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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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Herdelberger

Illeuesle Machrichten

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Donnerstag, 11. Iuni

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Zweigstelle: Haspelgasse 1.

1936

Echwch gegen -le Svwjetumon.

Bunbesrat Motta lehnt Aufnahme ber biplomatWen Beziebnngen ab.

UeteM ift Mska» «>» Wert!

Warnung vor Illusionen.

k ^ern, 10. Iuni. Im Schweizerischen Natio-
^ at begann am Mittwoch die grotze Aussprache über
tz. ^Liederaufnahme der Beziehungen der
eiz zu S o w j e t r u tz l a nd.

" kommunistischcr, sozialdemokratischer und unab-
^ kllger Seite (Duttweilergruppe) liegen entsprechende
^äge vor. Ferner sprach sich in eincm Veschluh
^it E^chäftsprüfungsausschuh, der in Montreux tagte,
' )u 3 Stimmen für die Wiederaufnahme aus.

»ete^ Reden der Antragsteller zur Vcgründung erösf-
^kts Direktionsreferent Gras (Frcistng). Cr er-
^ied' oah besonders wirtschaftlich intercssierte Kreise die
Ähsk°^ausnahmc der Bezichungen anstrebten, da stc dsr

xj^'lung seien, datz eine Verbeffcrung der Handels-
von der politischen Anerkennung Sowjetruh-
^h^^hänge. Cr persönlich sei gegcn die Wiederauf-

sozialdemokratische Parteiführer Reinhard,
»lh der Ingenieur Stäubli (Unabhängig) erklärten
di« Wicderaufnahme, während der Abgeordncte
»en's oton in scharser Form Ablehnung der Anträge
Vgte.

!ehq.,a>ndesrat Motta legte in längerer Rcde die ab-
!? er?,- Haltung des Vundesrats där. Der Vundesrat,
^ varhindcrt nicht, dah Geschästsleute mit
regclmätzige Handclsbeziehungen unterhaltcn.
A« ^ch'cht die Cntwicklung dieser Beziehungen, mutz aber
Ms^ichäftswelt vor Illusionen warnen. Cr
dah die osfizielle Anerkennung imstande wäre,
»erjch^sen und die Bedcutung des gegenseitigen Handcls-
in wirklich fühlbarcr Weise'zu ändcrn.

Der Anteil Rutzlands am Weltauhenhandel ist
derschwindend klein. Die Schweiz hatte im Iahr
1935 als kleines Land von 4X Millionen Einwoh-
dern einen Außcnhandel aufzuweisen, der bedeuten-
^er ist als derjenige des unermetzlichen Rutzlands
^ Mit seiner Vevölkcrung von 160 Millionen.

^ch.russtsche Auhenhandel ist übrigens in eincm
» «mpsungsprozeh begrifsen. Cr belief stch
ll^keu 'ni Ganzcn nur auf 1650 Millionen Gold-
^iser chährend der schweizerische Außcnhandcl noch eine
. ^nufweist, die 2 Milliardcn überschreitet.

2»hx ^igien hat die Sowjetunion im vergangenen
,'llei, ^rkannt. Die Crgebnisse für den Handel
^üttäuschend. Ministerpräsident van Zee -
chor dies össentlich erklärt. Holland hat gleich
A^eiz Sowjctunion nicht anerkannt und hat
>-dh-z Absicht, den Sowjetstaat anzuerkcnncn. Sein
k^8en "Ä Rußland übersteigt dennoch bcträchtlich den-
Men . Belgiens. Die Vereinigten Staaten
lr 9 w " Sowjetstaat 1933 anerkannt. Diese Anerken-

Propaganda direkt oder indirekt zu unterstützen? Die
Sowjetregierung könnte dies nicht, selbst wenn ste es ver-
spräche. Die kommunistische Propaganda stsllt
nun aber in unseren Augen einmoralisches Ver-
brechen dar, ein Verbrechen zwar, das unsere Gesetz-
gebung als solches noch nicht umschrieben und geahndet
hat, aber dennoch ein Verbrechen.

Dic Sowjetregierung ist hcute noch untrcnnbar stAn
der Dritten Internationale.

Es besteht zwischen der Sowjetregierung und der
Kommunistischen Partei eine teilweise Identität der
Personen und eine verwirrende Solidariätder Ideen
und Intereffen. Der Cinslutz Mos kaus ist überall
am Werke. Die Dritte Internationale schwingt die
Vrandsackel im Westen lebhast und feiert dort die Verbin-
dung von Kommunismus und Anarchie. Der Einslutz
Moskaus arbeitet, wo er kann, an der Vildung von
Volkssronten. Er bringt die französischen Kommu-

nisten dazu, die Militärkredite anzunehmen, und die
Schweizer Kommunisten, sie a b z u l e h n e n. Die kom-
munistische Taktik kennt alle Formen und alle Schattie-
rungen. Sie sucht Rcvolutionen in Vrasilien, in
Argentinien, in Uruguay und in anderen Staaten
Südamerikas zu entfachen.

Cs ist nicht richtig, dah die Schweiz in ihrer
dauernden Weigerung, Sowjctrußland offiziell anzuerkcn-
nen, allein dasteht. Holland, Portugal und Iugosla-
wien betreiben die gleiche Politik wie wir. Die 20 Re-
publiken Süd- und Mittelamerikas handeln ebenso. Der
Augenblick, unsere Politik abzuändern, wäre darum schlecht
gewählt. Die politische Weltlage verbietet uns, zu
dulden, datz unser Boden unter dem Deckmantel von Pri-
vilegien und diplomatifchen Immunitäten zu einem in-
ternationalen Propagandazentrum wird.
Unser Volk würde es nicht verstehen, wenn der Natio-
nalrat taub bliebe für den Appell einer verantworttichen
und einigen Regierung und daz» käme, einer Gcste das
Wort zu sprechen, die heute dem denkbar unerwünsch-
testen Abenteuer den Weg ebncn müßte.

Englmit m«8 gkckslcl lklii!

„Sirie Auslmbe muß mlt after Euerste burKMMrt werben!"
Nie Sicher«»l> tes Medeir.

r durch die Vanken und die anderen Geschäfts-
'iirwortet worden. Ihr Ziel wurde nicht er

^lz ^rrdesrat Motta sprach dann davon, daß jeder
fich die Cinrichtungen geben könne, die
^ ^ ^ d 9 rf nissen entsprechen, daß es aber zu

dj ^^sten staatlichen Mißbräuchen gehöre, wenn
^sienpolitik die Parteileidenschaften
^k^^agen würden. Von jeher habe flch deshalb der
gegen die Deftrebungen der sozialistischen und
^fts Parteien gewandt, ihre Ideologien zur

Autzenpolitik zu machen.

^ habe im Iahr 1934 gegen den Eintritt Sowjet-
^lands in den Völkerbund geftimmt.

si^hrh^ltung sei durch das Parlament und die grotze
ä,ff>e 't des Volkes gebilligt worden. Der mora-
politische Krcdit der Schweiz sei durch diese
»ffk ^ >n der Welt "och gewachsen. Damit habe

bAuyg .srat aber keineswcgs einen Akt der Cin-
" die inneren Angelcgcnhciten Sowjctrußlands
U l>ie Die Haltung in Gens schlietzc auch nicht aus,
E stch eines Tages nach längerer oder kürzerer

noch zu eincr offiziellcn A n e r k e n n u n g
(j^e könnte, wcnn die allgcmcine internationale
^ de» d,e ganzen Umstünde sich ticfgreifcnd g e-
^ Ejy habcn.

lolche Cntschcidung seht jedoch voraus, fuhr
leh^E Motta fort, daß die Kmstände, unter denen
is - . eine tiefgehende Aenderung erfahren. Wäre

^ Regierung im gegenwärtigen Augenblick im

Neville Chamberlain über außcnpolitische Fragen.

London, 11. Iuni. (Cig. Funkmeldung.) Auf einem
gestern abend veranstalteten grotzen Bankett des Klub
von 1900, an dem der Finanzminister Neville Cham-
berlain, Lord Londonderry, Winston Chur-
chill, der srühere Finanzminister Sir Robert Horne
und viele andere Persönlichkeitcn teilnahmsn, machte der
Finanzminister Chamberlain in Crwiderung ciner
Rede Sir Robert Hornes bemerkenswerts Ausführungen
zurbritischenPolitik und zur gegenwärtigen Lage.

Sir Robert Horne hatte in seiner Ansprache auf
die vielen Schwierigkeiten der britischen Außen -
politik hingewiesen. Cr knüpfte daran unter starkcm
Beifall die Bemerkung, datz er froh wäre, das Cnde
der Sanktionen und die Heimkehr der britischen
Flotteneinheiten aus dem östlichen Mittelmeer zu sehen.

Neville Chamberlain wies in einer längeren
Rede zunächst auf die Besserung der britischen Wirt-
schaftslage hin und bedauerte, datz autzerhalb dcr Gren-
zen Grotzbritanniens nicht von einer glcichen vertrauen-
erweckcnden Lage gesprochen wcrdcn könne.

Niemals während seiner politischcn Laufbahn seien
derart beängstigende Fragen zu lösen gewesen wie
gegenwärtig.

Der Redner ging dann auf den italienisch-abesstnischen
Konflikt ein und erklärte, daß sich Großbritannien in
diesem Fall für eine Politik der kollektiven Sicher-
heit statt für das alte Bündnissystem entschloffen hätte,
obwohl manche Staaten dem Völkerbund nicht angehörten.
Dieser Politik wäre wohl ein Crsolg beschied'en gewe-
sen, wenn die im Völkerbund verbliebcnen Staatcn die
von ihnen übernommenen Verpflichtungen erfüllt
hätten. Tatsächlich hätte diese Politik der kollektiven
Sicherheit aus dem Treueverhältnis gegenüber dem
Völkerbund versucht werden müffen. Der Versuch sei
jedoch sehlgeschlagen. Weder habe der Krieg ver-
hindert, noch habe ihm Cinhalt geboten werden können,
und es sei auch nicht gelungen, das Opfer vor dem An-
grifs zu schützen. Cs sei nühlich, aus diesen Creigniffen
zu lernen. In diesem Zusamenhang wandte sich Cham-
berlain gegen Lord Cecil, den Präfidenten der Völker-
bundsveremigung, von dem er behauptete, datz er sich be-
mühe, einen Druck aus Parlament und Regierung in
Richtung einer verschärsten Sanktionspolitik auszuüben
in der Ännahme, dadurch die Knabhängigkeit Abessiniens
zu erhalten Das sei, so erklärte er, wohl der Höhe-
punktderNarrheit, denn es würdc nur zu wciterem
Unhsil führen.

Es sei an der Zeit, datz die Völkerbundsmächte der
Lage Rcchnung trügen und die Ausgaben dcs Bun-
des in einer Weise abgrenzten, die der tatsächlichen
Macht des Bundcs entsprächcn.

Das würde das Ansehen des Völkerbundes wieder her-
stellen. Man dürfe es aber dem Völkerbund nicht allein

überlaffen, für den Weltsrieden zu sorgen. Sank-
tionspolitik bringe nun einmal das Risiko des Krie-
ges mit sich, und dieses Gefahrenmoment wüchse miö der
Auswirkung der Sanktionen. Darum müffe man die (Ze-
fahrenmomente der Welt örtlich beschränken unh
praktischere Sicherheitsmethoden aus Grund regionaler
Vereinbarungen erwägen, die von jenen Völkern garan-
tiert werden müßten, deren Lebensintereffen mit 'diesen
Gefahrenmomenten in engstcr Verbindung stünden.

Vevor abcr derartige Schlutzfolgerungen aus den Cr-
eigniffen der lehtcn Zcit vcrwirklicht wcrden könnten,
müffe sich Grotzbritannien vor allcm mit den Domi-
nien ins Cinvernehmen schen.

Welcher At aber auch immer die britische Sicher-
heitspolitik sein möge, sei sie nun eins Politik der
Isolierung oder Vündniffe oder der kollektiven
Sicherheit, sie sei nur möglich, wenn Großbritan-
. nien entsprechend gerüstet sei.

Dieser Aufgabe, so erklärte der Minister, widmet
fich gegenwärtig die Regierung mit allerCnergie.
Diese Politik müffe Großbritannien während der nächsten
Iahre voll und ganz beschäftigen. Die sozialistische Oppo-
sttion sreilich laufe gegen das Verteidigungsprogramm der
Regierung Sturm mit der Begründung, datz es, wenn
auch nicht mit Abstcht, nicht zum Frieden, sondern zum
Krieg führen müffe. Das sei ein durchaus unehren-
hafter Vorwurf, denn gerade die Führer der Opposition
drängten ja die Regierung zu einer Politik, die, wenn ste
verfolgt würde, einen Krieg heraufbeschwören müffe.
Cin Vlick auf Curopa, Afrika und Asien genüge, um klar
zu erkennen, datz, wenn Großbritannien seine Reichsinter-
eflen aufrecht erhalten wolle, die sofortige Instandsehung
seiner Machtmittsl unerläßlich sei.

Aritischkr Ailiriff »is Wische Siedliige«.

Vombenanschlag aus das Denkmal Lord Menbys.
London, 10. Iuni. Auch am Mittwoch wieder liegt
eine Fülle von Cinzelmeldungen über Unruhen und
Ausschreitungen in ganz Palästina vor. Zum
erstenmal wurde in der Nacht zum Mittwoch von Ara-
bern ein geschloffencr Angriff auf jüdische Sied-
lungen in der Cbsne von Csdraelon unternommen. Die
jüdischen Anwesen wurden etwa zwei Stunden lang be-
schossen, doch zogen sich die Angreifer zurück, als bri-
tische Verstärkungen anrückten. Die Araber, die auf den
die Siedlungen umgebenden Hügeln Stellung bezogen
hatten, nahmen, nachdem sie mit Maschinengewehren be-
schoffen worden waren, ihre Toten und Verwundeten,
deren Zahl unbekannt ist, mit.

In Veer Sheba wurde auf das Denkmal Lord
Allenbys, der in Cngland als Croberer Palä-
stinas gilt, ein Bombenanschlag verübt, der jedoch nur
geringen Schaden anrichtete. ' j

7K Iokmente z» Locürm.

Notwcndige Klarheit.

Ie höher die Wogen außenpolitischerSpan-
nungen und Mitzverständnisse gehen, desto mehr
wird es zu einem unabweisbaren Gebot verantwortungs-
bewußter Politiker, sich mit den zur Crörterung stehenden
Problemen umfaffend, objektiv und damit gerecht ausein-
anderzusetzen. Die europäische Nachkriegsgeschichte steht
im Zeichen eines geradezu mit Sorgfalt kultivierten
gegenseitigen Argwohns und Mißtrauens. Im Leben der
Völker ist es wie im privaten Leben der einzelnen Men-
schen: Wer dem anderen nicht traut, kann mit ihm nicht
zusammenarbeiten. Das Vertrauen ist die erste
Voraussehung jcglichcn gemeinsamcn Handclns im
Intereffe gemeinsamer Ziele und Lebensnotwendigkeiten-
Wer wollte bestreiten, daß der Friede das lebenswichtigste
Gut ist, ohne deffen Sichcrung ein zwischenstaatlicher Ver-
kehr der Rationen nach den Gesetzen der Vernunft und
Ordnung nicht denkbar ist?

Das öffentliche Necht ist die Basts, auf der stch das
Leben der Völker abspielt. Innenpolitisch heißt es
Staatsrecht, außcnpolitisch Völkcrrecht. Beide
Arten dieses öffentlichen Rechtes haben die Aufgabe, Nor-
men und damit Lebensbedingungen zu schaffen, die den
ungeschriebenen Gesehen der Natur und in der höheren
Dphäre einer fortentwickelten Kultur Achtung und Gel-
tung verschafsen sollen. An die Stelle imvsrialer Macht-
konstruktionen soll der Respekt vor dem Lebensrecht
und der Chre der Dölker treten. Wenn die inter-
nationale Politik den Weg zu einer höheren Cntwicklung
und Anerkennung einer zwischenstaatlichen Sittlichkeit
nicht zu sinden wüßte, dann würde sie zum Henker der
Menschheitskultur werden.

An einer solchen Vorberitung eineK, niemandem
nühcnden Chaos aber kann normalerweise keinem Staats-
mann gelegen sein, es sei denn, daß die Anarchie für ihn
ein Ideal ist und er in der Vernichtung aller Werte einer
gewachsenen Kultur Vcfriedigung scincs widernatürlichen
Chrgcizes stcht. Leider gibt es solchc Kräfte. Cs hat
keinen Wert, vor ihrer Cxistenz die Augen zu verschließen,
aber es sollte für die Männer, die sich berufen fühlen
oder die berusen sind, Geschichte zu machen, eine Verpslich-
tung sein, eine gemeinsame Front gegen derartige
Clemente zu bilden und das Zusammenleben der Natio-
nen auf der Grundlage gegenseitiger Chre, Gleich-
berechtigung und Freiheit stcherzustellen.

Dieser autzcrordcntlichen Forderung, wie sie beondcrs
vpn der nationalsozialistischen Staatssührung des Drit-
ten Reiches vertreten wird, vermag keine Staatskunst ge-
recht zu werden, die zur Crrcichung ihrer jeweiligen ein-
seit«,gen Ziele und Zwecke sich diplomatischer Mittel be-
diend, dercn Auswirkung mit dem gcsunden Recht und dsr
absolut.m Wahrheit aus Kricgsfutzsiteht. Cinen traukigen

Be-veis hre

tiao'en ilnmeö

polit lj chs-ll e-eg--'

mcnte sür bcstimmte außenpolitische Zwecke in Form von
Weitz-, Gelb- und Vlaubüchern, von Zusammenstcllunigen
von Notcnwcchscln und Demarchen, sowie auszugsweisen
Veröffentlichungen von Rcden und Vertautbarungen maß-
gcbender Staatsmänncr gegeben, da man bckanntlich den
Sinn eines Berichtes bzw. einer Darlegung in sein glat-
tes Gegenteil verkehren kann, wenn män willkürlich aus
dem Zusammenhang geriffene Feststellungen einander
gegenüberstellt oder in einen künstlichen Zusammenhang
bringt.

Deutschland hat es sich zur Aufgabe gemacht,
einer neuen Autzenpolitik kühn und entschloffen
das Wort zu reden. Adolf Hitler ist vielleicht da-
durch vorausbcstimmt, einst in den Vlättern der Welt-
geschichte als einer der grötzten Staatsmänner aller Zei-
ten gewürdigt zu werden, weil er nicht nur neue zwischen-
staatliche Methoden geschaffen, sondern auch die schwie-
rigen internationalen Zusammenhänge in einer klaren und
nüchternen Sachlichkeit der Weltösfentlichkeit vor Augen
gesührt hat. DerletzteMann im dcutschen Volk
versteht die Sprache seines Führers, weil
er sich nicht in rechtskonstruktiven Haarspaltereien über
das Zusammcnlebcn der Völker verbreitet, sondern ihre
Lebensbedürfnisse und Lebensrechte ohne
diplomatische Fineffen darstellt und daraus die natürlichen
Schlußfolgerungen zieht.

Cs ist aus dieser Grundhaltung gegenüber den euro-
päischen Prchblemen heraus ein Verdienst der Deutschen
Hochschule für Politik in Berlin und des Instituts für
Auswärtige Politik in Hamburg, eine Dokumenten-
sammlung zu dem Kapitel Locarno heraus-
gegeben zu haben, die Dr. Fritz Berber bearbeitet hat
und im Äerlag Iunker L Dünnhaupt erschienen ist. Ohne
schmückendes Bciwerk und ohne Kommentare, daher also
auch ohne jede Tendenz, sind hier aus rund 400 Seiten
76 Dokumente abgedruckt, die irgendwie im Zusam-
menhang mit der Rheinlandsrage stehen.

Die Dokumentensammlung hat damit neben ihrer
wiflenschaftlich-völkerrcchtlichen Bedeutung einen ein-
maligen und grundlegenden p o l i t i s ch - h i st o r i s ch e n
Charakter. Sie ist ein lückenloses, umfaffendes und
objektives Quellenmaterial, das die europäische Nach-
kriegsgcschichte vor uns ausstcigcn läßt. Die Dokumente
beginnen mit jener Note des'Marschalls Foch an die
Bevollmächtigten der alliierten und affoziierten Mächte
vom 10. Ianuar 1919 und enden mit den englischen R ü ck-
fragen zum Friedensplan der deutschen Regie-
rung vom 6. Mai 1936. An keiner Stelle wcrden Aus-
züge oder Zitatc gegeben. Ohne jcde Cinschränkung er-
scheint der Wortlaut der Verträge und Pakte, der Kon-

Dciz Ter Rcichskricgsminister übcrnimint dns olympische Torf.

. "sb'iche Dorf, das bekanntlich unter der Obhut der Wehrmacht steht, wurde jetzt dem Reichs-
Generalfeldmärschall v. B l o m b e r g, den wir hier bei einem Rundgang sehen, übergeben.
Gj (Architekt Regierungsbaumeister March, ganz links Oberstleutnant Freiherr von und zu
der Kommandant des Dorfes. (Presse-Bild-Zentrale, K.)

Die „Repulse" wicdcr in Tienst gcstcllt.

nF-^"'^I^Ekreuzer „Repulse ist aus Portsmouth nach einer dreieinhalb Jahr währenden
Ueberholung wieder ausgelaufen. Dre Kosten der Modernisierung des Schiffes.bas mit vier Seefluazeu-
si'^er Deck und zweien auf Deck, ausgerüstet ist, betragen etwa 18 Millionen Mark. ^ Die
„Repulse wrrd rn den Verbanü des englrschen Mrttelmeergeschwaders eingereiht werden.

(Scherl Bilderdienst, K.)
 
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