Leite 2 Fernsprecher-S.-2l. 7351—53. „Heivelberger Neueste Nachrichten^ —- „Heidelberger Anzeiger^
Dienstag, 21. Zannar 1936 vir. 17
Etarhemberg wik ketne Volksabstimmung.
Aber tt ift sm rinr „geimibr monmKtitiiKr Kwvnlianda".
cherheit zusagt. Llnter dieser Erklärung werden die 2ka«
rnen derjenigen Mitglieder des Kronrats stehen, die
bei der Eidesleistung zugegen gewesen sind.
Hierauf werden beide Häuser des Parla-
Ments zusammentreten, um den Treueid abzulegen.
Seit dem Reformakt von 1867 wird das Llnterhaus nicht
mehr nach dem Tod eines Königs aufgelöst, aber das
Parlament muh sofort zusammentreten. Ännerhalb von
Lrei Tagen nach dem Tod des Königs ersolgt sodann
Lie sormelle Proklamation seines Aachfol-
gers.
König Eduard VIII. besteigt als Anverheirateter
Len Thron. Die Königin Marh wird als Königinmut-
ter weiterhin die Erste Lady des Landes bleiben, der
Herzog von Dork wird präsumptiver Thron-
folger. Er wird nicht Kronprinz, da dieser nur durch
Len Sohn oder Enkel eines Svuverän eingenommen wer-
den kann. Der Titel eines Prince vf Wales wird ent-
fallen, da der König keinen Sohn hat. Dieser Titel
wird bekanntlich nur dem ältesten Sohn des jeweiligen
Königs verliehen.
lNach dem Tod des Königs wird für zwölf Mo-
Nate Hoftrauer verfügt. Auf der Admiralität wird
Lie Flagge halbmast gesetzt werden. war nur geschieht,
wenn der König stirbt. 2luf die Mitteilung an die 2Ir-
mee hin wird die Armee einen Trauersalut feuern, und
zwar einen Schuh für jedes der 70 2ahre, die der Kö-
nig gelebt hat. Auf sämtlichen militärischen Gebäuden
werden die Flaggen halbmast wehen.
Die AOihriliig des KSnigs.
Trauer im ganzen britischen Reich.
London, 21. Ianuar. (Cig. Funkmeldung.) Die
Pläne für das Staatsbegräbnis König
Georgs werden voraussichtlich heute bekanntgegeben.
Die sterblichen Aeberreste des Königs werden zunächst
nach der kleinen Kirche St. Maria Magdalena bsi
Schlotz Sandringham und von dort nach London
übergeführt werden, wo sie wahrscheinlich in der West-
minsterabtei feierlich aufgebahrt werden.
In der St. Paulskathsdrale findet heute mittag ein
grotzer Trauergottesdienst statt. Zum Zeichen
der Trauer wird heute früh die grotze Glocke der St.
Pauls-Kathedrale geläutet.
Zn ganz Cngland hat der Tod des Herrschers
tiefsteTrauer ausgelöst. Als die Nachricht bekannt
wurde, wurden in vielen Städten und Dörfern die Glok-
ken geläutet. In London selbst hörte man beinahe zwei
Stunden lang den Ton einer Totenglocke der West-
minstsrabtei. In Liverpool und anderen großen Städten
hatten sich viele Menschen auf den Stratzen angesammelt,
obwohl ein hestiger Regen niederging. Aebcrall ver-
breitete sich die Trauerbotschaft wie ein Lauffeuer.
Tanzveranstaltungen und Theatervorstellungen warcn an
den meisten Orten schon vorher abgebrochcn worden, als
an dem bevorstehenden Tod des Königs nicht mehr zu
zweiseln war. Am heutigen Dienstag bleiben alle Thea-
ter und Lichtspielhäufer in ganz Cngland geschloffen.
Mit qroher Fcierlichkeit und mit aller überlieferten
Pracht wrrd heute der Thronrat abgehalten, in dem
Cduard VIII. zum neuen König von Cngland
crklärt werden wird.
Das eigentliche Staatsgetriebe wird durch den Tod
König Georgs in keiner Weise unterbrochen. Das gegen-
wärtige Kabinett fetzt seine Amtstätigkeit fort und
wird lediglich auf den neuen König vereidigt. Die
Parlamentsmitglicder wcrdcn heute abend den Cid auf
Cduard VIII. äbzulegen haben.
Ministerpräsident Valdwin spricht heute um
21.30 Uhr englischer Zeit über den Rundsunk zum eng-
lischen Volk.
»
Wie aus Ottawa gemeldet wird, hat auch in
Kanada dis Nachricht vom Tod König Georgs tiefe
Trauer ausgelöst. Als das Hinscheiden des Königs am
Montag abcnd kanadischer Zeit bekannt wurde, wurden
alle Kirchenglocken im ganzen Land geläutet. Die Nach-
richt wurde noch in der Nacht zum Dienstag von Lon-
don aus nach allen Teilen des britischen Weltreiches
durch Funk übermittelt.
*
Der Erzbifchof von Canterbury am Sterbebett
König Georgs.
London, 20. Ianuar. Als um 22 Llhr englischer Zeit
Ler englische Rundfunk seine Sendungen wieoer aus-
nahm, wiederholte er zunächst die letzte amtliche Ver-
lautbarung über das bevorstehende Cnds des Kö-
nigs. Ueber sämtliche englischen Sender wurde darauf-
hin das Vaterunser gesprochen, auf das feierliche Psalm-
gesänge folgten. Die letzte Mitteilung aus Sandringham
wurde um 22.15 Ahr an den Gittern des Buckingham-
Palastes angeschlagen. Inncrhalb weniger Minuten
hatte sich eine Menschenmenge von 2000 Personen vor
dem Palast anaesammelt, dre in feisrlichem Schweigen
und in Chrfurcht vor dem Palast auf weitere Nach-
richten harrte.
Die Mitteilung, datz der König im Sterben liege,
wurde sofort sämtlichen Ministern und hohen Staats-
beamten übermittelt. Auch an die Schwester des Königs,
die Königin Maud von Norwegen, wurde ein Tele-
gramm nach Saraway in Norwegsn gesandt.
Wien, 20. Ianuar. Die Vaterländische
Front hat in Wien am Sonntag einen Funktionär-
appell abgehalten, bei dem Bundeskanzler Dr. Schusch-
nigg und Vizekanzler Fürst Starhemberg gespro-
chen haben.
Am Tag vorhsr hielt die Vaterländische Front eine
Pressekonferenz ab, auf der Vizekanzler Fürst
Starhemberg den Zweck des Funktionärappells be-
handelte. Cr wändte sich zunächft gegen die Gerüchte-
macherei und bezeichnete die Vaterländische Front als
gemeinsame Plattform für verschiedene politische Grup-
pen, die allmählich zu einem Kampfblock zufammen-
wachsen sollten, der eine einheitliche Zielsetzung im Rah-
men des Dollfutz-Programms haben solle. In
diesem Sinn trete die Äaterländische Front jetzt in eine
neue Ctappe.
Als Aufgabe der nächsten Zeit bezeichnete es Fürst
Starhemberg, datz der Grundsatz praktisch durchge-
setzt werde, datz niemand autzer der Daterländi-
schen Front berechtigt sei, in Oesterreich Politik
zu machen. (!)
Dieser Grundsatz behindere in keiner Weise das politi-
sche Mitbestimmungsrecht der österreichischen Bevölke-
rung, (!) da die Vaterländische Front zwei Millionen
Mitglieder zähle und das vatsrländische Ocsterreich ver-
körpere. Cr brachte zum Ausdruck, datz jeder, der vom
Staat bezahlt werde, auch der Vaterländischen Front an-
gehören müsse. . Das habc nichts zu tun mit. einem
äbfolut undeutschen Kadaverqehorsam gegenüber
der Staatsführung. (!) Fürst Starhemberg wandte sich
dann gegen dis vielfach verbreitete Auffaffung, datz es im
heutigen Oesterreich zwei miteinander um die Vor-
macht ringende Richtungen gebe, die Richtung
Schuschnigg und die Richtung Starhemberg. Allerdings
bestünden innerhalb der Vaterländischen Front vsrschie-
denartige Auffaffungen über viele Probleme des öffent-
lichen Lebens, und es würden über die Drobleme inner-
halb der Vaterländischen Front Diskuffionen geführt.
Das sei aber durchaus begrüßenswert.
Starhemberg wandte sich ferner gegen dis Gerüchte,
datz er nach dem Thron oder der Re i ch s v e r w e s e r-
fchaft in Oesterreich strebe.
Eine Monarchie in Oesterreich sei n«r möglich,
wenn sie dem historisch-traditionellen Denken ent-
spreche. Es sei aber salsch, dah man nun etwa am
Vorabend der Ausrusung der Monarchie stehe.
Kaiser Otto werde sich niemals unter solcher Vor-
aussehung ausrufen laffen, da er beftimmt keinerlei
C r f ch ü tterun g en der Ruhe Curopas heraufbe-
schwören wolle und eine Monarchie in Oesterreich fest in
der Gesamtheit des österreichischen Volkes verwur-
zelt sein müffe.
Starhemberg begründete dann den Totalitäts-
anspruch der Vatsrländischen Front. Cr werde mit
allen Mitteln danach streben, daß fämtliche Posten
des öffentlichen Lebens ausnahmslos, und möge es sich
auch um die scheinbar bedeutungslofesten Posten, bei-
spielsweise eines Vereinsvorstandes in irgend einem
kleinen Ort, handeln, ausschlietzlich von Oesterrsi-
chern, die bewutzte Oesterreicher seien, beseht würden.
Auf eine Frage, wis stark die kommende Mi-
liz sein werde, aritwortete Fürst Starhemberg, es wür-
den allc Wehrverbände, sowcit sie Physisch und sittlich
einwandfrei wären, in die Miliz übcrnommen werden.
Auf cine weitere Frage, was an dcn Gerüchten über eine
bevorstehende Volksabstimmung wäre, erwiderte
Fürst Starhemberg,
eine Volksabstimmung komme in abschbarer Zeit
in Oesterreich nicht in Frage.
Wohl werde erwogen, im Rahmen der ständischen Kör-
perschaften nach Möglichkeit (!) dem Gedanken der
Wahlen Rechnung zu tragen. An sich könne Oesterreich
eine Volksabstimmung wohl abhalten, wenn es die Ga-
rantie hätte, daß diese unbeeinflutzbarsei. Cine
Abstimmung sei aber Sache der Propaganda,
und diese hänge ab von den zur Verfügung stehenden
Mitteln. (!) In dieser Hinsicht sei Oesterreich nicht
in der Lage, in Konkurrenz zu treten mit den Mitteln,
die den Nationalsozialisten zur Verfügung ständen. (?!)
BeileilirteleMMM des Siihrerr.
An den Thronerbsn und die Königin-Witwe.
Verlin, 21. Ianuar. Der Führer und Reichs -
kanzler hat unmittelbar nach Cingang der Meldung
vom Ableben desKönigs von Cngland an den
Thronerben folgendes Veileidstelegramm gerichtet:
„Die Trauernachricht von dem Ableben S. M. des
Königs Georg V. hat mich tief betrübt. Ich bitte Cure
Majestät, mit meinem und der Reichsregierung aufrich-
tigsten Veileid die Versicherung entgegenzunehmen.
Auf dem Funktionärappell am Sonntag sprach zu-
nächst Vundeskanzler Dr. Schuschnigg, der betonte,
daß Oesterreich den Dollfutzkurs unabänder-
lich weiterführen werde. Auch er erwähnte, datz
man in der letzten Zeit in Oesterreich versuche, für eine
Volksabstimmung Propaganda zu machen. Ie
mehr man aber glaube, die Regierung zwingen zu
können, desto später werde die Volksabstimmung durch-
geführt werden. Zu seiner Prager Reiss erklärte Dr.
Schuschnigg, daß er sich freue, feststellen zu können, datz
Oesterreich begründete Aussicht habe, durch Vertie-
fung der wirtschastlichen Veziehungen zu den N a ch -
barstaaten, zu denen bisher nicht die nötige Fühlung
bestanden habe, einen Fortschritt in der Konso-
lidierung des Landes zu machen.
Die Ausführungen des Vizekanzlers Fürst Star-
hemberg, der als Vundesführer der Vaterländifchen
Front spräch, bewegten sich im wesentlichen in dem glei-
chen Sinn, in dem er bereits zur Preffe gesprochen hätte.
Fürst Starhemberg erklärte einleitend, datz ein freies
undunabhängiges Oesterreich im Sinn der
göttlichen Weltordnung liege.
EinenAnschlutz Oesterreichsan Deutsch-
land, einen Zusammenschlutz Oesterreich mit
deutschen Stämmen in der Form, datz Oesterreich
in ein zentralistisches Reich eingegliedert würde,
lehne er ab. Der Kampf gegen die Anschlutz-
ideologie sei ein Hauptprogrammpunkt der Vater-
ländischen Front.
Wenn er die Theorie bekämpfe, daß Oesterreich ein
widerrechtlich abgetrennter Teil des Deutschen Reiches
sei, datz Oesterreich nicht eine Provinz von
Groß-Deutschland werden dürfe, so schlietze diese
Auffaffung ein Dekenntnis zu einem gesunden deutschen
Denken nicht aus. (!) Gerade weil er und seins Freunde
gute Deutsche seien, wollten sie im Sinn der öster-
reichfschen Vergangenheit den Weg in dis
Zukunft gestalten. Fürst Starhemberg erklärte dann, er
müfle es ablehnen, in ein politisches System ge-
zwungen zu werden, das seinem innersten Wesen nach
undeutsch und deutschfremd sei. (!) Wenn es Leute in
Oesterreich gebe, die behaupteten, datz der Anschluß an
das heutige Deutschland vereinbar sei mit einem
richtigen und ehrlichen Bekenntnis zum Vatsrland, so
sage er, das sei Schwindel und Vetrug. (!)
Zum innenpolitischen Kurs erklärte Fürst Star-
hemberg:
„Radikaler, systematischer und hartnäckiger als
bisher wollen wir den Kampf gegen versteckte
und ossene Feinde des vaterländischen Gcdan-
kens führen.
Nicht nur die öffentlichen Angestellten, nicht nur die Ve-
amten und Angehörigen der bewafsneten Macht müffen
vaterländisch denken und verlieren das Recht,
öffentliche Funktionen auszuüben, wenn sie nicht bewutzt
und erprobt vaterländisch sind, sondern auch in der
Wirtschast haben Vaterlandsfeinde nicht mehr das Recht,
aus der östsrreichischen Volkswirtschaft zu leben. Wir
sind entschlossen, HLrter undgröber als bisher
zuzusaffen."
Zum vaterländischen Gedanken übergehsnd, führte
Fürst Starhemberg aus, daß eine gesunde mon-
archistische Propaganda absolut in der Rich-
tung des vaterländischen Gedankens liegs. Cr könne sich
vorstellen, daß einmal der Zeitpunkt komme, wo die Ve-
griffe Habsburg nnd Oesterreich wieder zu
beider Glück und Aufblühen zusammenkämen, nicht nur
zu Rutz und Frommen Oesterreichs, sondern zum Heil
ganz Curopas. (!)
Cr wandte sich dann aegen die Art, mit der die
nationale Propaganda in Oesterrcich stüher den habs-
burgischen Gedanken gegeißelt habe. Äon dieser Seite
sei erklärt worden, Habsburg sei eindegene-
datz mit mir das ganze deutsche Volk an dem schwe-
ren Verlust, den das königliche Haus und di« briti-
sche Nation bestoffen hat, herzlichen Anteil
nimmt.
(gez.) Adolf Hitler, Deutscher Reichskanzler."
»
Zugleich hat der Führer Ihrer Majestät der Kö-
nigin-Witwe wie folgt telegraphisch seine Anteil-
nahrne bekundet:
„Cure Majestät bitte ich, den Ausdruck meines tics
empfundenen Veileids zu dem schmerzlichen Verlust
entgegenzunehmen, den Cure Majestät erlitten haben.
(gez ) Adolf Hitker Deutscher Reichskanzler."
*
Deileidstelegramm des Reichsaußenministers.
Derlin, 21. Ianuar. Der Reichsminister des Aus-
wärttgen, Freiherr von Neurath, hat dem königlich
brittschen Autzenminister Cden seine Anteilnahme und
das Deusrd der Reichsregierung telegraphisch zum Aus-
druck gcdracht.
Halbmast in Verlin.
Derlin! 21. Ianuar. Zum Zeichen der Trauer setzen
die Praswialkanzlei, die Reichskanzlei, das Auswärtige
Amt und der Reichstag ihre Dienstflaggen aus
H a l b m a st.
*
T>st bnglischx Preffe zum Ableben König Georgs.
London, 2i. Jan. Die aufrichtige und tiefe
Trauer pes englischen Volks um seinen toten Kö-
nig kommt in den englischen Blättern in warm emp-
fundenen Worieir zum Ausdruck. Man rühmt das
Pflichtgefuhl, hie Standhaftigkeit und den Mut König
Georgs, der seine Untertanen als eine „grotze Fa-
milid bezeichnet habe, hebt seine Vaterlandsliebe
hervor ynd betont, datz er als ein Berspiel des Mutes,
des Fleitzes und des gesunden Menschenverstandes in
Erinncrung bleiben werde. Mit seinem Tod gehe eine
gesch f w t liche Epoche, die sich durch don Ausbau
des brttischen Reiches, die Krise des Weltkrieges und
die Wiedererholung Englauds auszeichnete, zu Ende.
Ju die Worte der tiefen Trauer mischen sich auch
die des.Vertrauens und der Zuversicht, mit denen Eng-
land .sttnen n e u e n Herrscher grützt. Es wird
an die allgemeine Beliebtheit erinnert, der sich der
neue Konig Eduard VIII., als er noch Prinz von
Wales war, erfreute und an die Volkstümlich-
keit, die cr stch durch seine Einfachheit. seinen kame-
radschaftlichen Geist und stin sportliches Wesen erwarb.
Er stelle emen neuen Typ eines Thronfol-
ge r s dar, dessen Charakter im Geschützfeuer des
Weltkrstgs gebildet wurd«.
Stimmen der französischen Preffe.
Paris, A. Jan. Die frauzösische« Früh-
blätter widmen dem verstorbenen Könia Georg v.
von England lange Nachrufe, in denen zum Ausdruck
gebracht wird, daß er als Nachfolger Edu-.rds VIi.
ein treuer Hüter der französisch-eugli-
schen Freundschast gewesen sei. Sein Hinschei-
den werde von allen Franzosen tief empfunden. Es
wird auch daran erinnert, daß er es eigentlich gewese.i
sei, der darauf bestandcn babc, daß die Politik der
Sühnemaßnahmen gegen Jtalien nicht so weit ausge-
dehnt werde, daß es zu einem Krieg kommen könne.
riertes, undeutsches Herrscherhaus und
deshalb abzulehnen. Diese verlogene Legendenbildung
über das Häus Habsburg werde er bekämpfen, weil die
Schasfung dieser Legenden Oesterreich schade.
*
Die Rsden, die Fürst Starhemberg gehalten
hat, sind bezeichnend sür die unbehagliche Laqe, m der
die östcrreichische Regierunq sich befindet. Nichts kann
die Schwäche dieser Regierung schärfcr kennzeichnen,
als die Crklärunq Fürst Starbeniberqs, datz in abschba-
rer Zeit eineVolksabstimmung in Oesterreich
nicht in Frage komme. Starhemberg gibt zu,
datz eine Abstimniung zwar möglich wäre, abcr er hat
Zweifel, daß sie unbeeinflutzbar sei, denn so sagt
er, eine Abstimmung sei eine Sache der Propaganda
und diess Propaganda hänge von den zur Verfügung
stehenden Geldern ab. Äber in dieser Hinsicht könne
Oesterreich nicht mit den Nationalsozialisten in Konkur-
renz treten. Starhemberg will vermutlich damit sagen,
datz die Propagandä von Deutichland aus ins Werk
gesetzt oder unterstützt werde, eine Vehauptung, deren
Ünwahrhaftigkeit nicht erst bewiesen zu werden braucht.
Cs handelt sich hier um eins Ausrede, deren Mottve
man kennt. Äm so seltfamer wirkt es, wenn Fürst Star-
hemberg den Totalitätsanspruch der Daterlän-
oischen Front anmeldet und auf die ausschließliche Macht
pocht, während er andererseits dic Macht der National-
sozialisten fürchtet. Merkwürdig mutz es auch berühren,
wenn Starhemberg den Versuch macht, bewährte natio-
nalfozialistisch« Matznahmen nachzuahmen und zugleich
den Nationalsozialismus beschimpft. Dieser Mann der
Widersprüchs hät immerhin den seltsamen Cinfall, eine
„gesunde monarchistische Propaganda" zu empfehlen und
däs HausHabsburg für das „Glück Oesterreichs"
in Anspruch zu nshmen. Cs würde für das Haus Habs-
burg jedenfalls sehr peinlich sein, wenn man für das
Deutschtum dieses Hauses nach Gegenbeweisen suchen
würde. Der Derrat der Kaiserin Zita und das Verhal-
ten de's Kaisers Karl ist noch nicht vergeffen. Deutsch
eblieben ist in Oesterreich das Volk, dem man aller-
ings die Abstimmung verweigert. Fürst
Stärhemberg weitz, weshalb er den Appell an das Volk
f ü r ch t e t.'
Weltem Bmmrsch m der SSdsront.
Der italienische Heeresbericht Nr. 101.
Rom, 20. Ianuar. Das italienische Propaganda-
ministerium gibt das neus Telegramm des Marschalls
Badoglio als amtliche Mitteilung Nr. 101 bekannt, das
folgenden Wortlaut hat:
Die bei Canale Doria geschlagene Armes Les
Nas Desta Damto wird von unseren Truppen un-
aufhaltsam verfolgt. Dre von General Gra-
ziani befehligten Abteilungen sind am 18. Ianuar in
das Gebiet des Galla Vorana vorgedrungen und haben
Fiitu, 230 Kilometer von Dolo entfernt, besetzt.
wobei sie feindliche Truppen, dis versuchten, Widerstand
zu leisten, zerstreuten. Die Verfolgung wird fortgesetzt.
ilnsere Truppen traferi entlang den Karawanenstratzen
auf Scharen von Flüchtlingen in erbarmmigs-
würdigem Zustand, die sich ergaben und Döasser und Le-
bensmittel erflehten, da sich die Verpflegung des Geg-
ners in völliger Zerrüttung befand. Auch den Daua
Pakma und Webi Gestro entlang rücken unsere Truppen
vor, wobei sie feindliche Truppen zerstreuen.
An der Critrea-Front wird eine rege Tätigkeit der
Flugwafse, der Artillerie und unserer Aufklärüngstrup-
pen auf der ganzen Linie zwischen Makalle und dem
Takazze-Fluß fortgesetzt.
»
Kein llntersuchungsausschuß nach Abeffinien.
Genf, 21. Ianuar. Der 13er-Ausschuß des Völker-
bundsrats hat am Montaa nachmittag fsstgLstellt, datz
kein Anlaß zur Cntsendung eines Llnter-
suchungsausschusses nach Abeflinien vorliege. —
Die abessinische Regierung hat das Vcrlangen
auf Cntsendung eines Antersuchungsausschuffes in einec
neuen Crklärung an den Völkerbund nochmals
gestellt.
Veikere Meldungen.
Auslösung des japanischen Reichstags.
Tokio 21. Ianuar. (Cigene Funkmeldung.) Der
japanische Neichstag wurde am Dienstag, nach-
dem Ministerpräsident Okäta und Außenminister hi-
rota im Oberhäus Reden gehaltsn hatten, aufgelöst.
Das Kabinett hatte in einsr eilig zusammengerufe-
nen Sitzung beschloffen, die kaiscrliche Äuflösüngs-
order für den Neichstag einzuholen. Lleber die
Gründe der Reichstagsauflösüng ersährt man aus Cxtra-
blättern der japanischen Preffe, datz die Partei ^ der
Seiykutai beabsichtiqt hatte, gleich bei Deginn dcr
Reichstagssihung eincn Mitztrauensantrag ge-
gen die Regierung einzubringen. Aus wahltaktischen
Gründen bcäntwortete die Negierunq diesen Plan mit
der Auflösung des Hauses.
— Die deutsche Frontkämpferabordnung ehrte am
Montag vormittag in London die Toten des Welt-
krisges, die auf seiten des Vrittschen Reiches fielen. Der
Leiter der deutschen Wordnung, Stahmer, legte im
Namen der deutschen Frontkänipferverbände am britt-
schen Gefallenendenkmal einen Lorbeerkranz nieder.
— Die Lgyptischen Reuwahlen werden am 10. MLrz
stattfinden.
— Dre japanische Regierung hat die Cinladung,
Beobachter in die Flotteükonferenz 'zu entscnden,
angenommen.
Mus aller Melt.
—Olympia-Glocke in Vraunschweig angekom-
men. Auf ihrem Weg vom Ruhraebiet nach Verlin traf
die O l y mpi a - G l o ck e von Hannover konimend in
den späten Nachmittagsstunden des Montag auf dem
Hagenmarkt in Vraunschweig ein, wo ste durch einen
Vertreter der Stadt in Anwesenheit einer vielhundert'
köpstgen Volksmenge feierlich begrüßt wurde. Heute
Dienstag früh um 8 ilhr setzte die Glocke ihre Reise
nach Magdeburg fort, wo sie gegen 15 Uhr einttefsen
wird.
— Zehn Todesopser eines Wirbelsiurmes. In d«r
Nacht -um Sonntag richtete ein Wirbelsturm i"
Tampico (Mexiko) grotzcn Schaden an. Holzhäuser
wurden zum Teil zerstört, Dächer wurden weggeweht und
Väunie entwurzelt. ^in Fischerfahrzsug scheiterte; vo»
den elf Mann Besatzung konnte nur einer gerettet
werden.
„Nanga Parbat" — ein deutscher Bergsteigerfilm.
München, 20. Jan. Von der deutschsn Hima ^
laja-Expedition 1934 wurde ein Schmal^
film hergestellt, der mit bestem Erfolg auf NormaV
silmbreite vergrößert werden konnte. Dieser silmiM
Kamplbdricht der Himalaja-Expedition, der Kulturfil>"
„Nanga Parbat", wurde in den Doering-Film-Werke"
von Frank Leberecht bearbeitet und ist nunmehr
tiggestellt worden. Die Musik schrieb Bernd ScholZ-
Die munkalische Leitung hatte Dr. Guiseppe Becce-
Der Schirmherr der Expedition, Reichssportführer vo"
Tschammer und Osten, hat dem Film ein Geleitw V>
vorangeschickt und angeordnet, datz der Film im Ä"^
schluß an die Olympischen Wmterspiele in Münchr"
uraufgefuhrt wird.
Die Költewelle m Amerika.
Visher 170 Todcsopfer.
Rewyork, 21. Ianuar. (Cigene Funkmeldung.)
Kältewelle, die in den lehten Tagen mit Sch"^
wehcn und Schneestürmen die Dersinigten Staaten hci>""
gesucht hat, fordsrte bisher 170 Todesopfer.
kehrsunfälle und vereiste Stratzen hatten eine llnzahl v"^
Verlehungen zur Folge.
kunsk und Mssenschask.
s28er schreibt den besten Llnterhaltungsromankj
Die Reichsschrifttumsstelle beim Reichsministerium sür
Volksaufklärung und Propaganda gibt folgendes be-
kannt: Cinen Wettbewerb zür Crlangung zeitgemätzer,
bester Anterhaltungsromane, die sich zum
fortsehungsweisen Abdruck in Tageszeitungen und Zeit-
schristen eignen, schreibt die Reichsschrifttumsstelle beim
Reichspropagandaministerium aus. Gesucht werden
lebensnahe, stilistisch und gedanklich einwandfreis Ro-
mane, die — wie Reichsminister Dr. Goebbels in seiner
Weimarer Rede fagte — nicht leichte und seichte Amü-
sisrware, sondern güte und krästige Tageskost für die Er-
holung und Cntspannung aller Volksgenoflen sind. Die
Veteiliguna stcht jedem Deutschen arischer Abstammunq
frei. Än Preisen sind ausgesetzt 10 000, 3000 und 2000
Mark für die drei besten Romane. Das Crstveröffent-
lichungsrccht geht mit der Prämiierung, an den Verlag
der „Dcutschcn Wochcnschau" übsr, der auch nachfolgend
die Vuchausgabe gegen besondere Honorierung über-
nimmt. Die zehn nächstbesten Romans werden durch die
Reichsschriftumsstelle beim Reichspropagandaministerium
der deutschen Preffe zum honorierten Abdruck zugeleitet.
Die genauen Vedingungen für die Teilnahme ünd der
dafür notwendige Fragsbogen sind durch die Rcichs-
schristtumsstelle, Verlin W. 8, Thüringcnhaus, erhältlich.
sHomöopathie und Schulmedizin Hand in Kand.j
In der Inneren Klinik der Städtischen Grotzen Kranken-
anstalt zu Vremen wurde eine Homöopathisch-Biolo-
gischs Abteilunq eröfsnert, in der naturheilerische Metho-
den in Verbindung mit der Schulmsdizin durchgeführt
werden. Zum Leiter wurde Oberarzt Dr. Schlüh be-
rufen.
sDeutsche Kunstausstellung in der Schwciz-s Am
Samstag wurde in Bern eine Ausstellung „Deut-
sche Malerei im 19. Iahrhundert" eröffnet.
Die Ausstellung, die bis zum I. Marj dauert, steht unter
dem Protektorät der Vundesräte Motta und Ctter
und des deutschen Gesandten in der Schweiz, Freiherr
von Weizsäcker. Vei der Cröffnungsseier waren
neben den Genannten zahlreiche Dcrtreter des diplomati-
schen Korps, dcr Künstlerschaft und Persönlichkeiten des
ösfentlichen Lebcns anwesend. Die Ausstellung umsaht
182 ausgewählte Gemälde, die saft alle von deutschen
Museen für dic Ausstellimq zur Versügung gestellt wur-
den, so aus Verlin, Hamburg, Hannover, München,
Heidelberg, Köln, Düffeldorf, Karlsruhe, Dresden,
Magdeburg, Vremen usw. Der PrLsident der Verner
Kunsthalle-Gesellschast, Dr. A. Keller, und der Aus-
stellungsleiter Dr. Huggeler dankten in ihren An-
sprachen fiir das Cntgegenkommcn und die Mitarbeit der
deutichen Museen, dic 'Teile ihrer bedeutendsten Schätze
der Ausstcllung zur Versügung gestellt hatten, besonders
auch für die Vemühunaen des deutschen Gesandten von
Weizsäcker und von Legationsrat Dr. Dankwort. Dis
Ausstellunq enthält Werke von Hans Thoma, Spitzweg,
Schwind, von Uhde, Menzel, Trübner, Morgensterii,
Sperrl, Schuch, Schnorr von Carolsfeld, Rottmann,
Maröes, Lenbach, Leibl, Friedrich, Feuerbach, W.
Vusch, Vürckel, Andreas, Oswald Achenbach usw.
sDer bekannte Meister des Stahlschnitts, Michael
VlümelhuberZ der Gründer und leitende Vundesprofes-
sor der oberösterreichischen Landes- und Kunstschule in
Steyr, ist am Moritag im 71. Lebsnsjahr in der Stadt
Stcyr gestorben.
sEine neue Oper von Respighi.j Der bekannte ita-
lienische Komponist Ottorino Respighi, deffen lehte
Over „Die Flamm" während der laufenden Spiel-
zeit in der Verliner Staatsoer ihre deutsche Arausfüh-
rung erleben wird, hat eine neue abendfüllende Oper voll-
endet, deren Text der Dichter Claudiox Guastalla ge-
schrieben hat. Das-Werk, das in der Mailänder Scäla
zur Uraufsührung kommen soll, behandelt die bekannte
Sage der römischen Lucrezia, die sich selbst den Tod
gibt, als sie von Sextus Tarquinius an ihrer Chre be-
droht wird. Die Oper umfatzt drei Akte, bringt jedoch
in den Zwischenakten eine eigenartige Reuerung: eine
Frauenstimnie begleitet mitten im Orchester die Zwischen-
aktsmusik mit eincm Rezitativ und übernimmt damit in
der Oper die Funktion etwa des alten griechischen Chors.
sEin italienisches Lenau-Vuch.j Rikolaus Lenau,
der schon öftsr ausländischen, namentlich romanischen
Literaturforschern Anlatz zu größeren Arbsiten gegeben
hat, ist Gegenstand einer neuen, in Italien erschiensnen
Monographie. Sie trägt den Llntertitel „Geschichte eines
Märtyrers der Poesie" und ist in der Cäsa Cd. Princi-
pato in Meffina erschienen. Äerfaffer ist der Germaniit
der Aniversität Mailand, Prof. Äincenco Crrante, der
bereits früher „Paraphrasen über Lenau" veröffentlicht
hat und in lehter Zeit hauptsächlich als Ueberseher Höl-
derlins und Rilkes, sowie mit Arbeiten über diesen her-
vorgetreten ist.
sCyrano von Vergerac als Oper.1 Von Franco
Alfano, weiteren Kreisen durch seine Oper „Auf-
erstehung" und als Vollender von Puccinis „Turan-
dot" bekannt, wird dieser Tage in Rom eine neue Oper
„Cyrano vonBergeräc" aufgeführt. Der ita-
lienische Komponist hat die Musik zu dem fast unvcr-
ändcrten französischen Text Rostands geschrieben; der
römischen Aufsührung ist eine italienische Ucbersehung
zugrundegelegt.
sInternätionale Tuberkulose-Konserenz.1 Die zehnte
Konferenz der Internationalen Union gegen die Tu-
berkulose findet vom 8. bis 10. Scptcmber in
Lissabon statt. Die drei Hauptthemen sind: „Das
radiologische Vild des Lungenhilns", „Die tuberkulöse
Crstinsektion der Iugendlichen und der Crwachsenen"
und „Tuberkuloseprophylaxe im Hause",
Dienstag, 21. Zannar 1936 vir. 17
Etarhemberg wik ketne Volksabstimmung.
Aber tt ift sm rinr „geimibr monmKtitiiKr Kwvnlianda".
cherheit zusagt. Llnter dieser Erklärung werden die 2ka«
rnen derjenigen Mitglieder des Kronrats stehen, die
bei der Eidesleistung zugegen gewesen sind.
Hierauf werden beide Häuser des Parla-
Ments zusammentreten, um den Treueid abzulegen.
Seit dem Reformakt von 1867 wird das Llnterhaus nicht
mehr nach dem Tod eines Königs aufgelöst, aber das
Parlament muh sofort zusammentreten. Ännerhalb von
Lrei Tagen nach dem Tod des Königs ersolgt sodann
Lie sormelle Proklamation seines Aachfol-
gers.
König Eduard VIII. besteigt als Anverheirateter
Len Thron. Die Königin Marh wird als Königinmut-
ter weiterhin die Erste Lady des Landes bleiben, der
Herzog von Dork wird präsumptiver Thron-
folger. Er wird nicht Kronprinz, da dieser nur durch
Len Sohn oder Enkel eines Svuverän eingenommen wer-
den kann. Der Titel eines Prince vf Wales wird ent-
fallen, da der König keinen Sohn hat. Dieser Titel
wird bekanntlich nur dem ältesten Sohn des jeweiligen
Königs verliehen.
lNach dem Tod des Königs wird für zwölf Mo-
Nate Hoftrauer verfügt. Auf der Admiralität wird
Lie Flagge halbmast gesetzt werden. war nur geschieht,
wenn der König stirbt. 2luf die Mitteilung an die 2Ir-
mee hin wird die Armee einen Trauersalut feuern, und
zwar einen Schuh für jedes der 70 2ahre, die der Kö-
nig gelebt hat. Auf sämtlichen militärischen Gebäuden
werden die Flaggen halbmast wehen.
Die AOihriliig des KSnigs.
Trauer im ganzen britischen Reich.
London, 21. Ianuar. (Cig. Funkmeldung.) Die
Pläne für das Staatsbegräbnis König
Georgs werden voraussichtlich heute bekanntgegeben.
Die sterblichen Aeberreste des Königs werden zunächst
nach der kleinen Kirche St. Maria Magdalena bsi
Schlotz Sandringham und von dort nach London
übergeführt werden, wo sie wahrscheinlich in der West-
minsterabtei feierlich aufgebahrt werden.
In der St. Paulskathsdrale findet heute mittag ein
grotzer Trauergottesdienst statt. Zum Zeichen
der Trauer wird heute früh die grotze Glocke der St.
Pauls-Kathedrale geläutet.
Zn ganz Cngland hat der Tod des Herrschers
tiefsteTrauer ausgelöst. Als die Nachricht bekannt
wurde, wurden in vielen Städten und Dörfern die Glok-
ken geläutet. In London selbst hörte man beinahe zwei
Stunden lang den Ton einer Totenglocke der West-
minstsrabtei. In Liverpool und anderen großen Städten
hatten sich viele Menschen auf den Stratzen angesammelt,
obwohl ein hestiger Regen niederging. Aebcrall ver-
breitete sich die Trauerbotschaft wie ein Lauffeuer.
Tanzveranstaltungen und Theatervorstellungen warcn an
den meisten Orten schon vorher abgebrochcn worden, als
an dem bevorstehenden Tod des Königs nicht mehr zu
zweiseln war. Am heutigen Dienstag bleiben alle Thea-
ter und Lichtspielhäufer in ganz Cngland geschloffen.
Mit qroher Fcierlichkeit und mit aller überlieferten
Pracht wrrd heute der Thronrat abgehalten, in dem
Cduard VIII. zum neuen König von Cngland
crklärt werden wird.
Das eigentliche Staatsgetriebe wird durch den Tod
König Georgs in keiner Weise unterbrochen. Das gegen-
wärtige Kabinett fetzt seine Amtstätigkeit fort und
wird lediglich auf den neuen König vereidigt. Die
Parlamentsmitglicder wcrdcn heute abend den Cid auf
Cduard VIII. äbzulegen haben.
Ministerpräsident Valdwin spricht heute um
21.30 Uhr englischer Zeit über den Rundsunk zum eng-
lischen Volk.
»
Wie aus Ottawa gemeldet wird, hat auch in
Kanada dis Nachricht vom Tod König Georgs tiefe
Trauer ausgelöst. Als das Hinscheiden des Königs am
Montag abcnd kanadischer Zeit bekannt wurde, wurden
alle Kirchenglocken im ganzen Land geläutet. Die Nach-
richt wurde noch in der Nacht zum Dienstag von Lon-
don aus nach allen Teilen des britischen Weltreiches
durch Funk übermittelt.
*
Der Erzbifchof von Canterbury am Sterbebett
König Georgs.
London, 20. Ianuar. Als um 22 Llhr englischer Zeit
Ler englische Rundfunk seine Sendungen wieoer aus-
nahm, wiederholte er zunächst die letzte amtliche Ver-
lautbarung über das bevorstehende Cnds des Kö-
nigs. Ueber sämtliche englischen Sender wurde darauf-
hin das Vaterunser gesprochen, auf das feierliche Psalm-
gesänge folgten. Die letzte Mitteilung aus Sandringham
wurde um 22.15 Ahr an den Gittern des Buckingham-
Palastes angeschlagen. Inncrhalb weniger Minuten
hatte sich eine Menschenmenge von 2000 Personen vor
dem Palast anaesammelt, dre in feisrlichem Schweigen
und in Chrfurcht vor dem Palast auf weitere Nach-
richten harrte.
Die Mitteilung, datz der König im Sterben liege,
wurde sofort sämtlichen Ministern und hohen Staats-
beamten übermittelt. Auch an die Schwester des Königs,
die Königin Maud von Norwegen, wurde ein Tele-
gramm nach Saraway in Norwegsn gesandt.
Wien, 20. Ianuar. Die Vaterländische
Front hat in Wien am Sonntag einen Funktionär-
appell abgehalten, bei dem Bundeskanzler Dr. Schusch-
nigg und Vizekanzler Fürst Starhemberg gespro-
chen haben.
Am Tag vorhsr hielt die Vaterländische Front eine
Pressekonferenz ab, auf der Vizekanzler Fürst
Starhemberg den Zweck des Funktionärappells be-
handelte. Cr wändte sich zunächft gegen die Gerüchte-
macherei und bezeichnete die Vaterländische Front als
gemeinsame Plattform für verschiedene politische Grup-
pen, die allmählich zu einem Kampfblock zufammen-
wachsen sollten, der eine einheitliche Zielsetzung im Rah-
men des Dollfutz-Programms haben solle. In
diesem Sinn trete die Äaterländische Front jetzt in eine
neue Ctappe.
Als Aufgabe der nächsten Zeit bezeichnete es Fürst
Starhemberg, datz der Grundsatz praktisch durchge-
setzt werde, datz niemand autzer der Daterländi-
schen Front berechtigt sei, in Oesterreich Politik
zu machen. (!)
Dieser Grundsatz behindere in keiner Weise das politi-
sche Mitbestimmungsrecht der österreichischen Bevölke-
rung, (!) da die Vaterländische Front zwei Millionen
Mitglieder zähle und das vatsrländische Ocsterreich ver-
körpere. Cr brachte zum Ausdruck, datz jeder, der vom
Staat bezahlt werde, auch der Vaterländischen Front an-
gehören müsse. . Das habc nichts zu tun mit. einem
äbfolut undeutschen Kadaverqehorsam gegenüber
der Staatsführung. (!) Fürst Starhemberg wandte sich
dann gegen dis vielfach verbreitete Auffaffung, datz es im
heutigen Oesterreich zwei miteinander um die Vor-
macht ringende Richtungen gebe, die Richtung
Schuschnigg und die Richtung Starhemberg. Allerdings
bestünden innerhalb der Vaterländischen Front vsrschie-
denartige Auffaffungen über viele Probleme des öffent-
lichen Lebens, und es würden über die Drobleme inner-
halb der Vaterländischen Front Diskuffionen geführt.
Das sei aber durchaus begrüßenswert.
Starhemberg wandte sich ferner gegen dis Gerüchte,
datz er nach dem Thron oder der Re i ch s v e r w e s e r-
fchaft in Oesterreich strebe.
Eine Monarchie in Oesterreich sei n«r möglich,
wenn sie dem historisch-traditionellen Denken ent-
spreche. Es sei aber salsch, dah man nun etwa am
Vorabend der Ausrusung der Monarchie stehe.
Kaiser Otto werde sich niemals unter solcher Vor-
aussehung ausrufen laffen, da er beftimmt keinerlei
C r f ch ü tterun g en der Ruhe Curopas heraufbe-
schwören wolle und eine Monarchie in Oesterreich fest in
der Gesamtheit des österreichischen Volkes verwur-
zelt sein müffe.
Starhemberg begründete dann den Totalitäts-
anspruch der Vatsrländischen Front. Cr werde mit
allen Mitteln danach streben, daß fämtliche Posten
des öffentlichen Lebens ausnahmslos, und möge es sich
auch um die scheinbar bedeutungslofesten Posten, bei-
spielsweise eines Vereinsvorstandes in irgend einem
kleinen Ort, handeln, ausschlietzlich von Oesterrsi-
chern, die bewutzte Oesterreicher seien, beseht würden.
Auf eine Frage, wis stark die kommende Mi-
liz sein werde, aritwortete Fürst Starhemberg, es wür-
den allc Wehrverbände, sowcit sie Physisch und sittlich
einwandfrei wären, in die Miliz übcrnommen werden.
Auf cine weitere Frage, was an dcn Gerüchten über eine
bevorstehende Volksabstimmung wäre, erwiderte
Fürst Starhemberg,
eine Volksabstimmung komme in abschbarer Zeit
in Oesterreich nicht in Frage.
Wohl werde erwogen, im Rahmen der ständischen Kör-
perschaften nach Möglichkeit (!) dem Gedanken der
Wahlen Rechnung zu tragen. An sich könne Oesterreich
eine Volksabstimmung wohl abhalten, wenn es die Ga-
rantie hätte, daß diese unbeeinflutzbarsei. Cine
Abstimmung sei aber Sache der Propaganda,
und diese hänge ab von den zur Verfügung stehenden
Mitteln. (!) In dieser Hinsicht sei Oesterreich nicht
in der Lage, in Konkurrenz zu treten mit den Mitteln,
die den Nationalsozialisten zur Verfügung ständen. (?!)
BeileilirteleMMM des Siihrerr.
An den Thronerbsn und die Königin-Witwe.
Verlin, 21. Ianuar. Der Führer und Reichs -
kanzler hat unmittelbar nach Cingang der Meldung
vom Ableben desKönigs von Cngland an den
Thronerben folgendes Veileidstelegramm gerichtet:
„Die Trauernachricht von dem Ableben S. M. des
Königs Georg V. hat mich tief betrübt. Ich bitte Cure
Majestät, mit meinem und der Reichsregierung aufrich-
tigsten Veileid die Versicherung entgegenzunehmen.
Auf dem Funktionärappell am Sonntag sprach zu-
nächst Vundeskanzler Dr. Schuschnigg, der betonte,
daß Oesterreich den Dollfutzkurs unabänder-
lich weiterführen werde. Auch er erwähnte, datz
man in der letzten Zeit in Oesterreich versuche, für eine
Volksabstimmung Propaganda zu machen. Ie
mehr man aber glaube, die Regierung zwingen zu
können, desto später werde die Volksabstimmung durch-
geführt werden. Zu seiner Prager Reiss erklärte Dr.
Schuschnigg, daß er sich freue, feststellen zu können, datz
Oesterreich begründete Aussicht habe, durch Vertie-
fung der wirtschastlichen Veziehungen zu den N a ch -
barstaaten, zu denen bisher nicht die nötige Fühlung
bestanden habe, einen Fortschritt in der Konso-
lidierung des Landes zu machen.
Die Ausführungen des Vizekanzlers Fürst Star-
hemberg, der als Vundesführer der Vaterländifchen
Front spräch, bewegten sich im wesentlichen in dem glei-
chen Sinn, in dem er bereits zur Preffe gesprochen hätte.
Fürst Starhemberg erklärte einleitend, datz ein freies
undunabhängiges Oesterreich im Sinn der
göttlichen Weltordnung liege.
EinenAnschlutz Oesterreichsan Deutsch-
land, einen Zusammenschlutz Oesterreich mit
deutschen Stämmen in der Form, datz Oesterreich
in ein zentralistisches Reich eingegliedert würde,
lehne er ab. Der Kampf gegen die Anschlutz-
ideologie sei ein Hauptprogrammpunkt der Vater-
ländischen Front.
Wenn er die Theorie bekämpfe, daß Oesterreich ein
widerrechtlich abgetrennter Teil des Deutschen Reiches
sei, datz Oesterreich nicht eine Provinz von
Groß-Deutschland werden dürfe, so schlietze diese
Auffaffung ein Dekenntnis zu einem gesunden deutschen
Denken nicht aus. (!) Gerade weil er und seins Freunde
gute Deutsche seien, wollten sie im Sinn der öster-
reichfschen Vergangenheit den Weg in dis
Zukunft gestalten. Fürst Starhemberg erklärte dann, er
müfle es ablehnen, in ein politisches System ge-
zwungen zu werden, das seinem innersten Wesen nach
undeutsch und deutschfremd sei. (!) Wenn es Leute in
Oesterreich gebe, die behaupteten, datz der Anschluß an
das heutige Deutschland vereinbar sei mit einem
richtigen und ehrlichen Bekenntnis zum Vatsrland, so
sage er, das sei Schwindel und Vetrug. (!)
Zum innenpolitischen Kurs erklärte Fürst Star-
hemberg:
„Radikaler, systematischer und hartnäckiger als
bisher wollen wir den Kampf gegen versteckte
und ossene Feinde des vaterländischen Gcdan-
kens führen.
Nicht nur die öffentlichen Angestellten, nicht nur die Ve-
amten und Angehörigen der bewafsneten Macht müffen
vaterländisch denken und verlieren das Recht,
öffentliche Funktionen auszuüben, wenn sie nicht bewutzt
und erprobt vaterländisch sind, sondern auch in der
Wirtschast haben Vaterlandsfeinde nicht mehr das Recht,
aus der östsrreichischen Volkswirtschaft zu leben. Wir
sind entschlossen, HLrter undgröber als bisher
zuzusaffen."
Zum vaterländischen Gedanken übergehsnd, führte
Fürst Starhemberg aus, daß eine gesunde mon-
archistische Propaganda absolut in der Rich-
tung des vaterländischen Gedankens liegs. Cr könne sich
vorstellen, daß einmal der Zeitpunkt komme, wo die Ve-
griffe Habsburg nnd Oesterreich wieder zu
beider Glück und Aufblühen zusammenkämen, nicht nur
zu Rutz und Frommen Oesterreichs, sondern zum Heil
ganz Curopas. (!)
Cr wandte sich dann aegen die Art, mit der die
nationale Propaganda in Oesterrcich stüher den habs-
burgischen Gedanken gegeißelt habe. Äon dieser Seite
sei erklärt worden, Habsburg sei eindegene-
datz mit mir das ganze deutsche Volk an dem schwe-
ren Verlust, den das königliche Haus und di« briti-
sche Nation bestoffen hat, herzlichen Anteil
nimmt.
(gez.) Adolf Hitler, Deutscher Reichskanzler."
»
Zugleich hat der Führer Ihrer Majestät der Kö-
nigin-Witwe wie folgt telegraphisch seine Anteil-
nahrne bekundet:
„Cure Majestät bitte ich, den Ausdruck meines tics
empfundenen Veileids zu dem schmerzlichen Verlust
entgegenzunehmen, den Cure Majestät erlitten haben.
(gez ) Adolf Hitker Deutscher Reichskanzler."
*
Deileidstelegramm des Reichsaußenministers.
Derlin, 21. Ianuar. Der Reichsminister des Aus-
wärttgen, Freiherr von Neurath, hat dem königlich
brittschen Autzenminister Cden seine Anteilnahme und
das Deusrd der Reichsregierung telegraphisch zum Aus-
druck gcdracht.
Halbmast in Verlin.
Derlin! 21. Ianuar. Zum Zeichen der Trauer setzen
die Praswialkanzlei, die Reichskanzlei, das Auswärtige
Amt und der Reichstag ihre Dienstflaggen aus
H a l b m a st.
*
T>st bnglischx Preffe zum Ableben König Georgs.
London, 2i. Jan. Die aufrichtige und tiefe
Trauer pes englischen Volks um seinen toten Kö-
nig kommt in den englischen Blättern in warm emp-
fundenen Worieir zum Ausdruck. Man rühmt das
Pflichtgefuhl, hie Standhaftigkeit und den Mut König
Georgs, der seine Untertanen als eine „grotze Fa-
milid bezeichnet habe, hebt seine Vaterlandsliebe
hervor ynd betont, datz er als ein Berspiel des Mutes,
des Fleitzes und des gesunden Menschenverstandes in
Erinncrung bleiben werde. Mit seinem Tod gehe eine
gesch f w t liche Epoche, die sich durch don Ausbau
des brttischen Reiches, die Krise des Weltkrieges und
die Wiedererholung Englauds auszeichnete, zu Ende.
Ju die Worte der tiefen Trauer mischen sich auch
die des.Vertrauens und der Zuversicht, mit denen Eng-
land .sttnen n e u e n Herrscher grützt. Es wird
an die allgemeine Beliebtheit erinnert, der sich der
neue Konig Eduard VIII., als er noch Prinz von
Wales war, erfreute und an die Volkstümlich-
keit, die cr stch durch seine Einfachheit. seinen kame-
radschaftlichen Geist und stin sportliches Wesen erwarb.
Er stelle emen neuen Typ eines Thronfol-
ge r s dar, dessen Charakter im Geschützfeuer des
Weltkrstgs gebildet wurd«.
Stimmen der französischen Preffe.
Paris, A. Jan. Die frauzösische« Früh-
blätter widmen dem verstorbenen Könia Georg v.
von England lange Nachrufe, in denen zum Ausdruck
gebracht wird, daß er als Nachfolger Edu-.rds VIi.
ein treuer Hüter der französisch-eugli-
schen Freundschast gewesen sei. Sein Hinschei-
den werde von allen Franzosen tief empfunden. Es
wird auch daran erinnert, daß er es eigentlich gewese.i
sei, der darauf bestandcn babc, daß die Politik der
Sühnemaßnahmen gegen Jtalien nicht so weit ausge-
dehnt werde, daß es zu einem Krieg kommen könne.
riertes, undeutsches Herrscherhaus und
deshalb abzulehnen. Diese verlogene Legendenbildung
über das Häus Habsburg werde er bekämpfen, weil die
Schasfung dieser Legenden Oesterreich schade.
*
Die Rsden, die Fürst Starhemberg gehalten
hat, sind bezeichnend sür die unbehagliche Laqe, m der
die östcrreichische Regierunq sich befindet. Nichts kann
die Schwäche dieser Regierung schärfcr kennzeichnen,
als die Crklärunq Fürst Starbeniberqs, datz in abschba-
rer Zeit eineVolksabstimmung in Oesterreich
nicht in Frage komme. Starhemberg gibt zu,
datz eine Abstimniung zwar möglich wäre, abcr er hat
Zweifel, daß sie unbeeinflutzbar sei, denn so sagt
er, eine Abstimmung sei eine Sache der Propaganda
und diess Propaganda hänge von den zur Verfügung
stehenden Geldern ab. Äber in dieser Hinsicht könne
Oesterreich nicht mit den Nationalsozialisten in Konkur-
renz treten. Starhemberg will vermutlich damit sagen,
datz die Propagandä von Deutichland aus ins Werk
gesetzt oder unterstützt werde, eine Vehauptung, deren
Ünwahrhaftigkeit nicht erst bewiesen zu werden braucht.
Cs handelt sich hier um eins Ausrede, deren Mottve
man kennt. Äm so seltfamer wirkt es, wenn Fürst Star-
hemberg den Totalitätsanspruch der Daterlän-
oischen Front anmeldet und auf die ausschließliche Macht
pocht, während er andererseits dic Macht der National-
sozialisten fürchtet. Merkwürdig mutz es auch berühren,
wenn Starhemberg den Versuch macht, bewährte natio-
nalfozialistisch« Matznahmen nachzuahmen und zugleich
den Nationalsozialismus beschimpft. Dieser Mann der
Widersprüchs hät immerhin den seltsamen Cinfall, eine
„gesunde monarchistische Propaganda" zu empfehlen und
däs HausHabsburg für das „Glück Oesterreichs"
in Anspruch zu nshmen. Cs würde für das Haus Habs-
burg jedenfalls sehr peinlich sein, wenn man für das
Deutschtum dieses Hauses nach Gegenbeweisen suchen
würde. Der Derrat der Kaiserin Zita und das Verhal-
ten de's Kaisers Karl ist noch nicht vergeffen. Deutsch
eblieben ist in Oesterreich das Volk, dem man aller-
ings die Abstimmung verweigert. Fürst
Stärhemberg weitz, weshalb er den Appell an das Volk
f ü r ch t e t.'
Weltem Bmmrsch m der SSdsront.
Der italienische Heeresbericht Nr. 101.
Rom, 20. Ianuar. Das italienische Propaganda-
ministerium gibt das neus Telegramm des Marschalls
Badoglio als amtliche Mitteilung Nr. 101 bekannt, das
folgenden Wortlaut hat:
Die bei Canale Doria geschlagene Armes Les
Nas Desta Damto wird von unseren Truppen un-
aufhaltsam verfolgt. Dre von General Gra-
ziani befehligten Abteilungen sind am 18. Ianuar in
das Gebiet des Galla Vorana vorgedrungen und haben
Fiitu, 230 Kilometer von Dolo entfernt, besetzt.
wobei sie feindliche Truppen, dis versuchten, Widerstand
zu leisten, zerstreuten. Die Verfolgung wird fortgesetzt.
ilnsere Truppen traferi entlang den Karawanenstratzen
auf Scharen von Flüchtlingen in erbarmmigs-
würdigem Zustand, die sich ergaben und Döasser und Le-
bensmittel erflehten, da sich die Verpflegung des Geg-
ners in völliger Zerrüttung befand. Auch den Daua
Pakma und Webi Gestro entlang rücken unsere Truppen
vor, wobei sie feindliche Truppen zerstreuen.
An der Critrea-Front wird eine rege Tätigkeit der
Flugwafse, der Artillerie und unserer Aufklärüngstrup-
pen auf der ganzen Linie zwischen Makalle und dem
Takazze-Fluß fortgesetzt.
»
Kein llntersuchungsausschuß nach Abeffinien.
Genf, 21. Ianuar. Der 13er-Ausschuß des Völker-
bundsrats hat am Montaa nachmittag fsstgLstellt, datz
kein Anlaß zur Cntsendung eines Llnter-
suchungsausschusses nach Abeflinien vorliege. —
Die abessinische Regierung hat das Vcrlangen
auf Cntsendung eines Antersuchungsausschuffes in einec
neuen Crklärung an den Völkerbund nochmals
gestellt.
Veikere Meldungen.
Auslösung des japanischen Reichstags.
Tokio 21. Ianuar. (Cigene Funkmeldung.) Der
japanische Neichstag wurde am Dienstag, nach-
dem Ministerpräsident Okäta und Außenminister hi-
rota im Oberhäus Reden gehaltsn hatten, aufgelöst.
Das Kabinett hatte in einsr eilig zusammengerufe-
nen Sitzung beschloffen, die kaiscrliche Äuflösüngs-
order für den Neichstag einzuholen. Lleber die
Gründe der Reichstagsauflösüng ersährt man aus Cxtra-
blättern der japanischen Preffe, datz die Partei ^ der
Seiykutai beabsichtiqt hatte, gleich bei Deginn dcr
Reichstagssihung eincn Mitztrauensantrag ge-
gen die Regierung einzubringen. Aus wahltaktischen
Gründen bcäntwortete die Negierunq diesen Plan mit
der Auflösung des Hauses.
— Die deutsche Frontkämpferabordnung ehrte am
Montag vormittag in London die Toten des Welt-
krisges, die auf seiten des Vrittschen Reiches fielen. Der
Leiter der deutschen Wordnung, Stahmer, legte im
Namen der deutschen Frontkänipferverbände am britt-
schen Gefallenendenkmal einen Lorbeerkranz nieder.
— Die Lgyptischen Reuwahlen werden am 10. MLrz
stattfinden.
— Dre japanische Regierung hat die Cinladung,
Beobachter in die Flotteükonferenz 'zu entscnden,
angenommen.
Mus aller Melt.
—Olympia-Glocke in Vraunschweig angekom-
men. Auf ihrem Weg vom Ruhraebiet nach Verlin traf
die O l y mpi a - G l o ck e von Hannover konimend in
den späten Nachmittagsstunden des Montag auf dem
Hagenmarkt in Vraunschweig ein, wo ste durch einen
Vertreter der Stadt in Anwesenheit einer vielhundert'
köpstgen Volksmenge feierlich begrüßt wurde. Heute
Dienstag früh um 8 ilhr setzte die Glocke ihre Reise
nach Magdeburg fort, wo sie gegen 15 Uhr einttefsen
wird.
— Zehn Todesopser eines Wirbelsiurmes. In d«r
Nacht -um Sonntag richtete ein Wirbelsturm i"
Tampico (Mexiko) grotzcn Schaden an. Holzhäuser
wurden zum Teil zerstört, Dächer wurden weggeweht und
Väunie entwurzelt. ^in Fischerfahrzsug scheiterte; vo»
den elf Mann Besatzung konnte nur einer gerettet
werden.
„Nanga Parbat" — ein deutscher Bergsteigerfilm.
München, 20. Jan. Von der deutschsn Hima ^
laja-Expedition 1934 wurde ein Schmal^
film hergestellt, der mit bestem Erfolg auf NormaV
silmbreite vergrößert werden konnte. Dieser silmiM
Kamplbdricht der Himalaja-Expedition, der Kulturfil>"
„Nanga Parbat", wurde in den Doering-Film-Werke"
von Frank Leberecht bearbeitet und ist nunmehr
tiggestellt worden. Die Musik schrieb Bernd ScholZ-
Die munkalische Leitung hatte Dr. Guiseppe Becce-
Der Schirmherr der Expedition, Reichssportführer vo"
Tschammer und Osten, hat dem Film ein Geleitw V>
vorangeschickt und angeordnet, datz der Film im Ä"^
schluß an die Olympischen Wmterspiele in Münchr"
uraufgefuhrt wird.
Die Költewelle m Amerika.
Visher 170 Todcsopfer.
Rewyork, 21. Ianuar. (Cigene Funkmeldung.)
Kältewelle, die in den lehten Tagen mit Sch"^
wehcn und Schneestürmen die Dersinigten Staaten hci>""
gesucht hat, fordsrte bisher 170 Todesopfer.
kehrsunfälle und vereiste Stratzen hatten eine llnzahl v"^
Verlehungen zur Folge.
kunsk und Mssenschask.
s28er schreibt den besten Llnterhaltungsromankj
Die Reichsschrifttumsstelle beim Reichsministerium sür
Volksaufklärung und Propaganda gibt folgendes be-
kannt: Cinen Wettbewerb zür Crlangung zeitgemätzer,
bester Anterhaltungsromane, die sich zum
fortsehungsweisen Abdruck in Tageszeitungen und Zeit-
schristen eignen, schreibt die Reichsschrifttumsstelle beim
Reichspropagandaministerium aus. Gesucht werden
lebensnahe, stilistisch und gedanklich einwandfreis Ro-
mane, die — wie Reichsminister Dr. Goebbels in seiner
Weimarer Rede fagte — nicht leichte und seichte Amü-
sisrware, sondern güte und krästige Tageskost für die Er-
holung und Cntspannung aller Volksgenoflen sind. Die
Veteiliguna stcht jedem Deutschen arischer Abstammunq
frei. Än Preisen sind ausgesetzt 10 000, 3000 und 2000
Mark für die drei besten Romane. Das Crstveröffent-
lichungsrccht geht mit der Prämiierung, an den Verlag
der „Dcutschcn Wochcnschau" übsr, der auch nachfolgend
die Vuchausgabe gegen besondere Honorierung über-
nimmt. Die zehn nächstbesten Romans werden durch die
Reichsschriftumsstelle beim Reichspropagandaministerium
der deutschen Preffe zum honorierten Abdruck zugeleitet.
Die genauen Vedingungen für die Teilnahme ünd der
dafür notwendige Fragsbogen sind durch die Rcichs-
schristtumsstelle, Verlin W. 8, Thüringcnhaus, erhältlich.
sHomöopathie und Schulmedizin Hand in Kand.j
In der Inneren Klinik der Städtischen Grotzen Kranken-
anstalt zu Vremen wurde eine Homöopathisch-Biolo-
gischs Abteilunq eröfsnert, in der naturheilerische Metho-
den in Verbindung mit der Schulmsdizin durchgeführt
werden. Zum Leiter wurde Oberarzt Dr. Schlüh be-
rufen.
sDeutsche Kunstausstellung in der Schwciz-s Am
Samstag wurde in Bern eine Ausstellung „Deut-
sche Malerei im 19. Iahrhundert" eröffnet.
Die Ausstellung, die bis zum I. Marj dauert, steht unter
dem Protektorät der Vundesräte Motta und Ctter
und des deutschen Gesandten in der Schweiz, Freiherr
von Weizsäcker. Vei der Cröffnungsseier waren
neben den Genannten zahlreiche Dcrtreter des diplomati-
schen Korps, dcr Künstlerschaft und Persönlichkeiten des
ösfentlichen Lebcns anwesend. Die Ausstellung umsaht
182 ausgewählte Gemälde, die saft alle von deutschen
Museen für dic Ausstellimq zur Versügung gestellt wur-
den, so aus Verlin, Hamburg, Hannover, München,
Heidelberg, Köln, Düffeldorf, Karlsruhe, Dresden,
Magdeburg, Vremen usw. Der PrLsident der Verner
Kunsthalle-Gesellschast, Dr. A. Keller, und der Aus-
stellungsleiter Dr. Huggeler dankten in ihren An-
sprachen fiir das Cntgegenkommcn und die Mitarbeit der
deutichen Museen, dic 'Teile ihrer bedeutendsten Schätze
der Ausstcllung zur Versügung gestellt hatten, besonders
auch für die Vemühunaen des deutschen Gesandten von
Weizsäcker und von Legationsrat Dr. Dankwort. Dis
Ausstellunq enthält Werke von Hans Thoma, Spitzweg,
Schwind, von Uhde, Menzel, Trübner, Morgensterii,
Sperrl, Schuch, Schnorr von Carolsfeld, Rottmann,
Maröes, Lenbach, Leibl, Friedrich, Feuerbach, W.
Vusch, Vürckel, Andreas, Oswald Achenbach usw.
sDer bekannte Meister des Stahlschnitts, Michael
VlümelhuberZ der Gründer und leitende Vundesprofes-
sor der oberösterreichischen Landes- und Kunstschule in
Steyr, ist am Moritag im 71. Lebsnsjahr in der Stadt
Stcyr gestorben.
sEine neue Oper von Respighi.j Der bekannte ita-
lienische Komponist Ottorino Respighi, deffen lehte
Over „Die Flamm" während der laufenden Spiel-
zeit in der Verliner Staatsoer ihre deutsche Arausfüh-
rung erleben wird, hat eine neue abendfüllende Oper voll-
endet, deren Text der Dichter Claudiox Guastalla ge-
schrieben hat. Das-Werk, das in der Mailänder Scäla
zur Uraufsührung kommen soll, behandelt die bekannte
Sage der römischen Lucrezia, die sich selbst den Tod
gibt, als sie von Sextus Tarquinius an ihrer Chre be-
droht wird. Die Oper umfatzt drei Akte, bringt jedoch
in den Zwischenakten eine eigenartige Reuerung: eine
Frauenstimnie begleitet mitten im Orchester die Zwischen-
aktsmusik mit eincm Rezitativ und übernimmt damit in
der Oper die Funktion etwa des alten griechischen Chors.
sEin italienisches Lenau-Vuch.j Rikolaus Lenau,
der schon öftsr ausländischen, namentlich romanischen
Literaturforschern Anlatz zu größeren Arbsiten gegeben
hat, ist Gegenstand einer neuen, in Italien erschiensnen
Monographie. Sie trägt den Llntertitel „Geschichte eines
Märtyrers der Poesie" und ist in der Cäsa Cd. Princi-
pato in Meffina erschienen. Äerfaffer ist der Germaniit
der Aniversität Mailand, Prof. Äincenco Crrante, der
bereits früher „Paraphrasen über Lenau" veröffentlicht
hat und in lehter Zeit hauptsächlich als Ueberseher Höl-
derlins und Rilkes, sowie mit Arbeiten über diesen her-
vorgetreten ist.
sCyrano von Vergerac als Oper.1 Von Franco
Alfano, weiteren Kreisen durch seine Oper „Auf-
erstehung" und als Vollender von Puccinis „Turan-
dot" bekannt, wird dieser Tage in Rom eine neue Oper
„Cyrano vonBergeräc" aufgeführt. Der ita-
lienische Komponist hat die Musik zu dem fast unvcr-
ändcrten französischen Text Rostands geschrieben; der
römischen Aufsührung ist eine italienische Ucbersehung
zugrundegelegt.
sInternätionale Tuberkulose-Konserenz.1 Die zehnte
Konferenz der Internationalen Union gegen die Tu-
berkulose findet vom 8. bis 10. Scptcmber in
Lissabon statt. Die drei Hauptthemen sind: „Das
radiologische Vild des Lungenhilns", „Die tuberkulöse
Crstinsektion der Iugendlichen und der Crwachsenen"
und „Tuberkuloseprophylaxe im Hause",