AUS DER WERKSTATT DES KÜNSTLERS
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KATZE UND FROSCH (STEINDRUCK) CARL KAPPSTEIN
druck ein vollkom-
mener Flachdruck, d. h.
die zu druckende
Zeichnung liegt flach
auf dem Druckmate-
rial — dem Stein oder
seinen Ersatzmateria-
lien — und wird nur
durch geeignete che-
mische Behandlung
druckfähig gemacht,
während bei den frü-
her beschriebenen V er-
fahren die mechanische
Herstellung der Zeich-
nung diese druckfähig
gestaltete.
Das Grundmaterial
des Steinzeichners ist
der nur in Solnhofen
in Franken zu fin-
dende, in dicken Plat-
ten stehende Kalk-
schiefer, der in allen Steindruckereien der Welt
verwendet wird.
Die glattgeschliffene Seite dieses Steines hat
die Eigentümlichkeit, daß ein mit fettiger Sub-
stanz darauf gezeichneter Strich, nachdem dieser
mit einer Säure überzogen ist, nicht mehr ent-
fernt werden kann, weder durch Wasser noch
durch ätherische Öle oder Essenzen, da solche
Fettsubstanz sich in wasserunlösliche Kalkseife
umgewandelt hat. Diese Kalkseifen nehmen nun,
wenn der Stein mit nassem Schwamm überwischt
und die mit Druckfarbe eingewalzte Lederwalze
darüber gerollt wird, diese Druckfarbe an, wäh-
rend die nicht bezeichneten, freien Stellen des
Steines dieselbe Farbe abstoßen! — Dies ist in
Kürze das Grundprinzip der Herstellung der Stein-
zeichnungen. — Der lithographische Stein wird ent-
weder durch Schleifen mit Bimstein glatt geschliffen
oder durch Reiben mit feinstem nassen Quarzsand
aufgerauht. Dann zeichnet der Künstler auf dem
graugelben Stein sein Bild, entweder mit Feder,
Pinsel und Fettusche oder mit schwarzer Fettkreide.
Tuschen und Kreiden bestehen aus Mischungen von
Talg, Schellack, Seife, Wachs und schwarzem Kien-
ruß, die zusammengeschmolzen und in feste Stangen
oder Stifte geformt werden. Die Tuschen werden
mit Regen- oder destilliertem Wasser ange-
rieben, die Kreiden in fester Form verbraucht.
Nachdem der Steinzeichner seine Zeichnung auf
dem Stein beendet hat, wird der Stein vom
Drucker leicht mit Talkumpulver abgerieben und
dann mit einem breiten Pinsel mit einem Ge-
misch von dünnflüssigem Gummiarabikum und
verdünntem Scheidewasser überzogen. Diese
Ätzung muß auf dem Stein eintrocknen, alsdann
wird der Stein in die Flachdruckpresse gelegt
und mit reinem Wasser abgewaschen. Darauf
gießt der Drucker zuerst etwas Terpentin und
dann noch etwas Wasser auf die Zeichnung und
wäscht die Zeichnung völlig vom Stein fort.
Nachdem mit reinem Wasserschwamm der Stein
gesäubert ist, walzt der Drucker sofort über den
feuchten Stein mit schwarzer Druckfarbe und
das gezeichnete Bild erscheint nach und nach
klar und sauber auf der Steinoberfläche wieder.
Der Drucker legt nun das schwach angefeuchtete
Druckpapier auf diese Zeichnung, bedeckt dieses
mit glattem, dickem Karton und mit einer durch
Einreiben von Talg glatt gemachten Glanzpappe
und zieht Stein und Papier durch seine Presse
hindurch. Die Presse hat eine durch den Druck
eines Hebels auf einen hölzernen flachen Reiber
mit scharfer Kante bedingte starke Spannung auf
dem gefetteten Glanzkarton auszuüben, während
der Drucktisch mit Stein und Papier darunter weg-
gleitet, wohingegen beim Kupferdruck der Druck
durch große Walzen ausgeführt wird. Das Papier
wird nun vom Stein abgehoben und der Steindruck
ist fertig. Der Stein wird nun wieder feucht ge-
wischt, eingewalzt und weiter fortgedruckt; ein
richtig gezeichneter und zubereiteter Stein hält
viele Tausende von Abdrücken aus, ohne an Güte
der Zeichnung zu verlieren. Wird die Steinzeich-
nung aufgehoben für spätere Drucke, so wird sie
sorgfältig mit schwarzer Wachsfarbe eingewalzt und
mit einem Schwamm voll Gummiarabikumlösung
eingerieben, getrocknet und fortgestellt. Wird
hingegen die Zeichnung nicht mehr weiter ge-
druckt, so wird der Stein mit Wasser, Sand und
Bimstein abgeschliffen und ist nach dem Trock-
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KATZE UND FROSCH (STEINDRUCK) CARL KAPPSTEIN
druck ein vollkom-
mener Flachdruck, d. h.
die zu druckende
Zeichnung liegt flach
auf dem Druckmate-
rial — dem Stein oder
seinen Ersatzmateria-
lien — und wird nur
durch geeignete che-
mische Behandlung
druckfähig gemacht,
während bei den frü-
her beschriebenen V er-
fahren die mechanische
Herstellung der Zeich-
nung diese druckfähig
gestaltete.
Das Grundmaterial
des Steinzeichners ist
der nur in Solnhofen
in Franken zu fin-
dende, in dicken Plat-
ten stehende Kalk-
schiefer, der in allen Steindruckereien der Welt
verwendet wird.
Die glattgeschliffene Seite dieses Steines hat
die Eigentümlichkeit, daß ein mit fettiger Sub-
stanz darauf gezeichneter Strich, nachdem dieser
mit einer Säure überzogen ist, nicht mehr ent-
fernt werden kann, weder durch Wasser noch
durch ätherische Öle oder Essenzen, da solche
Fettsubstanz sich in wasserunlösliche Kalkseife
umgewandelt hat. Diese Kalkseifen nehmen nun,
wenn der Stein mit nassem Schwamm überwischt
und die mit Druckfarbe eingewalzte Lederwalze
darüber gerollt wird, diese Druckfarbe an, wäh-
rend die nicht bezeichneten, freien Stellen des
Steines dieselbe Farbe abstoßen! — Dies ist in
Kürze das Grundprinzip der Herstellung der Stein-
zeichnungen. — Der lithographische Stein wird ent-
weder durch Schleifen mit Bimstein glatt geschliffen
oder durch Reiben mit feinstem nassen Quarzsand
aufgerauht. Dann zeichnet der Künstler auf dem
graugelben Stein sein Bild, entweder mit Feder,
Pinsel und Fettusche oder mit schwarzer Fettkreide.
Tuschen und Kreiden bestehen aus Mischungen von
Talg, Schellack, Seife, Wachs und schwarzem Kien-
ruß, die zusammengeschmolzen und in feste Stangen
oder Stifte geformt werden. Die Tuschen werden
mit Regen- oder destilliertem Wasser ange-
rieben, die Kreiden in fester Form verbraucht.
Nachdem der Steinzeichner seine Zeichnung auf
dem Stein beendet hat, wird der Stein vom
Drucker leicht mit Talkumpulver abgerieben und
dann mit einem breiten Pinsel mit einem Ge-
misch von dünnflüssigem Gummiarabikum und
verdünntem Scheidewasser überzogen. Diese
Ätzung muß auf dem Stein eintrocknen, alsdann
wird der Stein in die Flachdruckpresse gelegt
und mit reinem Wasser abgewaschen. Darauf
gießt der Drucker zuerst etwas Terpentin und
dann noch etwas Wasser auf die Zeichnung und
wäscht die Zeichnung völlig vom Stein fort.
Nachdem mit reinem Wasserschwamm der Stein
gesäubert ist, walzt der Drucker sofort über den
feuchten Stein mit schwarzer Druckfarbe und
das gezeichnete Bild erscheint nach und nach
klar und sauber auf der Steinoberfläche wieder.
Der Drucker legt nun das schwach angefeuchtete
Druckpapier auf diese Zeichnung, bedeckt dieses
mit glattem, dickem Karton und mit einer durch
Einreiben von Talg glatt gemachten Glanzpappe
und zieht Stein und Papier durch seine Presse
hindurch. Die Presse hat eine durch den Druck
eines Hebels auf einen hölzernen flachen Reiber
mit scharfer Kante bedingte starke Spannung auf
dem gefetteten Glanzkarton auszuüben, während
der Drucktisch mit Stein und Papier darunter weg-
gleitet, wohingegen beim Kupferdruck der Druck
durch große Walzen ausgeführt wird. Das Papier
wird nun vom Stein abgehoben und der Steindruck
ist fertig. Der Stein wird nun wieder feucht ge-
wischt, eingewalzt und weiter fortgedruckt; ein
richtig gezeichneter und zubereiteter Stein hält
viele Tausende von Abdrücken aus, ohne an Güte
der Zeichnung zu verlieren. Wird die Steinzeich-
nung aufgehoben für spätere Drucke, so wird sie
sorgfältig mit schwarzer Wachsfarbe eingewalzt und
mit einem Schwamm voll Gummiarabikumlösung
eingerieben, getrocknet und fortgestellt. Wird
hingegen die Zeichnung nicht mehr weiter ge-
druckt, so wird der Stein mit Wasser, Sand und
Bimstein abgeschliffen und ist nach dem Trock-
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