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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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>rsch«int täglich, S-mritag- auSgenomMen. PreiS mit FamilieriSlättern mmurtlich bO Pfg. in'S HmrS gebrmht, bei der Txpeditirm urrd öen Zrsrrgirnftatren abgeholt 40 Pfg. D»«ch

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>»>»ig«npr«i»: SV Pfg. fLr die Ispaltrge Petttzeil« sderderen Rawn. ReLamezerle 40 Psg. Kür hresige GeschäftS- mrd Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Ansejgen
a» brstrmmten Tagen lvird keine Verantwortlichkeit Wernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeirung.und den städr. ArisSlagitellir Kernspre^ x«

SMötag, 4. April 1906.

IweLtLS BlatL.

45- Jahrgang — Air. 80

Kreisve.stlmmülng

(Schluß.)

Wir lassm mmmehr den Schluß des Berichts über die
Kreisversammlung folgen und zwar nehmen wir die Bericht-
erstattung bei Pos. 6 der Tagesordnung wieder auf.

6. Krcispflegeanstalt in Smsheim. Jm Anschlutz an den
Voranschlag wird gleich die Vorlage betreffend den Ncubau
einer Anstalt vorgenommen. Zu ersterem macht Bericht-
erstatter, Prof. Dr. Walz, einige Bemerkungen. Er be-
dauert den Rücktritt des Herrn Major a. D. Koehnhorn vom
Vorsitz des Ausschusses, der mit Erfolg bemüht gewesen sei,
-einen neuen Geist in die Anstaltsverwaltung zu bringen und
much die Vorarbeiten für die Errichtung einer neuen Anstalt
rm wesentlichen noch selöst erledigt habe. Bezüglich der lau-
fenden Verwaltung der Anstalt unö ihrer Ergebnisse -weist Red-
ner auf den trefflichen Bericht des neuen Direktors hiu.
Der Boranschlag wird ohne Diskussion genehmigt.

Zur Vorlage betr. den Neubau einer Kreispflege-
,a n st a l t berichtet ebenfalls Dr. Walz. Er bezeichnete sie
als eine der bedeutendsten, die dem Kreise unterbreitet worden
sei, aber es handle sich um ein Ziel, das den Kreisen gleich bei
ihrer Entstehung gesteckt worden sei: die richtige Unterbriugung
solcher armen Psleglinge, für die von den Gemeinden nicht
richtig gesorgt werden kann. Redner wirft einen.Rückblick auf
frühere Absichten der Untcrländer Kreise bezgl. solcher Anstalten.
So wurde schon 1867 der Plan, eine grotze Anstalt im llnter-
land zu errichteu, von den Kreisey gehegt. 1872 regte,Dr.
Mum dcn Gedanken abcrmals au, iudern er den Plan zu redu-
zieren vorschlug und zwar in der Weise, üaß der Kreis Hei-
delberg für sich allein eine kleine Anstalt errichte. Man
dachtc damals schon an das alte Kloster in Sinsheim. 1876
trat man diesem Projekte näher und beschlotz den Anlauf des
Klostcrs in Sinsheim. Die Gesamtkosten betrugen 130 000
Mark. Schon damals erkannte man, datz man keine vollkom-
mene Lofung gefunden habe, aber die Anstalt genügte zunächst.
Doch stellte stch der bauliche Zustand des Hauses als schlechter
heraus, als man geglaubt hattc, so daß nach und nach 100 000
Mark in das Anwesen gesteckt werden mußten. Berschiedene
unzuträgliche Vorkommnisse, die sich ercignet, in Berbindung
rnit der Anstellung eincs neueu Direktors legten deu Gedanken
nahc, die längst notwcudigen Aenderungen cintretcn zu lassen.
Erst wollte man das alte Haus erhalten und nur für die
Fraucuabtcilung cin neues Haus errichtcn. Davon ist man,
wie auch in dem gedruckten Bericht des' Ausführlichen darge-
legt ist, abgekommen. Jm Anschkutz an diesen gedruckten Be-
richt macht dcr Berichterstattcr detaillierte Ausführungen über
die nunmchr geplantc Erstellung einer ganz neueu Anstalt. Die
Mäue für letztere waren im Sihungssaale ausgestellt. Die
Änstalt sieht kmrnach aus, .wie etwa ein großes Luftkurhotel.
EZ sei dem Sonderausschutz nicht leicht gsworden, mit einer so
grotzen Anforderung zu kommen, aber in Berücksichtigung aller
Ilmstände sci nichts cmderes übrig geblieben. Mlerdings werde
die Austalt eine vierzigjährige Last für den Kreis bedeuten.
Hoffcntlich werde man trohdem ohne Umlageerhöhung aus-
'kommcn.

Herr Hambrecht - Scmdhausen dankt dem Berichter-
stattcr sür den sacblichen, gcdruckten und mündlichen Bericht.
Wohl seien die Kosten groß; aber wenn man sich dis Lage der
Pfleglingc borstelle, so könne man nur zu dem Entschlutz kom-
men, dcr Vorlaas zuzustimmen. Die Bflegssätze sollten, aber
nach der Arbeitskraft der Pfleglinge abgestuft werden. Er
biOc- den Kreismisschntz, in dicser Richtung borzugehen,

DrLWalz macbt demgegenüber daranf aufmerksam, datz
die Pfleglinge nur in, dcr Hausarbeit unter ärztlicher und
Wärieranfsicht als etwas arbeitsfähig zu bezeichnen seien. Jn
der Freibeit seien sie nicht als arbeitsfäbig zu bezeichnen
nnd desbalb sei anch nicht anzunehmen, datz die Gemeinden
ibr? Arbeirskraft anderswo zu verwendeu'suchen und sie der
Llnstokt enistehen würden.

Wilde Wogen.

H Roman von Ewald August König.

l j (Fortsehung.)

„Fch gebe zu, daß das alles berdächtig erscheint, aber man
sollrc doch die Gemütsverfassung berücksichtigen, in der mein
Vatcr sich befand. Die Entdeckung, datz dieser entsetzliche Ver-
dacht auf ihm ruhte, mutzte ihn ängstigen und verwirren, er
kann nicht für alles, was er in dieser furchtbaren Aufregung
gesagt und getan hat, verantwortlich gemacht werden. Jn
solchcr verzweifeltcu Stimmung ist man unzurechnungsfähig,
man handelt ohne Ueberlegung, man ist nicht im Stande, Lie
Folgcn seiner Handlungsweise zu überlegeu. Jch weih, wie das
allcs cuden wird," fuhr sie mit ivachsender Gereiztheit fort,
als Friedrich ihr keine Antwort gab, „der Anklageakt stellt die
»schuld meines Vaters ganz außer Zweifel., Die Geschworenen
werden ihn schuldig sprechen, und der Verteidiger, der Justizrat
Havermann, kanu dann auch nur noch um gnädige Strafe bit-
ten. Der arme alte Mcmn wird sein Leben im Zuchthause zu-
bringen. und der Fluch, der auf ihm ruht, fällt auch auf mich
zurück."

„Nimmermehr!" erwiderte Friedrich, aus dessen Augen ein
heitzer strahl zuckte.

„Man wird sich von mir zuruckziehcu und jeden Vcrkchr mit
mir abbrechen —"

„Die Freunde, die Sie haben, bleiben Fhnen treu!" unter-
brach er sie in einem zuversichtlichen, überzeugenden Tone.
„Sind ihrer auch uicht viele, so sind es doch wahre, aufrichtige
Freunde, auf die Sie in guten und bösen Tagen sich verlassen
könncn."

Sie blickte ihn schweigend an, ein herber Zug lag um ihre
Mundwinkel.

„Fragen Sie Erna, sie wird meine Behauptung bestätigen,"
ffagte sie.

Dr. Blum bestätigt die Ausführungen des Berichterstat-
ters. Man werde eine Einrichtung bekommen, die den Be-
dürfnissen entspricht. Andererseits würde man etwas erleben,
wenn man eine ncue Anstalt nicht errichten würde. Es würde
eine solche Masse Klagen vom Lande einlaufen, datz die Kreis-
versammlung im nächsten Jahre sie doch bowilligen würde. Ver-
hältnismätzig sehr grotz sei die Zahl der Geisteskranken in un-
serer Anstalt. Redner spricht nochmals warm im besonderen
Jnteresse der lündlichen Bevölkerung für die Errichtung der
Anstalt.

Herr Architekt Thomas macht nunmehr vor den Plänen
und Karten nähere Mitteilung über die geplante Anstalt und
ihre Einrichtung. Sie ist, wie man daraus entnahm, in jeder
Hinsicht praktisch und den Bedürfnissen entsprechend eingerichtet.

Herr Landeskommissär Pfisterer empfiehlt die Vor-
lage, indem auch er die Errichtung der Anstalt als ei-ne der be-
deutendsten Aufgaben bezeichnet, die dem Kreis gestellt worden.
Er habe auf einen gewissen Widerspruch in der Bersammlung
wegen der grotzen Kosten gerechnet und freue sich nun, daß bis
jetzt nur Zustimmungen erfolgt seien. Vor 30 Jahren hätte
man dem Kreis mit einer solchen Vorlage nicht kommen dür-
fcn; heute sei das anders. Heute habe man bie Auffassuug,
datz man in solcher Lage etwas Tüchtiges u. Dauerndes, wenn
auch cvtl. mit crheblichen Kosten und »iiter Kapitalaufnahme,
schaffcn müsse. Einc Stcigcrnng der Umlage brauche wegen der
Anstalt uicht einzutreten. Auf Einzelheiten der Vorlage über-
gehend, legte Redner dar, datz der Luftraum der auf den einzel-
nen Jnsassen der Anstalt komme, durchaus genügend sei, sowohl
für die gesunden, wie für die kranken. Selbstzahler wird man
in die Anstalt aufnehmen können, wenn der Platz ausreicht.
Gegenüber Herrn Lambrecht meint auch Redner, daß aus
dcr Arbeit der Pfleglinge nicht biel zu erzielen sei. Die
Hanptsache bei der Arbeit sei, datz die Pfleglinge Beschnsligung
haben. Er würde sich freuen, wenn die Borlage einstimmige
Annahme fände.

Pröfessor Dr. Walz weist nochmals darauf hin, datz die
Anstalt zum grotzen Teil Krankenhaus sei. Wünschenswert
wäre dem Ausschutz, wenn er jetzt schon die Ermächtigung er-
hielte, Selbstzahler aufzunehmcn. Jetzt dürfen nach dem Sta-
tut nur Kreiseingesessene aufgenommen werden.

Der Vorsitzende macht darauf aufmcrksam, datz die
grundsätzliche Aufnahme von Selbstzahlern eine Aenderung der
Statuten notwendig mache. Wenn äber die Kreisversammlung
nichts dagegen habe, so könne man einen Wersuch mit einem oder
dem andern Selbstzahker machcn, um dann die Sache grundsätz-
lich zn regeln.

Der Antrag des Ausschusses auf Errichtnng eincx neuett
Kre-ispflegeanstalt wird einstimmig genchmigt.

7. Landwirtschaftliche Winterschule zu Eppingen. Der An-

trag des Ausschusses wird ohne Debatte genehmigt.

8. Landwirffchaftliche Kreiswinterschule zu Wiesloch. Nach
einigen Mitteilungen des Berichterstatters, Majors a. D.
Koehnhorn, wird die Fordcrung dcs Kreisausschusses genehmigt.
Bezüglich der Unzulänglichkeit der Lehrmittel wies der Bericht-
«rstatter darauf hin, datz in Uebereinstimmnng mit dem Wunsche
der Regierung noch manches cmzuschaffen sei. Die Regierung
gehe allerdings'sehr weit; ihr Verzeichnis des' möglichst Anzu-
schaffenden entspreche einer Summe von ca. 4000 Mark. So
weit wolle man natürlich nicht gleich gehen. Man wolle jähr-
lich 500 Mark für Lehrmittel auswenden und so nach und nach
auf den gewünschten Stand kommen.

9. KMshaushaltungsschule Neckarbischofsheim. Nach ei-
nigen kurzen Bemerkungen des Berichterstatters, Herrn N e u-
wirth , wird der Antrag des Ausschusses ohne Debatte geneh-
migt.

10. Förderung der Landwirtschaft. Der Vorsitzende des
Sonderausschusfes, Herr Ph. H. Stoll, weist auf die bei-
den in das Programm des Ausschusses neu eingefügten Punkte
— Rieselwiesen und Gründüngung in bäuerlichem Betrieb —-
hin imd erörtert eine Eingabe des Bezirksbienenzuchtbereins
Wiesloch, der um eine Unterstühung eingekommcn ist. Auf

„Erna?" fragte er befrcmdet. „Was hat sie Jhnen ge-
sagt?"

„Gesagt? Nichts, und eben dieses Schweigen sagt mir
mehr, als Worte es vermocht hätten. Sie war heute Nach-
mittag noch so freundlich und herzlich, wie sonst; wo anders soll
ich den Grund dieser Veränderung suchen, als in dem Fluch,
der auf mir ruht? Jch beklage mich nicht, ich darf Jhrer
Schwester deshalb nicht einmal zürnen, aber schmerzlich, tief-
schmerzlich ist es sür mich doch —"

„Sie sind ungerecht, ohne es zu w'issen," fiel er ihr aber-
mals ins Wort, und seine Stimme klang so vorwurfsvoll, datz
sie betroffen aufschaute.

„Wc-nn Eriia schwcigsam und verstimmt war," fuhr er fort,
„so lag der Grund in dcm unglücklichen Werhültnis ihres
Brautstandes. Sie kenneii dicse Vcrhältnisse uicht, Erna ist
zu stolz, sie anderen mitzuteilen, und welchen Trost konnte sie
auch von Jhncn erwarten, da sie ja selbst so Schweres zu tra-
gen habeu. Jhr Verlobtcr ist cin schwacher, wankelmütigcr
Charakter; möglich auch, datz andere hintcr ihm stehen und ihn
gegen seine Braut aushetzen. Mir ist es klar geworden, batz
nicht Liebe diesen Bund geschlossen hat, ich vermute, datz Erna
ihr Jawort nur gab, um mich don der Sorge um ihre Existenz
zu befreien. Sie würde dieses Wört einlösen und auch dem
ungeliebten Manne eine treue und sorgsame Gattin sein; mir
aber scheint, datz ihr Verlobter nur nach einem Vorwand sucht,
um das Band wieder zu lösen. Und dasz Ernn darunter leidet,
werden Sie begreifen. Sie verhehlt sich nicht, datz man sie den
schuldigen Teil nennen wird, wie es in solchen Fällen ja fast
immer geschieht. Der Mann behält Recht und Lre Frau wird
berurteilt. Jndessen, welche Folgen es auch haben mag, ich
wcrde dieses aufreibende Schwcmkcn zwischen Hoffen und
Fürchten beenden, Erna mutz Gewitzheit haben, -wenn ste ihres
Lebens wieder froh fein soll. Und, nun wissen Sie, weshalb sie
heute nicht so heiter und freundlich war, sie hat sicherlich nicht
geähnt, daß Sie dieses auf Jhre eigene Person beziehen wür-
den."

des Redners Antrag hat der Kreisausschutz die Forderung ab-
gelehnt, da die Bicncnzucht nicht zur Landwirtschaft gehöre.
Nun mache der Bienenzuchtverein aus die Nützlichkeit der Bie-
nen bei Befruchtung der Obstbäume aufmerksam. Darauf sei
zu erwidern, datz Wohl die Jnsekten im allgemeinen dabei in
Betracht kämen, nicht aber im besondern die Bienen, die nur
sehr un-wesentlich bci der Befruchtung der Blüten tätig sind.

Prinz L ö w e n st e i n bittct dem Verband der unterbadi-
schen Pferdezuchtgenossenschaften wieder, wie früher, 200 Mk.
statt 100 Mk. zuzuwcuden. Der Vcrband könue das Geld
brauchen, er arbeite mit Schulden. Gerade der Kreis Heidel-
berg sei an dem Bestehen des Verüandes interessiert. Fhm
gehöre mehr als die Hälfte der Mitglieder an. Herr Stoll
nnterstützt dcn Antrag dcs Prinzen Löwcnstein; desgleichen
Hrrr Reh m.

Dcr Antrog des Kreisnnssckusses samt dem Zusatz des
Prinzeu Löwenstein wird genehmigt.

11. Krcisbanmwartinstitut und Fördcrung dcs Obstbaus.
Der Vorsitzende des Sonderausschusses, Major a. D. Koeh n-
horn, hat sich seit der letzten Kreisversammlung die Ein-
richtung von Obstmärkten angesehen, speziell in Freiburg.
Die Kostcn, die dort aufgewendct würden', seien sehr groh (8000
Mark). Ein Zcntralmarkt würde in Heidelbcrg schwer einzu-
führen scin, chcr schoit in Mannhcim. Orte mit gleicher
Qbstlage sollten sich zu lokalen Märkten zusammentun. Der
Ausschutz gedenke die Obstmärkte dadurch zu unterstützen, datz
er die Kreisbaumwarte instruieren lätzt, wie man Obst für
den Markt berpackt und ausstellt und sie dann in die Gemeinden
schickt, nm die Bevölkerung anzuregen und zu belehren. Das
Jnstitut der Kreisbaumwarte wcrde noch immer zu wenig be-
nutzt. Mit den Ortsbaumwarteu sehe es biclfach traurig aus.
Viele verständen selbst nichts. Die Ortsbaumwarte sollten ei-
gentlich ein Zwischenglied zwischen den Kreisbaumwarten und
der Bevölkerung bilden und die Belehrungen der Kreisbaum-
tvarte festhalten und am Orte nutzbar machen. Es wäre zu
empfehlen, datz stch innerhalb der Ortschaften die obstbauettden
Landwirte nnd sonstigen Leute, die Jntercsse für den Obstban
haben, zusammen täten, um sich gegenseitig zu belehren. Hr.
Correl spricht über die Obstbäume an den Stratzen.

Der Antrag des Ausschusses wird genehmigt.

12. Die Beteiligung des Kreises an der Bersicherung g-e-
gen Hagrlschadcn. Der Berichterstatter, Herr Neuwirth,
rekapumierl einiges ans dein gedruckten Bericht und regt an
daß die Bersicherung möglichst zu 12 Prozent und nicht schon
zu 6 Prozent Schaden abgeschlossen werde.

Dcr Antrag des Ausschuffes wird genehmigt.

13. Dns St-rastenwcscn. 1. die K r c i s st r a tz c n u n -

terhaItung. Der Berichterstatter, Major a. D. Koehn-
horn, erwidert bei dieser Position auf die Anregnng des
Herrn Corrcl. Dic Bäume seien in erster Linie zum Schutz
der Straßen bestimmt; natürlich wolle man, wo immer möglich,
Obstbäumc pflanzen. Vielfach seien die Besitzer an der Stratze
rücksichtslos im Bepflanzen ihres Gelandes. Die Stratzen
müffen den Vorzug haben. Natürlich wolle man gegen Beste-
'hendes nicht rucksichtslos vorgehen, aber es müsse doch darauf
gehalten werden, datz dic Stratzen, die dem öffentlichen Jn-
tereffe dienen, den Vorrang haben. Herr Hambrecht
dankt für das Jnteresse das ber Kreis den Stratzen in den
Gcmarknngen Bruelihauscn, Sandhauscn, Kirchheim und Hei-
delberg zugewendet habe. ^

Der Voranschlag für die Krcis'stratzen wird genehmigt.

2. K r e i s w e g e. Der Berichterstatter, Masor a. D.
Koehnhorn, bezielst sich auf dcn gcdrucktcn Bericht und
spricht dann nber das Walzen der Stratzen, wovan Herr Ham-
brecht bci der vorgehendcn Position gesprochen. Herr Kochn-
horn führt ans, man habc mit d-'m Walzen Versuche gemackt;
es sei dock bedeutcnd bequemer und nicht erheblich teurer, wcnn
d!e Straße nicht gerade autzerordentlich starken Verkehr habe.
Ja, man könne sagen, es sei bei geringeremBerkehr überhaupt
nicht tenM.

Bci dem autzcrordentlichen Aufwand für Krciswcge wcist

„Verzeihen Sie," bat Hertha, ihm die Hand reichend.
„Jch wußte das alles nicht. Und dann auch bitte ich Sie, sagen
Sie Erna nichts von meiner Vermutung, sie wnrde sich mit
bollem Recht gekränkt fühlen und tnich des Undankes an-
klagcn."

-Er hielt ihre Hand fest in der seinigen, ihre Blicke ruhten
ineinander. „Wollen Sie mir versprechen, nie wicder an der
Aufrichtigkeit und Herzlichkeit unserer Freundschaft zu zwei-
feln?" fragte er. s

„Jch berspreche es Jhnen," antwortete sie in ihrer alten,
hcrzlichcn Weise, die auf ihn immer einen sehr wöhltuenden
Eindruck machte. „Jch bin Fhnen und Jhrer Schwester so
grotzen Dank schuldig."

„Reden wir nicht davon; Sic ivissen ja, datz es mir unan-
genehm ist. „Was ich hier tue, das stue ich doch auch für mich,
ich sichere dadurch mein Einkommen. Die Pflichten, die ich
nbernommen habe, mutz ich crfüllcn und ich tue es freudig.
Werbannen Sie allc Zweifel, ich sürchte, es werden noch schwere
Tage über Sie kommen. Denn aufrichtig gesagt, teilt nicmand
die Hoffnungen, die Sie hegen. Glauben Sie mir, es wird
mir unsagbar schwer, Fhnen das zu sagen; aber ich halte es
für besser, Sie bereiten sich auf das Schlimmste vor, als datz
Sie auf Hoffnungen vertrauen, die nur zu bitteren Ent-
täuschungen sühren können."

Hertha nickte schwcigend, sie selbst hatte sich däs alles
schon vorher gesagt, sie >war anf das Tchlimmste gefatzt, abcr der
Hoffnung auf ein besseres Ende konnte und wollte sie nicht
entsagen.

Mit umwölkter Stirn kehrte Friedrich ins Burcau zurück;
Konrad Wilde satz vor seincm Pult und verspeiste sein Vesper-
brot mit Behagen. Es tvar nur ein Butierbrot mit einem
dünncn Stückchen Käse, aber es schmeckte ihm vortrefflich, ob-
glcich er kein anderes Getränk als Waffer dazu bcsatz.

„Na, das hat ja lange gedaucrt!" sagie er, den Buchhchaltcr
mit eincm crwartungsvollen Blick anschauend. „Sie nehmens
 
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