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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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Keidelberger

Neueste Nachrichten

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Nr. 1

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Donnerstag, 2. Ianuar

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1936

Ane ReMrsbostchast -es Mrers.

Sas Mfte W: Wahrung bes öußeren Friedens.

Nklle AliMeii im iieiler IOr.

Eine Nückschau und ein Ausblick.

Verlin, 1. Aan. Als Sondersendung der
Reichssendelcitung für alle deutschen Sender vcrlas am
Neujahrstag um 14 Ahr im Auftrag des Führers
Reichsministcr Dr. Goebbels die Neujahrsbot-
schaft des Führers und Reichskanzlers. Die
Sendung wurde um 19.30 Uhr über alle deutschen Sen-
der wiederholt.

Die Neujahrsbotschaft lautet:

Rationalsozialisten, Nationalsozialistinnen,
Parteigenosienl

Zum dritten Mal feiert das neue Reich den Iahres-
wechsel. Zum dritten Mal wurde uns am Beginn der
vergangenen zwöls Monate der bevorstehende Zusammen-
bruch des nationalsozialistischen Regimes prophezeit.

Zum dritten Mal ist Deutschland unter diesem
Regime stärker und gesünder geworden auf allen
Gebieten seines nationalen Lebens. Es ist sür uns, die
wir diese grotze geschichtliche Wende unseres Volkes ge-
stalten und erleben dursten, schwcr seststellbar, welchem
der drei zurückliegenden Iahre die größere Vedeutung
für die Wiederauserstehung des deutschen Volkes
kommt. 1933 erobertcn wir dic innere Macht. 11^
gelang es uns, sie zu besestigen und zu erwei-
tern durch die Vorabeitcn für die Erringung der äutze-
ren Freiheit. 1935 steht im Zeichen der errungenen
Freiheit nach autzen und der weiteren Durch-
sehung der nationalsozialistischen Idee und ihrer
Grundsähe im Innern. Dah es uns neben dieser ge-
waltigen Arbeit der politischen Wiederherstcllung Deutsch-
lands auch gelang, den wirtschaftlichen Ausbau
durchzuführen und fortzusetzen, kann uns alle mit beson-
derem Stolz ersüllen.

In derselben Zeit, in der wir mit Recht zusrieden
zurückblicken dürfen auf eine wahrhast gewaltige politische,
kulturelle und wirtschastliche Arbeit des Ausbaues,
wird uns von journalistischen Hellsehern soeben wieder
der neue Termin für den deutschen Zusammenbruch mit-
geteilt. Auch damit können wir zufrieden sein. Denn
diese Phrasen werdcn vergehen, aber die Er-
gebnisse unserer Arbeit werden bleiben. And
das vor uns liegende Iahr 1936 soll und wird ein wei-
teres Iahr nationalsozialistischer Cntschlossenheit
und Tatkrast sein. Ie mehr aber die Stärke des
Reiches zunimmt und ihren sichtbaren Ausdruck sindet in
der wiederentstehenden Wehrmacht unseres Volkes,
um so mehr werden wir erfüllt sein von der Schwere
der Verpflichtung, die uns die neue Wafse aus-
erlegt.

Mit dem Vlick in die vielen Wirrnisse und
Llnruhen der anderen Welt ermesien wir crst
den Segen des klaren und stabilen Regimes in
unserem Staat sowohl als den Segen und Nuhen
des dadurch garantierten Fricdens.

Cin solches Vollwerk der nationalen europäischen
Disziplin und Kultur gcgen den bolschewistischen
Menschheitsseind zu bleiben, wird auch im kom-
menden Iahr unser eifervolles Vestreben sein. Deffen
Versuch, durch sortgesehte Revolutionen, blutige Ausstände
und Unruhen die Ordnung der Welt zu untergraben und
die Völker gegeneinander zu hehen, werden wir so wie in
der Dergangenheit auch in der Zukunst in Deutschland
ersolgreich abwehren. Anser höchstes Streben soll es
aber auch im kommenden Iahr sein, dem wiedergefunde-
nen nationalen Leben der Ehre und Freiheit den äutze-
ren Frieden zu bewahre«.

Das heutige Deutsche Reich, sein Weg und seine Zu-
kunft sind unlöslich verbunden mit der national-

sozialistischen Parkei. Sie hat die Amstellung
unseres Volkes erreicht, die Encrgien sür den Wieder-
aufstieg erweckt, die geistige und politische innere Doraus-
sehung für di« Durchführung aller nötigen Maßnahmen
und Reformen geschasfen und gegeben. Ich bin mir be-
wutzt, datz, was immer auch Dcutschland tressen könnte,
die Partei der feste und unzerstörbare Träger des
deutschen Lebenswillens sein wird, wie sie dies
in den zurückckliegenden fünszehn Iahren war.

Cine fanatisch verschworene Gemeinschast deutscher
Männer, deutscher Frauen und deutscher Iugend
wird hinter mir stehen, wie in der Vergangenheit
in ihren guten und schlechten Tagen, so auch in
der Zukunft!

Ich wende mich daher am Veginn des neuen Iah-
res wie immer an meine alten Mitkämpfer. Ich
gedenke ihrer Treue und ihrer Disziplin. Ich gedenke
all der Führer in der politischen Organisation der natio-
nalsozialistischen Partei, der SA, SS, der HI, des Ar°
beitsdienstes, des NSKK, der Vauernorganisation, der
Arbeitsfront usw., sowie der Führerinnen der Frauen-
schaften und des VdM. Ich danke ihnen auch in diesem
Iahr für die unentwegte Treue und den Gehorsam,
den sie mir entgegenbrachten, und die es mir ermöglichten,
schwerste politische Cntscheidungen im sicheren Vcwutzt-
sein des hinter mir stehenden und durch sie geführten Vol-
kes zu treffen. Ich danke all den unzähligen namen-
losen Parteigenossen und Anhängcrn, den bra-
ven Männern meiner SA und SS, des Arbeitsdienstes,
des NSKK und der gesamten Arbcitsfront sür ihre Hin-
gabe an die Vewegung und für ihre gebrachten großen
Opfer.

Ich danke besonders den Millionen deutscher
Dauer«, die die Ernährung unseres Volkes auch in

diesem Iahr gclingeu lietzen. !lnd ich danke endlich alleu
jenen Vekannten und Anbekannten, die auch als Nicht.
parteigenossen durch ihre treue Mitarbeit das
Deutschland des Dritten Reiches emporsühren halsen.

Ich danke vor allem den deutscheu Fraue«,
die durch die neu geborenen Kleinen unseren Kampf
durch ihre Tapferkeit erst der Aukunft unseres Dol.
kes zugutekommen laffen.

Das Iahr 1936 soll uns ersüllt sehen von einem
neuen heiligen Eifer, zu arbeiten und einzutreten für
unser Volk. Es soll uns alle vereint sehen im Vewutzt-
sein der uns gestellten gemeinsamen Aufgabe. Hcute aber
wollen wir danken dem Allmächtigen, der unser Wcrk bis-
her in seinen Segen genommen hat. Ilnd wir wollen uns
vereinen in der demütigen Vitte an ihn, uns auch in Zu-
kunft nicht zu vcrlaffen. Es lebe die nationalsozialistische
Vewegung!

Es lebe unser einiges deutsches Volk und Reich!

A d o l s H i t l e r.

Verlin, 1. Ianuar 1936.

Ser Smt des Fiihrers.

Glückwünsche aus dem Rcich und aus aller Welt.

Verlin, 1. Ianuar. Der Führer und Reichs-
kanzler hat auch in diesem Iahr zum Neujahrstag
eine Fülle von Glückwünschen dcutscher Volks-
genoffen aus dem Reich und dem Ausland, obenso von
den Freunden Deutschlands in fremden Ländern und von
den Auslandsdeutschen in der ganzen Welt erhalten.
Vei der großen Zahl dieser Kundgebungen, die ihm aus
allen Vevölkerungskreisen persönlich, schriftlich und tele-
graphisch in diesen Tagen dargebracht worden sind und
die ihn herzlich erfreut haben, ist es ihm zu scinem leb-
haften Bedauern nicht möglich, die Glückwünsche im ein-
zelnen zu erwidern.

Der Führer und Reichskanzlcr spricht daher allen,
die zur Iahreswende seiner so freundlich gedacht haben,
auf diesem Wege seinen herzlichen Dank aus,
wobei er gleichzeitig ihre Neujahrswünsche bestens er-
widert.

ständnis zu beweisen vcrstanden habe. Dank der zahlrei-
chen ausgezeichneten Veziehungcn, die er sich vcrschafft
habe, habe er nach besten Kräftcn zur Vefferung der
deutsch-französischen Beziehungen bcigetragcn.

Ser Gipsel der DrciftiBeit.

Sowjetrussische Veschwerde über Aruguay beim
Völkcrbund.

Moskau, 1. Ian. Das Außenkommiffariat hat an
den Generalsekretär des Völkevbundes ein Schreiben
gerichtet, in dem es unter Verufung auf § 2 des Arti-
kels 11 des Völkerbundsvertrages über den Mbruch der
diplomatischen Veziehungen durch Llruguay Be-
schwerde führt. Nach Auffaffung der Sowjetregie-
rung hätte die uruguayische Regierung vor dem Ab-
bruch der Veziehnngen zu Sowjetrutzland die Streitfrage
einem Schiedsgericht odcr dem Völkerbunds-
rat zur Veilegung unterbreiten müffen.

*

Boykott aller Waren aus Aruguay durch Sowjetrutzland.

Moskan, 1. Ian. Auf Beschlutz der Sowjetregie-
rung hat das Autzenhandelskommiffariat allen sowjetrus-
fischen Wirtschaftsorganisationen verboten, ab 1. Ia-
nuar Waren uruguayischer Herkunft zu kau-
fen. Ferner beschloffen die sowjetrussischen Wirtschasts-
gruppen, in deren Händen sich der größte Teil der Ak-
tien der Gesellschaft „Iushamtorg" besindst, die Gesell-
schaft aufzulösen. Die „Iushamtorg" tätigte alle Außen-
handelsgeschäfte zwischen der Sowjetunion und Aruguay.

Eme Mschlist Roosevelts.

Der Kamps um die Wiederwahl.

Washington, 1. Ian. Präsident Roosevelt über-
raschte den Vundeskongreß mit dcr Ankündigung,
datz er am Cröffnungstag der diesjährigen Parlaments-
tagung eine Abendsitzung verlange, um seine große
Iahresbotschaft nicht nur den Parlamentariern,
sondern durch Rundsunk dem ganzen Volk zu übermitteln.

Cin solches Verlangen ist bisher noch nie an den
Vundeskongrcß gestellt worden. Cs zeigt, daß Roosevclt
entschloffen ist, am Freitaa um 21 Ahr amerikanischer
Zeit (Samstag 3 Ahr MäZ.) den Kampf um seine
Wiederwahl und um scine Reformidcen zu er-
öffnen. Die Schwierigkeiten, die ihm dabei von seinen
politischen Gegnern gemacht werden, sind sehr groß. Da
in den Vereinigten Staaten ein Präsident nur einmal
auf weitcre vier Iahre wicdergcwählt wcrden kann, will
Roosevelt offenbar von dcn Wählcrn dicses Mandat für
weitere vier Iahre verlangen, in der Hoffnung, daß nach
den Iahren dcs Cxperimentierens nunmehr wirklich posi-
tive Arbeit geleistct werden kann.

So aroeitet Mvsftm.

Die Volschewisicrung Ostkareliens.

Stockholm, 1. Ian. „Nya Dagligt Allehanda" ver-
öffcntlicht einen Vericht über die Volschewisierung
O stka r e li en s, in dem von einem Moskauer Plan
die Rede ist, Karelien als Vasis für die kommu -
nistische Propaganda und eincn etwaigen militä-
rischen Angriff auf Nordfirmland und Nordskandinavien
auszubauen.

Venezuelas neuer Präsident.

Verlin, 1. Ian. Die Gesandtschaft von Venezuela
teilt wit, daß das Parlamcnt in autzerordcntlicher
Sihung am 3l. Dezembcr dcn General C. Lopcz Con-
treras zum Präsidenten der Rcpublik gewählt
habe. Im Land herrschen vollkommene Ruhe und nor-
male Zustände.

Bstschafter Rolan- Köster

Paris, 31. Dezsmber. Der deutsch« Votschaster R o-
land Köster ist nach kurzem schweren Lciden am
Dienstag gegen 14 llhr im amerikankschen Krankenhaus
in Paris im Alter von 52 Iahren gestorben.

Cr war am Montag ins Krankenhaus gebracht wor-
den, nachdem er seit einigen Tagen unter einer schweren
Bronchitis mit hohem Fieber gelitten hatte. Die Bron-
chitis hat sich in eine Lungenentzündung verwandelt, an
deren Folgen der Botschafter erlag.

*

Roland Köster, der einer alten protestantischen
rheinisch-westsälischen Familie entstammt, wurde am
1. Iuni 1882 in Mannheim geboren. Sein Vater
war der Inhaber des im Rhsinland bekannten Bankhau-
ses Köster, vom Rath und Co., später Kösters Bank.
Köster war mit der Tochter des früheren Mitalieds des
österreichischen Herrenhauses und bekannten Textilindu-
striellen Freiherrn von Liebig in Reichenberg in Böhmen
verheiratet.

Cr ist aus dem badischen Iustizdienst hervorgegangen
«nd kam im Dezember 1912 von dort zunächst als Lega-
tionssekretär bei der badischen Gesandtschaft nach Ver-
li». Im Iuni 1914 wurde er in das Auswärtige Amt
einberufen. Am Krieg nahm er als Flugzeugführer bis
Sept. 1915 ^eil, wurde dann als Legationssekretär der Ge-
sandtschaft im Haag zugeteilt, war 1919 Geschäftsführer
der preutzischen Gesandtschaften bei den Hansestädten,
und ging 1920 nach Brüffel, wo er im März 1922 Ge-
sandtschäftsrat wurde.

Im November 1922 ging er in gleicher Cigenschaft
nach Prag. Im Iuni 1925 wurde er in das Auswärtige
Amt berüfen und dort im August 1925 zum Vortragen-
den Legationsrat crnannt. Im Fcbruar 1926 erhielt er
als Leiter des Protokolls die Amtsbezeichnung als
außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Mini-
ster. Anfang 1927 wurde er wegen Familienverhältnissen
heurlaubt, übernahm jedoch seine Funktioncn wieder am
1. September 1927. Im Ianuar 1929 ernannte ihn der
Reichspräsidcnt zum Gesandten in Oslo, wo er bis 1. Ok-
tober 1930 tätig war, um dann im Auswärtigen Amt als
Ministerialdirektor die Lcitung der Abteilüng 1 (Per-
sonenabteilung) zu übernehmen.

Am 23. September 1932 wurde er dann als Nachfol-
ger des nach London berufenen Votschasters Hoesch zum
Dotschaftcr inParis ernannt.

In Roland Köster verliert Deutschland einen
hochbefähigten Diplomatcn, der seincm Land noch von
großem Nuhen hätte sein können. In den drei Iahren
seiner Parissr Tätiqkeit hat Köster wesentlich dazu bei-
aetragen, die deutsch-franzöfischen Veziehungen zu bes-
scrn und in französischen Krcisen Derständnis für Deutsch-
land zu wecken. Beim Ministerpräfidentsn Laval und
nicht zuleht beim französischen Staatspräsidenten
Lebrun genoß Votschafter Köster ein ganz besonderes
Vertrauen. So ist es begreiflich, datz der Heimgang die-
ses Manncs, dcr in Deutschland aufrichtiae Trauer er-
weckt hat, auch in Frankreich tief empfunden wird.

Die Nachricht von dem Plötzlichen Ableben des Vot-
schafters Roland Köster verbreitete sich in der deutschen
Kolonie und in den politischen Kreisen der französischen
Hauptstadt wie ein Lauffeuer. Wenige Stunden nach
seinem Tod schmückten zahlreiche Blumenspenden das ein-
sams Sterbezimmer im amerikanischen Krankenhaus, in
dem ber Votschafter zunächst aufgebahrt wurde.

*

Mit tzeidelberg fühlte sich Botschafter Köster
besonders eng verbunden. Cr besuchte in seiner Iugend
hierstn Heidelberg, wo damals seine Cltern lebten, das
Gymnasium und später die Aniversität und er war auch
hier, und zwar beim Korps Westphalia aktiv. Sein
Onkel ist der hier in Heidelberg lebende Bankdirektor
a. D. Köster de Vary. Im Oktober wciltc Bot-
schaftex Köster zum lehtenmal in unserer Stadt. An dem
Heimganq dieses Mannes nimmt Heidelberg einen be-
jonders herzlichen Anteil.

Trauerseier für Roland Köster in Paris
am Samstag.

Paris, 1. Ianuar. Die sterbliche Hülle des Vot-
schafters Roland Köster wurde am Neujahrstag
nach der Cinsargung im Amerikanischen Krankenhaus von
Mitglicdern der Familie und dem deutschen Geschäfts-
träger Dr. Forster in die deutsche Botschaft eingeholt und
in dem in eine Trauerkapelle umqewandelten grünen
Salon aufgebahrt. Am Samstag vormittaq wird der
Trausrgottesdienst fiir die deutsche Kolonie in der deut-
schen evangelischen Kirche stattfinden, wohin der Sarg,
der mit der Reichsdienstflagge bedeckt wurde, inzwischen
überführt wird. Die Trauerfeier, an der die Ver-
treter der stanzöstschen Regierung und das diplomatisch«
Korps teilnehmen, erfolgt anschlietzend am Ostbahnhof.

Veileidstelegramme gingen ein von Reichsautzen-
minister von Neurath und Reichskriegsminister Ge-
neraloberst von Blomberg, serner von dem franzöfi-
schen Votschafter Francois-Poncet, von Staats-
minister Herriot und vom ehemaligen Ministerpräsi-
denten Tardieu.

Veileidsbesuche in der deutschen Doffchast.

Paris, 1. Ianuar. Seit dem frühen Morgen fan-
den zahlreiche Veileidsbesuche auswärtiger Boffchafter
und Gesandten, stanzösischer politischer Persönlichkeiten
und Angehöriger der deutschen Kolonie in der deuffchen
Boffchast statt, u. a. Pro-Nuntius Kardinal Mag-
lione, Kolonialminister Rollin und der Chren-
gouverneur der Vank von Fransteich. Marschall Pe-
tain und General Gamelin haben sich in die Beileids-
liste eintragen laffen.

Lebrun an den Führer.

Berlin, 1. Ian. Der Präsident der französischen
Republik hat dem Führer und Reichskanzler aus Anlatz
des Ablebens unseres Botschafters in Paris folgendes
Beilsidstelegramm gesandt:

„Cs ist mir ein Vedürfnis, Curer Cxzcllenz die
Trauer zum Ausdruck zu bringen, die mir der Tod
Ihres verewigten Botschafters in Paris, Herrn Roland
Köster, bereitet. Cr hatte sich unsere Achtung zu er-
werhen gewutzt, sein Andenken wird unter uns wach blei-
ben. gez. Albert Lebrun."

Der Führer hat telegraphisch wie folgt gedankt:
„Cuer Cxzellenz danke ich austichtig für den Ausdruck

Ihrer Teilnahme an dem schmerzlichen Verlust, den das
Deutsche Reich durch den Tod des Botschafters Roland
Köster erlitten hat.

gez. Adolf Hitler, Deutscher Reichskanzler."

Außerdem hat der französischs Votschafter in Ver-
lin, Francois-Poncet am Mittwoch mittag den
Führer und Reichskanzler pcrsönlich aufqcsucht und ihm,
zugleich auch der Reichsregierung, das Beileid der fran-
zöstschen Regierung und seine eigene Anteilnahme ausge-
sprochen.

Der stanzösische Ministerpräsident und Außenminister
Laval hat folgendes Veileidstelegramm an den Reichs-
autzenminister gesandt:

„Tief bewegt von dem Tod des Herrn Roland
Köster bitte ich Cuer Cxzellenz im Namen der Regie-
rung der Republik und in meinem eigenen Namen den
Ausdruck tiefster Trauer entgegenzunehmen, die uns in-
folge des Ablebens des Vertreters Deutschlands erfüllt."
*

Dis Pariser Preffe zum Tod Kösters.

Paris, 1. Aanuar. Die Pariser Preffe brachte am
Neujahrstaq Bilder des verstorbenen dcutschen Bot-
schafters Roland Köster und veröffentlicht einen fleber-
htick über seine diplomaffiche Laufbahn. Mehrere Zei-
tungen widmen dem Verstorbenen ehrends Worte des
Nachrufs.

Das „Iournal" schreibt, Roland Köster, der ein-
gehend den Geist Frankreichs und die französische Kul-
tur qekannt habe, habe als diplomatischer Dertreter des
Reichs in Paris an dcr Lösung der schwisrigen und heik-
len Aufgabe dcr wirtschaftlichcn und politischen An-
näherüng Deutschlands und Frankreichs gearbeitet.
Das Vlatt erinnert an die Worte Köstsrs an Präsident
Lebrun bei der Ueberreichung seinesVeglaubigungsschrei-
bens am 21. November 1932: „Cs sind zwischen Deutsch-
land und Frankreich noch ernsteFragen zu klären
und sehr viele Schwierigkciten zu überwindcn. Aber die-
ses Ziel wird verwirklicht werden, wenn die beiden Re°
aierungen an die auftretenden Fragen mit dem Cntschlutz
herangehen, ihre Lösung durch eine aufrichtige Zusam -
menärbeit auf der Grundlage der Gerechtigkeit und
Billigkeit zu erreichen."

Der „Petit Parisien" sagt, Roland Köster habe in
Paris dieSympathien aller zu gewinnen ver-
standen.

Botschafter Köster sei, so erklärt das „Oeuvre", ein
ausgezeichneter Diplomat gewesen, der in der Crfüllung
sein'er schweren Aufgabe geqenüber Frankreich troh ge-
wiffer Schwierigkeiten viel Taktgefühl und viel Ver-

Der Führer sieht den „s?ilm
der Wehrmacht".

Jn Gegenwart des Führers
und Reichskanzlers gelangte
der diesjährige Reichspartei-
tag-Film, der „Film der
Wdhrmacht", in Berlin zur
Uraufführung. Links vorn
Leni R i e f e n st a h l, die
Gestalterin des Films, in
der Loge der F ü h r e r,
rechts von ihrn Adjutant
Brückner u. links Oberst-
leutnant Bodenschatz.

(Presse-Bild-Zentrale, K.)
 
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