Rädchen selbst
zu spinnen und sich, wenn angängig, um Preise zu bewerben,
welche die Grotzherzogin gestiftet hat. Für den Laien ist die-
ser Teil der Ausstellung der anziehendste. Es ist interessant,
zu sehen, wie hier immer 100 Mädchen — alle paar Tage sinv
es andere — dasitzen, spinnen und singen, und wie sie mit
ihren bunten Trachten die dunkeln schwarzwälder Stuben, in
welchen sie untergebracht sind, beleben. Auch der Kunstfreund
geht nicht leer aus.

8 Ettlingen, 28. Mai. (Nur ein „S p a tz".) Am hie-
sigen Postschalter wurde ein aus Karlsruhe stammender Kauf-
mann verhaftet, als er postlagernde Offertbriefe abholen
wollte. Jn auswärtigen Zeitungen war nämlich von ihm ein
Jnserat erschienen, worin er eine Bureaustelle mit jährlich
1300 Märk Gehalt ausschrieb. Bewerbungen sollten postla-
'gernd Ettlingen eingesandt werden. An die zahlreichen Offer-
ten machenden Leute sandte der Kaufmann nun die Mitteilung,
datz ihre Briefe, weil ungenügend frankiert, durch die Post
mit Strafporto belegt worden seien, falls sie auf eine Ent-

scheidung rcflektiertcn, mütztcn sie das Strafporto einsenden.
Man nimmt an, datz der Herr sich auf diese Weise kleine Bar-
mittel verschaffen wollte, denn die Briefe waren richtig fran-
kiert eingegangen. Bei der Vernehmnng behauptete der Pa-
tron, nur einen „Spatz" beabsichtigt zu haben.

L Pforzheim, 28. Mai. (Streik in Sicht.) ZwischeN
den Maurern und Bauherrn sind Lohnstreitigkeiten
ausgebrochen. Eine Maurerversammlung hat beschlossen, die
Arbcit noch bis zur nächsten Woche fortzusetzen und inzwischen
die Vermittelung des Gewerbegerichts anzurufen. Falls eine
Einigung nicht gelingt, soll in den Streik eingetreten wer-
den.

Eine fiirstliche diamantene Hochzeit.

Der Großfürst Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-
Strelitz richtete am Himmelfahrtstage an die Bevölkerung
folgenden Erlaß:

Es naht der Tag, an welchem vor 60 Jahren der Erzbischof
von Canterbury in der Schlotzkapelle von Buckingham Palace
in London die Hand der treuen Grotzherzogin für immer in
die meine legte, und lange haben wir uns darauf gefreut, dies
seltene Fest der Diamanthochzeit zusammen begehen zu kön-
nen. Leider haben wir uns entschlietzen müssen, auf eine
Feier desselben zu verzichten, so schmerzlich wir dies auch em-
pfinden — eine solche ist durch den schwankenden Zustand mei-
ner Gesundheit -ausgeschlossen. Unser Dank aber an alle die-
jenigen bleibt derselbe, welche sich dieses Tages haben freund-
lich erinnern wollen.

Dieser Erlaß weist aus das am 28. Juni bevorsteheude
selteue Fest eines sechzigjährigen sürstlichen Ehejubiläums
hin, das, wie die „Köln. Ztg." hervorhebt, im verfossenen
Jahrhundert nur einmal, und zwar im Hause Hessen,
bei deni gemeinsamen Großoheim des feiernden großher-
zoglichen Paares Vorgekommen ist. Ein Blick in die Ge-
nealogie des hessischen Hauses läßt erkennen, daß aus
diesem im wesentlichen die außerordentliche Lebenssrische
ererbt wurde, mit der das feiernde Paar begnadet ist!
Während der Landgraf Karl ein Alter von 92 Jahren er-
reichte, wurde dessen Bruder, Landgraf Friedrich (geb.
1747, gest. 1837) 90 Jahre alt. Er ist Ler gemeinsame
Großvater des Herzogs Friedrich Wilhelm von Mecklen-
bnrg-Strelitz und seiner Gemahlin Augusta Karoline„
Prinzessin von Großbritannien, Jrland und Hannover,
denn seine vorjüngste Tochter, Prinzessin Marie von
Hesfen, vermählte sich mit dem Großherzog Georg von
Mecklenburg-Strelitz (Vater des Jubiläumsbräutigams),
während die jüngste, Prinzessin Auguste, dem Herzog von
Cambridge (Vater der Jubelbraut) die Hand reichte.

Auch diese sürstlichen Schwestern erreichten Lie hohen
Altersstufen von 84 bezw. 92 Iahren, unL ihre Kinder
haben wiederum deren Langlebigkeit und Lebensfrische
ererbt, denn der im 83. Lebensjahre stehende Großherzog
von Mecklenburg-Strelitz überrascht noch heute einen jeden
durch die llrteilsschärse, mit welcher'er aus abgeklärter,
erfahrungsreicher Lebensweisheit heraus, sowohl die klein-
sten Dinge des alltäglichen Lebens, wie die großen histo-
rischen Geschehnisse der Vergangenheit unL die Weltfragen
der Gegenwart und Zukunft zu bemessen weiß. Seine
geistes- und willensstarke Gemahlin aber macht, obwohl
sie unmittelbar vor dem Beginn des 82. Lebensjahres
steht, den Eindruck einer Sechzigjährigen und läßt kauin
ahnen, daß sie schon der Krönung des Vorgängers der
Königin Viktoria auf dem englischen Thron beigewohnt,
in jungen Jahren den interessanten Gesprächen eines
Talleyrand, als ihres Tischnachbarn, gelauscht hat, unL
ihren Zweitgeborenen von Wellington über die Taufe
halten ließ. Jhr Bruder aber, der jetzige Herzog von
Cambridge, kommt in seinem 84. Lebensjahre noch un-
entwegt den zahllosen repräsentativen Pflichten nach, de-
ren Erfüllung das englische Volk von den Mitgliedern
seines Königshauses erwartet, und führte noch vor weni-
gen Jahren zu Pferde sein Preußisches Regiment Sr. Maj-
dem Kaiser und König in Koblenz vor.

Handel und Verkehr.

Mannhcim, 28. Mai. Oberrheimiche Bank 97.— B., 96 75 G.
Rhein. Creditbank —B., 138.50 G. Rhein. Hyp.-Bank —B.,
190.00 G. Brauerei Kleinlein, Hcidelbsra —B. 178.— G.
Schroedl'sche Brauerei Heidelberq —. - B., 190.— G. Partland-
Zement Heidelbera —.— B. 109.50 K.

Frankfurt, 28. Mai. (Effektcnsozietät.) Umfätze
bis 6)4 Uhr abends. Kreditaktien 208.80 bz., Diskonto-Kom-
mandit 185.30 bz., Berliner Handelsgesellschaft 154.10 bz.
Schaaffhauscnscher Vankvercin 124 bz. Staatsbahn 145.10-20'
bz. Lombardcn 14.60 bz. G., Hcnri 105.20 bz. Nordd. Lloyv
101.75 bz. 5proz. amort. Mexikaner 42 bz. G., 3proz. Por-
tugiesen 32 bz. G., 4proz. Serben 76.80 bz. G., Monop. Grie-
chen 44.75 bz. G. Bochumer 174.40 bz., Gelsenkirchen 175.60
B. 50 G., Harpener 178.40 bz., Oberschles. Eisen-Jndustrle'

97.40 bz. Elektr. Schuckert 95 bz. G.

6)4 bis 6)4 Uhr: —.—. An der Abendbörse warcn Lom-
barden infolge der Auslassungen des Generaldirektors in der
heutigen Generalversammlung wesentlich fester. Auf den übri-
gen Gebieten war die Haltung unverändcrt.

Mannheim. 28. Mai. (Produktenbörse.) Per 100 Kilo.
Weizen bierländ. 17.25 his —.—, rheinischer 17.25 bis —,
Azinia 17.25 bis 18.—, Theodosia 18.25 bis 18.50, Saxonska —
bis —Ulka 17.25 bis 18.—, Taganrog 17.25 bis 18.—, rn-
mänisch. 17.75 bis 18.25, amer. Wint. II 17.75 bis —, amcr,
Spring —bis Walla-Walla 17.90 bis —. Kansas

II nen 17.50 bis —, Californier —bis-, La Plata

17. bis 18.—. Bahia blanka —bis —, Semence Russe
—.— bis —, Kernen 17.50 bis —, Roggcn Pfälzer
neuer 15.25 bis —, nordd. 15.10 bis —, russischer 14.8U
bis —, Gerste hies. Gegend 16.75 bis , Pfälz. 16.75 bis
17—, Ungarische —bis —. F-uttergerste 12.75 bis13.---,
Hafer Bad. 1425 bis 15.—, württ. Alp. —bis Nord-
deutsch —bis —, Hafer rnss. nener 14.— bis 15.—, Mais
Amerik. mixed. 12.25 bis 12 40. La Plata 13.50-13.75, DonaU
13.50 bis —.—, Koblreps Dentscher 24.— bis —, ungar-
—.— bis —, Wicken 18 — bis —, Kleesamen deutschck-
120— bis 125.-, Dentscher II 100 — bis 110.— Lucerne 100.^
bis 110.—, Provence 110.— bis 115.—, Esparsette 30.— bis 32.-7-
Amerik. — bis —, Leinöl mit Faß 57.50 bis —, «k
Waggon 55.50 bis —.—, Rüböl mit Fatz 57.— bis —.—, be>
Waggon 54.— bis —.—, Petroleum Amerik. 19.40 bis —--7>
in Fässern 23.75 bis —bei Waggon 22.70 bis —. rnll
Nobel 18.90 bis . in FSssern 21.25 bis —. bei Waggo-f

20.40 bis —.—, gew. rnss. 17.40 bis —, in Fässern 23.— bis-
—, bei Waggon 20.80 bis —russ. Meteor 18.40 bis —

iu Fässern 22.10 bis —, bei Waggon 21.10 bis —, 70ec
 
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