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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0592

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Wenn cr auch nicht schön sei, sci doch auch
nicht störend; dcr neue würde Biele mehr stö-

rem Man dcnte sich moderne Häuserblocks in

einer engcn Straße und gegenüber die schmucklose Kirche;
das würdc unschön aussehen und störend sein. Dazu komme
der Knick in der Stratze. Von einer wirt'lichen Freilegung
der Kirche könnte nur gesprochen werden, ivenn die Stratze eine
Breite oon 12 Metern erhielte. Auch das Tiesbauamt habe
in einem Bcricht aus eine Stratzenbreite von 12 Mctern ab>
gehoben. 'Lo sei es besser, den alten Zustand, für den wir
nichl verantwortlich seien, zu belassen, als einen neuen herbei-
zusührcn, cier nicht befriedigen wurde. Dre freie Hergabe
eines Teiles des Geländes Lurch dic genanitte Firma könne
er nichr als eine Liberalität ansehen, denn nach dem Stratzen-
gesetz hätte sie die Hälfte der Kosten zu tragen. Je hoher das
Gelände angerechnet würde, desto höher wurdcn stch dre Kosten
der Stratze, desto höher würde sich also auch der Rückersatz
stellen. Sodann glaube er, die Stadt sollte selbst den An-
.schein vermciden, als wenn bei derartigen Abmachungen irgend
ein Umerschied getroffen werdc. Er ivcise die Annahme ent-
schieden zurück, als ob tatsächlich Unkerschrede gemacht würden;
es liege das Ler Stadtverwaltung dürch'aus fern, aber man
müsse 'anch den Schein vermeiden. Rcdner verweist auf die
Handrichstraße, welche der Jnteressent 1114 Meter breit und
ganz aus seine eigenen Kosten herstellen lassen mutzte. Er
erwähne dicses nur, weil davon vergleichsweise gesprochen
werde. Es wurde peinlich berühren, wcnn man eine Ungleich-
heitstn der Behandlung von Handrich und der Firma Landfried
finden würde. Das Mitglied des Stadtverordnetenvorstandes
Herr 51 lingeI spricht im Namen der Mehrheil des Stadt-
verordnckmvorstandes und konstatiert, datz diese der Vorlage
zugestimmt habe. Auch er habe cinige Bedenken gcteilt, die
der Obmann vorgetragen habe. Jnsbesondere bedouere er, datz
die Stratze nicht 'üreiter werde. Die Firma Landfried aber haoe
geltcnd gemacht, Saß ihr dann zu wenig Hofraum übrig bleibe
und das sei allerdiiigs richtig. Auch seien die hohen Kosten zu
bedaucrn, aber man habe nicht die Vorteile der Firma Land-
fried zu untcrsuchen, sondern sich zu fragen, ob die Stratze
im Jnteresse der Stadrgemeinde Heidelberg liege. Der Haupt-
grund für die Empfehlung der Voriage liegc für den Stadt-
verordneteiivorstand in dem bedenklichen Mitzstand bei dem Ab
und Zu von dcr Kirche. Bcsondcrs seit Lie clektrischc Bahn ver

Kostcn tragen. — Für die Vorlage trctcn nacheinander noch die
drei Bürgermeister ein. Oberbürgermeister Dr. Wilckens
erklärt, datz der Stadtrat die Vorlage abändere, ünd nur 18 000
.Mark fordere, indem die Asphaltierung nur bis zum Eingang
der Kirche durchgeführt, im übrigen aber die Stratze macadami-
siert werden solle. Stadtv. B r u n n kann auch der herabgesetz-
ten Forderung nicht zustimmen. Die Stadt habc nach den Ak-
ten die Firma Landfried gar nicht lvcgen der Herstellungs-
kostcn gcfragt, sondcrn sich zur Hcrstellung auf ihre Kosten
crboten. Er wünscht eine nochmalige Verständigung mit der
Firma. Der Oberbürgermcister erklärt, datz nicht
alles in dcn Men ständc. Er häbe mehrmalS mündlich ver-
handclt. Von weiteren Berhandlungen sei nichts zu erwarten.
Es folgcn noch einige kurze Bemcrkungen der Herren Leon -
hard, Dr. Reis, Dr. Walzu. Schmit t. Dann schlägt der
Oberbürgcrineister den Schluß der Debatte vor.

Es folgt die namentliche Abstimmung und in dicser wird
oic Vorlagc mit 69 gegen 11 Stimmcn angenommen.

( Schlutz im Erstcn Wlatt.)

Aus Stadt und Land.

kehre, sci der Mitzstand grotz und die Gefahr dringend. Bür-
ster Dr. Walz erklärt es für selbstverständlich, datz der

germeister Dr. Watz .. ... , -

Name dcr interessierten Partei für die Berwaltung keine Be-
deurung häbe; die Stadiverwaltung handle ohne Ansehen der
Personchiach rhrer Pflicht, ob der Name Landfried odeü Merer
pder Müller in Frage komme. Der Obmann habe ja selber
'die Vorteile der Slrahe anerkannt. Die elektrische Stratzen-
bahn fahre jetzt an Sonntagen zweigleisig; man dcnke sich,
datz cin cinziges Kind in dem Gedrange an der 51irche über-
fahren würde, wie würde man dann dastehenl Autzerdem sei
.eine Stratzenbreire von neun Metern nicht so gering; das gäbe
eine Strahe, wie die Theaterstratze, und dabei nur halb so lang.
Redner setzt dann auseinander, wclche Verpflichtungen die
Firma Landfrieö der Kirchcngemeinde gegenüber üüernommen
habe nnd berechnet, was die Stratze kosten würde, ivenn man
sie auf dem Wege der Enteignung herstellen ivürde. Das Ge-
lände zu 80 Mark den Quadratmeter berechnct, ivürde sich aus

61Ü00 Mark stellen, sobah die Lasten der Stadt auch bci allen
, wozu man die Kirchengemeinde nicht heranziehen

Rückersätzen, . » .. . . ^

könnte, sich mindestens so hoch belaufen Wüvden, wie nach der
gegenwärtigen Vorlage. Stadtv. M aier erklärt, datz er an
der Vorlage nichts zu beaiistandcn gefunden habe, die Strahe
.liege im Vcrkehrsinteresse, man müsse froh sein, datz man dorr
durchbrcchen dürfe. Stadtv. 5l o ch ist nicht für die Borlage.
Allerdings sei der jetzige Znstand Sonntags und bei Hoch-
zeiten unangenehm, aber das cigentliche Jntercsse habe die
Firma Landfried, die drei bis vier Bauplätzc im Jniicrn der
Stratze gewinne und dazu einige Eckbanplätze. Die Asphal-
kicrung hälte er für zu teuer. Jhr könnte er auf keinen Fall
zustiminen. Bürgermeister Dr. Walz betont, datz die Stadl
sich nach ihrem Jntereffe richten müsse. Datz die Stratzc auch
wesentlich im Jnteresse der Firma Landfried liege, bczwei,le
niemand, äbcr darauf komme .es nicht au, sondern auf das
unserige. Stad-tv> Schepp erzählt, datz cr infolge der Er-
reoinig, "welche die Vorlage verursacht häbe, fich die
"Saäie' näher angcsehen habe und macht einige Vor-
schläge, wie nach seiner Ansicht dic Zufahrt ^ zur
Kirche gestaltct werden könnte. Die Stadtverwaltung ,o!lte
nochmals mit der Firma Laiidfried in Verhandlung treten.
Bürgermcistcr Dr. Walz wcist gegenüber der Bemerkung
eines srüheren Redners daraus hin, datz die stadi nichi kleine
Höse schassen wolle und solle. Der Oberbürgermeister
erkläri, datz gar kein Grund zur Erregung vorliege. Auch er
verwahri sich gegen jede etwaige Annahme, als wenn Per-
sonenangelegenheiten hier miigespiclt hätten. Es komme nur
auf den Nu'tzen der Stadt an. Datz die Stadt hier ein ^n-
keresse häbe, sci matzgebend. Er empfehle die Amiahme der
Vorlage. Die Asphaliierung könnte man evcntuell nur bis
zum Eingang der Airche aussüpren. 'skadtv. Brechte r, der
gegenüber der Kirche wohnt, weist auf die bösen Erfahrungen
hin, die er Sountags und Feiertags machc. Es sei nicht
schmeichelhaft, was man von Frcmden über die Verhältmsse
vor der Providenzkirche höre, z. B. bci Hochzeitcn, wo es
jedesmal zu eincm Streil zwischen den 51utschcrn und den
Führcrn der elektrischen Bahn komme. Obmann Leon-
hard bezeichnet dic Zustände als nicht so gefährkich; er be-
tont nochmals, datz der neue Zustand unschöner sein würde, wie
dcr jetziqe. Stad'tv. Lossen erklärt, datz er durch die Aus-
führmigen dcs Bürgermeisters Dr. Walz beruhigt worden sei.
Er wüiischt, datz die Stratze so billig wie möglich hergestellt
würde. Stadtv. Böhl hebt hervor, datz die Stratze im
eigensten Jnteresse der Firma Landfried liege, diese sollte di-e

Heidelberg, 24. März.

X Aus der Handwcrkskammer. Laur Erlatz Grotzh. Mi-
nisicriums dcs Jnnern wcrdcn künftighin jcdes Frühjahr in
ledem Handwerkskammerbezirk Ausftellungen von Lehrtingsar-
veiten veranstaltet, zu welchen in erster Linie diejenigen Lehr-
lingc mir ihren Arbciten zügelasscn wcrden, welchc dic Gescllcn-
priifnng bestandcii, in zwcitcr Linic solchc, die schon mindcstens
öic Hälfte ihrcr Lehrzcit zurückgclcgt haben. Autzerdem haben
dicjenigen Lehrlinge allcr 8. Lchrjahrc, welchc in staatlich ein-
gerichteten Lchrlingswcrkstättcn ausgeüildet werden, an der
Äusstellung teilzunehmen. Die noch nicht ausgelermen Lehr-
linge haben fich durch die gewerblichen Vereinrgungen sowohl
bci der Grotzh. Landesgewerbehalle, als bci der Handwerks-
tämmer jpätestens bis 1. April ds. Js. anzumelden und ihre
Arbeite», nachdem dieselben zuvor durch die gewerbliche Ver-
cinigwig geprllft ivorden sind, längstens bis 1. Mai ds. Js.
an die Handwerkskammer einzusenden. Für dieselben gelten
auch die überall be?annten s. Zt. von der Grotzh. Landesgewerbe-
halle herausgegebencn Aufgaben, sbenso die Vorschriflen über
die Bezeichnung der Arbeiten mittels Buchstaben und Ziffern
u. s. w. Für die Beurteilung der Gesellenstücke find in der
Regcl die von dcn Prüfungsausschüsseii erteilten Noten matzge-
bend. Die Beurteilnng der Arbciten aus öem ersten und zwei-
tcn Lehrjahre erfolgt in dcr bisher üblichen Wcise. Für Lehr-
linge, wc'lchc die Gesellenprüfung bestanden haben, tommen da-
bei Wertpreise von Mk. 20 und Mk. 10 und Diplome, für
die übrigen Lehrlinge Preise von Mk. 5 und Anerkennungs-
urkunden in Betracht. Die Ausstellung wird in unserem Kam-
mcrbezirk Anfang Mai in Mannheim ftattfinden.

-i- Schöffengenchtssitzung vom 21. März. Karl Heinrich
von Wsrms in Haft erhielt -wcgen Bettclns und Landstreicherei
S Wochen Haft u. wurde der Landespolizei überwiesen; Ph.
Maier in Haft lvegen desgleichen S Wochen Haft; August Albert
Maufolf in Haft wegen desgl. 3 Wochcn Haft; Elise Müller in
Haft erhielt wcgen Bcrgchens gcgen sttkcnpolizciliche Vorschrif-
tcn 4 Wochen Haft und wurde der Landespolizei überwiesen;
Ernst Cau-b, Former von Petersthal, angeklagt wegen Ueber-
tretung der Feucr-Polizci, wurde freigesprochen; Gcorg Otten-
thal, Kutschcr von hier, erhielt wcgen Ruhestörung 5 Mark
Geldftrafc; Heinrich Stephan, Philipp Stcphan und Friedr.
Stephan, sämtlich von Eppelheim, sind angcklagt wegen Ueber-
trctnng des Paragraphen 108 P.-St.-G.-B. Es erhielten H.
Stcphan 8 Tage Haft, Ph. Stephan 8 Tage Haft, Fr. Stephan
wurde von der Anklage sreigesprochen; Nikolaus Daub von
Franffurt a. M. erhielt itzegen Vcrnachlässigung der schuld.
Pflegc 1 Woche Haft; Taglöhner Leonhard genamit Ferdinand
Sommcr von Pctersthal erhielt -wegen Beleidiguii-g der Karl
Brnnncr Ehefrau allda 10 Mk. Geldstr. nnd ist das Urtcil an
der Gemeindetafcl anzuschlagen; die Anklage gegen Anna u.
Kath. Sümmer von Pctersthal weg. Belcidig. deS Gg. Brunncr
wnrde zilrückgenornnicn; Fuhrmann Gottli-cb Nägele Ehefrau
vo» hier crhielt ivcgen Bclcidignng dcr Johann Fischer Ehe-
fran hier 10 Mark Gcldstrafe; Gg. Kaltschmitt V. von Kirch-
heim erhiett wegcn Bcleidigung dcr Frau Kalischmitt Wwe.
in 51irchheim 10 Mark Geldstrafe.

bl Bon der Bcrgstratze, 21. März. (B i e n e n w i r t -
schaftlichcs.) Unsere Bienen haben diesen Winter gut
überstanden, cs hat im Verhälinis zu sonstigcn Wintern ganz
wenig Tote gegcben, ja, in cinzelncn Stöcken fand man sonder-
barerioeise gegen sonst fast gar keine und verhungerr dürften
wohl keine sein, weun der Züchter im Spätjahr mcht zu sehr
gcknauscrt hat mit dem Futter, wenigstens crfahren hat man
nichts davon bis jetzt. Bei der ersten Nachschau im Febrnar
war infolge dcs gelinden Wetters schon ziemlich viel Brut vor-
haiidcn und ösfnet man jetzt die Stöcke, so steckcn sie ziemlich
voller Brut. Bei uns an der Bergstratze ist im Frühjahr die
möglichst rasche Brutenwicklung von Nöten, denn schon -blühen
Mantcl- nnd Aprikosenbäume und die Kirschbäume und. der
Reps stehcn mn Anfbrcchcn. Noch ctwa acht Tage warm wie
diese Woche, nnd die ?lbhänge dcr Bcrgstratze prangen im herr-
lichsten Mütenschmucke. Dadurch, datz nnsere Bienen an ver-
schiedcnen sonnigeii Tagen Reinigungsausflüge unternehmen
konnten, sehen sie gesund und gut aus. Jctzt gerade ist in Be-
trcff dcs Warmhaltens der Brut doppelte Vorsicht nötig. Die
Stöcke sollcn nickst viel'und nicht unnötig aufgerissen werden,
denn zur raschen Entwicklung der Brut gehört Wärme, viel
Wärme. Wer jetzt an seinen Bicnen etwas notwendig zu
tun hat, der öffne schnell und schlietze ebenso schnell wicder,
dainit nicht viel Wärme verloren geht. Durch den vermehrten
Brutansah niinmt das Futter schnellcr ab, als mancher glaübt,
und jetzt wäre es jammerschcrde, wcnn ein Stock noch verhungern

müßte, wenn die Volllrachr vor der Türe stcht. Jetzt kann ma>
ohne Sorgen mir flüssigem Futlcr kommen, ja es ist sogar voi
Nutz-cn, wenn man jetzt spekulativ füttert, schon wegen Ver
mehrung der Brut. Hoffen knr, datz sich auch die Btenew
züchter für ihre viele Mühe und Arbeit des Lohncs in dieseü
Jahre freuen dürfen.

Eberbach, 28. März. (B i s m a r ck f e u e r.) Die aui
dcm Katzenbuckclturm vorgenommene Probe des Bis-
marckfeuers gab einen prächtigen Effekt. Dicke glutrote Rauch-
wolken crhoben sich von der Platfform des Türmes und leucist
tctcn weithin über die Hochebene des Winterhauches.
Bismarckfcicr, wclche am 1. Zlpril, abeuds halb 8 Uhr,
Waldkatzenbach beginnt und bei welcher Herr Bürgermeistcr Dt-
Wcih aus Eüerbach dre Festrede übernommeu hat, wird boc-
aussichtlich von Nah und Fcrn zahlreich besucht werden.

Vo Fcudenbcim, 23. März. (Sänger - Delegier^
tentag.) Gestern fand hier im „Bad. Hof" der Delegierten-
tag der wcttstreitenden Vereine, welche an dem Preissingen
anlätzlich dcs 40. Stiftungsfestes der „Tculonia"-'Feudenhei>n
am 9. bis 11. Mai teilnehmen, statt. Bevor zur Beratung
übergegangen wurde, begrützte der festgebende Vcrcin dic Am
wesenden mit dem Liede „Am Rhein". Alsdann schritt maü
zur Beratung der Bcdiiigungcn. Da dic Teilnahme von Ve»^
einen am Feste nicht besonders grotz ist, mutzten bei den Preiseä
verschicdene Verschiebungen vorgenonimen werden, was nm
grotzen Dcbattcn verbunden war. Schlictzlich wurden do«
dic Vorschläge dcs festgeLcnden Vcreins bezüglich' dcr Prcis'
verteilung zum größten Tcil angcnommen, denn cr war angeP
scheinlich bestrebt, jedem Vercin gerecht zu werden. Auch dü
anderen Bedingungen wurden fast ausschließlich gut geheitzeN'
üur bci Paragraph 0 wurde dic Frage aufgeworfen, was unte^
Berufssängcr zn verstehen sei, da schoii oft die Effahrung
macht wordcn sci, datz Chorsänger bci Preisgcsängen mi'g»"
wirkt hättcn, dicselben scien abcr nicht als Bcrufssänger a»^
gcsehen Wordcn. Die Dclegierten einigtcn sich dahrn, daS
allc Sängcr, welche gegen Bezahlnng bci öffentlichcn Veransta'"
tungen singen, auch wenu sic daneben cincn andcren Beruf
ben, zn Bcrufssängern gezählt werdcn sollcn. ?luch soll bei dcvr
Prcisgesaug cin jedcr Vorstand die ehrenwörtliche Erklärunö
abgeben, daß sich kein Berufssänger in seincm Verein bef>»^
det, ctwaigc sich herausstellende llnwahrhciren zichcn den Ver^
lust dcs crrungencn Proises nach sich. Kurz nach 1 Uhc ha^
dic Beratung ihr Ende erreicht. Hicrauf veceinigten sich
Sängcr nnd Delegierten zu einem gemeinsamcn Mittagesst»'
um alsdann Fcudenheim eincr Besichtigung zu untcrziehen.

Bruchsal, 21. März. (B e i den A u s g r a b n n g e
auf dem Löffler'schcn Grnndftück wuvden der „Kraichg. Ztg-.
zufolge im ganzcn 1ö Gräber gcöffnct, dic, wie wir schon
cinigen Tagcn berichtetcn, der fränkischcn Pcriode (4. bis
Jahrh. n. Chr.) angchörcn. Die Lagc dcr Gcaber ivar zie>5(
lich unregclmähig. Jnrmcrhin koimte man vier Reihcn
stellcn, die dcrart angclcgt waren, datz dic zweite Rcihc in d»
Zwischcncäumc dec crsten hineinragien, dcrgcstalt, datz d>
51öpfc dcr 2. Reihe in Höhe der Fütze der ersten Rcihc lag»>
u-sw. Dic meisten Grüber enthielten Skelctte von Männel.d'

2 waren Francii- und 2 Kindergräber. Von dcn Kinderg»»'
bern zeigte eines die Merkwürdrgkeit, datz cs mit zwci grvE
Steinplatten überdeckt war, die übrigen Lcichen warcn n»»>
auf -cincm Brett in die Erde gesenkt. Die Skclette wa'»
meist ziemlich zcrfallcn. Nur in eincm Doppelgrab fand E
2 schr gut crhaltcne Schädcl, im Grab Nr. 2 ein fast vöU'ö
erhalicnes Skclett. An Grabzeichen ivurden gefunden: . "
Kurzschwerter, 1 Pfeil- und 1 Lanzenspitzc, 2 Gürtelschloii^
und -Bcschläge aus Eisen, Messer, Gürtclschlösser und
schläge, Ricmcnznngen aus Bronze. An SchmuckgegenständO''
Kctten ans Tonperlen, 1 Zicrscheibe aus Bronze, Teile vo
Beiiikämmcli, cndlich 0 Gefähe aus gcbramitem Ton. Jn ci»f^
dicscr lag cin kleincs Messcrchen, in cinem andcren llebcrcei
(Klaucn) cincs grötzcrcn Raubvogels. Die Lage der Grabbff'



gabcn war dcrart, dah die Schwcrtcr im linken Anne
Lanzen- und Pfcilspitze am rechten Futz mit dcr Spitze "w
unten, die Gürtelschlösser, -Beschläge und Mesferchen i» 7^
Beckcilgcgend, die Zicrschcibe am linken Fuhknöchel, die Gffav^
rechts vom Beckcn, ca. 60 Zcntimetcr vom Leichnam entst' ,
lagen. Illle Fundstücke werden zur Zeit präpariert und tv^
den dann in der städtischen Mtertumssammlung aufgff^
werdcn. ,

X Karlsruhe, 22. März. Zum Duell Goldbe » ö ,
Schwar z.) Wie die „Bad. Pr." zur Duell-Affärc GoldbelS
Schwarz auf Gruud eines von dem flüchtigcn Studen'
Schwarz an einen hiesigen Freund gerichteten Briefes erfchl^

befilidct sich Schivarz augenblicklich in Warschau, wo er sich ^

fort uach seiner Ankunft beim Staatsanwalt gemeldet hat. ,,,
sei indes bis zum Schlutz der Gerichksverhandlungen we?.
seiner Herzkrankheit auf Ehrenwort auf freiem Futze belmffj
wordcn, was cr in Karlsruhe kaum zu erlangen gegm'
hätte.

(I) Karlsruhe, 22. März. (G e f l ü g el a u s st»

Dcr badische Verein für Geflügelzucht veranstff,^
tz dcr Feier seines 40jährigen Bestehens eine

l u n g.)

aus Anlatz dcr Feier seines 40jährigen Bestehens eine
flügelausstellung, die gestern eröffnet wurde. Der Verein h,
sich die Aufgabe gestellt, die im badischen Lande darni-eder»,
gende Geflstgelzucht nach Kräften zu fördern und der
kenntnis Bahn zu brcchen, datz die mit Aufmcrksamkeit
Sachkenntnis betriebcnc Geflügelzucht als ein nutzbringe>»,A
Zwcig der Landwirtschafr zu bctrachtcn ist. Die Ausstell»^
ist rcichlich bcschickt, der Katalog wcist insgcsamt 333 Nnmwff,
auf. Das Hauptkontingent stellen naturgcmätz Hähne und
dic in etwa 26 vcrschiedenen Sorten, darunter

ner

Prachtexemplare, vertreten sind. Pfauen, Truten, Gä»^
Enten und Tauben reihcn sich in würdiger Weise an b


interessante Eliirichtnng hat die Aüsstellungsleitung istit

Äufstellung von Brutapparaten getroffen, die in Tätigkeit

kam mir unheimlich vor, als er von drüben zurückkehrte. Jch
frage nur, -ob ich verpflichtei Lln, der Polizei von der ganzen
Geschichte Anzeige zu machen."

„Wie heitzt Jhr?"

„Heinrich 51lasen."

„Nakürlich scid Jhr dazu verpflichtet, es hätte sofort gesche-
hen müssen."

„Man macht sich nur Scherereien", ürummte Klasen, „lväs
habe ich davon?"

„Seine Pflichr mutz jeder tun", erwiderte der Rechtskon-
sulestr, und ohne den beiden weiier Rede zu stehen, eilte er
von dannen. „Die Gffchichte ist mir jetzt schon ziemlich klar",
murmelte er, „Röder ist mit seinem Nesfen gestern hart anein-
ander geraten. Grimm hat ihn einen Schuft genannt und
ihm wahrscheinlich noch andere Liebenswürdigkeiten gesagt. Nur
eins begrerfe ich noch nicht: was haben die beiden auf der
Srücke zu suchen gehabt? An eine Abreise hat Grimm rricht ge-
dacht, das ist klar. Röder muh ihn unt'cr irgend einem Vor-
wande dahin gelockt haben, dann hat er natürlich auch den
Mord beabstchtigt. Hm, wenn man das nur erforfchen könntei
Der andere Ämeffkaner, Mr. Burton, soll ja mit demfelben
Zuge abgereist sein, es wäre möglich, datz Grimm ihn auf dem
Bahnhofe aufsuchen wollte, um ihm eine Bestellung mitzugeben.
Richtig, so kann es gewesen sein. Röder hat ihn bcgleitet, weil
er noch immer hoffte, den Zahlungsausstand von ihm zu er-
langen, auf der Brücke hat er ihn plötzlich am Halse gefaßt
und hinunter gewoffen. Die Papiere kann er ihm noch vorher
aus der Tchche gerissen haben, und sollten sie noch im Hotel
liegen, so sind sie ihm jetzt nicht mehr gefährlich, denn es ist
niemand mehr da, der Anspruch auf sie machen darf."

Geier blieb stehen und nahm mtt gedankenvoller Miene
eine Prise, dann setzte er seineü Weg durch d'e belebten Stra-
tzen fort.

„Wie sagte doch der Brückenknecht?" fuhr er fort. „Wenn
der effte Griff gelingt, gibt es keinen Lärmi Weshalb sollte er
nicht gelungen sein? Röder ist ein sehniger Bursche, Maffin
Grimm dachte nicht an die Möglichkeit eines Angriffes, in sol-
chcm Fall ist der Angreifer stets im Vorteil. Er hat ihm die
5lehle Zugehalten, ihn über das Geländer hinabgewoffen.
Niemand hat es gesehen, dem Ermordeten sorscht niemand
nach, und Sas Hoch'wasser spült in den nächsten Tägen manche
Leiche an Land, die nicht rekognosziert wird."

„Ilber verrechnet hat er sich doch, das will ich ihm -nun be-
weisen", fuhr der Doffor fort. „Wenn Martin Grimm nicht
bei mir gewesen wäre, dcmn könnte die Geschichte im Sand
verlanfcn, nnd kein Hahn krähte darttach; nun aber liegt die
Sache anders, ich werde schon Klarheit hineinbringen."

Er war in dem Gerichtsgebäude angekommen. Der Unter-
suchungsrichter, ein noch junger, diensteifriger Assesfor, be-
willigte ihm sofort die nachgefuchte Unterredung.

Der Doktor erstattete ihm ausführlichen Bericht, er begann
mit der Fluchk der Mutter Martins aus dem Elternhause und
ende'te mit den Aussagen des Brückenlvächters, seine eigenen
Vermutungen und Verdachtsgründe flöcht er geschi'ckt ein; wenn
man ihm Glauberi sch'enken wollte, so mutzte Hugo Röder den
Mord begangen haben. Der Assefsor hatte schweigend zugehört;
es war ein dunkler, verwickelter Fall, mit der Lösung dieses Rät-
sels komite er höheren Orts die Aufmerksamkeit auf sich lenken.
Jhm, dem Streber, konnte das erwünscht sein.

„Vor allen Dingen mutz konstatiert werden, ob Martin

Grimm wirtlich verschwunden ist", sagte er, nachdem der

tor geendet hatte. „Der Hilferuf kann ebenfo gut auch von
anderen Person ausgegangen sein."

„Der Brückenwärter har ihn in demselben Moment
in dem Röder mit seinem Neffen an jener -Stelle ange>?si,,
sein konnte", erwideffe Geier, der die Dose rastlos in
Händen llrehte. „Mutzten die beiden nicht auch den ^
hören, wcnn cine andere Pcrson ihn ausgestotzen HLtte? "1,,;
war es nicht natürlich, datz sie alsdann stehen blieben und
den hsrbeieilenden^ 5lnecht warteten?" ^

Die RiÄitlgkeit dieser Erwiderung leuchtete dem Am
suchungsrichter ein. ^

„Jch werde den Brückenknecht heute noch zum Verhör ' -
den", sagte cr, „autzerdem telegraphiere ich nach Bremev --

erkundige mich, ob Märtin Grimm dort weilt oder sich

eingeschifft hat. Die Erklärung des Bahnkassters,

Billet nach Bremen gelöst worden sei, beiveist nichts.

datz.L'

kann ja nur bis Hannover gefahren sein, ich werde auch^i>

cmfragen lassen.

-odann werde ich cmorbnen, datz von a

Leichen, die der Strom anfchwemmt, mir ein gencmes is'll

lement eingefandt wird; finden wir die Leiche Grimms da>»^.,
'r seftstellcn, ob der Mann in der Tat ernü

ter, so werden wir seftstellcn
worllen ist."

„Die Möglichkett eines Selbstmordes bestreite ich enW
den."

„Die Möglichkeit eines Unglücks, das dnrch einen Feh»
hervörge'rusen sein kann —"

(Fortsetznng folgt.)
 
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