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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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„Zeidelberger Neueste Nachrichten^ — »Heidelberger Anzeiger*

Donnerstag, 2. Ianuar 1936

Nr. 1

Das 8ahr drr drutschm Frelheit.

Der Dank an den Mhrer.

Reichsmintster Goebbels zum Iahreswechsel.

Vcrlin. Z1. Dezbr. Reichsminister Dr. Goebbels
gedachte in seiner Neujahrsansprache im Rundfunk, die
er am Silvesterabend hielt, zunächst der letzten Kabi-
nettssitzung, in der der Führer der Reichsregierung
seinen Dank für die Arbeit im vergangenen Iahr ausge-
sprochen hatte. Mit Vewegung hätten dabei alle der
Mühen und Sorgen, der Freuden und Crfolge dieses
wahrhaft historischsn Iahres gedacht.

Cs sei fretlich ein eigentümlicher Charakterzug fast
aller Menfchen, datz sie bei der Gegenwart immer nur das
Schwere und Sorgenvolle bemerken, um darüber
das Leichtere und Freudigere zu übersehen, während sie
bei der Vergangenheit so gern das Angenehme im Ge-
dächtnis behalten, um das Trübe und Unersreuliche zu
vergessen. Damit würden sie auch ost ungerecht gegen
ihre Zeit und gegen sich selbst. „Nur allzu viele Men-
schen," so fuhr Dr. Goebbels fort, „gibt es, die sich gern
und fast mit Vosheit über die kleinen Unannehmlichkei-
ten des Alltags ereifern. Sie möchten am liebsten das
Licht überhaupt ausblasen, weil es natürlicherweise auch
einen Schatten wirft. Cs gibt im menschlichen Leben
garnichts, das nicht seine zwei Seiten hätte. Alles An-
genehme hat auch seine unangenehmen Rückwirkungen.
Ieder Erfolg kostet Mühe und Cinsatz.

Gerade bei dem eben verfloffenen Weihnachts-
fest konnten wir Deutsche fo recht feststellen, wie gut es
das Schicksal im vergangenen Iahr mit uns gemeint und
wie reich es unsre Arbeit und Mühe belohnt hat. Wohin
wir in Curopa schauten, waren Völker und Regierungen
von schweren inner- und autzenpolitischen Krisen heimge-
sucht. Vielen Ländern fehlte die willensmätzige Festig-
keit, die so notwendig ist, um die schweren Schäden unsrer
Zeit zu übsrwinden. Ihre Regierungen waren gerade
um die Iahrsswende von der Unsicherheit ihres Äestan-
des bedroht, ja, ganze Völker in schwere und blutige
Kriege verstrickt.

Mitten i« dieser unruhigen und turbulenten Welt
lag unser Deutschland wie eine stille und gesegnete
Insel des innern und äutzern Friedens."

Das sei nicht etwa das Werk des Zufalls
oder 'das Crgebnis eines unverdienten Glücks, sondern
der Crfolg des heute über Deutschland regierenden
einheitlichen Willens.

„Man mag," so erklärte der Minister, „an dem bei
uns herrschenden politischen Regime im Ausland kritisie-
ren, was man will. Cins ist unbestreitbar, datz die ganze
Welt uns darum beneidet, daß wir wieder auf
weite Sicht arbeiten können, datz das deutsche
Volk Vertrauen zu seiner Regierung hat und datz
es mit Zuversicht und fester Hofsnung den kom-
menden Cntwicklungen entgegenschaut.

Daß wir uns damit in der Welt nicht nur Freunde
erwerben konnten, das liegt in der Natur der Sache.
Denn die Welt hatte sich in der Vergangenheit schon so
mit einem schwachen und ohnmächtigenDeutsch-
land abgefunden, datz sis heute eine starke und ge-
festigte deutsche Ration vielsach nur als lästig
empfindet. Das ist auch einer der Gründe, warum wir
draußen jenseits unserer Grenzen oft noch mißver-
standen und angefeindet werden. Wir bedauern
das aus tiefstem Herzen, denn das neue Deutschland
will FriedenmitallenVölkern. Im übrigen
aber bstrachtet es der Nationalsozialismus als seine erste
und wichtigste Aufgabe, dem eigenen Volk zu disnen und
ihm die Stetigkeit seiner Arbett und den Schutz seiner
Grenzen zu flchern."

Das Iahr 1935 werde als das Iahr der deut-
schen Freiheit in die Geschichte Lbergehen.

„Drsi markante Creignisse haben diesem Iahr ihren
Stempel ausgedrückt: Der Sreg an der Saar, die Wie-
derherstellung der deutschen Wehrhoheit und der Ab-
schlutz des deutsch-engltschen Flottenabkom-
mens. Sie haben Deutschland, das durch den Versailler
Vertrag zur ewigen inner- und außenpolitischen Ohn-
macht verurteilt werden sollte, wieder in die Reihe der
souveränen Staaten hineingerückt. Und das Wunderbare
an diesen Vorgängen ist, datz sie nicht etwa, wie vielfach
befürchtet wurde, den europäischen Frieden ge-
fährdeten, sondern ihm erst seine eigentliche Festigkeit
und Sicherheit gaben. Denn nur das ohnmächtige
und zerriffene Deutschland war ein Gesahr für die Stabi-
lität des europäischen Kräfteau-gleichs. Wir sind nun
nicht mehr Spielball in den Hünden der Weltmächte.
Deutschland hat wieder seinen eigenen politischen
Willen und ist entschloffen, ihn auch durchzusetzen.

Wenn die Weihnachten zum erstenmal in grotzem
llmfang die jungen Soldaten unsrer neuen Wehr-
macht äls Urlauber in ihre Heimat zurückkehrten und den
Städten und Dörfern des ganzen Reiches damit ein neues
Gepräge gaben, so ist dieses alte, liebe Bild, das wir so-
lange schmerzlich entbehren mutzten, für das ganzs Volk
ein Zsichen dafür gewesen, wieviel sich im Iahr 1935
in Deutschland gewandelt hat.

Die Nation ist heute wieder in der Lage, ihre
Ehre und ihren Vestand durch eigne Krast zu be-
schützen.

Dieses große Zisl konnte selbswerständlich nicht ohne
ebenso große Ovfer erreicht werden. Dis Wiedererrin-
gung unsrer politischen Freiheit ist die Voraussetzung für
wirtschaftliche und soziale Crsolge. Sie
mutzte deshalb auch vordringlich gelöst werden, un-d be-
dingte eine Reihe von Cinschränkungen, ilnbequemlichkei-
ten und Opsern. Cs zeugt für den politischen Sinn des
deutschen Volkes, datz es diese mit freudiger Cntschloffen-
heit aus sich genommen hat. Noch ist ein groher Teil
der Arb eit s l o s i g k eit, dis wir als furchtbares Crbs
des vergangenen Regrmes übernehmen mutzten, nicht über-
wunden. Noch gestattet die Nisdrigkeit der Löhne einem
großen Teil unseres Volkes nicht, an den materiellen
und ideellen Gütern der Nation gleichberechtigt teilzu-
nehmen.

Weil wir Rohstoffe für die Arbeitsschlacht und
die Wehrhastmachung unseres Volkes nötig haben, mutz-
ten wir die Cinfuhr von Lebensmitteln, vor allem von
Fetten und Fleisch, zu einem Teil einschränken. Das be-
dinqte zeitweilige Berknappungen an Butter und
Schweinefleisch. Cs mutzte hier Tag für Tag ver-
sucht werden, zu einem gerechten und erträglichen Aus-
gleich zu kommen. Regierung und Volk haben schon im
vergangenen Iahr ihre Sorgen gehabt und werden sie
auch im künftigen haben. Cntscheidend aber ist, daß wir
nach besten Kräften gegen Clend und Mangel ankämpften
und nicht untätig zuschäuten, wenn sich irgsndwo ein Not-
stand bemerkbar machte."

Dr. Goebbels erinnerte dann an die Leistungen des
Winterhilfswerks und der nationalsozialistischen
Gemeinschaft „Kraft durch Freude" und fuhr fort:

„Etn wahrhast sozialistisches Regime leitet und
lenkt die Geschichte der deutschen Nation.

Cs fitzt nicht auf Dajonettspihen, sondsrn ruht in der
Liebe und im Vertrauen des ganzen Volkes. Unser kost-
barstsr Schatz ist die Anhänglichkeit aller guten Deutschen.
Sie gibt uns Kraft und Dtärke in dem schweren Werk,
dem wir dienen."

Dabei sei es klar, daß vorerst nur di« wichtigstsn
Aufgabenin Angrisf genommen werden konnten. Aber
durch das ganze Volk gshs der einheitliche, entschloffene
Wille: Wir müffsn wieder wis die andersn Grotzmachte
einWeltvolk werdenl Anser nationales Glück
liegt in unsrer nationalen Kraft.

Der Minister sprach dann der ganzsn Ration den

Dank des Führers und der Regierung für den
Opfersinn aus, mit dem sie fich im vergangenen Iahr
bewährt habe.

„Sie ist ihrer grotzen Aufgabe würdig gewesen. Sis
wird auch die kommenden Schwierigkeiten überwinden,
wenn sis an der Ueberzeugung festhält, daß Hinderniffe
nicht mit Kopfhängerei, sondern mit Optimismus
und Willenskraft gebrochen werden. Neue große
Aufgaben warten wieder auf uns. Die Wehrhaft-
machung mutz gefestigt, dis Arbeitsschlacht
weitergesührt werden. Iahrelang noch werden die Häm-
mer klingsn beiin Bau der Reichsautobahnen. Die o r-
ganisatorische Neuformung des Reiches
findet ihre Fortsetzung; Partei und Staat werden
ein einheitliches Ganzes bilden, um den Schutz
der Volksgemeinschast zu sichern. Der Führer, seine
Partei und seins Regierung aber vermöchten nichts, wenn
das Bolk ihnen nicht hilft.

Sie können jedöch um so stcherer auf die Mitarbeit
des Volkes rechnen, da das Volk jeht weiß, wozu die
Opfer gebracht werden müffen. Seine Hofsnung aus
die Zukunst kommt ja am sichersten zum Ausdruck in
dem wunderbaren Kindersegen, den ungezählte Müt-
ter auch im vergangenen Iahr wieder der dsutschen Na-
tion geschenkt haben. Cr ist das Llnterpfand der llnsterb-
lichkeit unseres Volkes.

So wollen wir denn in dieser festlichen Stunde
beim Abschlutz des alten Iahres uns alle vereini-
gen in tiefem Dankgesühl an den Führer,
der unsre nationale Hossnung «nd nnsre völkische
Zuversicht ist.

Möge das Schicksal ihn uns noch viele Iahre in Gesund-
heit und voller Schafsenskraft erhalten. Wenn in eini-
äen Stunden die Glocken über dem Reich in Nord und
Süd und Ost und West läuten, dann wird sich das ganze
deutsche Dolk zusammenschließen in heitzem und innigem
Gebst für ihn und sein Werk. In diessm Gsbet werden
mitklingen die Millionen Hoffnungen und Wünsche aller
guten Deutschen, die fern der tzeimat aus fremden Län-
dern und Crdteilen ihren Grutz an das gemeinsame große
Vaterland senden.

In dieser Gestnnung fühlen wir uns verbunden
mit allenDeutschen. Ich grütze besonders die,
denen das Schicksal Not und Sorge bereitet. Sie dürfen
übsrzeuqt sein, datz wir keine Kraft und Mühe scheuen,
um ste rn die Segnungen unseres nationalen Lebsns mit
einzuschließen.

Denn qanz Deutschland soll stark und glücklich
werdenl! Cs soll einmal das stolze Land unsrer Kinder
stin und in ihnen ewig leben! Unsrs Hoffnung und unser
Glaube gehören ihm. Wir werden auch im kommenden
Iahr seins getreuen Diener und mutigen Vorkämpfer
sein!

sreujaßrssMwünfKe an -le WehrmaKt.

Writn mmSrts!

Soldaten!

Cin entscheidendss Iahr dsr deutschen
Wehrgeschichte liegt hinter uns. Das Reich ist
wieder frei und stark. Ich spreche allen Soldaten und
den sonst am Aufbau der Wehrmacht Beteiligten meinen
Dank und meins Anerkennung sür die Leistungen
im vergangsnen Iahre aus.

Die Losung für 1936 heißt:

Immer wieder vorwärts für den Frieden,
die Ehre und die Krast der Natio».

Berlin, den 31. Dezember 1935.

Der Führer und Oberste Vefehlshaber der Wehrmachtr
Adols tzitler.

«-

AndieWehrmacht!

Zm Zeichen der allgemeinen Wehrpflicht bsginnen
wir ein neues Iahr des Lhrsndienstes an
Volk und Reich.

Wir wollen weiter zusammenstehen in Treue, Man-
neszucht und Hingabe für Dsutschland und unseren Ober-
sten Besehlshaber.

Berlin, den 31. Dezember 1935.

Der Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber
der Wehrmacht:
von Vlomberg.



An das tzeerl

Mit Stolz kann das Heer auf die Arbeit des vergan-
genen Iahres zurückblicken. Ich weitz, datz Führung
und Truppe auch weiterhin ihre Pflicht erfül-
l e n werden.

Berlin, dsn 31. Dezembsr 1935.

Der Oberbefchlshaber des Heeres:

Frhr. von Fritsch.



AndieKrisgsmarine!

Die Wehrfreiheit hat die Kriegsmarin« vor
neue große Aufgaben gestellt. Mtt Tatkraft und

öiloesler!« öwtischeii Theoter.

„Einen Jux NM er flch machen."

Posse von Johann Nestroy.

Heidslb « rg, den 2. Januar 1936.

Silvester im Stadttheater — das ist für viele Hei-
delberger ein fester Bestandteil ihres Jahrespro-
gramms. Und immer hat daZ Theater eine nette
Ueberraschung bereit gleich jeuen Silvesterscherzarti-
keln, mit denen man im frohen Kreis um diese letzten
Stunden des Jahres allerlei Schaberuack zu treiben
pflegt. Diesmal hatte man in die alte Truhe gegrisfen,
aus der schon manches Brauchbare hervorgeholt wer-
den konnte und hatte deS Oesterreichers Nestroy
Posse „EinenJux willer sichmachen"als
fröhlichen Jahresausklang auf die Bühne gestellt.

Derjenige, der sich hier einen Jux machen will, ist
der neugebackene Sozius Weinberl des Gewürzkrämers
Zangler. Vom Ex-Lehrju>ngen Christopherl begleitet
vegibt er sich in die grotze Stadt, um einmal ein ver-
teufelter Kerl zu sein. Und hier nün kommen die bei-
den in allerlei Verwicklungen, allein schon deshalb,
weil auch der Prinzipal Zangler nach Wien reist —
auf Freiersfüßen wandelnd —, wobei das Zusamen-
treffen dieser Drei, zu denen sich noch das Mündel
Zanglers mit ihrem Auserwählten und die künfttge
Frau Zangler mit ihrer Freundin, nicht zuletzt aber
auch Aanglers Hausknecht Melchior gesellen, ein sol-
ches Durcheinander herbeiführt, daß schließlich der Jux
weniger auf der Seite des Herrn Weinberl, sondern
mehr auf unserer liegt.

Von den bewährten Händen nahezu des gesamten
Schauspielensembles getragen rollte das echt possen-
hafte, harmlose und im Tnalog oft recht witzige Ge-
schehen reibungslos ab, wobei Heino Thiele als
Spielleiter dem ganzen Räderwerk noch den nötigen
Schwung gegeben hatte. Stimmung kam schon aus
durch die von Richard Heime geleitete Musik, Stim-
mung schufen auch die -netten biedermeierlichen Ko-
stüme und nicht zuletzt alle die, die die Bühne bevölker-
ten, trotzdem den meisten der österreichische Dialekt ein
sehr fremdes Jdion zu sein schien, am wenigften den
beiden „eingelegton" Gesangskrästen Paul Belack
und Margarethe Eclas-Schurr.

Den unternehmungslustigen Weinberl gibt Helmut
Wittig mit großer Beweglichkeit der Glieder und der
Zunge, ein Schwerenöter in der Zwickmühle. Jhm
steht das Christopherl von Max Mairich zur Seite,
herrlich m seinem Eifer, es selnem Vorbild Weinberl
nachzutun und ganz besonders komisch als angebliches
Jungfräulein. Egon Helms ist ein grantiger Zang-
xer, Hans Ney ein „klassischer" Hausknecht mtt trocke-

nem rheinischen Humor. Es gesellen sich hinzu Jochen
Braun als stegesgewisser Ltebhaber und sein schüch-
ternes Bräutchen von Armemarie Colltn, das le-
benslustige Freundinnenpaar von Madame Knorr
(Jngeborg Holm) und Fxau von Fischer (Luise
Mentges), die in den Wirrwarr ahnungslos hin-
eingeriffene Schwägerin Zauglers von Trude Kuhn
und die vielen anderen in kleinersn Rollen, die man
wohl kaum eiuzeln zu nonnen braucht. Den acht Bil-
dern hatte Hermann Alberti dt- rechte Ausgestal-
tung gegeben. Dazwischen tanzten dte Schornsteinfeger
und Bäckerjungen, von Tatjana Sawizkaja exakt
geleitet, und als sie dem beifallsfrohen Haus am
Schlutz ihr „Prosit Neujahr 1936" entboten, da war
dies der Schluß eines heiteren Theaterabends, der di«
rechte Grundlage gebildet hatte für die Stlvesterfeiern,
zu densn wohl die meisten Theaterbesucher anschließend
noch strebten. vr. IV. Scd.

kunsk und Mssenschafk.

sInternationales zeitgenöffisches Mnsikfest in Daden-
Vaden.s Am 3., 4. uud 5. April 1936 findet in Vadsn -
Baden ein Internationales zeitqenössi-
sches Musikfest unter dsr Lettung des Generalmustk-
direktors Herbert Albert statt. Das Proqramm sieht
folqende Beranstaltunqen vor: Zwei qroße Orchester-
koiizerte, ein Kammerkonzert und eins Morqenfeier mit
Kammermusik. Auf diesem Musikfsst wtrd dem junqen
deutschen Schaffen ein besonders breiter Raum
qewährt. Daneben erscheinen junge Komponisten, zum
Tetl noch weniq bekannt, aus Schwsdsn, Dänemark, der
Schweiz, Frankreich, Italien, Iuqoslawien und Griechen-
land. Sämtliche Werke stnd llraufführunqen.
Ihre Schöpfer haben ihr Erscheinen zuqssaqt. Gsneral-
mustkdirektor tzsrbert Albert hat einiae Tondtchter auf-
gefordert, ihre Werke selbst zur llraufführunq zu brinqen.

sGrotzer Ersolq Karl Elmendorfss in Vordeaux.s
Am Silvesterabend qab Karl Clmendorff im Grotzen
Theater in Vordeaux ein Konzert mit Werken von
Veethoven und Richard Waqner. Die Zuhörer zollten
dem Diriqenten und dem Orchefter für dis künfflerische
Leistunq, die in dieser Form nach Äayreuther Vorbild
zum erstenmal in Dordeaux geboten wurde, großen
Veifall.

sDer 16. Internationale Cbirurqenkonqretzs wurde
am Dienstaq in Kairo eröffnet. Bei ihrer Ankunst
vor der Universttät wurden die etwa 600 Teilnehmer von
einer qrötzeren Anzahl Studenten mit enqlandfeindlichen
Rufen empfanqen. Auch im Saal selbft ereiqnete sich ein
kurzer Zwischenfall, als vor der Cröffnunq dss Konares-
ses durch den Unterrichtsminister Studenten auf der Tri-
hiine einen Sprechchor bildeten. Auf der Taqunq selbst
critattete u. a. der oeutsche Vertreter Proseffor Vauer
(Breslau) sine« Arbettsbericht.

steudiger tzingabe find fis im vergangsnen Iahr in An-
griff qenommen worden. Im neuen Iahr werden wir
mit gieicher Entschlossenheit ans Werk gehen.

Verlin, den 31. Dezember 1935.

Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine:

Raeder.

*

An die Luftwasfe!

Allen Anaehörigen dsr Luftwaffe spreche ich
meine Anerkennung und meinen Dank für die im
vergangsnen Iahre bswlesene Pflichttreue aus. Ich er-
warte, daß ste stch auch im nsuen Iahr der Grötze der
zu bewältigenden Aufgaben bewutzt bleiben und über-
mittle ihnen meine bssten Wünsche jür eine erfolgreiche
Arbeit am gemeinsamen Werk.

Cin grotzes Iahr lieqt hinter uns. Deutschkand
hat seine Wehrhohert wieder. Die Luftwafse
vsrdankt ihre Wiedsrgeburt einziq und allein dem Sieg
der nationalsozialistischen Idee. Aus dem Glauben an
den Führer und Obsrsten Vefehlshaber der Wehrmacht
wird sie die Kraft schöpfen, höchste Leistungen auch
im kommenden Iahre zu vollbringen.

Der Reichsminister der Luftfahrt und Oberbcsehls-
haber der Lustwaffe:

Hermann Göring.

Verlin deMt dar »eiie 3ii-r.

Der Führer auf dem Balkon der Reichskanzlei.

Berlin, 1. Januar. Jn einer lauen, fast frühlingA»
mätzigen Nacht nahm das alte Jahr Abschied von
der Reichshauptstadt. Schon lang« vor der Stunde
der Jahresweude herrschte überall fröhliches Leben und
Tretben. Die Verkehrsmittel hatten den ganzen Abend,
sowie dr« Nacht hindurch Hochbetrieb. Die Gaststätten
waren vielfach überfüllt, obwohl einer großer Tei>l der
Berliner Bevölkerung altem Brauch entsprechend dou
Bsginn des neuen Jahres im Familienkreis seierte.
Die Arbeitsgemeinschast zur Förderung der Jnnen-
stadt hatt« den Berlinern für den Silvesterabend die
Verteilung von 10 00« P f a n n k u che n in
Aussicht gestellt. Als die hochboladenen Lastkraftwageu
in don Straßen der Jnnenstadt auftauchten, streckteu
sich ihnen viele tausend Hände entqegen uud es regnets
Tuten mit Pfannkuchen. Zn dichten Reihe strömten
inzwischen die Massen zur Kranzler-Ecke, wo musikali--
sche Darbietungen eines Lautsprecherwagens die sroh^
gestimmt« Menge unterhielt. Ratsberr Protze hiett
eine Ansprache, die mit der Bitte schloß, die Jnne-n-
stadt nach Kräfteu zu fördern, zumal sie im neuen
Jahr, dem Olhmpiajahr, die Verpflichtung habe, flch
den Besuchern aus aller Welt in ihrer ganzen Schön-
heit zu zeigen. Besonders bier solle der Fromde in
Derbindung mit dem alten Preutzengeist den Geist des
neuen Deutschland stchtbar verspüren. Jn diesem Sinn
rief Ratsherr Protze allen Berliner-n ein frohes und
gesundes neues Ja-Hr zu.

Der Führer hatte abends der Festaufführung
der Leharschen Operstte „Die lustige Witwe" im Deut-
schen Opernhaus in Charlottenburg beigewohnt, mit
ihm Reichsminister Dr. Goebbels, Reichsleiter
Bouhler, Stabschef Lutze. Aus dem Wilhelm--
Platz hatten sich schon lange vor Mitternacht große
Menschenmassen augesammelt, um dem Führer zu gra-
tulieren. Als kurz nach 12 Uhr der Führer auf dem
Balkon der Reichskanzlei erschien, schollen ihm Sprech-
chöre entgegen: „Wir gratulieren zum neuen Jahr!"
Jmmer erueut« Heilrufe auf den Führer wurden aus»
gebracht. Eine Reihe von Gratulanten, die Blumen-
spenden brachte, durfte die Reichskanzlei betreten und
dem Führer persönlich die Blumen übergeben.

Um Mitternacht, als Glockengeläut den Einzug
des neuen Jahres aukündigte, hallten di« Stratzen dex
Stadt wider von den fröhlichen Zurufen der Menge.
Böllerschüsse und Raketen aingen in die Luft, ganz
Berlin seierte das neue Jahr. Der Morgen des Neu-
jahrstages konnte nicht schöner eingeleitet werden, als
durch das historische „Große Wecken". Die Berliner
nahmen an diesein militärischen Schauspiel trotz der
frühen Morgenstund« lebhaft Anteil. Schon lauge vor
6.3« Uhr warteten Hundert« von Volksgenossen vor der
Kaserne des Wachregiments in der Rathenower
Straße. Unter den Klängen des Liedes „Freut Euch
des LebenS" erfolgte der Abmarsch zum Brandenbur-
ger Tor, wo Viele tausend Berliner die Truppe fröhlich
begrüßten und ste aus ihrem Weitermarsch begleiteten.

SeutfKeS Retch.

Franz Moraller, Präsident des Reichsbundes sür
Fremcht. und Volksschauspiele. Der Rcichsminister für
Volksaufklärunq und Propaqandq Dr. Goebbels hat an-
stelle des verstorbenen Präsidenten der Reichsthcaterkam-
mer, Ministerialrat Laubinqer, dem Reichskulturwalter
Franz Moraller (der bekanntlich früher in Karls-
ruhe tätiq war) zum Prästdenten des Reichsbundes für
Freilicht- und Bolksschauspiele berusen.

M 1. Ianuar keine Rnndfunkreklame mchr. Die
Reichsrundfunkgssellschaft tcilt mit, datz im Cinverneh-
men mit allen zuständiqcn Stcllen die Reklame-
sendungen ab 1. Ianuar 1936 in Fortfall
kommen.

Glückwunschwcchsel zwischcn dcm Führer und dem Papst.

Verlin, 31. Dezbr. Im Auftrag des Führers
und Rstchskanzlers hat der deutsche Botschafter
beim heiligen Stuhl dem Papst zum Iahreswechsel die
Glückwünsche des deutschen Reichskanzlers und der
Reichsreqierung bei der Neujahrsaudienz übcrbracht.
Papst Pius XI. hat den Votschafter von Äergen ge-
beten, dem Führer und Neichskanzler, sowie der Rcichs-
rsgierung mit seinsm ausrichtigen Dank die beste Erwi-
derung der Neujahrswünschc zü übcrmittcln.

Sas Reucsle vom Zag.

Englisches GkoWugzeug ins Meer gestiirzt.

Zwölf Tote. — Rur der Flugzeugführer gerettet.

London, 1. Ian. Am Silvestertag ist das Grotz-
slugzeug „City os Chartum", das sich auf dem Weg
von Athen nach Alexandrien in Aegypten besand, etwa
zwei Kilomcter vor Alexandrien ins Wasserg«-
stür, t. Dei dem Unglück. deffen Ursache noch ungeklärt
ist, kamen zwöls Personen, darunter neun Paffa-
giere, ums Leben. Nur der Führer deS Flugzeuges,
der flch wie durch ein Wunder etwa fünf Stunden über
Waffer halten konnte, wurd« von dem Zerstörer „Vril-
lant" gerettet.

Di« in Alexandrien stationierten englischen Streit-
kräfte hatten eins Reihs von Schiffen ausgesandt, um
das Meer nach den Verunglückten abzusuchen. Autzer dem
Zerstörer „Vrillant" hat jedoch keines dsr Schiffs einen
der Verunglückten finden können. Man hat daher die
Suche aufgegeben. Der gersttete Flugzeugführer war
vorläufig noch so erschöpft, datz er nicht in der Lage war,
eine Crklärung abzugsben.

Das Wrack des abgestürzten Großflugzeuges „Tity
of Lhartum" ist inzwischsn zwei Kilometer vor der tza-
fsneinsahrt von Alexandrien aufqefunden wordcn
liegt etwa 24 Meter unter dem Wafferspiegel.
konnten zwei Leichen geborgen werden.

Elm SeiM «i -SiiW.

Sieben Stunden in lustiger tzöhe.

Paris, 1. Ian. Am Silvestsrtag bltsb die
bahn von Lhamonix nach dem Brsvent-Gletscher wah-
rend der Fahrt plöhlich hüngen. Das Tragrad war
vom Kabel abqerutscht und die beiden nnt je 20 Personen
besehten Körbe, die sich mitten über dem Tal befanden,
kamen nicht mchr von der Stclle. Crst nach siebenstün-
diqer schwsrer Arbeit in Nacht und Schnee konntcn die
Fahrgüste aus ihrer Lage befreit werden. Gefahr hLtts
llbrigcns nicht bestanden und die beiden Traqqoin An
blieben während der ganzen Zeit mit den Vahnhöfen m
telephonischsr Verbindung.

Mer Kinder md zwei Fraven verdranvt.

Trauriges Ende einer Weihnachtsseier auf Island.

Kopenhagen, 1. Ianuar. Bei einer Weihnachts-
feier im Versammlungshaus des kleinen Ortss Kefltvik
bei Reykjavik brach am Montag abend ein Brand aus,
bei dem vier Kinder und Lltere Frauen rn den
Flammen umkamen. Ctwa zwanzig, nach anderen
Äerichten bis zu vierziq Personen wurden verletzt, davon
zehn so schwer, datz ihr Zustand zu ernstem Bedenken
Anlaß gibt. An der Feier nahmsn etwa 180 Kinder und
zwanzig Erwachsene teil. Vald nach Beginn der Vsr-
anstaltimg geriet unter dsm Weihnachtsbaum lregendes
Papier t'n Brand, das im nächsten Äuqenblick den qan-
zsn Raum entzündete. Das Feuer qriff rasch auf die
Holzwände und aus die hölzerne Decke über. Die An-
wesenden stürzten, vom Schrecken erqriffsn, zum haupt-
ausqang, der unglücklichcrweis« abgeschloffen war, so
datz die Tür erst etngeschlagen werden mutzte. Am
Ausaang entstand ein wildes Gedränge, in dem einige
der Kinder umgsriffen wurden und verschiedene Personen
Verlehungen erlitten. Mehrere Teilnehmer an der Der-
anstaltung sprangen dürch das Fenster, wobei sts sich
grötz^enteils Schntttwunde» zuzogen. Die Schwerver-

Cs
Disher

S e i k-

lehten wurden in die Krankenhäuser
Harfjord geschafft.

von Neykjavik und

Drei Tote im brennrnden Kraftwagen.

Verlin, 1. Ianuar. Ein furchtbares Kraft-
wagenunglück, bei dem dreiPersonen den
Tod fanden, ereiqncte sich ani Neujahrsmorqen in Obcr-
schöneweide. Cin Personenkraftwaqen suhr in voller.
Fahrt gegen einen Straßenbaum, dabei wurde der Wa-
aen zertrümmert und geriet durch eine Stichflamme in
Vrand. Die drei Insaffen wurden bei dem Anfall so
schwer verleht, datz es ihnen nicht mehr möglich war, den
brennenden Wagen zu verlassen. Als die Feuerwehr sin-
traf und den Vrand gelöscht hatte, sand ste nur noch dis
Leichen vor.

Schuß auf fahrenden D-Zug tötet den Koch des
Speisewagens.

Wien, 1. Ianuar. Auf den D-Zug Salzburg—2lgram
wurds am Neujabrstag zwtschen St. Iohann und
Schwarzach im Land Salzburg ein Schuß abgegcben.
Dte Kugel traf den am Fenster stehenden Koch dss
Speisewagens Lukas Obbanoc aus Agram. Der
Schwerverletzte starb kurz nach der Einlieferung ins
Krankenhaus Schwarzach. Als Täter wurden' zwei
sünfzehnjährige Iungen festgestellt, die mit einem entwen-
deten Militärgewchr auf den vorüberfahrenden Zug gs-
schoffen hatten.

Abstur, eines Dombensluqzeuas in Nairobi.

London. 31. Dezember. Auf dem engltschen Militär-
flugplah in Nairobi (Kenya) kamen in den letzten
zwet Taqsn zwsi Flieqer durch pen Slbsturz eines
Bombenflugzeuqs ums Leben.

Cin weiterer Flieger bsging, nachdem er kurz vorher
ein Truppenbeförderüngsflugzeug gelandet hatte,
Selbstmord durch Crschtctzen.

Riefige Tteinlawinen und Erbrutsch in Ober-
italien. Als Folg« des i" Oberitalten herrschenden
schlechten Wetters nimmt die Zahl der Unglücksfälle
immer mehr zu. Am Garda-See ging eine riestge
Steinlawin« von den Hängen des Monte Altis-
stmo nieder. Ein Studenj, per gerade zuni Gipfel
des Berges unterwegs war, wurde von den herab-
stürzenden Felsen erschlagen. Jn der Nähe von
Portona stürzte infolge des aufgeweichten Bodens ein
Haus ein, wobei eine Frau mit ihren zwei Kindern
wie durch ein Wunder unvcrletzt blieben. Die Straße
längs der westlichen Rivierq wurde durch einen Erd-
rutsch, der neuerlich 1'20o Kubikmeter Gesteinsniassen
in Bewegung setzte. bei Poltri verschüttet. Auch in den
Apenninen war ver Straßenverkehr stellenweise durch
Steinlawiuen unterbrochen.

-- Folgenschwerer Erdrutsch auf einrr französi-
schen Landstratze. Jnfolge der andauernden Regensälle
und der durch den starken Auto- und Lastkraftwagen-
verkehr verursachten Erschütterungen ereignete sich am
Mittwochabend auf der Landstraße zwischen Versailles
uud Le Pecq ein Erdru 1 sch, wobei zwei Perso-
nen verschüttet wurden. Erst nach längeren An-
strengungen konnten die betden Verschütteten von her-
beigeeilten Helfern als Leichcn geborgen werden.
Truppenteile aus den Garnisonen Versailles und St.
Germai-n wurden sofort einqesetzt, um die durch»den
Erdrutsch gesperrte Straß« wieder freizulegen.

— Der unqarische Politiker Gras Fidel Palfsy
wurde aus Kihbühel (Nordtirol) ausqcwiessn. Die Matz-
uahme wurde damit begründet, datz der Graf, der einer
dsr Führer der ungqrischen Pseilkrsuzler ist, durch anti-
jemrtrsche Propaganda zu Aergernrs Anlatz gegeben habe.

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