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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Mitlwoch, 18. Februar 1903. Meftes Blatt. 45. Jahrgang. — 41.

Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

dle Post bezogen vierteljährlich 1.85 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

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an bestimmten Tagen Ivird keine Verantwortlichkeit übernommen. — A n s chlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Das Wolentnm in Krenße».

istnch üou Ergobiiisson der V o l k s z ä h l u u g voiu
1. Dez. 1900 fiud unter den f r e m d s p r a ch i g e u
Äevökkerungsoloiuenten Preuszens die Polen am stäi-k'ston
vertveten.

Es find am 1. Tezember 1900 3 305 749 Polen,
-biasureu und .Uafsnben ermiltelt gegen 2 922 475 am
1. Tezember 1890, so dasz in zehu Iahren eine Zunahme
uin 383 274 .Eöpfe slattMfunden hat. Die polnifche
Sprache wird vvn den Großpolon, söwie, srark vermifcht
»iit deutschen Wortsrämmen, von den oberschiesischen Po-
len gesprochen. Die Unterscheidung der Poken in Grotz-
ttnd oberschlefische Polen hat mehr geschichtliche und geo-
graphische, mit Riickficht auf da.S oberschlefische Iudustrie-
gebiet aber auch soziäle Bedeutuug. Das Pkasurifche ift
ein verderbles, mit deutschen und litauischen Wortstäm-
ttien vermischles Polnisch, daS Uassubische eiue ältere, dei»
Wendrsäzen sich zuneigende Sprachform öeS Slavischen.
Die Masureu und.uassuben habeu im letzten Iahrzehnt
scheinbar erheblich an Zahl zugenommen, jene 'von
102 94t auf 142 047, diese von 54 443 auf 100 212
Pbpfe; doch diirfte dicse Erscheiniing wesentiich der fchär-
leren statistisä)en Erfassnng dieser Sprachgrnppen zn-
Pifchreiben sein. Die Zahl 'drw Personen, die nur Pol-
ttisch als Muttersprache angegeben huben. betrng
"063 490 gegen 2 765 101 rm Iahre' 1890. Trotz der
8unahme ist der Anteil dieser reineu Poleu an der
sanitbevöl'keruug von 9.23 aus 8.89 Prozeut zuriiäge-
gangen. Dentsch und Poinisch haben als Muttersprache
angegeben 164 221 Personen gegen 103 112 im Iahre
^890, so datz hier eine s'ehr betrüchtliche Znnahme (von
0.34 anf 0.48 Prozent der Gesamtbevölkernng) sratt--
gefunüen hat. Diese srarte Zunähme der Personen mit
deurscher und polnischer Muttersprache deutet daraus hin,
^atz der !>iäiiipf der Teutschen mit deu fremden Sprach-
geiueiusä>asleii sich erhebiich vinschärst hat.

Neben den ehemals drei polnischen «tänden, deiit
Klerns, den Edelleuten nnd den Banern, isl nenerdings in
^eii Ftädten ein patnisäier Mitteisland entstanden, der
^vestmklich das Riickgrät der nationalpoinischen Beslre-
ouiigen bildick. Der allgenieinen Entwicklnng der nen-
)lttt!ick>en it'lassenbiidung solgend, ist senier dein polni-
sck>en Landarbeiter der polnische Indusrriearbeiter des
Wesis'chen und jüngsl anch deS westfälrschen Industrie-
gebieteS zur Seite getreten. Mt der starken Zunähnie
tti-eser untersten sozialen Tchick>ten, die wesentlich von der
Aeistkichkeit geleitet werden, ist änch >der Einfluß der
^rck>e gewachsen. Ueberwiegend ist die Polnische Beböl-
^kmng in der Landwirtschaft und deren istebengewerben
^tttig. Während sriihtn' dic polnische von der deutschen
Dirtsthaft schon äiitzerlich zn nnterscheiden war, hat sich
stt den letzten Iahrzehnten anch anf den polnischen Be-
btzuiigen ein wesentiicher ssortjchritt in der Betriebssveise
^ollzogen. Zn den landwirtschastlick>en Saisanarbeitern,
allmählich weit nach dem Westen Dentschlands vor-
oriilgon, stellen die Polen einen besonders starken Anteil.
.. Von dt-n einzelnen Provinzen zeigen seit 1890 nnr
Dslpreußeii nnd Westprenßen einen Rückgang des Anteils
^olen an der Gesamtbevölkerung, die ichrigen eine Zu-
"ahnie. In Posen ist der Anteil der Polen in dem letz-
^tt Iahrzehnt von 60.37 aus 61.75 Prozent, in Schlesien
-wi. 24.06 auf 25.22 Prozent, in Westfalen von 1.00 anf
chlii Prozent gesliegen.

Ple Hröffnttng des englischen Uartaments
durch den König.

London, 17. Febr. Das K önigsPaa r traf um
2 Uhr nachmittags im (Äätawageii vor dem P a r l a -
m entsgebä u d e ein uud murde am königlichen Ein-
gaug vou den höheu Würdenträgern empsangen. Die
T h ronrede , die vom K önig selb st verlesen
wnrde, he'bt in erster Linie hervor, dätz die Beziehnngen
zu all'eu auswärtigen Mächteu fortgesetzt freundliche seieu.
Die Vlockade der venezolauischeii Häfen sei nötig gewe-
sen wegen Beschimpfung der bntischen Flagge und wegen
des gegen Person und Eigentnm engtischer Staatsange-
höriger begangenen Unrechts; sie habc- zu Berhandlun-
gen und zur Regelnng aller streitigen Fragen geführt.
Erfrenlicherweise sei es den blackierenden Rlächten er-
möglicht worden, alle seindseligen Flottjenoperätiümnl
sosort zu heendigen, Ein Bertrag, nach dem die Alaska-
grenzfrage schiedsrichterlick>er Entscheidung nnterbreitet
wird, sei abgeschlossdn worden, Der Znstand der europäi-
schen Provinzen der Türkei bitde Anlatz zn ernsten Be-
sopgnissen. Er, der äänig, habe sich anfs beste beniüht,
den Snltan und seinen Ministern die dringende Notwen-
digkeit rascher, wohlerzogener Refoimunaßregeln vorzu-
stellen. Oesterreich-Ungarn und Rutzland hütten Erwü-
gunglen darüber angestellt, welche Resormen die Mächte
dem Sultau zur sofortigim Auuabme empsehlen köimteu.
Die gemachlen Borsck>läge ivürden sich hvffeutlich als aus-
reichend enveiseu. Sie ivürdeu vom König herzlichst un-
terstützt werden. Hedanerlick>enveise hätten die Bbmüh.
nngen der britischen Regierung, zusammen mit der tür-
t'ischen die Grenzsesrsteliung im Hinterlaude van Aden
dnrchznsü'hren, bislier noch zu keirien Abmachungen ge-
sührt, dvch würden die Berhandlnngei, dringend betrie-
ben. Bei.der Landnng englischer Truppen in Obbia hätte
Ftälien tatkrästig mitgewirkt; Hoffentlich würden diese
Operationen das Ergebnis haben, die Protek'torate Eng-
lands und Jtaliens zn schützen, Die Entwicklung in
Südasrika schreite in befriedigender Weise sart; der Be-
stuh des Kaloniakministers daselbst häbe das beste Ergeb-
nis gezeikigt, Znm Schtusse sprach die Thronrede den
dNinistern und allen beteiUgten Personen den Dank des
Königs sür ihre Mühswaltung aus. Weiterhin besprach
die Thronrede die Expedition nach Käno (im Sudan),
welche hervorgerufen worden sei 'dnrch die feindselige
Haktnng des dorügen Emirs. Der K'önig kam alsdann
auf die Krönungsfeierlichkeiten in Delhi zu sprechen, bei
denen die tributpslichtigen Fürsten nnd die Bevölkerung
erfreuliche Kundgebnngen der Loyalität und der Hinge
bung dargebracht hatten. Der König sprach seine Freude
darüber aus, datz diese Feierlichkeiten zusammengefallen
seien mit dem Verschwinden der Dürre; die Aussichten
für Landwirtsihaft und Handel seien jetzt in ganz Indien
eimntigend. —

Deulscher Weichslag.

B e r l i n, 17. Febr.

Die Wahlen der Abgg. Faber (natl.), 3. Wahl-
kreis Oberfranken, und W eh l (natl.) 14. Hannover,
wurden entsprechend den Anträgen der Kommissian süc
giltig erklärt.

Es solgt W e i t e r b e r a t u n g des Etats:
Reichsämts des Inncrn, Titel Staatssekretär.

Aüg. S a ch f e (Soz.) wendet fich in breiien Aiissichrimqen
gegeu die früheren Angaben des Abg. Dr. Paasche über die
Kruppschen Wohlfahrtsernrichtimgen, die er im eriizelnen zu
widerlegen sucht. Redner iveiidet sich daim gegen den Abg.
Dr. -sröcker, solvie das Zentriim iind schiidert endlich die Mitz-
ftäude iii den Bergwerksberrieben, loobei er namenilich über
die Griibeiniispektoren Beschlverde sührt. Auch die christlichen
Bergleme beklagte» sich üder die Behandlung der Arbeiter.

Sächsischcr Biiiidesratsbevollmächtigter Dr. F i s ch e r wen-
det sich znnächst gegen dcn Angriff Wnrms auf die Gelverbe-
inspektoren, deren früheren weniger angenehme Berhältmsse
zu den Arbeitern sich jetzt besserten. Redner Ivcist daim im
einzelnen die von den Sozialistcn erhobenen Beschwerden ge-
gen die sächsischen Berglverke znriick. Auch die iin Vorjahre
voin Abgcordneten Sachse vorgebrachten Beschwerden hätten
sich nach ciner Prüsnng als ganz nnbegründet herausgestellt.

Geh. Rat M e i ß n e r schlietzt sich den Ansführnngen des
Vorredners a».

Abg. S ch w a r z - München (tvild) wendet sich gegen deu
Befähigniigsnachweis imd behandelt die Bäckereiveiordmmg,
bei der die Regiernng den Vorschlägen der Sachverstäirdiger»
nicht iiiiiner geniigt habe.

Abg. Hosmann (Rp.): Hoffentlich tverde das seit
Jahren in Angriff genommene Gesetz gegen die Trunkfucht
bald vorgelegt werden kömien. Redner polemifiert gegen die
sozialdemokratischen Redner.

Abg. Euler (Ztt.) tritt für Ernführung des Befähi-
gnngsnachlveises ein, dessen Bestimmnngen dcn jetzigen Ver-
hültnissen angepaßt werden müßten.

Abg. Z u b e i l (Soz.): Minimalzölle und vernünfttge Le-
benshaltung der Arbeiter seien Mittel gegen die Trntiksucht,
nicht aber Gesetze. Redner bespricht daini die Mißstiuide in
deu Ziegeleien; als «r den Richtern Parteilichkeit zn Gunsten
der Unternehmer vorwirft, Ivird er znr Ordmmg gerufen.

Morgen t llhr Weiterberatnng.

Baden.

— Am letzten Sonntag sand in Graben (Amisbez.
Karlsruhe) eine sehr stark besuchte Lersaimnlniig ftalt, der
die beiden Abg. Dr. Binz imd Prvf. Dr. Goldschmit imd
der jiingliberale Führer, Landgerichtsrat Schercr, aiiwohrften.
Prof. Tr. Goldschmit erklärte fnr ivüiischciiswert, datz die
bürgerlichen Paiteien sich schon vor dem ersten
Wahlgang aus eineii Kandidaten einigen wnrden. Die
Wahlparole müsse lanten: „Für einen Vaterlandsfreimd".

— Die „Allg. Ztg." ist in der Lage, die Meldimg
von einem Z o ll tarif-Z wiespalt zwifchcn Ka rl s -
ruhe imd Berlin nls völlig aus der L»st gegriffen zu
bezeichiicn. (Ter Giotzherzog, so hieß cs iu dieser Bieldunq,
habe sich persöulich mi, die Zurückziehiiug der Vorlage
bemüht.) Niewals uud iu keiuem Stadimu der Zolltaris-
Angelegeuheit ist bou badischer Seitc aus miteriwmmeu
wordcn, auf eine Zurückziehnu'g der Zolltarif - Vorlage
hinzuwirken. Jm Gegenteil haben nusere badischeu
Minifter --- nud zuletzt uoch Finanzininister Tr. Bnchen-
berger im Reichstag — sich immer deutlich dahiu
auswsprochen, daß die Zolltarif-Vorlage die Zustimmuug
Badens finde. Weim auch die eudoiltige Form, iu welcher
dic Vorlage schließlich vom Reichstage aiigenommeu wurde,
nicht mehr allen Wünschen Badens entspreche, so hat man
desseuuiweachtet deimoch das Ziistandekommen des Kom-
promisses im Juteresse des grotzen Ganzen auch hier eyrlich
begrützt Damit mag demi auch dies ueueste Gcrücht ab-
getan sein.

Iosef Dominik Kark Wrugger.

Fn den Berichien dcr letzten Stadtrntssitzniig Ivird einer
Nenknng des Herrn Mater Guidv Lchmiit an die srädrisihe
^ttunnliing gedacht. Es ist das Porträt einer jetzt fast bcr-
I'jseiien, äber diederen, weithm bekannten Heidrkberger Figur,
alten Joseph Dominik Karl Brugger. Jn einer gcist- nnd
httciwollim Bleiftifrzeichiiuiig isr das charakreristische Bild die-
Mamns dnrch den Vater des Schenkcrs, den 1873 ver-
^rdeiixii Hiswrien- und Porträrmaler Georg Philipp Schmidt
icherlieferl und reihr sich in würdiger Weise den zalstrci-
Fn PvrrrütS Heidelberger Gelehtter an, dic heute einen
Ahirler-rsch werwvllen Besiy der llnrversiräts-Bibliorhek bilden.

Badische Biographie schrcrbt übcr diesen Mami:

^ftÄscs Dominik Karl Brngger wnrde am 28. Oktober
iu Kreidnrg geboren, besnchte die dortigen Schnlen rmd
zZ lliiiversilät, auf welcher er zuerst Naiurwisseiischaften nnd
wi. söin, spärer Philosophic und Theologrc stndrerte. Ein
^lones musikalisäies Talent machte ihn zu einem angenehmen
gesnchten Gesellschafter. Am 18. Oktober 1819 ivählie
Ptz die Bursä>e!ischaft bei ihrer allgeinrinen Versammlung
dem Warieirberge bei Donaneschingen zn ihrem -Sprecher.
wi ^ begab er iich in das Pttesterseminar zn Mccrsburg, 1824
^nrde er zum Priester gcweiht. Nachdem er die philologische
,^^Zk4prüftlng besranden, wurde er Lehrer am Gymnnsium zu
"ttbiirg, I8gg eolvarb er sich die rheologische Doktorwürde.
.^Pwend der Ferien der nächsteir Fahre machte er rcgelmaßig
EWere Reisen, die ihn nach und nach mit sast allen Ländern
. iopas bekannt machten. 1830 nörigte rhn ein Brustleiden,
LehxZgch zu verlassbn und die Pfarrci Kabekbnrg zn über-
^stttren, 1845 bezog er die Pfarrei Rvhr'bach bei Heidelberg.
deulschttarholische Bewegnng fmid ihn der Kirche, der er
»nnerlich längsl enrsrcmdet. Er Ivar einer der ersten
.ttttmhafteslen Priester, die sich dcm Deurschkatholizismns
Am 19. April 1840 erklärre Brugger in Freiburg
. b» Austrirt aus der römischen Kirche, am 2t. Mai wählte

ihii die deutsch-katholische Gnncinde in Heidelberg einstimmig
zn ihrem Prediger und am 9. Juli ivnrde e-r durch den Pre-
diger Hieronhmi in seine neue Stcllimg Lrngefiihtt. Ohne
Zögern verzichtete er anf die sichece, sorgensreie Zukunft, die ihm
der Dienst der römischen Kirche in Aussicht stellte. Die Kurre
in Freiburg Itellte ihm die Wahl eincr der bcsten Pfarreien
des Landes frei, wenn er in den Schoß der römischen Kirche
zurückirere. Aber Brmgger blieb dcr ans vollcr Ueberzengung
gowälilten Stellung tren. Auch das Aneübieten der dentsch-
katholischen Gerneindc rn Frankfurt, mit höhercm Gehalt und
Znsiäiernng einer lcbenslänglichen Pension dorthin überzusie-
dcln 11847), lchnte er ab, da ihm Heidclbcrg licb gewordcn
lvar. Da wirkrc er bis wcnige Tage vor seinem Todc, welcher
am 11. Mai 1806 ersolgte, mit der ganzen Jugendkrast scines
Geistes rmd (öemüreS, die er sich bis in sein Alter imge-
schlvächt bttvahrt haite. -- Neben mehrcren Wcrken religiösen
nnd philosophischen Fnhalts („DaS Ehristentnm im vleiste des
19. Jahrhnnderts", „Dcr Deiitschkatholizismus in seiner Ent-
wicklnng", „Ansichten über Welt nnd Ieit", „Geheimmsse und
Lcidensmonare ans dem Leben cincs karholischcn Priesters"
u. a.), auch einigen Schristen über Miyik, Ivar seine litera-
risihe Tütigkeit besoirders der Hcrstelliing elner deurschen Rein-
sprache gewidmet. Nachdem er scholi 1844 in vielen öffentlichen
Blnitern einen Aufruf erlassen lmtre zum Kampf gegen „fremde
Wörter, die sich widcr Fug nnd Recht durch Mitzbrauch nnd
gedankcnlose Gewohnheit in nnscrc. schönc, kraswvlle deursche
Sprache eingemstet haben", gründete cr 1848 in Vcrbiiidung
mit den Professoren Hagen und Panlus einen „Verein znr
Befürderung der dentschen Reinsprache". Jn bielen Srädten
hielt er über diese ihm sehr am Herzen liege'nde Sache freie
Borträge imd vcröffentlichie vcrschiedenc hicrauf bezügliche
Schriften („Das Frenkdwörterwesen und seine Nachteile", „Das
Urbrld der deutschen Rernsprache", „Geschichte der Grnndung
rmd Entivicklung des deutschcn Rernsprachevereins" u. a.). —
Brugger war ein echt deurschgesrnnter Mamr, wohlwollend und
frenndlich gegen jcdermann nnd in allen Krcisen beliebt rmd >

i hvchgeachiet. Musik blieb in seinen Mußestunden seine Liäb-
^ lingsbeschäfiigrmg. Sorgsam, fast ängstlich für seine Ge-
, sundheit bedachi, Ivar er stark in dem Leiden, das seinem
Tode voranging. Sein hmterlassenes Vermögen hat er testa-
mentarisch für gemeinnützige Zwecke hestimmt.

Tyeater- und Knnstnachrichten.

Zuin Köliier Theaterskandal ergeht von Seiten der Mit-
glieder des dortigen Stndttheaters folgende Mitteilung: „Herr
Direttor Piu-schian härte die Absicht, von dem qesamten Svlo-
personal erwa 25 bis 80 Mirglieder zn irbernehmen, er hat
es aber noch nicht ftir gut beftmden. ihne'n dirette Miiteilrmgen
zn machen. Doä, ist ims bckaimt, datz die nenen Verträge
der Lpielzeit um einen Monat, eine neue
KnndignngKklansel nnd ferner bei einigen Mitg'liedern redu-
ziette Gagen enthalten sollen. Das gesamte Ballerperfänal,
emschlretzlich des Balleimeisters soll nicht ivieder engagrert
Iverden. Herr Direttor Pnrschian will an dessen Stelle sein
Ballet aus -Graz mitbringem weil ihm die hiesigen Gagen
zu hoch crscheinen. Das Chorpersonal hat den Beschlnß gefatzt,
nur auf der Basis cines WiederengagementS des gesamten
Chorkörpers zn nnrerhaiideln. Die Ägentiir des D-eiitschen
Chorsängerverbandes schlietzt 'bis »ach Einigung mit der neucn
Direktion keinerlci Verträge nach Köln ab."

— Kostspiettger Ehrgriz. ,.... Schon dreiviertel Jahr
schulden Sie mir dic Miete — Sie müssen jetzt ansziehen!"
—' „Was, glaube» Sie. denn, ich ziehe ans, ohne bczahlt zu
habcn?! . . . Nicmals!"

— Weim dns Hans nicht cüi heittger Tempcl Gottes ist,
wenn die Mutter nicht Herz' und' Kopf des Kindes nattirgemätz
belebt, dann ist jede weitere durchgreifende Reform der so-
zialen Zustände rmmöglich. (Pestälozzi. Ans Schaible, „Gei-
stige Wasfcn. Ein Aphorismen-Lexikon".-)
 
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