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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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Dicnötüg, 5. Mlü 1903.

Zwestes Blcktt.

45. Jützrgang — 104

>»scheint tä > lich. SonntagS «mSgenomMen. P«i» mü FaAnIieriHläÜrrn mimatlich 50 Pfg. in'S HauS gebrachi, bei der Txpcditisn rrsK den 8wri§L7kfta!t«r abgeholt 4V DWch'

di« Post brzogen virrteljährlich 1.S6 Ml. auSschließlich ZusteLgebLhr.

A»I»i»enprei»:Li> Pfg. fLr die Ispaltige Petitzeilc oder deren Ramn. RevamezeU« 40 Pfg. Für hiefige GeschästS- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die L-rfnahme von Anrcigen
«, beftimmten Tagen tvird keine Berantwortlichteit Wernommen. — Anschlag drr Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zerkrng und den stLdt. Anscklagftell-m. Fe

Die Trierer Schulfragen.

Gegenüber den mehrfach unrichtigen Preßnachrichten
über die von der Regierung getroffenen und zu treffen-
den Maßnahmen bezüglich der st a a t l i ch e n h ö h e r e n
Mädchenfchule und des L e h r e r i n u e n f e m i -
nars in Trier ist die „Nordd. Allg. Ztg." iu der
Lage, die Tatsachen richtig stellen zu können. Es ist un-
richtig, daß eine Trennug der Schülerinnen nach Konfes-
sionen ftir Deutsch und Geschichte beabsichtigt ist, es ist
weiter unrichtig, daß Kaplan Reitz auch tlnterricht in
Deutsch und Geschichte erteilen soll; ebenso unrichtig ist
es, daß die neuangestellte katholische Seminarlehrerin den
Unterricht in Deutsch und Geschichte auf der Oberstufe der
höh. Mädchenschute u. dem Lehrerinnenseminar allein er-
teilen soll. Wie bisher werden anch evangelische Lehrper-
sonen diesen ttnterricht mit versehen. Richtig ist lediglich,
daß Lie Lehrbücher von Ostermann und Heilmann, Teil
2, ab Ostern nicht gebrancht werden, und daß es gelnngen
tst, eine katholische Lehrerin für die Mitwirkung bei der
Erteilung von Deutsch und Geschichte für beide Anstalten
zu gewinnen. Richtig ist schließlich, daß Verhandlungen
mit der Stadt Trier wegen Einrichtung einer ttebungs-
schule schweben. Die tlnterrichtsverwaltung hat ein Jn-
teresse, die staatlichen Seminare mit eigenen Uebungs-
schulen auszustatten und von anderen Schnlanstalten un-
abhängig als selbständige Anstalten unter eigener Leitung
zu organisieren. Es ist deshalb mit Trier wegen Ueber-
nahme von 8 Volksschulklassen und deren Einrichtung zu
einer Ucbungsschule in Verhandlung getreten worden.

Deutsches Reich.

Badc«.

Karlsrnhe, 3. Mai. Die Zentrumspresse ver-
langt inlmer stürmischer S ü h n e g o t t e s d i e n st e we-
gen der Freisprechnng des ehemaltgen Pfarrers Schwarz
durch das Mannheimer Schwurgericht; in den Mannhei-
rner katholischen Kirchen sind bereits Sühnegottesdicnste
angeordnet worden. Die Ausgabe dieser Zentrumsparole
beweist besser als alles, daß es der Partei nur darum zu
tun ist, die katholische Bevötkerung künstltch in einen
Erregungszustand zu versetzen oder darin
zu erhalten. Denn man kann mit Fug und Recht behaup-
ten, bemerkt der „Schwäb. Merk." zutreffend, daß die un-
geheure Mehrheit der Katholiken von den Angriffen des
Pfarrers Schwarz keine Kenntnis erhalten hat (die Lektüre
anderer als katholischer Schriften tvird ihnen ja immer
aufs neue verboten!) und daß die wenigen, welche Kennt-
nis erhielten, die nötige Bildung besitzen werden, um die
Sache nach Gsbühr zu würdigen. Man will aber offenbar
dem Fall Schwarz eine übertriebene Bedeutung beilegen,
weil man gar nicht genug Stoff zur Fortsetzung der kon-
fessionellen Agitation haben kann. Die Zentrumspresse
sollte doch daran denken, wie ganz anders die offiziellen
Angrifse des päpstlichen Stuhls auf die Protestanten tau-
teten, daß trotzdem von Sühnegottesdiensten keine Rede
war, und daß die begreifliche Aufregung bald aufhörte.

weil ntemand da war, der sie schürte. Der ttnterschied des
Verhaltens ist bezeichnend sür das Zentrum und seine
deutsche Gesinnung.

Bayern.

München, 30. April. Der landwirtschaftliche Ver-
ein in Bayern macht durch sein Wochenblatt daraus auf-
merksam, daß seit vorigem Herbst zwar dte Schlacht -
viehpreise wesentlich heruntergegangen seien, nicht
aber die I l e i s ch p r e i s e. Als mit dem 1. September
vorigen Jahres die Münchner Metzger infotge der damali-
gen Schlachtviehnot die Fleischpreise erheblich steigerten,
sagte das Publikum sofort voraus, daß, auch wenn das
Vieh billiger würde, die Fletschpreise trotzdem nicht wie-
der herabgehen würden. Tatsächlich ist es so gekommen.
Ochsen stnd jetzt für den Zentner Schlachtgewicht wenig-
stens 3 Mark und Schweine sogar 14 Mark billiger als im
Augnst vorigen Jahres. Aber L)chsenfleisch kostet nach
wie vor 85 bis 90 Pfg und Schweinefleisch 80 Pfg. das
Pfund. Von Fleischnot, so wird weiterhin ausgeführt,
könne zur Zeit nicht mehr die Rede sein und es wäre un?
gerecht, die Landwirte weiterhrn für die noch immer an-
dauernde Fleis'chteuerung verantwortlich machen zu wollen.

ArrsLmrd.

Frankrcsch.

Paris, 2. Mai. König Eduard von Eng-
land ist von den Pariscrn ganz freundlich aufgenommen
worden. Zu einer Demonstration gegen ihn ist es
nirgends gekommen, vielmehr scheinen die Pariser sich für
ihren akten Freund nach und nach etn wenig erwärmt zu
haben. Mit Loubet nahm der König die Parade über die
Pariser Garnison ab und besuchte mit ihm die Wett-
rennen.

Jtalicn.

Rom, 2. Mai. Jetzt erst brechen die katholischen
Blätter ihr Schweigen über den Besuch des Königs
Eduard beim P a P st e. Der „Osservatore Cattolico"
erinnert daran, daß die Art des Besuches einen Präzedenz-
fall habe; 1883 sei auch Kronprinz Friedrich von der Qui-
rinak-Botschast abgefahren, nnd habe daher auch keinen
Gegenbesuch des damaligen Staatssekretärs Jacobini er-
halten. Uebrigens soll es zwischen dem Papst und R a m°
polla zu einer hestigen Szene gekommen sein,
da Letzterer konsequent bis zuletzt darauf bestand, der
Papst solle den König Eduard nicht empfcingen, wenn er
von der Qüirinal-Botschaft aus den Besuch antrete. Die
Stimmnng im Vatikan ist noch arg gedrückt, namentlich
wegen der offiziellen englischen Note, die betont, daß der
Papst den Besuch ausdrücklich gewünscht lnbe. Die „Voce
della Veritll" bestreitet die Wahrheit dteser Darstellung.
Am besten wird die Stimmnng der Klerstalen durch das
Wort eines Prälaten gezeichnet: „Besser wäre es gewesen,
wenn der Papst den König Eduard gar nicht, als so em-
pfangen hätte." Die Klerikalen finden Trost darin, daß
Kaiser Wilhelm seinen Besuch mit größerer Gala aus-
gestattet.

Aus Stadt uud "and.

Schöfsengerichtssitzung vom 2. Mai. Georg Knapp,
Taglöhner, in Haft, erhielt wegen Bettelns 3 Wochen Hast u.
wurde der Landespolizei überwiesen. I. Sommer von Pe-
tersthal erhielt weg. Widerstands u. Körperverlehung 2 Mon.
Gefängnis; Daniel Christmann von Petersthal wegen Kör-
perverletzung 20 Mark Geldstrafe evtl. 4 Tage Haft; Ulrich
Wild, Spengler von hier, erhielt wegen Ruhestörung 10 Mk.
Geldstrase; die Verhandlung gegen Gg. Ehrbar, Schmid von
Kirchheim, wegen Beleidigung des Lokomotivführers Michael
Bleimling von Kirchheim wurde bertagt; Albin Kühn, Archi-
tekt von hier, erhielt wegen Beleidigung des Agenten Moritz
50 Mark Geldstrafe; Daniel Würtele Ehefrau von Kirchheim
und Küfer Fritz Heuser Ehefrau von hier sind angeklagt weg.
Beleidigung des Maurers Friedrich Schumm in Schönan b.
H., erstere wurde freigesprochen, letztere erhielt 20 Mk. Geld-
strafe evtl. 4 Tage Haft; die Verhandlung gegen Kath. Zuchelli
geb Treiber von hier wegen Beleidigung der Elise Markmann
Ww. von hier wurde vertagt; desgleichen die Verhandlung
gegen Jakob Beck Ehefrau und Johann Beck, Maurer von
Waldhilsbach, wegen Beleidigung des Philipp Jakob Stein-
hard allda.

V Karlsruhe, 2. Mai. (Spinnerei-Ausstel-
lung.) Die unter dem Protektorat der Großherzogin in der
Zeit vom 20. Mai bis 7. Juni l. Js. im Markgräflichen Pa-
lais dahier stattfindende Spinnereiausstcllung wird nach dew
eingegangenen Anmeldungen außerordentlich reich be-
schickt werden. Es kommen nicht nur Spinnhanf und Flachs-
in allen Arten und Vorbereitungsstadien sowie die verschie-
densten Geräte des Hanf- und Flachsbaues und der Spinne-
rei aus aller Herren Länder sowie aus alter und neuerer Zeit
zur Ausstellung, sondcrn es wird auch eine außerordentlich
starke Beschickung insbesondere mit Spinnerzeugnissen und-
rohen wie verarbeiteten Tuchen stattfinden. Von diesen leh-
teren bieten viele durch Alter und Art der Ausführung auher-
ordentliches Jnteresse; insbesondere haben die Landleute da-
rin gewetteifert, die Dauerhaftigkeit und Zweckmätzigkeit des-
„Selbstgesponnenen" darzutun, indem von den verschiedensten
Landesgegenden aus selbstgesponnenen Tuchen gefertigte Ge-
genstände für den Hausgebrauch eingesendet wurden, die
durch mehrere Generationen hindurch bei einzelnen Familiert
im Gebrauche waren und heute noch in Benützung sind. Auch
die große Zahl der zum Preisspinnen gemeldeten Personen

— es liegen ca. 500 Anmeldungen vor — beweist nicht nur
das rege Jnteresse an der Sache, sondern auch, datz die alte
schöne Sitte des Handspinnens auf dem Lande noch mehr im
Gebrauch ist, als man im Allgemeinen annimnit. Von diesen
Spinnereien wird das Spinnen während der Ausstellung aus
den verschiedensten Spinngeräten praktisch borgeführt wer-
den; auch wird die damit verbundene Spinnstube ein keb-
hastes und anziehendes Bild dadurch bieten, datz die Spin-
nerinnen meist in Landestracht erscheinen. Auch die übrigen
Abteilungen der Ausstellung, die Trachtengoldstickerei, die
Kunstweberei, die Korb- und Strohpflechterei nmfassen viel
des Jnteressanten und Sehenswerten und eine reich ausge-
stattete Sammlung von Lehrmitteln auf dem Gebiete des
Hanf- und Flachsbaues wird sicherlich viele Anregung bringen
wie auch die Vorführung der Bearbeitung von Hanf und
"Flachs weitere Kreise interessieren dürfte. Die Anmeldun-
gen für die Ausstellung sind jeht abgeschlossen und es können
Neuanmeldungen jctzt nicht mehr bcrücksicktigt werdcn. Sei-
tens der Grotzh. Generaldirektion der Ba/bischen Staatseisen-
bahnen ist Fahrpreisermäßigung zum Besuche der Ausstellung
in der Weise gewährt worden, daß die am 19., 23. und 30. ds.
und 6. Juni auf den badischen Staatsbahnstationen und dcrr
badischcn Stationen der Main-Neckarbahn gelösten einfachen
Personcnzugskarten nach Karlsruhe innerhalb dreier Tagec

— den Lösungstag mit eingerechnet — auch zur Rückfahrt in
Personenzügen benntzt werden dürfen, wenn sie in der Aus-
stellung abgestempelt sind- Die Benützung von Schnellzügen
ist gegen Lösung von Zuschlagskarten — je für Hin- und

47)

Wilde Wogen.

Roman von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

„Und keine Bitte kann diesen Entschlutz ändern?"

„Nein, Friedrich, mach mir das Herz nicht noch schwercr.
Du kennst meine Gründe, sie sind heute noch immer dieselben,
und was du auch gegen sie sagen magst, du wirst mich nicht
uberzeugen, datz sie haltlos wären. Wir werden einander recht
oeißig schreiben, und wenn du in trüben Tagen meiner be-
oarfst, so kehre ich ohne Verzug zurück. Du weißt, ich bin bei
Mistres Bourton gut aufgehoben; du hast also keine Veran-
tassung, dich mcinetwegen zu beunruhigen."

„Schon die weite Reise, Erna —"

«Jch fürchte Sie nicht," erwiderte sie ruhig, „ich werde
ueue Eindrücke empfangen, die alles Vergangene in den Hin-
tergrund drängen."

„Wann wollt Jhr abreisen?" fragte Friedrich mit einem
raschen Blick auf Konrad, der sich an seinem Pult beschäftigte.

„Morgen Mittag, Mistres Bourton ladet dich ein, den heu-
"gen Abend mit uns zu verbringen."

,„Das ist mir lieb," nickte er, „ich bin gerade jetzt sehr be-
Ichäftigt, das Geld für den Erben Grimms soll heute noch bei
Bank deponiert werden. Jch nehme die Einladung mit
uerzlichem Dank an; bitte, sage das der Dame, gleich nach dem
^e;chästssch)uß werde ich mich einfinden."

Cr drückte ihr die Hand und führt sie zur Türe. Erna
"late ihm noch einmal zu und stieg die Treppe-hinauf,

. Sie fand die Freundin in Tränen; einsam und verlassen
latz Hertha in ihrem Wohnzimmer am Fenster, ihr tränen-
uasser Blick war in die weite, weite Ferne gerichtet.

Erna eilte auf sie zu und schlotz sie in ihre Arme.

— ,,Mut!" flüsterte sie in tiefer Bewegung. „Was die
s^chickung schickt, ertrage! Das ist auch mein Wahlspruch in
tvi d ^ gewesen, und es gelang mir, das Schwere zu über-

„Du hattest einen Bruder, dem du alles klagen konntest, ich
aber hatte nicmand," sagte Hertha, ihr blondes Haupt an die
Schulter der Freundin legend. „Nun willst du mich auch ver-
lassen, dann habe ich kein Menschenherz mehr, das an meinem
Geschick teilnimmt. Der Vater entehrt, im Gefängnis, keine
Geschwister, keine Freunde, einsam und allein in dem großen
Hause; wie kann es befremden, wenn Stunden kommen, in
dencn die Verzweiflung mich schon übermannen will?"

Erna hielr die Freundin umschlungcn und blickte gedanken-
boll vor sich hin.

Durfte sie in dieser Stunde der Verzweifelnden sagen,
daß sie nur gekommen sei, um Abschied von ihr zu nehmen?
Sie konnte es nicht, es War ihr nicht möglich. Friedrich sollte
ihr am nächsten Tage den Abschiedsgrutz bringen.

„Jch lasse dir meinen Bruder hier," sagte sie leise, „du hast
an ihm einen treuen und aufrichtigen Freund —"

„Ja, das weiß ich, und das ist auch alles," unterbrach Her-
tha sie in herbem Tone, „er kommt zu mir, wenn er geschäft-
liche Angelegenheiten mit mir zu beraten hat, aber weiter
reicht seine Freundschaft nicht; um meine persönlichen Ange-
legenheiten lümmert er sich nicht, und ich dars das ja auch
nicht von ihm verlangen."

„Wenn du ihn darum bätest, so würde er es gerne tun,"
erwiderte Erna, ihr voll warmer Liebe in die feucht schim-
mernden Augen schauend, „er darf es dir ja nicht anbieten,
er sieht in dir die Tochter seines Prinzipals, schüchtern und be-
scheiden ist er immer gewesen."

„Die Tochter seines Prinzipals?" fuhr Hertha in demsel-
ben Tone fort. „Weshalb sagst du nicht: die Tochter eines
Verbrechers? Das würde der Wahrheit näher liegen."

„Wie kannst du das nur glauben, Hertha? Wie magst du
nur denken, daß er so ungerecht sein könne, die Schuld öeines
Vatcrs auf dich zu übertragen?"

„Sie tun es sa alle! Die Schuld der Eltern fällt stets auf
die Kinder zurück; in der Bibel steht ja auch geschrieben, daß
die Kinder für die Schuld der Eltern büßen sollen. Jch
weitz, wie die Leute über mich denken, ich sehe es auch, daß sie

mir aus dem Wege gehen, und ich kann nichts dagegen tun,
trotzdem ich noch von der Schuldlosigkeit incines Vaters fest
überzeugt bin."

Und du glaubst das auch von meinem Bruder?" sagte Erncc
mit leisem Vorwurf.

„Nein, aber es befremdet und schmerzt mich, daß auch
er —"

Hertha brach ab sie cntwand sich den Armen der Freun-
din und heftete den Blick wieder nachdenklich an das Fenster»

„Liebst du ihn?" fragte Erna leise.

Eine verräterische Glut übergoß das Antlitz Herthas, dcr
herbe Zug, der ihre Mundwinkel umzuckte, trat schärfer
hervor.

„Und wenn ich es täte, darf ich auf Gegenliebe hoffen?"
erwiderte sie bitter. Herzensgefühle, die aussichtslos sind,
muß man bekämpfen, cs ist hart, aber notwendig."

„Woher hast du die Gewißheit, daß sie aussichtslos sind?"
entgegnete Erna, die Freundin wiedernm umschlingend.
„Glaube meinen Worten und gedulde dich; vor dir liegt eine
Zukunft voll Sonnenschein, die dunklen Schatten, welche jetzt
auf deinen Weg fallcn, werden vor ihm zerrinnen."

„Wenn ich das glauben könnte! Jch kenne mcine Zukunft
beffer, Erna; einsam und freudlos werde ich durch das Leben
gehen —"

„Nein, nein, ich weiß es, du wirst glücklicher, werdenk
Wenn du der Schüchternheit Friedrichs entgegenkommen
kannst, so tue es, ein einziger Blick wird genügcn, ihm die Ge-
wißheit zu gebcn, nach der er sich sehnt."

„Nach derier sich sehnt?" wiederholte Hertha, die schönen
Augen, in dencn es freudig aufleuchtete, voll fieberhafter Er-
wartung auf die Freundin richtend. „Jst das die Wahrheit?'
Hat er selbst es dir gesagt?"

Erna schloß sie fester in ihre Arme und küßte sie auf die-
Lippen; es sollte der Abschiedskuß sein.

„Er sagte es mir", flüsterte sie mit bewegter Stimme„
„er hat nicht den Mut, dir seine Liebe zu bekennen, weil er
sürchtet, sie würde zurückgestoßen wcrden. Wenn dies ges
 
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