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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0232

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AMT KONSTANZ. — KONSTANZ. 209

Weise dargestellt sein sollen, ist nicht absolut ausgeschlossen; es kommen Fälle vor,
wo eine derartige gedankenlose, von den traditionellen Typen ganz absehende
Reproduction einzelner vorräthiger Gestalten von dem Künstler beliebt wird. An
der Rückseite die Verkündigung. Das Reliquiar konnte mittels eines Ringes auf-
gehängt werden.

Zwei geringe Rococoostensorien.

Sechs geringe Rococokelche.

Ein Barock vortragkreuz, mittelmässig.

Achatkreuz mit zwei Leuchtern, ebenfalls in Achat; vergoldeter Barockfuss.

Ein Couvert mit Messkännchen.

Zwei grosse Silbercrucifixe, Rococo.

Silberbüste des hl. Nepomuk, Barock.

Heilige Lampe, versilbert, Rococo.

Gemalte Bücher:

Von einem durch den Bischof Hugo von Hohenlandenberg (1496 bis
1532) gestifteten handschriftlichen Missale in 4 Bänden (derselbe Bischof gab seiner
Diöcese 1504 ein gedrucktes Missale, von welchem seltenen xylographischen Werke
die Leopold-Sophienbibliothek in Ueberlingen ein Exemplar bewahrt, vgl. SCHOBER
Alt. Const. II 13) besitzt die Schatzkammer leider nur mehr die drei letzten
Bände: der vierte ist ihr im Laufe der Zeit abhanden gekommen. Dieselben sind
zuerst durch WAAGEN a. a. O. 246, vgl. LOTZ II 86 beschrieben worden;
eine eingehendere Untersuchung der Miniaturen will SCHOBER in der Forts.
v. s. 'Alten Const.' demnächst geben.

Von den erhaltenen drei Bänden bietet der erste und älteste (also der zweite
des ganzen Werkes) noch gothische Miniaturen; so Fol. 92 die Kreuzigung, Fol. 93
den Mann der Schmerzen. Auf jener der Bischof Hermann von Breitenlandenberg
(1466 —1477) mit seinem und einem andern Wappen. 'Diese treffliche Miniatur
rührt offenbar von dem Meister der Wandgemälde am Denkmal des Bischofs Otto
von Hochberg her und zeigt ihn in der Kunst noch mehr vorgeschritten. Der in
einem satten bräunlichen Ton gehaltene Kopf des Bischofs ist sehr edel aufgefasst
Und höchst lebendig, die Zeichnung durchweg gut, die Landschaft schön gedacht
und sauber ausgebildet. Die Hände erinnern in der Form auffallend an die des
Martin Schongauer. Der Rand dieses Bildes sowie andere sind einfach aber hübsch
in dem Verzierungsgeschmack der oberdeutschen Schule geschmückt. Dasselbe gilt
von den Initialen, von denen verschiedene ebenfalls Vorstellungen enthalten. So
die auf der Seite gegenüber, Christus als Mann der Schmerzen, andere die Aus-
giessung des hl. Geistes, die Dreieinigkeit in der Art, dass Gott Vater den Ge-
kreuzigten vor sich hält, zwei Engel mit der Monstranz, Petrus vom Engel aus dem
Gefängniss befreit, und ein heiliger Papst.' Man kann diesen Ausführungen WAAGEN's
beipflichten, wird indessen die Identität des Meisters mit dem Maler der Margarethen-
kapelle doch nicht als bewiesen erachten wollen. WAAGEN äussert sich über
den dritten Theil also: 'der dritte Theil wird ebenfalls mit einer ähnlichen

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