Heidelberger Zeitung (45) (1903 (Januar bis Juni))

Zu vcrantworren. Goohmann hiclr cine
^ugere Verteidigungsrede, worin er aus seine vcrmahrlostc
^siehung hinwies uud dann wörtlich schloß: „Jch gcstehe alle
^.mir zur Last gelegtc» Straftaten und bin froh, dasz ich im
^längnis bin, denn dort lernt man Anstand und Bildung,
>rdnung und Fleisz. Auch hat man cin schönes Brot im Ge-
l^UgniS; wenn ich hcutc cntlassen würdc, wüszte ich nicht,
mohin. Jch nchmc jcde Strafe dankbar an, jc höher, desto
"siicr. Jch bittc nur um die Gunst, die Gcschädigten nm Ver-
^rhung bitten zu dürfen," Als ihm dann das Gericht eine
dUsahstrafe von vier Monatcn Gcfängnis gab, danktc Goosz-
^»nn drrn Gcrichtshoke,

^ — Ucbcr 757 Millioncn ^clcphongcsprächc sind im
^hre 1901 nach eincr jetzt verösfentlichten Statistit' im
A^ichstetegraphengelnet gefnhrt worden, Der Fern-
Mechrr wird demnach täglich 2 086 171 mal in An-
I„^uch genommen, Aus jede Anschlnszleitnng entfallen
^glich 7,9 Gespräche.

.— Einc Liebcsaffärc und Ehcschcidung in dcr Fn-
Asiie dcs Khedivc von Eghptcn melden Telcgramme.

Schwester des Khedive, dic jetzt 21jährige Prinzessin
^eniet Allah Hanem, war seit sieben Jahren mit dem
^inzen Djemil Tnssun Pascha vermählt gewesen, hatte
?^r das crsehnte Glück in dcr Ehc nicht gesunden, zumal
lie von der Leidenschaft zn eincm anderen Manne er-
pcht worden war. Und so vcrliesz denn die Prinzessin,
v^chdem ihr ein Versuch, sich zu vergiften, miszglückt Ivar,
Gattcn und ihren snnfjährigen Lohn und schiffte

sich auf einer Aacht nach Europa ein, nm sich über Triest
nach Wien zn begeben. Angeblich will sie dort einem
österreichischen Grafen die Hand reichen, die wieder frei
ist, da ihre Ehe bereits in Kairo geschieden wurde. Die
Prinzessin war die einzige Gemahlin Djemil Tustuns
uüd ist als blendeüd schön bekannt; sie bssitzt einen der
prachtvollsten Paläste htairos.

— Warum Hiesl nicht nach Amerika wollte. Eiu Bauer
hatte bcschlosseu, mit scincr Familie auszuwandcrn. Dcr Tag
zur Abrcise nach Amcrika war bercits fcstgcsctzt. Da tritt am
Borabend dieses Tages des Bauern zweiter Sohn, der Hiesl,
vor den Vater hin und sagt: „Vota, i geh' net mit ins
Amerika." — „Ja, warum denn net?" fragte der Bauer er-
staunt. — „Ja, wiszt's, Vota," cntgegnetc der Bursche mit be-
denklichem Gesicht, „i' hab' rumerzä'hlen g'hört, datz. wann bei
uns Mittag g'läut't wird, so is's in Amerika drenten erst
Mitternacht. Da müatzt' i' aamol z'lang aufs Essen warten."

„Welt und Haus".

Veranrwortlich für den redaktionellen Teil F. Lllontua, für ben

Jnseratenteil Tl>. Bcrkenbusch, betde in Heidelberg.

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vanptlebrer Ernst Klett, P-of ssor P. Egenolff, Scklossermeister Frz. Anto«
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