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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0165

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cm bestimmten Tagen lvird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Ansülagstell-n. Fernsprecher 38

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^ie DerHandk«lngen der zweilen K.ideköerger
Schkoßöau-Konferenz v. 17.-18. Aprtl 1902

äm Auftrag des Groszh. Bad. Znnanzmüüsterinins ist dieser
Aöe das Prorokoll über die zlocite Schloßbaukonferenz vcr-
'ieiirlichi ivorden.

!v die Leser der „Heidelberger Zciiiing" erinnern,

' bei dcm Srreir um die lfrhaltung des Otto Heinrichsbaues
.deu Gegnern jedcr Wiederhcrstellung behauptet wordcn,
Wlche sei nichr nürig, der Bau befände sich nicht iu so
°f°tzer Gesahr, wie dic Anhängcr dcs LLiederaufbaus uiein
wayrend auf Lec auderen Teire festgestcllt wurde, dah

- s Gegner die Ruinc gar nicht so gcnau kennen, wie es uötig
' uin sich ein wohlbegründetcs llrtcil zu bilden.

einen fesccn Boden zu gclvinneii, auf dem fußend weitere
^Achlüsse gefaßr werden tönnen, hat die Großh. Regierung
Ej ', H^ -18. April eine Bersainmlung bon Bausachverstün'oigeii
i!^Okrufen und dcrselben alle Aufnahmen und Bcschreibuugen
^ühi'reu Schloßbaubureauö, solvie eiu solides Gerüste zur
n^lUguug gestellt, vou welchem aus die Fassade des Otto

- uirichsbaues geuau besichrigr uud uutersuchr ioerdeu konnte.

Anweseud waren die. Herren:

^ch. Oberfinanzrar G ölle r, Karlsrnhe, als Vorsitzendei
.L^vfessor B l u n r s ch l i, Zürich,

,-kh. Baural B ö ck m a n n , Berlin,
kZ'h. Lberbaurat C g g ert, Berlin,

"I>'ßor F ischer, Snurgart,
fjMessor Iassoy, Stutlgatt,

^eh. Regierungscar Lursch, iiionservaior der liunstdenk-
^ mälcr, Berlrn,

^radtbaumcifter Thoma, Frcibnrg,

als slimmführende Mitglieder der Kommission;
außerdem:

Ä

^aurat jt o ch , Heidelberg,
"'rchilekt 2 eitz , Heidelberg,

tzei!

Pro-

riadt

zur Auskuuftserteiluug;

^gierungsbaumcistcr Dr. H irsch, Heidelberg, als
, tokollführer.

,^Werr vertrat den Tchloßverein, Blumschli die
g!.-^^berg. Pvn deu berufeucn Mitgliedern ivareu Böckniaun
sD,?'^>häiiger uud Eggerr als Geguer der Wiederherstelliuig
i'chou hervorgeiretcn, während die übrigeu stimmsüh-
gx^"^»Ilsitglieder uuscres Wissens sich au dcin vorausgegau-
deA Ttreite nicht beiciligt hatien. Die Art, wie die Sach-
chj./>5»higeu ihre Untersuchungeu voruehmen, uud die Zeit,
^i, z ^ darauf verweudcn wollreu, war bou dem Vocsitzen-
lqi.- Kvmmissioii gauz dem Ermcsseu der Mitglieder über-
^rdeu. Die Vorstäude des frühcrcu Schloßbaubureaus,
.Koch uud Archirekt Seitz, hatteu vor Zusammentritt
ßltz ^rsammluug den jetzigcu Zustand der Fassade mit dem-
5ur Zeir ihrer Aufuahme vcrglicheu. Sowohl darüber,
gieb??^'. d>e Art, wie die Lothungen vorgcuoiiuuen wurdeu,
ökr».. ^>tz in der Versainmlung Auskunst. Jn cinem besou-

-^r Ä^nchr.

Axsi" ^lnhaug s. 29 u. f. veröffeiitlicht die Regieruug dcu

^re Methode und graphische Darstelluug
fhm^ustotzaufuahmeu wurden vvu der Bersamniluiig als sorg-
Üchc, sachgemäß auerkauiit. Die Ergebuisse der^ ueuer-
»» 5^ "ntersuchuugcu, Lie eiue große Lluzahl neuer Tprünge
Ev,D".?hrrn und Mauerwerk festgcstellr habeu, ivurdeu vou der
T, ^hstsivn uachgeprüft uud bestätigt. (Abdruck des Prorokolls

iüegicruug legre der Äersammlung 21 Frageu zur
jrht awrkuug vor. Wir druckeu die Fcageu uud Aiitworteu
dic .^n>>d kuüpfen afsdanu diejeiügen Betrachluiigeu darau,
^>»e» uusere Leser bou besvnderer Wichtigkcit zu sein

7 (x, .

!>>ess, die Hoffassadc dcs Orr» Heiurichsbaucs uach Ab-
>hrx„ hl»n, Baumaterial uuo Gcfüge ausrcicheud stark, um iu
, ÜAleuwürrigeii Zusraud gegeu Wiuddruck auch iu auher-
-^:"che,i Fälleu geuügendeii Widerstaud zu leistcn?

0 ^sirage tvird eiusrimmig mit N e i u beautworiet.

durch deu Umstaud, daß die Hoffassade frei steht,
»,,b >»oe, lveiui auch geriuge Beweguugeu derselüen bedingt
^»cker, ^'u diese Bcwegiuigeu im Lause der Zeit lveitere
^ '6eu des Mauerverbauds zur Folge yabeu?

e ^ersammluug Frage 2 zu beantworleu:

'Ücht Zivar werdeu diese Beweguugeu im Laufe dcr Zeit
,'!!» weüere Lockeruugcn des Mauerverbandes, sonder»

1 „süre Zerftvruugeii dcr Hausteine zur Folge habeu.

Äe 'i,.'ch der Nordhälfte dcr Hoffassade ist im Jahrc 1883
sbiv»^ "Aveichuug festgestellt worden, übcr dercn Stand im
!chl»s> . inrz 1902 der als Anlage beigefügte Bericht Auf-
A»nst iNebr. Fst xjne wcitere Vergrößerunis'dieser AuSwei-

bcfürchteu?

^ 'chU' >vird noch ioeiter fortschreiren; es mutz

E>er ^.chhüestellt blcibcu, nach lvelcher Richtung sie sich mcyr
^'lller gelreud macht. Die Deformaiioueu haben zur
, 4.' ü>e Mauer sich iu ihrem Bestand berschlechtert.

!!>trer„, »»eii die Quader der Hoffassade, die bcreits in Ver-
'usz üegrisfeu sind, an ihrer Trelle belasscn werde», ohne
^>»örtj'inliritende und schließlich bollkommenc Zerstörung zu

A, - " isl?

ä'UigeDie Frage aks solche tvird v e r u e i n t, aber
"^lslnn^uekturteile bcdürfen driugcnd der sofortigen Aus-

Ei^" erwarieu, daß die zur Zeit uory gesundeu Fassaden-
O»'ste„ x-"/ tveini sie dem Frost und der Durchwässerung von
^!» a»f t,-, bon den LelVunge» nusgesetzt bleiben, trotz-
^rde„? Dauer sich in ihrer heutigeu Verfassung erhalten

ertw»,' Mehrhcit ist der Meinuug, daß die in dicser
>D»e„ ,,,,-^">«1 besonderen llmstände auf die gcsunden Steine
''d do„ ZÜlcwöhnlichen Einfluß ausübeu. Zwei Mitglieder
» ki. ^^i'chereu Zerstörung dieser Stcine überzeugt.

s,^d Stei„i Belassen der in Verwitterung begriffe-

N-i Fortschreiten der Verwitterung auch auf ge-
r 'ln^to begüustigt?

''"kcr lieg,,,',^^^» llmsrändeu I a, am meiste» auf die da-

7. Hat die fortschreitcude Vertvitteruug der Tieiue uach
teiligen Eiufluß cnif die Standfühigkeit der Mauer?

Antivort: I a.

8. Siud Regen, Frost und Soiuienhitze, die die Rückseite
der Fassade treffeu, schädlich füc die dem Hof zugewcndete
Seite der Fassade?

Antwort: zz a, mir der Zeit mehr und mehr.

9. Gibt es Schutzmittel, die, ohne eineu Eiugriff iu die
Substanz der Fassade uötig zu macheii, die Staudfähigkeic der
Mauer erhöheu, u»d welches sind diese Mittel?

Autworr: N c i n.

10. Gicbt es Schutzmittel, mit d.eren Hilse mau die in
Verwittcrung begriffeueu Stcine, iusbesondere die ausladen
deu Fassndeuieile, die Gcsimse und sonstigcn Vorsprüuge in
ihrem gcgciüvärtigen Zustand uud Ort daueriid erhalteu kaii»,
und welche der hier in Betracht kommenden Mittel können aus
künsrlerischen Gründeu sür zulässig erilärt werdeu?

Antwort: Chemische Schutzmitiel habeu srch uicht bcwährt;
eiue Abdcckuug der horizontaleu Gesimse mit Blei oder ^bupfer
'wird die Erhaltiing des gegenwärtigen Zustandes auf längere
Zeit ermöglichen, anch sind diese Mittel ästhctisch vertretbar.

11. Gicbt es für die Jnnenflächen der Mauer, außer eincm
vollständigen Verpntz, ein Miitel, das geeignct ist, die Vertvit-
te ru ng hi utanzu hallcn?

Autivvri: N e i u.

12. Äiebt es Mirtel, die Vergrößerung dcr Ausweiehuiig
der Hoffassade (vgl. Frage 3) dauernd zu verhinderu, ohne
dasz bas jetzige Aussehe» dcr Ruine geändert wird, und welitzes
sind diese Mittel?

Antivvrt: Ein Schutz der Fassade ist möglicherweise zu er-
reichen durch Anbcingen von Eisenbetonkonstrukrionen odcr
andere Bersteifnngen an der Rückseite der Hofmauer, welche
sich gegen die zu verstärkeudeii und mit der Längsmauer fest
zu verbiudeuden Nord- und Südmauerii uud die zum Teil
höhcr zu führende Mttelmauer stützcn. Doch hat die Mehrheit
der Kommissiou gegeu die Ausführniig dieses Vorschlags er-
'hebliche Bedeukcn geäußert.

13. Kaim die Staudfähigkeir dcr Hossassade durch Strebe-
pfeiler erhöht werden, und wie müßtcii diese Strebepfeiler an-
gelegt werden, um dicsen Zweck zu erreichen?

Llniwort: Die Siandfähigkeit dcr Hosfasfade kann durch
ckrebcpfeiler erhöht werden. Strebepfeiler ivüren an jedem
zioeiren Pfeiler anzulegen, jedoch wird auf die Schwierigkeit
der iunigen Derbindmig des Mauerwerks der Strebepfeiler nüt
dem alten Manerwerk hingeiviesen; auch würden die Gcwölbe-
anfänger im groszen Saal dadnrch bcrdecki wcrden.

14. Giebt es noch andere technische Hilfsmittel, abgesehcn
von Vedachnng und innerem Ausbau, um. die Standfähigkeit
der Hofmauer zu erhöhen?

Antwort: Ncin, audere Mittel könneu uicht augegeben
wcrden.

16. Kaiui, salls die Ersctzuug der gäiizlich oder teilweise
verwitterten Sleine dnrch neue empfohlcn wird, dies ohne
Schädiguug der e:rabilität der Fassade geschehen?

Auttvort: Jn deiu zu Frage 4 vegreuzteii lliiifang: I a.
lii. Wie köinien die Atmosphärilien, wenn bon einer Be-
dachnng nbgesehen wird, von der Rückseite der Fassadc abge-
halten werden? Welche Mitiel siud insbesondere auzuwcnden,
nm ein völligcs Turchfrieren dec Mauer bei strengem Frost
und Beschlageu derselbeu mit EiS bei eiutretendem Taulvetter
zu vcrhüteu?

Antwort: Die Atmosphärilien köuneu durch Putz abgehalteu
werde». Doch ist die Minderheit der Kommission der Ansicht,
daß die Herstellung eines haltbaren Putzcs schwierig ist. Mit-
tel, um ciii völliges Durchsricrcn der Maucr zu verhinderu,
giebt e.S iiicht.

17. Jst das Aufbringeu cines Daehes und der Verschluß
der Feiistervffnuugcu, svmii der L-chutz der Fuueuflächeii bor
Nässe uud Frost, ein geeiguetcs Mittcl, dcr Berwitteruug des
Steinwerks auf längcre Zcit vorzubeugen? Habcn -diese Mit-
tel auch eiucu Nutzen für die Erhaltuug der Schauseite der
Hoffassade?

Antivort: Die Hauptfrage wird allseitig mit Ja beant-
wortct; es wird dabeichorau'sgesetzt, datz eine gclir.de Heizuug
der Rüume stattfindet. Dagegen wird von der Minderheit
der Komuüssion -er Anbeinguiig eines Daches 'ür den dc > -
z e i t i g e n Zustand der Autzeiueüe der Hofmauer n>-r cin
geringer Nntzen beigemesseii.

18. Jst das Aufbringen e>>ies Laches, die durch Siockwer'ks-
gcbälte zu bewirkende Verankcrung der Längsmauern und cine
in neuen Scheidcwändern anzubrsngende Dreiecksversirebnng
ncbcn dem Berichlutz der Fciiiter ein accignetes Mittel, die

äandfähigkeit der Hofmauer z» iilem und cin weircrcs
Ausweichen, süv..hl der HoZ wie der Ansz'iimaner, ;u ocr-
hindern?

Antwori: Die Frage wird vou süi'f Mstgliederii mit F a
atwortet. Zwei Mitglieder sind der Ansichl, daß die Frage
ohne Vorl-ige eir.es ausführlichen EntwurseS und ei.-.es jta-
tischeu Nachweises uicht beautwortet wcrden kaun.

19. Köuneu die Umfaisvugsmauern ihren Auieil au der
Dachlast trageu?

Antworr: Vier Muglieoer lmo der Ansicht, datz diese Fragc
wie Nr. 18 nur aus Grund ciucS Prajektes öeantlvortet w-r-
den kann. Die Minorität ven drei M-tgliedern bejaht die
Frage mit d:m Zus-rtz. d.iß die Große des Anteils aus Gcn-id
sorgfältiger Umeriuchung uud Bcreib':.ng festge'rellt w wden
muß.

20. Jst Ler Fall denkb.rr, d.rß l>e>. wciterem Bors.l reiien d-r
Verwitterurig der Tieine und bei ireiierci» AuS.veichen dcr
Hofmaucr, -nientnell auch dcr Anßcnn-auci, ini Lauf der
Zeit ein Züstand einiritr, wo daS Auftrrngen dec Lastcn von
stockwerksbecken und Tach rncht mehr angängig -richen't?

Antwoet: F a.

21. Kann die dauern.de Erhalüing dcs Oito Heinrichs!»ves
tn seiner gege-iwä »'izcii Geskali nnd ctue Peei-.üräclnignng
seiner derzeitizen ästhetische.i Wirkung dnrch Anivendung von
Mittelu, die nach dcn vorangegangenen Fragen ;n cwrseblcn
sind, geivährlr'st-et werdci'. mid welebe Mittcl miißlen zur Er-
reichung dcs angegeoenen Jie!Z xlanniöi-.ig kcmbiiucri ircrdcn?

(Die Aufbringung eines Daches stcht hier nicht in Frage;
siche T. 24.)

Antwort: Die dauernde Erhaltung i st n i ch t zu er-
reiche n. Dic Manern sind in forrgesetzter Bewegung be-
grisfen. llm den sortschreiieiiden Verfall möglich st zu v e r-
l a ii g s a m e u, iverdeu folgeude Mittel augegebcn:

Verstärkung der Nord- nnd Südmanern und fesre Ver-
bindung derselben mit den Frvutmaueru, Hintermauerung der
Fassade über den Tragebogeu des obersteu Geschosses;

Ausbesseruug, gegebeneufallS Erneueruiig der Mittel-
mauern uud Aufmaueruug von Strebepfcileru auf denselben;

Auwenduug von Eiseubetoiibalken a» der Rückseite der Ge-
bäudefcouteii zur Vermiuderuug dcr Beivegung der beiden
Froiüeu;

Verputz dec Jmienslächen dcr Mauern einschließlich der
Fensterleibungen;

Aiibringung von Schutzdächern über jeder Etagr im F»-
nern der Fassademaucrn znm Schutz derselben gegen Schlag-
regen und zugleich zum Schutz der Eiseiibetonkonsiriütion; auch
Schutzdächer für die Türgestelle im Jnnern, soiveit solche noch
nicht vorhandc» sind;

Abdeckung der Mauern nnd der horizomalen Gesimse durch
Knpser, Blei, Siein, Ziegelsteine, Tchiefer, Abhalinng des
Spritzwassers;

Ständig sorgsame Beobachtnng und Unterhaltung des
vorhandenen banlichen VestandcS.

An die Bcantwortung der Frage 21 knüpfen sich noch eiiüge
streiig genommen nicht direkt zur Sache gchörigcu Erörterun-
geu dariiber, ob —' vou vollständigcr Restaurieruiig abgesehen
-- die Oruanieiüe nnd Figuren dcs Otto-HeinrichSbaues
soweit deren Uutergaug vorauSzusehen ist, alsbald zu eutfer-
nen und in einer Sannnlniig anfznbewahrcn seien oder ob mau
dieselben kopieren, sie alsdann an Ort und Stclle allmählich
zcrfallen lassen und dann durch Kopieu ersetzen soll. Wir geben
die üetreffende.: Vcrhandlungen und die Stellnngiiahme der
Versammlung zu deuselbe».

Betrcffs k>eZ Schmncks der Fassade äußert

P r v f. Fis ch c r: Mau solle plsbald dic Origiualskulptu-
ren durch Abgnsz odcr von allerersten Kräften kopieren lassen:
er deuke dabei au Adolf Hildebrand als borzüglichstcii Beratcr.
Ueberhaupt dürfe mau die E n t s ch e i d u u g über die ganze
Arbeit keinem E i n z c l u e n überlassen. Die Kopien
svlle man in ein Museum stelleu, bis die Origiuale iotal ruiiücrt
seieu. AlSdann solle mau bon den ersten Kopien zweite machen
und au das Vauwerk bringeu; es sci dies, wie er zugebe, aller-
dings ein Kompromiß und keine ideale Lösung. Die jetzige
Generntiün nnd vielleichk die zwcite sölle sich noch am Original
erfrenen können, die spätcren müßten sich nüt Kopien begnü-
gen. Es sci natnrlich Sache der Empfindung, er seinerseitS
möebte die Originale so lange an ihrem Platze schen, alZ sie
noch einc Schattenwirkung hätten.

Dcr B orsi tz e n d e frägt, ob er rrchtig verstanden habe,
dast der Borschlag daraus hiuauslaufe, dah im Laufe der
Jahrc nur Kopien üürig ülciben, währcnd die Orrgüiale ver-
schwunden sen'ii, nn-d ob Professor Fischer glaube, daß Profes-
sor Hiidebrand^ die in Rede stehende Arbeit übernehmen lverde.

Prof. F i s ck, e r bejahi beide Fragen; er glaube, das;
Hildcbraiid die Oberlcitung übernebpie.

Geh. Banrat B ö ck m a u n ivünscht, das; Architekt Seätz
seine Ansicht äußere,

Architekt Seitz : Er teile die Meiming Fischers, datz, nach-
deni mnn zu der Urbcrzruguug gekommcn, die Originale
gingcn zngrundc, es lediglich Empfindungssache sei, zu sagen,
ob Kopieu dem Wekter ausgesetzi uud Origiuale im Museuni
nufbewahrt iverdeii oder umgekehrt die Originale, wie Fischer
ivvlle, für dre gegenwärrige Generarion noch an ihrem Bc-
stiminiingsort gelassen nii'd erst, nachdem sie vollständig rui-
niert, dnrch Kopien ersetzt werdrn sollen. Er sei der Mei-
nuiig nnd habe dies immer betont, dah es doch nicht angehe,
ivcnn ans Egoismus wir und die Mitlebenden die Originale
gleichsam anfbrauchten. Kopien, ivenn sic auch noch so gnt
seieu, seien doch nur Kop:--m, die, wenn sie handwerksmützig
erstellt, leicht scelcnlos aiissallen imd, wenn sie von tüchtigen
Knnsrlern gemacht, vsr deren eigcne Empfindiing zinii AuS-
druck brächten. Mau möge an die zum Teil treffliehen Kopien
antikcr Vildwerke dcnken, man möge auch die alten im Rup-
rechtsbau aufgestcllten Figurcn anseheu, und sich dort die
Frage vorlegen, ob mau cs hätte verantworteu mögeu, sic an
der Fassade stehend zilgrunde gehen zu lassen. Es seien ein-
zelue wirkliche Mcisterwerke dabei, deren Schöuheit iu der
Nähe gesehen erst recht zur Geltung käme. Es dürfte uicht
vicle Mcnscheu geben, die an den hoch und entfernt stchenden
kopicrten Figuren einen nachteiligen llnterschied gegenüber
,den Originalen bemerktezi. Cine ^ Dissonanz zwißhen pen
nenen Fignren nür der üürigen Fassade werde vorübergehend
immer eintretcn, je später um so mehr. Gauz dasselbe sei
es mit dem übrigen Schmuck der Fassade. Mit Fischer voll-
stäudig cüwerstanden sei er öari», daß es für die richtige Be-
handlung des Bildtverks keiuen Besseren gebe als Adolf Hilde-
vrand, cr glanbe anch, daß diescr seine Rarschläge nicht ver-
weigern wcrde, aber auch,^ daß Hildebraud die Mldwerke lieber
für alle Zeiken selbst in eineni Mnsenm nufbewahren als zu-
grunde geheu lasseu Ivolle.

Der Norsitzende legt hicrauf bezüglich der Behand-
luug des bildhauerischen Schmucks zwei Fragen zur Abstim-
muug vor:

1. sollcu von dem bildhauerischen Tchmnck des Baucs sofort
mustergiltige Kohsen geschaffeu und iu eiuem Museum auf-
bewahrt werdeu uud sollen danu, wemi einzelue Teile dieses
Schmuckes der Vernichtung anheimzufallen drohen, Kopien
nach den ersten angefertigt und an Ort und Stelle aufbewahrt
werdcn?

Diese Frage bejahten zivci Mitglieder.

2. sollen bon dcm bildhauerischcn Schmuck des BaueS sofort
Kopien gemacht werden, und sollen diese Kopieu in dem Zeit-
punkt an die Stelle der Originale gcsetzt ivevden, wenn der
kiinstlerische uud technische Bestand der letztercn gcfährdi't er-
scheiut, sodas; die Origiuale uoch in eiiiem Museiun aufbe-
wahrt werden können?

Diese Frage bejäheu füus Mitglieder.
 
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