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Nr. 9
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Samstag, 11. Ianuar
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IS3K
MrgM MMarden.
^ Der Präsidcnt der Vereimgtcn Staatcn von
ANlerika, Roosevclt, hat gegen Ende der vorigen
Aoche, wic dies übrigens alljährlich nblich ist, eine
^oischaft an dcn Bundeskongrcß gerichtet und
s'icht wenigcr als 600 Sender haben diese Rede auf
°en beschwingten Flügeln des Acthers zu den Hörern
Ketragen, die, wie versichert wird, mit Andacht die poli-
"schen Bclchrnngcn Rooscvelts entgcgcnnahmcn. Jm
ktstcn Teil seiner Botschaft wandte Roosevelt sich in
iiemlich ungnädigcn Worten gegen die „fremden
Autokraten", die, wie er behauptcte, „ihrc Völkcr ver-
nlaven und zum Krieg drängen", und es ist wohl nicht
kchwer, zu errate-n, daß sein tadelnder Blick in diesem
Augenblick nach Italien und nach Iapan schweifte.
Temgcgenübcr betonte Roosevelt die Friedens-
liebe Amerikas und seine Bemühungen um
ivahre Neutralität. „Wir erstreben," so er-
klärte er, „eine Begrenzung der Rüstungen und eine
friedliche Lösung von Streitigkeitcn zwischen
allen Völkern" und er fügte noch hinzu, daß Amerika
bcmüht sein werdc, „sich durch eine angemessene Lan-
desverteioigung vor der Verwicklung in einen neuen
Krieg zu bcwahren". Es ist durchaus begreiflich, oatz
es dem Präsidentcn Roosevelt nicht schwcrsallen kann,
seine Friedcnsliebe zu betonen. Der natürliche Reich-
>Um an Rohstofsen gestattet es den Vereinigten Staa-
ten, sich mit dem Ergebnis der Erdschöpfung, wenig-
stens was Amerika angeht, vollkonimcn zufrieden zu
erklären. Aber es gibt, wie man wobl bescheiden ein-
slechten darf, auf diesem Planeten auch einige Länder,
die in dieser Hinsicht etwaszu kurzgekommen
sind und die jctzt, wie man mit einigem Kummer be-
Merken muß, mit ihren Forderungon und Anfprüchen
als sogenann.ie Friedensstörer dcn Zorn der Satten
erwecken.
Die drci Glücklichcn.
Am glcichen Tag, als Rooscvelt seine Botschaft
berkündete, beschästigte sich der amerikanische Bun-
deskongretz in seincr Eröffnungssitzung mit der
Ueuen Neutralitätsgesetzgebung, die nun-
Mehr an dic Stelle des am 2S. Kebruar d. I. ablaufcn-
den Neutralitätsgcsetzes trcten soll. Nach diesem Ge-
setzentwurf mutz in Zuknnst dcr Präsident in unpar-
teiischer Weise Ausfuhrverbote gegen beide
Kriegfübrende (gegen dcn Angreifer als auch gegen den
Angegrifsenen) äussprechen und er mutz sogar diese
Verbote auf weitere Staaten ausdehnen, wenn diese
in dcn Kricg einbezogen werden, während dies bisher
im freien Ermessen des Präsidentcn stand. Die
Ausfuhrverbote geltcn, wie hier kurz erwähnt sei, sür
Waffen, Munition, Baumwolle, Oel, Kupfer, sowie
für Eisen- und Stahlschrott. Mit andevn Worten
heitzt das, datz in Zukunft nur noch drei Ländcr
auf diesem Erdball, die alle notwendigen Rohstosse
zur Kricgführung sclbst besitzen, die Möglichkeit eines
unabhüngigen politischen Handelns haben würden,
nämlich 'die Vereinigten Staaten, England und die
Sowjetunion. Alle übriqen Länder würden, wcil sie
auf die Zusuhr von Erzcn, Oel, Baumwolle uud an-
derer wichtiger Rohstossc angewicsen sind, jcdem An-
qreiscr, dcr' über dicse Rohstoffe vcrfügt, gänzlich
wehrlos und hilflos gegenüberstehcn. Es würde
damit eine Neuordnung der Machtverhält-
nisse eintreten, die in dieser Form allerdmgs am
weniqsten geeiqnct wäre, eine friedliche Atmosphäre
in der Welt zu schaffen, weil alle Macht und damit
alles Recht auf der Seite derjenigen ware,
die genügend Oel besitzen.
Der „Höllenhund".
Das ncue Neutralitätsgesetz vcrleiht dem amerika-
nischen Prüsidenten aber auch noch cin anderes
Recht. Es erteilt ihm nämlich die Vollmacht, alle
Krcditc oder andere finanzielle Transaktionen
amerikanischer Bürger mit kriegführenden Staaten zu
verbieten. Und damit wären wir nun bei einem
U'Ugemein intercssanten Thema angelangt. Denn der
Ausschutz des amerikanischen Senats zur Rü-
stungsuntcrsuchung ist vor einigen Tagen in Washing-
ton zu einer neuen Sitzung zusammengetreten, jener
Ausschntz, der die Ausgabe hat, die Zusammen-
hänge zu klären, weshalb im Jahr 1917 die V e r-
einigten Staaten an der Seite der Alliierten in
den Weltkrieg eingetreten sind- , Jn der ersten
Sitzung dieses Ausschuffes, die am Dionstag stattsand,
wurde der bekannte Bankier John Pierpont Morgan
vernommen, der Jnhaber des Bankhauses I. P.
Morgan L Co. in New Dork, den die Hearst-Presse
jahrelang den „Höllenhund der Plutokraiie" genannt
hat. Man sagt von ihm, datz er der reichste A! ann
der Welt ist und er hat, wie jedermann wcitz, die
Milliarden, die er besitzt, nicht etwa mühsam mit sei-
ner Hände Arbeit verdient, sondern er hat die riesen-
haften Gewinne, mit denen er sein märchenhastes
Vermögen aufhäufte, aus eine ganz andere Weise
geschesfelt. Für diesen jüdischen Bankier war nämlich
der Weltkrieg, während in Europa Millionen von
Menschen auf den Schlachtfeldern hinsanken und ver-
blutcten, eine in diesem Ausmatz nie wiederkehrende
Gelegenheit des G e ld v e r d i e n e n s. Als der Welt-
krieg ausbrach, übernahm dieser ehrenwerte John
Pierpont Morgan die Bertretung dcr finanziellen
Jnteressen Englands in Amerika, er vergab die eng-
lischcn Munitionsbestcllungen an die amerikanische
Jndustric und er war es änch, der die Anlei h e n
der Alliierten in den Vercinigten Staaten untcr-
brachtc. Es warcn insgcsamt 35 bis 40 Milliarden
Mark, die als Anleihen vom Bankhans Morgan vcr-
mittclt wurdcn und man kann sich ungefähr vorstcllen,
welche Provistoncn sür John Picrpont Morgan dabei
abgefallen sind. Datz scinc Svmbathjen von An-
fang an aus der Seite der Alliierten gewcscn ltnd,
hat John Pierpont Morgan übrigens niemals be-
strittcn Eine gegcntcilige Behauptung hätte ihm auch
niemand geqlaübt. Abcr diese Tatsache ist nicht so
wesentlich. Ueberaus wlchtig dagegen ist dic Tat-
sache. die heute ziemlich einwandfrel feststeht, datz es
das Bankbaus Morgan war, das die Ver-
einigten Staaten zum Eintritt in den
Weltkrieq bestimmte, weil das Haus Morgan um
die vielen Milliarden zu bangen beqann. die aus
Amerika in die Kriegskassen der Allncrten geflosscn
waren. Der Eintritt dcr Veteinigten Staaten in
den Krieg ersolgte am 6. April 1917, also einen —ag
nack iener bcdeutungsvollcn Unterredung, die
zwi chen dem Präsidenten W i l so n und dem Bankier
^obn Pierpont Morgan stattfand. Und ictzt will
dieler Mann vor dem Untersuchuugsausschuß, wo er
kieb verantworten soll. den Glauben erwecken, datz aus-
schlietzlich der deutsche u n t c r s e c b o o t k r l e g,
nicht abcr scine persönlichen Geldinteressen „Amerikas
aktive und cilige Teilnahmc am Krieg" veranlatzt hat-
4» <ver Senator Nye machte am Dienstag mit ziem-
r:ch scharfcn Worten Morgan auf das einwandfreie
«ücweismaterial ausmcrksam und gab ihm oen
jMsten Rat, vor dem Ausschvtz uicht eines seiner
Eine FriedeiiöbotsktM -es Mrers.
NemhrsgMwünIche ber Mekrmacht und bes bivlomatischen Korvs.
MSze l»ZK dei Niedeil dri»geil!
Deutschland wünscht vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Verlin, 10. Ianuar. Der Führer und Reichskanzler
Adolf Hitler empfing am Freitag mittag im
„Haus dcs Reichspräsidenten" in der Wilhclmstratze in
seierlichcr Form die Vertreter der in Verlin ak-
kredierten Mächte, der Wehrmacht und der
Reichshauptstadt, sowie die Abordnung der Hal-
loren, die erschicnen warcn, um dem ersten Veamten des
Deutschen Reiches und durch ihn dem deutschen Volk die
Glückwünsche sür das Iahr 1936 auszuspre-
chcn. Dcr Schauplah der traditionellen Neujahrsemp-
fänge, die auf Wunsch des Führers nicht am Neujahrs-
tag stattfanden, sondern auf den 10. Ianuar verschoben
worden sind, das „Haus des Neichspräsidenten", war
troh des Regenwetters von vielen Schaulustigen um-
lagert, die mit großem Interefle die Ausfahrt und das
damit vcrbundene militärische Schauspiel gespannt ver-
folgten. Die harrende Menschenmenge brachte dem
Führcr bei scinem Crscheinen im Vorgarten des Pa-
lais lcbhafte Kundgebungen dar.
!lm 9 Ahr vormittags: Strömender Regen! In dcr
Wilhelmstratze sinden sich, mit Regenschirmen und
Klappstühlen bewaffnet, die ersten Schauluftigen ein, die
zwischen 'dem „Haus des Reichsprasidenten" und der
Alten Reichskanzlei, auf der die Standarte des Führers
und Reichskanzlers weht, hin- und herpcndeln. Schutz-
polizci-Vcamte ziehcn auf der gegenüberliegenden Sejte
dcn Bürgersteig entlang doppelte Taue. Äm 10 Uhr
marschiert eine verstärkte Wache in dcn Vorgarten des
Palais' ein.
Dann kündct Marschmusik das erste militärische
Schauspicl an. Geführt vom Spielmannszug und Musik-
korps des Bcrlincr Wachregiments schwcnkt die Chren-
kompanie, die nach alter Tradition bei den diplomatischcn
Cmpfängcn die militärischen Lhren erwcist, von der
Straße Unter den Linden kommend, in die Wilhclm-
stratze ein. Hoch zu Roh der Kompanieführer, Haupt-
mann von der Lancken, der es sich zur hohen Chre
anrechnet, die zweite Kompanie des Wachregiments,
seine Mccklenburger, Pommern und Schleswig-Holstei-
ner, zu diescm außsrgewöhnlichen Dienst zu führen.
ilm 1-11 Khr zieht der Doppelposten im Vorgarten
am Cingang zum „Haus des Reichspräsidenten" auf.
Die Standarte des Führers und Reichskanzlers geht am
Flaggenmast hoch.
Kurz nach 1411 Ahr erschallen im Vorgarten des
„Hauses des Reichspräsidcnten" Kommandos. Die Ch-
renkompanie nimmt am Nordseitenflügel Aufstcllung.
Der Mustkzug spielt den Präsentiermarsch, während der
Wagey mit dem Führer in Vegleitung seines persön-
lichcn Adjutanten, Obergruppcnsührer Vrückner, im
Vorgarten einfährt. Stürmische Heilrufe grützen von
der Straße hinein, als dcr Führer nach eincm kurzen
Grutz an die Lhrenkompanie das Haus betritt.
Glcich darauf erscheinen die Vertrcter der Wehr-
macht. Als Crster fährt im offenen Wagen der Ober-
besehlshaber der Luftwasfe, Gcneral dcr Flieger Gö-
ring, ebenfalls von der harrenden Menschenmenge stür-
misch bcgrüßt, im Vorgarten ein. Ihm folgen gleich dar-
auf dcr Reichskriegsminister und Obcrbefchlshaber der
Wehrmacht, Generaloberst v. Blomberg, dcr Ober-
befehlshabcr dcs Heeres, General der Artillcrie, Frhr.
von Fritsch, und der Oberbefehlshaber der Kriegs-
marine, Admiral Dr. h. c. Raede-r. Die Chrcnkompa-
nie erweist der Generalität die militärischcn Ehrcn-
bezeugungen.
Inzwischen flnd auch die tzerren dcr nächsten Am-
gebung des Führers, die beim Neujahrsempsang des
diplomatischen Korps zugegen sind, eingetrofscn, unter
ihnen der Rcichsminister dcs Auswärtigen, Frhr.
von Neurath, der Chef der Präsidialkanzlei Staats-
sekretär Dr. Meitzner, der Chef der Reichskanzlei,
Staatssckretär Dr. Lammers, der Staatssekretär dcs
Auswärtigen Amts Dr. v. Vülow, der Chef des
Protokolls Gcsandter v. Vülow-Schwante, der
Ministerialdirigent dcr Präsidialkanzlei Dr. Doehle,
der Rcserent sür auswärtige Angelcgenheiten der Prä-
sidialkanzlei Ministcrialrat K icwi tz und der Adjutant
der Wehrmacht beim Führer, Oberstleutnant Hotzbach.
Nachdem der Reichskricgsminister v. Blomberg in
kurzer Ansprache dem Führer die Wünsche dcr Wehr-
macht übermittelt hatte, tavschte dcr Führer mit jcdcm
der erschienenen Oberbefehlshaber Neujahrsglückwünsche
aus.
Me Glückwünsche derPartei wurden dem
Führcr bereits bei frühcrcr Gelegcnhcit durch den Stell-
vertretcr dcs Führers, Reichsminister Rudolf Hetz,
überbracht.
llm 11.10 llhr empfing der Führer den Staatskom-
miflar von Berlin, Dr. Lippert, der ihm im Namen
der Reichshauptstadt den Reujahrsgrutz entbot.
Die heutige Ausgabe unseres Blattes umfatzt mit
dcn beiden Unterhaltungsbcilagen „Die Heimat" u«Ik
„Die Feierstunde" insgesamt 20 Scitcn.
Dic Bertreter der Wchr-
macht bcim Führcr.
Von links: Der Rcichs-
kriegsminister und Oücr-
bcfehlshaber der Wehrmacht,
öll neraloberst von B l o in-
berg, der Obevbeiehls-
haber der Lnftwafse. Gene-
ral dcr Flieger Göring.
der Oberücfehlshaber des
Heeres, General dcr Artil-
lerie Jrhr. von Fritsch
nnd der Obevbcfehlshgvcr
der Kriegsmarine, Admiral
R a e d e r.
(Heinrich Hofsmann. K.l
Bild unten:
Der Empfang des Diplo-
matischeii Korps.
Der Drven des Tiplomati-
schen Korps, dcr Apojtolische
Nuntius Monsignore Or-
senigo, verlieit die Neu-
jahrsbotschast.
(Heinrich Hofjinann, K.)
orientalischen Märchen zu erzählen. Es ist gewitz keine
beneidenswerte Rolle, die dieser Finanzier des Welt-
krieges vor dem Ausschuß spiclt. Daß hunderttausende
amerikanischer Frauen Witwen wurden oder ihre
Söhne verloren, hat Herrn Morgan wohl 'Niemals viel
Schmerz bereitet, da er in jenen Stunden, wenn sein
Gcwissen schlug, bei seinen Milliardengewinnen Trost
gesucht und auch gesunden hat.
Der Schritt des Riesen.
Aber auch nach dem Krieg hat dieser hervor-
ragende Mann noch immer gcwutzt, wo sein Weizen
blühte und wo es Schafe zu scheren gab. Er war es,
der die 800 Millionen Dawesanleihe unterbrachte
und dabei wiederum ctwa 10 Millionen Mark in seine
stets weit geösfneten Taschen rollen lictz. Und heute
beherrscht dieser tadellose Bankier I. P. Morgan die
größten Jndustriegesellschastcn der Vercinigten Staa-
ten, er ist der grötzte Geldgeber der Erdc und die
Börsen zittern unter dem Schritt dicses Riesen.
An diesen Mann hat man wahrscheinltch ge-
dacht und auch an seine blutbesleckten Milliarden, äls
man in die Neutralitätsgesctzgebung die Bestimmung
einfiigte, daß der Präsident der Vcreinigten Staatcn
hinfort das Recht erhält, alle Kredite amerikanischer
Bürger an kriegführende Staaten zu verbieten.
Eine sohr begreifliche Maßnahme, nachdem man erlebt
hat, welche Blutopfer das amerikanische Volk bringen
mußte, damit Morgans gcfährdete Milliarden gerctlet
wurden. Wenn auch der Scnatsausschutz seine Arbei-
ten noch nicht beendet hat, das Urteil über John
Pierpont Morgan wurde auf dem Richterstuhl des
Weltgowissens längst gefüllt.
Hermann Bagusche.
Ser Iiihrertii der öNraWlnm«g.
Vorbereitungen der Feier.
Saarbrücken, 10. Ianuar. Im ganzen Saarland,
in Stadt und Land, wird fieberhaft an den Vorbereitun-
gen für die würdige Ausgcstaltung der grotzenAb-
stimmungsfeiern gearbeitet. In Saarbrücke»
ist auf dem Rathausplatz, der am Sonntag in „Platz der
Deutschen Front" umgetauft werden wird, bereits eine
große Tribüne aufgebaut worden, um möglichst viele
Volksgenoflen an dem Crlebnis des großen Vorbei-
marsches vor Reichsminister Dr. Frick teilnehmen zu
laflcn.
Während in den großen Orten außerhalb Saar-
brückens und dem Kreis Saarbrücken-Land die Haupt-
feiern am Sonntag abgehalten werden, wird die grötzte
Crinncrungsfeier am Montag in Saarhrücken stattfinden.
Die Vetriebe und Gcschäfte schließen am Montag so
rcchtzeitig, datz allen Volksgcnoflen die Teilnahme an
dem grotzen Crinnerungsmarsch möglich ist. Von Sams-
tag ahend ab wird das ganze Saärland wiedcr in fest-
lichem Flaggenschmuck prangen.
Anschlietzend um 11.15 Ahr übcrbrachte eine Abord-
nung der „Salzwirker-Vrüdcrschast in Thale zu Halle",
der sogenannten Halloren, dem Rcichsoberhaupt
nach altem Vrauch Salz, Schlackwurst und ein Glück-
wunschgedicht, den sogenannten Ncujahrscarmen. Der
Führer dankte den in ihrer Tracht crschicnenen Hal-
loren mit srcundlichen Wortcn und sprach ihnen zugleich
für ihre Brüderschaft seine beslen Wünsche für das neue
Iahr aus.
Nach dem Cmpfang bcim Führer bcgaben fich die
Hallorcn zu Reichsminister Dr. Goebbel^, um auch
ihm in althergebrachtcr Form die Glückwünsche zum
neuen Iahr aüszusprcchen.
Nsi? «ker Nir»1vr««rr«n.
Alsdann folgte der feierliche Neujahrsempfang der
beim Deutschen Reich beglaubigtcn ausländischen Di-
plomaten. Die Anfahrt der fremden Miflionschefs
begann um 11.30 Uhr. Ihncn erwics die Chrcnkompanie
militärische Chrenbezeugungen durch Präscntieren, wo-
bei die Spiclleute und die Musik beim Cintrcssen des
Nuntius und dcr Votschafter den Präsenticrmarsch spiel-
ten. Hierzu erschienen sümtliche 51 in Berlin bcglaubig-
ten sremden Votschafter, Gcsandten und Geschäftsträger,
um dem Führer ihre und ihrer Rcgierungen Glück-
wünsche zum Iahreswechsel auszusprechcn und die
Wünsche des Oberhauptes des Deutschen Reiches für
ihre Staatsoberhäupter, Regierungen und Völker ent-
gegenzunehmen. Dieser Staatsakt fand im grotzen
Säale des „Hauses des Rcichspräsidcntcn", in dcr glei-
chen Form statt, wie er bereits zur Zeit des verewigten
Reichspräsidenten Generalseldmarschall von Hinden-
burg alljährlich am Neujahrstag zu geschehen pflegte.
Der Führer und Reichskanzler, in deffen
Begleitunq sich der Reichsminister des Auswärtigen,
Frhr. v. Neurath, die Staatssekretäre Dr. Meitz-
ner, v. Vülow und Dr. Lammers, der Chef des
Protokolls, Gcsandter v. V ü l o w - S ch w a n t e, die
Referenten der Präsidialkanzlei, Ministerialdirigent Dr.
Doehle und Ministerialrat Kiewitz, sowie der Ad-
jutant der Wehrmacht beim Führer, Oberstleutnant und
Abtcilungsches im Gcneralstab des Heeres Hotzbach
und der persönliche Adjutant des Führers, SA-Ober-
gruppenführer Drückner, befanden, betrat um 12 llhr
den großcn Saal, in dem die Diplomaten bcrcits Aus-
stcllung genommen hatten. Dcr Doyen des Diploma-
tischcn Korps,
Crzbischof von Ptolemais, richtcte an dcn Führer eins
französische Ansprache, dercn Uebersehung wie solgt
lautet:
Herr deutscher Neichskanzler!
Der Veginn des neucn Iahrcs vereint, wie immer,
die Miflionschefs der zahlreichen Staaten, die mit Ihrer
mächtigcn Nation diplomatischc Dczichungcn untcrhalten,
um die Pcrson Cw. Cxzellenz. Ich habe in meiner Cigen-
schast als Doyen dcs diplomatischcn Korps die Chrc, als
Dolmetsch allcr meiner Kollcgen das Wort zu ergrcifen,
um Cw. Cxccllenz in unsercm eigenen Namcn ünd im
Namen dcr hicr vcrtretencn Souvcräne und Staatschefs
dic besten Wünsche für das neue Iahr aus-
zusprcchcn.
Unser erster Wunsch gilt Ihnen, Herr Reichskanzler:
Möge dieses Jahr reich an Glück für die Person
Cw. Cxccllcnz sein. Dcn glcichcn Wunsch hegcn wir für
alle die, dic bci dcr schwercn täglichcn Arbeitslast Ihrs
eifrigcn Mitarbeitcr sind.
Sodann richtcn sich unscre Gedanken und iinscrs
Wünsche ausIbr ganzesVolk, angcfangcn mit
der stcts so fleitzigcn und gastfrcicn Vevölkcrung in der
Hauptstadt, und darüber hinaus auf alle Söhnc Deutsch-
lands. Die bcsten dieser Wünsche geltcn vor allem den
Söhncn der Arbeit, mögcn sie sich in den Fa-
brikcn ihrcr IndustriestLdte bemühcn oder im Schwciß
ihres Angesichts das Ackcrland bestcllcn.
In dicser ernsten Stunde des inter-
nationalen Lebens, die sicherlich in der Ge-
schichtc der Völker denkwürdig blciben wird, liegt uns
auch daran, den Wunsch auszusprechcn, datz das neue
Iahr uns bald das so sehnlich erwartete grotze Ge-
schenk bringcn möge: den Fricden und die Ruh«
der Welt'l
Herr Reichskanzler! Das sind unsere aufrichtigsten
Wünsche sür das neue Iahr! In der tzossnung, datz sie
mit Gottes Hilfe eine glücklichc Crfüllung finden
werden, bringen wir fie Lw. Cxcellenz mit der Vitte dax,
sie wohlwollend auszunehme»,
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Aoche, wic dies übrigens alljährlich nblich ist, eine
^oischaft an dcn Bundeskongrcß gerichtet und
s'icht wenigcr als 600 Sender haben diese Rede auf
°en beschwingten Flügeln des Acthers zu den Hörern
Ketragen, die, wie versichert wird, mit Andacht die poli-
"schen Bclchrnngcn Rooscvelts entgcgcnnahmcn. Jm
ktstcn Teil seiner Botschaft wandte Roosevelt sich in
iiemlich ungnädigcn Worten gegen die „fremden
Autokraten", die, wie er behauptcte, „ihrc Völkcr ver-
nlaven und zum Krieg drängen", und es ist wohl nicht
kchwer, zu errate-n, daß sein tadelnder Blick in diesem
Augenblick nach Italien und nach Iapan schweifte.
Temgcgenübcr betonte Roosevelt die Friedens-
liebe Amerikas und seine Bemühungen um
ivahre Neutralität. „Wir erstreben," so er-
klärte er, „eine Begrenzung der Rüstungen und eine
friedliche Lösung von Streitigkeitcn zwischen
allen Völkern" und er fügte noch hinzu, daß Amerika
bcmüht sein werdc, „sich durch eine angemessene Lan-
desverteioigung vor der Verwicklung in einen neuen
Krieg zu bcwahren". Es ist durchaus begreiflich, oatz
es dem Präsidentcn Roosevelt nicht schwcrsallen kann,
seine Friedcnsliebe zu betonen. Der natürliche Reich-
>Um an Rohstofsen gestattet es den Vereinigten Staa-
ten, sich mit dem Ergebnis der Erdschöpfung, wenig-
stens was Amerika angeht, vollkonimcn zufrieden zu
erklären. Aber es gibt, wie man wobl bescheiden ein-
slechten darf, auf diesem Planeten auch einige Länder,
die in dieser Hinsicht etwaszu kurzgekommen
sind und die jctzt, wie man mit einigem Kummer be-
Merken muß, mit ihren Forderungon und Anfprüchen
als sogenann.ie Friedensstörer dcn Zorn der Satten
erwecken.
Die drci Glücklichcn.
Am glcichen Tag, als Rooscvelt seine Botschaft
berkündete, beschästigte sich der amerikanische Bun-
deskongretz in seincr Eröffnungssitzung mit der
Ueuen Neutralitätsgesetzgebung, die nun-
Mehr an dic Stelle des am 2S. Kebruar d. I. ablaufcn-
den Neutralitätsgcsetzes trcten soll. Nach diesem Ge-
setzentwurf mutz in Zuknnst dcr Präsident in unpar-
teiischer Weise Ausfuhrverbote gegen beide
Kriegfübrende (gegen dcn Angreifer als auch gegen den
Angegrifsenen) äussprechen und er mutz sogar diese
Verbote auf weitere Staaten ausdehnen, wenn diese
in dcn Kricg einbezogen werden, während dies bisher
im freien Ermessen des Präsidentcn stand. Die
Ausfuhrverbote geltcn, wie hier kurz erwähnt sei, sür
Waffen, Munition, Baumwolle, Oel, Kupfer, sowie
für Eisen- und Stahlschrott. Mit andevn Worten
heitzt das, datz in Zukunft nur noch drei Ländcr
auf diesem Erdball, die alle notwendigen Rohstosse
zur Kricgführung sclbst besitzen, die Möglichkeit eines
unabhüngigen politischen Handelns haben würden,
nämlich 'die Vereinigten Staaten, England und die
Sowjetunion. Alle übriqen Länder würden, wcil sie
auf die Zusuhr von Erzcn, Oel, Baumwolle uud an-
derer wichtiger Rohstossc angewicsen sind, jcdem An-
qreiscr, dcr' über dicse Rohstoffe vcrfügt, gänzlich
wehrlos und hilflos gegenüberstehcn. Es würde
damit eine Neuordnung der Machtverhält-
nisse eintreten, die in dieser Form allerdmgs am
weniqsten geeiqnct wäre, eine friedliche Atmosphäre
in der Welt zu schaffen, weil alle Macht und damit
alles Recht auf der Seite derjenigen ware,
die genügend Oel besitzen.
Der „Höllenhund".
Das ncue Neutralitätsgesetz vcrleiht dem amerika-
nischen Prüsidenten aber auch noch cin anderes
Recht. Es erteilt ihm nämlich die Vollmacht, alle
Krcditc oder andere finanzielle Transaktionen
amerikanischer Bürger mit kriegführenden Staaten zu
verbieten. Und damit wären wir nun bei einem
U'Ugemein intercssanten Thema angelangt. Denn der
Ausschutz des amerikanischen Senats zur Rü-
stungsuntcrsuchung ist vor einigen Tagen in Washing-
ton zu einer neuen Sitzung zusammengetreten, jener
Ausschntz, der die Ausgabe hat, die Zusammen-
hänge zu klären, weshalb im Jahr 1917 die V e r-
einigten Staaten an der Seite der Alliierten in
den Weltkrieg eingetreten sind- , Jn der ersten
Sitzung dieses Ausschuffes, die am Dionstag stattsand,
wurde der bekannte Bankier John Pierpont Morgan
vernommen, der Jnhaber des Bankhauses I. P.
Morgan L Co. in New Dork, den die Hearst-Presse
jahrelang den „Höllenhund der Plutokraiie" genannt
hat. Man sagt von ihm, datz er der reichste A! ann
der Welt ist und er hat, wie jedermann wcitz, die
Milliarden, die er besitzt, nicht etwa mühsam mit sei-
ner Hände Arbeit verdient, sondern er hat die riesen-
haften Gewinne, mit denen er sein märchenhastes
Vermögen aufhäufte, aus eine ganz andere Weise
geschesfelt. Für diesen jüdischen Bankier war nämlich
der Weltkrieg, während in Europa Millionen von
Menschen auf den Schlachtfeldern hinsanken und ver-
blutcten, eine in diesem Ausmatz nie wiederkehrende
Gelegenheit des G e ld v e r d i e n e n s. Als der Welt-
krieg ausbrach, übernahm dieser ehrenwerte John
Pierpont Morgan die Bertretung dcr finanziellen
Jnteressen Englands in Amerika, er vergab die eng-
lischcn Munitionsbestcllungen an die amerikanische
Jndustric und er war es änch, der die Anlei h e n
der Alliierten in den Vercinigten Staaten untcr-
brachtc. Es warcn insgcsamt 35 bis 40 Milliarden
Mark, die als Anleihen vom Bankhans Morgan vcr-
mittclt wurdcn und man kann sich ungefähr vorstcllen,
welche Provistoncn sür John Picrpont Morgan dabei
abgefallen sind. Datz scinc Svmbathjen von An-
fang an aus der Seite der Alliierten gewcscn ltnd,
hat John Pierpont Morgan übrigens niemals be-
strittcn Eine gegcntcilige Behauptung hätte ihm auch
niemand geqlaübt. Abcr diese Tatsache ist nicht so
wesentlich. Ueberaus wlchtig dagegen ist dic Tat-
sache. die heute ziemlich einwandfrel feststeht, datz es
das Bankbaus Morgan war, das die Ver-
einigten Staaten zum Eintritt in den
Weltkrieq bestimmte, weil das Haus Morgan um
die vielen Milliarden zu bangen beqann. die aus
Amerika in die Kriegskassen der Allncrten geflosscn
waren. Der Eintritt dcr Veteinigten Staaten in
den Krieg ersolgte am 6. April 1917, also einen —ag
nack iener bcdeutungsvollcn Unterredung, die
zwi chen dem Präsidenten W i l so n und dem Bankier
^obn Pierpont Morgan stattfand. Und ictzt will
dieler Mann vor dem Untersuchuugsausschuß, wo er
kieb verantworten soll. den Glauben erwecken, datz aus-
schlietzlich der deutsche u n t c r s e c b o o t k r l e g,
nicht abcr scine persönlichen Geldinteressen „Amerikas
aktive und cilige Teilnahmc am Krieg" veranlatzt hat-
4» <ver Senator Nye machte am Dienstag mit ziem-
r:ch scharfcn Worten Morgan auf das einwandfreie
«ücweismaterial ausmcrksam und gab ihm oen
jMsten Rat, vor dem Ausschvtz uicht eines seiner
Eine FriedeiiöbotsktM -es Mrers.
NemhrsgMwünIche ber Mekrmacht und bes bivlomatischen Korvs.
MSze l»ZK dei Niedeil dri»geil!
Deutschland wünscht vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Verlin, 10. Ianuar. Der Führer und Reichskanzler
Adolf Hitler empfing am Freitag mittag im
„Haus dcs Reichspräsidenten" in der Wilhclmstratze in
seierlichcr Form die Vertreter der in Verlin ak-
kredierten Mächte, der Wehrmacht und der
Reichshauptstadt, sowie die Abordnung der Hal-
loren, die erschicnen warcn, um dem ersten Veamten des
Deutschen Reiches und durch ihn dem deutschen Volk die
Glückwünsche sür das Iahr 1936 auszuspre-
chcn. Dcr Schauplah der traditionellen Neujahrsemp-
fänge, die auf Wunsch des Führers nicht am Neujahrs-
tag stattfanden, sondern auf den 10. Ianuar verschoben
worden sind, das „Haus des Neichspräsidenten", war
troh des Regenwetters von vielen Schaulustigen um-
lagert, die mit großem Interefle die Ausfahrt und das
damit vcrbundene militärische Schauspiel gespannt ver-
folgten. Die harrende Menschenmenge brachte dem
Führcr bei scinem Crscheinen im Vorgarten des Pa-
lais lcbhafte Kundgebungen dar.
!lm 9 Ahr vormittags: Strömender Regen! In dcr
Wilhelmstratze sinden sich, mit Regenschirmen und
Klappstühlen bewaffnet, die ersten Schauluftigen ein, die
zwischen 'dem „Haus des Reichsprasidenten" und der
Alten Reichskanzlei, auf der die Standarte des Führers
und Reichskanzlers weht, hin- und herpcndeln. Schutz-
polizci-Vcamte ziehcn auf der gegenüberliegenden Sejte
dcn Bürgersteig entlang doppelte Taue. Äm 10 Uhr
marschiert eine verstärkte Wache in dcn Vorgarten des
Palais' ein.
Dann kündct Marschmusik das erste militärische
Schauspicl an. Geführt vom Spielmannszug und Musik-
korps des Bcrlincr Wachregiments schwcnkt die Chren-
kompanie, die nach alter Tradition bei den diplomatischcn
Cmpfängcn die militärischen Lhren erwcist, von der
Straße Unter den Linden kommend, in die Wilhclm-
stratze ein. Hoch zu Roh der Kompanieführer, Haupt-
mann von der Lancken, der es sich zur hohen Chre
anrechnet, die zweite Kompanie des Wachregiments,
seine Mccklenburger, Pommern und Schleswig-Holstei-
ner, zu diescm außsrgewöhnlichen Dienst zu führen.
ilm 1-11 Khr zieht der Doppelposten im Vorgarten
am Cingang zum „Haus des Reichspräsidenten" auf.
Die Standarte des Führers und Reichskanzlers geht am
Flaggenmast hoch.
Kurz nach 1411 Ahr erschallen im Vorgarten des
„Hauses des Reichspräsidcnten" Kommandos. Die Ch-
renkompanie nimmt am Nordseitenflügel Aufstcllung.
Der Mustkzug spielt den Präsentiermarsch, während der
Wagey mit dem Führer in Vegleitung seines persön-
lichcn Adjutanten, Obergruppcnsührer Vrückner, im
Vorgarten einfährt. Stürmische Heilrufe grützen von
der Straße hinein, als dcr Führer nach eincm kurzen
Grutz an die Lhrenkompanie das Haus betritt.
Glcich darauf erscheinen die Vertrcter der Wehr-
macht. Als Crster fährt im offenen Wagen der Ober-
besehlshaber der Luftwasfe, Gcneral dcr Flieger Gö-
ring, ebenfalls von der harrenden Menschenmenge stür-
misch bcgrüßt, im Vorgarten ein. Ihm folgen gleich dar-
auf dcr Reichskriegsminister und Obcrbefchlshaber der
Wehrmacht, Generaloberst v. Blomberg, dcr Ober-
befehlshabcr dcs Heeres, General der Artillcrie, Frhr.
von Fritsch, und der Oberbefehlshaber der Kriegs-
marine, Admiral Dr. h. c. Raede-r. Die Chrcnkompa-
nie erweist der Generalität die militärischcn Ehrcn-
bezeugungen.
Inzwischen flnd auch die tzerren dcr nächsten Am-
gebung des Führers, die beim Neujahrsempsang des
diplomatischen Korps zugegen sind, eingetrofscn, unter
ihnen der Rcichsminister dcs Auswärtigen, Frhr.
von Neurath, der Chef der Präsidialkanzlei Staats-
sekretär Dr. Meitzner, der Chef der Reichskanzlei,
Staatssckretär Dr. Lammers, der Staatssekretär dcs
Auswärtigen Amts Dr. v. Vülow, der Chef des
Protokolls Gcsandter v. Vülow-Schwante, der
Ministerialdirigent dcr Präsidialkanzlei Dr. Doehle,
der Rcserent sür auswärtige Angelcgenheiten der Prä-
sidialkanzlei Ministcrialrat K icwi tz und der Adjutant
der Wehrmacht beim Führer, Oberstleutnant Hotzbach.
Nachdem der Reichskricgsminister v. Blomberg in
kurzer Ansprache dem Führer die Wünsche dcr Wehr-
macht übermittelt hatte, tavschte dcr Führer mit jcdcm
der erschienenen Oberbefehlshaber Neujahrsglückwünsche
aus.
Me Glückwünsche derPartei wurden dem
Führcr bereits bei frühcrcr Gelegcnhcit durch den Stell-
vertretcr dcs Führers, Reichsminister Rudolf Hetz,
überbracht.
llm 11.10 llhr empfing der Führer den Staatskom-
miflar von Berlin, Dr. Lippert, der ihm im Namen
der Reichshauptstadt den Reujahrsgrutz entbot.
Die heutige Ausgabe unseres Blattes umfatzt mit
dcn beiden Unterhaltungsbcilagen „Die Heimat" u«Ik
„Die Feierstunde" insgesamt 20 Scitcn.
Dic Bertreter der Wchr-
macht bcim Führcr.
Von links: Der Rcichs-
kriegsminister und Oücr-
bcfehlshaber der Wehrmacht,
öll neraloberst von B l o in-
berg, der Obevbeiehls-
haber der Lnftwafse. Gene-
ral dcr Flieger Göring.
der Oberücfehlshaber des
Heeres, General dcr Artil-
lerie Jrhr. von Fritsch
nnd der Obevbcfehlshgvcr
der Kriegsmarine, Admiral
R a e d e r.
(Heinrich Hofsmann. K.l
Bild unten:
Der Empfang des Diplo-
matischeii Korps.
Der Drven des Tiplomati-
schen Korps, dcr Apojtolische
Nuntius Monsignore Or-
senigo, verlieit die Neu-
jahrsbotschast.
(Heinrich Hofjinann, K.)
orientalischen Märchen zu erzählen. Es ist gewitz keine
beneidenswerte Rolle, die dieser Finanzier des Welt-
krieges vor dem Ausschuß spiclt. Daß hunderttausende
amerikanischer Frauen Witwen wurden oder ihre
Söhne verloren, hat Herrn Morgan wohl 'Niemals viel
Schmerz bereitet, da er in jenen Stunden, wenn sein
Gcwissen schlug, bei seinen Milliardengewinnen Trost
gesucht und auch gesunden hat.
Der Schritt des Riesen.
Aber auch nach dem Krieg hat dieser hervor-
ragende Mann noch immer gcwutzt, wo sein Weizen
blühte und wo es Schafe zu scheren gab. Er war es,
der die 800 Millionen Dawesanleihe unterbrachte
und dabei wiederum ctwa 10 Millionen Mark in seine
stets weit geösfneten Taschen rollen lictz. Und heute
beherrscht dieser tadellose Bankier I. P. Morgan die
größten Jndustriegesellschastcn der Vercinigten Staa-
ten, er ist der grötzte Geldgeber der Erdc und die
Börsen zittern unter dem Schritt dicses Riesen.
An diesen Mann hat man wahrscheinltch ge-
dacht und auch an seine blutbesleckten Milliarden, äls
man in die Neutralitätsgesctzgebung die Bestimmung
einfiigte, daß der Präsident der Vcreinigten Staatcn
hinfort das Recht erhält, alle Kredite amerikanischer
Bürger an kriegführende Staaten zu verbieten.
Eine sohr begreifliche Maßnahme, nachdem man erlebt
hat, welche Blutopfer das amerikanische Volk bringen
mußte, damit Morgans gcfährdete Milliarden gerctlet
wurden. Wenn auch der Scnatsausschutz seine Arbei-
ten noch nicht beendet hat, das Urteil über John
Pierpont Morgan wurde auf dem Richterstuhl des
Weltgowissens längst gefüllt.
Hermann Bagusche.
Ser Iiihrertii der öNraWlnm«g.
Vorbereitungen der Feier.
Saarbrücken, 10. Ianuar. Im ganzen Saarland,
in Stadt und Land, wird fieberhaft an den Vorbereitun-
gen für die würdige Ausgcstaltung der grotzenAb-
stimmungsfeiern gearbeitet. In Saarbrücke»
ist auf dem Rathausplatz, der am Sonntag in „Platz der
Deutschen Front" umgetauft werden wird, bereits eine
große Tribüne aufgebaut worden, um möglichst viele
Volksgenoflen an dem Crlebnis des großen Vorbei-
marsches vor Reichsminister Dr. Frick teilnehmen zu
laflcn.
Während in den großen Orten außerhalb Saar-
brückens und dem Kreis Saarbrücken-Land die Haupt-
feiern am Sonntag abgehalten werden, wird die grötzte
Crinncrungsfeier am Montag in Saarhrücken stattfinden.
Die Vetriebe und Gcschäfte schließen am Montag so
rcchtzeitig, datz allen Volksgcnoflen die Teilnahme an
dem grotzen Crinnerungsmarsch möglich ist. Von Sams-
tag ahend ab wird das ganze Saärland wiedcr in fest-
lichem Flaggenschmuck prangen.
Anschlietzend um 11.15 Ahr übcrbrachte eine Abord-
nung der „Salzwirker-Vrüdcrschast in Thale zu Halle",
der sogenannten Halloren, dem Rcichsoberhaupt
nach altem Vrauch Salz, Schlackwurst und ein Glück-
wunschgedicht, den sogenannten Ncujahrscarmen. Der
Führer dankte den in ihrer Tracht crschicnenen Hal-
loren mit srcundlichen Wortcn und sprach ihnen zugleich
für ihre Brüderschaft seine beslen Wünsche für das neue
Iahr aus.
Nach dem Cmpfang bcim Führer bcgaben fich die
Hallorcn zu Reichsminister Dr. Goebbel^, um auch
ihm in althergebrachtcr Form die Glückwünsche zum
neuen Iahr aüszusprcchen.
Nsi? «ker Nir»1vr««rr«n.
Alsdann folgte der feierliche Neujahrsempfang der
beim Deutschen Reich beglaubigtcn ausländischen Di-
plomaten. Die Anfahrt der fremden Miflionschefs
begann um 11.30 Uhr. Ihncn erwics die Chrcnkompanie
militärische Chrenbezeugungen durch Präscntieren, wo-
bei die Spiclleute und die Musik beim Cintrcssen des
Nuntius und dcr Votschafter den Präsenticrmarsch spiel-
ten. Hierzu erschienen sümtliche 51 in Berlin bcglaubig-
ten sremden Votschafter, Gcsandten und Geschäftsträger,
um dem Führer ihre und ihrer Rcgierungen Glück-
wünsche zum Iahreswechsel auszusprechcn und die
Wünsche des Oberhauptes des Deutschen Reiches für
ihre Staatsoberhäupter, Regierungen und Völker ent-
gegenzunehmen. Dieser Staatsakt fand im grotzen
Säale des „Hauses des Rcichspräsidcntcn", in dcr glei-
chen Form statt, wie er bereits zur Zeit des verewigten
Reichspräsidenten Generalseldmarschall von Hinden-
burg alljährlich am Neujahrstag zu geschehen pflegte.
Der Führer und Reichskanzler, in deffen
Begleitunq sich der Reichsminister des Auswärtigen,
Frhr. v. Neurath, die Staatssekretäre Dr. Meitz-
ner, v. Vülow und Dr. Lammers, der Chef des
Protokolls, Gcsandter v. V ü l o w - S ch w a n t e, die
Referenten der Präsidialkanzlei, Ministerialdirigent Dr.
Doehle und Ministerialrat Kiewitz, sowie der Ad-
jutant der Wehrmacht beim Führer, Oberstleutnant und
Abtcilungsches im Gcneralstab des Heeres Hotzbach
und der persönliche Adjutant des Führers, SA-Ober-
gruppenführer Drückner, befanden, betrat um 12 llhr
den großcn Saal, in dem die Diplomaten bcrcits Aus-
stcllung genommen hatten. Dcr Doyen des Diploma-
tischcn Korps,
Crzbischof von Ptolemais, richtcte an dcn Führer eins
französische Ansprache, dercn Uebersehung wie solgt
lautet:
Herr deutscher Neichskanzler!
Der Veginn des neucn Iahrcs vereint, wie immer,
die Miflionschefs der zahlreichen Staaten, die mit Ihrer
mächtigcn Nation diplomatischc Dczichungcn untcrhalten,
um die Pcrson Cw. Cxzellenz. Ich habe in meiner Cigen-
schast als Doyen dcs diplomatischcn Korps die Chrc, als
Dolmetsch allcr meiner Kollcgen das Wort zu ergrcifen,
um Cw. Cxccllenz in unsercm eigenen Namcn ünd im
Namen dcr hicr vcrtretencn Souvcräne und Staatschefs
dic besten Wünsche für das neue Iahr aus-
zusprcchcn.
Unser erster Wunsch gilt Ihnen, Herr Reichskanzler:
Möge dieses Jahr reich an Glück für die Person
Cw. Cxccllcnz sein. Dcn glcichcn Wunsch hegcn wir für
alle die, dic bci dcr schwercn täglichcn Arbeitslast Ihrs
eifrigcn Mitarbeitcr sind.
Sodann richtcn sich unscre Gedanken und iinscrs
Wünsche ausIbr ganzesVolk, angcfangcn mit
der stcts so fleitzigcn und gastfrcicn Vevölkcrung in der
Hauptstadt, und darüber hinaus auf alle Söhnc Deutsch-
lands. Die bcsten dieser Wünsche geltcn vor allem den
Söhncn der Arbeit, mögcn sie sich in den Fa-
brikcn ihrcr IndustriestLdte bemühcn oder im Schwciß
ihres Angesichts das Ackcrland bestcllcn.
In dicser ernsten Stunde des inter-
nationalen Lebens, die sicherlich in der Ge-
schichtc der Völker denkwürdig blciben wird, liegt uns
auch daran, den Wunsch auszusprechcn, datz das neue
Iahr uns bald das so sehnlich erwartete grotze Ge-
schenk bringcn möge: den Fricden und die Ruh«
der Welt'l
Herr Reichskanzler! Das sind unsere aufrichtigsten
Wünsche sür das neue Iahr! In der tzossnung, datz sie
mit Gottes Hilfe eine glücklichc Crfüllung finden
werden, bringen wir fie Lw. Cxcellenz mit der Vitte dax,
sie wohlwollend auszunehme»,