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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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Heidelberger

Aeueste Nachricdten

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?r.55

Druck und Berlag von Friedrich Schulzein Heidelberg.

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Donnerstag, 5. Marz

Hauptgeschäftsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgaffe 1.

1936

das

bri-

Engllnids Ausriistllilg.

^ Cin umsaffcndes Programm.

M vor dem Crschcinen des Wcißbuchcs,

K .-»ffte Aufrüstungsprogramm der or,-
begründen soll, enthüllte der englische
stu Sir Roger Keyncs einige Tatsachen, die

di- i>er britischcn Flottenfreunde die Notwendig-

k? brj.j.^usrüstnnq klarlegtcn. il. a. sagte Keynes, dast
Rcgierung sast ihre gesamte Flotte
s?^Ly./^lmeer zusammcngezogcn hätte. Mit ande-
Ls »hh .?^n: in Ostasien und dein Atlantik, in der Nord-
f/'ger sOcrall dort, wo die cnglischcn Schlachtschisse und
dcn Schuh der englischcn Kolonicn über-
'lcn. ist Lngland bewußt vcrtcidigungsschwach
ieiu ' d'."hr, um für alle Zwischcnsälle im Mittclmecr-
^»- i Dli? ols ihre Domäne bctrachtete, gerüstet zu
Mr g ° lcicht solche Zwischenfälle entstehen konntcn,
i, dltzmi ber englische Großadmiral das schönc Dcispiel
li^by^chcn Auftauchens italienischer llnter


^.bor Malta, als die britischcn Zerstörer
as». ""l Wafferbomben vornahmen. Die Bomben-
ez war wohl auf britischer Seite.

sli lst hi^onstag ist nun das Wcißbuch erschiencn, und
ss, °iNe vcrwunderlich, wcnn zunächst allc Gründe
8«??. zrviÄlvüstung ausgezählt wcrden und die gespaimte
^ieh „chcn Cngland, dem Völkcrbund einerseits und
nop^cerscits dafür hcrhalten müffen. Cin Wciß-
iMnljch^vnt nach der Farbe dcs llmschlages, pflegt ge-
hzAbt ZNe Dingc so darzustellen, wre es der Regierung
iii'ches Ä? wird also von den Vehauptunqen ein er-

-E der Wirklichkcit

Das neueste englische
in möglichst objcktivcr

?Äaß abziehen müffen,
üerecht zu werdcn.
bersucht immcrhin,

h,'wirken und HLlt sich von dem gehäffiqen Ton
' "l VeröfstntNchung frei, die ' ".

. „ . . unter der Federfüh

grcisen Macdonald einscitig alle Schuld
idi^sshs^ l n n d aufbürdcte und allc andcren Nationen
V «h^: slümnicr hinstellen wollte. Im Gcgenteil
i°,8s«ro Stelle des Wcißbuches, als von dcr Flot-
' ^st-L gcsprochen wird,

E crechtigkeit widerfahrcn iaffcn, dcnn es
V l8Ztz ^örtlich behauptct, das mit Dcutschland im
^llisj ov abgeschloffcne Flottcnabkommen „ist ein
Iz?tijgsf"dcr Faktor, der dcutlich bcweist, welchen Wert
^c Abkommcn haben, wenn sie erzielt werden
ist )-we sehr wertvoller Fcststellung. Nur Dcutsch-
h,tzit ^solchcn Abkommen bcreit gewesen, aber ge-
v ejt,^ Frankreich sich auf der Abrüstungskonse-
^üiO D» splrklichcn Abrüstung widerseht, weil es
,^ls>hh7 utschlands Anspruch auf Gleichhcit sciner Be-
^tZUg^ uutcr emphatischer Bcrufung aus den Friedens-
li^>ef»u o.l e hnte und weil der damalige englische
Ramsay Macdonald Fraükreich

Deutschland sogar

uer^.d.lchnte und weil der
^swstcr Ramsay Macdonaio ipranrrcny
«>ü,)>>h»Z ' o n e n machte, brach die Abrüstungskonferenz
^us^ und die Aufrüstung bcgann. Daß alle
A^dhj». -liegierungen bis zu jencm Zeitpunkt nur
qüüah,s8 aufrüstetcn, vor allem dic cnglischc Luftflotte
>!j^tz^wchcn unterlegen war, wird heute bedauert.

t, ^chuld an diesem Zustand trägt Frank-
,j?° Mit seinen Miierten Deutschland nie-
o,jTjp? n wollte und ein völliges Fiasko er-
h,..>c Tatsache und ihre Folgen kann heute kein
leugnen.

>>is> ^hj^crhältnisse im vorigen Fahr zeigten zweifellos,
"cn gegebcnen und sich entwickelnden Verhält-
ü>^r g lanh nicht voll in der Lage war, sich aus
saft militärisch zu bchauptcn, geschweige denn
V»,. 'tzj, >äd die Rolle zu spiclen, auf die cs Änspruch
^hs.nsch wn man Italien die ganze Schwcre des
s wd militürischcn Gewichts dcs Völkerbundes
-ih. ^cn wollte, wie Cnglands Wille es war,

V Rücksicht zu nehmen, wie Cngland selbst zu

"mVcit?wcn gclangte, dann mußte man di« flnver-
? tzs lhiji °cr großcn Worte mit den wirklichen Macht-
Aj>,c üs u besonders peinlich empfindcn, ganz glcich,
e» ^ründung sür die englischen Maßnahmen im
c Zutreffend sind — und es läßt sich wirklich
we britische Haltung und seine natürlich sehr
, 's.?c Unterwerfung unter den Willcn des Völ-

Vüh cwwenden. Der Ruf nach Flottenver-
>,°ct, L rst also vom englischen Standpunkt aus bs-
Hj^kr°s?vso der Ruf nach Verstärkung der Luft-
, s.t e. Dabei ist bezeichnend, daß der Ab-
tz.->8eh pch mit den anderen Nationen und deren
h,j vesaßt, sehr kurz ist, sowcit Frankreich be-
t^i»e cbenso kurz wird von der belgischen Ab-
»!h>A. -))"venze gegen Deutschland zu verstärkcn, ge-
i.I^lt, cur Deutschland wird ziemlich ausführlich
I-. cinzclnen Zahlenangaben über die Ver-

ij i h schh. c Flotte, die Verstärkung der Luftflotte, las-
>,n c ^ , daß Cngland jeht wiMich gcwillt ist,
s di° ^.c voll zu e n twi cke l n,'ohne Rück-
ihor, ^osten. Daß das Landheer zurück-
j,U>d »!' cntspricht dcr englischcn Tradition. Das
lz^>>kch„, c um vier neue Bataillone vermehrt, aller-
^shÜlhch ^pavisicrt. So geht Cngland daran, seine
l« sjjx ?üste zu entfaltcn und glcichzeitig seine
c den Fall eines Krieges beffer zu organi-

Aufrüstungsprogramm gewaltigsten Aus-
V«h^c de^^Ziund bcfähigt, schon jeht seinc Cntschei

^Zw,U»d ....-cwlkerbund rückhaltlos in die Waage zu
.«."ih Ksi, Z?crdics bei Mcinunqsverschiedenhcitcn mit
dj.^' vhh, ^achten eine Politik ohne Kompromiffe zu
^r^rh,o ^ciselt werden. Wenn Cngland nicht
^ii^ es cUgljsl' wenn cs viele Dinge hinnchmen mußte.


A c>> eim' c>» langwieriges Verhandeln, vor allcm
o uswß, ohnc zum „big stick", ohne zum dickcn
le^chrn!,-- .n, dann entsprang das wohl jener bri-
c>>. ^ h>jtt "kik, die das Verfehltc jeht in kurzer Zeit
- Cngland ist entschloffen, seine Kraft zu

^ri

LSlj7°n,

' ^ ^rz.

, a>h .

'ttwoch verösfentlicht. Sie umfaflen eincn
^-h ^ ^o 930 000 Pfund

^ranschlag

Riäi

Rund 70 Millionen Pfund.
Die Voranschläge für die
kommenden Haushaltsjahr

gegen

^ ^ - .. 60 050 000

d/^^' Dabei muß erneut daran erinnert
3iss^^ dem Weißbuch enthaltenen Bauplänc
^cr nicht berücksichtigt sind. Im einzel-

!>»? ei» trbo.,-, ^ilaltsplan eine Vermehrung des
- cr um 4613. auf 99 095 Mann vor,

- Fjj/ ^gszifsor von etwa 13 500 000 Pfund
von Rrarineluftstreitkräfte ist

sh, °ertr- ^66 000 Psund ausgeworfen, für lau-
^Sh ^ ^'"c l 4,4 Millioncn Pfund und sür Flot-
Millionen Pfund.

Aiinzen-e ProbMrt -es (r 12s.

Ein dreiltündiger Nug. - Glatte Landung.

Erfter Start.

Tausende von begeisterten Zuschauern.

Friedrichshasen, 4. März. Das neue Luftschifs
„I.2I 129" stieg am Mittwoch um 15.19 flhr unter Füh-
rung von Dr. Eckener zu sciner crsten Wcrkstättenfahrt
auf und landete um 18.25 llhr. Das Schiff kreuzte über
drei Stunden über dem Werftgelände, über dem Voden-
see und über dem Bodenseehinterland, den tausenden von
begeisterten Volksgenoffen in seiner ruhigen, fast geräusch-
losen Fahrt ein einzigartiges Schauspicl bietend. Das
Wetter war während der ganzen Zeit ziemlich. diesig,
und die Dämmerung brach bereits nach 18 flhr ziemlich
rasch herein. flm so cindrucksvoller war dann der Augen-
blick, als das Schiff im Schein seiner Lichter zur Lan-
dung anfuhr und nach den üblichen Manövern um
18.21 Llhr zur Landung ansehte. Die Taue wurden ab-
geworfen, Wafferballast abgegcben und die Haltemann-
schast, die durch Arbeitsdienstmänner verstärkt worden
war, zog das Schiff auf den Voden. Um 18.25 flhr war
die Landung glatt vollzogen.

*

fleber diese erste Probefahrt wird noch weiter
berichtet:

Wie ein Laufseuer eilte am Mittwoch nachmittag
die Kunde von dem bcabsichtigten ersten Start des
ncuen Zcppelin-Luftschiffes 129" durch die Stadt.

Im Nu eilten Tausende zum Werftgelände, um Zeugen
dieses großen Creignisscs zu scin. Vald hatte sich rings
um das Gelände eine riesige Zuschauermenge angesam-
melt. In majestättscher Ruhe lag das Schifs noch in der
halle, von den Werftmannschaften mit sicherer Hand zur
Äusfahrt gehalten. Vcrhcißungsvoll und svmbolisch leuch-
teten die zu bciden Seitcn des Luftschiffkörpers ange-
brachten fünf Olympia-Ringe.

Cine Ansprache Dr. Eckeners.

Dr. Cckencr, mit dcm Oberleutnant Breit-
haupt vom RLichsluftsahrtministerium und sämtliche
acht Luflschisfkapitäne in dcr Führergondel Dlah genoüi-
men hatten, richtete an seine Ärbeitskameradsn erne 2la-
sprache, in dcr er auf die Vedeutung dieses Augenblickes
hinwies. Das Schisf, an dem vierIahre gebaut
worden sei, liege klar zur ersten Aussahrt. Nicht
nur das ganze deutsche Volk, auch die übrige Welt er-
hoffe von diesem Schiff eine erhebliche Weiterent-
wicklung der gesamten Lustschiffachrt. Cs sei
das Veste' hcrgcgcben wordcn, um das stolze Schiff so
gut wie möglich zu bauen. Im weiteren Vsrlauf seiner
Äusführungen dankte Dr. Cckener allen seinen Mitarbei-
tern vom lehten Arbeiter bis zum ersten Konsttukteur
und sprach die Hoffnung aus, daß der gleiche Glücksstern,
der dem „Graf Zeppelin" beschieden war, auch über dem
neuen „D2 129" leuchten möge.

Nachdem das Luftschisf noch ein lehtes Mal aus-
gewogen worden war, ertönte hell das Kommando:
„Luftschisf — marsch!" Langsam wird das Schiff
aus der Halle gezogen, begleitet von den Wünschen all

der Tausende, die diese erhebende Stunde erleben dürfen.
Aus dcm Werftgelände wirkt cs noch gigantischer als in
der Halle. Laut ertcilt Dr. Cckener dic lctzten Befehle.

Punkt 15.19 Llhr erhebt sich das stolze Schisf in die
Lust, begleitet von den Heilrusen der begeisterten Menge.
Crst in etwa 100 Meter Höhe springen die Motoren än,
zuerst auf der Steuerbvrd-, dann aüs der Backbordscite.
Dröhnend summen sie ihr ehernes Lied und entsühren
das Schifs unseren Vlicken. Nach kurzem Kreuzcn über
dem Wcrftgelände nimmt „L-2 129" Kurs in westlicher
Richtung.

Alle Erwartungen übertrofsen!

fleber den Fahrtverlauf und die Crgeb-
nisse der Werkstättenfahrt äußerte sich der
Direktor der Zeppelinreederei Kapitän Lehmann, der
in begeisierten Worten feststellte, datz die auf das Große
und Ganze abgestcllte Vcrsuchssahrt übcr die eige-
nen Crwartungen dcr Wcrft hinaus hcrvvrragcnd
ausgefallen sei. Zunächst seicn die Stcucrcigcn-
schasten des Schifses durchgcprüst worden. Man habe
nicht ohne weiteres Voraussagungen in dieser Richtung
machen können, da das neue Lustschisi ganz andere Aus-
maße habe als der „Graf Zcppelin" und wcil die Steuc-
rung vollkommen andcrs konstruiert sci. Trvhdem sei
nicht nur die gleich gute Manövericrsähigkcit erreicht
worden, sondern man habe den bestimmten Cindruck ge-
wvnnen, daß das neue Schiff darübcr hinaus nvch
besser zu steuernsei. Ganz auffallend sei, was
man übrigens vvn untcn ebensalls mit Crstauncn be-
merkte, die beinahe vollkommene Geräuschlosig-
keit derMotvrcn. Dies ist vor allcm in dcr Füh-
rergondel außerordentlich angenehm, und zwar nicht nur
sür das Ohr, sondern auch bezüglich der kaum mehr be-
merkbaren Vibration. Weitcr iviirdcn die Maschincn nach
allen Richtungen hin durchgcprüft und Amstcuerungen
vorgenommen. Die Motorcn seicn, wie crwartct, ohne
die geringste Störung gelaufen, wie denn überhaupt alles
ohne jegliche Veschwerde gcklappt habe. Vesondcrs an-
genehm sei auch der flmstand, daß das neue Luftschiff
cinen viel kürzerenVremsweg habe, was sich
hauptsächlich bei den Landungen sehr vorteilhaft aus-
wirke. Zusammenfassend betonte Kapitän Lehmann noch-
mals, daß die an sich kurze Probesahrt zur völlen
Zusriedenheit durchgeführt worden sei und daß
von seitcn der Werftlcitung kcine weiteren Probefahrten
mehr für nötig erachtet würdcn.

Heute achtstündige Fahrt.

Falls es die Wetterlags erlaubt, wird bereits für
Donnerstagmorgen eine etwa achtstündige Fahrt
mit Vehördenvertretern angeseht. Nach Abnahme des
Schiffes durch die Zeppelinreederei soll dann die
Deutschlandfahrt und gegen Cnde des Monats
März der großeTaufakt stattfinden.

*

Kapitän Lehmann übcr die nächsten Flüge
des 129".

Stockholm, 4. März. „Svenska Dagbladet" ver-
öffentlicht eine kurze flnterredung mit dem Kommandeur
des neuen Lustschiffes „k-2 129", Kapitän Lehmann.
Daraus geht u. a. hervor, daß stch während der ein-

„L Z 129" startbereit.

Der Bug des neuen Luftriesen lugt hier aus der Werft-
halle hervor. Seine erste Probesährt erfolgte am
Mittwoch. lWeltbild. K.j.

monattgen Prüfungszeit, in der der neue Luftriese seins
Probesahrten mtteruehmen werde, auch die Gelegenheit
ergeben könnte, Skändinavien zu überfliegen. In
diesem Fall würde 129", so meint Kapitän Leh-
mann, sicherlich auch Stockholm besuchen. Älles HLnge
indeffen von dem Wetter ab. Obgleich das neue Lust-
schiff für den Verkehr mit Slldamcrika bestimmt sei,
würden am Anfang die Möglichkeiten der Luftverbin-
dung zwischen Curopa und Nordamerika erprobt
werden. Für die Strecke von der europäischen bis zur
amerikanischen Küste würden 45 StundenFlug-
zeit berechnet. Von Friedrichshasen bis Newyork seien
60 Stunden und zurück nur 50 Stunden Flugzeit errech-
net. Vorcrst aber gelte es, die Schnelligkeit dcs
Lustschisses genausstens zu erproben. Sichsr jedoch sei,
daß dcr neue Zeppelin dank verschiedcncr Verbcffcrungen
alle bisherigen Lustschiffe an Schnelligkeit übertrcffen
dürfte.

Zusammenbruch der abeüinischen Rorbsront.

Me Schlacht >m Schire-Gelliet.

Cine Meldung des Marschalls Vadoglio.

Rom, 4. MLrz. Das Propagandaministerium ver-
öffentlicht den Heeresbericht Nr. 146. Marschall Ba-
doglio telegraphiert: „Die Tembien-Schlacht
war im vollen Gang, als am 29. Februar in der Mor-
gendämmerung das zweite und vierte Armeekorps in das
Schire-Gebiet zum Angrifs gegen die Kräfte des
Ras Imru, der einzigen feindlichen Armee, die noch
an der Critrea-Front intakt geblieben war, vorrückte.

Am 29. Februar und am 2. März haben sehr leb-
hafte Kämpfe stattgefunden. Der Feind, der von
Norden vom 4. Armeekorps und im Osten vom 2. Armee-
korps bedrängt wurde, ist nach erbittertem Widerstand,
bei dem er wirklich außergewöhnliche Verluste erlitt, ge-

stern dem alles überrennenden Ansturm des 2. Armee-
korps gewichen. Die in der Richtung auf die Takazze-
flebergänge fich bewegenden Flüchtlinge werden
von der Luftwaffe bombardiert und unter Maschinen-
gewehrfeuer genommen. Mit dem Sieg voa Schire ist
der Zusamm « nbruch der ganzen abbessinischen
Nordfront vollständig."

Die Meldung des Marschalls Badoglio schließt:
Von den vier Ärmeen, die der Negus in der ehr-
geizigen Illusion, die militärischen Kräfte Italiens zu
schlagen, und den Weg der Zivilisation zu versperren, in
bedrohlichcr Wcise mobilisiert hatte, bleiben n»r noch
klägliche, nach Süden fliehende fleberreste übrig."

<-

Gerüchte wollen wiffen, daß Ras Seyoum, der
gemeinsam mit Ras Kassa im Tembien-Gebiet
kämpfte, sich in einer Höhle im südlichen Tembien-Gebiet
vcrstcckt halten soll.

Mliiiij dcs ilalieilischeii Sieqes.

Aus abeffinischer Seite 35 000 Tote und Verwundete.

Asmara, 4. März. (Funkspruch des Kriegsbericht-
erstatters des DNB.) Im Hauptquartier der Nord-
front empftng Marschall Vadoglio 182 Vertreter
der Preffe. Cr brachte seine Genugtuung über den
Zusammenbruch der abeffinischen Nordfront zum
Ausdruck. Aus Gesprächen mit zuständigen militärischen
Kreisen scheint hervorzugehen, daß die italienische Hee-
resleitung beabsichtigt, dis nach den lehten Crfolgen frei
gewordene Takazze-Linie zu besehen und sie
als Ausgangsbasis für etwaige spätere Aktionen aus-
zubauen.

Als abschließendes Crgebnis der drei Schlach-
ten von Cnderta, Tembien und Schire ist die
Zertrümmerung der abeffinischen Nordfront fsft-
zustellen. Von italienischer Seite werden die abeffini-
schen Derluste mit ungefähr 35 000 Toten und V er-
wundeten angegeben. Ferner wurdcn 1500 Gefan-
gene gemacht. Die italienischen Verluste sollen
etwas über 2000 Totc und V.erwundete betra-
gen. Die Kriegsbeute ist sehr groß. Man schützt
->ie Stärke der regulären abesiinischen Truppen, die in
drci Armeen gcgliedert an dcr Nordfront standcn, als
die Italiencr ihre lchten Vorstößs unternahmen, auf
rund 120 000 Mann.

UeSertriebeneHegesmeldungen?

Abcffinien bestreitet Vcrnichtung dcr Armee
dcs Ras Kaffa.

Mdis Abcba, 4. März. Die abeffinische Regierung
veröffentlicht «ine Mitteilung, m dcr es hcißt, daß die
2lrmee des Ras Kassa völlig intakt sei.
Die Verluste dieser Armec in den Kämpfen im Tem-
bien-Gebiet scicn gering. Dic G e s a m t v e r l u st e der
Abeffinicr in Tembien, bci Makallc und am Amba Alad-
schi betrügen nicht cinmal 3 0 0 0 T o t e. Die i t a l i e -
uischen Sicgcsmeldungen scicn aus politischen
Gründen übertrieben, wohl im Hinblick aus die
bevorstehendcn Völkcrbundsvcrhandlungcn. Di« Ver-
lustc der italienischcn Cinaeborenenarmee, abgesehen von
dcn Heimattruppen und Äskaris, bctrügen übcr 1000
Mann. Die Italicner hättcn außcrdem durch Ab-
schuß vom .Voden aus zwei Flugzeuge v»rlo-
ren, die eincn Anqrifs durch Bombcnabwürse unter-
stützen wolltcn. Veim Absturz seicn die Flugzeuge durch
Cxplosion völlig zerstört worden. Ihre Vesatzun»

Nach dcm Luftbombardement.

Nach dem Fall des Ambi Aladschi gilt als nächstes Ziel der italienischen Offensive im Norden die alte
Kaiserstadt Dessie, in der sich das abessinische Hauptquartier befindet. Dieser Tage erst ist
Dessie wieder einem italienischen Luftbombardement ausgsjetzt gewesen, dessen Folgen wir hier zeigen.

(Associated Preß, K.)
 
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