Herdelberger
Neuesle Nachrickien
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Nr. 146
Druck unb Berlaa vonFriedrich Schulzein Heidelberg.
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1938
M die Meerengen.
Die Konserenz in Montreux.
r Jn Montreux hat die Dardanellen-Tagung
^gonnen, an der die Dertreter jener Mächte teilnehmen,
. ig2z i,z einem anderen Ort am Genfer See, nämlich
" Lausanne, der Türkei den Friedens-Vertrag aufzwan-
der auch das Verbot enthielt, die Meerengen wie-
^ zu befestigcn. Nun soll die Tagung von Montrcux
Laufanner Vcrtrag von dicser Vcstimmung bcfreicn,
bedeutet, daß auch der Türkci die Hohcits-
^chte wiedergegeben werden, die im Sinn der
^rsailler Politik allcn Völkern versagt wurden, die sich
Mittelmeermächten im großen Kricg angeschlosscn
.^rten. Die VersaillerPolitik ist nün einmal
>"n Abbruch verurteilt, dcnn diese Versaillcr
V°litik war das Unrecht und die Gewalt an sich selbst,
.denn auch der Gcnfcr Völkcrbund und seine Politik
dics Unrecht aufgebaut warcn. Cs wird nun Sache
neucn Türkci sein, ob die Frage der Mccrengcn sür
Vn>er erledigt ist odcr ob sie von Zcit zu Zeit doch wie-
den Zankapsel bilden, den gcwisie europäischc Groß-
^chte sich gegenscitig zuwersew
Wer die Vcdcutung der Meerengen-Frage erkennen
Vll, muß sich zunächst einmal vorstcllcn, dah zwar nicht
^ Meercngcn sclbst, wohl abcr das Marmara-Mecr und
d" Bosporus die Grenzezwischen Curopa und
Orient bilden. Diese Grenzscheide hat immcr
Nolle gespiclt, seitdcm das Licht dcr Geschichtc aus
h," nahen Östcn und auf den Valkan gcfallcn ist. Was
antike Legcnde von dcn Dardancllcn und dcn Perscr-
e?'egen crzählt, braucht hier nicht erwühnt zu werden,
^ZUsowcnig, daß dcr Vcsitz der Dardancllcn seit dcr Cr-
)..°tung Konstantinopels durch die Türken bis zum Cin-
Hußlands in die neuerc Geschichte des Abcndlandcs
die Türkei unbestritten war. Dann aber begann das
^ve Ringen des zaristischen Rußland mit
s ° t Türkei, denn es genücst zum Verständnis für die-
Ningcn dic Karte Südostcuropas und Vorderasicns
H?iusehen, um zu crkenncn, daß es ohne die Herrschaft
dic Mcercngcn sür Rußland kcincn Auswcg nach
Mittelmeer gab. Diese Herrschaft hat das zaristische
s?"ßland nicht crzwingen könncn, wcder im Krim-Kricg
tzii russisch-türkischcn Krieg von 1877, wcil in dem
s-s dcm andcrcn Fall Cngland sich widcr-
ffUte. Cngland hattc im 19. Iahrhuudcrt den Druck
zaristischen Rußland in Vorderasicn zu Land und zu
AMcr zu fühlcn, wobci es nur mühsam gclang, diescn
in Pcrsicn und Asghanistan aufzufangcn, währcnd
tz-Zu Wasier die alte Tllrkci war, die dabei von der
^rsucht und dcm Gcgensatz Cnglands zu Rußland
-'K.ritützt wurdc. Daß das zaristischc Rußland den stra-
jichchen und taktischen Wert der Mcerengen richtig er»
^""t und eingeschätzt hatte. zeigte sich im großcn Kricg,
die unbcstrittcne Herrschast der Türkcn über die
bo ^""gcn machte es den Cngländcrn völlig unmöglich,
^cndwie mit dcm russischcn Verbündcten in Verbindung
Keten Wärc dics geschchcn, hätten Cngland und
ih.^ukreich an dcn zaristischen Verbündetcn ununtcrbro-
^ Wafsen und Munition liefern können, so hättc dcr
Ixw°ß aus töncrncn Fühcn viellicht länger Widcrstand
s>eu " könncn. Abcr das ist hinterher schwer zu entschci-
dj 3m großen Krieg war cines dcr
„ÖV e r n i ch t u n g der Türkei. ...... _
syA der alten Türkei jeder Besih in Curopa genommen,
i>."sc fkp natitiseber Nereicki aus das anatolssckie Kernsanb
^?.sc ihr politischer Dercich auf das anatolischc Kcrnland
L/^ckgedrängt. Damit war auch dic Verbindung mit der
d^Ute nntcrbrocbcn, sowie jcde unmittclbare Verbin-
mit dcr Kiistc. Auf das Kalifat mußtc dcr Sultan
dg^chtcn, sodaß nach dem Willen der Sieger von 1918
der Türkei nichts mehr übriggeblicben wärc als wie
Hü^cnschenarmcr Kleinstaat. Dcr stahlharte Wille eines
ljff/^es, der Feldherr und Politiker zugleich war, näm-
^^remal Atatürk, war notwendig, um den Unter-
l«1 9 der Türkei in die Crneuerung der jungen Tür-
zqj,uinzukchren. Griechcnland, das die undankbare Aus-
V übernchmen mußte, die Türkei in Anatolien einzu-
sß^ n^mußtc sich dem Siegerwillen Kemal Atatürks und
Truppen beugen.
^tz^.^ber die Früchte dieser Crneuerung konnte die junge
nicht im ganzen Umfang an sich bringen, weil die
Sig TNge der Siegermächte im Nahen Osten sich dem ent-
»e^chchten. Auch die Meerengen warcn darin ein-
ß>k,9cn, dcnn die Siegcrmächte wollten nicht, daß Räte-
^iil^nd sich auf dcm Valkan scstsetzen konntc, wie sie es
do>j,.üicht wollten, daß die junge Türkci militärisch und
ssA zu sehr erstarkt ist. ^So kam es zu dem Vcschluß,
Kh^esestigung der Meerengen zu verbie-
Me„Eo der jungen Türkei das Recht zu verwehren,
Bcsih zu Wasier und zu Land nach eigenem Cr-
,Kee? öu vcrtcidigcn. Das Vcrbot der Bcscstigung dcr
Mi-scngcn umschloh auch das Verbot, frcmdcn Kricgs-
ste V> dic Durchsahrt zu gcstattcn, wobei abcr wiedcr
pissp ^lle osfcn war, ob im Crnstfall sich fremde Kricgs-
nicht trohdcm oder gcradc dcswcgen die Durch-
,ie , ^rzwungen hättcn. Mit dicscr Möglichkeit hat auch
^ 9e Türkei immcr gerechnet, abcr bisher nicht er-
. ^ konnen, die Siegermächte von 1918 zu veranlaffen,
^Pestinimung des Lausanncr Vertrags von 1923 rück-
'9 zu machcn.
K >ist die Wiederherstellung der deutschen
r h x, h § j die am 16. März 1935 begann, die
Ak 7 März 1836 zu dcm Cntschluß sührtc, nicht
p^ieis bcutsche Wchrhohcit, sondern auch die deutsche
Vdhohcit wicderherzustcllcn, gab der jungcn Türkei
, er^^^anlasiung, von sich aus das glcichc zu sor-
? „-^as geschah in dcr Note vom 10. April 1936,
Äeiu Regierung von Ankara eindringlich auseinan-
Uieh'^. warüm und wcshalb die junge Türkei auf die
^verstellung allcr Hoheitsrcckite in dcn Grcnzen des
7sten59er Vertragcs bestehen muß. Der Fortschritt dcr
d Ve« läßt' es zwar heute nicht mchr zu, Vcfesti-
KS ijs »on der Art an dcn Mccrcngcn zu errichtcn, wic
Jg, Mittelalter qeschah, wie sie auch im 19. bis
,,>ese Ächundert in dcn Grundzügcn bcibehaltcn wurdcn.
efestigungen sind im 19. Iahrhdt, überbolt worden,
i°,unzulänglich, daß die britischc Admiralität, die
Ä,,Auische Ueberholung genau kannte, im Iahr 1915
Ö»i„Masiung war, mit Hilse' einiger schwer bewassneter
Acj^siie in dic Dardancllcn cinzudringen. Das wärc
i,?isck^E auch gelungen, wären die Dardanellen nicht in-
z sty ° von deutichcn Ingenieuren und Fcstungstcch-
,As und ergänzt worden, wäre cs serner
'Mgen, gerade an dcn Dardancllen cine aus-
td ^c„ Vtuppe zu vcrsammcln, die aus Deutichcn und
^ ^k!...bestand, um Konstantinopel und die Meerengen
» R> 'digen.
i?!> das sür die Meerenqen gilt, also sllr dcn Zu-
V »15."' Süden, gilt auch für dcn Zugang vom Nor-
^i ssis^i Ü'r den Vosporus, einen Zugang, um den das
^ußland 150 Iahre lang Krieg gesührt hatte.
iiis'' sti , 'ui Mittclmcer als Folqe dcs Strcitsallcs zwr-
und Ab-ssinicn ist sür die Fordcrungen der
^urkei ein wesentlicher Helfer gewesen.
GWjetrußlail- ttrebt lns Mlttekmeer.
EnMch-solvjetrMche GegenWe ln der Meerengenfrage.
Um die DmchUrt der Kriegsschisse.
Zwischcnspiel in Montreux.
London, 24. Iuni. Die Londoner Abendblätter be-
richten in großer Aufmachung über Gegensähe zwi-
schen Cngland und S o w je t r u ß l a n d, die sich
auf der Konserenz von Montreux herausgcstellt hätten.
Sie seien so ausgeprägt, datz die britische Abordnung auf
neue Anweisungen aus London warten müsie.
Nach Reuter drehe sich die Mcinungsverschieden-
heit um dis Durchfahrt von Kriegsschisfen
durch die Dardanellen. Großbritannien sei nur
dann bereit, sich mit Cinschränkungen abzufinden, wenn
sie allgemein und ohne Ausnahme gelten
würden.
Die Sowjctunion dagegen wünsch«, daß die
Schwarzmeer-Staaten so viel Schifse, wie sie
wollen, in das Mittelmeer senden dürsen, daß die
anderen Mächte aber nur eine begrenzte Ton-
nage aus dcm Mittclmeer in das Schwarze Meer schik-
ken dürsen und auch dies nur unter besonderen Ve-
dingungen.
Die britische Abordnung habe daher um weitere
Anweisung aus London gebeten. Cs sei jedoch noch
nicht sicher, ob dicse rechtzeitig eintrefsen würden.
In unterrichteten Kreisen hält man es für mvglich,
daß sich die Sihung des britischen Kabinetts am Don-
nerstag u. a. auch mit dieser Frage beschäftigen wird.
Keine SchisssreMiitmeii.
Auch Iapan gegen die sowjetrusiischen Forderungen.
Tokio, 24. Iuni. (Ostasiendienst des DNB.) Nach
einer Mitteilung der Agentur Domei hat der japanische
Außenminister Arita an den Delegationsführer Sato
auf der Konserenz von Montreux solgende Richtlinicn
übermittelt: Die japanische Marine unterstüht die
türkischen Revisionssorderungen, verlangt aber eine Ab-
änderung des türkischen Vorschlags dahingehend,
daß das großzügige Passagerecht für sowjetruffi-
sche Schisfe zum Mittelmeer eingeschränkt wird.
Iapan werde sich an den Maßnahmen zur Aufrecht-
erhaltung des jehigen Vertrags wegen des Ausscheidens
aus dcm Völkerbund kcincsfalls beteiligen.
Der liirkische Borschlag.
Die Stellungnahme der Mächte.
Montreux, 24. Iuni. Die Meerengen-Kon-
ferenz hat am Mittwoch vormittag mit der Prüfung
des zweiten Abschnittes des türkischen Abkom-
mensentwurfs, der sich auf die Durchfahrt von
Kriegsschisfen bezieht, begonnen.
Litwinow (Finkclstein) stellte den Antrag, daß die
Tragweite des Artikels 6, der Kriegsschisfe nur
zum Zweck von Höflichkeitsbesuchen durchlasien will, ge-
nau dahin umschriebsn wcrde, daß es sich sich nur um
Schisse von Nichtuferstaatcn des Schwarzen Meeres
handle. Auch solle das Durchfahrtsverbot von
Anterseebooten auf Flugzeugträger aus-
gedehnt werden.
den Streik erklärt und die betreffenden Werftanlagen
beseht.
Für die britische Regierung behiekt sich L ov-
Stanhope eine Stellungnahme vor.
Der japanische Abgeordnete Sato erklärte fich be-
reit, den Veschränkungen für die Cinfahrt von
K r i e g s s ch i ff c n ins Schwarze Meer zuzustimmen,
wenn diese Vcschränkungen auch den das Schwarze Meer
verlassenden Kriegsschiffen auserlegt würden.
Paul-Voncour machte Vorschläge hinsichtlich
der Gleichstellung der Hilfsschiffe mit den eigentlichen
Kriegsschifsen.
Unter Zurückstcllung dieser verschiedenen grundsätzli-
chen Fragen erörterte die Konserenz hierauf die in dem
türkischen Cntwurf vorgesehenen sormalen Bestimmun-
gen, wobei sich die Vertreter Großbritanniens, Ruß-
länds, Iapans und Rumäniens mit der vorherigen
Anmeldung prinzipiell einverstanden erklärten.
Die Begrcnzung der Tonnage auf 14 000 Tonncn soll auf
britischen Antrag von dcm technischen Komitee mit dem
Ziel einer höheren Fesffehung gcprüft werden. Hin-
sichtlich des Artikels 7, der sich äus die Durchfahrts-
sälle bei Neutralität der Türkei bezieht, be-
hielt der britische Vertreter sich gleichfalls die Stellung-
nahme seiner Regierung vor.
Nach Cinwendungen Paul-Boncours und Litwi-
nows entwickelte sich eine Aussprache über die Neu-
tralitätspflichten der Türkei gegenüber den
Nichtunterzeichncrstaaten, wobei der türkische Außenmini-
ster erklärte, es könne gar kein Zweiscl darüber bestehen,
daß die Türkei alle ihre internationalcn Verpflichtungen
und natürlich auch disjenigen aus der Völkerbunds-
sahung erfüllen würde.
Die Konferenz wird am Donnerstag vormittag mit
einsr weiteren Vollsitzung die erste Phase ihrer Arbeiten
abschließen.
ten während dcr Rede Oliviers einen großen Lärm,
um seine Ausführungen unverständlich zu machen.
*
In der Kammer verlas Ministerpräsident van Z ee-
land am Mittwoch die Regierungserklärung.
Gleich zu Veginn sorderten die Mitglieder des national-
slamischen Vlockes mit hestigen Zurusen den MinisterprL-
sidentcn aus, seine Erklärung nicht in sranzösischer, son-
dern in slamischer Sprache vorzutragen. Der Tu-
mult wurde so groß, dah van Zeeland zunächst nicht mchr
zu Wort kommen konnte. Mehrere flamische Abgeordnete
standcn aus und erhoben Einspruch dagegen, daß hcute
noch im Parlament der sranzösischcn Sprache ossizicll der
Vorzug gegeben werde, obwohl die Mehrheit sich aus
Flamcn zusammensche.
van Zeeland wollte beschwichtigend wirken, indsm
er erklürtc, daß zum Ausgleich im Senatdie Ne-
gicrungscrklärung zuerst in flamischcr Sprachc vcr-
lesen und dann erst ins Französische übcrseht werde. Diese
Crklärung van Zeelands hatte jedoch nicht die erhoffte
Wirkung. Verschicdene Nationalflamcn entgegneten, für
ste sei e's eine qrundsähliche Forderunq, daß künftig Fla-
misch die offizielle Sprache sei, die nfft Rückstcht auf die
flamische Mehrheit Velgiens den Vorzug vor dem Fran-
zöstschen verdiene.
Der Kammerpräsident Huysmans, der selbst
Flame ist, konnte in dem allqemeinen Lärm weder sich
noch dem Ministerprästdenten Gehör verschaffen. Schließ-
lich legte sich der Sturm und van Zeeland konnte seine
Crklärung in französischer Sprache fortsehen. Am Schluß
kam es sedoch zu neuen Zwischenfällen, als Finanzmini-
ster de Man (slamischer Sozialist) auf die Rednertri-
büne trat, um die Regierungscrklärung ins Flamische zu
übcrsehcn.
Untcr lauten Protestrufen verließcn die
Mitglieder des nationalslamischen Vlocks geschlosien den
Sitzungssaal mit der Crklärung, daß sie an der Ueber-
sehung einer sranzösischen Rede kein Intercffe hätten.
Die belgische Rcgierungserklärung.
Ministerpräsident van Zeeland begann seine Cr-
klärung mit dem Hinweis, daß die neue Regierung in
einem besonders schwierigen Augcnblick gebildet worden
sei. Probleme von aüßergewöhnlichem
Crnst hättcn sosort in Angrifs genommen werden müs-
sen. Der Ministcrpräsident zählte dann die einzelnen
Maßnahmen aus, die die Regierung auf sozialem Gebiet
unter dem Druck der Gewcrkschaften und Sozialdemokra-
ten zur Beruhigung der Masicn ergriffen habe und dis
teilweise schon in Form von Gesehentwürfen dem Parla-
ment zugegangen seien. Cs handle sich um die ANgle i-
chung der Löhne, die grundsähliche Cinführung der
4 0 stündigen Arbeitswoche, die allgemeine Cin-
richtung von Kollcktivverträgen und paritätischen Kom-
missioncn in der Industrie, die Pslichtversicherung geaen
Arbcitslosigkeit, dic Sicherung des gewerkschaftlich'cn Äer-
einigungsrcchts, die Rcform der Arbcitsloscnversichcrung
und der Altcrspensionen und die Forffehung der öffent-
lichen Arbeiten.
Anter den politischen Reformen, die die Regierung
in Ausstcht genommcn hat, besinden sich — allerdings vor-
läusig nur in schr allgemcin gchaltenen Formcn — zahl-
reiche Forderungen, die die Rexbewegung in ihrem
Kampf gegen das heutige Systcm erhoben haff unter an-
derem Hcrabschung der Zahl dcr Abgcordncten, dic Cin-
führung der Volksbcsragung, das System cincr bcruss-
ständischen Organisation, dic Cinschung von Wirtschafts-
rätcn. die Schassuna cincs Oberstcn Staatsratcs, sowie
das Verbot der Vekleidung von Aufsickitsratsposten durch
Mitglieder der Regierung und des Parlaments. Die
praktische Durchführung diescr Reformcn wird allerdings
in dcr Rcgicrungscrklärung größtentcils dcm Parlament
überlasien.
Zur Außenpolitik wurde erklärt, daß die bis-
herige Politik sortgesetzt werde, um die vollständige !ln -
abhüngigkeit Velgiens sicher zu stcllen. Wciter
heißt es in der Regierüngscrklärung, daß die Forderun-
gen dcr Flamen hinsichtlich der Sprachcngcsehe crfüllt
werden würden. Die Rede van Zeelands wurde
wiedcrholt von den Flamen und Rexistenbewegung un-
terbrochen. Cinige National-Flamen riefen, als van
Zeeland über die Landesverteidiqunq sprach: „Los von
Frankreich!"
Zwei Hallen bei der Werst beseht.
Paris, 25. Iuni. (Cig. Funkmeldung.) Nunmehr ist
ch die französische Kriegsmarine durch die
reikbewegung in Mitleidenschaft gezogen wor-
z. Ctwa 300 Arbeiter der Werft von St. Denin bei
. Nazaire, die an Vord zweier Kreuzer und an
wd von vier Unterseebooten Ausbefferungsarbei-
> durchführen, haben die Arbeit niedergelegt.
e Arbeiter wollten zucrst an Bord der Schisfe bleiben
d ste nach bckanntem Vorbild „besehen". Später ent-
loffen sie sich aber, zwei in der Nähe der Wcrst liegendc
illen zu besetzen, dort die rote Fahne zu hisien und
r die Crfüllung ihrcr Fordcrungen abzuwarten.
400 weitere Arbeiter der Loire-Werft St. Denin bei
. Nazaire der Abteilung Turbinenbau haben ebensalls
Aus den Schisfen in Marseille weht die rote Fahne.
Paris, 25. Iuni. (Cig. Funkmeldung.) Die Streik-
ckage in Marseille ist vorläufig noch unverän-
dert. Nach wie vor sind die Schiffe von ihren Mann-
schaften beseht und die rote Fahne weht auf den Ma-
stcn.
Während Vertreter der streikenden Matrosen und
der Dchissseigentümer am Mittwoch nachmittag in Paris
bcim Ministerpräsidcntcn Leon Blum und bei dem Un-
terstaatssekretär im Handelsministerium, Tasso, wcilten,
traf ein Telegramm aus Marseille ein, das die grund-
sätzliche Zustimmung der Schisfsgesellschastcn zu den
Forderungen der Streikcnden brachte. Cs blcibt nun ab-
zuwarten, ob die Aufforderung des Ministerprästdcnten
yach Annahme der Forderungen durch die Schifssgesell-
jchaften die Arbeit aus dcn besetzten Schiffen sosort
auszunehmen, von dcn streikcnden Matroscn am
Donnerstag Vormittag auch befolgt wird.
Armeegeneral Ballc in Staaken eingetrofsen.
Die Ankunft des Staatssekretärs im italienischen Luftfahrtministerium, Armeegeneral Valle, auf
dem Flughasen Staaken bei Berlin. Rechts vom Gast der italienische Botschafter in Berlin, Atollieo,
und Staatssekretär General der Flteger Milch. (Scherl Bilderdienst, K.)
LSrm in der belgischen Kammer.
S!e Slamm gegen die franzöiMe Svrache.
Dle erste SIKmg der »enen Kmiiier.
van Zeeland soll slamisch sprechcn.
Vrüsiel, 24. Iuni. Das neue belgische Par-
lament ist am Dienstag züsammengetreten. Die stärk
übcralterte Kammer hat sich vcrjüngt. Die junge Gene-
ration ist namentlich auf den Bänken der Rexisten und
der Nationalflamen vertreten.
Die Sihung begann mit einem kleinen Zwischensall,
als der Altersprüsident an die neuen Abgeordneten eine
kurze Ansprache in Französisch richtete. Von den Vän-
ken der Nationalflamen ertönten sofort Rufe: „W i r
verstehen diese Sprache nichtl" Die Ausregung
legte sich erst, als der Bcisttzer Tollcnaere die Worte des
Präsidcntcn ins Flamischc übcrtrug.
Bei der Prüfung der Mandate konnte man das starke
flebergewicht der Flamen in der neuen Kam-
mcr feststcllen: Die mcistcn Abgcordnctcn leistcten näm-
lich den Cid in flamischer Sprache. Geradezu sensa-
tionell wirkte es, als der Rex-Vcrtreter von Cupen,
Rechtsanwält Wintgäns, den C>d laut und vernehm-
lich in deutscher Sprache leistete. Iedesmal, wenn
ein Vertreter der Rexisten oder ein Nationalflame den
Cid sprach, ertönten von den Bänkcn der Sozialdcmokra-
ten und Liberalen höhnische Zurufe.
Zu dem ersten heftigen Zusammenstoß zwischen Rexi-
stcn und Sozialdemokraten kam es, als dcr Vorsihende
nach einer mehrstündigen Veratung vorschlug, die Sitzung
abzubrcchen und die Neuwahl des Präsidiums
aus Mittwoch zu vertagen. Der Rex-Abgcordncte Oli-
vier aus Vrüsiel wider>prach unter Hinwcis auf den
Crnst der Lage im Lande. Dic Sozialdemokratcn mach-
Frankreichs Krlegömarine vom Streik berükrt.
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M die Meerengen.
Die Konserenz in Montreux.
r Jn Montreux hat die Dardanellen-Tagung
^gonnen, an der die Dertreter jener Mächte teilnehmen,
. ig2z i,z einem anderen Ort am Genfer See, nämlich
" Lausanne, der Türkei den Friedens-Vertrag aufzwan-
der auch das Verbot enthielt, die Meerengen wie-
^ zu befestigcn. Nun soll die Tagung von Montrcux
Laufanner Vcrtrag von dicser Vcstimmung bcfreicn,
bedeutet, daß auch der Türkci die Hohcits-
^chte wiedergegeben werden, die im Sinn der
^rsailler Politik allcn Völkern versagt wurden, die sich
Mittelmeermächten im großen Kricg angeschlosscn
.^rten. Die VersaillerPolitik ist nün einmal
>"n Abbruch verurteilt, dcnn diese Versaillcr
V°litik war das Unrecht und die Gewalt an sich selbst,
.denn auch der Gcnfcr Völkcrbund und seine Politik
dics Unrecht aufgebaut warcn. Cs wird nun Sache
neucn Türkci sein, ob die Frage der Mccrengcn sür
Vn>er erledigt ist odcr ob sie von Zcit zu Zeit doch wie-
den Zankapsel bilden, den gcwisie europäischc Groß-
^chte sich gegenscitig zuwersew
Wer die Vcdcutung der Meerengen-Frage erkennen
Vll, muß sich zunächst einmal vorstcllcn, dah zwar nicht
^ Meercngcn sclbst, wohl abcr das Marmara-Mecr und
d" Bosporus die Grenzezwischen Curopa und
Orient bilden. Diese Grenzscheide hat immcr
Nolle gespiclt, seitdcm das Licht dcr Geschichtc aus
h," nahen Östcn und auf den Valkan gcfallcn ist. Was
antike Legcnde von dcn Dardancllcn und dcn Perscr-
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^ZUsowcnig, daß dcr Vcsitz der Dardancllcn seit dcr Cr-
)..°tung Konstantinopels durch die Türken bis zum Cin-
Hußlands in die neuerc Geschichte des Abcndlandcs
die Türkei unbestritten war. Dann aber begann das
^ve Ringen des zaristischen Rußland mit
s ° t Türkei, denn es genücst zum Verständnis für die-
Ningcn dic Karte Südostcuropas und Vorderasicns
H?iusehen, um zu crkenncn, daß es ohne die Herrschaft
dic Mcercngcn sür Rußland kcincn Auswcg nach
Mittelmeer gab. Diese Herrschaft hat das zaristische
s?"ßland nicht crzwingen könncn, wcder im Krim-Kricg
tzii russisch-türkischcn Krieg von 1877, wcil in dem
s-s dcm andcrcn Fall Cngland sich widcr-
ffUte. Cngland hattc im 19. Iahrhuudcrt den Druck
zaristischen Rußland in Vorderasicn zu Land und zu
AMcr zu fühlcn, wobci es nur mühsam gclang, diescn
in Pcrsicn und Asghanistan aufzufangcn, währcnd
tz-Zu Wasier die alte Tllrkci war, die dabei von der
^rsucht und dcm Gcgensatz Cnglands zu Rußland
-'K.ritützt wurdc. Daß das zaristischc Rußland den stra-
jichchen und taktischen Wert der Mcerengen richtig er»
^""t und eingeschätzt hatte. zeigte sich im großcn Kricg,
die unbcstrittcne Herrschast der Türkcn über die
bo ^""gcn machte es den Cngländcrn völlig unmöglich,
^cndwie mit dcm russischcn Verbündcten in Verbindung
Keten Wärc dics geschchcn, hätten Cngland und
ih.^ukreich an dcn zaristischen Verbündetcn ununtcrbro-
^ Wafsen und Munition liefern können, so hättc dcr
Ixw°ß aus töncrncn Fühcn viellicht länger Widcrstand
s>eu " könncn. Abcr das ist hinterher schwer zu entschci-
dj 3m großen Krieg war cines dcr
„ÖV e r n i ch t u n g der Türkei. ...... _
syA der alten Türkei jeder Besih in Curopa genommen,
i>."sc fkp natitiseber Nereicki aus das anatolssckie Kernsanb
^?.sc ihr politischer Dercich auf das anatolischc Kcrnland
L/^ckgedrängt. Damit war auch dic Verbindung mit der
d^Ute nntcrbrocbcn, sowie jcde unmittclbare Verbin-
mit dcr Kiistc. Auf das Kalifat mußtc dcr Sultan
dg^chtcn, sodaß nach dem Willen der Sieger von 1918
der Türkei nichts mehr übriggeblicben wärc als wie
Hü^cnschenarmcr Kleinstaat. Dcr stahlharte Wille eines
ljff/^es, der Feldherr und Politiker zugleich war, näm-
^^remal Atatürk, war notwendig, um den Unter-
l«1 9 der Türkei in die Crneuerung der jungen Tür-
zqj,uinzukchren. Griechcnland, das die undankbare Aus-
V übernchmen mußte, die Türkei in Anatolien einzu-
sß^ n^mußtc sich dem Siegerwillen Kemal Atatürks und
Truppen beugen.
^tz^.^ber die Früchte dieser Crneuerung konnte die junge
nicht im ganzen Umfang an sich bringen, weil die
Sig TNge der Siegermächte im Nahen Osten sich dem ent-
»e^chchten. Auch die Meerengen warcn darin ein-
ß>k,9cn, dcnn die Siegcrmächte wollten nicht, daß Räte-
^iil^nd sich auf dcm Valkan scstsetzen konntc, wie sie es
do>j,.üicht wollten, daß die junge Türkci militärisch und
ssA zu sehr erstarkt ist. ^So kam es zu dem Vcschluß,
Kh^esestigung der Meerengen zu verbie-
Me„Eo der jungen Türkei das Recht zu verwehren,
Bcsih zu Wasier und zu Land nach eigenem Cr-
,Kee? öu vcrtcidigcn. Das Vcrbot der Bcscstigung dcr
Mi-scngcn umschloh auch das Verbot, frcmdcn Kricgs-
ste V> dic Durchsahrt zu gcstattcn, wobei abcr wiedcr
pissp ^lle osfcn war, ob im Crnstfall sich fremde Kricgs-
nicht trohdcm oder gcradc dcswcgen die Durch-
,ie , ^rzwungen hättcn. Mit dicscr Möglichkeit hat auch
^ 9e Türkei immcr gerechnet, abcr bisher nicht er-
. ^ konnen, die Siegermächte von 1918 zu veranlaffen,
^Pestinimung des Lausanncr Vertrags von 1923 rück-
'9 zu machcn.
K >ist die Wiederherstellung der deutschen
r h x, h § j die am 16. März 1935 begann, die
Ak 7 März 1836 zu dcm Cntschluß sührtc, nicht
p^ieis bcutsche Wchrhohcit, sondern auch die deutsche
Vdhohcit wicderherzustcllcn, gab der jungcn Türkei
, er^^^anlasiung, von sich aus das glcichc zu sor-
? „-^as geschah in dcr Note vom 10. April 1936,
Äeiu Regierung von Ankara eindringlich auseinan-
Uieh'^. warüm und wcshalb die junge Türkei auf die
^verstellung allcr Hoheitsrcckite in dcn Grcnzen des
7sten59er Vertragcs bestehen muß. Der Fortschritt dcr
d Ve« läßt' es zwar heute nicht mchr zu, Vcfesti-
KS ijs »on der Art an dcn Mccrcngcn zu errichtcn, wic
Jg, Mittelalter qeschah, wie sie auch im 19. bis
,,>ese Ächundert in dcn Grundzügcn bcibehaltcn wurdcn.
efestigungen sind im 19. Iahrhdt, überbolt worden,
i°,unzulänglich, daß die britischc Admiralität, die
Ä,,Auische Ueberholung genau kannte, im Iahr 1915
Ö»i„Masiung war, mit Hilse' einiger schwer bewassneter
Acj^siie in dic Dardancllcn cinzudringen. Das wärc
i,?isck^E auch gelungen, wären die Dardanellen nicht in-
z sty ° von deutichcn Ingenieuren und Fcstungstcch-
,As und ergänzt worden, wäre cs serner
'Mgen, gerade an dcn Dardancllen cine aus-
td ^c„ Vtuppe zu vcrsammcln, die aus Deutichcn und
^ ^k!...bestand, um Konstantinopel und die Meerengen
» R> 'digen.
i?!> das sür die Meerenqen gilt, also sllr dcn Zu-
V »15."' Süden, gilt auch für dcn Zugang vom Nor-
^i ssis^i Ü'r den Vosporus, einen Zugang, um den das
^ußland 150 Iahre lang Krieg gesührt hatte.
iiis'' sti , 'ui Mittclmcer als Folqe dcs Strcitsallcs zwr-
und Ab-ssinicn ist sür die Fordcrungen der
^urkei ein wesentlicher Helfer gewesen.
GWjetrußlail- ttrebt lns Mlttekmeer.
EnMch-solvjetrMche GegenWe ln der Meerengenfrage.
Um die DmchUrt der Kriegsschisse.
Zwischcnspiel in Montreux.
London, 24. Iuni. Die Londoner Abendblätter be-
richten in großer Aufmachung über Gegensähe zwi-
schen Cngland und S o w je t r u ß l a n d, die sich
auf der Konserenz von Montreux herausgcstellt hätten.
Sie seien so ausgeprägt, datz die britische Abordnung auf
neue Anweisungen aus London warten müsie.
Nach Reuter drehe sich die Mcinungsverschieden-
heit um dis Durchfahrt von Kriegsschisfen
durch die Dardanellen. Großbritannien sei nur
dann bereit, sich mit Cinschränkungen abzufinden, wenn
sie allgemein und ohne Ausnahme gelten
würden.
Die Sowjctunion dagegen wünsch«, daß die
Schwarzmeer-Staaten so viel Schifse, wie sie
wollen, in das Mittelmeer senden dürsen, daß die
anderen Mächte aber nur eine begrenzte Ton-
nage aus dcm Mittclmeer in das Schwarze Meer schik-
ken dürsen und auch dies nur unter besonderen Ve-
dingungen.
Die britische Abordnung habe daher um weitere
Anweisung aus London gebeten. Cs sei jedoch noch
nicht sicher, ob dicse rechtzeitig eintrefsen würden.
In unterrichteten Kreisen hält man es für mvglich,
daß sich die Sihung des britischen Kabinetts am Don-
nerstag u. a. auch mit dieser Frage beschäftigen wird.
Keine SchisssreMiitmeii.
Auch Iapan gegen die sowjetrusiischen Forderungen.
Tokio, 24. Iuni. (Ostasiendienst des DNB.) Nach
einer Mitteilung der Agentur Domei hat der japanische
Außenminister Arita an den Delegationsführer Sato
auf der Konserenz von Montreux solgende Richtlinicn
übermittelt: Die japanische Marine unterstüht die
türkischen Revisionssorderungen, verlangt aber eine Ab-
änderung des türkischen Vorschlags dahingehend,
daß das großzügige Passagerecht für sowjetruffi-
sche Schisfe zum Mittelmeer eingeschränkt wird.
Iapan werde sich an den Maßnahmen zur Aufrecht-
erhaltung des jehigen Vertrags wegen des Ausscheidens
aus dcm Völkerbund kcincsfalls beteiligen.
Der liirkische Borschlag.
Die Stellungnahme der Mächte.
Montreux, 24. Iuni. Die Meerengen-Kon-
ferenz hat am Mittwoch vormittag mit der Prüfung
des zweiten Abschnittes des türkischen Abkom-
mensentwurfs, der sich auf die Durchfahrt von
Kriegsschisfen bezieht, begonnen.
Litwinow (Finkclstein) stellte den Antrag, daß die
Tragweite des Artikels 6, der Kriegsschisfe nur
zum Zweck von Höflichkeitsbesuchen durchlasien will, ge-
nau dahin umschriebsn wcrde, daß es sich sich nur um
Schisse von Nichtuferstaatcn des Schwarzen Meeres
handle. Auch solle das Durchfahrtsverbot von
Anterseebooten auf Flugzeugträger aus-
gedehnt werden.
den Streik erklärt und die betreffenden Werftanlagen
beseht.
Für die britische Regierung behiekt sich L ov-
Stanhope eine Stellungnahme vor.
Der japanische Abgeordnete Sato erklärte fich be-
reit, den Veschränkungen für die Cinfahrt von
K r i e g s s ch i ff c n ins Schwarze Meer zuzustimmen,
wenn diese Vcschränkungen auch den das Schwarze Meer
verlassenden Kriegsschiffen auserlegt würden.
Paul-Voncour machte Vorschläge hinsichtlich
der Gleichstellung der Hilfsschiffe mit den eigentlichen
Kriegsschifsen.
Unter Zurückstcllung dieser verschiedenen grundsätzli-
chen Fragen erörterte die Konserenz hierauf die in dem
türkischen Cntwurf vorgesehenen sormalen Bestimmun-
gen, wobei sich die Vertreter Großbritanniens, Ruß-
länds, Iapans und Rumäniens mit der vorherigen
Anmeldung prinzipiell einverstanden erklärten.
Die Begrcnzung der Tonnage auf 14 000 Tonncn soll auf
britischen Antrag von dcm technischen Komitee mit dem
Ziel einer höheren Fesffehung gcprüft werden. Hin-
sichtlich des Artikels 7, der sich äus die Durchfahrts-
sälle bei Neutralität der Türkei bezieht, be-
hielt der britische Vertreter sich gleichfalls die Stellung-
nahme seiner Regierung vor.
Nach Cinwendungen Paul-Boncours und Litwi-
nows entwickelte sich eine Aussprache über die Neu-
tralitätspflichten der Türkei gegenüber den
Nichtunterzeichncrstaaten, wobei der türkische Außenmini-
ster erklärte, es könne gar kein Zweiscl darüber bestehen,
daß die Türkei alle ihre internationalcn Verpflichtungen
und natürlich auch disjenigen aus der Völkerbunds-
sahung erfüllen würde.
Die Konferenz wird am Donnerstag vormittag mit
einsr weiteren Vollsitzung die erste Phase ihrer Arbeiten
abschließen.
ten während dcr Rede Oliviers einen großen Lärm,
um seine Ausführungen unverständlich zu machen.
*
In der Kammer verlas Ministerpräsident van Z ee-
land am Mittwoch die Regierungserklärung.
Gleich zu Veginn sorderten die Mitglieder des national-
slamischen Vlockes mit hestigen Zurusen den MinisterprL-
sidentcn aus, seine Erklärung nicht in sranzösischer, son-
dern in slamischer Sprache vorzutragen. Der Tu-
mult wurde so groß, dah van Zeeland zunächst nicht mchr
zu Wort kommen konnte. Mehrere flamische Abgeordnete
standcn aus und erhoben Einspruch dagegen, daß hcute
noch im Parlament der sranzösischcn Sprache ossizicll der
Vorzug gegeben werde, obwohl die Mehrheit sich aus
Flamcn zusammensche.
van Zeeland wollte beschwichtigend wirken, indsm
er erklürtc, daß zum Ausgleich im Senatdie Ne-
gicrungscrklärung zuerst in flamischcr Sprachc vcr-
lesen und dann erst ins Französische übcrseht werde. Diese
Crklärung van Zeelands hatte jedoch nicht die erhoffte
Wirkung. Verschicdene Nationalflamcn entgegneten, für
ste sei e's eine qrundsähliche Forderunq, daß künftig Fla-
misch die offizielle Sprache sei, die nfft Rückstcht auf die
flamische Mehrheit Velgiens den Vorzug vor dem Fran-
zöstschen verdiene.
Der Kammerpräsident Huysmans, der selbst
Flame ist, konnte in dem allqemeinen Lärm weder sich
noch dem Ministerprästdenten Gehör verschaffen. Schließ-
lich legte sich der Sturm und van Zeeland konnte seine
Crklärung in französischer Sprache fortsehen. Am Schluß
kam es sedoch zu neuen Zwischenfällen, als Finanzmini-
ster de Man (slamischer Sozialist) auf die Rednertri-
büne trat, um die Regierungscrklärung ins Flamische zu
übcrsehcn.
Untcr lauten Protestrufen verließcn die
Mitglieder des nationalslamischen Vlocks geschlosien den
Sitzungssaal mit der Crklärung, daß sie an der Ueber-
sehung einer sranzösischen Rede kein Intercffe hätten.
Die belgische Rcgierungserklärung.
Ministerpräsident van Zeeland begann seine Cr-
klärung mit dem Hinweis, daß die neue Regierung in
einem besonders schwierigen Augcnblick gebildet worden
sei. Probleme von aüßergewöhnlichem
Crnst hättcn sosort in Angrifs genommen werden müs-
sen. Der Ministcrpräsident zählte dann die einzelnen
Maßnahmen aus, die die Regierung auf sozialem Gebiet
unter dem Druck der Gewcrkschaften und Sozialdemokra-
ten zur Beruhigung der Masicn ergriffen habe und dis
teilweise schon in Form von Gesehentwürfen dem Parla-
ment zugegangen seien. Cs handle sich um die ANgle i-
chung der Löhne, die grundsähliche Cinführung der
4 0 stündigen Arbeitswoche, die allgemeine Cin-
richtung von Kollcktivverträgen und paritätischen Kom-
missioncn in der Industrie, die Pslichtversicherung geaen
Arbcitslosigkeit, dic Sicherung des gewerkschaftlich'cn Äer-
einigungsrcchts, die Rcform der Arbcitsloscnversichcrung
und der Altcrspensionen und die Forffehung der öffent-
lichen Arbeiten.
Anter den politischen Reformen, die die Regierung
in Ausstcht genommcn hat, besinden sich — allerdings vor-
läusig nur in schr allgemcin gchaltenen Formcn — zahl-
reiche Forderungen, die die Rexbewegung in ihrem
Kampf gegen das heutige Systcm erhoben haff unter an-
derem Hcrabschung der Zahl dcr Abgcordncten, dic Cin-
führung der Volksbcsragung, das System cincr bcruss-
ständischen Organisation, dic Cinschung von Wirtschafts-
rätcn. die Schassuna cincs Oberstcn Staatsratcs, sowie
das Verbot der Vekleidung von Aufsickitsratsposten durch
Mitglieder der Regierung und des Parlaments. Die
praktische Durchführung diescr Reformcn wird allerdings
in dcr Rcgicrungscrklärung größtentcils dcm Parlament
überlasien.
Zur Außenpolitik wurde erklärt, daß die bis-
herige Politik sortgesetzt werde, um die vollständige !ln -
abhüngigkeit Velgiens sicher zu stcllen. Wciter
heißt es in der Regierüngscrklärung, daß die Forderun-
gen dcr Flamen hinsichtlich der Sprachcngcsehe crfüllt
werden würden. Die Rede van Zeelands wurde
wiedcrholt von den Flamen und Rexistenbewegung un-
terbrochen. Cinige National-Flamen riefen, als van
Zeeland über die Landesverteidiqunq sprach: „Los von
Frankreich!"
Zwei Hallen bei der Werst beseht.
Paris, 25. Iuni. (Cig. Funkmeldung.) Nunmehr ist
ch die französische Kriegsmarine durch die
reikbewegung in Mitleidenschaft gezogen wor-
z. Ctwa 300 Arbeiter der Werft von St. Denin bei
. Nazaire, die an Vord zweier Kreuzer und an
wd von vier Unterseebooten Ausbefferungsarbei-
> durchführen, haben die Arbeit niedergelegt.
e Arbeiter wollten zucrst an Bord der Schisfe bleiben
d ste nach bckanntem Vorbild „besehen". Später ent-
loffen sie sich aber, zwei in der Nähe der Wcrst liegendc
illen zu besetzen, dort die rote Fahne zu hisien und
r die Crfüllung ihrcr Fordcrungen abzuwarten.
400 weitere Arbeiter der Loire-Werft St. Denin bei
. Nazaire der Abteilung Turbinenbau haben ebensalls
Aus den Schisfen in Marseille weht die rote Fahne.
Paris, 25. Iuni. (Cig. Funkmeldung.) Die Streik-
ckage in Marseille ist vorläufig noch unverän-
dert. Nach wie vor sind die Schiffe von ihren Mann-
schaften beseht und die rote Fahne weht auf den Ma-
stcn.
Während Vertreter der streikenden Matrosen und
der Dchissseigentümer am Mittwoch nachmittag in Paris
bcim Ministerpräsidcntcn Leon Blum und bei dem Un-
terstaatssekretär im Handelsministerium, Tasso, wcilten,
traf ein Telegramm aus Marseille ein, das die grund-
sätzliche Zustimmung der Schisfsgesellschastcn zu den
Forderungen der Streikcnden brachte. Cs blcibt nun ab-
zuwarten, ob die Aufforderung des Ministerprästdcnten
yach Annahme der Forderungen durch die Schifssgesell-
jchaften die Arbeit aus dcn besetzten Schiffen sosort
auszunehmen, von dcn streikcnden Matroscn am
Donnerstag Vormittag auch befolgt wird.
Armeegeneral Ballc in Staaken eingetrofsen.
Die Ankunft des Staatssekretärs im italienischen Luftfahrtministerium, Armeegeneral Valle, auf
dem Flughasen Staaken bei Berlin. Rechts vom Gast der italienische Botschafter in Berlin, Atollieo,
und Staatssekretär General der Flteger Milch. (Scherl Bilderdienst, K.)
LSrm in der belgischen Kammer.
S!e Slamm gegen die franzöiMe Svrache.
Dle erste SIKmg der »enen Kmiiier.
van Zeeland soll slamisch sprechcn.
Vrüsiel, 24. Iuni. Das neue belgische Par-
lament ist am Dienstag züsammengetreten. Die stärk
übcralterte Kammer hat sich vcrjüngt. Die junge Gene-
ration ist namentlich auf den Bänken der Rexisten und
der Nationalflamen vertreten.
Die Sihung begann mit einem kleinen Zwischensall,
als der Altersprüsident an die neuen Abgeordneten eine
kurze Ansprache in Französisch richtete. Von den Vän-
ken der Nationalflamen ertönten sofort Rufe: „W i r
verstehen diese Sprache nichtl" Die Ausregung
legte sich erst, als der Bcisttzer Tollcnaere die Worte des
Präsidcntcn ins Flamischc übcrtrug.
Bei der Prüfung der Mandate konnte man das starke
flebergewicht der Flamen in der neuen Kam-
mcr feststcllen: Die mcistcn Abgcordnctcn leistcten näm-
lich den Cid in flamischer Sprache. Geradezu sensa-
tionell wirkte es, als der Rex-Vcrtreter von Cupen,
Rechtsanwält Wintgäns, den C>d laut und vernehm-
lich in deutscher Sprache leistete. Iedesmal, wenn
ein Vertreter der Rexisten oder ein Nationalflame den
Cid sprach, ertönten von den Bänkcn der Sozialdcmokra-
ten und Liberalen höhnische Zurufe.
Zu dem ersten heftigen Zusammenstoß zwischen Rexi-
stcn und Sozialdemokraten kam es, als dcr Vorsihende
nach einer mehrstündigen Veratung vorschlug, die Sitzung
abzubrcchen und die Neuwahl des Präsidiums
aus Mittwoch zu vertagen. Der Rex-Abgcordncte Oli-
vier aus Vrüsiel wider>prach unter Hinwcis auf den
Crnst der Lage im Lande. Dic Sozialdemokratcn mach-
Frankreichs Krlegömarine vom Streik berükrt.