Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0468

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
rückcn dcs Vorgeleges bei Drehbänken; Arthur Witrmer, Eti-
lingen, 28. Oktober 1902. 22b. Ki. 22 359, Versahren zur

Hcrstellung fester Produkre aus Oelfirnissen; Dr. A. Kroustein,
Karlsruhe, Kriegstr. 95, 14. Dezember 1901. Patenter-
teilungen: 34b. 140 719, Schaumschläger; Karl Friedr.
Krautz, Pforzheim, Moltkestr. 11, 26. Fuli 1902. 37e.

140 767, Benetzvorrichtung au Ziegelsteiuaufzügen; H. Wal-
der, Karlsruhe, Erbprinzenstr. 9, 8. Juni 1902. Ge -
brauchsmuster - Eintragungen: 74d. 193 998,

Warmlaufanzeiger für Achslager u. dgl., bei 'welchem nach
Matzgabe des Fettstoffauslaufs in dem Gefäh ein Kolben herab-
sinkt und den Kontakt herstellt; Friedrich Franz, Freiburg
i. B., Klarastr. 19, 6. Januar 1908. 64g. 193 712, Vorrich-

tung zum allseitigen Einrahmen der Speise- bezw. Weinkarten,
dadurch gekennzeichnet, dah vermittels Jnnenschienen mit daran
befestigtcn Gleitfedern die äutzeren Rähmenwinkel verschiebbar
sind; Franz Herbort, Techniker, Karlsruhe, Sophienstr. 58.

Aas deutsche Wundesschieße» in Kannover.

Man schreibt uns aus Hannover:

Alle drei Jahre wird das grohe deutsche Bundesschießen
abgchalten und auf das 13., das 1899 in Dresden stattfand,
folgt in diesem Jahre das 14. deutsche Bundesschietzen in Han-
nover. Hannover ist die SchützeNstadt par excellence und das
Schützenfest, welches die Stadt Hannover regelmätzig jedes
Jahr veranstältet, nimmt die erste Stelle unter den wenigen
im großen Stile angelegten Festen ein, die in Deutschland
jetzt noch veranstallet werden. Hannover hat grotze Anstren-
gungen gemacht, um die Tausende von Gästen, die in diesem
Sommer hier zusammenströmen werden, festlich und gastfreund-
lich aufzunehmen. Besondere Ausschüsse, denen die angesehen-
sten Bürger der Stadt und die Spitzen der Behörden angehö-
ren, haben dafür gesorgt, datz jeder Gast Unterkunft findet und
eine auherordentliche rührige technische Kommission hat die be-
reits vorhandenen und alljährlich benutzten Schietzstände in
einer Weise ausgebaut, welche das kommende Bundesschietzen
vorbildlich für die nächsten machen wird.

Protektor des Bundesschietzen ist der Kronpriuz des Deut-
schen Reiches. Neben ihm wevden voraussichtlich eine ganze
Reihe deutscher Bun'desfürsten der Einladung Hannovers Folge
leisten. Sehr lebhaft wird die Beteiligung im Auslande le-
Lender deutscher Schützen sich gestalten und die Zahl der aus
Nord- und Südamerikä einlaufenden Anmeldungen übersteigt
in diesem Jahre die 'des letzten Bnndesschietzens.

Kleine Zeitung.

— Berlin, 5. März. PrinzMaxvonThurn
und Taxis vom Garde-Kürassier-Regiment stürzte,
wie aus Hannover gemel'det wird, während des Ein-
reitens von Remonten im Militär-Reitinstitut beim
Nehnien eines Hindernisses und wurde vom Pferd an
der Stirne schwer verletzt.

— Markirch, 8. März. Nicht wenig erstaunt war
hier vorgestern ein Geistlicher, welcher einen Knaben
während des Religionsunterrichts mit einem Hunder t-
mart' schein spielen sah und bei weiterem Nachsehen
noch vier andere Hundertmarkscheine im Besttze des
Knaben vorfand, von deren Wert das Kind keine Ahnung
hatte. Die unvorstchtigen Eltern hatten die Scheine
nämli-ch in einem Schulbuch aufböwahrt, das der Knabe
mit zur Klasse nahm. Hoffentlich find die Eltern durch
den Vorfall belehrt worden, daß ein Schulbuch nicht der
richtige Aufbewahrungsort für Banknoten ist.

— London, 8. März. Jn einer englischen Kirche be-
merkte der Geiftlickie von der Kanzel aus, daß ein Lie-
besvaar während des Gottesdienstes Zärtlichkeiten mit
einander austauschte. Jn gerechter Entrüstung hierüber
erklärte er sofort, er werde die beiden jungen Leute am
nächsten Sonntag namhaft ma-chen, wenn sie nicht nach
dem Gottesdienst in der Sakristei erschienen, um Ubbitte
zu tun. Dann fuhr er in seiner Predigt fort, als ob
nichts geschehen wäre. Er war aber nicht wenig über-
rascht, als er nach dem Gottesdienste nicht weniger als
s e ch s P a a r e an der Türe zur Sakristei wartend fand.

— Das moderne Babel. Aus New-I)ork, 18. Febr.,
wird der „Frkf. Ztg." berichtet: Nach den Angaben des
Professors Karl D. Buck von der Chicagoer Universität
tänn Chicago als das „moderne Babel" bezeichnet wer-
den. Es werden insgesamt vierzig Sprachen in der
Stadt gesprochen, davon vierzehn von mehr als je 10000
Menschen. Chicago ist die zweitgrößte bömische Stadt
Ler Welt, die drittgrößte fckstvedische und die fünftgrößte
deutsche. Zeitungen erscheintzn in zehn verschiedenen
Sprachen und Gottesdienst wird in zwanzig Sprachen
gehalten. Unter den fremden Kolonien in Chicago be-
steht eine aus Jsländern, eine andere aus Basken und
eine dritte aus Bretonen.

— Viertausend Häuser eingestürzt. Durch Feuers-
und Wassersnot ist in Korea eine gswaltige Katastro-
phe herbeigeführt worden. Durch Ueberschwemmung u.
Feuersnot wurden nicht weniger als 4000 Häuser zum
Einstürzen gebracht, wobei, soweit bis jetzt feststeht, 186
Menschen ums Leben kamen.

— Vom Schnelldampfcr Kaiser Wilhelm II. Auf ,
der Werft des Vulkan in Stettin geht gegenwärtig der I

bei weitem größte und schnellste DatNpfer der Gegenwart
mit Riesenschritten seiner Vollendüng entgegen. Es ist
der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II." des Nord-
deutschen Lloyd in Bremen, welcher bereits am 16. April
seine erste Reife nach Newyork antreten soll. Der Dam-
pfer wird k'ontraktlich auf eine Geschwindigkeit von 24
Seemeilen in der Stunde gebaut, so daß derselbe fchon
damit an die Spitze aller Schnelldampfer der Gegenwart
tritt. Als interessante Neuerung im inneren Ausbau
mag erwähnt werden, daß der Dampfer ein Wiene r
Cafö erhält, in welchem ganz nach der an Land üblichen
Art den Tag über Getränke und Speisen nach der K'arte
verabreicht NÄrden. Die Einrichtung ist sogar so getrof-
fen, daß bei schönem Wetter Tische und Stühle des
Cafss vor die Tür auf Deck gebracht werden können,
ohne daß der Verkehr über Deck dadurch ge'hindert wird.
Für besonders fleißige oder gefchäftlich sehr in Anfpruch
genommene Löute erhält das Schiff ein eigenes Sekre-
tariat, in welchem einige Stenographen und Schreibma-
schinenschreiber dem Reifepublikum zur Verfügung ste-
hen. Wie wir hören, ist schon heute ein großer Teil der
Plätzs des Dampfers für die erste Reise nach Newyork
belegt.

— Ein Mittel gegen Krebsgeschwüre will man kürz-
lich durch Zufall in Australien entdeckt haben. Jn
Mackay, einem der Mittelpunkte der dortigen Rohzucker-
fabrikation, verschluckte ein krebskranker deutscher Ar-
beiter versehentli-ch etwas Melasse, bekanntlich ein Sirup,
der den Rückstand bei der Zuckerverbreitung bitdet und
wegen sein-es Gehalts an Kalk, Natron, Chlor, Baryt
und andern Salzen abscheulich s-chmeckt und sich zur
menschlichen Nahrung durchaus nicht eignet. Der Genuß
der Melasfe hatte aber die eigenartige Wirkung, daß der
Kranke, der an einem Krebsgeschwür im Halse litt, Er-
leichterung fühlte. Es wurden weitere Versuchs, auch von
ärztlicher Seit-e, angestellt, und alle hatten dasselbe gün-
sttge Ergebnis. Jedenfalls ist die Sache wichtig genug,
daß stch auch die gelehrte Welt damit beschäftigt —- die
weiteren Erfahrungen werden zeigen, ob man sich geirrt
hat oder nicht.

Kandel und VerLevr.

Atannheim, 5. März. Die Firma Kunheim u. Co.
iu Berlin hat heute den Weiterbetrieb der vormaligen Mtien-
gesellschaft Chemische Fndustrie Rheinau unter der Firma
Kunheim u. Co. Rheinau übernommen.

Nach Annahme des Statntenentwurfs nnd der Vorstan-ds-
wahl fnr die Mannheimer I y d u st r i e b ö r s e traten
heute ca. 115 Mitglieder aller Branchen derselben bei.

Die am 1. April 1903 fälligen Koupons der Hypotheken-
briefe der Prcusstschen Bodenkrkditaktienbank werden, wie aus
dem Jnseratenteil der heutigen Zeitung ersichtlich, bereits vom

16. d. M. ab in ge'wohnter Weise koftenlos eingelöst.

Mannheim, S. März. (ProdukrenbörIe.) Ver 100 Kilo.

Weizen hierländ. 17 bis —, Rbeinischer 16 80 bis 17.-.
Wma 1780 bis 18.—, Tbeodosia 17.78 bis 18.25. Saxonska

17. — bts 17.S0, Ulka 17.25 bis 18.-. Taganrog 17 25 bis

18. —, rumänischer 17.75 bis 18.50, amerikanische Winter II 17.75
bis —— amerik. Spring 17.25 bts 18 —, Kmsas II neu 17.65 bis
17.78, Kalifornier 17.50 bis La Plaia 17.25 bis 18.25. Kernen
17 00 bis —. Roggeri PfäO. nru 15.00 bts lS.15, Rst's 15.- bis
15 25, Gerste h'est Gegend 16.25 bis —. Pfälzer 16.25 biS 17.—
Fnttergerste 12.75 biS 13.—, Hafer Badischer 15 — bis 15.25,
Norddeutscher 15.— bis 15.25, Russtscher 11.6) bis 15.25, Mais
Amertk. mixed. 13.25 bis —, La Plata 14.— bts —. Dona«
14.— bis —, KohlrepS Deutscher 24 - bis —, Wrcken
20.50 bis —.—, Kleesamen deutscher I 115 bis 120, Dentscher II
100 bis 110, Lucerne 110 biS 115, Provenc- 110.- bis 120.—.
Esparsette 30 bts 32. Leinöl mit Fah 57 50 bis , bei Wag-
gon 57.00 bis —Rüböl mit F-k 57.50 bis —Rüböl
bei Waggon 5150 bis —, Pstroleum Amerikany 18.70 bis
—bei Waggon 22.10 biS —, in Fässern 23.25 bts
—. Russtsches 16.30 bis —. bei Waggon 19 70 btS

in Fässern 22.25 bis . 70er Rohsprit 49.80, 90er Roh-
sprit 33 50, Rshsprit versteuert 116.50.

Weizenmehl 00 0 1 2 3 4

27.75 25.75 23.75 22 75 20 75 19»75

Roaaenmehl 00 : 23.75, Ol: 20 75.

Gegen SchnupfenMder

Schnupfenäther „Forman" anzu-
wendcn, der Lrztlicherseits mehr-
fach als ,geradezu ideales
Schnupfenmittel" bezeichnet
wird. Bei leichtem Schnupfen
Forman-Watte (Dose 30 Pfg.), bei
starkem Schnupfen Forman-Pa-
stillen (50 P'g.). zum Jnhaliren
milt-IS Riechgläschens. Wirkung
srappantk Bei beginnendem
Schnupfen fast unfehlbar. Jn allen
Apothekeu. Man frage seinen Arzt

Vcrantwortlich für dsn redaktionellen Teil F. Ptonrua, für de«

Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.

lud.: Ksddarä

Unlvek;ltäU-8«chbi»üereI fieiäelberg

lk»lö«I< 83, ^ (slek'r. Lraktbstliob) 83.

kortiAt rrll« Luekbiiiätzrardmttzll üi anerünllllter
Oüts ullä snudsrlrsit.

Hauptstraß«
16»,

Gro

P. Skeinheimer,

roße» Lager «leganter «nd solider

Schuhwaren.

Konkurrenzlose Pretse.

Slnfertigung «ach Maß; Reparaturwerkstätt«.

Lessngdüeksr

6111x6.01)11 ill mit

6o1<1>86lliiitt voll 166. 1.Z»O Äll.

.lul. >V«tl8tviii >ricl>l«>ls»rl'.

Kckiii.v«llLöuiK8 ^llN8tK«>v«i'kemL'rs/i»f

smpLsblt: —————— —

tUIo kiöuksltöll Lllk clsm üsdtoto clsr lllnsotlstcoi'Lrioll.
Orössts ^.nsvabl in

UoLkLsits-, (IvIvAviikvits- llllä Ldrvo^vsvkvsltou

Lltlixs, absr tssto krsiss. ».akmsrLsams Loäisnnnx.

Vlöbvl-, keltvll-, 8pis8s!- vllck leppiekIsZvl'

Lanpistrssuo N0I8 SONNV

2irnmsi'-Liirr-l<rIilK»ngs».

LilliAsts ?reise ^ Orösste 4ii8rva!ll keells kellisanoA-

Evangelische Gemeinde-Gottesdienste.

Sonniag, 8. März

Probidenzkirche V-10 Uhr: Herr Dekan v. Hönig.
Heiliggeistkirche V-10 Uhr: Herr Stadtpfarrer Schück-
Die lrtzie Christenlehre: Herr Stadtpf. Schmitthenner.

KindcrgotteSdienst

Providenzkirche V-12 Udr: Herr Stadtpfarrer Schück.

AbendgotteSdirnst

Providenzkirche 5 Uhr: Herr Sladtvikar Knoblo'ch.
MissionSgottesdieast.

PeterSkirche 11 Uhr: Herr Kirchenrat 0. Bassermarrrl.
(Kollekte.)

Stadtteil Schlierbach

Altes Schulhaus 9 Uhr: Herr Stadtvikac Knobloch.

Stadtteil Neuenheim.

Vorwittags V-IO UHr: Herr Pfarrer L o h s e. 'stll Uhr: ChristeN'
lehre Nachm. 5 Uhr: Abendgottcsdienst. Herr Stadtpfarrek
Schn eid er.

Evangelischer Diakoniffenverein.

(Jn der Kapelle Plöck 47.)

Sonntag, 8. März.

Vormittags V-10 Uhr: Predigt voo Herrn Pastor Kammeret.
11 Uhr: Sonntagsschule.

Nachmittags 5 Uhr: Libelstunde von Herrn Pastor Kammerer.
DonneiStag, 12. März.

Abends 8V4 Uhr: Bibelüunde von Herrn Stadtmissionar Str 0 beI-
Stadtteil Schlierbach im neuen SchulhiuS.

Sonntag 8. März.

Nachmittags 2 Uhr: Sonntagsschule. 3 Uhr: Bibelstunde vo«
Herrn Stadtmissionar Strobel.

Evangelisch-lntherische Kirche.

(Grabengasse 20).

Vormittags 9'/s Uhr: Predigt von Herrn Pfarrer Wagner.

Römisch-katholische Gemeindegottesdienste

Sonntag. 8 März.

Jesuitenkirche worgenS ',-1 Uhr: Frühmesse. 8 Ubk-
Schulmesse mit Predigt. 9 Uhr: Hochamt mit Predig'-
11 Uhr: Stille hl. Mcsse. NachmittagS 1 Uhr: Christenlehre-
4 Uhr: Fastenpredigt mit Andacht und Segen.

St. Bonifaciuskirche morgens V«8 Uhr: Frühmesse.
VslO Uhr: Hochamt mit Predigt. ll Uhr: Kindergottesdienst-
Nachmittags V-2 Uhr Chii enlehre. 2 Uhr: Andacht.

(An sämtlrchen Freitagen während dsc Fastenzeit finden il>
der St. Bonifaciuskirche absnds 8 Uhc Fastenpredig'
mit Andocht und Segen start >

St. Annakirche morgens 7 Uhr: Austeilung der hl. Kon>'
muniori. 8 Uhr: Amt mit Predtgt. Aachm. 3 Uhr: Andachi.
Stadtteil Neueiiheim

Notkir ch e morgens 7 Uhr Frühmcste. 9 Uhr: Hochamt
Predigt. Nachmittags 2 Uhr: Andacht.

Kapelle in Schlierbach.

VormiltagS V-0 Uhr: Hochamt mit Predigt.

Altkatholischer Gemeindegottesdieust

Sonnlag, 8. März.

Vormittags V-0 Uhr: Sttlle hl. Messe tn der Heiliggeist
kirche. 10 Uhr: Hochamt mit Predtgt in Mannheil"'
Herr Stadtpfirrer vr. S t u b e n v 0 l l.

erwiderte Martin. „Wie die Dinge hier im Hause lagen,
durfte sie nicht hoffen, datz ihr Vater nachgeben und seinen
Proteft zurücknehmen werde, und der Bruder stand ihr und
ihrem Verlobten ebenfalls feindlich gegenüber."

„Nur dieser Verlobung wegen, ste hätte das voraussehen
können, die Znkunft hat gelehrt, wie sehr begründet mein Ur-
teil tvar."

„Die Zukunft?" führ Martin fort, uttd aus dem Blick, der
diese .Worte begleitete, sprach mühsam verhaltene Entrnstung.
„Sie haben wohl das meiste dazu beigetragen, datz sie sich so
nngünstig gestaltete. Die beiden zogen nach der Trauung nach
Amerika, und um es kurz zn machen, will ich noch hinznfngen,
dah ich der einzige Sprotz dieser Ehe war. Mein Vater mag
wohl geglaubt haben, drüben ein ergiebiges Feld fnr seine
Talente zu finden, er sah sich darin getäuscht, zudem hinderte
ihn auch seine Kränklichkeit, sich mit voller Manneskraft seinem
Berufe zu widmen. Jn jsner Zeit hat meine Mutter ihrem
Vater und auch Jhnen mehrmals geschrieben. Der erste an
Sie gerichtete Brief mutz wohl angenommen worden sein, denn
Jhre Antwort auf ihn habe ich unter den hinterlassenen Pa-
pieren gefunden, die anderen kamen uneröffnet zurück, auch
sie fand ich im Nachlasse meiner Mutter. Jhre Antwort war
kalt und herzlos, Sie schrieben der unglücklichen Schwester, das
Baterhans sei ihr fnr immer verschlosten, es gebe für sie keine
Versöhnung, also dürfe sie auch nicht anf Unterstützung hoffsN,
die Folgen ihres Leichtsinns müsse sie nun tragen."

„Dasfelbe, was mein Vater mich beauftragte, ihr zu
schreiben," sagte Röder achselzuckend, dann legte er die Hände
auf den Rncken, um das Zimmer mit grohen Schritten einige-
male zu durchmessen. „Es war nur eine Konseqnenz des leicht-
fertigen Schrittes, den meine Schwester gegen unseren Rat
und troh unserer Warnung getan hatte, sie durfte nns keinen
rwurf machen, wenn die Reue zu spät kam."

Der Blick Martins folgte jeder Bewegung des alten Herrn,
eine unsagbare Verachtung sprach aus seinen Zügen.

„Reuel" erwiderte er scharf. „Meine Mutter hat sie nicht
gekannt, denn trotz aller Nahrungsforgen fühlte sie sich glück-
lich an der Seite ihres Gatten, dessen Liebe ihr bis zu seinem
Lebensende unverändert blieb. Wenn Sie von Jhrem Ueber-
fluh ihr nur einen geringen Teil gesandt hätten, nur das, wo-
ranfsieauch als verstohenes Kind Anspruch machen durfte, so
würde keine Klage über ihre Lippen gekommen sein."

„Und worauf hätte sie als verstohenes Krnd Anspruch ma-
chen dürfen?" fragte Hugo Röder in einem Tone, der spöttisch
klang.

„Auf das Vermögem ihrer Mutier."

„Unsere 'Mutter hatte kein Vermögen."

„Jmmerhin brachte sie in die Ehe eine Aussteuer mit, die
nach dem Tode Eigentum der Kinder wuvde. Und dah man
ein Kind nicht ganz enterben darf, datz ihm nach dem Gesetz
ein ge'wisser Pflichtteil gebührt, werden Sie so gut wissen,
wie ich auch. Als mein Vater starb, war ich noch ein kleiner
Knabe, wir besatzen nichts autzer unsren Sorgen, und meine
Mntter mntzte vom frühen Morgen bis in die Nacht hinein
arbeiten, um unser Dasein fristen zu können und mir die Er-
ziehung angedeihen zu lassen, die mich befähigte, später auf
eigenen Fühen zu stehen. Was sie in jenen Fahren erduldet
und getragen hat, das will ich hier nicht beschreiben; wenn Sie
noch ein fiihlendes Herz besähen, so müßte diese Beschreibung
Jhnen die schlimmsten Gewissensqualen verursachen. Jn jener
Zeit starb Jhr Vater, Sie teilten das meiner Mutter mit dür-
ren Worten mit und fügten hinzn, der Berstorbene habe sie in
seinem letzten Willen enterbt."

„Das war die Wahrheit."

„Ob eS Wahrheit war, konnte meine Mutter nicht unter-

suchen, eine gerichtlich beglaubigte Wschrift des Tesiame»^

hat sie nie empfangen."

„Jch stellte ihr frei, das Original hier durch einen Vet'
trauensmann prüfen zu lassen."

„Ilnd diese Aufforderung klang wie Höhn, denn Sic WUV.
ten, datz ihre Schwester nicht die Mttel besatz, eine» Prozev
gegen Sie anzustrengen."

„Sie würde diesen Prozetz auch verloren habsn."

„Jm Gegenteil, sie würde ihn gewonnen haben, denn gä»T
liche Enterbung ohne vorhergegangene Abfindung ist gesetzllw
ungiltig. Wer, wte gesagt, ihr fehlten die Mitrel, um diese»
Schritt zn unternehmen, und Sie wutzten das. Sie hätte»
ihr aus freien Stückcn einen Teil der bedeutenden Hinterlaü
senschaft anbieten müssen."

„Woher wissen Sie, datz diese Hinterlassenschaft so bedeuteu
gewesen ist?" fiel Röder seinem Nefsen barsch in die Rede-
„Sie toar es nicht, nnd ich hatte keine Verpflichtungen de
Enterbten gegenüber, das Geschäft war auch nicht mehr V
blühend und ivohlgeordnet; ich muhte ihm meine ganze Kr»V
widmen, nm es wieder emporzubringen, und da konnte ich »>^
an andere Dinge denken." ^

„Sie werden vergeblich eine Rechtfertigung versuchen; dsw
Unglück gegenüber, das Sie mildern konnten, har sie kes>
Giltigkeit. Dem Himmel sei Dank, dah ich das Glück h»" >
die letzten Lebensjahre mit meiner armen Mutter sorgensC
zu gestalten, ich danke dafür dem Himmel und dein ed>c
Manne, der sich meiner annahm und mich auf die Bahn füh»>.^'
auf der ich durch rastlosen Fleih und Unternehmungen »>
rasch ein grohes Vermögen erwarb." ^

Der alte Mann war stehen geblieben, sein Blick »uhte >»
ernd und voll Erwartung auf dem ernsten Antlitz des Neisc>"
auf das.der bolle Lichtschein der Lampe fiel.

(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen