Heidelberger
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Nr. 17
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Die Todesstunde: Am Montag um 23.58 Uhr.
London, 21. Ianuar. Georg V., König von Groh-
britannien und Irland, Kaiser von Indicn, ist am Mon-
tag um 23.58 Uhr (englischer Zeit) aus Schlost
Sandringham im 71. Lcbensjahr, nach ciner Regierungs-
zeit von 25 Iahren und acht Monaten sanft ent-
s ch l a f e n.
Am Stcrbelager weilten die Königin, der Prinz von
Wales, der Herzog von Aork, die königliche Prinzeflin,
sowie der Herzog und die Herzogin von Kent.
König Georg hatte einen friedlichen Tod. Cr ist bis
zum Cnde ohne besondere Schmerzen geblieben.
Als die Aerzte erkannten, dah das Cnde nur noch
eine Frage von Minuten war, riefen ste die Königin
wit ihren Kindern in das Sterbezimmer. In ihrer
Gegenwart hat der König seinen Atem ausgehaucht. Die
Königin, die sich bis dahin eisern aufrccht gehalten hatte,
umarmte unter Tränen ihren ältesten Sohn, den neuen
König. Die königliche Familie vcrlieh dann das Toten-
Simmer und begab sich in den daneben liegcndcn Raum.
König Georg ist fast zu der gleichen Stunde ge-
storben, in der sein Vater, König Cduard VII rm
Jahre 1910 verstarb.
*
Jm englischen Volk ist tiefe Trauer em-
gekehrt, die Trauer um einen König und Herrscher,
oer vorbildlich und gewissenhaft über ein Viertcljahr-
hundert an der Spitze des britischen Reichs gestanden
yat. Die Fahnen haben sich auf Halbmast gesenkt. An
der Trauer, in die das englische Volk versetzt worden
M, nimmt auch das deutsche Bolk herzlichen
Anteil und der Führer und Reichskanzler
hat sofort nach Eintreffen der Todesnachricht seiner
tLellnahme und der Teilnahme des deutschen Volkes
>n Beileidstelegrammcn an den Thronfolger und an
me Königin-Witwe Ausdruck gegeben.
König Georg V., der ein Sproß der hannoverschen
Bynastie war, die vor mehr als 200 Jahren mit König
^>eorg I. den englischen Thron bestieg, hat es während
lelner Regierungszeit verstanden, das englische König-
>Um in den Staatsnotwendigkeiten zu verankern und
^ zur verbindenden Klammer für das ganze britische
^eich zu machen. So hat England uuter der Regie-
rung dieses klugen Mannes eine Wiedergeburt des
Konigtums als einer nationalen Einrichtung erl^bt
»nd der Träger der britischen Krone war weit mehr
nls nur König von England. Als Herrscher des Welt-
re.lchz besaß er eine durchaus kaiserliche Obergewalt.
E>le Verehrung, die er genoß, kam sichtbar zum Aus-
oruck bei der Feier seines 70. Geburtstags und bei sei-
ll«m 25jährigen Regierungsjubiläum, das zu einem
vest für das britische Jmperium wurde.
König Georg war eine schlichte, zurückhaltende Er-
Icheinung, sich immer gleichbleibend, von einer liebens-
lpurdigen Güte, die im Lauf der Jahre jencn väter-
Uchen Zug bekam, die ihm persönliche Autorität und
Einflutz sicherten.
Wie dieses aber geworden ist, das ist nicht leicht
»n erklären. Die Laufbahn Georg V. gibt wenig
yußerlichc Anhaltspunkte, aus denen sich dcr Mensch
krschließen laffe. Er wurde im Jahr 1865 geboren
und als der zweite Sohn zum seemännischen Beruf be-
stlmmt. Er ist, das bestätigen alle Berichte darüber,
stllt Leib und Seele Seemann gewesen, und gerade
U'ese Jahre gaben ihm nicht nur die Möglichkeit, das
uritjsche Jmperium sozusagen menschlich und beruflich
Hier lernte er die stille Pflichterfüllung und den
tenst auf den Schifsen. Hier lernte er Menschliches
und Mlzumenschliches bei Vorgesetzten und Kamera-
erkennen und anerkennen. Als dann der Tod sei-
M älteren Bruders Albert Victor, des Herzogs von
^mrence, aus dem Prinzen des Königlichcn Hauses
rlotzlich ven künftigen Träger der Krone machte, da
?s>aß er das, was sich heute als die Hauptsache erweist,
-'e Kenntnis seiner sclbst und die Kenntnis der vor
uur stehenden Aufgabe.
q, Auch in andercr Beziehung griff der Tod seines
^ruders in das persönliche Lebcn Georgs V. ein:
yt. heiratcte ein Jahr darauf die Prinzessin
^ rctoria Mary von Teck, die bereits für sei-
>en Bruder als Gemahlin genannt worden war. Die
Astlals, weil im Mai geboren, unter dem Namen
TVrinceß May" bekannte Prinzessin ist heute die Kö-
6>n Mary von England.
König Georg hatte das Glück, so gesehen zu wer-
-^n, n,io er jn Wahrheit war. Je älter er wurde, um
n^chrhr verstanden seine Untertanen, daß er in Freude
K-sty Leid auch als König der Untertan gemeinsamen
^ch'cksals war.
ivs>-r-6 König Georg im Mai 1935 sein Regierungs-
a ollaunl feierte, verfammelten sich die Premierimm-
ni?° ^.Er Dominions (mit Ausnahme des irischen Pre-
-"Niinisters) in Londön, um dem König ihre Hul-
uü^ststg darzubringen, ein Beweis dafür, in wclch
(h-?rwöhnlicher Weise alle Staaten des britischcn Rei-
wck.uch mit der Krone verbunden fühlen. Bemerkens-
Nii!! stnlr, daß damals General Hertzog, der Pre-
lstiinister der Südafrikanischen Union, Worte
lsit?„ch' die gerade im Mund diescs Mannes, der einst
kän>?lschaftlich den britischen Einfluß in Südafrika be-
Sjjsstu hatte, besondere Bedcutung gewannen: -pur
ein^st>rika ist fortan nur noch eine Politik denkbar,
tzz-» Höchstmaß von Freundschaft, gutem
dcn ^n und Zusanimenarbeit mit Großbritannien und
Uic>. ststdern Dominions im Geist internationaler Ka-
Älchaft."
gean^lt König Kcorg ist ein kluger Monarch dabin-
Av,.?l>rst. der die schweren Pflichten seincs hohcn
Kug Verivaltete und ein wahrer Pater scines
gewesen ist. .
1 i» * Prinz von Wales wird nun als K o -
->uch Eduard VIII. den Thron bcsteigen, wobei
wie sein verstorbener Vater von sich sagen
Ser sf )>aß cr als Prinz von Wales und als Thronfol-
stNw°? nicht nur vorbildlich gegeben hat, sondern auch
chelw^ davon erfüllt gewefen ist, welche Würde und
^ie , große Verantwortung auf ihn warten. Wenn
^stglische Verfassung, die ja nicht geschriebenes
Recht ist, sondern sich nach Herkommen und Ueberliefe-
rung, aber auch nach Bedarf und Entwicklung, sich
immer wieder formt, den König herrschen aber nicht
regieren lätzt, so erfordert gerade das eine Persönlich-
keit von sicherem Gefühl und von einem Augenmaß
der Dinge, das nicht erlernt werden kann, fondern
angeboren sein muß. Die Ettgländer rühmen sich gern,
ein monarchisches Volk zu sein, aber dieser Ruhm ist
auch vielfach bedingt dadurch, ob es die Monarchen
verstehen, das monarchische Erbe zu wahren. König
Georg V. hat das in den 25 Jahren seiner Herrschaft
vorbildlich getan, so vorbildlich sogar, datz selbst die
Arüeiterpartei sich damit abgefunden hat, in dew Kö-
nig von Englanb nicht nnr die monarchische Spitze,
sondern auch den Vertrauensmann des ganzen Volkes
zu sehen. Von König Eduard VIII. ist nicht bekannt,
daß er die hohe Würde und Bürde seines Amtes an-
ders auffasscn will wie sein verstorbener Vater. Mit
dem englischen Volk neigt sich auch das deutsche Volk
vor der Bahre des toten Königs als Ausdruck für die
hohe Wertschätzung, die dieser Monarch als Mensch stch
überall erworbon hat.
Aus dem Leben des Königs.
König Georg V. wurde am 3. Iuni 1865 in
Marlborough House als zweiter Sohn des damaligen
Prinzen vön Wales und der Prinzesfin Alexandra von
Dänemark geborcn. Cr genoß scine Crziehunq gcmein-
sam mit scinem zwei Iahre älteren Bruder Mbert
Viktor, späteren Herzög von Clarence.
Nach einer Weltrcise noch im Knabenalter trat
Prinz Georg am 1. Mai 1883 in die britische Kriegs-
marine ein ünd tat als Offizier meist auf Schiffen aüs-
ländischer Stationen Dienst. Im Iahr 1898 wurde er als
Kapitän zur See Komniandeur des Schlachtschiffes
„Crescent" und noch in dieser Stellung zum Vize-
admiral bcfördert.
Durch den Tod seines älteren Vruders, des Herzogs
von Clarence, trat Prinz Georg, der den Titel
ewes Herzogs von Dork führte, im Ianuar 1892
m die Rcchte des britischen Thronfolgers ein.
Am 6. Iuli 1893 verheiratete fich der Prinz mit der
wn 27. Mai 1867 in Cngland geborenen Prinzeffin
MaryvonTeck, der Vraut seines verstorbenen
Vruders. Dem prinzlichen Paar wurde am 23. Iuni
>894 dcr erste Sohn Pxinz Cduard geboren; vier
weitere Kinder, drei Söhne und eine Tochter, folgten in
oen nächsten Iahren.
3m Iahr 1901 besuchte das prinzliche Paar die eng-
Uschen Dominien. Der Höhepunkt dieser Reise war dis
^-l'vsinung des australischen Bundesparlaments am
N Mai durch eine Thronrede, die der Prinz im Namen
stes Königs hielt. Nach der Rückkehr bekam der Thron-
folger den Titel eincs Prinzen von Wales ver-
liehen. Cs folgte eine Staatsreise des prinzlichen Paa-
res nach Indien, die am 19. Oktober 1905 angetreten und
am 19. März 1906 beendigt wurde. Am 6. Mai 1910,
dem Todestag Cduards VII., bcstieg der Prinz den
Thron Großbritanniens.
Am 22. Iuni 1911 fand die Krönung des engli-
schen Herrscherpaares statt, zu dcr außer anderen dcut-
schen Fürstlichkciten auch der deutsche Kronprinz crschien.
Am 11. November 1911 trat das englische Königs-
paar seine Reise zur Krönungsscier nach In-
dien an, die am 12. Dezember in Delhi stattsand.
Hierbei gab der König bckannt, dast dcr Sitz der engli-
schen Regierung von Kalkutta nach Delhi verlegt werdcn
würde.
Die erste Reise, die das englische Herrschcrpaar nach
der Thronbesteigung an eincn sremdländischcn Hof unter-
nahm, sührte im Mai 1913 nach Verlin zur Hochzeits-
feier des Prinzcn Crnst August von Cumherland und der
Prinzesiin Luise von Prcüstcn.
Während des Krieges trat der König austerhalb der
ihm durch die ettglischs Verfaffüng eng gezogenen Gren-
zen kaum hervor. Im Iuli 1917 legte er den die deutsche
Herkunst vcrratcnden Namcn scines Hauses Sachscn-
Koburg und Gotha ab und nahm sür die Königliche Fa-
milie den Namen Windsor an.
Im November 1928 erkrankte König Georg schwcr
an einer Lungenentzündung, so dast für sein Lsbcn ge-
fürchtet wurdo. Am 2. Iüli 1929 konnte er wieder im
Buckingham-Palast das neugewählte Parlament eröff-
nen. Äm 21. Ianuar 1930 eröffnete er dann die Flot-
tenabrüstuntzskonferenz.
Nachfolger des Königs ist dsr bisher unvermählt
gebliebene Prinz Cduard von Wales, so dast
die Crbfolge nach deffen Tod auf seinen Vruder, den
HerzogAlbert vonAork und deffen Nachkom-
men, vorläufig auf seine erstgeborene Tochter Clisa-
beth, übergehen wird. Der dritte Sohn des Königs,
Herzog Heinrich von Gloucester, ist wie der Thronfolger
unverheiratet, während der vierte Sohn Herzog Geörg
von Kent, sich im Oktobcr 1934 mit Prinzessin Marinä
von Griechenland vermählte. Die einzige Tochter des
Königspaares Victoria ist mit dem Viscount Lascelles,
Carl of Harewood, vermählt.
*
Dor dem Königspalast.
London, 21. Ianuar. (Cigene Funkmeldunq.) Dis
amtliche Nachricht vom Tod des Königs wurde
kurz nach 1 Ilhr früh mitteleuropäischer Zeit am Tor des
königlichen Palastes in London angeschlagen. Hunderte
von Menschen hatten sich vor dem Palast versammelt.
Als die Todesnachricht eintraf, verharrten sie in tiefem
Schweigen und entblößten die Häupter. Viele Frauen
knieten nreder und verrichteten ein Gebet. Die Flagge
des Hauses Windsor wurde auf Halbmast gesetzü
Hc«te A«rk«s««« i>es «c«e« Königs.
Don den Stufen der Vörse.
London, 21. Ianuar. Nach dem Tod König Georgs
wurden sofort Maßnahmen ergrifsen, um den Thron-
rat, voraussichtlich im St.-Iames-Palast in London,
einzuberufen. Seine Mitglieder werden auf den neuen
König Cduard VIII. vereidigt werden.
Eduard VIII. wird am heutigen Dienstag nach
alter Acberlieferung von den Stufen der Königlichen
Vörse in London öffentlich zum König ausge-
rusen. Die königlichen Hcrolde werdcn dabei den histo-
rischen Sah aussprechen: „Der König ist tot, es lebe der
König!"
Die Vörse bleibt am Dienstag geschloffen.
Wenigs Sekunden nach dem Tod des Königs wurde
die Todesnachricht nach London telegraphiert. Der Mi-
nisterpräsident, der Inncnministcr und der Lordkanzler
wurden sofort unterrichtet. Die Admiralität meldete den
Tod durch Funk allen aus See befindlichen Schiffen.
15 Minuten vor 2 Ahr srüh MCZ. wurde folgende
amtliche Rachricht vom Haus des MinisterprLsidenten
in der Downingstreet 10 ausgcgcben:
In Ucbereinstimmung mit dem Thronsolgegesetz von
1707 muß das Parlament sosort zusammen-
treten. Infolgedeffen sind Maßnahmen für die Ein-
berufung des Ober. und Anterhauses am
Dienstag, den 21. Ianuar, getroffen worden.
*
Durch öse englische Verfassung wird bestimmt, datz
der bisherige Prinz von Wales mit dem Tod sei-
nes Daters unmittelbar König wird. Seit den Ta-
gen Heinrich VIII. wird der Trorierbe unmittelbar nach
dem Tod des Kvnigs verfassungsgemätz sein Nachfolger.
Der bisherige Prinz von Wales wird als König den
Namen Eduard VIII. führen.
Entsprechend dem Dorgang beim Tod Eduard VII.
wurde die Mitteilung über den erfolgten Tod des Kö-
nigs an alle diejenigen Mitglieder der königlichen Fa-
milie telegraphiert, die sich nicht in Sandringsham be-
fanden, sowie an die Minister der Krone und die aus-
wärtigeu Staatsoberhäupter. Der neue König gab
danu dem Kömglichen Postmeister den Auftrag, sein
persönliches Telegramm an den Minister des Jnnern
abzusenden, in dem er diesem den Tod seines Da-
ters mitteilte. Der Minister des Jnnern gab diese
Dachricht an den Lordmahor Vvn London weiter und
wies ihn an, die grotze Glocke der St. Pauls-Kathe-
drale zu läuten.
Hierauf wurden dieDorbereitungen für
den Kronrat getroffen, der verfassungsgemäh zu
folgen hat. Dach dem Tod König Eduard VII. fand
der Kronrat am Tag nach dsm Tod des Königs statt.
König Georg gab damals seine erste Erklärung an die-
sem Tag ab, die veröffentlicht wurde. Die königlichen
Aäte werden dann wieder vereidigt als Mitglieder des
neuen Rats, und sodann wird die Anweisung gegeben.
den neuen König zu proklamieren. Es folgt hierauf die
Proklamation an die Oeffentlichkeit. Die erste
Mitteilung wird von den Mitgliedern dsr königlichen
Familie, den Erzbischof von Canterburh, Lem dienstha-
benden Königlichen Rat, dem Lordmayor und den an-
deren hohen Deamten der Stadt London unterzeichnet
sein. Sie gibt bekannt, datz der König gestorben ist und
wer sein Aachfolger geworden ist.
Die Ankündigung des neuen Königs
wird erklären, datz die Nachfolge gefallen ist „auf
den hohen und mächtigen Prinzen Eduard, Albert, Ehri-
stian, George, Andrew, Patrick, David", der demgemäh
proklamiert wird „als unser eigener gcsehmähiger und
rechtsmähiger Oberlord Eduard VIII., durch Gottes
Gnade König von Grotzbritannien, Ärland
und den britischen Dominions über See, Der-
teidiger des Glaubens, Kaiser von Jndien". Die Er-
klärung des neuen Königs wird dann in der amtlichen
Zeitung „London Gazette" veröffentlicht werden.
Wenn die bisherige Tradition befolgt wird, so wird
hierauf eine Erklärung über die Eidesablegung
Eduard VIII. folgen, der der Kirche von Schottland Si-
Schlost Sandringham, der Landsitz des englischen Königs, wo König Georg starb. Links im Vor-
hergrund die berühmte Sandringham-Kapelle. (Associated Prest, K.)
K«bi»ctt L««»l ibird zir«<btrete«.
Am Mittwoch entscheidendcr Kabincttsrat in Paris.
Paris, 21. Ianuar. In gut unterrichteten Kreisen
rechnct man damit, daß Laval am hcutigcn Dienstag
aus Genf zurückkehrt. Am morgigen Mittwoch findet
ein Kabinettsrat statt, in deffen Verlauf Staats-
minister Herriot seinen Rücktritt bekanntgeben
wird und die übrigen radikalsozialistischen Ministcr ihre
Absicht vcrkündcn werden, dem Veispicl Hcrriots zu
folgen.
Miniftcrpräsident Laval, so erklärt man, werde
sich dann sosort zum Staatspräsidcntcn bcgeben, um dcn
Gesamtrücktritt des Kabinetts zu unter-
breiten. Weiter glaubt man, daß Laval jcdcs An.
gcbot, eine neu Regierungzu bilden, ablch.
nen werde.
steber die Rachfolge Lavals schcint in radi-
kalsozialistischen Kreisen noch keinc fcststchende Meinung
zu herrschen. Die radikalsozialistischen Abgeordneten,
dic am Montag früh in der Kammer waren, bcdaucrtcn,
daß Staatsminister Serriot nicht geneigt schcine,
die Neubildung eincr Regicrung zu übcrnchmen.
Als aussichtsreichste Kandidatcn sür das Ministerpräsi-
dium wurden am Montag die radikalsozialfftischen Ab-
aeordneten bzw. Senatoren Chautemps, Regnier,
Steeg und Vonnet genannt, ferner der gegcnwärtige
Kammerprästdent Vouiffon, dcr ehemalige Minister-
präsident Paul-Boncour, der augenblickliche Staatsmini-
ster Flandin und der ehemalige Haushaltsminister Gor-
main-Martin.
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R«MN «ns Halbm«sl.
Die Todesstunde: Am Montag um 23.58 Uhr.
London, 21. Ianuar. Georg V., König von Groh-
britannien und Irland, Kaiser von Indicn, ist am Mon-
tag um 23.58 Uhr (englischer Zeit) aus Schlost
Sandringham im 71. Lcbensjahr, nach ciner Regierungs-
zeit von 25 Iahren und acht Monaten sanft ent-
s ch l a f e n.
Am Stcrbelager weilten die Königin, der Prinz von
Wales, der Herzog von Aork, die königliche Prinzeflin,
sowie der Herzog und die Herzogin von Kent.
König Georg hatte einen friedlichen Tod. Cr ist bis
zum Cnde ohne besondere Schmerzen geblieben.
Als die Aerzte erkannten, dah das Cnde nur noch
eine Frage von Minuten war, riefen ste die Königin
wit ihren Kindern in das Sterbezimmer. In ihrer
Gegenwart hat der König seinen Atem ausgehaucht. Die
Königin, die sich bis dahin eisern aufrccht gehalten hatte,
umarmte unter Tränen ihren ältesten Sohn, den neuen
König. Die königliche Familie vcrlieh dann das Toten-
Simmer und begab sich in den daneben liegcndcn Raum.
König Georg ist fast zu der gleichen Stunde ge-
storben, in der sein Vater, König Cduard VII rm
Jahre 1910 verstarb.
*
Jm englischen Volk ist tiefe Trauer em-
gekehrt, die Trauer um einen König und Herrscher,
oer vorbildlich und gewissenhaft über ein Viertcljahr-
hundert an der Spitze des britischen Reichs gestanden
yat. Die Fahnen haben sich auf Halbmast gesenkt. An
der Trauer, in die das englische Volk versetzt worden
M, nimmt auch das deutsche Bolk herzlichen
Anteil und der Führer und Reichskanzler
hat sofort nach Eintreffen der Todesnachricht seiner
tLellnahme und der Teilnahme des deutschen Volkes
>n Beileidstelegrammcn an den Thronfolger und an
me Königin-Witwe Ausdruck gegeben.
König Georg V., der ein Sproß der hannoverschen
Bynastie war, die vor mehr als 200 Jahren mit König
^>eorg I. den englischen Thron bestieg, hat es während
lelner Regierungszeit verstanden, das englische König-
>Um in den Staatsnotwendigkeiten zu verankern und
^ zur verbindenden Klammer für das ganze britische
^eich zu machen. So hat England uuter der Regie-
rung dieses klugen Mannes eine Wiedergeburt des
Konigtums als einer nationalen Einrichtung erl^bt
»nd der Träger der britischen Krone war weit mehr
nls nur König von England. Als Herrscher des Welt-
re.lchz besaß er eine durchaus kaiserliche Obergewalt.
E>le Verehrung, die er genoß, kam sichtbar zum Aus-
oruck bei der Feier seines 70. Geburtstags und bei sei-
ll«m 25jährigen Regierungsjubiläum, das zu einem
vest für das britische Jmperium wurde.
König Georg war eine schlichte, zurückhaltende Er-
Icheinung, sich immer gleichbleibend, von einer liebens-
lpurdigen Güte, die im Lauf der Jahre jencn väter-
Uchen Zug bekam, die ihm persönliche Autorität und
Einflutz sicherten.
Wie dieses aber geworden ist, das ist nicht leicht
»n erklären. Die Laufbahn Georg V. gibt wenig
yußerlichc Anhaltspunkte, aus denen sich dcr Mensch
krschließen laffe. Er wurde im Jahr 1865 geboren
und als der zweite Sohn zum seemännischen Beruf be-
stlmmt. Er ist, das bestätigen alle Berichte darüber,
stllt Leib und Seele Seemann gewesen, und gerade
U'ese Jahre gaben ihm nicht nur die Möglichkeit, das
uritjsche Jmperium sozusagen menschlich und beruflich
Hier lernte er die stille Pflichterfüllung und den
tenst auf den Schifsen. Hier lernte er Menschliches
und Mlzumenschliches bei Vorgesetzten und Kamera-
erkennen und anerkennen. Als dann der Tod sei-
M älteren Bruders Albert Victor, des Herzogs von
^mrence, aus dem Prinzen des Königlichcn Hauses
rlotzlich ven künftigen Träger der Krone machte, da
?s>aß er das, was sich heute als die Hauptsache erweist,
-'e Kenntnis seiner sclbst und die Kenntnis der vor
uur stehenden Aufgabe.
q, Auch in andercr Beziehung griff der Tod seines
^ruders in das persönliche Lebcn Georgs V. ein:
yt. heiratcte ein Jahr darauf die Prinzessin
^ rctoria Mary von Teck, die bereits für sei-
>en Bruder als Gemahlin genannt worden war. Die
Astlals, weil im Mai geboren, unter dem Namen
TVrinceß May" bekannte Prinzessin ist heute die Kö-
6>n Mary von England.
König Georg hatte das Glück, so gesehen zu wer-
-^n, n,io er jn Wahrheit war. Je älter er wurde, um
n^chrhr verstanden seine Untertanen, daß er in Freude
K-sty Leid auch als König der Untertan gemeinsamen
^ch'cksals war.
ivs>-r-6 König Georg im Mai 1935 sein Regierungs-
a ollaunl feierte, verfammelten sich die Premierimm-
ni?° ^.Er Dominions (mit Ausnahme des irischen Pre-
-"Niinisters) in Londön, um dem König ihre Hul-
uü^ststg darzubringen, ein Beweis dafür, in wclch
(h-?rwöhnlicher Weise alle Staaten des britischcn Rei-
wck.uch mit der Krone verbunden fühlen. Bemerkens-
Nii!! stnlr, daß damals General Hertzog, der Pre-
lstiinister der Südafrikanischen Union, Worte
lsit?„ch' die gerade im Mund diescs Mannes, der einst
kän>?lschaftlich den britischen Einfluß in Südafrika be-
Sjjsstu hatte, besondere Bedcutung gewannen: -pur
ein^st>rika ist fortan nur noch eine Politik denkbar,
tzz-» Höchstmaß von Freundschaft, gutem
dcn ^n und Zusanimenarbeit mit Großbritannien und
Uic>. ststdern Dominions im Geist internationaler Ka-
Älchaft."
gean^lt König Kcorg ist ein kluger Monarch dabin-
Av,.?l>rst. der die schweren Pflichten seincs hohcn
Kug Verivaltete und ein wahrer Pater scines
gewesen ist. .
1 i» * Prinz von Wales wird nun als K o -
->uch Eduard VIII. den Thron bcsteigen, wobei
wie sein verstorbener Vater von sich sagen
Ser sf )>aß cr als Prinz von Wales und als Thronfol-
stNw°? nicht nur vorbildlich gegeben hat, sondern auch
chelw^ davon erfüllt gewefen ist, welche Würde und
^ie , große Verantwortung auf ihn warten. Wenn
^stglische Verfassung, die ja nicht geschriebenes
Recht ist, sondern sich nach Herkommen und Ueberliefe-
rung, aber auch nach Bedarf und Entwicklung, sich
immer wieder formt, den König herrschen aber nicht
regieren lätzt, so erfordert gerade das eine Persönlich-
keit von sicherem Gefühl und von einem Augenmaß
der Dinge, das nicht erlernt werden kann, fondern
angeboren sein muß. Die Ettgländer rühmen sich gern,
ein monarchisches Volk zu sein, aber dieser Ruhm ist
auch vielfach bedingt dadurch, ob es die Monarchen
verstehen, das monarchische Erbe zu wahren. König
Georg V. hat das in den 25 Jahren seiner Herrschaft
vorbildlich getan, so vorbildlich sogar, datz selbst die
Arüeiterpartei sich damit abgefunden hat, in dew Kö-
nig von Englanb nicht nnr die monarchische Spitze,
sondern auch den Vertrauensmann des ganzen Volkes
zu sehen. Von König Eduard VIII. ist nicht bekannt,
daß er die hohe Würde und Bürde seines Amtes an-
ders auffasscn will wie sein verstorbener Vater. Mit
dem englischen Volk neigt sich auch das deutsche Volk
vor der Bahre des toten Königs als Ausdruck für die
hohe Wertschätzung, die dieser Monarch als Mensch stch
überall erworbon hat.
Aus dem Leben des Königs.
König Georg V. wurde am 3. Iuni 1865 in
Marlborough House als zweiter Sohn des damaligen
Prinzen vön Wales und der Prinzesfin Alexandra von
Dänemark geborcn. Cr genoß scine Crziehunq gcmein-
sam mit scinem zwei Iahre älteren Bruder Mbert
Viktor, späteren Herzög von Clarence.
Nach einer Weltrcise noch im Knabenalter trat
Prinz Georg am 1. Mai 1883 in die britische Kriegs-
marine ein ünd tat als Offizier meist auf Schiffen aüs-
ländischer Stationen Dienst. Im Iahr 1898 wurde er als
Kapitän zur See Komniandeur des Schlachtschiffes
„Crescent" und noch in dieser Stellung zum Vize-
admiral bcfördert.
Durch den Tod seines älteren Vruders, des Herzogs
von Clarence, trat Prinz Georg, der den Titel
ewes Herzogs von Dork führte, im Ianuar 1892
m die Rcchte des britischen Thronfolgers ein.
Am 6. Iuli 1893 verheiratete fich der Prinz mit der
wn 27. Mai 1867 in Cngland geborenen Prinzeffin
MaryvonTeck, der Vraut seines verstorbenen
Vruders. Dem prinzlichen Paar wurde am 23. Iuni
>894 dcr erste Sohn Pxinz Cduard geboren; vier
weitere Kinder, drei Söhne und eine Tochter, folgten in
oen nächsten Iahren.
3m Iahr 1901 besuchte das prinzliche Paar die eng-
Uschen Dominien. Der Höhepunkt dieser Reise war dis
^-l'vsinung des australischen Bundesparlaments am
N Mai durch eine Thronrede, die der Prinz im Namen
stes Königs hielt. Nach der Rückkehr bekam der Thron-
folger den Titel eincs Prinzen von Wales ver-
liehen. Cs folgte eine Staatsreise des prinzlichen Paa-
res nach Indien, die am 19. Oktober 1905 angetreten und
am 19. März 1906 beendigt wurde. Am 6. Mai 1910,
dem Todestag Cduards VII., bcstieg der Prinz den
Thron Großbritanniens.
Am 22. Iuni 1911 fand die Krönung des engli-
schen Herrscherpaares statt, zu dcr außer anderen dcut-
schen Fürstlichkciten auch der deutsche Kronprinz crschien.
Am 11. November 1911 trat das englische Königs-
paar seine Reise zur Krönungsscier nach In-
dien an, die am 12. Dezember in Delhi stattsand.
Hierbei gab der König bckannt, dast dcr Sitz der engli-
schen Regierung von Kalkutta nach Delhi verlegt werdcn
würde.
Die erste Reise, die das englische Herrschcrpaar nach
der Thronbesteigung an eincn sremdländischcn Hof unter-
nahm, sührte im Mai 1913 nach Verlin zur Hochzeits-
feier des Prinzcn Crnst August von Cumherland und der
Prinzesiin Luise von Prcüstcn.
Während des Krieges trat der König austerhalb der
ihm durch die ettglischs Verfaffüng eng gezogenen Gren-
zen kaum hervor. Im Iuli 1917 legte er den die deutsche
Herkunst vcrratcnden Namcn scines Hauses Sachscn-
Koburg und Gotha ab und nahm sür die Königliche Fa-
milie den Namen Windsor an.
Im November 1928 erkrankte König Georg schwcr
an einer Lungenentzündung, so dast für sein Lsbcn ge-
fürchtet wurdo. Am 2. Iüli 1929 konnte er wieder im
Buckingham-Palast das neugewählte Parlament eröff-
nen. Äm 21. Ianuar 1930 eröffnete er dann die Flot-
tenabrüstuntzskonferenz.
Nachfolger des Königs ist dsr bisher unvermählt
gebliebene Prinz Cduard von Wales, so dast
die Crbfolge nach deffen Tod auf seinen Vruder, den
HerzogAlbert vonAork und deffen Nachkom-
men, vorläufig auf seine erstgeborene Tochter Clisa-
beth, übergehen wird. Der dritte Sohn des Königs,
Herzog Heinrich von Gloucester, ist wie der Thronfolger
unverheiratet, während der vierte Sohn Herzog Geörg
von Kent, sich im Oktobcr 1934 mit Prinzessin Marinä
von Griechenland vermählte. Die einzige Tochter des
Königspaares Victoria ist mit dem Viscount Lascelles,
Carl of Harewood, vermählt.
*
Dor dem Königspalast.
London, 21. Ianuar. (Cigene Funkmeldunq.) Dis
amtliche Nachricht vom Tod des Königs wurde
kurz nach 1 Ilhr früh mitteleuropäischer Zeit am Tor des
königlichen Palastes in London angeschlagen. Hunderte
von Menschen hatten sich vor dem Palast versammelt.
Als die Todesnachricht eintraf, verharrten sie in tiefem
Schweigen und entblößten die Häupter. Viele Frauen
knieten nreder und verrichteten ein Gebet. Die Flagge
des Hauses Windsor wurde auf Halbmast gesetzü
Hc«te A«rk«s««« i>es «c«e« Königs.
Don den Stufen der Vörse.
London, 21. Ianuar. Nach dem Tod König Georgs
wurden sofort Maßnahmen ergrifsen, um den Thron-
rat, voraussichtlich im St.-Iames-Palast in London,
einzuberufen. Seine Mitglieder werden auf den neuen
König Cduard VIII. vereidigt werden.
Eduard VIII. wird am heutigen Dienstag nach
alter Acberlieferung von den Stufen der Königlichen
Vörse in London öffentlich zum König ausge-
rusen. Die königlichen Hcrolde werdcn dabei den histo-
rischen Sah aussprechen: „Der König ist tot, es lebe der
König!"
Die Vörse bleibt am Dienstag geschloffen.
Wenigs Sekunden nach dem Tod des Königs wurde
die Todesnachricht nach London telegraphiert. Der Mi-
nisterpräsident, der Inncnministcr und der Lordkanzler
wurden sofort unterrichtet. Die Admiralität meldete den
Tod durch Funk allen aus See befindlichen Schiffen.
15 Minuten vor 2 Ahr srüh MCZ. wurde folgende
amtliche Rachricht vom Haus des MinisterprLsidenten
in der Downingstreet 10 ausgcgcben:
In Ucbereinstimmung mit dem Thronsolgegesetz von
1707 muß das Parlament sosort zusammen-
treten. Infolgedeffen sind Maßnahmen für die Ein-
berufung des Ober. und Anterhauses am
Dienstag, den 21. Ianuar, getroffen worden.
*
Durch öse englische Verfassung wird bestimmt, datz
der bisherige Prinz von Wales mit dem Tod sei-
nes Daters unmittelbar König wird. Seit den Ta-
gen Heinrich VIII. wird der Trorierbe unmittelbar nach
dem Tod des Kvnigs verfassungsgemätz sein Nachfolger.
Der bisherige Prinz von Wales wird als König den
Namen Eduard VIII. führen.
Entsprechend dem Dorgang beim Tod Eduard VII.
wurde die Mitteilung über den erfolgten Tod des Kö-
nigs an alle diejenigen Mitglieder der königlichen Fa-
milie telegraphiert, die sich nicht in Sandringsham be-
fanden, sowie an die Minister der Krone und die aus-
wärtigeu Staatsoberhäupter. Der neue König gab
danu dem Kömglichen Postmeister den Auftrag, sein
persönliches Telegramm an den Minister des Jnnern
abzusenden, in dem er diesem den Tod seines Da-
ters mitteilte. Der Minister des Jnnern gab diese
Dachricht an den Lordmahor Vvn London weiter und
wies ihn an, die grotze Glocke der St. Pauls-Kathe-
drale zu läuten.
Hierauf wurden dieDorbereitungen für
den Kronrat getroffen, der verfassungsgemäh zu
folgen hat. Dach dem Tod König Eduard VII. fand
der Kronrat am Tag nach dsm Tod des Königs statt.
König Georg gab damals seine erste Erklärung an die-
sem Tag ab, die veröffentlicht wurde. Die königlichen
Aäte werden dann wieder vereidigt als Mitglieder des
neuen Rats, und sodann wird die Anweisung gegeben.
den neuen König zu proklamieren. Es folgt hierauf die
Proklamation an die Oeffentlichkeit. Die erste
Mitteilung wird von den Mitgliedern dsr königlichen
Familie, den Erzbischof von Canterburh, Lem dienstha-
benden Königlichen Rat, dem Lordmayor und den an-
deren hohen Deamten der Stadt London unterzeichnet
sein. Sie gibt bekannt, datz der König gestorben ist und
wer sein Aachfolger geworden ist.
Die Ankündigung des neuen Königs
wird erklären, datz die Nachfolge gefallen ist „auf
den hohen und mächtigen Prinzen Eduard, Albert, Ehri-
stian, George, Andrew, Patrick, David", der demgemäh
proklamiert wird „als unser eigener gcsehmähiger und
rechtsmähiger Oberlord Eduard VIII., durch Gottes
Gnade König von Grotzbritannien, Ärland
und den britischen Dominions über See, Der-
teidiger des Glaubens, Kaiser von Jndien". Die Er-
klärung des neuen Königs wird dann in der amtlichen
Zeitung „London Gazette" veröffentlicht werden.
Wenn die bisherige Tradition befolgt wird, so wird
hierauf eine Erklärung über die Eidesablegung
Eduard VIII. folgen, der der Kirche von Schottland Si-
Schlost Sandringham, der Landsitz des englischen Königs, wo König Georg starb. Links im Vor-
hergrund die berühmte Sandringham-Kapelle. (Associated Prest, K.)
K«bi»ctt L««»l ibird zir«<btrete«.
Am Mittwoch entscheidendcr Kabincttsrat in Paris.
Paris, 21. Ianuar. In gut unterrichteten Kreisen
rechnct man damit, daß Laval am hcutigcn Dienstag
aus Genf zurückkehrt. Am morgigen Mittwoch findet
ein Kabinettsrat statt, in deffen Verlauf Staats-
minister Herriot seinen Rücktritt bekanntgeben
wird und die übrigen radikalsozialistischen Ministcr ihre
Absicht vcrkündcn werden, dem Veispicl Hcrriots zu
folgen.
Miniftcrpräsident Laval, so erklärt man, werde
sich dann sosort zum Staatspräsidcntcn bcgeben, um dcn
Gesamtrücktritt des Kabinetts zu unter-
breiten. Weiter glaubt man, daß Laval jcdcs An.
gcbot, eine neu Regierungzu bilden, ablch.
nen werde.
steber die Rachfolge Lavals schcint in radi-
kalsozialistischen Kreisen noch keinc fcststchende Meinung
zu herrschen. Die radikalsozialistischen Abgeordneten,
dic am Montag früh in der Kammer waren, bcdaucrtcn,
daß Staatsminister Serriot nicht geneigt schcine,
die Neubildung eincr Regicrung zu übcrnchmen.
Als aussichtsreichste Kandidatcn sür das Ministerpräsi-
dium wurden am Montag die radikalsozialfftischen Ab-
aeordneten bzw. Senatoren Chautemps, Regnier,
Steeg und Vonnet genannt, ferner der gegcnwärtige
Kammerprästdent Vouiffon, dcr ehemalige Minister-
präsident Paul-Boncour, der augenblickliche Staatsmini-
ster Flandin und der ehemalige Haushaltsminister Gor-
main-Martin.