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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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inens der Stadt folgende Begrüßungsansprache an die Ver-
sammlung:

Hochgeehrte Festversammlung!

Erlauben Sie, daß ich Sie auch namens der Stadt willkom-
men heitze, aber nicht als Fremde, sondern als älte Bekannte
und Freunde. Haben Sie doch schon seit einem Dezennium
Jhre Zusammenkünfte jeweils in Heidelberg abgehalten und
sind Sie daher doch mit unseren hicsigen Verhältnisscn längst
vertraut. Jch will nicht prüfen, ob der Hauptgrund Jhrer
regelmätzigen Besuche unserer Musenstadt mehr auf die Reize
ihrer Lage und ihrer Umgebung zurückzuführen ist oder ob er
mchr mit der wissenschaftlichen Bedeutung und persönlichen
Licbenswürdigkeit des derzeitigen Vertreters der Larhngologie
an unscrer altberühmten Ruperto-Carola zusammcnhängt.
Jedenfalls aber möchte ich unsere aufrichtige und herzliche
Freude darüber aussprechen, datz Sie unserem Heidelberg seit-
ber treu geblieben sind. Jndem ich Jhnen dafür namens der
Stadt und ihrer Bewohner wärmstens danke, gebe ich zugleich
dem Wunsch und der Hofsnung Ausdruck, daß auch Jhre dies-
jährige Tagung den besten Verlauf nehme und

daß sich an dieselbe noch viele folgende Zu-

sammenkünfte in Heidelberg anreihen möchten. Wenn
Sie wieder zu uns kommen, werden wir Jhnen
die Pforten der neuen Stadthalle am Neckar zu öffnen in der
Lage sein, die nunmehr ihrer Vollendung entgegengeht und
anläßlich der hundertjährigen Feier der Erneuerung der Uni-
vcrsität durch Karl Friedrich dem Betriebe übergeben werden
soll. Jch hoffe, daß Sie dort für Jhre geselligen Veranstaltun-
gen schöne und passende Räume finden werden und datz das
neue Haus überhaupt dazu beitragen wird, die Anziehungs-
kraft Heidelbergs zu stärken. Für diesmal bitte ich Sie, für
Jhr Festbankett noch mit dem alten Saalbau vorlieb zu neh-
men, der demnächst in die Benühung dcr Universität übergeht
und an dessen Stelle sich hoffentlich in nicht serner Zeit ein
neues Kollegiengebäude für die Ruperto-Carola erheben
wird. Möchten Sie auch von Jhrer diesjährigen Tagung
freundliche Eindrücke bon Alt-Heidelberg mitnehmen; möge das
Schauspiel der Schloßbeleuchtung, das wir Jhnen heute Abend
zu bieten gedenkcn, Jhren Beisall sinden und möge Jhr Besuch
unserer Stadt sich recht bald wiederholen! Mit diesem Wunsche
begrühe ich Sie im Austrag dcr städtischen Verwaltung von
ganzem Herzen.

Namcns der larhngologischen Gesellschaft in Berlin über-
brachte Prof. Hehmann der jüngeren Schwester, die so
grotz geworden sei, ohne datz sie eine Kinderkrankheit durch-
machen mutzte, die herzlichsten Glückwünsche.

Prof. Iurasz dankte dem Prorektor, dem Oberbürger-
meister und Herrn Pros. Heymann sür die freundliche Be-
grützung. Dem Oberbürgermeister gegenüber betonte er, datz
der Verein sich als Heidelberger Kind fühle und fest mit Heidek-
berg verbunden sei. Dies Gefühl erhöhe sich und erfahre etne
bedeutende Steigerung durch die liebenswürdige und herz-
liche Begrützung des Vereins durch das Oberhaupt der Stadt.
Sodann schlug Prof. Jurasz die Absendung eines Tclegramms
mit ehrerbietiger Huldigung an den Großherzog vor. Der >
Vorschlag fand warme Zustimmung.

Es solgtcn dann die wissenschaftlichcn Festredcn.

Zuerst sprach Geh. Medizinalrat Prof. Schmidt aus
Frankfurt über dic Beziehungcn dcr Laryngologic zu der gc-
samten Medizin. Redner erinnerte daran, wie schwierig tn
einer noch gar nicht so weit zurückliegenden Zeit die Unter-
suchung des Kehlkopfes war. Die Untersuchungen scheiterten
viclsach gänzlich, wcil man nur das Sonnenlicht zur Vcr-
fügung hattc, also von diesem völlig abhängig war, und cS
auch nicht zu dirigieren verstand. Die Einführung der künst-
lichen Beleuchtung brachte dann einen Fortschritt. Aber selbst
die Einführung des Kehlkopfspiegels ging nur sehr langfam
vonstatten, wcil man glaubte, datz der Kehlkops für Unter-
suchungen zu empsindlich sei. Jm Jahre 1861, als dcr Rcdncr
in Wicn studicrtc, wußte man dort noch nichts vom Kehlkopf-
spiegel. Allmählich eignete man sich die Technik an und ver^
besserte die künstliche Beleuchtung. Czermäk sei der crste ge--
wesen, der einen Kehlkopfpolypen am Stimmband etnes leben-
Len Menschen gesehen hat. Man könne sich kaum vorstellen,
welches Aufsehen es erregte, datz die Operation des Polypen
äusgeführt und Heilung erzielt wurde. Große Schwierigkeiten
bereitete zunächst noch die Empfindlichkeit des Kehlkopfs. Dann
kam aber die Ilnwenduug deK Cocains, dv.rch welche die Ope-
rationen am Kehlkopf mit einem Schlage sichergestellt wurden.
Redner verbreitete sich dann über den Zusammenhang bon
Kehlkopferkrankungen mit anderen spczifischen Krankheiten unr»
mit AllgemeinerkrankUNgen. Wie habe doch seinerzeit die Mil-
teilung eines Falles Aufsehen erregt, in dem Lähmung des
Kchlkopfes als Folge ciner Erkrankung der Aorta erkannt wor-
dcn sei! Die Beschaffenheit der Schlundschleimhaur laffe ofl
eine im Anzug befindliche Krankheit früher erkennen, aks
andere Symptome, z. B. bei Blattern, Masern, Scharlach usw.
Andere Krankheiten lietzen im Kehlkopf ihre Visitenkarten tn
Gestalt von Narben und Defekten zurück. Eine einfache Röte
im Kehlkopf könne ein Anzeichen von Störung an einem ganz
andern Orte scin. Typhus zeige sich durch Geschwüre am
Gaumenbogen an usw. Asthma werde oft durch Polypen ver-
ursacht. Unsere Nasenrachenhöhle sei eine wahre Pandora-
büchse. Die Tuberkulose nehme lcicht in ihr ihren Anfang.
Der Erreger des Gelenkrheumatismus setze sich oft ln thr fest.
Mit der Entfernung der Rachenmandel sei der Gelenkrheuma-
tismus schon oft zum Verschwinden gebracht wordcn. Was
mangelhafte Atmung infolge von Vergrötzerung der Rachen-
mandel bedeute, das habe man mehr und mehr erkenncn gc-
lernt. Kinder, die schlechte Esser sind, schlecht schlafen, schwache
geistige Entwicklung zeigen, ja fast idiotisch sind, haben sich
nach Entfernung der Rachenmandel oft in wundervarer Wetse
gebessert. Redner habe einmal schon nach zwei Tagen einen
solchen Erfolg gesehen, daß er zuerst gar nicht daran glauben
wollte. Auch Epilepsie sei in vereinzelten Fällen mit ber
Rachenmandel beseitigt worden. Die Erkrankung der Rachen-
mandel drücke dem Patienten eine besondere Phhsiognomte aus
und andererseits könne man von dicser aus jene schlicßcn. Da
sei es nun interessant, aus Bildern und Denkmälcrn Schlüffe
auf die geistige Beschaffenheit der Dargestellten zu ziehen.
Marc Aurel, Karl V., Philipp II., Karl IX., der Held der
Bartholomäusnacht, und andere mehr, sie alle könnteN unter^
dem vorgetragencn Gesichtspunkt betrachtet werden und es
wcrfe sich die Frage aus, wolchen Verlauf wohl die Weltge-
schichte gLnommen hätte, wenn ihnen rechtzeitig die Rachen-
mandcl ausgcschnitten wordcn wäre. Rcdner weist dann noch
auf Schwindsucht, Hysterie, Lähmung und Kropf hin und ver-
wcilt insbesondcrc bei dem lchtercn, dcssen Heilung durch An-
wcndung von Schilddrüsenpräparaten in letzrer Zeit bckanntlich
einen großen Fortschritt gemacht hat. So biete sich dem La-
ryngologen einc Fülle von mcdizinisch interessanten Erschei-
nungen dar. Aber um ihncn zu begcgncn, müsse ber Halsarzt
gründlich in der gesamten Medizin ausgebildet werden und
zwar sowohl in der Theorie wie in der Praxis.

Zum Schlutz sprach Prof. Seifert aus Würzburg nber
das Thema: Was leistet die heutige Laryngologie? Man müsse
staunen, so sührtc er aus, übcr die Ausbildung, die dieser
Zwcig dcr Medizin ersahren habe. Heute müsse an jeden Arzt
die Anforderung gestellt werden, datz er in ihm Bescheid wisse.
Auch dieser Redner wies auf die grotze Bedeutung bes Cocains
für die Laryngologie hin. Wie leicht sei seit 1884 dic Ent-
fernung einer Geschwulst im Nasenrachenraum! Wohl seien
inzwischen noch and'ere Mittel zur Hervorbringung der Un-
empfindlichkcit cntdeckt wordcn, abcr das Cocain behalte den
ersten Plah. Viel hätten Elektrizität und Phhsik für die La-

rhngologen geleistet. Eb erinnere an die Erleuchtung und
Durchleuchtung der Körperhöhlen, wie sie jetzt ausgeführt wer-
den können; an die Rönttgcnstrahlcn, die man bei Lnpus sogar
direkt verwende; an das sogenannte kalte Licht gegen Rachen-
katarrhe. Redner erinnert dann an den Zusammenhang von
Erkrankungen der Nasenrachenhöhle mit anderen, z. B. mtt
Augenlciden, mit Krankheiten der Verdauungsorgane usw.
Manche allgemeine Erkrankung lasse sich an der Nase erkennen
und umgekehrt. Sehr zu pflcgcn sei die Beziehung der Laryn-'
gologie zu der Chirurgie. Die Plastik der äutzeren Nase sei
nahezu vollständig ausgebildet; nicht nur datz' Defekke äusge-
glichen würden, auch natürliche Entstellungen würden beseitigt
oder gemildert. Seit 1900 habe man die Paraffineinspritzun-
gen, wodurch Sättel an der Nase ausgefüllt und unschöne,
lächerliche Nasen hergerichtet würden. Auch in Bezug auj
innere Erkrankungen der Nase sei man weit geokmmen; gegen
den Lupus allerdings sei man noch ohnmächttg. Aetzung bezw.
Ausbrennen werde in einem Umfang vorgenommen, der nicht
gebilligt werdcn könne. Das Publikum wisse schon ztemlich
allgemein, datz oftmals geistige Schwäche mit der Nase zu-
sammenhänge. Es würden den Aerzten oft Kinder zur Het-
lung solcher Gebrechcn durch die medizinische Kunst zugeführl.
Aber oft sei der Arzt machtlos, denn die Dummheit sttze ntcht
im Rachen. Bei einem Drittel der Tuberkuloseerlranlungen
beginne die Tuberkulose im Kehlkopf. Durch frühzeitiges
Ausschaben könne da viel errcicht werden, wozu allerdings eine
schwierige Technik erforderlich sei. Sehr häufig sei die Kehl-
kopfverengerung, die zeitweilige, wie die dauernde. Die Be-
seitigung gutartiger Halsgeschwülste bei Erwachsenen biete
heute keine Schwierigkeit mehr; schwieriger sei sie bei Kindern.
Bei Kehlkopfkrebs sei nur chirurgische Behandlung angezeigt.
Vorgeschritten sei man in dem frühzeitigen Erkennen desselben.
Die Entfernung von Fremdkörpern sei bei den heutigen Mit-
teln und dank auch den Rönttgenstrahlen erheblich leichter und
einfacher. Die Erkrankungen der Speiseröhre würden jetzt gui
erkannt, da jetzt eine direkte Besichtigung dieser Röhre ausge-
führt werden könnc; doch sei grotze Uebung dazu nötig. So
habe die Laryngologie gleichen Schritt gehalten mit der Fort-
entwicklung der gesamten medizinischen Wissenschaft.

Um 12 Uhr war die Sitzung beendet. Die Laryngologen
begaben sich darauf nach dem „Grand Hotel" zum gemeinsamen
Mittagessen, das bei 120 Gedecken einen fröhlichen Verlauf
nahm. Zum dauernden Andenken an die schönen Festtage tn
Heidelberg ließen sie sich in einem Gruppenbild von Herrn
Hofphotograph Langbein photographisch aufnehmen. Später
begab sich die Festgesellschaft gruppenweise nach Ziegelhausen
in den „Adler", kehrte von dort in Booten zurück u. nahm bow
Wasser aus die Schloßbeleuchtung in Augenschein.

Der heutige Vormittag ist ganz der Wissenschaft gewidmel.

17. Versammlung der anatomischen Gesell-
schast.

** Heid? lb rg, den 2. Imsi.

Vom 29. Mai bis 1. Jimi d. J§. tagte dahier die 17. Ver-
saminliiug der ana t o ni is ch e u Gesellschast. Die Versamm-
limg war ans Deutschland, Schwedeu, Frankreich nnd Jtalien gut
besucht, imd es stand auf ihrcr Tagesordnuiig cine große Reibe
von wissenschaftlichen Vorirägcn uiid Deiiionstratioiien. Am
Pfingstsamstag Abend vereinigteu sich die Teilnehmer der Ver-
sammlimg mit ihren Damen, einer Einlodiiug des Herrn Geh.
Hofrats Prof. Dr. Fürbringer nnd seiner Gemahlin folgend,
zu einem geselligen Beisaniniensiin in der Schloßwirtschaft. Am
Pfingstsomitag Abend waren die Mitgiieder dcr vnatoinischen Ge-
sellschaft inl „Grand Hotel" zn cinem Festmahle zn 80 Gedecken
versammell, in dessen Verlanf eine große Zahl vou Toasten aus-
gebracht wurde. Prof. Merkel (Göttingenl dankle wtthrend des
Mahles den Vcrtretern der Universitnt nnd dcr Stadt für ihr
Entgegenkömmeii, wäkrend die Mitglieder der anatomischen Gesell-
schaft bei diesem Anlasse vom Pcorektor, Geh. Rat Prof. Dr.
Czerny, uamens der Uiiiversitttl uiid von Obcrbürgermeister Dr.
Wilckens iiamens der Stadt begrüßt wurden.

Gestcrn Abend besichtigtcn die Teilnehmer der anatomischm
Gcsellschast mit den Laryngologen das Schauspiel d r Schloß-
belmchtiing-

7. Badisches Sängerbttndesfest.

-4- Mannhcim, 1. Juni. Während der Pfingsttage prangte
unsere Stadt wieder im Fcstschmuck, diesmal zu Ehren der
badischen Sänger, welche ein mit eiuem Gesangswettstreit ver-
bundenes Sängerfest hier abhielten. Nach Tausenden
zählten die frohcn Sänger, die zu munterem Wettstreit in der
Pflege des deutschen Liedes in unsere gastlichen Mauern kamen.
Leider — und diese Tatsache wurde auch von dcm Präsidenten
dcs Fcstalisschusfcs, Hcrrn Kaufmann -Heinrich Jrschlingcr,
an dem nm Samstag Abcud in dcm rcichgcschiiiückten Saalbau-
saale stattgefundeüen Begrützungsabende lebhaft bedauert —
hatten sich die grotzen badischen Vcreine, namentlich diejenigen
von Karlsruhe, dem Feste sern gehalten. Die Gründe für dieses
Fernbleibeu sollen hier nicht untersucht werdcn, jedoch dürfte
zweifellos dieses Vorkommnis auf die fernere Zukuuft des
badischen Sängerbuudes und vor allcm aus dic Abhaltung vou
Wettgesängen nicht ohnc Einflutz scin.

Dic auswärtigen G ä st e trafen ieilwcise schon am
Samstag hicr cin, da an dicscm Tage nachmiltags 5 Uhr be-
reits die Prüfung der wettsingenden Vereine begann. Der
schon crwähnte Begriltzungsabend am Samstag verlicf in fröh-
licher Weise. Bei Musik, Chorliedern und Sologesäugen hiesiger
Vereine resp. Solisten gingen die Stunden rasch dahin. Am
Sonntag Morgen 148 Uhr wurde das Probesingeii der wett-
singenden Vereine fortgesetzt. Vormittags 11 Uhr nahm das
erste Wettgesangs-Konzert seinen Anfang. Es
wurde eingeleitet durch den offiziellen Begrützungsakt, wobei
Herr Oberüürgermeister Beck die Gäste namens der Stadt
und Herr Buiidcspräsideiit Sauerbeck namens des badischcn
Sängerhundes begrühten. Das zweite Wettgesangs-
konzert fand am Sonntag Nachmittag statt. Jm ganzen
nahmen an diesen beiden Wettgcsängen 50 Vcreine teil. Ge-
sungen wurde im Allgemeineii befriedigend. Die kleinercn
Land- und Stabtvereine botcn sowohl im einfachen wie im er-
schwerten Volksgesang manche ganz respektable Leistungen.
Jm Kunstgesang traten infolge des erwähnten Fernbleibens
der grötzeren Vereine nur 4 Vercine auf, und zwar Männer-
gesangvcrein Freiburg (Preislied Totenvolk vön Hegar),
Freundschaft Pforzheim (Rudolf von Werdenberg) von Hegar),
Concordia Lahr (Weihe dcs Liedes von Hegar), Con-
cordia Hcidclberg (Waldlied von Hcgar).

Am Sonntag Abend versammeltcn sich^ die Sänger zu
einem F e st b a n k c t t im Iiibelungensaale des Rosengartens,
wobei die vcrschiedcncii grötzeren Mannheimer Gesangvereine
durch prachtvoll vorgetragene Chöre entzückten. Gesangssolis,
Musikvorträge und Toaste vervollständigten das Programm des
bis nach Mlltcruachi währendcn Festcs. Vcrtrctcr dcs würt-
tcmbergischen Sängerbundes, sowie des elsatz-lothringischen
Sängerbundes überbrachten Grütze.

Ani 2. P f i n g st f e i e r t a g e fand vormitiags 11 Uhr eiu
F e st k o ii z e r t im dichtbesetzten Nibelungssaale statt. Ueber
6000 Personen wohnten dem Konzert bei. Der Sängerchor
mochte ca. 2500 Personen umfassen. Das G r o tz h e r z o g l i ch e
Paar, das gegen 10 Uhr eingetrossen war, beehrte das Kon-
zcrr mit sciiicm Besuch. Tas Erbgrotzherzogliche Paar mutzte
leider wegen Erkrankung des Erbgrotzherzogs in letzter Stunde
absagen. Rauschender Jubel tönte dem Grotzhcrzoglichen Paare

curgegeu, als cs deu Saal betrat. Tas Programm des Kon-
zcrrs cnthicli dcu Kaisermarsch für Orchcsler und Männcrchor
vou Richard Waguer, dcn Männerchor mit Orchesterbegleitung
„Dcm Vaterland" vou Hugo Wolf, die a capella Chöre „Arn
Ilmmcrscc" von Langcr, Rhcinlied vou Lachner, Altdeutsches
Minnelied" von Silcher, „Vom Frühjohr" von Silcher, „Heute
schcid ich" von Jscnmann und „Die Müllcrin" von Th. Moor,
serucr das „Dankgcbet aus den altnicderländischen Volkslicdcrn"
mii Orchester- und Orgelbegleitung vo» Krcmser. Die zweite ...
Abteilung brachte „Szencn aus der Fritjofs-Sage" von Mäx
Bruch, wobci die Hofopcrnsäiigcrin Frl. v. d. Vyver die Jnge-
borg und Herr Kammersänger Karl Perron aus Dresden deu
Frithjof sangen, beide mit tünstlerischem Gelingen und grotzcM
Bcifall. Das ca. 214stündige Konzert brachie deu Besucheru
rcichen künstlcrischcn Genutz.

Nachmittags faiid ein F c st zug statt, woüei die Grotz-
herzoglichen Herrschafteii vom Baltön des Schlosses aus die
Huldigung dcr Sängcr eiitgegennahmeu. An den Festzug reihte
sich die P r e i s v e r t e i l u n g im Nibelungensaale, die fol-
gendcs Ergebnis hatte: a) Volksgesang für Landvereine:

1. Prcis: Mäiuiergcsaugvereins Singen, 2. Preise: Frohsiiiii
Rappenau, Sängerbund Gaggenau, Männergesangverein Hohcn-
sachsen, Harmonie Dictlingen, Sängcrbund Friesenheim, Ein-
iracht Schallstadt - Wolfcnwciler, Liedertafel Buchenbronn»
Freuiidschaft Brötzingcn, Männerchor Gutach; b) Einfachcr
Volksgesang für Stadtvereine: 1. Prcis: Licderkranz Wicsloch,

2. Prcise: Licdcrtascl Werthcim, Sängerbund Dillstein, Män-
iiergcsangverein Kirchhcim, Eintracht Waldkirch, Liedertafel
Wiesloch, Cäcilia Bruchsal, Liedertraiiz Sinshcim a. E., Gesang-
vcrcin Ladenburg, Liederkranz Freiburg-Herthern, Eintracht
Lahr; c) Erschwerter Volksgcsang für Stadtvcreine: 1. Preise:
Licderkranz Bruchsal, Licdcrtafcl Mülhansen, 'Säiigcrkran)
Pforzheim, Singvcrcin Wciiiheim, Liedertafel Heidelberg»

2. Preisc: Licderkranz Lahr, Arbeit.-Bildungs-Verein Frciburg„
Frohsinii Schwcnningen, Nähmaschinenbaucr Karlsruhe, Ba-
dcnia Konstanz, Frohsinn Freiburg-Wiehrc, Liedertranz-Ebcr-
üach, Licdcrkranz Schwetziugen, Frohsinii Bretten, Eintrachb
Ncucnhcim, Erinncruiig Pforzheim, 6) Kuiistgesaug: 1. Preise:
Mäiinergcsangvereiii Freiburg, Concordia Lahr, Frcundschaft:
Pforzhcim, 2. Preis: Concordia Hcidclberg.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 2. Junt.

?ie Pstngstiage maren diesmol vom berrlichsten Wetter
begünstigst. Weich ein Gegenscitz zwischen den vorjährigen die arK
verrcgneteii, uild diesen! Schon in aller Friihe am ersten Feier-
tage, war es in Wald mid Flur lebendig. Die Straßenbahn iliid-
die Bergbahn hatten an betden Fsiertagen vicl zu tmi, um den l
Verkehr zn bcwttltigen. Die Gasthöfe waren voll besctzt, zuin Teil
überfnllt. Auf dem Schloß wimmelte es von Besnchern. Anch die-
näheren und weiteren Ausfliigspnnkte liatten den gewiiiischten Zn-
sprnch. Tie Konzerte des städtischen Orchesters an beiden F-eier-
tagen warcn sehr zahlrcich' besucht nnd fanden vielen Bcifall.

Jm gcstrigen Stadtgartcn - Konzert wnrde zum ersteir
Male eine wunderschöiie Fest Oiwertnre von Lortzing gesvielt, in
welcher besonders die Ccllo Partie von hervorragenoer Wirkmig
ist. Die Masik erimiert sehr nn WeberS Fest-Oiwerture un>
dürfte eine wertvolle Programm Nnmmer bilden. Abends ver-
sammelten sich große Meiischenschareii am Neckar, nm das Schan-
spicl der bengalischen Schloßbeleilchtmig anznseheii, das die Stadb
zn Ehren dcr hier tagenden Anatomeii mid Laryiigologen ansführen
ließ. Dis Belenchtimg war sehr schön klar. An ste schtoß sich die
Belenchtnng dcr alten Brücke und eiri Feaerwerk. Das Wetter,
das gegen Vs7 Uhr bedrohlich geworden war, da man jeden Angen-
blick dcn Ausbriich eincs Gewitters erwarten mußte, hatte wieder
einen znverlttssig u Charakter angeiwmmen, mid so sind die Pstiigst-
tage znr allgemeineii Zufriedenheit dieSmal in der herrlichsten
Wcise verlaufeii.

st- Vvm 40jährigen Amtsjubiläum bes Herrn Stadtpfarrer
Schncider. Der Evang. Kirchengemeinderat und dia
Kirchengcmeindcversammlung richteten an ihren
Vorsitzenden eine in dcr Lithogr. Anstalt von M. Hornung
prächtig hergestellte Zuschrist folgcnden Jnhalts: „Hcrrn
Stadtpfarrer Robcrt Schneider bringt zu seinem 40jährigen
Jubiläum seine Gemcinde in warmer Anerkennung und rück-
haltsloser Würdigung der aufopfcrnden Treue und selbstlosen
Liebe, die er ihren Gliedern in den mancherlei Nöten Leibes
und dcr Seele durch Rat und Tat erwicsen, im Bewußtsein Lcr
unvergetzlichcn Vcrdicnste, die cr sich in Wort unv
Wandcl durch Hebung und Förderung des kirchlichen und
sittlichen Lebens innerhalb der Gemcinde, durch Erweckung,
Stärkung, Bewahrung des Glaubens verirrter, angefochtener,
bekümmerter Seelen, insbesonders hohem Matze aber durch den
Bau cines schönen, würdigen Gotteshauses erworben hat, tn
dankbarem Aufblick zu Gott dem Allmächtigem, der ibn bishcr
sicher geführt und reichlich gesegnet, mit der innigsten Bitte zum
Herrn, ihn auch fernerhin mit Gnadc und Barmherzigkeit zu
kröncn, — die herzlichsten Glück- und Segenswünsche dar.
Neuenheim, 2. Juni 1903." — Von dcn Amtsbrüdern
aus Heidelberg und Mauuheim, sowie von cinzclnen Gemcinde-
gliedern wurdcn herzliche Glückwünsche und schöne Blumen-
spenden dem Jubilar überreicht, dcr nm 2. Juni 1863 untcr
dic Pfarrkandidatcn aufgciiommcn, bis 1865 in Schopfhcim
und seitdem in Ncucnhcim gewirkt hat. — Die Zuschrift der
o b e r st e n K i r ch c n b c h ö r d e bczcugt u. a.: „Jn dank-
barer Anerkerinung Jhrcs bisherigcn Wirkcns frcucn w!r unS,
datz cs Jhnen bis heute vergönnt gcbliebcn ist, Jhre Kraft tN
ungeschmälertcr geistiger und körpcrlichcr Rüstigkeit dem Wohle
dcr Heimat und insbesondere der Gcmcinde Neuenheim zu
widmen, und begleitcn die Weiterführung Jhrer Amtstütigketl
mit den besten Glück- und Segenswünschcn. Möge Sie GotteS
Gnade noch langc wie bisher erhalten!" — Die st ä d t i s ch e
Behörde bcglückwünschte Pfarrer Schneidcr wegen des rc-
gen Jnteresses, das cr allezeit dem Wohlc auch deit bürgerlichen
Gemeinde entgegengebracht habe, der verständnisvollen und
trcucn Mitarbcit auf dem Gebietc der Schule und der Ar-
menpflege, sowie der grotzen Verdienste, die er stch um eine
gutc, den Anforderuiigcn der Aesthetik gerccht werdenden Lösung
der Neuenheimcr Kirchenbaufrage erworben habe. Ferner
brachte die Stadtverwaltung ihre guten Wünsche für eine fer-
nere kräftigc Tätigkeit im Berufe und für die wcitere Pftege
der guten Beziehungcn zur städtischen Verwaltung.

BestäitiMng der Stadthrlle. Hciite Vormittag wnrde
uiisere ueue Stadthalle durch den Vorstand des Grotzh. Geheimeil
Kabincts, Herrn Geheimrat Dr. Frhrn. von Babo mid dnrÄ
Herrn Ministerialrat Dr. Böhm ans Karlsrnhe einer Besichti-
gniig miterzoaeii, welcher Ne Herren Prorektor Geheimrat Pcosi
Dr. Czerny, Oberbürgerrneister Dr Wilckens, Bürgermeister Pcoi-
Dr. Walz und Architekt Ebert beiwohnten. Es wurden bei dieser
Gelegcnbeit die Arraiigements stir die im Angnst d I. stattfindcnde
Jubelfeier der Universität, insoweit sich diese Feier in der Stadt-
halle abspielen wird, dnrchgesprochen.

tt Die Kirschenecnte iiimmt diese Woche ihren Anfang. Hems
sind die ersten reifcn Kirschen versendet worden, fnr dos
Pfuiid werden von dcn Unterhändlern 30 Pfg. bezahlt. Jnfolge
der allzngroßen Hitze in der verflossineii Woche haben sich dle
Kirschen schnell gefttrbt und sind rasch gcreift Das anßerst inum
same Geschttft des Zilsammensilchens wird diese Woche weiter for.t-
gesetzt werden, dcnn von einer eigentlichen Kirschenernte ist
überhaiipt in di'esem Jahre nicht zu redcn. Es wsrden sich deshalv
aller Wahrscheinlichkeit nach wohl ganz wenig oder gar keine Groll-
handler, wie in soiistigen Jahren einfinden, denn es wird sich >»uM
der Mühe lohnen tagelang an einem Platze zu wohiien iind
zehren, da der Versandt ein zu geringer ist. Die wenigen Kirscheü-
 
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