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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0363

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Samstaa. 21. Kbruar 1W3.

Crstes Blatt

45. Jahrgang. -- .A. 44

^rscheint täglich, Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogen vierteljährlich l.35 Mk. ausschlietzlich Zustcllgebühr.

^ n z e i g e n p r e i s: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird keine Verantivortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate anf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Zrim MücktrilL dcs öuyerischen Staats-
ministers v. Kraiksßeim.

. Tie Rachricht voii üom Rücktrilt öes Mimsterpräfi-
-.^cken schien in ivliinchen selbst so nnglaubmürdig, daß
^.beim ersten Bekaiintweröeii vielfach als Erfindiing an-
^lehen wurde. Tie llrsache des Rücktritts, ivie sie sich
?'cheriich dacstellt, ist nach der „Köln. Ztg." folgende:
stnter König Ludwig waren die einzelnen Ministerien
??>-' selbslänLig. Als Erailsheim den Vorsitz übermchm,
st'Nrdea öie Befngnisse des Präsidinms wesentlich er-
weitert. In einem vorige Woche abgehaltencn Mini-
??rrate hatle sich iiber die K o m p e t e n z des Vor -
henden ein? M e i n u n g s v e r s ch i e d e n h e i t
Nransaestelll. Crailslieim nabni dies zum Anlast. dem

ArMiten sein Entlassungdgesnch einzureichen. Im
'^iiiisterrat am letzten Montag wurde die Angelegenheit
?°orinals erörtert und bei der Äbstimmung blieb Crails-
M>n nnt seiner Ansicht vereinzelt. Ter Negeut hat nun
Ä^ch t'urzem Zögern dus Entlassungsgesuch angenom-
Auch in der „.uöln. Volcksztg." bezeichnet man
nnmiltelbaren Grund des Nüccktrittt


v. Lrailsheim

e i n u ngsver s ch i e d e n h e i t e n über die Be-
Mnisse des Vorsitzes im Minislerrate. Im letzten Mi-
Zllerrat sei eS zu lebhaften Attseinandersetziingen ge-
^Ninien.

.Tie „Altg. Ztg." stellt in llebereinstimmung mit
chnigein fest, dast selbst den allereingeiveihtesten streism
Msttteilung von der Genehmigung des Nücktritts des
!.chsen Crailsbeim eine völlige lleberraschung gemesen
A. Angedeutet werde jetzt freilich, daß Meinnngsver-
Miedenheiten im Piinisterrat vorgelegen häiten, wobei
^'as Crailsheim nicht die Mehrheit anf seiner Teite ge-
?hen Zugleich verlaute uber auch, daß binneii

<^kzeni die Lesfentlichkeit Authentisches erfahren Iverde.
^Ni s.cheidenden Ministerpräsidenten zollh das Blatt hohe
merckennnng. Will man das Charakterbild des scheiden-
^n Ministers zusanimenfassen, dann darf man sagen,
?nß selten in einem Manne eine solche Fiillo des Wis-
?Ns, palitischen Weitblicks, ausgezeichneter weltmänni-
Her Bildnng, von Arbeitskraft, zwingender Beredsam-
?.ll und innerer, ivahchafter Auspruchlosigkeit. wie sie nur !
MA'ljchxx Bedeutnng eigen ist, vereinigt ivar. Er war !
'n Meister der Forin, dem keiner in .Uammerdebatten !
^llschkam: er beherrschte den schwierigsten Stofs mit einer
sN>uigenden Logik. llud verniöge der klaren Erfassung
nnh TarsteUung der Verhältnisse und der verbindlichen,
.vriiehmen Art des Ausdruckcs hat er in der Kammer
?.hrißeu Stnnden mit einem Erfolge gestritten, wie ihn
,^!n anderer bayerischer Minister gröster je ,zu ver-
äuchnen gehabt hat. «o war er das Bild eineC Staats-
Nannes, wie mau ihn nur als Zdeal an der Spitze des
stschatsministeriiims eines deutschen BundesstaateS, na-
Ä^ntlich von der Bedeutung Bayerns, sich vorzustelleu
i^.Nlag. Wir sagen nicht zu viel, daß in keiner Stunde
llber seine Lippen eiu Gedanke gekommen ist, der sich
nAt in die wenigen, aber bedeiltungsvollen Worte fassen
E,Me: unerschistterliche VasaUeutreue zuui Hause WittelS-
nnd trene Hingabe an den Regenten. llnd diese
war es. dw den Giuseu Crailsheim zu dem
^chatsmann machte, der, ohue je von der autoritativen
Tll'llung Bayerns im Reiche und von den vertragsmäßi-
LM Vorreckten BayernS auch nnr das mindeste zu ver-

Hebeiy. als weitschauender detitscher Staatsmann sich
! betätigte, dem das gesamte Reich, das ganze deutsche
Volk nicht genug zu danken vermögen. Ein treuer,
deutscher Piann scheidet aus seinem Amt.

Was Hecrn v. Podewils, den neuen Minister-
präsidenten anbetrisft, so galt er stets^ als ein naher
Z-reuud Crailsheims, und ist durch dessen Empfehliing
zu seinem Portefeuille gelaiigt. Für die Frage, die
auf aller LiPPen liegt, ob ein neuer und unerfreulicher
Kurs sich wider Erwarteu ankündigt, wird entscheidend
sein, wie das .Siultnsministerium besetzt wird, und ob
nnd welche Ministerposten weiter nach deu Wünschen des
Zentrums „vakant" werden.

Deulscher Weichstag.

Berlin, 20. Februar.

Eingcgangen ist dic Roocllc zmn K r ankenka ss en
gesetz. W ei terb er atn n g des Etats: Reichsamt des
Jnnerii; Titel Kosten für Riaßregeln gegen die Reblans
nebst dcn dazn gcstelltci: Anträgen Blaiikcnhorn-Teinhard,
welcher Ueberwachnng des Verkehrs nnt Genußniitteln nach
einheitlichen Gesichtspunkteu und Anstellung besonderer
Beamten hiersnr verlangt.

Nach längerer aber wenis bedeutungSvoller Diskussion wird
dcr Titel bewilligt und die Rcsoliition beinnhe einstimmig a n -
g e n o m m e n. Weiiere Titel Iverden ohne Debatte erledigt.

Abg. Hcrold (Ztr.) wünscht elne S t a t i st i k der G e -
t r e idep r eise durch eiue reichSamtliche Kvrporation mid
erhofft dadurch eine grvßere Stabilität der Getreidepreise.

Staatssekretär Dr. Grnf v. 'P o s a d o !o Z k y bezeichnet
eiue solche Statistik als uützlich. Auf dle Preisbilduug habe
uicht nur die Laudwirtschaft, sondern auch die Müllerel uud der
Haudel Eiusluß.

Bcim Tirel „Oberschulkommission" rügt Abg. Pach-
uicke sfr. Vg.) dic Zustände in dem ritterschaftlichen Schul-
lehrerseminar iu Lübtheu in Mecklcnbnrg.

Abg. Herzseld (Toz.) spricht sür Schaffung ciueS
Reichsschulamts. Reduer bespricht die materiellc Lage der Leh-
rer Mecklenburgs, was der Präsident aber nicht als zur Sache
gehörig bezeichuet. Es folgt eiue lcbhasie Auseiuandersetzung
zivischen den beiden, da der Abgeordnete Herzfcld stets wieder
daraus zurückkommt. Er ivird schliehlich uuter lautem Bravo
der Rechteu uud des Zentrums zur 'Sache gerufeu. Redner
bemäugclt schließlich das Fehleu des meckleuburgischeu Buudes-
ratsbevollmächtigken.

Staatssekretür Dr. Graf v. P o s a d o w s k h entschuldigt
diesen, eine derartige Erörtcruug sei uicht vorauszusehen ge-
weseu. Die Reichsschnlkommission solle uur prüfen, ob nicht
uugecigneie Schuleu das Eiujährig-Freiwilligeu-Zeugnis er-
teilen. Er halte es für ganz ausgeschlossen, daß das Volks-
schulwesen jemals der Kompetenz des Reiches uuterstellt wcrden
würde. Prcußcn würde z. B. auf'Z lebhafteste widersprechen.

Die Erürtcruug ivird schließlich beeudet: die Kapitel üis 9
einschließlich bewilligt.

Wcitcrberatung morgeu l Uhr.

Bnden.

L.O. Achern, 20. Febr. Herr Ioses Sirnub legke
die Redaktion der „Mittelbadischen Nachrichten" nicder, mn
Verlag nnd Redaktion des „Badischen Volksblatts"
in Karlsruhe zn nbernehnicn. Seine Stelle versieht vorläufig
der Verleger der „Mittelbadischen Nachrichteu", Herr
Karl Eitler.

8.0. Lauda, 20. Febr. A>n Mittwoch tasten hier
über 300 Zentrlims-Vertraiiensmäiliier des 14. badischen

Skädtische Msgrabungen iu und nm
Keidelbecg

tAuftnst 1901 l>is Fedruar 1903).

Mrlüusiger Bcricht, crstattel vou Prof. Dr. Karl P fafs.

^ ftädrischen Aiittelu aus dem Zcmeutwerkplatz

^iM'uommeueu Ausgrabuugeu (1899 und 1900) wurde er-
imft pjc yjeschichle Heidelbergs bis iu die jüugece «reiu-
teis mindesreus iu das 3. Jahrtanseüd v. Chr., hiirauf-

Tie Ausgrabungeu dcr Jahre 1901 uud 1902 habcn
mie zahlrcich diese S t e i u z e i t s i e d I u u g e ir auf
^ Poden Heidelüergs und seiuer limgebuug geivesen,
Z'eich ihre Äultur.

lj^^-urch Erdbohrer uud Tpateu wurdcu (1002) stcinzeit-
leu ^bhngrubcu (Grubeu, über deuen sich eiust Fachwerkhüt-
^ festMtellt auf dem h iesige u st ä d r i s ch e n

ßejF hof (1), dem sl ädtischcu Grubeuhof (3), aus
itz j die vou da gen Wicbliugen zieheu (21) uud in
H^Mb.lingeu sclbsr (1903), also aus dem fruchtbareu,
dx.-Mnsserfreieu Hochgestade, das sich liuks des Ncckars von
zjZÄ' Cintritt iu Lie Rheinebcue (Ncue Brücke) bis Wiebliugen
llüm'. darf mohl anuehmen, daß dicse neolithischeu Sied-

j„ ne„ den Neckar bis zu sciner Mündung begleitet hcrben; ob
Form des „Strahendorfes", odcr geschlossener Dörfer,
Aküuftil

die weiter zu verfolgen
-peyerer Baubezirk dahier,

,. tige Untersuchung lehren.
strch^uren steinzeitlrcher Siedluug,
k j mndeu sich auch im S p e y e r e
Aüüi ^nuzes Steinzeitdorf von wahrscheinlich regel-
(Mr Anlage in Rohrbach bei Heidelberg.

Niartt" Feld, das zwischcn dcr südlichen Hcidelberger Ge-
l>er (N'bZsgrenze und den ersten Häusern von Rohrbach, soivie
,°hrbacher Landstraße und dem Gelcisc der Staatsbahn
Cio^^^s'-ll'Kirchheim sich dehnt, wurdeir auf 15 Aeckern, dercn
s r-rumer Grabuugen freundlichst gestaltetcn, eiue große An-

zahl steinzeitlicher Wohngrubcu festgestellt, zum Teil auch regel-
recht aufgedeckt (1901).

! Diese Rvhrbacher ueolithischeu Grubc» lageu allji gauz ^
flach, kaum 50 Ctm. unter der Oberflüche; die Kulturreste
! waren iu ciue zähe, braune Schlickmasse gebettet: Asche, Holz-
i kohle, Hüttenbewurf, Tierkuochen, Waffeu und Werkzeuge äus
> Stciu und Knocheii (hübsche Steinmesser und Steiubeile) und
j Scherben von verzierten und unverzierten Gefäßeu. Die Mu-
! ster der Zierscherbeu stellen alle möglichen Kombiuationen von
! geraden und spiralförmigen Liuien mit Prmkten und Stricheu
dar, ähnlich den Steinzeitscherben vou der Bergheimer Kirche
(Zementwerkplatz), und gehöreu wie diese der Bandkeramlk an
(der jüngeren Bodenbandkeramik Koehls).

Gleichartige Steinzcitsuude (in Hütteustellen) wurdeu iu .
den Sandgruben der Herren G. Lüll u. Teutsch im Gewann j
Heuau zu Kirchheim gemacht (1901 nnd 1903).

Die Eutdcckuugeu auf dem l i u k e n Neckarufer ließeu .
gleichen Befund aus dem rechten Neckarufer voraussetzen, !
und wirklich wurden (Januar 1902) ZLStundeuuter- !
halb N e u e n h e i m, da, ivo die Möuchhosstraße den Neckar ^
erreicht, cbeusalls Wohugrubeu dec jüugereu Steiuzeit gcfun-
deu. Die eine lag flach, gleich dcucu zu Rohrbach, die audere
war ungewöhnlich groß (14 auf 12 Meter) und tief (3,80
Meter) uud gewährte eiue erstauuliche Ausbeute.

Jutcressaut au sich, ermögliche» diese Funde .eine ganze
Reihe von Rückschlüsseu auf die Lebeusweise rmd Lkultur dieser
Steiuzeitmettscheu Neueuheims: Solidec Hüttenbewurf, Frag- !

! mciüc fciuer, gelb und rot bemalter Stuckverkleiduug, zahlreiche j
^ Knochcu vou Haustiereu, Fischen uud Wild, darunter vielleicht ^

^ auch vou Steinbock, die mauuigfachsteii Geräte aus Steiu uud -
! Kuochen, besonders vicle Reste von Steinhämmern un'd Stein- j
! beilen aus Muschelkalk, Steiumesser, Pfeilspitzen aus Feuer- !

! steiu und aus Porphyr von Dossenheim, Psriemen, Hacken zum j
j Pslügen (aus Hirschhoru), Schmuck, ivic durchbohrie Mu- !

! schelu, Perleu aus Kuvcheu, Zierscheibe aus Gagat und Perl- !
rnutter (Halsschmuck der Frauen), Amulette (durchbohrter,

Reichstagswahlkreises. Ten Vorsitz führte der Vorsitzende
des Wahlaiisschusscs, Herr Pfarrer Keilbnch ans Dittwar.
Auf Vorschlag des RedaktenrsAnniser wurde laut „T. n. F.-
B." Reichstagsabgeordneter Landgerichtsdirektor Zehnter
einstiinmi,; wieder zum Zeistruiiis-Kaiidioateii snr die kommeiide
Reichstagswahl bcstimmt.

Preußeii.

— Die staatliche Mädchenschule in Trier ist seit
der Leitung dcs jetzigen Direktors vvn 4M auf über
600 Schülerinnen gewachsen und hat auch seit dem
kirchlichenBanustrahl noch k ei ne S ch ü l e r in v erlvren.
Möge es auch in Zilkunft sv bleiben!

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Köiügliche Hohcit dcr Großherzog haben
dem Generaldirektvr der badischen TtaarSeisenbahnen, Geh.
OLecregieruiigsrat August Roth, die Erlaubnis zur Ännahme
und zurn Tragcu des ihm vou dem Priuz-Regeuten vou Bäy-
ern verliehcneu Verdreustordens vom Heiligen Mlchael 2. Kl.
erteilt, jöivie den Rechmmgsrat Wilhelm Diehl beim Miuiste-
rium des Juueru zum Rcvtsioiisvorstand bei diesem Miuisteri-
um eruauut.

— Mir Eurschließuug Großh. Geueraldirektiou der TraatZ-
eiseubahueu wurdeu die Eiseuüahiiässisteiiten: Philipp Fuuk
iu Offeuburg, Heiurich Seel iu Karlsruhe, Georg Nlmer !n
Hirschhor-u, Ludlvig Schivaü iu Neckarelz, Hermauu Spauuagcl
in Pforzheim, Friedrich Langenbach iii Karlsruhe, Alexander
Schiele iu Haageu, Christiau Strebel in Mauuheim, Arthur
Häfuer iu Karlsruhe, Gustav Wittmer in Freiburg, Wilhekm
Riuderspacher iu Müllheim, August Albiez iu Freiburg, Albin
Reiser iu Mamcheim, Eduard Schmitt iu Osterburkeu, Ludwig
Pfluger iu Basel, Stephau Maugold iu Wolfach, Eiuil Kern in
Schäffhauseii, Karl Kramer iu Freiburg, Hermauu Haag in
Mauuheim, Max Ruch iu Schopfheim, Eugeu Graiuliäi ia
Karlsruhe, Heiurich Reinmuth iu Psorzheim, Heiurich Müuch
iu Nlosbach, Heiurich Kiuzig iu Appeuweier, Enül Psister in
Geugeubach, August Stolz in Heidelöerg, Hermami HaaS in
Waldshut, Fohaimes Schwöbel in WiesLoch» Wilhelm Hossäß
iu Karlsruhe, Valeutiu Weisbrodt iu Mauuheim, Adalbert
Gossenberger iu Karlsruhe, Rudolf Grimm iu Bühl, Ernst
Ritzeuthaler iu Douaueschiugen, Eugeu Steiubreuiier in Ra-
statt, Otto Bürck m Haltiugcu und Adols Hauck iu Wiesloch
mit' der Amtsbezeichung „Betriebsassistent" zu ExpeditionZassi-
stcuten ernaunt.

— Iuristische P r ü f u n g. Wie -wir von znständiger
Seite erfahren, ist der Begiuii der diesjährigeu Frühjahrs-
prüfung der Rechtspraktikauteu (zweite jurrstischc Srnats-
prüfuug) auf Dieusjag, deu 31. März d. F-., festgesetzt wor-
deu; die diesjährige Spätjahrsprüfiiug der Rechtspraktikauten
wird voraussichtlich am Freiiag, deu 11. September d. I.,
ihren Aufaug uehmeu. Die Anmeldungen zn beiden Prüfun-
gen habeu, !vie bcreits früher bekauut gemacht ivordeu ist, !m
Laufe dcs Mouars Februar zu erfolgeu.

Karlsruhe, 20. Febr. Der Großherzog nahin
hente Vormittag 10 Ubr den Vortrag des Geheimerats
Dr. Freiherrn von Babo entgegen imd eiiipfing uni elf
Uhr den Finanzminister Dr. Bilchenberger. Danach mel-
deten sich eine Anzahl Osfiziere iind Militärbeamte. Nach-
mittags halb 6 Uhr empsing der Großherzog den Staast-
minister von Braner znr längerer Vortragserstattniig.
Spätcr folgte der Vortrag des Leaationsiates Dr. Seyb.

Karlsruhe. 20. Febr. Der hente ansgcgebene
Bericht über die Erkra nk u ng des Prinzcn Kar l
lautet wie folgt: Seine Großherzogliche Hoheit Prinz Karl
erlitt einen Rückfall der schon vor knrzem stattgehabten Er-

kuiescheibeuähiüicher Steiu), Ocker zum Färbcn der Hanre usw.,
Kiuderspielzeug, ewdlich ciue Uuzahl von Gesätzscherben. E i n
kleiues Gefäß (Napf) ward uubersehrt gefuudeu; dic aus
der Grube gefvrderteu S ch erbeu rühreu vou »ichl iveuiger
als vou ruud 1000 Gefäßeu her; kaum eiues glich deni audern;
so mauuigfaltig siud die Scherbeu uach Form (Prvfil), Größe,
Stärke, Farbe, Juueu- .und Antzenverziermig. Es ist kaum
deukbar, daß so viele uud sv vielerlei, zum Teil eiust gewiß
kostbare Gefätze, das Juveutar eiues Privathanses, selbst
eiues voruehmeu, gebildet haben; wahrscheiulicher ist, daß hier
das Magazin, ja das Musterlager eiues Töpsers der Steinzeit-
gcfuu'deu wvrdeu.

Der V e r z i e r u u g uach gehöreu die Sck)erüen — von
ciuigeu Vertreteru der jüugeren Bogeubaudkeramik abgesehen
— sämtlich der sog. jüugeren Wmkelbairdkeramik an nud zeigen
F ü l l o r n a m e n t, gleich den Gefüßen der, Steinzeitgräber
vou Rösseu uud Albsheim, smvie der Wohugrubeu vou Groß-
gartach, Mousheim uud Straßburg: Eiuc stark malerische Wir-
kuug war dadurch erzielt, daß die ties eiugeschnitteueu Zierli-
uien der meist gläuzend blauschtvarz odcr graubrauneu Gesäße
mit weißer Masse ausgelegt, oder daß ganze Flächen, beson-
ders iu Drciecksform, rauh gcmacht uud ebenmäßig mit der
gleicheu wcißeu Masse übcrzogen wurdeu. Bänder (Friesc)
aus parallelen Zickzackliuien oder gleichscheukligen Dreieckeu oder
iu Felder zerlegte Horizoutal- bezw. Bertikallinieu, sowie
Sparreumuster sind die Hauptmotive dicser DekorationStveise.
21 Gefäße wurdeu aus dcr Scherbeumasse als Typeu herge-
stellt. Als eine Art ll u iLnm dürfte eine grotze Schüssel gel-
teu, bei der das Zickzackband durch Bertikalreiheu vou einge-
setzten Touuägel u in Felder zerlegt. Es bedarf kaum
oes Hinweiscs, datz dicse Ziergesäße anf starkes küustlerisches
Wollen uud Köuucn schlictzen msseii.

Die aus dem gleichen Acker (der Herren Heuser, au der
Mönchhofstraße) liegeude steinzeitliche Flachgrube zeigte in
qnautitativer Hinsicht normalen Befund. Die Scherbeu waren
deu obeu beschriebeueu gleichartig; unter deu Geräteu ist ein
 
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