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1936
^ Allch Englanb hat elnen Fne-ensplan.
Nölker Eurovas ivllen dem Völkerbund beitreten. - Eln EjKerbettögeböube ln Mfteurova antteke von Lorarno.
Enie Rede Edens im llnterhms.
be„>
k°"gen
Evndv ^ auffcnpolitische Aussprache.
'Nhte dis"'e,0 Die englische Regierung
uterhaussihung am Montag. um ihre in der
laa^'e..^°che erlittene
Abstimmungsnieder-
'«ge bej d'
c>uk ns ^lntrag der arbeiterparteilichen Opposi-
s!" ^taatsd' Bezahlung für Männer und Frauen
"erschi^"^ "'leder wettzumachen, wobei sic
°>°Ne» niuki^ geschäftsordnungsmäßiger Regeln be-
"^n. ^ "m die Abstimmung wiederholen zu kön-
' tagz ' 7sia gezwungen. die Vertrauens-
'bftrde. über die am späten Abend abgestimmt
- Äiit Zkr
^egiee,, llegen 145 Stimmcn sprach das haus der
Dr2!""..D-rtrau-n aus.
n?!eitendea ^ident Baldwin bezeichnete in seiner
die^-rlaae^ ^ie kürzliche Abstimmungs-
dem -gieruwr^ -rncn rernenZufall. aus dsm
Ake?°rliea^I°'"- Folgerungcn zu ziehen brauche. In
datz >^nll vertrete die Regicrung nicht die
de- Vausc- Vertrauen des Landes oder des
lim, ^aldwi» wcuercn Vcrlauf serner Rcde wandte
»iu .^-zakl„n^^5" den Oppositionsantrag auf gleich
!"r Männcr ünd Frauen! haüptsächlich
"^dal( daff sich hieraus für den Staats-
tzl, Der äu Hohe Belastung ergeben würde.
Gül^ee ^7?^r der arbeitcrparteilichen Opposition
Di?'Lkeit k>en Antrag und insbcsondere die
trn! ^ragn --ibstrmmungserqebniffes der Vorwoche.
! °l,Ü.°" zuki?st Augcnblicks laute. ob die Rcgierung Ver-
run^r Unte^oi dabe und ob fich die Reqierunasmit-
' Dlsetreten trauten. Lord Custace -Percy sei
- bsr cv -Uamsay Macdonald sei von der Redner-
grerung zurückgezogen worden,
lei seit den Cnthüllungen iiber dcn
^ie Tat' ^°'Eaval-Plan höchst unklar geworde«.
haä datz die Regrerung lediglich mit Frank-
lei m,t dem gesamten Völkerbund vcrhandle.
Un>
M
hierdur^S.e ernstlich"ver'sch7immett7^Mu^^l^^^^
>»-- Z rmitands sg za tun, als ob es sich
land handle. Das Oel,
->Nen A tmstande gewesen,
Italn?Ereit mit Cnq
l "»en rn Ak»ni„i^
von b ^sswren benuhe, stamme vielleicht zum
n 'ung könn,>sch°n Gesellschaften. Die Re-
hi„?t snt-i^^ch der Verantwortung hrerfür
la^ejsen e n. Sie werde wahrscheinlich darauf
a.?d ^^/te schwierrqere Aufqaben mit Deutsch-
" gehabt.' '
rÄ- n sti 6-habt habe, aber Hitlers Vor-
E^Enng. F, d ^-rgebnis des Versagens der Genfer Crn-
d-!?ndlaa- L.>ncarno-Vertrag sei eine viel zu enge
i>n7 gesa,- Arbertcrparter wünsche, datz Cngland
niÜ.Recbi " lkerbund zur Aufrechterhaltunq
»i^.drechf „7x n^olkerbund zur Aufrechterhaltung
«„P Nur auk em ^-"""g aufbiete. wobei man sich
e h^. die st e u r 0 p>i bcschränken dürfe, sondern
> di/N Westeuro
d°/°pa^Ä'"E- in
Osteuropa und Süd-
^ n ^riede„?^t^)tigen müffc. Der srchere Schrld
' unb °°ns ser der Völker' .
'ei
:bund und nicht eine
8?» ganren ^>» Regierrmq, so schloß Attlee,
U>-„^eit i?" 7^"d rn Mrßkredrt geraten. In der heuti-
Ihsi'N bi„ '"r Cngland und dre Welt gefährlich,
verfgi ^tpe Regierung erne Politik des Treiben-
!°Nd!t crkl°i""^^Opposttionssührer Sir Archibald S i n-
s chl"n di'!"^!°' in Weffinien nicht die Sühnepolitik,
erlif.^ "hL Regierung einen Fehl-
d«h V? h t-n habs. Cr befürchte, daß der fatale Feh-
d»htz nrs-Laval-Plans nrcht wredergutgemacht wer-
ilüer?N>^o"ssrvative Winston Churchill richtete
I Pcriii7!bes^."gr>sse gegen die Regierung wegen
I Dzid,'?iich(.I > n 1 c n- P oli t i k. Cs gebe maßgobende
l De„ n?»Nd d>e bczweifelten, ob die Abcssinier ihrcn
t n>i t N rt»s zur Regenzeit verlängcrn könnten.
I djx e,^vkt '->?r werde dann triumphieren und
^°°re.c>7,t l e n b e l 0 hnt werden, die wert über
? Nal-Vorschläge hinausgingen.
"°nen ^ hrrausstellen, daß die 5V Na-
! vi d-n g ^ Völkerbundes den Abessiniera auch nicht
! s^f der ^errngsten Nutzen gebracht hätte».
! ^ukuns-3 t/(-" Seite habesrch Cngland die Feind-
! ^»e mi'^rds l !,!?? l "> eer zugezoge«. In
I ^>sbs„"'"^ris^,^"gland erheblrch größere Ausgaben für
d>erd. ^ur b?" Stühpunkte im Mittelmeer habcn als
> !>S„7^ Dnal„rK eine Verstärkung seincr Hilfsquellen
^N cL'Skeit yr jetzt noch möglrch sein, die Unab-
i !?uhht ^ Nach ->7: ? gyptens aufrechtzuerhalten und
^">erden -."v^n offenzuhalten. Nebenbei müffe er-
' 6 ob °"Z diese Politik Cngland Ausgaben in
I Ch^ Äbgeseh^r, ^ ^illionen -Pfund Sterlinc-
>Lk^?berdi
von
au/F Gefahr. t
^^!"erden ^etzt zu sern.
. . g verursacht
den materiellen Verlusten laufe
dem Fluch der Lächer-
Der Preis müffe jeht be-
gegeir D - bei ihm üblichen gehässigen Aüs-
uhtzt !?htde nicft?' > chland nicht fehlcn lrcß. Äuf jcden
!>eh "az kllntt^ Cngland, sondern der Völkerbund
"n b->s^burchi,l?^' ^i^ksal dcr Külonicn cntschciden kön-
^ "sih„7°Ndercn stcigertcn sich noch, als er sich
d?. besaßte ""^^"tschland und dem Nationalsozia-
U->tig°h. durq, V-. Ä, ussensichtlichem Vedauern erwähnte
^»n^ iuzialistil^, ^Ä.°berbesetzunq der Rheinlande das
h, Cs/'; hätN" Regime und sein Ruf erneut ge-
^.h°be! den^"L
erlain erklärte zum Abessi-
v»e„ 11«e, den or»,e daß Cngland den Fehler ge-
»»cü bke er °"erbund zu Praßnahmcn zu vcran-
^ufte > " 0 sei bereit gewesen ser. Im Fall
Bölkedk?^"^ "°Ipskichtet, seine ganzen Hilss-
^syAarakter" !.bund L"r Derfügung zu stellcn. Wegcn
tchlys"' " des «
schläge sei
wegen der Bezugnahme auf die
s ,-ok>' !"as Rechtszustandes. Man müffe genau
„ »bder-„»"'hkand hiermit meine. Chamberlain
"!e»> " tia » ."euien Mahnung an dre Regrerung, eine
""b ."chnk,?.! klärung über die britischen Kolo-
°"tsgebrete abzuqcben.
erhob sich dann. Cr sehte sich zunächst mit der Behaup-
tung des Oppositronssührers Attlee auseinander, daß
Cngland im abeffinischen Streitsall sich nicht an den
Völkerbund gehalten habe. Die Lehre, dre man bisher
aus den Creranissen ziehen könne, laute erstens, daß ein
zahlcnmäßrg begrenzter Völkerbund und womöglich
auch in seincr Wirksamkeit begrenzt sei. Zweitens
könnten dcffen finanzrelle und wirtschaftliche Sühnemaß-
nahmen nicht sofort wirksam werden, wenn die Mitglied-
schaft beim Völkerbund nicht vollständig sei. Nach An-
sicht der brrtrschcn Regicrung würde es unerträglich sein,
wenn man in Genf vön Versöhnung spreche, solange
der Krieg in Abessinien andauere. Cntweder müffe
es zu eincr echten Versöhnunq kommen, einer Versöh-
nung, die inncrhalb einer gegebenen Zeit in eine Cinstel-
lung der Feindscligkeiten aüsliefe oder der Achtzehner-
Ausschuß müffe sich noch ernmal mit seiner Ausgabe be-
faffen. Cngland sei bereit, gcmeinsam mit dcn anderen
Mächten wirtschaftlrche rmd finanziells Maßnahmen zu
treffen, falls die andersn sie annehmen und in dem glei-
chen Geist und Buchstaben wie Cngland selbst durchführen
würdcn.
Dcr Außenminister kam damr aus die durch den
deutschen Friedensplan geschaffene Laqe
zu fprechen, Er erklärte, daß die Prüsung der
deutschen Note im Gang sei.
Vor cin paar Tagen jedoch seien die Regierrrngen Frank-
reichs und Belgiens an die britische Regierung mit dcr
Vitte herangetreten, eine Tagung der Locarno-
Mächte ohneDeutschland anfangs dieser Woche
entweder in Paris oder in Vrüffel abzuhalten. Cr
bekcnne, daß die englische Regierung einige Zweifel
über die Nühlichkeit einer solchen Zusammenkunft
in diesem Augenblick empfunden hcwe. Cr habe es für
richtiq gehalten, darauf hinzuwcisen, daß die englische
Regierüng nicht zu einer Zusammenkrmft gehen und
nicht der Ansicht zustimmcn könne, daß die Versöhnungs-
aktron zu Cnde sei. Andererseits sei er der Ansicht ge-
wesen, datz ein Gedankenaustausch vielleicht wert-
voll sein würde, ob auf diplomatischem Weg oder unmit-
telbar durch eine gemcinsame Zusammenkrmft.
Die Vorschläge des Reichskanzlers be-
träfen teils eine Gruppe von Westmächterr, teils einiae
Staaten im Süden oder im Osten Curopas. Nach engli-
scher Ansicht set «s wesentlich, daß diese Vorschläg« mit-
einander verbunden würden, rmd zwar durch den Völker-
bund, damrt kemerlei Verwirrung entstehe.
Attlees Crklärung, daß der Locarno-Vertrag
nicht umfaffend gcnug sei, und daß die Grundlage erwei-
tert werden müffe, bedeute erne allzugroße Vereinfachung
der Pslichten Lnglanbs. So lercht sei das alles nicht.
Cs gcbe nun einmal die Locarno-Verpflichtungen, die von
erner Reihe von Regierungen als sür sich verbrndlich er-
klärt worden seien; das habe auch z. B. die Labour-
Regierung getan.
Cden erklärte wciter, daß unter der Völkerbunds-
sahung alle Staaten Vcrpflichtungen hättcn. Man
könne die Völkcrbrmdssatzung durch regionale Ab-
mastungen verstärken, cr befürchte aber, daß das umnrttel-
bar anzüstrebcnde Zicl verloren ginge, wenn man in
diesem Augenblick vecsuche, eine gewaltige eur 0 päische
Neuregelung zu erlangen, die auf anderen Be-
stimmungen als denen des Völkcrbundes beruhe.
Cr möchte dem Haus freimütig erklären, daß die
Regierung den Wunsch habe, daß bis Cnde des
Sommers alle Völker Europas Mit-
glieder des Völkerbundes seien. (Vei-
fall.) Sie wünsche weiter, daß ein neues Si-
cherheitsgebäude inWesteuropa die
Stelle Locarnos einnehmen möchte.
Sie wünsche, daß die Sicherheit an anderen Stellen
durch Uebereinkommcn gestärkt werde, die unmittelbar
vom Völkerbund überwacht würden. Wenn
dieses Crgebnis bis Cnde des Sommers erzielt werden
würde, so würde für die Sicherheit Curopas so viel ge-
wonnen sein, daß es dann möglich erscheinen würde,
auf die weiteren Pläne einzugehen, die fich auf
Rüstungen, wirtschaftliche Fragen und die
Stärkung der Sicherheit durch die in der VSl-
kerbundssahung selbst gebotenen Mitteln bczögen. Cs
möge so aussehen, als ob diescs Programm bescheiden
sei, aber man habe sovieleKonfercnzen mit gro-
ßen Programmen fehlschlagen sehen, daß er der An-
sicht sei, es sei klüger, diesen unmittelbaren Veitrag zur
Gcgeu Scstcmichs Wchrhoheit.
Die Kleine Entente legt in Wien Verwahrung ein.
Prag, 6. April. Wie das Tschechoslowakische Preffs»
büro von zuständiger Stelle erfährt, überreichteu anr
Montag um 17 Uhr der rumänische und der jugoslawische
Gesandte, sowie der tschechoslowakische GeschäftstrL»
ger in Wien im Vundeskanzleramt gemeinsam drei text»
lich gleichlautende Noten, in denen gege« de«
Veschluß Oesterreichs, die allgemeine Dienst»
pflicht einzuführen, Verwahrung eingelegt wird. Die
Regierungen der drei Staaten behalten stch, wie es in der
Note heißt, das Recht vor, sich zu einem späteren Zeit-
punkt hinsichtlich der zur Wahrung ihrer Intereffeu z«
ergreifenden Maßnahmen zu Lußern.
Wie das Oesterreichische Korrespondenzbüro der Vev-
öffentlichung dieser Meldung hinzufügt, gedenkt die öster-
rcichische Regierung nicht, „aus diesen gemeinsame«
Schritt der Tschechoslowakei, Rumäniens und Jugosla-
wiens zu reflektieren."
Sicherheit Curopas z« leisten, der tatsächlich geleiftet
werden könne. Wcnn der Völkcrdund von allen euro-
päischen Ländern angenommen und wieder bestätigt
werde, so müffe dies eine beruhigende Wirkung haben.
Er hoffe, daß das Haus erkenne, was das bedeute.
Cs bedeute, daß diese Staaten anerkennen, daß sie in je-
der Frage, sei es in einer territorialen oder einer
anderen, die nur in Ilcbereinstimmung mit den Grund-
sätzen und durch die Maschinerie des Völkerbundes
handcln könnten.
Cr glaube, daß man einen großen Schritt vor-
wärts getan hätte, wenn es gelänge, das zu errei.
chen und danach die Verstärkung der regionalea
Ilebereinkommen zu sichern.
Zum Schluß wünsche er festzustellen, daß in der ge-
genwärtigen Zeit dcr Schwierigkeiten es nichtsdcstoweni»
ger wahr sei, daß der Völkcrbund an Stärke gewonnen
und tiese Wutzeln gcschlagen habe. (Veifall.) Aus die-
sem Grund sei es entscheidend, daß alles, was Großbri-
Dir tranMKm Siotrn tertigneftM.
Rmdiil» Borschliii.
Die Antwort an Deutschland. — Der franzöfische
„konstruktive Plan".
Paris, 6. April. Der Ministerrat, der am
Montag nachmittag unter dem Dorsitz des Präsidenten
der Republik im Clysee zusammentrat, dauerte v-rn 19
bis 19.15 Uhr. Zum Schluß wurde solgende amtliche
Mitteilung herausgegeben:
Slutzenminister Flandi» trug seine» Ministerkol-
legen
1. den Entwurs der sranzöfischen Denkschrist als
A « tw 0 rt auf den deutscheu Plau vom 31. MLrz, sowie
L de» ansbaueadea Aktioasplaa fstr den
Fr iedea vor, dea die franzöfische Regierung de» Völ-
kerbundsrat W «aterbreitea beabfichtigt.
Beide Vorschläge wurden vom Minifierrat gebil-
ligt. Weiter setzte Außemninister Flandin seinen
Ministerkollegen die Bedingungen auseinander,
unter denen die bevorstehende Zusammenkunft des 13er-
Ausschufles und die Tagung der Locarno-Mächte
in Gens beginnen werden.
*
Vermutungen Lber den sranzösischen Plan.
Der „Paris-Soir" glaubt, den Inhalt des fran-
zösischen Plans bereits wie folgt wiedergeben zu
können:
1. Eine Zurückweisung der von Deutschland
vorgebrachteu juristischeuGründe zur Rechtfer-
ttgung der „Locarno-Verletzung".
2. Cine Denkschrift, die sür diejenigen bestimmt ist,
die die Lage in der Rhein-Zone „zu prüsen und
sich über sie auszusprechen haben".
3. Cin konstruktiver Plan, der vorsieht:
u) die Orgauisierung des Friedeas aus
der Gruntstage der Gleichberechtigung für alle,
d)Verschärfung des Artikels 16 des Völker-
bundspaktes, mn die kollektive Sicherheit schnel-
ler und wirkungsvoller durchführen zu können. Cs wird
angeregt, dem Bölkerbund eine internationale
Streitmacht zm Verfügung zu stellen. Diese Frage
sei aber noch nicht in ihren Cinzelheiten festgelegt.
0) Gegeuseitige» Beistand zugunsten von
Staaten, die Opfer eines Angrifss werden könn-
ten, sei es in Westeuropa, sei es in Osteuropa, Sowjet-
rußland eingeschloffen.
Zn dem „konstruktiven Teil" dieses Plans bemerkt
der Außenpolitiker des Blattes, daß Frankreich damit
zur Politik des gegenseitigenregionalen
Veistands zurückkehre. Die in Aussicht genommenen
Pakte dürsten sich nur auf Curopa erstrecken, da
die letzten Creigniffe gezeigt HLtten, daß der Völker-
bund nur seinem Namen nach universell sei. In der
letzten Zeit habe er weder in Asien noch in Ämerika noch
in Afrika wirkungsvoll eingreifen können. Grundsatz des
französtschen Plans sei, datz die Aufzwingung des Frie-
dens durch eine kollektive Macht nicht über Curopa hin-
ausgehen könne. Die Cinbeziehung der europäischen
Gebietsteile S 0 w j et r utzl an d s, die im Bricmd-
Die Botschafter-Konferenz bei Flandin.
Außenminister Flandin hatte var einigen Tagen die franzosischen B 0 tschaster aus B e r l i n , London.
Rom unü Brüffel nach Paris gerufen, um stck vor serner endgultigen Stellnngnahme zu den deutschen Bor,chlagen
von ihnen über die Stimmung in den einzelnen Ländern Bericht erstatten zu lassen. Von rechts nach links: der
Botschaster in Berlin, Franqois-Poncet, Minister Paul-Boncour, der Botschafter in Rom. d e
C'hambrun. Minifterpräsident Sarraut, Autzenminister Flandin, der Sekretar am Quai dOvsay,
Leger. der Botschafter in London. Corbrn und der Botschafter m Bruffel, M Laroche.^
.('«cherl Bilderdienst, K.)
Plan einer europäischen Vereinigung nicht vorgesehen ge-
wesen sei, rechtfertige sich heute, nachdem Sowjetrußland
Völkerbundsmitglie'd und durch einen Sondervertrag mit
Frankreich verbunden sei. (!)
Die Denkschrift wcrde dann im einzelnen Curopa
in regionale Pakte unterstellen. Cs werds
dargelegt, nach welchen Grundsähen sich Staaten zu regio-
nalen Pakten gegenseitigen Veistands zusammenschließen
könnten, um jede Kriegsaefahr iu gewiffen, besonders
bedrohten Bezirken auszuschließen.
Auch der „Temps" versucht in seinem Leitarttkel di«
drei Teile des franzöfischen Plans zu rechtfertigeu.
Die Vesprechungen der Locarno-Mächte.
Wie in französtschen politischen Kreisen verlautet,
soll stch der Ministerrat, der am Montag nachmittag
über vier Stunden getagl hat, nach Villigung der von
Außenmrnister Flandin und feinen technischen Mit-
arbeitern am Quai d'Orsay ausgearbeiteten franzöfischeu
Schriftstücke in erster Linie mit den Bedingungen
beschästigt haben, unter denen sich am kommenden Frei-
tag in Gsnf die Besprechungen der Rest-Locarno-
Mächte abspielen werdcn. Darauf sei im Augenblick das
Hauptintcreffe gcrichtct.
Die bciden am Montag nachmittag im Ministerrat
gebilligten sranzösischen Schriftstücke werden nicht vor
Mittwoch, spütestens jcdoch Frcitag, vcröffcntlicht wer-
den. Soweit am Montag abend verlautet, wird das eine
der Schriststücke, in dem die französische Regierung an
der deutschen Denkschrift nachdrücklich und aussührlich
Kritik übt, an die englische Regierung gerichtet sein,
das zweite Schriftstück über die „Organisterung des Frie-
dens in der Zukunst" aber an den Völkerbundsrat.
Der politische und der wirtschaftliche Grundriß.
In dem ersten Schriststück ziehe, so heißt es in diesen
Kreisen, die französtsche Regierung die Schlußfolgerung,
daß die deutsche Denkschrift in ihrem ersten Teil
völlig verneinenden Charakter habe. Sie fordere daher
von den Anterzeichnern des Locarno-Vertrages nachdrück-
lich die restlose Änwendung der Bestimmungen, die im
Fall eines Mißersolges der Verhandlungen mit Deutsch-
land vorgesehen seien. Die gesamte sranzösische
Antwort soll etwa ebenso umfangreich aussallen, wie
der deutsche Friedensplan/ Das darin enthal-
tene zweite sranzösische Schriftstück bestehe aus etwa 25
Artikcln, die eincn umfassenden politischen und
wirtschaftlichen Grundriß zur Organisie-
rung in Curopa bilden. Der französische Plan be-
zwccke eine Ausdehnung und Vcrstärkung dcr kollcktiven
Sicherheit in Curopa durch einen aus die europäischen
Staaten begrenzten Pakt, also nicht mehr einen welt-
umfaffenden Pakt, wie die Völkerbundssahungen ihn
augenblicklich darstellten. Die Vestimmungen des gesam-
tcn geplanten französischen Paktes würden dadurch ge-
schüht werden, daß man dem Völkerbund bereits in
Friedenszeiten gewifle nationale Truppenverbände zur
Verfügung stelle, um ein tatsächliches sofortiges
Cinschreiten des Völkerbundes gegen den Angreifer
zu ermöglichen. Außerdem seien Abrüstungsanregungen
vorgesehen.
In Paris glaubt man, daß der Plan zur „Organi-
sierung des Friedens" zu gegebcner Zeit, d. h. nach den
sranzösischen Wahlen, im Äölkerbund zur Crörterung ge-
stellt werden könnte.
*
Flandin fährt heute nach Genf.
Paris, 7. April. Außenminister Flandin wirb
am heutigen Dienstag mittag nach Genf abreisen.
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^ Allch Englanb hat elnen Fne-ensplan.
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"^n. ^ "m die Abstimmung wiederholen zu kön-
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die^-rlaae^ ^ie kürzliche Abstimmungs-
dem -gieruwr^ -rncn rernenZufall. aus dsm
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datz >^nll vertrete die Regicrung nicht die
de- Vausc- Vertrauen des Landes oder des
lim, ^aldwi» wcuercn Vcrlauf serner Rcde wandte
»iu .^-zakl„n^^5" den Oppositionsantrag auf gleich
!"r Männcr ünd Frauen! haüptsächlich
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tzl, Der äu Hohe Belastung ergeben würde.
Gül^ee ^7?^r der arbeitcrparteilichen Opposition
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' Dlsetreten trauten. Lord Custace -Percy sei
- bsr cv -Uamsay Macdonald sei von der Redner-
grerung zurückgezogen worden,
lei seit den Cnthüllungen iiber dcn
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haä datz die Regrerung lediglich mit Frank-
lei m,t dem gesamten Völkerbund vcrhandle.
Un>
M
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>»-- Z rmitands sg za tun, als ob es sich
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E^Enng. F, d ^-rgebnis des Versagens der Genfer Crn-
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»i^.drechf „7x n^olkerbund zur Aufrechterhaltung
«„P Nur auk em ^-"""g aufbiete. wobei man sich
e h^. die st e u r 0 p>i bcschränken dürfe, sondern
> di/N Westeuro
d°/°pa^Ä'"E- in
Osteuropa und Süd-
^ n ^riede„?^t^)tigen müffc. Der srchere Schrld
' unb °°ns ser der Völker' .
'ei
:bund und nicht eine
8?» ganren ^>» Regierrmq, so schloß Attlee,
U>-„^eit i?" 7^"d rn Mrßkredrt geraten. In der heuti-
Ihsi'N bi„ '"r Cngland und dre Welt gefährlich,
verfgi ^tpe Regierung erne Politik des Treiben-
!°Nd!t crkl°i""^^Opposttionssührer Sir Archibald S i n-
s chl"n di'!"^!°' in Weffinien nicht die Sühnepolitik,
erlif.^ "hL Regierung einen Fehl-
d«h V? h t-n habs. Cr befürchte, daß der fatale Feh-
d»htz nrs-Laval-Plans nrcht wredergutgemacht wer-
ilüer?N>^o"ssrvative Winston Churchill richtete
I Pcriii7!bes^."gr>sse gegen die Regierung wegen
I Dzid,'?iich(.I > n 1 c n- P oli t i k. Cs gebe maßgobende
l De„ n?»Nd d>e bczweifelten, ob die Abcssinier ihrcn
t n>i t N rt»s zur Regenzeit verlängcrn könnten.
I djx e,^vkt '->?r werde dann triumphieren und
^°°re.c>7,t l e n b e l 0 hnt werden, die wert über
? Nal-Vorschläge hinausgingen.
"°nen ^ hrrausstellen, daß die 5V Na-
! vi d-n g ^ Völkerbundes den Abessiniera auch nicht
! s^f der ^errngsten Nutzen gebracht hätte».
! ^ukuns-3 t/(-" Seite habesrch Cngland die Feind-
! ^»e mi'^rds l !,!?? l "> eer zugezoge«. In
I ^>sbs„"'"^ris^,^"gland erheblrch größere Ausgaben für
d>erd. ^ur b?" Stühpunkte im Mittelmeer habcn als
> !>S„7^ Dnal„rK eine Verstärkung seincr Hilfsquellen
^N cL'Skeit yr jetzt noch möglrch sein, die Unab-
i !?uhht ^ Nach ->7: ? gyptens aufrechtzuerhalten und
^">erden -."v^n offenzuhalten. Nebenbei müffe er-
' 6 ob °"Z diese Politik Cngland Ausgaben in
I Ch^ Äbgeseh^r, ^ ^illionen -Pfund Sterlinc-
>Lk^?berdi
von
au/F Gefahr. t
^^!"erden ^etzt zu sern.
. . g verursacht
den materiellen Verlusten laufe
dem Fluch der Lächer-
Der Preis müffe jeht be-
gegeir D - bei ihm üblichen gehässigen Aüs-
uhtzt !?htde nicft?' > chland nicht fehlcn lrcß. Äuf jcden
!>eh "az kllntt^ Cngland, sondern der Völkerbund
"n b->s^burchi,l?^' ^i^ksal dcr Külonicn cntschciden kön-
^ "sih„7°Ndercn stcigertcn sich noch, als er sich
d?. besaßte ""^^"tschland und dem Nationalsozia-
U->tig°h. durq, V-. Ä, ussensichtlichem Vedauern erwähnte
^»n^ iuzialistil^, ^Ä.°berbesetzunq der Rheinlande das
h, Cs/'; hätN" Regime und sein Ruf erneut ge-
^.h°be! den^"L
erlain erklärte zum Abessi-
v»e„ 11«e, den or»,e daß Cngland den Fehler ge-
»»cü bke er °"erbund zu Praßnahmcn zu vcran-
^ufte > " 0 sei bereit gewesen ser. Im Fall
Bölkedk?^"^ "°Ipskichtet, seine ganzen Hilss-
^syAarakter" !.bund L"r Derfügung zu stellcn. Wegcn
tchlys"' " des «
schläge sei
wegen der Bezugnahme auf die
s ,-ok>' !"as Rechtszustandes. Man müffe genau
„ »bder-„»"'hkand hiermit meine. Chamberlain
"!e»> " tia » ."euien Mahnung an dre Regrerung, eine
""b ."chnk,?.! klärung über die britischen Kolo-
°"tsgebrete abzuqcben.
erhob sich dann. Cr sehte sich zunächst mit der Behaup-
tung des Oppositronssührers Attlee auseinander, daß
Cngland im abeffinischen Streitsall sich nicht an den
Völkerbund gehalten habe. Die Lehre, dre man bisher
aus den Creranissen ziehen könne, laute erstens, daß ein
zahlcnmäßrg begrenzter Völkerbund und womöglich
auch in seincr Wirksamkeit begrenzt sei. Zweitens
könnten dcffen finanzrelle und wirtschaftliche Sühnemaß-
nahmen nicht sofort wirksam werden, wenn die Mitglied-
schaft beim Völkerbund nicht vollständig sei. Nach An-
sicht der brrtrschcn Regicrung würde es unerträglich sein,
wenn man in Genf vön Versöhnung spreche, solange
der Krieg in Abessinien andauere. Cntweder müffe
es zu eincr echten Versöhnunq kommen, einer Versöh-
nung, die inncrhalb einer gegebenen Zeit in eine Cinstel-
lung der Feindscligkeiten aüsliefe oder der Achtzehner-
Ausschuß müffe sich noch ernmal mit seiner Ausgabe be-
faffen. Cngland sei bereit, gcmeinsam mit dcn anderen
Mächten wirtschaftlrche rmd finanziells Maßnahmen zu
treffen, falls die andersn sie annehmen und in dem glei-
chen Geist und Buchstaben wie Cngland selbst durchführen
würdcn.
Dcr Außenminister kam damr aus die durch den
deutschen Friedensplan geschaffene Laqe
zu fprechen, Er erklärte, daß die Prüsung der
deutschen Note im Gang sei.
Vor cin paar Tagen jedoch seien die Regierrrngen Frank-
reichs und Belgiens an die britische Regierung mit dcr
Vitte herangetreten, eine Tagung der Locarno-
Mächte ohneDeutschland anfangs dieser Woche
entweder in Paris oder in Vrüffel abzuhalten. Cr
bekcnne, daß die englische Regierung einige Zweifel
über die Nühlichkeit einer solchen Zusammenkunft
in diesem Augenblick empfunden hcwe. Cr habe es für
richtiq gehalten, darauf hinzuwcisen, daß die englische
Regierüng nicht zu einer Zusammenkrmft gehen und
nicht der Ansicht zustimmcn könne, daß die Versöhnungs-
aktron zu Cnde sei. Andererseits sei er der Ansicht ge-
wesen, datz ein Gedankenaustausch vielleicht wert-
voll sein würde, ob auf diplomatischem Weg oder unmit-
telbar durch eine gemcinsame Zusammenkrmft.
Die Vorschläge des Reichskanzlers be-
träfen teils eine Gruppe von Westmächterr, teils einiae
Staaten im Süden oder im Osten Curopas. Nach engli-
scher Ansicht set «s wesentlich, daß diese Vorschläg« mit-
einander verbunden würden, rmd zwar durch den Völker-
bund, damrt kemerlei Verwirrung entstehe.
Attlees Crklärung, daß der Locarno-Vertrag
nicht umfaffend gcnug sei, und daß die Grundlage erwei-
tert werden müffe, bedeute erne allzugroße Vereinfachung
der Pslichten Lnglanbs. So lercht sei das alles nicht.
Cs gcbe nun einmal die Locarno-Verpflichtungen, die von
erner Reihe von Regierungen als sür sich verbrndlich er-
klärt worden seien; das habe auch z. B. die Labour-
Regierung getan.
Cden erklärte wciter, daß unter der Völkerbunds-
sahung alle Staaten Vcrpflichtungen hättcn. Man
könne die Völkcrbrmdssatzung durch regionale Ab-
mastungen verstärken, cr befürchte aber, daß das umnrttel-
bar anzüstrebcnde Zicl verloren ginge, wenn man in
diesem Augenblick vecsuche, eine gewaltige eur 0 päische
Neuregelung zu erlangen, die auf anderen Be-
stimmungen als denen des Völkcrbundes beruhe.
Cr möchte dem Haus freimütig erklären, daß die
Regierung den Wunsch habe, daß bis Cnde des
Sommers alle Völker Europas Mit-
glieder des Völkerbundes seien. (Vei-
fall.) Sie wünsche weiter, daß ein neues Si-
cherheitsgebäude inWesteuropa die
Stelle Locarnos einnehmen möchte.
Sie wünsche, daß die Sicherheit an anderen Stellen
durch Uebereinkommcn gestärkt werde, die unmittelbar
vom Völkerbund überwacht würden. Wenn
dieses Crgebnis bis Cnde des Sommers erzielt werden
würde, so würde für die Sicherheit Curopas so viel ge-
wonnen sein, daß es dann möglich erscheinen würde,
auf die weiteren Pläne einzugehen, die fich auf
Rüstungen, wirtschaftliche Fragen und die
Stärkung der Sicherheit durch die in der VSl-
kerbundssahung selbst gebotenen Mitteln bczögen. Cs
möge so aussehen, als ob diescs Programm bescheiden
sei, aber man habe sovieleKonfercnzen mit gro-
ßen Programmen fehlschlagen sehen, daß er der An-
sicht sei, es sei klüger, diesen unmittelbaren Veitrag zur
Gcgeu Scstcmichs Wchrhoheit.
Die Kleine Entente legt in Wien Verwahrung ein.
Prag, 6. April. Wie das Tschechoslowakische Preffs»
büro von zuständiger Stelle erfährt, überreichteu anr
Montag um 17 Uhr der rumänische und der jugoslawische
Gesandte, sowie der tschechoslowakische GeschäftstrL»
ger in Wien im Vundeskanzleramt gemeinsam drei text»
lich gleichlautende Noten, in denen gege« de«
Veschluß Oesterreichs, die allgemeine Dienst»
pflicht einzuführen, Verwahrung eingelegt wird. Die
Regierungen der drei Staaten behalten stch, wie es in der
Note heißt, das Recht vor, sich zu einem späteren Zeit-
punkt hinsichtlich der zur Wahrung ihrer Intereffeu z«
ergreifenden Maßnahmen zu Lußern.
Wie das Oesterreichische Korrespondenzbüro der Vev-
öffentlichung dieser Meldung hinzufügt, gedenkt die öster-
rcichische Regierung nicht, „aus diesen gemeinsame«
Schritt der Tschechoslowakei, Rumäniens und Jugosla-
wiens zu reflektieren."
Sicherheit Curopas z« leisten, der tatsächlich geleiftet
werden könne. Wcnn der Völkcrdund von allen euro-
päischen Ländern angenommen und wieder bestätigt
werde, so müffe dies eine beruhigende Wirkung haben.
Er hoffe, daß das Haus erkenne, was das bedeute.
Cs bedeute, daß diese Staaten anerkennen, daß sie in je-
der Frage, sei es in einer territorialen oder einer
anderen, die nur in Ilcbereinstimmung mit den Grund-
sätzen und durch die Maschinerie des Völkerbundes
handcln könnten.
Cr glaube, daß man einen großen Schritt vor-
wärts getan hätte, wenn es gelänge, das zu errei.
chen und danach die Verstärkung der regionalea
Ilebereinkommen zu sichern.
Zum Schluß wünsche er festzustellen, daß in der ge-
genwärtigen Zeit dcr Schwierigkeiten es nichtsdcstoweni»
ger wahr sei, daß der Völkcrbund an Stärke gewonnen
und tiese Wutzeln gcschlagen habe. (Veifall.) Aus die-
sem Grund sei es entscheidend, daß alles, was Großbri-
Dir tranMKm Siotrn tertigneftM.
Rmdiil» Borschliii.
Die Antwort an Deutschland. — Der franzöfische
„konstruktive Plan".
Paris, 6. April. Der Ministerrat, der am
Montag nachmittag unter dem Dorsitz des Präsidenten
der Republik im Clysee zusammentrat, dauerte v-rn 19
bis 19.15 Uhr. Zum Schluß wurde solgende amtliche
Mitteilung herausgegeben:
Slutzenminister Flandi» trug seine» Ministerkol-
legen
1. den Entwurs der sranzöfischen Denkschrist als
A « tw 0 rt auf den deutscheu Plau vom 31. MLrz, sowie
L de» ansbaueadea Aktioasplaa fstr den
Fr iedea vor, dea die franzöfische Regierung de» Völ-
kerbundsrat W «aterbreitea beabfichtigt.
Beide Vorschläge wurden vom Minifierrat gebil-
ligt. Weiter setzte Außemninister Flandin seinen
Ministerkollegen die Bedingungen auseinander,
unter denen die bevorstehende Zusammenkunft des 13er-
Ausschufles und die Tagung der Locarno-Mächte
in Gens beginnen werden.
*
Vermutungen Lber den sranzösischen Plan.
Der „Paris-Soir" glaubt, den Inhalt des fran-
zösischen Plans bereits wie folgt wiedergeben zu
können:
1. Eine Zurückweisung der von Deutschland
vorgebrachteu juristischeuGründe zur Rechtfer-
ttgung der „Locarno-Verletzung".
2. Cine Denkschrift, die sür diejenigen bestimmt ist,
die die Lage in der Rhein-Zone „zu prüsen und
sich über sie auszusprechen haben".
3. Cin konstruktiver Plan, der vorsieht:
u) die Orgauisierung des Friedeas aus
der Gruntstage der Gleichberechtigung für alle,
d)Verschärfung des Artikels 16 des Völker-
bundspaktes, mn die kollektive Sicherheit schnel-
ler und wirkungsvoller durchführen zu können. Cs wird
angeregt, dem Bölkerbund eine internationale
Streitmacht zm Verfügung zu stellen. Diese Frage
sei aber noch nicht in ihren Cinzelheiten festgelegt.
0) Gegeuseitige» Beistand zugunsten von
Staaten, die Opfer eines Angrifss werden könn-
ten, sei es in Westeuropa, sei es in Osteuropa, Sowjet-
rußland eingeschloffen.
Zn dem „konstruktiven Teil" dieses Plans bemerkt
der Außenpolitiker des Blattes, daß Frankreich damit
zur Politik des gegenseitigenregionalen
Veistands zurückkehre. Die in Aussicht genommenen
Pakte dürsten sich nur auf Curopa erstrecken, da
die letzten Creigniffe gezeigt HLtten, daß der Völker-
bund nur seinem Namen nach universell sei. In der
letzten Zeit habe er weder in Asien noch in Ämerika noch
in Afrika wirkungsvoll eingreifen können. Grundsatz des
französtschen Plans sei, datz die Aufzwingung des Frie-
dens durch eine kollektive Macht nicht über Curopa hin-
ausgehen könne. Die Cinbeziehung der europäischen
Gebietsteile S 0 w j et r utzl an d s, die im Bricmd-
Die Botschafter-Konferenz bei Flandin.
Außenminister Flandin hatte var einigen Tagen die franzosischen B 0 tschaster aus B e r l i n , London.
Rom unü Brüffel nach Paris gerufen, um stck vor serner endgultigen Stellnngnahme zu den deutschen Bor,chlagen
von ihnen über die Stimmung in den einzelnen Ländern Bericht erstatten zu lassen. Von rechts nach links: der
Botschaster in Berlin, Franqois-Poncet, Minister Paul-Boncour, der Botschafter in Rom. d e
C'hambrun. Minifterpräsident Sarraut, Autzenminister Flandin, der Sekretar am Quai dOvsay,
Leger. der Botschafter in London. Corbrn und der Botschafter m Bruffel, M Laroche.^
.('«cherl Bilderdienst, K.)
Plan einer europäischen Vereinigung nicht vorgesehen ge-
wesen sei, rechtfertige sich heute, nachdem Sowjetrußland
Völkerbundsmitglie'd und durch einen Sondervertrag mit
Frankreich verbunden sei. (!)
Die Denkschrift wcrde dann im einzelnen Curopa
in regionale Pakte unterstellen. Cs werds
dargelegt, nach welchen Grundsähen sich Staaten zu regio-
nalen Pakten gegenseitigen Veistands zusammenschließen
könnten, um jede Kriegsaefahr iu gewiffen, besonders
bedrohten Bezirken auszuschließen.
Auch der „Temps" versucht in seinem Leitarttkel di«
drei Teile des franzöfischen Plans zu rechtfertigeu.
Die Vesprechungen der Locarno-Mächte.
Wie in französtschen politischen Kreisen verlautet,
soll stch der Ministerrat, der am Montag nachmittag
über vier Stunden getagl hat, nach Villigung der von
Außenmrnister Flandin und feinen technischen Mit-
arbeitern am Quai d'Orsay ausgearbeiteten franzöfischeu
Schriftstücke in erster Linie mit den Bedingungen
beschästigt haben, unter denen sich am kommenden Frei-
tag in Gsnf die Besprechungen der Rest-Locarno-
Mächte abspielen werdcn. Darauf sei im Augenblick das
Hauptintcreffe gcrichtct.
Die bciden am Montag nachmittag im Ministerrat
gebilligten sranzösischen Schriftstücke werden nicht vor
Mittwoch, spütestens jcdoch Frcitag, vcröffcntlicht wer-
den. Soweit am Montag abend verlautet, wird das eine
der Schriststücke, in dem die französische Regierung an
der deutschen Denkschrift nachdrücklich und aussührlich
Kritik übt, an die englische Regierung gerichtet sein,
das zweite Schriftstück über die „Organisterung des Frie-
dens in der Zukunst" aber an den Völkerbundsrat.
Der politische und der wirtschaftliche Grundriß.
In dem ersten Schriststück ziehe, so heißt es in diesen
Kreisen, die französtsche Regierung die Schlußfolgerung,
daß die deutsche Denkschrift in ihrem ersten Teil
völlig verneinenden Charakter habe. Sie fordere daher
von den Anterzeichnern des Locarno-Vertrages nachdrück-
lich die restlose Änwendung der Bestimmungen, die im
Fall eines Mißersolges der Verhandlungen mit Deutsch-
land vorgesehen seien. Die gesamte sranzösische
Antwort soll etwa ebenso umfangreich aussallen, wie
der deutsche Friedensplan/ Das darin enthal-
tene zweite sranzösische Schriftstück bestehe aus etwa 25
Artikcln, die eincn umfassenden politischen und
wirtschaftlichen Grundriß zur Organisie-
rung in Curopa bilden. Der französische Plan be-
zwccke eine Ausdehnung und Vcrstärkung dcr kollcktiven
Sicherheit in Curopa durch einen aus die europäischen
Staaten begrenzten Pakt, also nicht mehr einen welt-
umfaffenden Pakt, wie die Völkerbundssahungen ihn
augenblicklich darstellten. Die Vestimmungen des gesam-
tcn geplanten französischen Paktes würden dadurch ge-
schüht werden, daß man dem Völkerbund bereits in
Friedenszeiten gewifle nationale Truppenverbände zur
Verfügung stelle, um ein tatsächliches sofortiges
Cinschreiten des Völkerbundes gegen den Angreifer
zu ermöglichen. Außerdem seien Abrüstungsanregungen
vorgesehen.
In Paris glaubt man, daß der Plan zur „Organi-
sierung des Friedens" zu gegebcner Zeit, d. h. nach den
sranzösischen Wahlen, im Äölkerbund zur Crörterung ge-
stellt werden könnte.
*
Flandin fährt heute nach Genf.
Paris, 7. April. Außenminister Flandin wirb
am heutigen Dienstag mittag nach Genf abreisen.