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Nr. 6
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1936
Sturm «M« Frankreichs SoManleche
Wollen dle Ranrvsen den Bolschewismus finanriell ftärken?
RUtMeer-Sttategie.
Was wird geschehen, wenn...
Seit den Zeiten Napoleons ist das Mittelmeer
vicht mehr so umstrittcn gewesen wie das heute der Fall
ist, wobei aber die Ausmaße hcute viel größer und schick-
stilreicher siud. Denn es ist so und nicht anders, datz im
Mittelmeer machtpolitische Gegensätze aufcin-
anderstotzen, bei dcnen es um Viegen oder Vrechen geht.
Italien will aus der Cnge heraus, Italien will nicht
mehr der „Gesangene des Mittelmeers" sein, sondern
will im östlichen Mittelmeerbecken wieder die Herr-
schast ausüben, die einmal unbestritten bcim römischcn
Imperium lag. Das ist nun cinmal in Italien üblich,
an die Grötze und Macht des Imperiums zu erinnern,
obschon fich bestimmt im Ablauf von zwei Iahrtausendcn
nicht nur im Mittelmeerbecken, sondern auch anderswo
einiges ereignet und verschoben hat. Das folgenschwerste
Creignis dieser Art liegt zeitlich noch nicht einmal weit
zurück, denn der Vau des Suez-Kanals begann
erst um die Mitte des vorigen Aahrhunderts, um damit
eine machtpolitische Wandliing vorzubereiten, die einst-
weilen noch nicht zum Abschlutz gekommen ist. Der Suez-
kanal bedeutete für Cngland einen neueren und viel kür-
zeren Seeweg nach Indien, aber auch den Zwang für
stine Politik, diesen Seeweg zu sichern. Das geschah
Kunächst gegenüber Nußland, das im nahen Osten der
stärkste Gegner Cnglands war durch die Schlietzung
der Dardanellen, später gegenüber Frank-
reich buchstäblich durch die Vertreibung aus
AegYPten. Cngland lietz es zu, datz sich Frankreich
als Crsatz sür die verlorcnen Nilträume im wcstlichen
Becken des Mittelmeers festsetzen konnte, mn zu Algier
auch noch Tunis und schlietzlich Marokko zu er-
obern.
Weim Cngland die französische Politik im westlichen
Mittelmeer stützte, so war dabei entscheidcnd, datz sür
Lngland aus dem Weg von Gibraltar über Malta nach
Suez kein Gegner von Rang und Einfluh mshr vor-
handen war. Italien kam hierfür nicht in Frage,
wenigstens nicht vor dem grotzcn Krieg, denn es besatz
weder eine Flottc von Rang und Vedeutung, noch warcn
seine kolonialen Delange in Ostafrika groß genug, um
die Aufmcrksamkeit oder gar die Sorg« Cnglands zu er-
wecken. Um die Iahrhundertwende konnte Cngland bu-
chen. daß Frankrcich die Schlappe von Faschöda einge-
steckt hatte, nachdem Italien kurz vorher, nämlich 1896,
bei Adua geschlagcn wordcn war. Cnglands Truppen
hatten um die gleiche Zeit unter Kitchener die Hor-
den des Mahdi vernichtet und den Sudan erobert, da-
mit also den Suez-Kanal, sowie das ägyptische llfer des
Roten Meeres strategisch gesichert. Der Versuch im
grotzen Krieg, auch das andcre llfer des Roten Mecres,
älso Arabicn, in die englische Einflutzzone einzubeziehen,
mitzlang schließlich. Denn der König der Wahabiten,
Ibn Saud, schlug die Schachfiqur, die Cngland als
König Husiein von Hedschas ins Kalifat und in Mekka
eingeseht hatte. Wenn es im Raum, der Mittelmeer und
nahen Osten umspannt, einen Staatsmann und Fcld-
herrn gibt, der heute sehr ausmerksam die Creignisie im
Mittclmecr und Ostafrika bcobachtet, so ist es Ibn Saud.
Cs wird noch einige Zeit dauern, bis einmal offen-
bar wird, warum und weshalb Italien zur Crobe-
rung Abessiniens einige hunderttausend Mann
nach Ostasrika warf, warum sich dann herausstellte, datz
der Widerstand Abesiiniens viel grötzer und stärker war,
als nicht nur der italienische Generalstab, sondern auch
anders Kenner der Kriegszone vorausgeseht hatten. Datz
Italien nur das Ziel hat, Abessinien zu er-
obern, ist vielleicht nicht einmal in Gens, ganz sicher
aber nicht in Paris und London geglaubt worden. Wenn
Laval sjedcr andere französische Staatsmann würde es
an seiner Stelle als Autzenminister auch tun) so grotze
und unermüdliche Anstrengungen machte und macht, um
ischen Cngland ond Italien, wenigstens zunächst eine
erständigung zu erzielen, so erklärt stch das vor
allem daraus, datz diese Verständigung sich aus Wesiinien
allein nicht beschränken kann. Gewitz, Italien hat andere
Kriegsziele nicht angemeldet. Cs hält immer noch daran
fest, datz der Krieg gegen Abessinien notwendig war und
ist, um die Kolonien Italiens am Roten Meer zu sichern,
sowie, wenn es sein kann, auch Siedlungsland für
Vie Vevölkerung Italiens sicherzustellen. Ob stch dasür
das Hochland Mesiinien gut eignet, ist Sache Italiens,
wie «s auch die Sache Italiens ist, warum es in Critrea
m«d in Libyen/eine immer größere Zahl von erstklasiig
ausgerüsteten Truppenverbänden zusammenzieht.
Es ist heute auch zu verstehen, warum mit Musio-
lini fich.bie öffentliche Meinung Italiens leidenschastlich
gegen die Genfer Drohung auflehnte, durch eine Ver-
schärsung der Strafmaßnahmen Italien daran zu hindern,
seine Vorbereitungen sortzusetzen. Die Derschärfung der
Strafmatznahmen, insbesondere die Oelsperre, ist
bisher nicht erfolqt, wird auch, wenn sie noch ersolgt,
uicht mehr die Wirkung haben, die sie vielleicht Cnde
1935 noch hätte haben können. Wenn die Vereinigten
Staaten tatsachlich vom Kongretz den Vorschlag des
Präsidenten Roosevelt als Gesetz und bindcnde
Richtschnur für die Autzenpolitik annehmen lasien, näm-
lich im Kriegsfall die Kriegsteilnehmer nicht mit Kriegs-
material zn unterstützen, so fragt sich immer noch, ob die
Rückwirkung auf andere Oelländer erhcblich genug sein
wird, um dem Genfer Völkerbund möglich zu machen,
eine Cinheitssront herzustellen. Daß die öffentliche Mei-
nung in den Vereinigten Staaten heute nicht mehr ge-
neigt ist, fich sv leicht wieder in europäische HLndel zu
mischen wie das vor 20 Iahren geschah, ich wahrscheinlich.
Allein, was wird fich ereignen, wenn sich die Mit-
telmeerspannung verschärft, wenn machtpoli-
tische Gegensätze zux Cntscheidunq drängen,
weil es mit dem Bicgen nicht mehr geht? Wir haben im
großen Krieg erlebt, wie das, was zuerst torpediert
wurde, das Völkerrecht war, sowie Grundsätze, auf die
sich schon ziemlich alle Staaten verpflichtet hatten. Wir
haben weiter erlebt, datz der Genfer Völkerbund nichts
daran hat ändern können, daß Staaten angeblich unbe-
rechtigt angegrisfen werden, datz sich Kriege entwickcln,
datz kriegsähnliche Zustände im nahen und Fernen Osten
herrschen. Was wird geschehen, wenn irgendwie eine
Verschärfung der Strafmatznahmen gegen Italien
erfolgt, wenn in Äuswirkung dieser Verschärsting die Zu-
fuhr von Lebensmitteln Nnd Kriegsmaterial sür die
Truppen Italiens in Ostasrika bedroht oder gedrosielt
wird? Die drei- oder vierhunderttausend Mann, die
Italien nach Ostafrika verschifst hat, müsien und wollen
leben, so daß es die Sache der Hcerführung ist, diesen
Lebensraum und diese Lebensmöglichkeit zu schaffen.
Kleine Meldungen.
— Der König der Velgier ist von seiner Reise nach
London am Dienstag abend wieder nach Velgien zu-
rsickgekehrt.
— Der sozialistische Parteirat in Belgien hat sich
am Dienstag gegen die Vildung einer Einhsits-
Iront ausgcsprochen
EtW l MilliMe ÄMeii.
Stimmen des Protestes. — Die Ruflen sollen erst
die Vorkriegsschulden bezahlen!
Paris, 8. Fanuar. (Cig. Funkmcldung.^ Die Ge-
rüchte von einer bevorstehenden Gewährung eines
sranzösischen Kredits in Höhe von 800 Mil-
lionen bis eine Milliarde Franken an Sowjetrutz-
land habcn sich inzwischcn dcrart verdichtet, dah mit
ihrer Echtheit gerechnet werden kann. Die Anleihe soll
von der Konsignations- und Dcpositenkasie zu einem
Zinssutz von 5 Prozent gewährt und zu 80 Prozent vom
französischen Staat garantiert werden.
In zahlreichen stanzösischen Wirtschasts- und Pri-
vatkreisen, besonders aber in den Kreisen der französischen
Inhaber rusiischer Vvrkriegsanleihen, hat diese Absicht
der Regicrung lebhafte Beunruhigung und Mitz -
stimmung hervorgerufen. Die Vereinigung der fran-
zösischen Inhaber von Sachwerten hat bereits ein
Protestschreiben an den französischen Finanz-
minister gerichtet, indem ste fich gegen die Gewährung
eines Kredites ausspricht. Der Rationalverband der
stanzösischen Inhaber rusiischer Anleihestücke hat seiner-
seits in einem Telegramm an den Ministerpräsidenten
gegen die stnterzeichnung des rusiisch-sranzösifchen!
Wirtschastsabkommens Cinspruch erhoben und in
einem zweiten Telegramm an den stanzösischen Handels-
minister gefordert.
dah das neue Abkommen zum mindesten mit der
Rückzahlung der russischeu Schuldcn
verbunden werde.
Im „Iour" nimmt Leon Vailby ebenfalls gegen
die Gewährung eines neuen französischen Krcdits «n
Sowjetrutzland Stellung. Wenu Litwinow auch der
Ansicht sei, daß die rusiische Freundschast 800 Millionen
Franken wert sei, so müsie man ihm antworten, daß
von keiner neuen Anleihe die Rede sein
könne, solangs die alten Schulden uicht be-
zahlt seien. Die französtschen Techniksr behaupteten,
die Regelung dieser Schulden sei möglich, wcil genügcnd
Aktiven zur Verfügung ständen, Sowjetrutzland erkläre
jedoch, daß es nicht Lber genügend Mittel ver-
füge. Man müsie deshalb einmal die Frage aufwerfen,
womit denn die Arbeiten des Fünfjahres-
planes bezahlt worden seien und die angeblichen un-
geheuren Rüstungen, auf die fich Sowjetrutzland
immer berufe, wenn es sich darum handle, von Frank-
reich die llnterzeichnung des in Vorbereitung
besindlichen rusiisch-sranzösischen Paktes zu erlangen.
Man müsie stch andererseits sagen, wie es komme, daß
der stanzösische Handclsminister das französtsch-ruffische
Wirtschastsabkommen erneuert habe, ohne es mit der
IRückzahlung der rusiischen Vorkriegsschul-
! den zu verbinden. Diese Frage sei nicht nebensächlich,
denn fie gehe etwa vier Millionen Fran-
zosen an und erstrecke sich aus 15 Milliar-
auf Seite 3 dieses Vlattes den spannenden Tat-
sachenbericht von Hermann Timmermann
„Olympische Siege", mit dessen Wdruck wir heute
beginnen. Im Zeichen dcs Olympia-Iahres 1936 er-
leben Sie die Olympiaden der letzten vier Iahr-
zehnte.
Was ist das: der olympische Gedanke? Her-
mann Timmermann gibt daraus die Antwort.
Was ist das: ein Marathonlauf? In diesem
Tatsachenbericht erlebt ihn der Leser (in der mor-
gigen Ausgabe) mit stockendem Atem und mit jubeln-
dem Herzen. Cr lcrnt sie alle kennen, die srüher zu
den großen Kämpfen antraten: dieHelden der
Olympiaden. stnd jeder wird mit Spannung
und Ungeduld die tägliche Fortsctzung erwarten.
Lest allc „Olympische Siege".
den Goldfranken, die die sranzösischen Spa-
rer in ruffische Staatspapiere gesteckt hätten,
und auf fünf Milliarden Goldsranken, die
in Privatunternehmen gesteckt worden seien. Cs gehe auf
keinen Fall an, den französisch-ruffischen Pakt zu unter-
zeichnen, ohne daß genügend Garantien für die Rückzah-
lung dieser Außenstände gegeben worden seien.
Tripoli an der syrischcn Küste englisch-stanzöfischer
Flottcnstützpunkt?
Ierusalem, 8. Ianuar. Das französische Marine-
ministerium soll in Uebercinstimmung mit Cngland, wie
eine Meldung aus Veirut besagt, beschloffen haben,
Tripoli an der syrischen Küste zum Flottenstütz-
punkt zu bestimmen.
*
Der französische Generalisiimus besichtigt die
Alpengrenze.
Paris, 7. Ianuar. Der sranzösische Generalisiimus
Gamelin wohnte in Nizza einer Gefechtsübung des
22. Alpenjägerbataillons bei, die in Gegenwart des De-
fehlshabers des 15. Armeekorps, General Moyrand,
und dcr Generäle des Festungssektors der Südostgrenze
sowie sämtlicher höherer Ofsiziere der 29. Infanterie-
Division stattfand.
Am Mittwoch wird General Gamelin mit dem
Defehlshaber des Armeekorps eine Vesichtigungs-
reise in das stanzösisch-italienische Grenzgebiet
unternehmen. Anschließend wird er auch die Truppen des
Standortes Marseille besuchen, um dann nach Paris zu-
rückzukchren.
Engfisch-ftlmr-fiW susammenarbeit.
Geoen jeden ltalienWra Angrisi zn Land, zu Wasier «nd ln der Luft grwavvaet.
Paris, 8. Ianuar. Das in Paris und Rewyork er-
scheinende Blatt „New Dork Herald" will über das
Crgebnis der in Paris unter strengstem Stillschwei-
gen» geführten Besprechungen der Militärsachver -
ständigen Cnglands und Frankreichs nähere Mittei-
lungen machen können, wonach nunmehr ein endgül-
tiger Plan für die Zusammenarbeit der eng-
lischen und stanzöstschen Streitkräfte zu Land, zu Wasier
und in der Luft vorliege.
Beide Regierungen bstonten, daß diessr Plan der
Zusammenarbeit nicht das Crgebnis eines Militär-
bündnisses sei, sondern einzig und allein die logischc
Folge des Beistandes nach Artikel 16 Wsatz 3 der
Völkerbundssatzungen.
Man nehme an, datz Frankreich und England jetzt
gegen jeden italienische» Angriss ge-
wappnet seien, gleichviel ob er im Mittelmeer
gegen die britische Flotte oder zu Land gegen Frankreich
an der Alpensront ersolge.
Der Plan soll, wie das Vlatt meldet, die sosor-
tige Mobilmachung der Streitkräfte zu Land, zu
Waffer und i« der Luft in beiden Ländern und die Ve-
nutzung stanzösischer Lager, Flugplätze, Flottenstütz-
puÄte, Arsenale und Docks durch die britischen Streit-
Sgaten «n »en Aalienern aeriiuml.
Me kleiue Regeuzeit te-imu.
Neu« italienische Lustangrifse.
Wdis Weba, 7. Ianuar. Die außerordentlich star-
ke» Regenfälle dsr letzten Tag« haben jede
Kampfhandluug an der Nordfront gegsnwärtig
unmöglich gemacht. Das sest fieben Tagen im
abeffinischen Hochland herrschende Regenwetter ist
eine Crscheinung, wie fie seit 1907 nicht mehr vorgekom-
men ist. Der Deginn der kleinen Regenzeit liegt sonst
immer erst Mitte MLrz.
Die Italiener benutzen jede regensteie Stunde,
um die Beschietzung der abeffinischen Ortschaften an
der Nordfront fortzusetzen. Insbesondere werden dje
Orte Wolkait und Kafta im Schire-Gebiet südlich des
Setit-Flusies unter Feuer genommen. Sechs italie-
nische Flugzeuge belegten die Stadt Amba Bir-
cuta mit Domben, darunter auch Giftgasbomben.
Bei dem Vombardement des ägyptischen Roten
Kreuzes in Dagabur sind, entgegen den früheren Mel-
dungen, 20 Personen verwundet worden.
Die Ogaden-Provinz ist von den Italienern
vollständig geräumt worden. Die Frontlinie
verläust jetzt vou rlal-Ual über Gerlogubi, Gorahai, Tu-
baa und dann direkt nach Dolo.
Südlich von Dolo setzen die Italiener ihre
Truppenzusammenziehungen fort.
Am Dienstag seierte Weffinien nach scinem Kalen-
der das Weihnachtsfest. Außer kirchlichen Veraw
staltungen sanden keinerlei Festlichkeiten statt. In den
nächsten Tagen wird in Addis Weba einc Abteilung dcs
finnländischen Roten Kreuzes eintreffen. Zur
Crgänzung und zur Wiederherstellung der durch die Ve-
schietzungen vernichteten Lazaretteinrichtungen trefsen aus
allen Teilen der Welt grotze Spenden in Wsffinien ein
Verschifsung einer italienischen Alpendivifion.
Rom, 7. Ianuar. Während die Verschiffung
der für die Somalifront bestimmten Schwarzhemden-
division „Tevere" nunmehr als beendet angesehen wer-
den kann, berichten die Zeitungen jeht übcr die Ausreise
der ersten grotzen Verbände der nach dem Pustortal be-
nannten Alpendivision „Val Pusteria".
Am Dienstag abend ging bereits der zweite Schub
von Neapel mit dem Dampser „Conte Roffo" in See.
Der Gencralstab der Division verlietz mit dem ersten
Schub am Montaqabenh auf dem „Conte Grande"
Neapel. Die aus Alpenregimentern gebildete Division
zählt über 12 000 Mann.
Addis Abeba sichert sich
gegen Luftangriffe.
Jm Zusamrneiihang mit der
jüngsten Entwicklung auf
dem abessinischen Kriegs-
schauplatz rechnet man in
Addis Abeba mit einem
baldigen Luftangriff,
um so mehr, als von den
Jtalienern neue Spezial-
flugzeuge bereitgestellt sein
sollen, die imstande seien,
sowohl die große Entfernung
als auch den Höhenunter-
schied zu überwinden. Um
für kommerrde Fälle gesichert
zu sein, werden in den letz-
ten Tagen, wie unser Bild
zeigt, estrig bombensichere
Unterstände gebaut.
(Weltbitd, L)
kräfte vorsehen. Grotzbritannien würde den Flolte»-
schutz der sranzösischen Küsten und den Lustschutz
einiger französischer Industriezentren übernehmen und,
wenn nötig, sogar englische motorisierte Truppen hinter
dcn Stellungen und Festungen der sranzöfischen Südoft-
grenze einsetzen.
In amtlichen franzöfischen Kreisen sei dieser Vei-
standsplan, so fährt „New Zsork Herald" sort, am Mon-
tag als reine Formsache auf Grund des Art. 16
der Völkerbundssahungcn hingestellt worden. Inzwischen
seien in Vrest Vorbereitungen getroffen worden, um am
15. Ianuar das zweite französische Geschwa-
der zu einer Kreuzeyfahrt ins Mittelmeer zu
entsenden.
Das „Iournal" geht in der Provinzausgabe auf
diese amcrikanische Nachricht ein und berichtet, stanzö-
fische militärische Kreise beschränkten fich darauf, zu er-
klären, daß es fich nur um einen normalen Meinungs-
austausch zwischen MilitärsachverstLndigen beider LLn-
der handele.
*
Reuter msldet demgegenüber aus Paris, daß in
französischen amtlichen Krcisen die aufsehenerregcnden
Gerüchte amerikanischer Zeitungen über das Crgebms
der britisch-französischen Besprechungen als „phanta-
stisch" bezeichnet würden.
Zu diesem Pariser Vericht veröffentlicht Reuter
einen Londoner Kommcntar, rn dem es heitzt,
datz in London natürlich nichts über die technischen
Vereinbarungen gegenseitiger Anterstühung mitge-
teilt werde, die von den französstchen und britischen
Sachverständigen gemätz Artikel 16 Äbsah 3 der Völker-
bundssatzung entworsen wordcn seien. Diese Vcreinba-
rungen stellen ein Geheimdokument dar, das zu
veröffentlichen nicht im Interesie der beiden LLnder
liege.
Amtliche Berichte, so schlicßt Reuter, bctonen jedoch
ausdrücklich, daß die Vereinbarungen sür eine
gegenseitige Unterstützung lediglich ad hoc getroffen wür-
dcn und sich einzig und allein auf die gegenwärtige
Krise beziehen.
*
llebungen cines weiteren sranzösischen Geschwaders.
Paris, 7. Ianuar. Das erste Geschwader der
französischen Marinestreitkräfte in Toulon wird
am 20. Ianuar an der Südküste und in der Nahe von
Korsika Flottenübungen abhaltem
halbmonatlich 1.10 Rm. (einschl. Trägerlohn). Bei den Abholftellen
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Anspruch auf Entschädlgung. Trscheint wochentäglich 11 Uhr.
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folgenden Mona, direkt beim Derlag eingereicht werden.
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1936
Sturm «M« Frankreichs SoManleche
Wollen dle Ranrvsen den Bolschewismus finanriell ftärken?
RUtMeer-Sttategie.
Was wird geschehen, wenn...
Seit den Zeiten Napoleons ist das Mittelmeer
vicht mehr so umstrittcn gewesen wie das heute der Fall
ist, wobei aber die Ausmaße hcute viel größer und schick-
stilreicher siud. Denn es ist so und nicht anders, datz im
Mittelmeer machtpolitische Gegensätze aufcin-
anderstotzen, bei dcnen es um Viegen oder Vrechen geht.
Italien will aus der Cnge heraus, Italien will nicht
mehr der „Gesangene des Mittelmeers" sein, sondern
will im östlichen Mittelmeerbecken wieder die Herr-
schast ausüben, die einmal unbestritten bcim römischcn
Imperium lag. Das ist nun cinmal in Italien üblich,
an die Grötze und Macht des Imperiums zu erinnern,
obschon fich bestimmt im Ablauf von zwei Iahrtausendcn
nicht nur im Mittelmeerbecken, sondern auch anderswo
einiges ereignet und verschoben hat. Das folgenschwerste
Creignis dieser Art liegt zeitlich noch nicht einmal weit
zurück, denn der Vau des Suez-Kanals begann
erst um die Mitte des vorigen Aahrhunderts, um damit
eine machtpolitische Wandliing vorzubereiten, die einst-
weilen noch nicht zum Abschlutz gekommen ist. Der Suez-
kanal bedeutete für Cngland einen neueren und viel kür-
zeren Seeweg nach Indien, aber auch den Zwang für
stine Politik, diesen Seeweg zu sichern. Das geschah
Kunächst gegenüber Nußland, das im nahen Osten der
stärkste Gegner Cnglands war durch die Schlietzung
der Dardanellen, später gegenüber Frank-
reich buchstäblich durch die Vertreibung aus
AegYPten. Cngland lietz es zu, datz sich Frankreich
als Crsatz sür die verlorcnen Nilträume im wcstlichen
Becken des Mittelmeers festsetzen konnte, mn zu Algier
auch noch Tunis und schlietzlich Marokko zu er-
obern.
Weim Cngland die französische Politik im westlichen
Mittelmeer stützte, so war dabei entscheidcnd, datz sür
Lngland aus dem Weg von Gibraltar über Malta nach
Suez kein Gegner von Rang und Einfluh mshr vor-
handen war. Italien kam hierfür nicht in Frage,
wenigstens nicht vor dem grotzcn Krieg, denn es besatz
weder eine Flottc von Rang und Vedeutung, noch warcn
seine kolonialen Delange in Ostafrika groß genug, um
die Aufmcrksamkeit oder gar die Sorg« Cnglands zu er-
wecken. Um die Iahrhundertwende konnte Cngland bu-
chen. daß Frankrcich die Schlappe von Faschöda einge-
steckt hatte, nachdem Italien kurz vorher, nämlich 1896,
bei Adua geschlagcn wordcn war. Cnglands Truppen
hatten um die gleiche Zeit unter Kitchener die Hor-
den des Mahdi vernichtet und den Sudan erobert, da-
mit also den Suez-Kanal, sowie das ägyptische llfer des
Roten Meeres strategisch gesichert. Der Versuch im
grotzen Krieg, auch das andcre llfer des Roten Mecres,
älso Arabicn, in die englische Einflutzzone einzubeziehen,
mitzlang schließlich. Denn der König der Wahabiten,
Ibn Saud, schlug die Schachfiqur, die Cngland als
König Husiein von Hedschas ins Kalifat und in Mekka
eingeseht hatte. Wenn es im Raum, der Mittelmeer und
nahen Osten umspannt, einen Staatsmann und Fcld-
herrn gibt, der heute sehr ausmerksam die Creignisie im
Mittclmecr und Ostafrika bcobachtet, so ist es Ibn Saud.
Cs wird noch einige Zeit dauern, bis einmal offen-
bar wird, warum und weshalb Italien zur Crobe-
rung Abessiniens einige hunderttausend Mann
nach Ostasrika warf, warum sich dann herausstellte, datz
der Widerstand Abesiiniens viel grötzer und stärker war,
als nicht nur der italienische Generalstab, sondern auch
anders Kenner der Kriegszone vorausgeseht hatten. Datz
Italien nur das Ziel hat, Abessinien zu er-
obern, ist vielleicht nicht einmal in Gens, ganz sicher
aber nicht in Paris und London geglaubt worden. Wenn
Laval sjedcr andere französische Staatsmann würde es
an seiner Stelle als Autzenminister auch tun) so grotze
und unermüdliche Anstrengungen machte und macht, um
ischen Cngland ond Italien, wenigstens zunächst eine
erständigung zu erzielen, so erklärt stch das vor
allem daraus, datz diese Verständigung sich aus Wesiinien
allein nicht beschränken kann. Gewitz, Italien hat andere
Kriegsziele nicht angemeldet. Cs hält immer noch daran
fest, datz der Krieg gegen Abessinien notwendig war und
ist, um die Kolonien Italiens am Roten Meer zu sichern,
sowie, wenn es sein kann, auch Siedlungsland für
Vie Vevölkerung Italiens sicherzustellen. Ob stch dasür
das Hochland Mesiinien gut eignet, ist Sache Italiens,
wie «s auch die Sache Italiens ist, warum es in Critrea
m«d in Libyen/eine immer größere Zahl von erstklasiig
ausgerüsteten Truppenverbänden zusammenzieht.
Es ist heute auch zu verstehen, warum mit Musio-
lini fich.bie öffentliche Meinung Italiens leidenschastlich
gegen die Genfer Drohung auflehnte, durch eine Ver-
schärsung der Strafmaßnahmen Italien daran zu hindern,
seine Vorbereitungen sortzusetzen. Die Derschärfung der
Strafmatznahmen, insbesondere die Oelsperre, ist
bisher nicht erfolqt, wird auch, wenn sie noch ersolgt,
uicht mehr die Wirkung haben, die sie vielleicht Cnde
1935 noch hätte haben können. Wenn die Vereinigten
Staaten tatsachlich vom Kongretz den Vorschlag des
Präsidenten Roosevelt als Gesetz und bindcnde
Richtschnur für die Autzenpolitik annehmen lasien, näm-
lich im Kriegsfall die Kriegsteilnehmer nicht mit Kriegs-
material zn unterstützen, so fragt sich immer noch, ob die
Rückwirkung auf andere Oelländer erhcblich genug sein
wird, um dem Genfer Völkerbund möglich zu machen,
eine Cinheitssront herzustellen. Daß die öffentliche Mei-
nung in den Vereinigten Staaten heute nicht mehr ge-
neigt ist, fich sv leicht wieder in europäische HLndel zu
mischen wie das vor 20 Iahren geschah, ich wahrscheinlich.
Allein, was wird fich ereignen, wenn sich die Mit-
telmeerspannung verschärft, wenn machtpoli-
tische Gegensätze zux Cntscheidunq drängen,
weil es mit dem Bicgen nicht mehr geht? Wir haben im
großen Krieg erlebt, wie das, was zuerst torpediert
wurde, das Völkerrecht war, sowie Grundsätze, auf die
sich schon ziemlich alle Staaten verpflichtet hatten. Wir
haben weiter erlebt, datz der Genfer Völkerbund nichts
daran hat ändern können, daß Staaten angeblich unbe-
rechtigt angegrisfen werden, datz sich Kriege entwickcln,
datz kriegsähnliche Zustände im nahen und Fernen Osten
herrschen. Was wird geschehen, wenn irgendwie eine
Verschärfung der Strafmatznahmen gegen Italien
erfolgt, wenn in Äuswirkung dieser Verschärsting die Zu-
fuhr von Lebensmitteln Nnd Kriegsmaterial sür die
Truppen Italiens in Ostasrika bedroht oder gedrosielt
wird? Die drei- oder vierhunderttausend Mann, die
Italien nach Ostafrika verschifst hat, müsien und wollen
leben, so daß es die Sache der Hcerführung ist, diesen
Lebensraum und diese Lebensmöglichkeit zu schaffen.
Kleine Meldungen.
— Der König der Velgier ist von seiner Reise nach
London am Dienstag abend wieder nach Velgien zu-
rsickgekehrt.
— Der sozialistische Parteirat in Belgien hat sich
am Dienstag gegen die Vildung einer Einhsits-
Iront ausgcsprochen
EtW l MilliMe ÄMeii.
Stimmen des Protestes. — Die Ruflen sollen erst
die Vorkriegsschulden bezahlen!
Paris, 8. Fanuar. (Cig. Funkmcldung.^ Die Ge-
rüchte von einer bevorstehenden Gewährung eines
sranzösischen Kredits in Höhe von 800 Mil-
lionen bis eine Milliarde Franken an Sowjetrutz-
land habcn sich inzwischcn dcrart verdichtet, dah mit
ihrer Echtheit gerechnet werden kann. Die Anleihe soll
von der Konsignations- und Dcpositenkasie zu einem
Zinssutz von 5 Prozent gewährt und zu 80 Prozent vom
französischen Staat garantiert werden.
In zahlreichen stanzösischen Wirtschasts- und Pri-
vatkreisen, besonders aber in den Kreisen der französischen
Inhaber rusiischer Vvrkriegsanleihen, hat diese Absicht
der Regicrung lebhafte Beunruhigung und Mitz -
stimmung hervorgerufen. Die Vereinigung der fran-
zösischen Inhaber von Sachwerten hat bereits ein
Protestschreiben an den französischen Finanz-
minister gerichtet, indem ste fich gegen die Gewährung
eines Kredites ausspricht. Der Rationalverband der
stanzösischen Inhaber rusiischer Anleihestücke hat seiner-
seits in einem Telegramm an den Ministerpräsidenten
gegen die stnterzeichnung des rusiisch-sranzösifchen!
Wirtschastsabkommens Cinspruch erhoben und in
einem zweiten Telegramm an den stanzösischen Handels-
minister gefordert.
dah das neue Abkommen zum mindesten mit der
Rückzahlung der russischeu Schuldcn
verbunden werde.
Im „Iour" nimmt Leon Vailby ebenfalls gegen
die Gewährung eines neuen französischen Krcdits «n
Sowjetrutzland Stellung. Wenu Litwinow auch der
Ansicht sei, daß die rusiische Freundschast 800 Millionen
Franken wert sei, so müsie man ihm antworten, daß
von keiner neuen Anleihe die Rede sein
könne, solangs die alten Schulden uicht be-
zahlt seien. Die französtschen Techniksr behaupteten,
die Regelung dieser Schulden sei möglich, wcil genügcnd
Aktiven zur Verfügung ständen, Sowjetrutzland erkläre
jedoch, daß es nicht Lber genügend Mittel ver-
füge. Man müsie deshalb einmal die Frage aufwerfen,
womit denn die Arbeiten des Fünfjahres-
planes bezahlt worden seien und die angeblichen un-
geheuren Rüstungen, auf die fich Sowjetrutzland
immer berufe, wenn es sich darum handle, von Frank-
reich die llnterzeichnung des in Vorbereitung
besindlichen rusiisch-sranzösischen Paktes zu erlangen.
Man müsie stch andererseits sagen, wie es komme, daß
der stanzösische Handclsminister das französtsch-ruffische
Wirtschastsabkommen erneuert habe, ohne es mit der
IRückzahlung der rusiischen Vorkriegsschul-
! den zu verbinden. Diese Frage sei nicht nebensächlich,
denn fie gehe etwa vier Millionen Fran-
zosen an und erstrecke sich aus 15 Milliar-
auf Seite 3 dieses Vlattes den spannenden Tat-
sachenbericht von Hermann Timmermann
„Olympische Siege", mit dessen Wdruck wir heute
beginnen. Im Zeichen dcs Olympia-Iahres 1936 er-
leben Sie die Olympiaden der letzten vier Iahr-
zehnte.
Was ist das: der olympische Gedanke? Her-
mann Timmermann gibt daraus die Antwort.
Was ist das: ein Marathonlauf? In diesem
Tatsachenbericht erlebt ihn der Leser (in der mor-
gigen Ausgabe) mit stockendem Atem und mit jubeln-
dem Herzen. Cr lcrnt sie alle kennen, die srüher zu
den großen Kämpfen antraten: dieHelden der
Olympiaden. stnd jeder wird mit Spannung
und Ungeduld die tägliche Fortsctzung erwarten.
Lest allc „Olympische Siege".
den Goldfranken, die die sranzösischen Spa-
rer in ruffische Staatspapiere gesteckt hätten,
und auf fünf Milliarden Goldsranken, die
in Privatunternehmen gesteckt worden seien. Cs gehe auf
keinen Fall an, den französisch-ruffischen Pakt zu unter-
zeichnen, ohne daß genügend Garantien für die Rückzah-
lung dieser Außenstände gegeben worden seien.
Tripoli an der syrischcn Küste englisch-stanzöfischer
Flottcnstützpunkt?
Ierusalem, 8. Ianuar. Das französische Marine-
ministerium soll in Uebercinstimmung mit Cngland, wie
eine Meldung aus Veirut besagt, beschloffen haben,
Tripoli an der syrischen Küste zum Flottenstütz-
punkt zu bestimmen.
*
Der französische Generalisiimus besichtigt die
Alpengrenze.
Paris, 7. Ianuar. Der sranzösische Generalisiimus
Gamelin wohnte in Nizza einer Gefechtsübung des
22. Alpenjägerbataillons bei, die in Gegenwart des De-
fehlshabers des 15. Armeekorps, General Moyrand,
und dcr Generäle des Festungssektors der Südostgrenze
sowie sämtlicher höherer Ofsiziere der 29. Infanterie-
Division stattfand.
Am Mittwoch wird General Gamelin mit dem
Defehlshaber des Armeekorps eine Vesichtigungs-
reise in das stanzösisch-italienische Grenzgebiet
unternehmen. Anschließend wird er auch die Truppen des
Standortes Marseille besuchen, um dann nach Paris zu-
rückzukchren.
Engfisch-ftlmr-fiW susammenarbeit.
Geoen jeden ltalienWra Angrisi zn Land, zu Wasier «nd ln der Luft grwavvaet.
Paris, 8. Ianuar. Das in Paris und Rewyork er-
scheinende Blatt „New Dork Herald" will über das
Crgebnis der in Paris unter strengstem Stillschwei-
gen» geführten Besprechungen der Militärsachver -
ständigen Cnglands und Frankreichs nähere Mittei-
lungen machen können, wonach nunmehr ein endgül-
tiger Plan für die Zusammenarbeit der eng-
lischen und stanzöstschen Streitkräfte zu Land, zu Wasier
und in der Luft vorliege.
Beide Regierungen bstonten, daß diessr Plan der
Zusammenarbeit nicht das Crgebnis eines Militär-
bündnisses sei, sondern einzig und allein die logischc
Folge des Beistandes nach Artikel 16 Wsatz 3 der
Völkerbundssatzungen.
Man nehme an, datz Frankreich und England jetzt
gegen jeden italienische» Angriss ge-
wappnet seien, gleichviel ob er im Mittelmeer
gegen die britische Flotte oder zu Land gegen Frankreich
an der Alpensront ersolge.
Der Plan soll, wie das Vlatt meldet, die sosor-
tige Mobilmachung der Streitkräfte zu Land, zu
Waffer und i« der Luft in beiden Ländern und die Ve-
nutzung stanzösischer Lager, Flugplätze, Flottenstütz-
puÄte, Arsenale und Docks durch die britischen Streit-
Sgaten «n »en Aalienern aeriiuml.
Me kleiue Regeuzeit te-imu.
Neu« italienische Lustangrifse.
Wdis Weba, 7. Ianuar. Die außerordentlich star-
ke» Regenfälle dsr letzten Tag« haben jede
Kampfhandluug an der Nordfront gegsnwärtig
unmöglich gemacht. Das sest fieben Tagen im
abeffinischen Hochland herrschende Regenwetter ist
eine Crscheinung, wie fie seit 1907 nicht mehr vorgekom-
men ist. Der Deginn der kleinen Regenzeit liegt sonst
immer erst Mitte MLrz.
Die Italiener benutzen jede regensteie Stunde,
um die Beschietzung der abeffinischen Ortschaften an
der Nordfront fortzusetzen. Insbesondere werden dje
Orte Wolkait und Kafta im Schire-Gebiet südlich des
Setit-Flusies unter Feuer genommen. Sechs italie-
nische Flugzeuge belegten die Stadt Amba Bir-
cuta mit Domben, darunter auch Giftgasbomben.
Bei dem Vombardement des ägyptischen Roten
Kreuzes in Dagabur sind, entgegen den früheren Mel-
dungen, 20 Personen verwundet worden.
Die Ogaden-Provinz ist von den Italienern
vollständig geräumt worden. Die Frontlinie
verläust jetzt vou rlal-Ual über Gerlogubi, Gorahai, Tu-
baa und dann direkt nach Dolo.
Südlich von Dolo setzen die Italiener ihre
Truppenzusammenziehungen fort.
Am Dienstag seierte Weffinien nach scinem Kalen-
der das Weihnachtsfest. Außer kirchlichen Veraw
staltungen sanden keinerlei Festlichkeiten statt. In den
nächsten Tagen wird in Addis Weba einc Abteilung dcs
finnländischen Roten Kreuzes eintreffen. Zur
Crgänzung und zur Wiederherstellung der durch die Ve-
schietzungen vernichteten Lazaretteinrichtungen trefsen aus
allen Teilen der Welt grotze Spenden in Wsffinien ein
Verschifsung einer italienischen Alpendivifion.
Rom, 7. Ianuar. Während die Verschiffung
der für die Somalifront bestimmten Schwarzhemden-
division „Tevere" nunmehr als beendet angesehen wer-
den kann, berichten die Zeitungen jeht übcr die Ausreise
der ersten grotzen Verbände der nach dem Pustortal be-
nannten Alpendivision „Val Pusteria".
Am Dienstag abend ging bereits der zweite Schub
von Neapel mit dem Dampser „Conte Roffo" in See.
Der Gencralstab der Division verlietz mit dem ersten
Schub am Montaqabenh auf dem „Conte Grande"
Neapel. Die aus Alpenregimentern gebildete Division
zählt über 12 000 Mann.
Addis Abeba sichert sich
gegen Luftangriffe.
Jm Zusamrneiihang mit der
jüngsten Entwicklung auf
dem abessinischen Kriegs-
schauplatz rechnet man in
Addis Abeba mit einem
baldigen Luftangriff,
um so mehr, als von den
Jtalienern neue Spezial-
flugzeuge bereitgestellt sein
sollen, die imstande seien,
sowohl die große Entfernung
als auch den Höhenunter-
schied zu überwinden. Um
für kommerrde Fälle gesichert
zu sein, werden in den letz-
ten Tagen, wie unser Bild
zeigt, estrig bombensichere
Unterstände gebaut.
(Weltbitd, L)
kräfte vorsehen. Grotzbritannien würde den Flolte»-
schutz der sranzösischen Küsten und den Lustschutz
einiger französischer Industriezentren übernehmen und,
wenn nötig, sogar englische motorisierte Truppen hinter
dcn Stellungen und Festungen der sranzöfischen Südoft-
grenze einsetzen.
In amtlichen franzöfischen Kreisen sei dieser Vei-
standsplan, so fährt „New Zsork Herald" sort, am Mon-
tag als reine Formsache auf Grund des Art. 16
der Völkerbundssahungcn hingestellt worden. Inzwischen
seien in Vrest Vorbereitungen getroffen worden, um am
15. Ianuar das zweite französische Geschwa-
der zu einer Kreuzeyfahrt ins Mittelmeer zu
entsenden.
Das „Iournal" geht in der Provinzausgabe auf
diese amcrikanische Nachricht ein und berichtet, stanzö-
fische militärische Kreise beschränkten fich darauf, zu er-
klären, daß es fich nur um einen normalen Meinungs-
austausch zwischen MilitärsachverstLndigen beider LLn-
der handele.
*
Reuter msldet demgegenüber aus Paris, daß in
französischen amtlichen Krcisen die aufsehenerregcnden
Gerüchte amerikanischer Zeitungen über das Crgebms
der britisch-französischen Besprechungen als „phanta-
stisch" bezeichnet würden.
Zu diesem Pariser Vericht veröffentlicht Reuter
einen Londoner Kommcntar, rn dem es heitzt,
datz in London natürlich nichts über die technischen
Vereinbarungen gegenseitiger Anterstühung mitge-
teilt werde, die von den französstchen und britischen
Sachverständigen gemätz Artikel 16 Äbsah 3 der Völker-
bundssatzung entworsen wordcn seien. Diese Vcreinba-
rungen stellen ein Geheimdokument dar, das zu
veröffentlichen nicht im Interesie der beiden LLnder
liege.
Amtliche Berichte, so schlicßt Reuter, bctonen jedoch
ausdrücklich, daß die Vereinbarungen sür eine
gegenseitige Unterstützung lediglich ad hoc getroffen wür-
dcn und sich einzig und allein auf die gegenwärtige
Krise beziehen.
*
llebungen cines weiteren sranzösischen Geschwaders.
Paris, 7. Ianuar. Das erste Geschwader der
französischen Marinestreitkräfte in Toulon wird
am 20. Ianuar an der Südküste und in der Nahe von
Korsika Flottenübungen abhaltem