Keidelberger
Neuefte Nachricdten
----- ----- ' 7 _
Monatllch 2.20 Rm. t-inschl. 27 Rpsg. Trägkrlohn)
, ^ ä-'O Rm. t-inschl. Trägerlohn). B-i d«n Abh°lft-ll-a
N?»tlich, on halbmonatlich I.— Rm. Durch di« Post b-zog-a
I» ^»keld^ leinichl. PostbefSrderungsg-biihren) un» ss Rpsg.
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s,Mruck> i..., 0)e Jeitung am Lricheinen vsrhindert, besteht keia
^""esten "V Lntschädigung. Erscheint wochentäglich ll Uhr.
<^ü"tllen bts spätestens 25. des Monat» für d«a
— Monai direkt beim Berlag eingereicht werden.
Äeidelvecgec Rnzeigec / ilieideldecgec Seitung
2n ganz Nocdostbaden oecbceitete TageLzeitung.
Nnzeigen otlec Nct kaden guten Lcfolg.
»azetaeapreis: « Rpfg. für di« 22 wm breit« Millimeterzeile ,
5 «h-fg. für .Kl-ine Anze^en'. di« nicht der Wirtschaftswerbuag
di-nen sür St-ll-nanz-ig-n. Schiffahrtsanzeiaen. B-rl-g«ranz-,g«n.
Preis für Textanzeigen: 30 Rpfg. fur Lie 79 mm breite
Nillim-t-rz-ile. NachlLsse nach M-lstaff-l I und II oder
Mengenstaffel ö. g. 3t. ist Anzeigen. Preisliste 5 gnltlg. Lrfül.
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Schriftftücke wird keine BewShr geleistet.
Druck und Berlac, vonFrredrich Schulze in Heidelberg.
Schristleituna: Hauvtstraße 23 Fernsvrecher-S.'A. 7351—53.
Mittrvoch, 3. Iuni
Hauvtgeschästsstelle Hauvtstratze 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Hasvelgasse 1.
1936
PrMsche Friedensakbcit.
D-st deutsch-ungarischen Kulturabkommen.
N h> 7 Deziehungen der Völker durch politische
,?»en b>^^"i"iche Dündnisse geregelt werden
.""S h'f^'Isen wir aus Crfahrung; daß aber diese Rege-
. " immer sehr haltbar ist, darüber hat die Ctfah-
Deutschland schon bittere Lchren erteilt.
§^rst.0"er in sriedlicher Arbeit sich gegenseitig kennen
lcrnen wollen, so ist das gewlß ein sehr nüh-
h«s,77^E. Rur Völker, die wirklich den ernsten Wil-
j.j lh I? nnd den Versuch machen, sich verstehen und ken-
i° ü>><, > °", Eönnen Anspruch darauf erheben, der Ve-
^d der Völkergemeinschast zu dienen. Deutsch-
^ ngarn haben diesen Versuch nunmehr in
»°i^»»d°ü' .^dracht, nachdcm der Wille dazu schon lange
Nchte ->^7 Deutschland und Ungarn sind beide aus-
l^svlv^pser der Versailler Politik, was sie indessen
tzRimlNlg niedergerungen hat, wie die Angrisse von
" . und kommunistischen Kräften und Mächten.
?cil beide Völker mit dem einen wie mit dem
«,.,-mna Seworden sind, haben sie für sich die Vor-
V.Utt, Seschaffen, die Vande ihrer nationalen
,^e» 3. gegenseitig fester zu knüpsen- Das ist
Cin, ,^weck des K u l t u r a b k o m m e n s, das rn
kzOdx Uoclheiten zwar nüchtcrn und sachlich ist, das aber
»ch »:7?c,m über einen so reichen Inhalt verfügt, daß
At in kurzer Zeit ausschöpfen läßt.
tMchuisich nichts neues, Lehrstühle an den
-iik fremde Sprachen und Geschichte zu errich-
!s,7»eh ! es ist etwas neues, diese Cinrichtung so aus-
e'Mthisvaß sie sich die V-rmittlung formaler
^!>ze„ aeschränken will, sondern den Bercich des
Volkstums zu umfaffcn sucht. Auf den
k°is«V
sich nicht auf
" ' ' den Bereich des
wnia.,—- -^ u t» V gu »,»>->,,^»> sucht. Aus der
d^,»lz an, auf den Willen, ctwas mehr zu lei
ihs'lch.^as bisher üblich war. Diescr Geist ist in dem
?3°!>chcn Kulturabkommcn vorhandcn, denn was
8<ld»^iel ?wsc>n Abkommen geregelt wird, der Zweck und
»eÜ a>vll?7 .cheutlich zu erkennen: Deutschland und Un-
I egegenseitig verstchen und k en-
ist beffer, als das sonst zwischen Völkern
»m M also auch, um für Gegenwart und Zu-
daß sich Mißgrisse und Mißverständ-
eh^chen. Alle Gebicte des geistigen und , o-
»k» »d>,7 ° > us werden erfaßt, üm das gegenseitige
>l,»"lll„i ru fördern; sei es nun, daß ein Schüler-
de^c», vorgeschlagen wird, sei es, daß alle Cinrich-
>r» i e g, w beiden Lündern der Wissenschaft und
»»s N U.ch enFortschritt diencn, sich verpflich
tzo Ct„ 5°"scitig die Crgebniffe ihrer Forschungen
-ch!!ch e z 1,0 l e n mitzuteilen. Auch die Vestimmung, die
^»t i!»>is-> E>>ande für die Crschließung gegenseitiger
°ie Verfügunq zu ftellcn, enthält mehr, als
^»»?°>de E.nung des Vücheraustausches.
lit .?'°>'er haben durch dies Kulturabkommen zum
l>»d ^°litif daß fle, obwohl sie unter der Versail-
»»!?»tsii„„!chwer qelitten haben und noch leiden, bereit
!v«U l7°n sind, an dem sriedlichen Wieder-
chliü-. daL ^ ° has mitzuwirken. Das geschieht da-
»tzschcst -b !ch nicht etwa ein politischcs Äündnis ab-
^>k? stitlit-sie sich gegenseitig alle und jede Unter
^"»du/^^scher und politischer Art versprechen, son-
'chch übcr stc durch die Vermittlung von Kennt
>» ,7 dlls,eigenes Sein und Werden die Voraus-
°7ch^sscn, flch gegenseitig achten und verstehen
>»?„ ". n,s. chg.cnn sich Völker so verstehen und kennen
>>»<>»-in dem deutsch-ungarischen Kulturabkom-
'sk^itia « wird, so haben sie auch die Gcwißheit, sich
°i»e 7öl«""nlich sein zu kvnnen. Wcnn dcr Gcn
m ^ ^.^ ^_
aüsticdü,,?"?- verstehen, so hätte er wirklich etwas
?^rvt°Utschs^ Curopas geleistet.
->>), x itj„',°nd und Angarn wollen fich nicht nur selbst
kennen und verstehen lernen, fie wollen
^bi^Una swagen, dem technischen Fortschritt und der
"«h°?hcr s„'n^^ cchten Wiffenschaft zu dienen. Mehr
»k>er Deutsche in klngarn die Hochschulen be-
7» uuch wirtschaftlich und sozial tätig sein, wäh-
?cȟ, Uy, blo jungen Angarn nach Deutschland kom-
?chtü nur selbst zu lernen, sondern auch ihre
Vk?eit "gc der Heimat zu vermitteln. Das alles
Nb(i?»> ei„,7V°n Rahmen hinaus, der früher geschaffen
!°i>
l«»> k 'c dns .' 'nemais der Vefrredung gedrent, >on-
7»>s, »>, di» ,°'n.^c>ii in der jüngsten Vergangenheit ge-
Dad^; ?chig°iitischen Gegensähe in Cüropa ver-
7»i»cst ... tunn von dem deütsch-ungarischcn Kultur-
I°^c»l7 dsl, ^cde sein, denn die einzige Bei -
'i tlü'iist w 7'c es enthält, besteht darin, sich
"ttschrilis ^ Entwicklung des geistigen und sozia-
wrs zu unterstühen.
^ic u - *
ngarische Preffe begrüßt das neue Kultur-
7l^i° fl„<. . «wrommen.
>,,7 m e 7^'chunng des deutsch-ungarischen Kultur-
»ü d°?»rjsch ?i° seierliche Promovierung
»>stüll..Derlin„? z,in?wwisters Homan zum Chrendok-
!° a?' s ch c n ^ ü<nwersität wcrdcn von der gesamten
P°^Ürdigt ^ ^ ° iic als bedeutungsvolle Lreig-
^icstu.ise^v!7d'^^?^" der die Aussassung maßgcbcn-
Äck/schkeit' schreibt, die gesamte ungarische
IlÜ?kt!>chstst vo^li Ü. 'N'i Rccht aus dre der ungarischcn
i>»?cst sci Auszeichnung stolz. Die Verliner
^r °'ne der hervorragcndsten Pflegc-
>»-->, k,^>as s k "'chnsi nnd dcr qeistigen Kultur übcr-
r^»ei'ii Reck>? ^/.n i> oktorat üer Üniversität Verlin
V» st'ncrdcn 7i- hdchste Auszeichnun abe-
vertiüü,./ °'nem ausländischen Mann der Wis-
M»m. eirwn , wcrdcn könne. Diese Chrung bedeute
>j,°>»ch°r. Die'7°".ndschaftlichen Akt Angarn
V °i!I"N'i'gc Sympathie, mit der der
dcr d^s^chcn Wiffcnschastlers und Kulturpoli-
" !t° ichei, st!?ch " ?^css° bcgrüßt wurde, sei cm wert-
d». äi7?djch!:7, .'. ^wlschcn dcn bciden Ländcrn bcstchcn-
bcm d!„tL°" Deziehungen.
5ü'cr„„„Äi,ch'Nngarischen Kultur-Abkommcn erklärt
^"de?de di?a^° Ü. ."Dudapesti Hirlap", dieses Abkom-
iangs ^cit " V e z i e h u n g e n der beiden
i»kiüm?cr hcbt^-^^°^ '"it Cinschluß der Oppoft-
^Eiv'Nmcns^ werttragendc Bedcutung des
^ü>dtz °Üc„ cL^.?^cvvor und bcarüßt es als einen bedeu-
deit d„7?chwii aus dem Wcq der kulturellen Ver-
°er berden Länder.
Ü^cr Belgter hat den belgischen Sozia-
^i»llÜ dic^?erveld e am Dienstag e>npfangen
-V^st. ^cage der Regierungs n c u bildung
^ Dßi'schc Außcnminister Lden ist am Dienstag
^ Ärtso-s^Ennb. nach London zurückgekehrt und
^gcschäfte wreder übernommen.
Echuldfpeuch gesen Mlnllter Zhmas
Sas Urteil im englWen Berstcherungsskandal.
St«M«dgkt mid BörseiisrekulatiN.
Minister Thomas als Quelle der Indiskretionen. — Vutt
und Bates der persönlichen Vereicherung beschuldigt.
London, 2. Iuni. Der mit größtex Spannung
erwartete Arteilsspruch des richterlichen Ausschuffcs
zur Antcrsuchung des Versicherungsskandals,
der am Dienstag veröfsentlicht wurde, macht den zurückge-
tretenen Kolonialminister I. H. Thomas in vollem
llmfang sür das vorzeitige Vekanntwerden
der Steuer- und Zollerhöhungen und damit auch für die
ungesehlichen Versichcrungsgeschäste verantwortlich.
die mehrcre Freunde des Ministers abgeschloffen haben.
Dcr mit der Antersuchung des Versicherungsskandals
betraute richtcrliche Ausschutz stellt im einzelnen einmütig
sest, daß der ehemalige Minister Thomas und sein
Freund Alfred Bates die Schuld für die nichtautori-
sicrte Weitergabe von Mitteilungen über den
diesjährigen Haushaltsplan trügen und daß Alfred B a-
tes dicse Informationen zum Zweck seiner persön-
lichen Bereicherung verwendet habe. Der Anter-
suchungsausschuß ist ferner zu dem Crgebnis gelangt, daß
auch der konservative Antcrhausabgeordnete Sir Alfred
Vutt nichtautorisierte Mitteilungcn von I. H. Thomas
über den Haushalt empfangen und von diesen Mitteilun-
gen gleichsalls im Intereffe seiner persönlichen Bereiche-
rung Gebrauch gemacht habe.
Die als Zeugen vernommenen Veamten des
Schahamtes und anderer Stellen werden von jeder
Verantwortung freigesprochcn. Cs wird als erwie-
sn angesehen, dah keine dieser Personen jemals mit einem
Kreis in Verbindung gestandcn habe, der Versicherungcn
gegen die Steuer- und Zollerhöhungen tätigte. Die Ve-
weisaufnahme habe ergeben, daß die Beamten des Ver-
waltungsdienstes nicht für das Durchsickcrn des Haus-
haltsgehcimniffes verantwortlich gemacht werden könnten.
Die gleiche Feststellung treffe für alle dtejentgen Personen
zu, die Informationen über dsn Haushalt vor deffen Be-
kanntgabe im Unterhaus erhielten.
Der srühere englische Kolonialminister Thomas.
In der ausführlichen Begründung kommt ferner zum
Ausdruck, daß ein ursächlichcr Zusammenhang zwi-
schen der Zahlung von 15ZV0 Psund für den Crwerb der
Deröffentlichungsrcchte der Lebcnscrinncrungen von Tho-
mas und Bates und dem Vekanntwcrden des Haushalts-
geheimniffes nicht bestehe. Es könne hicraus lediglich auf
die enge Dcrbindung und Freundschaft zwischen den bei-
den Männern geschioffen werden und auf den Amstand,
daß Thomas hierdurch Bates gegenüber gewifle Ver-
pflichtungen gehabt hätte.
*
Thomas erklärt: „Mein Gcwiffen ist rein!"
Ms dem srüheren Kolonialminister Thomas der
Schuldspruch des Antersuchungsausschuffes des Versichc-
rungsskandals mitgeteilt wurde, war er ties erschüttert.
Cr verschob zunächst jede Aeußerung bis zur Veratung
mit seinen Anwälten. Danach gab er eine längere Crklä-
rung ab, in der er wiederholte, datz er niemanden etwas
stber den Haushaltsplan mitgeteilt habe. Sein Gewif-
sen sei r e in.
Hemdehk der Luftschisss „Meudug''.
Heute morgen aus dem Flughasen Rhein-Main
gelandet.
Franksurt a. M., 3. Iuni. (Cig. Funkmeldung.)
Das Luftschiss „Hindenburg" ist am heutigen
Mittwoch, von seiner Südamerikafahrt zurückkeh-
rend, um 8.06 Uhr aus dem Flughafen Rhein-Main
glatt gelandet.
Der Eindruck der Schuldigsprechung in England.
London, 3. Iuni. (Cig. Funkmeldung.) Der Be-
richt über die Antersuchung, in der der ehcmalige Kolo-
nialminister Thomas der Verletzung von Haaushalts-
geheimniffen sür schuldig besunden wurde, hat in der
englischen Ocsfentlichkcit eine sensationelle Wir-
kung ausgelöst. Bereits am Dienstag abend wurden
Hunderte von Cxemplaren des Verichts verkauft. Die
gesamte Presse verössentlicht das Antersuchungsergeb-
nis in größter Aufmachung. Zunüchst stellt man jctzt die
Frage, ob dcr Befund des Richtcrausschuffes irgendwclche
Strasmaßnahmen nach sich zichen wird. Diese
Frage wird in nächster Zeit von den Rechtsbeamten der
englischen Krone entschieden werden.
Das Käbinett wird sich in der nächsten^Loche mit
dem Arteil befassen. Im Antcrhaus wird voraussichtlich
am Donnerstag eine Aussprache darüber stattfinden,
in der Thomas und der ebenfalls beschuldigte Abgeord-
nete Sir Mfred Butt möglicherweise Crklärungcn ab-
geben werden. Die Opposition trügt sich mit der Äbsicht,
Gesetze zu fordern, durch die Spekulationen in Zu-
sammenhang mit dem Haushalt verboten werden. Cine
andere Frage, die allgemein ausgeworfen wird, geht da-
hin, ob die Versicherungsgesellschaft Lloyd nunmehr das
Recht hat, die ausbezahltcn Versicherungssummen auf-
grund des Urteilsspruchs zurückzusordern.
Das Crgebnis des Richterspruches wird von der
Preffe allgemein begrüßt. Die meisten Blätter betonen
aber, daß man Thomas nicht ohne Bedauern aus dcm
politischen Leben ausscheiden sehe, in dem er große Lei-
stungen aufzuweisen habe.
An -er Bahre -es Generals Litzmann.
SaS Zraiierdaus am Sogrw-Ett.
Verlin, 3. Iuni. Am heutigm Mittwoch wird in
Neuglobsow Gcneral der Infanterie Karl Lihmann,
der tteue Mitkämpfer Adolf Hitlers, zur lehten Ruhe be-
stattet werden. In dem kleinen Ort ist kein Haus ohne
Trauerschmuck. Aus der engeren und weiteren Amgcbung,
sowie aus allen Teilen des Reiches, sind bereits zahlreiche
Trauergäste eingetroffen, die an dem feierlichen Staatsatt
teilnehmen werden, durch den der große Feldherr des
Krieges und der tteue nationalsozialistische Kämpfer die
lehte Lhre empfangen soll.
Im Totenzimmer des Gutshauses.
Das Wohnzimmer des schlichten Gutshauses, das,
von einem Garten umgeben, in der Dorfstraße am Dagow-
See liegt, ist zum Totenzimmer geworden. Die Wände
sind mit dunklem schwarzroten Tuch ausgeschlagen. Aus
dem dichten Grün der Rückivand ragt ein schmales fllber-
nes Kreuz hervor, das auf dem schweren Lichensarä her-
absieht. Auf dem Sarg ruhen der Helm und der Chren-
degen, den Gensral Litzmann von Kaiser Wilhelm I. als
Anerkennung für seine hervorragenden Leistungen auf der
Kriegsakademie erhielt. Davor fieht man eine Flut von
Kränzen und Vlumen, die die Verehrung und Liebe eines
aanzen Volks zu dem großen Toten bekunden. Da sind
Kränze von seinen altcn Regimentern, von dcn Gauen der
NSDAP, von den Gliederungen der Vewegung des
Reichs und der engeren märkischen Heimat des Generals.
Seit Dienstag mittaq hat vor dem Haus ein Doppel-
posten der Wehrmacht Wache bezogen, nachdem bis da-
hin die SA die Chrenwache gestellt hatte.
Vor der nächtlichen Aeberführung auf die Kowno-
Höhe im Park fand am Dienstag abend im Trauer-
haus im engsten Familienkreis die seicrliche Aussegnung
statt. Cin Schwiegersohn des Generals, Knuth Claus -
sen aus Kappeln, sprach Worte des Gedenkens.
Der Trauerkondukt zur Kowno-Höhe.
Nach Beendigung der Familientrauerfeier formierte
stch vor dem Gutshäus der Trauerkondukt zur
nüchtlichen llebersührung auf die Kowno-Höhe im Park
Neuglossow. SA-Männer sehten den schweren Cichen-
sarg auf die sechsspännige Lafette. Dumpf dröhnten die
Trömmelwirbel in die nächtliche Stille. Dann setzte sich
ein Zug Infanterie von der Wachtruppe Berlin an die
Spitze. Cs folgte die Lafette mit dem Sarg, dahinter
gingen die nächsten Angehöriqen des Generals, in der
«rsten Reihe sem Sohn, SA-Gruppenführer Litzmann.
Dann schloffen flch SA-Männer an, die die vielen Kranz-
spenden trugen. So ging der Weg etwa einen halben
Kilometer langdurch das Fackelspalier der märkischcn SA.
Auf der Kowno-Höhe wurde der Sarg aus einen
schwarz umsäumten niedrigen Katafalk niedregeseht. Llnter
seierlicher Stille grüßten die Angehörigen und die übri-
gen wenigen Zeugen dieser eindrucksvollen Stunde den
Dahingeschiedenen mit dem Deutschen Gruß. Hell leuch-
tete der Schein der Fackeln über die kleine, von Kiefern
umsäumte Anhöhe. Cr fiel auf die drei Findlinge, die
der General hier hatte herschafsen laffen. Ihre Inschrif-
ten sind symbolhaft für sein Leben. Der erste Stein
wurde geseht am 18. Oktober 1913 zur Crinnerung an die
große Schlacht bei Leipzig, der zweitc am 18. August 1925
zur Crinnerung an die Crstürmung von Kowno, bei der
sich General Lihmann besonders auszeichnete, und der
dritte schließlich zur Crinnerung an den 30. Ianuar 1933,
die Geburtsstunde des Dritten Reiches. Neben dicsen
drei Findlingen steht nun der Sarg, aufgebahrt zur leh-
ten Feicr.
In andächtiger Stille verharrten die Chrenabord-
nungen und die Trauergäste. Dann zogen in endlosen
Reihen die Cinwohner, Trauergäste und Formationen der
Vewegung an der Bahre vorbei.
*
Standarte „Gencral Lihmann".
Berlin, 2. Iuni. Der Oberste SA-Führer hat
unter dem 2. Iuni 1936 angeordnet, daß die Standarte 24,
Standort Neuruppin, von nun an den Namen „Gcne»
ral Lihmann"zu sühren hat.
Sr. öchaschMW m Ilalieii.
Ankunst in Viareggio. — llnterredung mit Muffolini.
Mailand, 2. Iuni. Bundeskanzler Dr. Schuschnigg
ttas am Dienstag vormittag in Venedig ein. Cr wurde
am Bahnhof von Dr. Maarieni, dem Beaustragte« des
italienischen Außenministeriums, sowie vom österreichischen
Vizekonsul in Venedig empfangen. Nach einer kurzen Ve-
sichttgung der Stadt fuhr Dr. Schuschnigg mit dem Mo-
torboot zum Flughafen aus dem Lido, von wo er mit
einem Sonderflugzeug seine Reise nach dem Süden fort-
sehte.
Am Dienstag nachmittag tras Dr. Schuschnigg in
Viareggio ein. In untcrrichteten italienischen Kreisen
wird eine llnterredung zwischen Mussolini und
Schuschnigg als wahrscheinlich bezeichnet. Sie soll
aber nicht in Rom stattfinden.
— Der rumänische Außenminister Titulescu ttaf am
Freitag im Flugzeug in Velgrad ein, um der jugo-
slawischen Regiärung die letzten Cinzelheiten des Pro-
gramms sür den demnächst bevorstehenden Besuch des
Prinzreaenten Paul von Iugoslawien in Vukarest mitzU-
teilen. Titulescu benuhte diese Gelegenheit, um den Mi-
nisterpräsidenten Stojadinowitsch über seine kürz-
lichcn Vcsprechungen in Paris zu unterrichten.
Der Negus in Gibraltar.
Auf seinem Weg nach der englischen Hauptstadt hat der Negus Gibraltar passiert.
Wir sehen ihn hier mit dem Kronprinzen llinks) unterwegs zum Gouverneurspalast
von Gibraltar. wo ein Empfang der zivilen und Marinebehörden stattsand. Der
Negus, der bekanntlich vis Gibraltar ein englisches Kriegsschiff benutzt hatte, fuhr
dann mit einem Personendampfer weiter und wird im Lauf.des heutigen Mittwoch
in London eintrefsen. (Presse-Mld-Zentrale, K.j
Immer noch Strcik in PariS.
Obwohl der Streik in der Metallindustrie bereits etwas abgeflaut ist, hält die Streik-
bewegung in Frankreich durch Uebergreifen auf andere Gewerbezweige in unver-
minderter Stärke an. Auf unserm Bild hält die Belegschaft der Renault-Werke das
Fabrikgebäude besetzt. (Weltbild- K.)
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Monatllch 2.20 Rm. t-inschl. 27 Rpsg. Trägkrlohn)
, ^ ä-'O Rm. t-inschl. Trägerlohn). B-i d«n Abh°lft-ll-a
N?»tlich, on halbmonatlich I.— Rm. Durch di« Post b-zog-a
I» ^»keld^ leinichl. PostbefSrderungsg-biihren) un» ss Rpsg.
«.'»pso Bezugspreis ist voraus zahlbar, Linzelnummer
s,Mruck> i..., 0)e Jeitung am Lricheinen vsrhindert, besteht keia
^""esten "V Lntschädigung. Erscheint wochentäglich ll Uhr.
<^ü"tllen bts spätestens 25. des Monat» für d«a
— Monai direkt beim Berlag eingereicht werden.
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2n ganz Nocdostbaden oecbceitete TageLzeitung.
Nnzeigen otlec Nct kaden guten Lcfolg.
»azetaeapreis: « Rpfg. für di« 22 wm breit« Millimeterzeile ,
5 «h-fg. für .Kl-ine Anze^en'. di« nicht der Wirtschaftswerbuag
di-nen sür St-ll-nanz-ig-n. Schiffahrtsanzeiaen. B-rl-g«ranz-,g«n.
Preis für Textanzeigen: 30 Rpfg. fur Lie 79 mm breite
Nillim-t-rz-ile. NachlLsse nach M-lstaff-l I und II oder
Mengenstaffel ö. g. 3t. ist Anzeigen. Preisliste 5 gnltlg. Lrfül.
lungsort und Gerichtsstand ist Heldelberg. Geschaftszelt 8—l8 Uhr.
Postscheckkonto Ladwigrhafen 722l. gllr Rückgabe nicht verlangter
Schriftftücke wird keine BewShr geleistet.
Druck und Berlac, vonFrredrich Schulze in Heidelberg.
Schristleituna: Hauvtstraße 23 Fernsvrecher-S.'A. 7351—53.
Mittrvoch, 3. Iuni
Hauvtgeschästsstelle Hauvtstratze 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Hasvelgasse 1.
1936
PrMsche Friedensakbcit.
D-st deutsch-ungarischen Kulturabkommen.
N h> 7 Deziehungen der Völker durch politische
,?»en b>^^"i"iche Dündnisse geregelt werden
.""S h'f^'Isen wir aus Crfahrung; daß aber diese Rege-
. " immer sehr haltbar ist, darüber hat die Ctfah-
Deutschland schon bittere Lchren erteilt.
§^rst.0"er in sriedlicher Arbeit sich gegenseitig kennen
lcrnen wollen, so ist das gewlß ein sehr nüh-
h«s,77^E. Rur Völker, die wirklich den ernsten Wil-
j.j lh I? nnd den Versuch machen, sich verstehen und ken-
i° ü>><, > °", Eönnen Anspruch darauf erheben, der Ve-
^d der Völkergemeinschast zu dienen. Deutsch-
^ ngarn haben diesen Versuch nunmehr in
»°i^»»d°ü' .^dracht, nachdcm der Wille dazu schon lange
Nchte ->^7 Deutschland und Ungarn sind beide aus-
l^svlv^pser der Versailler Politik, was sie indessen
tzRimlNlg niedergerungen hat, wie die Angrisse von
" . und kommunistischen Kräften und Mächten.
?cil beide Völker mit dem einen wie mit dem
«,.,-mna Seworden sind, haben sie für sich die Vor-
V.Utt, Seschaffen, die Vande ihrer nationalen
,^e» 3. gegenseitig fester zu knüpsen- Das ist
Cin, ,^weck des K u l t u r a b k o m m e n s, das rn
kzOdx Uoclheiten zwar nüchtcrn und sachlich ist, das aber
»ch »:7?c,m über einen so reichen Inhalt verfügt, daß
At in kurzer Zeit ausschöpfen läßt.
tMchuisich nichts neues, Lehrstühle an den
-iik fremde Sprachen und Geschichte zu errich-
!s,7»eh ! es ist etwas neues, diese Cinrichtung so aus-
e'Mthisvaß sie sich die V-rmittlung formaler
^!>ze„ aeschränken will, sondern den Bercich des
Volkstums zu umfaffcn sucht. Auf den
k°is«V
sich nicht auf
" ' ' den Bereich des
wnia.,—- -^ u t» V gu »,»>->,,^»> sucht. Aus der
d^,»lz an, auf den Willen, ctwas mehr zu lei
ihs'lch.^as bisher üblich war. Diescr Geist ist in dem
?3°!>chcn Kulturabkommcn vorhandcn, denn was
8<ld»^iel ?wsc>n Abkommen geregelt wird, der Zweck und
»eÜ a>vll?7 .cheutlich zu erkennen: Deutschland und Un-
I egegenseitig verstchen und k en-
ist beffer, als das sonst zwischen Völkern
»m M also auch, um für Gegenwart und Zu-
daß sich Mißgrisse und Mißverständ-
eh^chen. Alle Gebicte des geistigen und , o-
»k» »d>,7 ° > us werden erfaßt, üm das gegenseitige
>l,»"lll„i ru fördern; sei es nun, daß ein Schüler-
de^c», vorgeschlagen wird, sei es, daß alle Cinrich-
>r» i e g, w beiden Lündern der Wissenschaft und
»»s N U.ch enFortschritt diencn, sich verpflich
tzo Ct„ 5°"scitig die Crgebniffe ihrer Forschungen
-ch!!ch e z 1,0 l e n mitzuteilen. Auch die Vestimmung, die
^»t i!»>is-> E>>ande für die Crschließung gegenseitiger
°ie Verfügunq zu ftellcn, enthält mehr, als
^»»?°>de E.nung des Vücheraustausches.
lit .?'°>'er haben durch dies Kulturabkommen zum
l>»d ^°litif daß fle, obwohl sie unter der Versail-
»»!?»tsii„„!chwer qelitten haben und noch leiden, bereit
!v«U l7°n sind, an dem sriedlichen Wieder-
chliü-. daL ^ ° has mitzuwirken. Das geschieht da-
»tzschcst -b !ch nicht etwa ein politischcs Äündnis ab-
^>k? stitlit-sie sich gegenseitig alle und jede Unter
^"»du/^^scher und politischer Art versprechen, son-
'chch übcr stc durch die Vermittlung von Kennt
>» ,7 dlls,eigenes Sein und Werden die Voraus-
°7ch^sscn, flch gegenseitig achten und verstehen
>»?„ ". n,s. chg.cnn sich Völker so verstehen und kennen
>>»<>»-in dem deutsch-ungarischen Kulturabkom-
'sk^itia « wird, so haben sie auch die Gcwißheit, sich
°i»e 7öl«""nlich sein zu kvnnen. Wcnn dcr Gcn
m ^ ^.^ ^_
aüsticdü,,?"?- verstehen, so hätte er wirklich etwas
?^rvt°Utschs^ Curopas geleistet.
->>), x itj„',°nd und Angarn wollen fich nicht nur selbst
kennen und verstehen lernen, fie wollen
^bi^Una swagen, dem technischen Fortschritt und der
"«h°?hcr s„'n^^ cchten Wiffenschaft zu dienen. Mehr
»k>er Deutsche in klngarn die Hochschulen be-
7» uuch wirtschaftlich und sozial tätig sein, wäh-
?cȟ, Uy, blo jungen Angarn nach Deutschland kom-
?chtü nur selbst zu lernen, sondern auch ihre
Vk?eit "gc der Heimat zu vermitteln. Das alles
Nb(i?»> ei„,7V°n Rahmen hinaus, der früher geschaffen
!°i>
l«»> k 'c dns .' 'nemais der Vefrredung gedrent, >on-
7»>s, »>, di» ,°'n.^c>ii in der jüngsten Vergangenheit ge-
Dad^; ?chig°iitischen Gegensähe in Cüropa ver-
7»i»cst ... tunn von dem deütsch-ungarischcn Kultur-
I°^c»l7 dsl, ^cde sein, denn die einzige Bei -
'i tlü'iist w 7'c es enthält, besteht darin, sich
"ttschrilis ^ Entwicklung des geistigen und sozia-
wrs zu unterstühen.
^ic u - *
ngarische Preffe begrüßt das neue Kultur-
7l^i° fl„<. . «wrommen.
>,,7 m e 7^'chunng des deutsch-ungarischen Kultur-
»ü d°?»rjsch ?i° seierliche Promovierung
»>stüll..Derlin„? z,in?wwisters Homan zum Chrendok-
!° a?' s ch c n ^ ü<nwersität wcrdcn von der gesamten
P°^Ürdigt ^ ^ ° iic als bedeutungsvolle Lreig-
^icstu.ise^v!7d'^^?^" der die Aussassung maßgcbcn-
Äck/schkeit' schreibt, die gesamte ungarische
IlÜ?kt!>chstst vo^li Ü. 'N'i Rccht aus dre der ungarischcn
i>»?cst sci Auszeichnung stolz. Die Verliner
^r °'ne der hervorragcndsten Pflegc-
>»-->, k,^>as s k "'chnsi nnd dcr qeistigen Kultur übcr-
r^»ei'ii Reck>? ^/.n i> oktorat üer Üniversität Verlin
V» st'ncrdcn 7i- hdchste Auszeichnun abe-
vertiüü,./ °'nem ausländischen Mann der Wis-
M»m. eirwn , wcrdcn könne. Diese Chrung bedeute
>j,°>»ch°r. Die'7°".ndschaftlichen Akt Angarn
V °i!I"N'i'gc Sympathie, mit der der
dcr d^s^chcn Wiffcnschastlers und Kulturpoli-
" !t° ichei, st!?ch " ?^css° bcgrüßt wurde, sei cm wert-
d». äi7?djch!:7, .'. ^wlschcn dcn bciden Ländcrn bcstchcn-
bcm d!„tL°" Deziehungen.
5ü'cr„„„Äi,ch'Nngarischen Kultur-Abkommcn erklärt
^"de?de di?a^° Ü. ."Dudapesti Hirlap", dieses Abkom-
iangs ^cit " V e z i e h u n g e n der beiden
i»kiüm?cr hcbt^-^^°^ '"it Cinschluß der Oppoft-
^Eiv'Nmcns^ werttragendc Bedcutung des
^ü>dtz °Üc„ cL^.?^cvvor und bcarüßt es als einen bedeu-
deit d„7?chwii aus dem Wcq der kulturellen Ver-
°er berden Länder.
Ü^cr Belgter hat den belgischen Sozia-
^i»llÜ dic^?erveld e am Dienstag e>npfangen
-V^st. ^cage der Regierungs n c u bildung
^ Dßi'schc Außcnminister Lden ist am Dienstag
^ Ärtso-s^Ennb. nach London zurückgekehrt und
^gcschäfte wreder übernommen.
Echuldfpeuch gesen Mlnllter Zhmas
Sas Urteil im englWen Berstcherungsskandal.
St«M«dgkt mid BörseiisrekulatiN.
Minister Thomas als Quelle der Indiskretionen. — Vutt
und Bates der persönlichen Vereicherung beschuldigt.
London, 2. Iuni. Der mit größtex Spannung
erwartete Arteilsspruch des richterlichen Ausschuffcs
zur Antcrsuchung des Versicherungsskandals,
der am Dienstag veröfsentlicht wurde, macht den zurückge-
tretenen Kolonialminister I. H. Thomas in vollem
llmfang sür das vorzeitige Vekanntwerden
der Steuer- und Zollerhöhungen und damit auch für die
ungesehlichen Versichcrungsgeschäste verantwortlich.
die mehrcre Freunde des Ministers abgeschloffen haben.
Dcr mit der Antersuchung des Versicherungsskandals
betraute richtcrliche Ausschutz stellt im einzelnen einmütig
sest, daß der ehemalige Minister Thomas und sein
Freund Alfred Bates die Schuld für die nichtautori-
sicrte Weitergabe von Mitteilungen über den
diesjährigen Haushaltsplan trügen und daß Alfred B a-
tes dicse Informationen zum Zweck seiner persön-
lichen Bereicherung verwendet habe. Der Anter-
suchungsausschuß ist ferner zu dem Crgebnis gelangt, daß
auch der konservative Antcrhausabgeordnete Sir Alfred
Vutt nichtautorisierte Mitteilungcn von I. H. Thomas
über den Haushalt empfangen und von diesen Mitteilun-
gen gleichsalls im Intereffe seiner persönlichen Bereiche-
rung Gebrauch gemacht habe.
Die als Zeugen vernommenen Veamten des
Schahamtes und anderer Stellen werden von jeder
Verantwortung freigesprochcn. Cs wird als erwie-
sn angesehen, dah keine dieser Personen jemals mit einem
Kreis in Verbindung gestandcn habe, der Versicherungcn
gegen die Steuer- und Zollerhöhungen tätigte. Die Ve-
weisaufnahme habe ergeben, daß die Beamten des Ver-
waltungsdienstes nicht für das Durchsickcrn des Haus-
haltsgehcimniffes verantwortlich gemacht werden könnten.
Die gleiche Feststellung treffe für alle dtejentgen Personen
zu, die Informationen über dsn Haushalt vor deffen Be-
kanntgabe im Unterhaus erhielten.
Der srühere englische Kolonialminister Thomas.
In der ausführlichen Begründung kommt ferner zum
Ausdruck, daß ein ursächlichcr Zusammenhang zwi-
schen der Zahlung von 15ZV0 Psund für den Crwerb der
Deröffentlichungsrcchte der Lebcnscrinncrungen von Tho-
mas und Bates und dem Vekanntwcrden des Haushalts-
geheimniffes nicht bestehe. Es könne hicraus lediglich auf
die enge Dcrbindung und Freundschaft zwischen den bei-
den Männern geschioffen werden und auf den Amstand,
daß Thomas hierdurch Bates gegenüber gewifle Ver-
pflichtungen gehabt hätte.
*
Thomas erklärt: „Mein Gcwiffen ist rein!"
Ms dem srüheren Kolonialminister Thomas der
Schuldspruch des Antersuchungsausschuffes des Versichc-
rungsskandals mitgeteilt wurde, war er ties erschüttert.
Cr verschob zunächst jede Aeußerung bis zur Veratung
mit seinen Anwälten. Danach gab er eine längere Crklä-
rung ab, in der er wiederholte, datz er niemanden etwas
stber den Haushaltsplan mitgeteilt habe. Sein Gewif-
sen sei r e in.
Hemdehk der Luftschisss „Meudug''.
Heute morgen aus dem Flughasen Rhein-Main
gelandet.
Franksurt a. M., 3. Iuni. (Cig. Funkmeldung.)
Das Luftschiss „Hindenburg" ist am heutigen
Mittwoch, von seiner Südamerikafahrt zurückkeh-
rend, um 8.06 Uhr aus dem Flughafen Rhein-Main
glatt gelandet.
Der Eindruck der Schuldigsprechung in England.
London, 3. Iuni. (Cig. Funkmeldung.) Der Be-
richt über die Antersuchung, in der der ehcmalige Kolo-
nialminister Thomas der Verletzung von Haaushalts-
geheimniffen sür schuldig besunden wurde, hat in der
englischen Ocsfentlichkcit eine sensationelle Wir-
kung ausgelöst. Bereits am Dienstag abend wurden
Hunderte von Cxemplaren des Verichts verkauft. Die
gesamte Presse verössentlicht das Antersuchungsergeb-
nis in größter Aufmachung. Zunüchst stellt man jctzt die
Frage, ob dcr Befund des Richtcrausschuffes irgendwclche
Strasmaßnahmen nach sich zichen wird. Diese
Frage wird in nächster Zeit von den Rechtsbeamten der
englischen Krone entschieden werden.
Das Käbinett wird sich in der nächsten^Loche mit
dem Arteil befassen. Im Antcrhaus wird voraussichtlich
am Donnerstag eine Aussprache darüber stattfinden,
in der Thomas und der ebenfalls beschuldigte Abgeord-
nete Sir Mfred Butt möglicherweise Crklärungcn ab-
geben werden. Die Opposition trügt sich mit der Äbsicht,
Gesetze zu fordern, durch die Spekulationen in Zu-
sammenhang mit dem Haushalt verboten werden. Cine
andere Frage, die allgemein ausgeworfen wird, geht da-
hin, ob die Versicherungsgesellschaft Lloyd nunmehr das
Recht hat, die ausbezahltcn Versicherungssummen auf-
grund des Urteilsspruchs zurückzusordern.
Das Crgebnis des Richterspruches wird von der
Preffe allgemein begrüßt. Die meisten Blätter betonen
aber, daß man Thomas nicht ohne Bedauern aus dcm
politischen Leben ausscheiden sehe, in dem er große Lei-
stungen aufzuweisen habe.
An -er Bahre -es Generals Litzmann.
SaS Zraiierdaus am Sogrw-Ett.
Verlin, 3. Iuni. Am heutigm Mittwoch wird in
Neuglobsow Gcneral der Infanterie Karl Lihmann,
der tteue Mitkämpfer Adolf Hitlers, zur lehten Ruhe be-
stattet werden. In dem kleinen Ort ist kein Haus ohne
Trauerschmuck. Aus der engeren und weiteren Amgcbung,
sowie aus allen Teilen des Reiches, sind bereits zahlreiche
Trauergäste eingetroffen, die an dem feierlichen Staatsatt
teilnehmen werden, durch den der große Feldherr des
Krieges und der tteue nationalsozialistische Kämpfer die
lehte Lhre empfangen soll.
Im Totenzimmer des Gutshauses.
Das Wohnzimmer des schlichten Gutshauses, das,
von einem Garten umgeben, in der Dorfstraße am Dagow-
See liegt, ist zum Totenzimmer geworden. Die Wände
sind mit dunklem schwarzroten Tuch ausgeschlagen. Aus
dem dichten Grün der Rückivand ragt ein schmales fllber-
nes Kreuz hervor, das auf dem schweren Lichensarä her-
absieht. Auf dem Sarg ruhen der Helm und der Chren-
degen, den Gensral Litzmann von Kaiser Wilhelm I. als
Anerkennung für seine hervorragenden Leistungen auf der
Kriegsakademie erhielt. Davor fieht man eine Flut von
Kränzen und Vlumen, die die Verehrung und Liebe eines
aanzen Volks zu dem großen Toten bekunden. Da sind
Kränze von seinen altcn Regimentern, von dcn Gauen der
NSDAP, von den Gliederungen der Vewegung des
Reichs und der engeren märkischen Heimat des Generals.
Seit Dienstag mittaq hat vor dem Haus ein Doppel-
posten der Wehrmacht Wache bezogen, nachdem bis da-
hin die SA die Chrenwache gestellt hatte.
Vor der nächtlichen Aeberführung auf die Kowno-
Höhe im Park fand am Dienstag abend im Trauer-
haus im engsten Familienkreis die seicrliche Aussegnung
statt. Cin Schwiegersohn des Generals, Knuth Claus -
sen aus Kappeln, sprach Worte des Gedenkens.
Der Trauerkondukt zur Kowno-Höhe.
Nach Beendigung der Familientrauerfeier formierte
stch vor dem Gutshäus der Trauerkondukt zur
nüchtlichen llebersührung auf die Kowno-Höhe im Park
Neuglossow. SA-Männer sehten den schweren Cichen-
sarg auf die sechsspännige Lafette. Dumpf dröhnten die
Trömmelwirbel in die nächtliche Stille. Dann setzte sich
ein Zug Infanterie von der Wachtruppe Berlin an die
Spitze. Cs folgte die Lafette mit dem Sarg, dahinter
gingen die nächsten Angehöriqen des Generals, in der
«rsten Reihe sem Sohn, SA-Gruppenführer Litzmann.
Dann schloffen flch SA-Männer an, die die vielen Kranz-
spenden trugen. So ging der Weg etwa einen halben
Kilometer langdurch das Fackelspalier der märkischcn SA.
Auf der Kowno-Höhe wurde der Sarg aus einen
schwarz umsäumten niedrigen Katafalk niedregeseht. Llnter
seierlicher Stille grüßten die Angehörigen und die übri-
gen wenigen Zeugen dieser eindrucksvollen Stunde den
Dahingeschiedenen mit dem Deutschen Gruß. Hell leuch-
tete der Schein der Fackeln über die kleine, von Kiefern
umsäumte Anhöhe. Cr fiel auf die drei Findlinge, die
der General hier hatte herschafsen laffen. Ihre Inschrif-
ten sind symbolhaft für sein Leben. Der erste Stein
wurde geseht am 18. Oktober 1913 zur Crinnerung an die
große Schlacht bei Leipzig, der zweitc am 18. August 1925
zur Crinnerung an die Crstürmung von Kowno, bei der
sich General Lihmann besonders auszeichnete, und der
dritte schließlich zur Crinnerung an den 30. Ianuar 1933,
die Geburtsstunde des Dritten Reiches. Neben dicsen
drei Findlingen steht nun der Sarg, aufgebahrt zur leh-
ten Feicr.
In andächtiger Stille verharrten die Chrenabord-
nungen und die Trauergäste. Dann zogen in endlosen
Reihen die Cinwohner, Trauergäste und Formationen der
Vewegung an der Bahre vorbei.
*
Standarte „Gencral Lihmann".
Berlin, 2. Iuni. Der Oberste SA-Führer hat
unter dem 2. Iuni 1936 angeordnet, daß die Standarte 24,
Standort Neuruppin, von nun an den Namen „Gcne»
ral Lihmann"zu sühren hat.
Sr. öchaschMW m Ilalieii.
Ankunst in Viareggio. — llnterredung mit Muffolini.
Mailand, 2. Iuni. Bundeskanzler Dr. Schuschnigg
ttas am Dienstag vormittag in Venedig ein. Cr wurde
am Bahnhof von Dr. Maarieni, dem Beaustragte« des
italienischen Außenministeriums, sowie vom österreichischen
Vizekonsul in Venedig empfangen. Nach einer kurzen Ve-
sichttgung der Stadt fuhr Dr. Schuschnigg mit dem Mo-
torboot zum Flughafen aus dem Lido, von wo er mit
einem Sonderflugzeug seine Reise nach dem Süden fort-
sehte.
Am Dienstag nachmittag tras Dr. Schuschnigg in
Viareggio ein. In untcrrichteten italienischen Kreisen
wird eine llnterredung zwischen Mussolini und
Schuschnigg als wahrscheinlich bezeichnet. Sie soll
aber nicht in Rom stattfinden.
— Der rumänische Außenminister Titulescu ttaf am
Freitag im Flugzeug in Velgrad ein, um der jugo-
slawischen Regiärung die letzten Cinzelheiten des Pro-
gramms sür den demnächst bevorstehenden Besuch des
Prinzreaenten Paul von Iugoslawien in Vukarest mitzU-
teilen. Titulescu benuhte diese Gelegenheit, um den Mi-
nisterpräsidenten Stojadinowitsch über seine kürz-
lichcn Vcsprechungen in Paris zu unterrichten.
Der Negus in Gibraltar.
Auf seinem Weg nach der englischen Hauptstadt hat der Negus Gibraltar passiert.
Wir sehen ihn hier mit dem Kronprinzen llinks) unterwegs zum Gouverneurspalast
von Gibraltar. wo ein Empfang der zivilen und Marinebehörden stattsand. Der
Negus, der bekanntlich vis Gibraltar ein englisches Kriegsschiff benutzt hatte, fuhr
dann mit einem Personendampfer weiter und wird im Lauf.des heutigen Mittwoch
in London eintrefsen. (Presse-Mld-Zentrale, K.j
Immer noch Strcik in PariS.
Obwohl der Streik in der Metallindustrie bereits etwas abgeflaut ist, hält die Streik-
bewegung in Frankreich durch Uebergreifen auf andere Gewerbezweige in unver-
minderter Stärke an. Auf unserm Bild hält die Belegschaft der Renault-Werke das
Fabrikgebäude besetzt. (Weltbild- K.)