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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#1086

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Zw'eiter Preis:

Nr. 1 Liederkranz, Lahr

63

PunkLe

„ 2 Arbe^erbildungsvercin, Freiburg i.

Br. 68



„ 3 Frohsinn, Schwenningen i. W.

69



„ 4 Nähmaschinenbauer» Karlsruhe

69 V2



„ 4 Badenia, Konstanz

69'/2



„ 5 Frohsinn, Freiburg-Wiehre

70



„ 6 Liederkranz, Eberbach

74V-



„ 7 Liederkranz, Schwetzingen,

7614



„ 8 Frohsinn, Bretten

90



„ 9 Eintracht, Heidelberg-Neuenheim

95



„ 10 Erinnerung, Pforzheim

96



4. Abteilung: K u n st g e

s a n g.


E r st e r Prcis:

Nr. 1 Männergesangverein, Freiburg

44Z4 Punkte

„ 2 Concordia, Lahr

4614



„ 3 Freundschaft, Pforzheim

55 z4



Zweiter Prels:

Concordia, Heidelberg

6014 Punkte

Die Verkündung der Preise wurde jeweils mit Beifalls-
Lezeugungen für die ausgezeichneteti Vereine bedacht.

Ias

„steiüelberger sremtlenblall"

kostet für den 5ommer fZOZ nur Mk. 3.—.

Bestellungen werden täglich entgegengenommen vom
Verlage, Untere Neckarstraße 2f, sowis vom
j)ostamte und den Trägern.

Aits Stadt «nd Land.

— Landsmannschafter-Fest. Seit einer Reihe von Jahren
treffen sich Mitglieder der zum sogen. Koburger ll.. L. gehöri-
gen Landsmannschaften mit ihren Damen um die Pfingstzeit an
der Bergstraße, um die Erinnerung an die fröhliche Burschenzeit
zu erneuern. Der diesjährige Ausflug findet Sonntag den 7.
Juni statt. Sammelpuntt ist Z w i n g e u b e r g, wo im Gast-
hof zum Löwen vor 38 Jahren dcr Buud der deutschen Lands-
mannschaften begründct wurde. Dort findct Konvent mit Früh-
schoppen statt. Der Nachmittag wird in Auerbach verbracht.
Sämtliche Landsmannschaften der benachbarten Hochschulen ent-
senden Vertreter, sodaß neben den „alten Herren" auch die
akademische Jugend zur Stelle sein wird. Alle jehigcn und
früheren Angehörigen oder Freunde der deutschen Landsmann-
schaft sind zu dicsem Aussluge willkommen.

Dossenheim, 2. Juni. Gestern (Pfingstmontag) Abend
zwischen 5 und 6 Uhr zog nach vorausgegangener großer Hitze
und fast unerträglicher Schwüle ein schweres Gewitter,
von Osten her über den Odenwald kommend, über unsere Ge-
markung, welches ziemlich viel Hagel mit sich führte. Jn
Strömen floß der Regen herab über unsere Gemarkung, so-
daß unser kleiner Ortsbach rasch hoch zum Ueberlaufen an-
schwoll und viele Gehöfte unter Wasser gesetzt wurden. Auf
den Feldern hat es weiter keinen Schaden getan, dagegen kn
den Weinbergen dürfte von den massenhaft herabfallenden
Hagelkörnern mancher weiche Samen abgeschlagen worden sein.
Jn den umliegenden Gemarkungen soll es, w!e man hört, kek-
nen Tropfen geregnet haben. Ein durchweichender Regen war
sür alle Gewächse sehr notwendig, aber von Hagel möchten wtr
berschont bleiben.

zX Mannheim, 1. Juni. (Die Tagesordnung u.
der Festplan für die elfte Jahresversamm-
lung des Verbandes deutscher Elektrotech-
niker in Mannheim) sind folgende: Sonntag, den
7. Juni 1903, 9 Uhr 30 Min. bormittags: Vorstandssitzung
im Versammlungslokal des städt. Rosengartens, 3 Uhr nachm.:
Ausschußsitzung im Rosengarten, 8 Uhr abends: Begrüßung der
Festteilnehmer und zwanglose Unterhaltung im Nibelungensaal
des Rosengartens. Montag, den 8. Juni 1903: 9.30 Uhr
vorm. bis 1 Uhr nachm.: Erste Verbandsversammlung im Ro-
sengarten, 1. Ansprachen, 2. Geschäftliche Mitteilungen, s.) Be-
richt des Generalsekretärs, d) Berichte der Kommissionen,
c) Einsetzungen der Kommissionen für das Jahr 1903-04.
3. Vorträge. 3 Uhr nachm.: Rheinfahrt zur Besichtigung der
Mannheimer Hafenanlagen, 8 Uhr abends: Festessen im Mu-
sensaal des Rosengartens. Für die Damen: 9.30 Uhr vorm.:
Besichtigung des Großh. Schlosses. Dienstag, den 9. Juni:
9.30 Uhr vorm. bis 4 Uhr nachm.: Zweite Verbandsversamm-
lung im Rosengarten; 1. Wahlen für Vorstand und Ausschutz,

2. Bestimmung des Ortes für die nächste Jahresversammlung,

3. Vorträge. Von 12th bis 1 Uhr: Frühstückspause. 4.80 Uhr
nachm.: Fahrt nach Reustadt a. H. Daselbst Zusammentreffen

fchlug Georg dcn Weg nach dem Herrenhause ein, um sich bei
der Wirtschafterin zu erkundigen, wem er die erforderlichen
Ausbesserungsarbeiten zu übcrtragen habe. Er war so er-
müdet, daß er es als eine Annehmlichkeit empfand, ein wenig
auf dcr Terrasse zu verweilen und den rotglühenden Sonnen-
ball hinter den westlichen Wäldern verschwinden zu sehen.

Die Arme ineinander geschlagen, stützte sich Georg auf das
breite, steincrne Geländer, als plötzlich das Knarren ciner Tür
ihn aus jenem wohligen Gemütszustand erschreckte, dessen man
sich crfreut, wenn man so zu sagen an gär nichts denkt. Sich
umwendend, sah er sich ciner Tame gegenüber, die auf der
Schwelle einer offenen Glastür stand.

Ein einziger Blick in das bleiche Gesicht, auf das die letzten
Strahlen der untergehenden sonne fielen, genügte, um Georg
über die Persönlichkeit der Dame aufzuklären; er nähm den
Hut ab und trat vor sie hin. „Fräulein von Denison, wenn
ich nicht irre?" fragte er. Als sie sich anmutig bejahcnd ver-
neigte, fuhr er fort: „Jch muß um Entschuldigung bittcn, daß
ich von hier aus den Sonnenuntergang bewunderte; ich hatte
keine Ahnung davon, daß Sie von Jhrer Reise zurück sind. Jch
kam in der Absicht hierher, mit Jhrer Haushälterin wegen einer
im Waldhause nötigen Reparatur zu sprechen."

„Papa weiß bereits von der Sache und wird sich freuen,
mit Jhncn darüber zu unterhandcln, — wenn -Sie die Güte
haben wollen, in dieses Zimmer zu treten, — er ist etwas lei-
dend und darf sich in diesem herbstlichen Wettcr nicht heraus-
wagen."

Georg folgte Molly in das Zimmer ihres Vaters.

Der Baron lehnte mit einem Ausdruck der Ermüdung und
Abspannung in einem Sessel, den Kopf von Kissen gestützt. Das
bleiche, aber schöne Gesicht wurde 'von der Glut eines mächtigen
Kohlenfeuers überstrahlt. Das Zimmer war sast uberheizt,
dennoch durchschauerte ein Frösteln den Gutsherrn, und er sah
sich ärgerlich nach der Tür um, durch die seine Tochter einge-
treten war und den Fremden zum Eintritt nötigte.

mit den Damen und gemeinsame Besichtigung der Weinkel-
lereien von Rud. und Wilh. Maucher. 8 bis halb 11 Uhr
abends: Zwangloses Beisammensein im Saalbau in Neustadt
a. H. 10.50 Uhr abends: Rückfahrt nach Mannheim. Für die
Damen: 9.30 Uhr vorm.: Rundfahrt durch Mannheim. Früh-
stück im Stadtpark. 1.48 Uhr nachm.: Fahrt nach Neustadt
a. H. Spaziergang nach der Königsmühle, daselbst Kasfee.
Mittwoch, den 10. Juni: 9 Uhr vorm. bis 12 Uhr mittags:
Gruppcnbcsichtigungen. Gruppe 1 städt. Elektrizitätswerk,
Mannheim, Umformerstation, Wagendepot der städt. Straßen-
bahn. Gruppe 2 Maschinensabrik von Hch. Lanz. Gruppe 3
Maschinenfabrik bon Gebr. Sulzer, Elektrizitätswerk der Stadt
Ludwigshafen. 1.50 Uhr nachm.: Fahrt nach Heidelberg. Be-
sichtigung des Heidelberger Schlosses, Kaffee? im Schloßrestau-
rant. 5.30 Uhr nachm. für Futzgänger, 6.15 Uhr abends für
Bahnfahrende Spaziergang resp. Fahrt nach Schlierbach. 7 Uhr
abends: gemeinsames Abendessen im Adler in Ziegelhausen.
9 Uhr abends: Fahrt auf dem Neckar nach Heidelberg, vaselbst
grotze Schloßbeleuchtung. 10.20 Uhr abends: Rückfahrt nach
Mannheim. Teilnehmerkarten: Der Preis für die Herren-
teilnehmerkarte ist 15 Mk„ für Damenteilnehmerkarke 10 Mt.
Diese Karten berechtigen zur Teilnahme an allen Veranstaltun-
gen. Geschäftsstelle: Das Bureau der 11. Jahresversamm-
lung des Verbandes deutscher Elektrotechniker e. V. befindet sich
im Rosengarten und ist geöffnet: am 7., 8., 9. Juni von 9 Uhr
vorm. bis 8 Uhr abends, am 10. Juni bon 9 bis 11 Uhr
vorm. Vorträge: Die Reihenfolge der Vorträge wird vom
Vorstand bestimmt. Bis jetzt haben Vorträge angemeldet:
1. Arnold E.: „Beitrag zur experimcntellen Untersuchung von
Gleichstrommaschinen", 2. Görges H.: „Ueber Parallelschal-
tung", 3. Gaisberg S. v.: „Rückleitungsnetz der elektrischen
Straßenbahn in Hamburg" — „Rohrzerstörungen beim Aus-
bau des Netzes und dagegen getroffene Maßnahmen", 4. Busch
I.: „Ueber Neuerungen an Motorelektrizitätszählern", 8.
Bauch R.: „Ueber Hitzdraht-Wattmeter".

4- Karlsruhe, 1. Juni. (Zweites Theater.) Wie
verlautet, hat sich ein auswärtiges Konsortium gebildet, welches
beabsichtigt, ein zweites Theater hier zu erbauen und mit der
Lcitung desselben Herrn Direktor Hagin zu betrauen. Dasselbe
soll in dem Genre des Wiesbadener Residenztheaters geführt
werden und im Winter moderne Schau- und Lustspiele, die im
Hoftheater nicht gebeten werden, und im Sommer Operetten
geben.

X Aus dem Murgtal, 1. Juni. (DieschönstenSom-
mertage) sind nun eingetreten; es ist sehr heitz. Die Pfingst-
tage sind für unsere Ausflügler und Touristen wahre Freuden-
tage. Ebenso freucn sich auch unsere Wirte, besonders die
auf den Höhen-Aussichtspunkten Merkur, Fremersberg, Altw.
Schloß usw. Diese Punkte sind das Ziel sehr vieler Pfingst-
ausflügler; hat man doch von da aus die herrlichsten Aus-
blicke, die jedes Auge erfreuen können. — Weniger erfreulich
sind die Aussichten unserer Landleute, die hauptsächlich ihre
Cinnahmen an Obst erzielen. Steinobst, mit Ausnahme
der Pfirsiche, gibt es nicht; Birnen ebensowenig, obgleich
diese Bäume schön blühten. Die lang andauernden kalten Re-
gentage und das Schneegestöber, das während ihrer Blütezett
stch leider oft einstellte, zerstörte die Hoffnungen, die gehegt
wurden. Die Apfelbäume entwickelten mit wenig Aus-
nahme gar keine Blüten. Man glaubte an vielen dieser Bäume
Fruchtansätze wahrzunehmen, aber sie zeigten nur Laubblätter.
Manche, die Blüten zeigtcn, setzten — auch ln geschützten La-
gen — keine Früchte an. Die Reben bersprechen mehr.
Wenn die Blütezeit günstig ist und keine nasse Witterung in
diese Zeit fällt, so dürfte eine gute Weinernte zu hoffen sein.
Die Erdbeeren haben sich auch noch gut gemacht. Sind
auch manche Blüten erfrorcn, so sind doch die späteren Sorten
sehr schön zur Blüte gekommen und setzen schön an, so datz
wenigstens hier eine recht gute Ernte in Aussicht steht. Die
Stachelbeeren dagegen sind noch nie so schlecht gestanden,
wie dieses Jahr. Da diesen Sommer auch die Kirschen nicht
reichlich borhanden sind, so versprechen die Erdbeeren eine
gute Einnahme.

Jöhlingen, 31. Mai. (U e b e r f a h r e n.) Der 12 Jahre
alte Realschüler Otto Bartholomä ging am Abend des
29. Mai an der Böschung zwischen Bahnstation Jöhlingen und
dem nahe gelegenen Tunnel spazieren, um Blumen zu suchen.
Als der Knabe das Gleise der Bahn überschreiten wollte, fiel
er hin und der in demselben Moment daherbrausende Züg
fuhr über denselben hinweg und schnitt den Körper
glatt durch. B. war sofort tot.

-i- Freiburg, 1. Juni. Die Zentrale des Badischen
Bauernvereins, bekanntlich eine Zentrumsgründung,
wird durch Beschluß eincr hier abgehaltenen ?lusschußmitglieder-
Sitzung neu organisiert. ?ln die Spitze der Verwaltung tritt
ein äkademisch gebildetex Dircktor, Dr. Aeugenklinter. Der
Sitz der Verwaltung wird von dem verkehrsentlegenen Facten-
bach, dem Wohnsitz des Präsidcnten Morgenthaler, nach Freiburg
verlegt. Die Verlegung der Gefchäftsstellc und der Amtsaus-
tritt des Direktqrs finden am 1. Oktober l. I. statt.

-r- Bonndorf, 1. Juni. (Schadenfeuer.) Donnerstag
Nacht brach im Anwesen des Herrn Hirschwirts H. Martin
Feuer aus. Es dehnte sich auf 10 Anwesen aus, welche
sämtlich niederbrannten. Die Brandgeschädigten
sind Hermann Martin zum Hirsch, Lorenz Deutsch, Theodor
Engesser, Jakob Zolg, Wilhelm Engesser, Josef Münzer, Bene-
dikt Engesser, Mathä Zolg, Franz Bogenschütz, sowie die Ge-
meinde, deren Armenhaus mit angebautem Farrenstall ebenfalls

„Wie lange willst Du die Tür offen lassen?" fragte er
barscki.

Molly stellte den Herrn vor und der Baron sprach sofort
in ganz anderem Tone. „Jch bitte um Entschuldigung, Herr
Drumond; — es ist mir ein Vergnügen, Jhre Bekanntschaft
zu machen, bedauere aber, daß es bei diesem scharfen Ostwind
geschehen mußte. Bitte, nehmen Sie Platz."

Georg setzte sich abseits vom Kamin.

„Sie mögen woht nicht so nahe am Feuer sitzen?" fuhr der
Gutsherr fort. „Ja, das kann ich mir denken; Sie sind ein
vielgereister Mann, der sich rühmen darf, manches Abenteuer
bestanden zu haben. Glücklich, wcm auf dicsc Weisc seinen
Neigungen zu folgen gcstattet ist; ich konnte niemals Lber die
Grenzen der Zivilisation hinaus."

Bald kam der Baron auf dcu Zustand des Jagdhauscs zu
sprechen und erörterte die Notwendigkeit, einen Baumeister
zu Rate zu ziehen. „Das Haus ist schon seit 50 Jahren bau-
fällig", sagte er; „unsere Bauern freuen sich, wenn sie hören,
daß wieder einmal ein Schornstein oder eine Mauer eingestürzt
ist, und schreiben das dem unglücklichen Ritter zu, der einst
unter jenem epheuumsponnenen Dach im Duell gefallen sein soll.
Wir müssen unser Möglichstes tun, das Haus wieder in Stand
zu setzen und es wohnlicher zu machen. Sollte inzwischen auch
nur die leiseste Befürchtung von Gefahr vorhanden sein, so
bitte ich Sie, sich hier im Schloß einzuquartieren, bis bci Jhnen
drüben alles wieder in Ordnung ist. Es würde mir nicht darauf
ankommen, eine beträchtliche Summe Geldes auf die Aus-
besserung Jhrer Wohnung zu verwenden, wenn ich dächte, Sie
wurden Sie für längere Zeit behalten. Ein anständiger Mieter,
ein einzelner Herr von ruhigen Gewohnheiten ist immer der
Herzenswunsch eines Hausbesitzers. Jn allem Ernst, Herr
Drumond, wie lange beabsichtigen Sie die Einsiedelei zu be-
halten?"

„Jch mutz gestehen, Herr Baron, datz Jhre Frage mich in
Verlegenheit setzt, denn ich dachte —" Er hielt inne; die dun-
klen Augen blickten zu Boden.

dcm Feuer zum Opfer fiel. Verbrannt sind 3 Gemekndefarren-
2 Schweinc und 20 Hühncr. Der Schaden beträgt etwa 152 0(w
Mark. Schncider Troll und Dienstknecht I. Berger von Hvw
dingen wnrdcn der „Konst. Ztg." zufolge wegen Verdachts der
B r a n d sti f t u n g verhaftet. 2 Abgebrannte sind mit ihren
Fahrnissen nicht versichert.

Kleine Zeitung.

— Hochschulnachrichten. Iln der Universität MarburS
finden heuer die Ferienkurse mit Vorlesungen und Uebungen m
deutscher, französischer und englischer Sprache in der Zeit vom
12. bis 31. Juli und vom 5. bis 26. August statt. — Deoi
außerordentlichen Professor der Ghnäkologie an der Universitm
Greifswald, Dr. Franz Frhrn. v. Preuschenv. u. ö"
Liebenstein ist der Charakter als Geh. Medizinalrat ver-
liehen worden. Er ist seit einigen Semestern zum Zwecke wm
senschaftlicher Arbeiten beurlaubt. — Aus Kiel wird geschries
ben: Seit kurzem hat die Sternwarte des Herrn v. Bülvw
in Bothkamp (Holstein), an der die Beobachtungen
1896 geruht hatten, ihre Tätigkeit wieder eröffnet. JnfoM
einer Uebereinkunft des Besitzers mit dem preußischen Kultus^
ministerium ist Dr. P. Guthnick, bisher in Berlin, aw
Astronom dorthin berufen. Auch die herzogliche Sternwarw
in Gotha, die seit dem Fortgang von Prof. Harzer 189
verwaist war, ist zu neuem Leben erwacht, seitdem Dr.

Iost, bisher Assistent an der Sternwarte auf dem KönigstE
bei Heidelberg, dorthin übergesiedelt ist. .

— Straßbnrg i. E., 30. Mai. Eine gestern ALeiw
innerhalb der Stadt ausgeführte Sprengting alte^
Festungswerke hat infolge zu starker Sprengladnng ek'
heblichen Schaden an Privatgebäuden angerichtet. Stestä
massen durchflogen Hänsermanern und demolierten Woh"
nungseinrichtungen auf bedeutende Entfernungen. Bö'
schädigt ist besonders das in der Nähe befindliche Bürger'
spital. stNenschen sind nicht verletzt worden.

— Fort dc France, 29. Mai. Der Mont Pe
zeigt von nenem eine zunehmende Tätigkeit. Der Genercm
rat verlangt, daß der nördliche Teil der Jnsel völlig
räumt werde.

-— Bcrlin, 30. Mai. Ter Sockel des Stand'
bildes des Knrsürsten Joachim Friedrich in der SiegeZ'
allee wurde heute Nacht durch Herausschlagen eines Stücke^
Marmor b e s ch ä d i g t. Als Tätcr wurde einStudeNt
der technischen Hochschnle zu Berlin festgenoiN'
men. Er hackte die schwere eiserne Kette, die nachts uill
die Denkmälec der Siegesallee angelegt wird, an dieseill
Standbild aus und' warf sie mit großer Wucht gegen deü
Sockel. Tie Beschädigung besteht in der Hauptsache ciiw
einer etwa 10 Zentimeter großen Absprengung der linkcN
untern Ecke des Sockels. .

— Kottbns, 30. Mai. Ter von Großenhain naw
Kottbus abgegangene Zug Nr. 983 ist zwei Kilometet
vor Station Drebkau teilweise e n t g l e i st.
Lokomotivsührer bemerkte während der Fahrt plötzlicktz
daß bei Drebkau dicht vor der Maschine qner über deiü
Gleise eine Eisenbahnschwelle lag. Er versuchte soforst
die Maschine zum Stehen zu bringen, doch konnte der
diesem Moment mit einer Geschwindigkeit von 70 Ksto'
meter sahrende Zug nicht mehr rechtzeitig angehalten wei'
den. Die Lokomotive fuhr auf das Hindernis aus, ent'
gleiste, lief noch einige Meter neben den Schienen het-
stürzte um und riß den Gepäckwagen, sowie einen Wagest
3. Klasse mit sich. Die Wagen wnrden völlig zer"
schmettert, die Maschine steckt bis zu den Kesiel'
wänden im Sande. Während Lokomotivführer nnd Hrl'
zer unverletzt blieben, wurde der H i l s s b r e m s e r
mann Noak aus Kottbus auf der Stelle getötet. b
Personen, nämlich der Packmeister Neumann, det
Schaffner Nikusch und der Wagenwärter Küne sstw
schwer verletzt, drei Reisende aus Dresden uiw
Kottbus, sowie drei Bremser leichter verletzt wol'
den. Ter Personenverkehr an der Unfallstelle wird dm'ck)
Umsteigen aufrechterhalten, der Güterverkehr umgelestel-

— Das Eiscrne Kreuz wird, wie die neue RanglW
erweist, in der Armee schon recht selten. Das GrotzkreUZ
ist ganz aus der Rangliste verschwunden und Kreuze
Ktasse zählen wir nur noch 43. Sie sind mit AusnahnU
eines einzigen sämtlich im Besitz von Generalen; die AuZ'
nahme macht, nach Feststellung der „Post", der Kominaw
deur des Jnvalidenhauses zu Stolp, Major Wentzel-
Eiserne Kreuze 2. Klasse führt die Rangliste noch 532 aul

und solche am weißen Bande 52.

Seit sünzehn Jahren war Georg vicht cin einziges Di0
Gast in eincm cnglischcn Hause gewcsen. Die Atmosphäre »
des Barons Zimmer war ihm neu, die ruhige Gegenwart eim
feingebildeten jungen Dame erweckte in ihm ein eigentümlichos
Wonnegefühl.

„Sie beabsichtigen wohl, uns bald wieder zu berlassen",
mcrkte der Baron; „es überrascht mich nicht, die Einsiedei-
ist keine Stätte, .cm der ein Mann wie Sie es lange aushalte^
kann. Es täte mir indessen leid, wenn wir Sie wieder^ vcs'
lieren würden, denn ich hatte für den Winter schon auf
gercchnet und mich auf die gemütlichen Abende gefreut, an dew
Sie uns von Jhren Ubentcuern in Afrika erzählen würdc>-
Offen gestanden, Herr Drumond, ich glaube zwischen
und mir bestehen gewisse Berührmigspunkte. Jch habe währc'
der tetzten Jahre meines Lebens der Wclt den Rücken gekelst '
Jn Jhrer Natur scheint mir gleichfalls ein wenig Mcnscho'st
feindlichkeit zu stecken, sonst hätten Sie es schwerlich cin ganZs^
Jahr lang im alten Jagdhause ausgehalten; doch jetzt ham
die Verhältnisse sich wohl gcändert und Sie stchen im Begrm
uns zu verlassen."

Molly hatte sich, während die Herren im Gespräch begrist^
waren, ihrem Vater gegenüber gesetzt. Ein kleiner Tisch w „
einem Stoß neuer Bücher und Zeitschriften stand vor stv.
sie schnitt in diesem Moment mit einem Papiermesser die Blat
einer Monatsschrift auf.

Georg folgte mit den Augen den Bewegungen der weiß^
Hand; er zögerte eine Weile, ehe er die freundliche Anre
des Hausherrn beantwortete.

Das Papiermcsser arbeitetc uanausgcsetzt weiter, dic wc'v^
Hand zeigte sich und verschwand, je nachdem die Flamrne
Kaminfeuers aufflackerte oder in Finsternis zn ersterbcn droy

(Fortsetzung folgt.)
 
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