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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0558

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meint, der Erlah sei geeignet, der nnglücklichen Frau ver-
stärkte «limpathien znzuwendcn, Die „N a t.-Z t g,"
meint, die erregte und mißtrauische Stiinmung, die zu
beschwichtigen nunmehr der König sel'bst das Wort ge-
nommen, hätte sich nicht derart, wie es tatsächlich ge-
schehcn ist, ausbreiten und festsetzen tonnen, wenn nicht
in ncncrer Zeit in Dcutschland sich so viel ereignet hätte,
was alS Anzeichen für das e r o b e r n d e V o r wärt s-
schreiten des II l t r a m o n t a n i s m u s anfge-
fahl werden mützte nnd wenn nicht in dieser Beziehung
insbesondere in sachsen vor der Familienkatastrophe
manck)erlei geschehen wäre, was gerade dort besonders
bsunrnhigend wirten mußte.

Badcn.

Freiburg , 17. März. Die sozialdemo -
kratische Partei ist gestern Abend mit einer
Volksversammlung im Löwenkeller in die Wahlagitation
getreten. Als Referent fungierte der Abgeordnete
Dreesbach-Akannheim. Auch nach seinen Auslassungen
scheint das Zentrum bei den Sozialdemokrateu noch in
geringcrer Gunst, wie die Nationalliberalen, zu stehen.
Die Taten des Zentrums, meinte er, seien geradezu
himmelschreiend, 'denn was sich diese Partei an Verlogen-
heit und 9kiederknüppelung der Volksinteressen leiste, sei
gar nicht alles aufzuzählen.

— Der „F reisi n n" in Mannheim beabsichtigt,
wie die „Volksstimme" erfährt, eigene Kandida -
t e n fiir die Reichstagswahl auszustellen.

Ausland.

Oesterreich-Ungarn.

— Für das czechische Theater in Brünn, das von
den Czechen nur zu dem Zweck errichtet lvird, um die
Position des Czechentums in dieser bisher noch ü'berwie-
gend deutscheu Stadt zu stärken, wurden bis jetzt schon
eine halbe Million Kronen gesammelt. Daß diese Ange-
legenheit eine rein czechischnationale ist, gcht schon da-
raus hervor, daß nicht allein alle czechischen Stadt-, Ge-
meinde- und Bezirksvertretungen von Böhmen und
Mähren größere Beiträre bewilligtcn, sondern auch in
allen czechischnationalen Vereinen und in den untersten
Volksschichten (z. B. unter Dienstmädchen) Sammlun-
gen vorgenommen wurden, ganz so wie s. Zt. bei der Er-
baming des czechischen Natioualtheaters in Prag.

Eliglanü

i L o ndon , l 7. März. Welche Formen die Nie-
dergeschlagenheit ber r e g i e r u n g s f r e u n d I i ch e n
englischen P resse angenommen, bewies deutlich
die gestrige leitende Betrachtung der „Times". „Ilnge-
achtet der Popularität deS Premierministers innerhalb
und außerhalb des Ilnterhauses", gestand das führend»
konservative Organ, „mutz doch gesagt werdeu, daß das
Vcrtrauen Les Vokkes in die Regierung i in W a n-
ken begriffen ist Mr. Chamberlain, dessen Persönliche
Energie und feste Ueberzeugungen auf alle Klasscn cinen
tiefen Eindruck gemacht hat, könnte es möglich sein,
eincr Fänluis unter den Ministeriellen entgegenzuarbei-
ten. Kann er das, so ist er keincn Augenblick zu früh
heimgekehrt." Taß die „TimeS" dies offen auszuspre.
chen wagt, zeigt die Bestürzung und die Unzufrieden-
heit in den der Regierung am nächsten stehenden Kreisen.
Es ist in der Tat höchst verblüsfend, wie weit sich 'dte
Tinge im Laufe weniger Wochen zugespitzt haben. Alles
isl auf die Karte des Kolonialministers gesetzt. Er ist
der starke Mann; von seiner Haltung, feiner Energie u.
seüiem staatsmännischen Geschick hängt die Lebensdauer
dcr gegenwärtigen Regierung ab.

Denlscher Kandetstag.

Berlin, 18. März. Heute Vormittag trat unter
dem Vorsitz des Geh. Kommerzienraks Frentzel der d eu t-
s ch e Handelstag zu seiner 29. Vollversamnilung
zusammen. Von seiten der Regierung waren erschienen
Staatssekretär Graf Posadowsky, Handelsmini-
ster M öller und andere. Nach einem Hoch auf Len
Kaiser hielt Statssekretär Gras Posadowsky eine
Begrüßungsansprache, in der er zunächst darauf hinwies,
daß Ler Handelstag diesmal zu einem Zeitpunkt zusam-
mentrete, wo sich nach den schwierigen Verhältnissen für
Jndustrie und Handel wieder günstigere Ausfichten zei-
gen. ReLner stellt dann fest, daß die deutsche Jndustrie
während der Schwüle der letzten Jahre sich in hohem
Maße widerstandsfähig gezeigt habe. Wir dürfen, fuhr

nur darum, das; Sie Geduld mit meiuem Vater haben mögen,
ich verlange auch von Jhnen kein Opfer; vielleicht schou bald
wird mein Vater in der Lage sein, dic Schuld tilgen zu
können."

„Es handelt sich noch um andere Dinge, als nur um eine
Schuldforderung", crwiderte er rauh.

„Wollen Sie in allem Ernste ihn der Wechselfälschung
beschüldigen?" fragte sie in angstvoller Erwartung. „Er hat
sie nicht begangen und ich bin überzeugt, datz Sie dies wis-
sen; Sie würden Jhre Selbstachtung verlieren, wenn Sie
wider besseres Wissen diese Anklage erheben wollten. Jch
mache Sie noch einmal darauf aufmevksam, wie viel edler es
ist, nicht feurige Kohlen auf das Haupt des Feindes zu sam-- !
meln; üm Sie dies, so bleibt Jhnen die Genugtuung, die
Jhren Hatz vollständig befriedigen mutz. Lassen Sie mich nicht
ohne Trost scheiden, HLren Sie nicht auf den Rat eines Advo-
katen, dcr meinen Vater hatzt und außerdem persönliche Vor-
teile davon erwartet, datz er Sie gegen ihn aufhetzt. Das
Bündnis mit dem Rechtskonsulenten Geier würde Jhnen keine
Ehre machen; so tüchtig er auch als Jurist sein mag, als Menfch
genietzt cr nicht die geringste Achtung."

Martin blicktc bctroffen auf, die Worte des Mädchens weck-
ten in seiner Seele ein Schamgefühl, wie er es nie zuvor ge-
kaunt hatte.

„Wohcr wissen Sie, datz ich bei dem Dr. Geier war?"
fragtc er.

Der Sohn des Doktors hat unseren Buchhalter bereits aus-
geforscht, ob mein Vater bis heute Wend Jhre Forderung
tilgen wcrde. Den fetten Prozetz möchte dcr Rechtskonsulent
sich nicht gerne entgehen lassen."

Martin zog dic Brauen unwillig zusammen; er erinnerte
sich wieder an die Worte Geiers, die ihn so unangenehm berührt
hatten.

„Und zahlen kann Mhr Vater nicht?" fragte er jetzt.

„Bis heute Abend unmöglich; wenn Sie nicht Geduld mit
ihm haben, ist er morgen nicht nur des letzten Restes seines

Graf Poscibowsky fort, unscrer i n d u st r i e l l e n Zu -
Dunft mit Vertrauen entgegensehen. Mit der
Lkeigerung dos Lebensstandes der gebildeten,' Völker
steigt iiatnr.qeiiiäß auch der BeLarf an verfeinerten Wa-
reii nnd Spezialitäten, unL gerade auf diesem Gebicte
Lücfle die deutsck-e Jndustrie ihre Ausgabe suchen, für
die wir vorzugsweise gerüstct siud durch uusere technischen
Hochschulen, Göwerbeiiiusecn, uud da sich der Arbciter-
stand dank des Schulwesens ir der sozialpolikischeu Für-
svrge gauz wesemlich gehobcu hat. Reduer berührte
danii die Frage der E r n e u e r u n g d e r Handel s-
v e r t r ä g e und führte aus, in diesem Kampfe der Ju-
teresseu werde FiLer zu Giinsteu Les Audern erhebliche
Selbstbeschränkuiig üben müssen. Alle Erwerbsstände
sollten aber die Üeberzeugung teilen, daß die heimische
Regierung dic Jnteresseu unseres Erwerbslebens mit
derselben Sachkenntnis und demselben Nachdruck ver-
treteu wird, wie dies von den fremden Negierungen zum
Besten ihres LanLes voransgesetzt wird. Nüchterne,
sachverständige Beurteiluiig der tatsächlicheu Verhältnisss
kaun uns allein ohne wirts-chaftliche Erschüttecungen in
den neuen Abschnitt unserer hanLelsPolitischen Be-
ziehungen hinüöerführen. Redner sprach schließlich den
Wuiisch auch daß der Handelstag anch in Zukimft bei-
tragen werdc, das große Vertragswerk wir'ksam zu för-
dern-

Aus Stadt und Land.

Wiesloch, 17. März. (V o r t r a g ü b e r B i b e l u n d
Babel.) Vor einer zahlreichen Zuhörerschaft — darunter
.anch cinige Damen — hielt gestern Abend Herr Stadtpfarrer
Arnold vvn hier im hissigen Arbeiterbildungsverein einen in-
teressantcn Vortrag über „Bibel uüd Babcl". Der Redner
schickte seincn Ausführungcn das Wichtigste aus der Geschichte
der Jsracliten nnd Babylonicr voraus, die Ländcr dcrsclben
mit den wichtigsten Gebirgen, Flüsson uüd Städten auf einer
Karte zeigend. Jn Beziehung aus das Thema erwähnte er,
datz bor ungcfähr hundert Jahren Rcisende des Han-dels wegen
nach Babylonien gekommen seien. Denselbcn seien daselbst viele
Erdhügel anfgefallen. Man habe nachgegraben und Trümmer
von Bildwerken, Statuen usw. mit Jnschriftcn in der Keil-
schrift gcfnndcn. Der Rcdner crwähntc ferncr, daß insbeson-
dcrc dic Engländcr sich seitdem an den Ausgrabungcn üei
Babylon nüd Ninive beteiligten und von hier viele Schähe des
Aliertnms nach London in die Museen gebracht hätten." Bon
groher Wichtigkcit seien die dabei m groher Anzahl — schon
iibcr 100 000 — anfgefnndencn Tonplatten mit der Keil-
schrift beschricben. -Die Entzifferung derselben sei sehr schwie-
rig. Die bedcntendstcn Forscher anf dicsem Gcbiete scicn der
Franzose Oppcrt in Paris, ferner die deutschcn Professoren
Delitzsch iii Berlin, Zimmevn in Leipzig und Bczold in Heidel-
berg. llnd was crzählen uns allcs dicse Tonplatten? Sie ent-
haltcn -Siegesbotschaften, Erlassc der Könige an ihre Beamten,
astronomische Bcrechnungcn, Berichte über Käufe, serner Rech-
nungcn, Ouittungen usw. Man hat Tonplatten entdeckt, die
eine fortlanfcnde Darstellung der Ereignissc z. B. vom Jahre
1500—ÜOOO v. Chr. enthalten. Unter den Trümmern der
ungeheucr groß gcbanten Königsburgen findet man förmliche
„Bibliotheken" von Tonplatten, niit dcr Kcilschrift verschen.
Erwähncnswert ist auch cin Fund von ganzen Kistcn von Ton-
platten in Eghpten im Jahre 1888. Dieselben kamen nach
London, Berlin nnd andersn Städten. Diese Tafeln enthalten
ücsonders Nachrichten über den Verkchr zwischcn dcn egyptischen
Pharaonen u. den Künigen von Babylon, was für die Geschichte
von hohem Wcrte ist. Man hat anch Tonplatten entziffert,
die auf das Jahr 4000 v. Chr. zurückweisen. Sicher ist, datz
in 51leinasicn schon im Jahre 2000 v. Chr. grotze Reiche mit
hohcr Kultur bestanden haben. Es ware-n Staaten, von mäch-
tigen Königen regiert, in denen Handel und Verkehr blühten.
— Die Fortsctznng diescs Vortrages crfolgt kommendcn
Montag.

8C Karlsruhe, 17. März. (D e r M i e t e r - undBau-
vcreinl hielt am sonntag seine Gencralversammlung ab,
dic von etwa 220 Personen besucht ivar. Aus dem Bericht des
Vorstandes crgab sich ein Bild crfreulicher Entwicklung des
Vereins. Derselbe^ zählte am Schlutz des Becichtsjahres 909
Mitglieder gegen 823 im Borjahre. Seit Neujahr hat der
Verein schon wieder über 30 Mitglicder gewonnen, so daß die
Zahl 1000 bald crreicht ist. Die Haftsumme der Mitglieder be-
trug Ende des Berichtsjahres 227 000 Mk. gegen 209 400 Mk.
im Vorjahrc. 453 Mitglieder haben 576 Anteile boll bezahlt.
Sehr grotzen An-klang fand die Sparkasse.bei den Mitgliedern.
Es haben 434 Mitgliedcr Sparcinlagen gcmacht im Gesamt-
betrag von 179 2z2 Mk., durchschnittlich also 413 Mk. Der
Rcchnungsabschlus; für das abgelaufene Jahr tvcist in der Bi-
lanz an Aktiven nnd Passivcn cinen Bctrag von 1 278 098 Mk.
auf. Das Gewinn- und Verkustkonto ergibt einon Reingcwinn
von 10 478 Mk. Die Generalversammlung beschloß auf An-
trag dcs Borstandes und Aufsichtsrats, 4 Prozent Divideüde
mit 6021 M'k, auszuzahlen, 30 Prozent dcs Reingewinns
gleich 3137 Mk. dem Reservcfond gntznschrciücn.

Karlsrnhe, 17. März. (D i e K 0 h l e n c i n k a n f s -

Vermögens, sondern auch seiner Ehre verluftig. Sie sind reich,
Sie habcn üereits erklärt, datz der Verlnst Ihrer Forderung
Jhncn keincn Schmerz verursachen würdc; bcdcnkcn Sie aber,
welche Folgen Jhre Rache für meinen Vater und mich haben
mützte. Jch für meine Person habe genug gelernt, um der
Zukunft getrost ins Auge schauen zu können; der Gedanke an
mühevolle Arbeit erschreckt mich nicht, ich würde nicht klagen,
sondern mich schweigend in das Unabäüderliche fügen. Mein
Vater hingegen könnte nicht wieder von vorne beginnen, er ist
alt geworden, der Gram über die verlorene Ehre würde seine
Tatkraft lähmen, und wenn er in einem Anfalle von Verzweif-
lnng seinem Lcbcn cin Ende machte, so fordere ich einst vor
dcm ewigen Richtcr Rcchenschaft dafür von Jhnenl"

Hochaufgerichtet stand sie vor ihm; er mnhte das Antlitz ab-
wenden, wcil e'r ihren Blick nicht ertragen konnte.

„Welchc Aniwort geben Sie mir?" fragte sie nach einer
Pausc.

,,-Keine", er-widerte er, „ich sage nicht zu und lehne nicht
ab, ich will hören, was Jhr Vater mir noch zu sagen hat. Er
wird heute Abend kommen, um mir die Erklärung zu bringen,
oü er zahlen kann oder nicht, ich werde ihm die Antwort geben,
dic Sic von mir verlangen."

„So kommen Sie zu unsl" bat Hertha.

„Rein, das Haus, aus dem meine Mutter hinausgestoßen
wurde, betrete ich nicht mehr."

„Und wenn mein Vater Sie nicht besucht."

„So erhalten Sie morgen meine Antwort. Wenn sie so
lautet, wie Sie es ivünschen, so erinnern Sie sich daran, datz
Jhre Aehnlichkeit mit meiner Mutter mir diese versöhnliche
Stimmung eingeflößt hat, und daß ich nur Jhretwegen auf eine
Vergeltung verzichtet habe, die ich vor Gott und meinem Ge-
wissen vcrantworten könnte. Leben Sie wohl."

Sie reichte ihm die Hattd, ein daükbarer Blick traf ihn aus
ihren schönen, feuchtschimmernden Aügen.

„Was Sie auch bewegen mag, einer edleren Regung Folge
zu geben, ich danke Jhnen von ganzem Herzen dasür", sagte sie

G c n 0 s s c n s cha s t) bcschlotz in der gestrlgen Gciicralver-
sammlung einstimmig, von dcr Liquidation abzusehcn und die
Bcschlußsassung über die Beseirigung der Unterbilanz (ducch
Erhöhung der Geschäftsanteile) einer später einzuberufenden
Gencralvcrsammlung zn unterbrciten.

UL Karlsruhc, 17. März. (Z um Tnrnsc st i n N ü f n-
bcrg.) Dic Gencraldirektion der badischcn Staatseiseisi
bahneii hat ans das Ersuchen um Fahrprciscrmäßigung für du
Tcilnehmcr an dcm 10. Deutschen Turnfc st in Nürn -
berg gcamwortet, datz dcm Antrag auf FahrpreisermätzigunS
nicht entsprochen iverdem könne. Doch erklärt sich die General-
dirctrion bercit, die gleiche Einrichtung wic zn dcm 9. deucschen
Turnfcste in Hamburg zu trcffcn, nämlich die Teilnehmer gss
gen Bczahlung dcs Gcsellschaftspreises (cinfacher Fahrprew
für Hin- und Rückfahrt) auf dcr Hinreise gcschlossen zu beför^
dcrn nnd für die Rückfahrt, dic inncrhalb 14 Tagen auszst^
führen wäre, Einzelceise zuzulasscn. Da die Beteiligung badp°
scher Turncr jcdenfalls eine schr starke scin wird, so wird ful
die Hinsahrt ci-n Sonderzug vorgcsehen wcrden müssen, wodurch
sich, wie die 'Generaldirettion erklärt, eine wesentlich rascheE
Befördernng erziclen lassen wird, als wcnn die Teilnehmer bei
Einzelreise anf dic fahrplanmätzigen Pxrsonenzüge angewieseu
wären. Die Generaldirektion beabsichtigt fcrner, besonderd
Fahrkarten 3. Klasse nach Nürnberg veraüfolgcn zu lassen, dü
zur Hinrcise nur zu dem über Heidclberg-Mosbach-Würzburg
zu führcnden Sonderzug und zur Rückrcise zu den fahrplan-
mätzigcn Persvncnzügon nnd zu den Schncllzügcn gegcn ZU"
lösung cincr Schnellzugsznschlagskarte gcltcn. Anf der Rück-
reise ist eine innerhalb der 14tägigen Giltigkeitsdauer dec
Kartc zcirlich unbcschräinktc Fahrtuntcrbrcchnng zngclasien, wo^
bci die Karte sofort nach Berlassen dcs Zugcs abstcmpcln zu
lasscn ist.

Furtwangcn, 17. März. (B ü r g c r m e i st e r w a h t-I
Landtagsabgeordneter Kaufmann Herth (Zentrum) wurdc rnu
45 von 72 Stimmcn zum Bürgermeister der Stadt gcwäh»-
Die Nationalliberalcn und Sozialdcmokratcn habcn sich dec
Wahl cnthalten.

KL Von der Donau, 17. Btärz. (A ale in dcr D
n a n.) Während dcr Aal frühcr in der Donau nicht vorkam
und nmn glaubte, er hcrbe in dcm Flutz aus irgend eineiu
Grnnd sein Fortkommen nicht, ist er jetzt durch die Bemühun-
gcn dcr Fischcreivcrcinc auch in diesem Flutz eingebürgerr. 1)"
Tuttlingen wurdcn dieser Tage wieder 5000 junge Aale ein-
gesetzt.

Pntcntbcricht für Badcn vom 17. März. Mitgetcilt vow
Jntcrnat. Patcntburean C. Klcyer, Karlsruhe i. B., Krieg'
stratzc 77. Anskünfte ohne Recherchen wcrden den Abonnenten
dicscr Zcitnng kostcnfrei erteilt. (Die Ziffcrn vor der Nun^
mer bezeichnen die Klasse.) P a t e n t a n m e l d u n gF n -
83a. W. 19 713. Tragstuhl für Uhron, C. Wcrner, Villingen
(bad. Schwarzwald), 7. 10. 02. 17c. F. 16 413. Kühlvorrrch"
tnng, Wilhelm Funk, Hernberg (üad. Schwarzwald), 14. 6. O^-
Gebranchs m u st e r: 3a. 194 631. Fntzlappen mit cine
aufgenähtcn Sohle, Carl Korwan, Bictigheim, Baden, 9. 2. »0-
8i e b r a u ch s m u st c r - E i n t r a g^ii n g c n: 33b. 194 Oin-
Aus Mctallringen hergestelltcr, mit Stoff gefüttcrtcr Pompa^
donr, Adolf Mohr, Pforzhcim, 7. 1. 03. 9. 194 568. Haushn»
tnngsschcnbbcr- nnd Bcscnbcsestignng aus Mctall, mit Awe
in eincm Rohrstück an einer Achse mittels Ringschranbcn ve -
stcllbaren Lappcn, Gcbr. Dcglcr, Badcn-Badcn, 9. 2.

8ck. 194 407. Fedcrnde galvanisch verzinttc Waschklammcri
ans Eisen odcr sonstiqcm Metall znm Befestigen von Wäsckic w
bcliebig dickcn Waschseilcn. Franz Baur. St. Gcorgcn (vw-
Schwarzwald), 13. 1. 03._

GeMsttiches.

Nnie Sommertagskarten hat Herr Karl Mstner als Neste^
stes seincs Verlags auf den Markt gebracht. Dicsclben 1«^
nach Momcntanfnahmcn, also gcnau dem Zug cnksprcchend. ge^
fcrtigt und als cin sehr cigcnartigcr Grntz ans Hcidelberg Ü?
zn cmpfehlcn. Dic Karten sind in allcn cinschlägigcn Gclch"ü
tcn hicr zu habcn.

Kleine Zeitung.

— Mniickjcn, 16. März. J'n d-er Münchener amerikan^
schen Kolonie erregt es grotzes Aufsehen, daß gegen dere
langjährigen beliebten und hochbetagten Geistliche^
Royes ein strafverfahren wegen BetrU'
ges eingeleitet wnrde. Royes, der auf inorgen tw
dcn Untersnchungsrichter geladen war, flnchtete )>ei >
Jtalien. Die Anzeige gegen ihn ist von dem
nordamerikanischen Konsnlate erstattet worden, mit deswn
derzeitigcm Inhaber Royes schon seit längerem Streinm
keiten hatte. Tie Anhäiiger des Predigers glanbten sesiZ
Versicheriing, daß er nnr deshalb die Flncht ergrisf^
häbe, weil er seines Altcrs u. körperlichen Zustandes w
gen die Untcrsuchungshaft fürchte. ...

— Von dcr Rcise dcs Prinzen und der Prinzesiü
Rupprecht von Bliycrn. Es wurde gemeldet, daß dl
Prinzesfin Marie Gabriele bon Baycrn, die seit
zember vorigen Iahres sich mit ihrem Gemahl auf eiiw
Weltreise befindet, in Baentoeng von „Land"-Bliitegel
angefallen wurde, was ihr anßer dem unangenehmen ^

tiefbewcgt mir zitternder Stimme. „Vielleicht wäre es bestt '

wenn Sie mit mcincm Vater nicht mchc zusammenträsen, E „
Ilnülick könnte den alten Hah in Jhrer Seele wieder erweckeu-.

„So leichten Kaufes kommt er nicht davon", erwiderte e >
ihrc Hand festhaltcnd, und seine Stimmc klang plötzlich unev
bitter, „ich habc ihm noch manches zu sagen, und in dieie»
Augenblick weitz ich noch nicht, was ich tue."

„So darf ich keine Hoffnung mitnchmcn?" .

„Hoffnung wohl, aber keine Gewitzheit, ich will Sie "
eincr immerhin möglichen Täuschung bewahren, die
sichcrlich schwer scin würve." ,

Hcrtha crkannte aus seiner vcrschlossencn Miene, datz ^
alles erreicht hatte, was sie erreichen-konnte, und datz wem
Worte nnr vcrschwendet waren; mit einem flchenden Mick nwl
sie Abschicd.

Sie atmete tief auf, als sie den Gastchof verlassen hw'L
die Hoffnung, die sie mitnahm, crleichterte ihre Last, die n
immcr schwer anf ihrer Secle lag. .a-ciN

Sie sürchtete nur das eine, datz die Begegnung mit
Vater die versöhnliche Gesinnung Martins wieder in das ^

genteil umwandeln könnc, darum beschleunigte sie ihre Seh»
in dcr Hoffnung, den alten Mann noch zu Hausc zu finden- ^ ^
s-ie wollte ihm sagen, was sie getan und welchen

ihr Schritt gehabt hatte; war die Bcgegnung nicht zn hee"
»den, so konnte ihr Vater nur dnrch gute Worte dazu beitrag
um sich dic Vortcile jenes Erfolges zu sichern.

Sie eilte ins Bureau, Friedrich Salinger trat ihr ^ntgeg
er sagte ihr, der alte Herr sei vor einer Viertelstunde ausg ^
gangcn, cr habe hinterlasscn, datz er soüald nicht zurückrey
werde.

Der Blick Herthas begegnete den neugierig forscyen
Augen Wildes; der junge Kommis brauchte nicht alles zu w
sen, aus seine Verschwiegenheit durfte man nicht fest
trauen.

(Fortsctzung folgr.)
 
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