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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Vorherrschast, sondern Unabhängigkeit. Das
en der fremden Gesandten heim Einzug sei eine
rnalität. Serbien erlaube niemanden, sich in seine
Zerhältnisse zu mischen. Wäs geschehen, gehe den
chts an. Es folge kein gerichtlicher Akt gegen
ier. Der König habe ferner die M i n i st e r
m Amte zn bleiben, deren Verabschiedung sonst
äne Schwäche gegen die sentimentale Kampagne
werde, die von den -Feinden Serbiens herrühre.
) bezeichnet der Sekretär die Gewaltakte als die
sung der schweren Situation.

Zu den Reichstagswahlen.

otz der schärferen Sichernng des Wahlgeheim-
so manche unzulässigen Kontrollierungen der
ig vorgekonimen, an welche sich wieder amtliche
flussungen n. dergl. anreihen. Dazu kommen
teten Wahlschwindeleien in Berlin und anderen
en Umfang allerdings noch der Feststellung be-
> Königsberg i. Pr. zählt die „Königsb. Hart.
cere Fälle versuchter Wahltäuschungen auf und
aß die Kriminalpolizei umfassende Erhebungen
;e geleitet hat, um etwaige analoge Fälle fest-
Die in Berlin bisher vorgenommenen Erhe-
ien nach der „Preuß. Korr." ergeben, daß in
lhcfach für Verstorbene oder Jnhaftierte, deren
in den Wählerlisten vorgefunden hat, Stimm-
eben worden sind. Dagegen ist noch nicht auf-
s es mit der Beteiligung von Wählern, die von
als „verzogen; wohin unbekannt" bezeichnet
af sich hat. Auch in dieser Richtung sind Er-
im Gange. Ueber die Person der Schuldigen
eilen jeder Anhalt; es läßt sich demgemäß bis
cht behaupten, daß der Unfug den Wahlinteres-
estimmten Partei hat dienen sollen oder zu
ien planmäßig inszeniert worden ist. Jn Be-
hen ist ja auch, daß die Verzogenen sich wohl
irk zur Wahl eingefunden haben könnten, wv
Zählerlisten eingetragen sind. Iedenfalls aber
kommnisse dieser Art, wenn wirklich größere
igkeiten sich nachweisen lasseu, zu erfolgreichen
angen führen.

d e l b e r g, 30. Iuni. Nach amtlicher Er-
n 12. bad. Reichstagswahlkreis hat in der
Sberamtmann B e ck 15 246, sein Gegenkan-
anwalt Barth 7795 Stimmen erhalten. 352
rren ungiltig.

Zmlgliberalen und ihr Programm.

X Landeztg." erhält folgende Zuschrift:

29. Juni. Nach Abschluß der Reichstagswahlen
' ichsten füns Jahre der politische Kampf für dle
le Partei in Baden auf das engere Heimatland
isere Stellung ist klar vorgezeichnet: Kampf auf
gegen die Reaktion und vor allem gegen das
Fm badischen Landtag kann bon ciner besonderen
die Sozialdemokratie keine Rede sein.
das Zentrum im Begriffe, die tonangebende
nde zu werden. Gegen diese Partei müssen alle
ralen Männer energisch Front machen. Wenn
tikel der „Bad. Landesztg." vom 27. Juni, Nr.
rd, es sei ein Zusammcngehen zwischen National-
Zentruni früher oder später möglich, so ist das
ng der ganzen politischen Situation. Derartige
bon Mitgliedern unserer Partei sind mit Ent-
rrückzuweisen und sie können nur Ve r w t r -
sere Reihen bringen. Wenn die Hauptaufgabe
beralen Vereine auch darin zu erblicken ist,
nsercr Partei zuzuführen, so ist in diesen doch
Ausdruck gekommen, daß der Liberalis-
rer Partei wieder mehr betont werden muß unü
Gemeinschaft mit der Rcaktion haben wollen.
mg besteht tatsächlich überall im Lande und wird
indung bon Junglibcralen Vercinen noch mehr
)en. Ueberall, wo keine nationalliberalen Ver-
odcr diese ihre Aufgabe, auch außerhalb der
lerbindung mit den Wählern in Stadt und Land
mlungen aufrecht zu erhalten, nicht erfüllen,
iberale Vereine gegründet werden. Es ist in
eeiterer Orte angeregt, dieser Frage näher zu
seiten der Z e n t r a l l e i t u n g der Junglibe-
wird dieser Sache die größte Aufmerksamleit
kann in Aussicht gestellt werden, daß zu Grün-
ilungen ein geeigneter Redner zur Verfügung
rauf bezüglichen Zuschriften sind an Herrn Land-
>erer in Karlsruhe zu richten. Erst wenn über-
lebensfähige liberale Vereine bestehen und diese
-inne der liberalen Sache wirken, ist zu erwar-
uten Zeiten des Liberalismus in Baden wieder-

nerkt die „Bad. Landesztg.":

. ird in der ganzen Partei die Schaffensfreude
htlichkeit, die aus diesen Zeilen spricht, mit
arer Genugtuung begrüßt werden. Wenn die
t zunächst das Hauptgewicht ihrer politischen
die Organisation legen wollen, so
mit einer Anschauung Rechnung, die allent-
und mehr als die richtige erkannt wird. Die
Zentrums und der Sozialdemokratie sind in
iirer mächtigen, großgedachten und großange-
isation zuzuschreiben, während man auf libe-
s jetzt leider fast ausschließlich aus eine A g i-
rmittelbar vor den Wahlen
jäben ja damit in Baden keine üblen Erfolge
wären diese zweifellos noch schönere gewesen,
tation sich wie bei anderen Parteien überall
Organisation hätte stützen können.
liberalen Jdeen in erster Linie bei der
r neuen Vereine ihre werbende Kraft bewäh-
ird Las niemanden in der nationalliberalen
ikommen sein. Und wir rufen darum der
;ung ein aufrichtiges „Glückauf!" zu, wie wir
en Fortschritte stets mit der größten Sym-
st haben, auch wo wir aus taktischen Gründen

Kritik üben zu müssen geglaubt haben. Wer selbst Kritik
übt, muß auch Kritik vertragen können. Auf diesem wechsel-
seitigen Verhältnis hofft die Redaktion der „Landesztg."
mit den jungliberalen Vereinen auch künftighin in guter
Freundschaft bleiben zu können.

Jn der Zuschrift ist übrigens eine Stelle, die wir nicht
unwidersprochen lassen dürfen, da sie offenbar auf einem
Mißverständnis der „Bad. Landesztg." Leruht, dessen,
was die Redaktion in ihrem Zusatz zu dem Leitartikel in
Nr. 291 vertreten ha-t. Es handelt sich an der beigezogenen
Stelle, wie jeder unvoreingenommene Leser nach unserer
Meinung erkennen muß, nicht um ein kategorisches, son-
dern um ein hypothetisches Urteil. Es war von einer „Hoff-
nung" hervorragender Führer die Rede. Wir hätten auch
„Auffassung" schreiben können, angesichts von Tatsachen
— es sei nur an die Anschauung des derzeit hervorragend-
sten Politikers der Partei erinnert — häben aber mit
gutem Bedacht das andere Wort gewählt, weil darin
Wunsch und Zweifel in gleicher Weise zum Ausdruck köm-
men. Der Wunsch, daß ein Zusammengehen zwischen
Nationalli'beralismus und Zentrum gegen einen gemein-
samen Feind einmal möglich werde, kann niemand tadeln,
wenn als selbstverständlich vorausgesetzt wird, daß dabei
nicht, wie das bisher häufig der Fall war, der erstere nur
immer der gebende Teil g-ewesen ist. Die prinzipiellen
Gegensätze, ja die Prinzipien-Kämpfe, können einer tak-
tischen Annäherung unbeschadet weiterbestehen und d ii r-
fennichtverwischt werden. Jn der Betonung der
Gegensätze sieht der Jungliberalismus eines seiner vor-
nehmsten Ziele. Er will ein Gegengewicht sein gegen-
über allzugroßer Konzilianz der Alten, soweit sie nicht in
tieferer Einsicht, sondern nur auf einem gewissen natür-
lichen Ruhebedürfnis begründet ist. Wir sind die letzten,
die ihm das Recht dazu nicht freudig zuerkennen. Eine po-
litische Bewegung mutz zünächst und im-mer ihre Prinzi-
pien hochhalten. Das Leben Ichrt aber, daß man den
'BerggiPfel nicht erreicht auf der k-ürzesten Luftlinie, son-
dern sich bequemen muß, ihm in Serpentinen näher zu
kommen. Das mag bedauerlich sein, aber es ist so. Wer
trotzdem das Ziel nicht aus dem Auge läßt, der beweist
nicht nur Elan, sondern Kraft und Ausdaüer.

Aus Stadt uud Land.

Heidelberg. 30. Juni.

Von der Universität. Der Vorstand der Jrrenklinik, Pro -
fessor Dr. Emil K r ä p e l i n, hat den an ihn crgangencn
Ruf an die Universität München angenommen.

st Todesfall. Jn jungen Jahren ist gestern hier Herr Ge-
werbelehrer Holder gestorben. Der Verblichene hat sich
in der Zeit seines mehrjährigen Wirkens an der hies. Gewerbe-
schule durch Fleiß, Begabung und Lehrtalent sehr vorteilhaft
bekannt gemacht und sich auch viele persönliche Freunde erwor-
ben. Außer im Lehrberuf war Herr Holder auch künstlerisch
tätig. Die Besucher der Ausstellung desKunstvereins werden sich
seiner Arbeiten noch erinnern und mit uns bedauern, daß em
so begabter tüchtiger Mann in so jungen Jahren von hinnen
schciden mußte.

-p Bon der Stadthalle. Gcstern Abcnd wurde cine probe-
weise Beleuchtung der inneren Haupträume der neuen Stadt-
halle vorgenommen. Man darf von vornherein sagen, daß die
Anwesenden außerordentlich befriedigt von Dem Eindruck wa-
ren, den die beleuchteten Säle hervorriefen, ja es ist nicht zu
viel behauptet, wenn man sagt, daß der herrliche Eindruck die
Bewunderung der Beschauer erregt hat. Jm grotzen Saale
kömmt das dominierende Licht von oben; es sällt durch ein ge-
maltes Fenster. Ein paar Bogenlichter nebst Scheinwerfer
stellen die Ouelle dieses Lichtes dar. Bei der gestrigen Prove
wurde es noch nicht voll entwickelt, namentlich fehlte Der
Scheinwerfer, aber man konntc doch schon bcurteilen, wie es
sich machen wird, wenn einmal die Einrichtung vervollständigt
sein wirdi Außer durch dieses Licht wird dann der große Saal
durch eine Anzahl von Bogenlampen, sowie durch mehrere Rei-
hen von Glühlichtern und unter den Galerien durch Gaslichter
erleuchtct. Besonders bemerkenswert sind auch die roten Lichter
an der Dccke, bei denen das Licht durch eine Glasschcibe, aus
der sich heraldische Adler befinden, hindurchgeht. So hat man
rotes, gelbliches und weißes Licht, und wenn diese Lichter nach-
einander ausflammen und ihre Strahlen sich vermählen, so
macht das in der Tat einen wundervollen Effekt, der unterstützt
wird durch die in keiner Weise überladene, aber bornehme unv
gediegene Ausschmückung des Raumes. Wie bekannt, reichen
die Galerien des großcn Saales sehr weit in diescn hinein,
sodaß der Saal kleiner erscheint, wie er tatsächlich ist, aber da-
sür ist ihm der Charakter des Gemütlichen gewahrt, was doch
eine sehr große Bedeutung hat. Auch wer den großen Saal
während an ihm gearbeitet wurde, mehrmals gesehen hat und
sich ungefähr ein Bild von dem fertigen Raum machen konnle,
wird gestern überrascht gewesen sein. Einige Fremde, die zu-
fällig anwesend waren, versicherten, daß sie einen so schönen,
gemütlichen, herrlichen Raum noch nicht gesehen hätten. Autzer
der Beleuchtungsprobe wurde in dem grohen Saale auch elne
äkustische vorgenommen. Ein Doppelquartett der „Concoxdia"
trug einige Lieder vor und außerdem ließ sich ein Trompeter
hören. Die Akustik scheint besonders gut im Saale unten zu
sein, auf den Galerien war die Resonnanz vielleicht etwas zu
stark, doch muß man bedenken, datz der Saal nahezu leer war.
Bei besetztem Hause wird sich die Akustik vermutlich noch besser
machen. Jn der Höhe der Galerie liegt aucy der sogenannte
kleine Tanzsaal, ein immerhin stattlicher Raum; man darf
ihn vielleicht als das Juwel unter den Räumen der Stadthalle
bezeichnen. Auch er wurde gestern beleuchtet, und es genügr
vielleicht, um den Eindruck zu charakterisieren, den er machte,
wenn man die Aenßerung eines ältercn Herrn anführt, der
ausrief: „Jetzt möcht ich aber 80 Jahre jünger sein." Zum
Schluß wurde noch dem Kammermusiksaal ein Besuch abge-
stattet; auch er macht einen sehr gediegenen Eindruck. Dte
Beleuchtung war noch nicht ausreichend, erst wenn sie erwet-
tert sein wird, wird man auch von diesem Saale die volle
Wirkung haben. Alles in allem darf man nur wiederholen,
daß in unserer neuenStadthalle, welche sich äutzerlich schmuck u.
monumental präscntiert, so auch die Jnnenräumc auf der Höhe
der Zeit stehen. Wer sie zum ersten Mal besucht, wird, beson-
ders wcnn es in einer Zeit geschieht, wann die Räume belcuch-
tet sind, eine freudige und angenehme Ueberraschung erfahren.
So ist es wenigstens jedern gegangen, der sie gestern betreten
hat.

-s- Verschönermtg. Jedes Fleckchen Erde, welches inner-
halb einer Stadt brach licgt, muß zur Anpflanzung von Grün
benutzt werden. Dieser Grundsatz wird von allen deutschen
Fremden-Städtcn aufs sorgfältigste befolgt. Heidelberg könnte
in dieser Beziehung noch viel mehr leistcn. Man sehe doch nur
einmal die traurigen Unkrautplätze vor dem Kaiserl. Postge-
bäude an, wo als Entree in unsere Stadt herrliche Teppich-

beete glänzen söllten. Um so sreundlicher ist die Ausschmückung
des Herkules-Brunnens seitens der Stadt — nicht, wie gestern
irrtümlich geschrieben, seitens des gemeinnützigen Vereins ^
zu begrüßen. Hier hat es die Stadtverwaltung in schönc
Weise verstanden, im Jnnern der Stadt selbst ein Plätzche"
für blühende und grünende Pflanzcn, besonders Farrn, dem
steinernen Einerlei dcr Altstadt nbzuringen. Hoffentlich weib
das Publikum das entftandene Blumenbcet zu schützen uin
schützt die Topfgewächse vor dem Vandalismus gebildeter »no
ungebildeter Hände.

X Ständchen. Die Kapelle des 4. Magdeburg. Jnfanterie-
Regiments Nr. 67 aus Metz brachte heute Morgen dcm HerrN
Tierarzt Sauer ein Ständchen.

U. Heidelberg, 26. Juni. (S t r a f k a m m e r.) Vor-
sitzender: Landgerichtsdirektor Dr. West; Vertreter der Gr-.
Slaatsbehörde: Staatsanwalt Dr. Sebold. 1. Der 17jähriSb
Fuhrmann Gg. Hrch. Schmitt von Petersthal ist beschuldigt-
Ende April mit einem 4jährigen Kinde in Petersthal unzüch-
tige Handlungcn vorgenommen zu haben, wird aber mangel^
Beweises freigesprochen. — Die 60 Jahre alte Witwe Gg. Mich
Teutsch von Speyer nahm am 16. Mai von der Verkaus^-
stelle des Postkartenhändlers K. Bastigkeit hier 8 Postkarten iM
Werte von 10 Pfg. weg. Sie wird wegen Diebstahls im Rün-
falle zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. — 3. Wilhelmine
Weißschu, 31 Jahre alte Dienstmagd von Diesenbach, er-
schwindelte sich unter Benutzung selbst angcfcrtigtcr ZeugniP
in zahlreichen Fällen, besonders hier und in Männheim, Hast-
geld in der Höhe von jeweils 3 oder 4 Mk., öhne den Diensi
anzutreten. Wegcn Betrugs und Urkundenfälfchung crhält ye
1 Jahr und 8 Monate Gefängnis. — 4. Deb 32 Jahre alä
Taglöhner Adam Heerich von Nieder-Gude betrög eine hie-
sige Witwe, indem er sie unter falschen Vorspiegelungen zur
Hergabe von mehr als 500 Mk. bestimmte. Es wird gegen ihn
auf 1 Jahr 3 Monate Zuchthaus, 300 Mk. Geldstrafe evtl. we'n-
tere 20 Tage Zuchthaus, sowie auf 3 Jahre Verlüst der bürger-
lichen Ehrenrechte erkannt. — 5. Stationsdiätar Aug. Cyron
war vom Schöffengericht wegen Körperverlehüngi die er einein
Steinbrecher mit dem Messer beigebracht hatte, zu 14 Tagen
Gefängnis verurteilt worden. Auf seine Berusung wird dieses
Urteil aufgehoben und der Angeklagte, weil ersin Notwehr ge"
handelt habe, frcigesprochen. — 6. Witwe Gg. HimmeI -
mann von Gauangelloch war beschuldigt, die von ihr zurn
Verkauf gebrachte Milch gewässert zu haben; sie wurde aber
vom Schöffengericht freigesprochen. Aus die Berufung der
Staatsanwaltschaft wird sie hqute zu 50 Mk. Geldstrafe und
in die Kosten verurteilt. — Taglöhner Heinr. Berger in
Kirchheim und seine Ehefrau wurden vom Schöffengericht wesi
gen Betrugs erstere zu 1 Woche, letztere zu 5 Mk. Geldstrase
verurteilt. Jhre Berufung wird als unbegründet znrückgc-
wiesen. — Die Berufung 8. des Gipsers Adam Oehlen-
schläger von Ludwigshafen gegen ein wegen Körperver-
lehung auf 2 Monate Gefängnis erkennendes schöffengericht-'
liches Urteil, ferner 9. des Küfers Karl Seel II. von La-
denburg gegen ein wegen Beleidigung auf 10 Mk. Geldstrafe
erkennendes schöfsengerichtliches Urteil und endlich 10. de?
Kutschers Gg. Ottenthal von hier, der vom Schöfsengericht
mit einer Woche Haft belegt worden war, weil er der elek-
trischen Straßenbahn nicht vorschriftsmäßig ausgewichen ist-
werden sämtlich als unbegründet zurückgewiesen.

X Bon der Bergstraße, 29. Juni. jD i e Blüte un-
serer Reben) geht bei dem jetzt herrschenden herrlicheü
Wetter rasch von statten. Wenn das Wetter noch 3—4 Tage
so anhält, so kann man sagen, daß sie beendet ist. Die Wein-
berge sehen sehr gut aus und hängen meistens dicht voll Trau-
bcn; nian zühlt an manchen Stöcken gegen 20 Samen, gewiß
eine Seltenheit. So frisch und gesund, wie die Weinberge bis
jetzt aussehen, so gesund, schön und vollkommen sehen auch die
Trauben aus. Das Bespritzen und Beschwefeln der Wein-
stöcke ist ein ausgezeichnetes Mittel, sie vor vielen Krankheiten
zu bewahren; es ist schon begonnen und wird nach der Blüte
wiederholt. Wenn das Wetter im Kochmonat, im August-
ebcnso günstig ist, wie im Blütenmonat, so hättcn wir an dcr
Bergstraße auf eincn ausgiebigen Herbst zu hoffen. Und in
der Tat wäre cs den Winzern für ihre viele Mühe wieder eim
mal zu gönnen. Das Johannisbeerweinmachen nimmt nach
und nach immer mehr ab, weil das Getränk den meisten nichst
bchagt. Züm Weinmachen sind sie diescs Jahr auch viel zn
teuer, da das Pfund immer noch mit 17—18 Pfg. bezahlt wiiü>
und wohl auch nicht viel billiger kommen dürfte, da es im all-
gemeinen nicht so viel gibt, wie in sonstigen Jahren. Rechnet
man hicrzu noch dcn Zuckcr, so steht das Getränk dem Trau-
benwein gegenüber viel zu hoch.

— Hockenheim, 29. Juni. sA b g e st ü r z t.) Der ledige
Privatmann Peter Fuchs stürzte lt. „Gen.-Anz." in der Nacht
von Samstag auf Sonntag vom Fenster seines im 2. Stocr
gelegenen Schlafzimmers auf den Gehweg herab. Jn seine
Wohnung verbracht, gab er alsbald seinen Geist auf. Er hatte
einen Schädelbruch und mehrere Rippenbrüche erlitten. WW
sich der Vorfall genau zugetragen, ist unbekannt.

Bruchsal, 29. Juni. (Goldene Hochzeit.) Sta-
tionsvorsteher a. D. Jakob Bernhard und dessen Gattin Karo-
line geb. Wilser konnten gestern das seltene Fest der goldenen
Hochzeit begehen. Jm Auftragc Sr. Kgl. Hoh. des Großherzogs
wurde dem Jubelpaare durch Herrn OberMNtmann Beck eine
silberne Medaille und von Herrn Stad'tpfarrer Werner eine
Bibel in Prachtband übcrreicht.

-j- Karlsruhe, 29. Juni. H a g e l s ch i e ße n.) Wie ge-
meldet wird, werdcn bei Auggen, Müllhcim, Nicderweiler-
Läufen und Kaiscrstuhl Versuche gcmacht, Hagelwetter mit Ra-
keten zu vertreiben. 2—3 an einer Stange befestigte Raketen
werden gegen das Zentrum des herannahenden Wetters gerickü
tet, aber erst entzündet, wenn bereits einige Schloßen nieder-
gegangen sind. Durch die Erschütterung der Luft.soll die Eis-
bildnng zu Gunsten dcr Regenbildung verhindert werden.

-)- Emmendingen, 29. Juni. (S e l b stW s-Hö.) Heule
Nacht machte der in der Heil- und Pflegeanstalt angestellte
Hilfarzt Dr. H., ein geborencr Mannheimer, durch Oeffnen
der Pulsadern seinem Leben ein Ende. Was den jungeN
Mann zu dieser Tat veranlaßte, ist nicht festzustellcn.

X Freiburg, 29. Juni. (P r c i s. — Todessall.) NNI
das von eincr Freibnrger Dame veranlaßte PreisausschreibeN
für die beste Arbeit über das Betäuben der Schlachtrierc mit-
tels blitzartig wirkender B e t ä u b u n g s a p p üch ä t e ist der
Preis von dcm in Erfurt abgchaltenen Preisgericht dem Be-
zirkstierarzt Heiß, Schlachthofdirektor in Straubing (Nieder-
bayern), zuerkannt wordcn. — Jn einer hiesigcn Klinik stard
der Major v. Knobelsdorff vom Jnfanterie-Regimenr Nr. 11^'
Gatte der bekannten Schriftstellcrin Nataly v. Eschstruth.

Heidelberaer Vereinsanaeleaenbeiten -

X Gartenbau Berein. Zu dem Vortrag des Frhrn. Gvler
von Ravensbnrg sei, nm Mißverstündnissen vorzubeugcn, now
bemcrkt, daß, wie Redncr ansführte, der Birnsauger der ein-
zige Vertreter der 2. Klasse der heute zu besprechenden Schad-
lingc sei. Dcrselbe ist keine Laus, sondern eine Fliege, die
durch Eier fortpflanzt. Dic Larven dicses Jnsektes erscheiue^
dem Laien als Blattläuse. Die Schmier- oder Honiglaus ist da--
Produkt dieser Fliege. Wohl die bekanntcste dcr Blattläuse ji
die Rosenblattlaus. Fast jede Pflanze hat ihre eigenen Läun-
Eine Abteilung der Blattläuse sind die Wollläuse, zn denen
auch die Blutlaus gehört, welche fast ausschließlich anf Aepsei-
bäumcn vorkommt. Da dieselbc nicht bloß auf der Obcrflaw
sondcrn auch in Rindcnritzen sitzt, so ist ihre Ausrottung seb
schwcr. Die Blutläuse nnterscheiden sich auch noch daduiNI
 
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