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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0101

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86 KREIS KONSTANZ.

2) Zur Zeit des Kaisers Constantins (4. Jh.) wurde das alte Schottenkloster
(verstehe: das Terrain, auf welchem dieses später erstand), an dessen Stelle 701
das Münster gebaut wurde, in die Stadtmauer eingeschlossen. Es bestanden drei
Thore, das alte (innere) Schottenthor, das Burg- oder Prediger-Thor und
das Münster-Thor bei der Pfalz am Pfalzgarten.

3) Im J. 690 wurde die Ausdehnung der Stadt von der Hofhalde bis zum
(alten äusseren) Schottenthor vorgenommen. In ihr stand die alte bischöfliche
Pfalz, wo die Konstanzer Bischöfe von Theobald bis Salomon III residirten, das
jetzige Landgerichtsgebäude.

4) Im J. 906 geschah die dritte Haupterweiterung unter Bischof
Salomon III vom Münsterhof südlich bis zum Salmansweilerhof, dem Obermarkt
und dem (inneren) Paradieserthor, S. Nico laus, das jetzige S.Stephan,
wurde in die Ringmauer eingeschlossen, die S. Lorenzkirche im J. 1276 er-
baut. (Diese Ringmauern Salomons III verrichteten im J. 926, Ende April, ihren
Dienst, indem sie den Angriffen der Ungarn widerstand. Dieselben konnten zwar
die ausserhalb der Stadmauer gelegenen Stadtheile niederbrennen, die Stadt selbst
aber nicht einnehmen: 'Constantia foris cremata, intus armis defensa'. (EKKEH.
Cos. S. Gull. c. 63 [MG. SS. II110J. LADEWIG Reg. No. 34.5).

5) Im J. 1286 —1388 vollzog sich eine viert e Vergrösse run g. 1250 war
das Franciscanerk loster und 1268 das Augustinerkloster gegründet
worden; Petershausen schon 983. 1388 wurde sodann unsere Stadt von der
S. Lorenzkirche südlich bis zudem Schnetzthor, von da bis zum Augustin er-
kloster und nach der Rauenegg erweitert und das Kaufhaus gebaut.

6) Im J. 1403 wurde vom Schnetzthor ausserhalb der Häuserreihe bis
zum Rhein eine Ringmauer erbaut, welche dasselbe mit dem (innern) Paradieser-
(dem Rheinporter- oder Geltinger)-Thor, dem (alten, äussern) Schottenthor und dem
Ziegel- (Juden- oder Pulver-)T h u r m verband und die Stadt gegen Westen abschloss.

7) Kurz vor dem Concil im J. 1410, wurde die südliche Vorstadt Stadel-
hofen, die nachherige Kreuzlingervorstadt, mit einer Ringmauer umgeben.
Bisdem war sie nur durch einen Wassergraben und einzelne Thürme und Thore
gegen feindlichen Ueberfall geschützt. 1452 beim Bau des Kreuzlinger Thor-
t hur ms sollen ungemein feste Mauerstücke und Bogen zu Tag gekommen sein.
Einen Theil der Konstanzer Festungswerke, wahrscheinlich zur Zeit der Belagerung
von 1633, stellt eine Zeichnung des Gr. Archivs zu Karlsruhe (Hs. 376) dar.

8) Nachdem die Festungsmauern und viele Thürme und Thore im ersten
Drittel des 19. Jhs. abgetragen, Gräben und Sümpfe aufgefüllt waren, 1863 die
Eisenbahn von Basel her, 1871 von Romanshorn, 1875 von Winterthur mehr Ver-
kehr brachten, vergrösserte sich die Stadt wieder merklich gegen Westen, Süden
und nordöstlich über dem Rhein. 1879 war die Auffüllung, wo der jetzige Stadt-
garten sich ausbreitet, dem See abgerungen.

Im Ganzen sind diese Darstellungen, wenn wir von dem immerhin hypo-
thethischen Charakter des ersten und zweiten Satzes absehen, dem geschichtlichen
Verlauf vollkommen entsprechend.

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