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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Breuer, Robert: Die Architektur auf der Grossen Berliner Kunstausstellung 1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.27186#0677

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DIE ARCHITEKTUR AUE DER GROSSEN BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1912

LANDHAUS ELMENHORST-KIEL OTTO MARCH

Es war nur richtig, dem Altmeister Otto March
eine Retrospektive zu bewilligen; er ist einer von
denen, die stolz rückwärts sehen dürfen. Er
spricht keine moderne Sprache dem Akzent
nach. Er ist aber durchaus modern, was die
Baugesinnung betrifft. Er ist mit solcher Bau-
gesinnung unserer Entwicklung stets voran ge-
wesen. Er baute schon 1889 die Wormser
Volksbühne über einem Grundriß, wie er heute
dem neuen Opernhaus, was das Prinzip be-
trifft, gebührte.

Er stellte in den Pankower Amalienpark
Kleinhäuser zu einer Zeit, als die Mietskaserne
mit drei Höfen das selbstverständliche Ideal

schien. Er hat als einer der ersten in Deutsch-
land Gedanken über den modernen Städtebau
gehabt und produktiv gemacht. Er zeigte auch
durch die Blockfassade in der Charlottenburger
Bismarckstraße, wie richtig er die sentimentalen Ele-
mente der modernen Städtebauer zu überwinden
weiß. March kennt das Material der Historie;
er hat auch viel in England gelernt. Was seinen
Bauten, über den Dialekt hinaus, den bleibenden
Wert gibt, ist die wohltuende Reinlichkeit, die
innerhalb einer Komposition keinen fremden
Klang duldet, und alle halben, selbst die
Vierteltöne mit liebender Sorgfalt gegen einander
stimmt.

Hermann Billing will, daß sein Werk,
entgegen allem Früheren, ein Neues sei.
Er hat eine leichtflüssige Phantasie, die
Erinnerungen süddeutscher, auch italie-
nischer Renaissance mit gotischer Emp-
findsamkeit sich neu ballen macht. Er
ist eine spezifisch plastische Begabung.
Er liebt es, Bauteile hervorzuziehen und
abzurunden; er liebt Kuppeln und ab-
gewalmte Dächer. Es macht ihm ge-
radezu Vergnügen, mit hervorgewölbten
Mansarden die Dachfläche lebendig
und körperhaft zu machen. Es steckt
ein barockes Element in ihm; wenn-
gleich sich dieses deutlich nur im Or-
namentalen hervorwagt, in einer sinn-

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