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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Samstag, 24. Januar 1903.

WviLes Blatt.

45. Jahraaug ^ 20.




^rscheint täglich, Sonntags auKgenov'Nkn. Preit mit Aamilienblättern mrmatlich 60 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

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Biiiktrilt des Freichstigsprcistdenten Krafen
Raüekrem.

Berlin, 23. Januar. (Reichstag.) Z» Beginn
*** Sitznng verliest dcr Vizepräsident Stolberg eine Er-
^Er„„g Ballestrems, welche auf einen „Kreuz-Zeitungs"-Ar-
^Eel Bezug nimmt, worin die Geschäftsfiihrung Bnllestrems
wird. Ballestrcm erklärt, da er anscheinend das Ver-
^d„en der konservativcn Partei nicht mchr vcsitze, legc er das
des Präsidenten nieder. (Allgemeine Bewegung.) Abg.
^rma„„ erklärt namens der Konservativen, die Partci stehc
E'n Arrikel vollständig fcrn. Abg. Sattler <natl.) stellt fest,
^ entfalle der Grund zur Demission. Abg. Singer erklärt,
^ilesircm, h„be das Bcrtraucn seiner Partei verloren. So-
^"n iritt das Haus in die Tagesordnung ein.

haben dtese Meldung gestern Nachnnltag hiec
°Urch Extrablätter sterbreitet. Hrwzuzusstgen ist ihr,
M? ^er Bizepräsident die Neuwahl eines ersten Präsiden-
Sitzung — am Donnerstag — anbe-

M Mnn ineint, die Mehrheitsparteien würden den
Eafen Ballestrein wiederwählen, und man glaubt, datz
sE'as Vallestrem die Wiederwahl annehmen werde.

M Ob bixse beiden Angaben sich bestätigen werden, bleibt
Mstwarten. Tie Sozialdemokraten werden ihm ihre
^lsMlne nicht wieder geben. Bisher war Ballestrem als
Eastd<.„s Vlann dos allgemeinen Vertrauens : jetzt
ih,„ eine Fraktion direkt mit Mttßtrauen gegenüber
/ :.Md pg„ „„drren ist keine, die nicht der Meinung
er habe einen schweren Fehler gemacht.

Tollte Graf Ballestrem auf seincm Rücktritt behar-
r'b so wird nian uch eben trösten müssen und einen an-
^ren Präsidenten wählen. Der Mann, der s. Zt. den
z„ liesern sich erbot, salls man den Fürsten Bis-
arsk hängen wollte, ist in eine Schlinge geraten, die er
,.«.?inem Äugenblick unbegreiflicher Verwirrung sich selbst
und die er hartnäckiq selbst immer enger und
zugezogen hat.

Es schemt fast, als wäre er schon zufrieden, wenn
Konservative und Zentrum ihn wiederwählen. Darauf
Eutet wenigstens seine ousschließliche Bezugnahme auf das
^wrcchende Uiteil dcs Hauptorgans der Konservativen.
di? ^ettraucnsvotum dafür,daß er die Discussirn derKaiser-
anläßlich der Krupp'schen Angelegenheit verhindertc,
er in der Wiederwahl auf keinen Fall sehen. Wenn
das vcrlangte, dann müßtcn sich alle Partcien gegen
^ wenden und selbst die Konservativcn ihn verlassen.
^enn diese stxhen alle in dec Sache auf dem Standpunkt
'-Kreuzzeitung."

A Deutsches Reich.

Jn dem Artikel der „Kreuzztg.", auf den sich
Prasideut des Reichstags, Graf B a l l e st rem, bei
x. Uer Rücktrittserklärung bezog, hatte das konservative
HMlln ausgefuhrt, daß das Verhalten des Grafen
^ EuÄtrem gegenüber dem Abg. v. Vollmar iu der Presse
dTster „„r reckst. spärliche Billigung gefundcn habe. Für
"V r^Ächick, die Unparteilichkeit und Energie, mit der
BallestteM bisher die Geschäfte des Reichstages

geführt, habe ste (die „Kreuzztg.") volles Verständnis,
halte es auch niclst für richtig, jedes vermeintliche Ver-
sehen, das einem Mann in dieser verantwortungsvollen
Stellung unterlaufe, mit scharfer Kritik zu rügen, müsse
aber doch der Auffassung Ausdruck geben, daß Graf
Ballesttem durch das gegen Vollmar gerichtete Verbot
sich in Widerspruch gesetzt habe mit den früher von
ihm aufgestellten Grundsätzen. Die, wenn auch sicherlich
von patriotischen Gefühlen geleitete ungleichartige
Stellung des Präsidenten zur Besprechung des Swine-
münder Kaisertelegramms und der Kruppangelegenheit
lasse sich s ch w'e r rechtfcrtigen und es könne
deshalb nicht überraschen, daß die sozialdemokratische
Fraktion in einer öffentlichen Erklärung scharfen
Einspruch gegen das Vorgehen des Präsidenten er-
hoben habe. Der Artikel schloß mit einer Mahnung
an den Präsidenten, zur Herbciführung des früheren
Zustandes mitzuwirken, wonach die Kritik kaiserlicher
Kundgebungen, die nicht als feierliche Staatsaktionen
erscheinen, unterblieb, bezw. durch Eingreifen des Prä-
sidenten verhindert wurde. Die „Kreuzztg." hat also
nur dem Ausdruck gegeben, was man allgemein von
dem Verhalten Ballestrems denkt und was man auch
überall in der nicht ultramontanen Presse darüber sagt,
während die Zentrumsblätter verlegen schweigen.

— Die Wahlprüfuiigstomnüssiou des Reichstags er-
tlärte die Wahl die nationalliberalen Abgeordneten Sieg
(K'reis 3, Marienwerder) sür u ir gilti g.

W i lh e l m s h a v e n, 23. Januar. »Vor dem
Kriegsgericht der 2. Marine-Jnspektion findet gegenwär-
tig die Vechandlung gegen den Matrosen KohIer statt,
der den Ilnterofsizier Biederitzki von der „Loreley", als
diese im Piräus lag, ermordet hat. Kohler, der
mit Vornamen Konrad heißt, ist am 16. Februar 1879
zn llnteropsingen, Kreis Leutkirch in Württemberg ge-
buren und katholischer Konfession. Er ist der Sohn sehr
braver Eltern; der Vater ist von Beruf Zimmermaiin.
Kohler hat, nachdem er die Schule verlassen, 2 Jahre
lang bei einem Rechtsanwalt als Schreiber gearbeitet.
Er ist alsdann in die Nordamerikanische Zollmarine als
Mcstrose eingetreten und mehrere Jahre dort tätig ge-
wesen. Kohler ist vollständig geständig, er soll nur in
?lbrede slellen, die Tötung mit Ueberlegung begangen
zu haben. An Bord der „Loreley" befcmd er sich seit
dem 20. August 1902. Der ermordete Biederitzki war
am 9. Januar 1876 zu Annahof, Kreis Gumbinnen, ge-
boren. Sein Vater ist Schiihmachermeister. 'Am 16.
April 1891 war Biederitzki bei der Dchiffsjungenabtei-
lung zu Friedrichsort eingetreten; am 1. Juni 1899 wär
er Oberfeuerwerksmaat geworden, nnd seine Beförderung
znm Teckoffizier stand unmittelbar bevor.


Deutscher Weichstag.

Berlin, 23. Jan.

Vizepräsident Graf Stolberg teilt die Demission
des Präsidenten mit. (Siehe die Ausführungen an
der Spitze des Blattes).

Jn der darauf fortgesetzten Etatsberatung erklärt
der Abgeordneten Dr. Oertel (kons.) gegen den Wg. Bebel,
die Koiiservativen seien zu Majestätsbeleidigungen nicht fähig.
Die Abrechnung des Abg. v. Kardorff mit dem Bunde der Lcmd-
wirte sei sehr milde ausgefallen. Er hoffe ttdtzdem, mit ihm
weiter Schulter an Schulter zu kämpfen. Die Reichseinuahmen

tönnten vielleicht hoher veranschlagt werdeu, aber man milsse
m Len sauren Apfel der Zuschutzanleihen beißen. Betreffs
der auswärtigen Politik erklärt Redner, die Benezuela-Ange-
legenheit müsse mit Besonnenheit, aber auch mit Nachdruck zu
Ende geführt werden. Die Aufnahme des Kiplingschen Gedichts
in England sei charakteriftisch für die dortige Volksstimmung.
Beim Nichtempfang der Bnrengenerale scheinen Mihverständ-
nisse obgewaltet zu haben. Die Hereinziehung. der Person des
Kaisers in die Debatten mutz aufhören; die Voraus-
fetzung ist eben natürlich,datz auch der
Kaisersich Zurückhaltuug auferlegt. Red-
ner spricht sodann seine ' Verwunderung aus, dah
der Reichskanzler die Abänderung des Wahlreglements im
gcgenwärtigen Augenblicke auf dem Präsentierteller entgegen-
bringe- und betout die Notwendigkeit des Schutzes des Mittel-
standes und der Landwirtschaft.

Staatssekretär Graf Posadowsky: Mit der Abände-
rung des Wahlreglements gehe eine wiederholte Forderung der
Reichstagsmehrheit in Erfüllung. Wer kein Gegner des all-
gemeinen Wahlrechts ist, mutz der Regierung beistimmen, datz
sie bestrebt ist, die Wahl zu einer wirklich geheimen zu ge-
ftalten, was sie bei der gegenwärtigen Behandlung nach An-
sicht der Reichstagsmehrheit nicht sei. Die Regierung ist ge-
willt, den Mittelstand zu erhalten, aber nicht künstlich mittels
Matzregeln, die mit dem modenien Staatswesen unvereinbar
sind. Die Regierung erfülle die berechtigten Forderungen der
Landwirkschaft. Rcdner ist überzeugi, datz keine Regicrung
und keine Äeichstagsmehrheit mehr kommen würde, die jemals
einen so weitgehenden Schutz der Landwirtschaft gewähren
werde, wie ein solcher der neue Zolltarif ist. Wir nehmen das
Gute, Ivenn das Beste nnerrcichbar ist. Die Regierung erachter
die Genehmigung dcr Brüsseler Zuckerkoiivention fur die Ivirk-
samste Ndatzregel für die Zuckerindustrie; auch eine Reihe aus-
kändischer Parlamente habe cine solche Auffa(>ung durch ein-
stimmige Annahme bckundet. Für Streitfragen, uamemlich
für die Ausgleichszölle, sei ein Schiedsgericht vorgesehen. Die
Regierung sieht, gleich dem Vorredner, in der Landwirtschaft
die wichtigste Grundlage des Staates, aber ein einseitiger 'schutz
sei immöglich. Die Regierung habe das gute Gewissen, alles
'Erreichbare für die Landwirtschait getan zu haben. kBeifall.)

Staatssekretär Frhr. v. R i ch thofe »: Die Regierung be-
wies gegenüber Veneznela Langmut bis zur äuhersten Grenze.
Sie versuchte vergeblich, eine Einigung anf diplomatischem
Wege zu erzielen. Die durchaus bescheidene Haltung Dentsch-
lands wurde in Venezuelas Schriftstückeu als frevelhaft und
unKllig bezeichnet. Deutschland schlug sogar eine schiedsge-
richtlichc Einigung schon im Juni 1901 vor, wo ausnahmsweise
kein Bürgerkrieg war. Die Note des deutschen Geschäfts-
trägers schlug damals vor, datz die Reklamation durch je
einen Vertrauensmcmn Venezuelas und der deutschen Minister-
residentur geprüft und die jedesmal als richtig genehmigten
ausbezahlt werden sollten; über Forderungen, üüer die die
Bertrauensmäimer sich nicht emigen koniiten, sollte eine Elit-
scheidungsinstanz, etwa das Haager Schiedsgericht, voraus be-
stimmt werden. Nachdem die Blockade-Eröffnung einen Kriegs-
zustand geschaffen hatte, war unsere Marine zur Wegnahme
der Handelsschiffe völkerrechtlich berechtigt und verpflichtet. Die
gegenwärtige diplomatische Sachlage ist die, datz llnter-
haudlungeu mit dern venezolgpischen Unterhändler Bowen in
Washingtoii eingeleitet sind. Wir wünschen dadurch eine bald-
mögliche Befriedigung zu erlangen, andererseits die Blockade
aufzuheben; so lange sie aber besteht, ist auch unser Vorgehen
gerechkfertigt. Ueber die Beschietzung von San
Carlo ist die Regierung ohne amtliche Nachricht,
'was absolut erklärlich ist, da kein Schiff zwei Tage ab-
kömmlich ist, um die nächste englische Kabelstation aufzusuchen.
Nur ein Telegramm des Kommandaiiten S. M. S. „Falke"
aus Curac;ao ist eingelaufen, welches besagt, datz iiach glaub-
würdiger Mitteilung aus Maracaibo 21. ds. M. von S. M. S.
„Viueta" unb „Panther" das Fort San Carlo beschossen und
zerstört worden ist. Redner setzt voraus, datz wir alle das
Vertraucn haben, datz der deutsche Kommandant in richtiger

Jan.

Meine Zeitung.

„ S Hochschulnachrichten. Würzbnrg, 23.

Tr. Glasberger (Philologe) ist heute im 73.
^ dnsjahr^ gestorben.

N Berlin, 20. Januar. Der Kaiser und das
, ^ odexi „ d. Folgende Geschichte, die den Vor-
„ iu allen Teilen wahr zu sein, ist der „Täglrchen
übermittelt. Als der Kaiser vor einigen
, j„ Hannover anwesend war, fand auf dem Water-
Ui, ^ eine Parade der Garnison statt. Nach Beendi-
- Parade teilte der Kommandeur des 74. Jn-
P??b°Reg-iments dem Kaiser tnit, der Hauptmann
ino Feldmann habe soeben Mtteilung erhalten, daß
h„b Fiau einem kräftigen Mädchen das Leben geschenkt
^br Kaiser ließ den Hauptmann sogleich M sich
beglückwüiischte ihn und sagte voll Laune:
bin ich sonst nur Pate bei Jungen!; in
^rin, , will ^ mir aber, ans Anlaß un'd zur
:öeh!"^^ung an den so schön vertaufenen Paradetag, nicht
diqstr Jhrer jüngstcn als Pate zu

' p 'daniburg, 23. Jan. Jn Altona ist eine P o ck e n-
cmr, ^ ^ i ^ ausgebrochen. Festgestellt wurden 7 Er-
nigeii; ein Todesfall ist bisher zu verzerchnen.
sind^i^ukarcst, 19. Jan. Achttausend Mark Finderlohn
^allipn demjenigen zu vcrdienen, der ein auf einem
-Äasst E sx^^^st'^ues Brillantkollier wieder zur Stelle
ÄDtzt uiiwahrscheinltch das klingen mag, bis

mögli-ch gewesen, dieses Schmuckstück aus-
Das Kollier hat einen Wert von 1
M 600 000 Mark.

L

>

— Lnstkuren. Der Gedanke, in Londoner
Nebelkuft Schwind süchtig e in freier Luft
leben und schlafen zu lassen, ist eigentlich etwas über-
raschend, aber er ist durchgeführt worden. Der Vertreter
des „Daity Telegraph" hat über das Befinden der Kran-
ken in- dem Mount Vernon-Höspital in Hampstead, Lon-
doii, Erkundigungen eingezogem Er schreibt darnber:
Alle Fenster würen offen, und in keinem Kamin war auch
nnr die Spur von Feuer. Ueberall zog es, und die Er-
kältung schien allenthalben zu lagern. Mejne,erste
Frage war natürlich die, wie es den Kranken bei dchn
augeiiblicklichcn Wetter gehe. .. Die Antwort lautete, daß
der Hustcn zngenommen habe. Auf den Appetit nnd den
Schlaf der Klianken hat der Nebel aber keinerlei Einsluß
genommen, nnd auf den Balkons, wo ungefähr 40 Per-
sonen absolut in sreier Lust schlafen, waren die Betten
für die Nacht vorbereitet. Der Balkon des ersten Stock-
werks ist für die Männer, der des zweiten Stockwerks
für die Frauen vorbehalten. Der Boden ist mit dickem,
dunk'eln Linoleum bedeckt, und' jedes Bett vollständig
mit einem wasserdichten Ueberzug bedeckt. Der Krattke
kann so viele Bettdecken haben, wie er w ill. Es ist vor-
ges-chrieben, daß er um m.ehr Decken zu bitten hat, sobald
er si-ch kalt fühlt. Eirr Blick auf die Betten ließ aber
erkennen, daß die Kranken nicht mehr Decken in Gebrauch
Haben, als gewöhnltche Sterbliche in einem gewöhnlichen
Schlafzimmer. Die Aerzte haben festgestellt, daß sich die
Kranken sehr schnell an das Schlafen und den Anfenthalt
in freier Luft gewöhnen. Viele versichern sogar, daß ste
sich in der freien Luft viel wärmer fühlten als im ge-
schlossenen Ranme. Die- meisten Kranken sagen, datz sie
die Lebensweise zu Hause fortsetzen würden, und in vie-

len Fällen ist der Beweis erbracht, datz dies tatsächlich
geschehen ist.

— Den Sprachlehrcrn ist dnrch die Findigkeit eines
englischen „Professors" ein neuer Berufszweig eröffnet
wvrden. Der Herr unterrichtet nämlich P a p a-
geien in ausländischen Sprachen! Seine Gebühren
sind (wie T. P.'s „Weely" mitteilt) nicht gerade billig,
aber der Ersahrung nach sind die Tiere weit gelehriger
als mancher ungezogene Schulbnb, bei dem alle Versuche,
ihm die Anfangsgründe des Deutschen oder Französischen
beizubringen, abprallen. Ein .Kursns von zwei bis drei
Monaten — in welcher Zeit wöchentlich 10 Schilling
für Gebühren aufgerechnet werden —- genügt ciugeb-
tich, UNI dem Bogel eine entspre-chende Kenntnis im Eng-
lischen, Französischen, Deutschen, Spanischen oder Ita-
lienschen beizubringen. Verehrer der tlassischen Spra-
chen können ih'ren Papagei auch im Hebräischen, Alt-
griechischen usw. unterrichtet erhalten.

— Wcib, Fran, Gcmahlin. Ueber die drei Be-
grisfe macht David- Strauß folgende Bemerkung: Wenn
man aus Liebe heiratet, wird man Maim nnd Weib;
heiratet man ans Bequemlichkeit: Herr und Fran; aus
materiellen Rücksichten: Gemahl nnd- Geniahlin. Acan
wird geliebt von seinem Weibe, geschont von seiner Frau,
geduldet von seiner Gemahlin. Die Wirtschaft besorgt
das Weib, das Haus die Frau, den Ton die Gemahlin.
Ten kranken Mann Pftegt das Weib, ihn besucht die
Frau, und nach seinem Befinden erknndigt sich die Ge-
mahlin. Man qe'ht spazieren mit scinem Weibe, fährt
aus mit seiner F-ran und macht Partien rnit seiner Ge-
mahlin. Sind wir tot, so beweint uns das Weib, be-

Die heutifle Nuwmer umsaßt drei Blätter, zusamrnen 14 Seiten.
 
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