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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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Keidelberger

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Nr. 12

Druck und Berlag von Frredrich Schulze in Heidelberg.
Schriftleitung: Hauptstraße 23 Fernsprecher-S.-A. 7351—53.

Mittwoch, 15. Ianuar

Hauptgeschästsstelle

Hauptstraße 23. Fernsprecher-S.-A. 7351—53.

Zweigstelle: Haspelgasie 1.

1936

Smjetriitzlaiid rüstet.

Ein Warnungszeichcn sür alle.

In Moskau tagt gegenwärtig der Hauptvollzugs-
?usschuß der Komintern (Abkürzung für Kommunistische
SNternationale), wobei der Vorsihcnde des Rates der
Folksbeauftragtcn, Molotow. die Thronrede hielt.
^ußer Molotow ergrifscn auch noch andere Persönlichkei-
!^N von Rang das Wort. sodaß der Hauptvollzugsaus-
uhuß der Komintcrn sich wiedcr einmal als das osfcn-
Mt hat, was er eigentlich auch ist: Das eigentliche
^iachtzentrum nicht nur dcr Komintern, sondern
uuch Räterußlands. Das festzustcllen ist wichtig des-
Mlb. weil die Rätc-Regierung in dem Streitfall mit
nruguay sich darauf hinau-geredet hat, daß die Ko-
^intcrn nichts mit dcr Rätercgicrung zu tun hätten.
<as Gegentcil ist der Fall, dcnn wie die Tatsache bcweist,
"erliest der Vorsitzcnde dcs Ratcs der Volksbeauftragten,
!das nach europäischcn staatsrcchtlichen Degrifsen so viel
'ü wie Reichskanzler und Ministcrpräsidcnt zusammen-
Zenommen, die Thronrede vor dcm Hauptvollzugsausschuß
°er Komintern. Cs ist nun nicht nur von Reiz, was
-Nolvtow übcr die außcnpolitischcn Dczichungen Räte-
^ußlands vorgelcscn hat, es ist auch wichtig, daß in der
Iussprache mit verteilten Rollen die Crhöhung der
Aüstungsausgaben von 6 Milliarden Rubel im
aahr 1935 auf 14 Milliarden Rubel im Jahr 1936 ge°
sordert wird. Dabei ist Räterußland dcm Völkerbund
Ueigerretcn, um, wie sich Molotow ausgedrückt hat, nicht
Uur für den Völkerfrieden zu wirken, sondern auch
oie grundsähliche Auffassung politischer Fragen im Sinn
Moskaus durchzusetzen. Das soll beispielsweise in dcm
«treitsall zwischcn Italicn und Abessinien gelungen sein,
j»as nicht nur in Gens angemerkt zu werden verdient,
wndern vor allem auch in London und Paris.

Was in Räte-Rußland über Räte-Wirtschast
Und Räte-Finanzen bekannt gegeben wird, läßt
Nch in den Cinzelhcitcn, sowie aus die Richtigkeit hin
Ubcrhaupt nicht nachprüfen. Immcrhin ist aus dcn Ileber-
ffchten über die Finanzen dcr öffcntlichen Vcrwaltungen
Räte-Rußland zu crsehcn, daß im Iahr 1935 die Ge-
lamtausgaben auf 68 Milliardcn Rubel vorveranschlagt
Ivorden sinb. Diese Summe ist wohl auch erreicht wor-
den, hat abcr nichts Gcwaltiges an sich, dcnn in dieser
Summe stecken auch die Ausgaben für Wirtschast und
Aerkehr, die in Räte-Rußland das wirtschaftliche und
linanzielle Rückgrat dcs Staates bilden. Für Wirtschast
Und Verkehr sind 1935 übcr 35 Milliarden Rubcl aus-
gegeben worden, also wcit mchr als die Hälfte der Ge-
lamtausgabcn, währcnd für dic allgcmcine Verwaltuug,
die auch die Kostcn für Polizei und Rechtspflege in sich
ichlieht, nur 2,5 Milliarden Nubcl ausgegeben wordcn
stnd. Viel höher ist auch der Auswand für das Vil-
dungswesen nicht, denn hiersür wurden 1935 nur
o,7 "Milliarden Rubel ausgegcben, also reichlich die
hälfte der Summe, die schon 1935 sür Heer und Marinc
uufgebracht worden sind. Für das Heer und sür die
'Diarine sind nämlich nicht wcniger als 6,5 Milliarden
Alubel im Voranschlag angeseht gewesen, eine Summe,
oie, wie auf dcr Tagung des Hauptvollzugsausschusses
Aitgetcilt wurde, auch tatsächlich ausgegebcn worden ist,
Wenn nun eine Crhöhung auf 14 Milliarden
Rubel erfolgen soll, so bcdeutet das, daß die Räte-
segierung die Streitkräfte zu Wasser, zu Lande und
jn der Luft um mehr als das Doppelte ver-
stärken will.

Cs ist schon lange kein Gcheimnis, daß die Räte-
Aegierung im Flugwesen, soweit es Heereszwecken
oient, mit an der Spitze aller Staaten steht. Die
Rüte-Regierung macht sich auch nicht viel Sorgen dar-
bber, wie sie die 14 Milliarden Rubel aufbringen soll,
oenn zunächst stcht cinmal fest, daß, wie tmmer die Aus-
vüstung Räte-Rußlands bcschaffen ist, gewifle Teile die-
'er Aüfrüstung aus dem Ausland eingcführt werden
b>üflen. Den Gegenwert kann fich die RLte-Reqierung
üur dadurch beschafscn, daß sie die Ausfuhr mit allen
Mitteln hochzutreiben sucht, wozu auch Mittel gehören,
die die Lebenshaltung des russischenVol-
jes unmittelbar angehcn. Vor allem sucht Räte-Ruß-
mnd die Ausfuhr von Crdöl und Getreide zu stei-
S«rn, wobei es bei der Aussuhr von Getreide nicht ein-
üral eine Rückficht auf die Crnährung des rus-
lischen Volkes gibt. Troh aller Reden ist der
Crnteertrag tm Durchschnitt verhältnismäßig gering, so-
^rß, wenn Rußland Iahr für Iahr für 206 bis 300 Mil-
"onen Mark an Getreide ausführt, dies mengenmLßig
üicht viel bedeutet, aber gleichwohl mit einer Ver-
'»appung der Crnährung in Räte-Rußland er
«Urst werden mutz.

Warum will nun Räte-Rußland seine Aufrüstung
M ein so ungewöhnliches Maß steigern? Warum
stoht es trotz sciner Mitgliedschast bcim Völkerbund dcn
chorizont im Fcrncn Osten sowohl wie in Curopa selbst
^wölkt und umdüstcrt? Molotow hat sich in bösartigcn
"usfällcn gegen den Wachstumswillen anderer Völker
Tewandt, insbesondcre gegen Deutschland, Iapan
ünd Italien. Dabei sind die ungeheuren Ländermas-
len, über die Moskau hcute in Curopa und Asicn herrscht,
"estimmt nicht von Stockruflen bcwohnt, sondcrn von
Inem bunten Gcmisch von Völkcrschastcn, die von Mos-
wu aus mit eisernem Zwang zusammengehalten und
?egiert werden. Weil Moskau das weiß, sürchtet es auch
?en Vorstoß Iapans im Fernen Osten, denn wo
mirner im asiatischcn Machtbercich Räte-Rußlands die
-3ange angesetzt wird, es wird wohl in der Regel damit
äu rechnen sein, daß dicscr Machtbcrcich mchr odcr wcni-
9er auseinandcrbricht. In dicsem ungehcuren Machtbe-
!eich ist wirtschaftlich und sozial noch schr viel aufzubaucn,
wdaß Moskau, wcnn es sich nur um diesen Aufbau
flunincrts, aus Iahrzchnte hinaus völlig beschäftigt wäre.
^>cr gerade das wird von Moskau unterlassen,
^eshalb es immer wicdcr zu graucnhaftcn Hungers-
stöten kommt, in denen Duhenbe von Millionen Men-
Ichen elend zugrunde gchcn. Trotzdcm will sich Moskau
erne Aufrüstung leisten, deren Kosten weit höher
Wd als alles das, was Räterußland sür die allgcmeine
Aerivaltung, sür das Vildungswesen, sowie für die
^ohlfahrt ausgtbt. Wenn sich die Rüteregicrung darauf
^rstsift, mit Hilfe der Fünfjahrespläne dic Industriali-
flerung des europäischen Gebiets sowie Weststbiriens
ourchggscht zu haben, so steht demgegenüber, daß der
?2arcnmangel selbst für wichtige Bcdarfsgüter noch im-
!"er groß ist. Abcr diese Industrialisierüng ist ja auch
m der Hauptsache deshalb crsolgt, um die Ausrüstung

technischer Hinsicht vom Ausland unabhängig zu
chachen. Wenn das der Fall ist, so hat Curopa alle llr-
j^che, zu sragen, weshalb und wosür Moskau
?re Aufrüstung vortreibcn will, weil diese
Ausrüstung schließlich eine VedrohungfürCuropa
üud andere Crdtcile ist. Das Ziel, wöfür Sowjetruß-
«rnd rüstet, ist dic W e l t r e v o l u t i o n. Dic Völkcr,
vte heute noch in Gens mit Herrn Litwinow zusammcn-
Ntzen, sollten das nicht übcrsehen. Wir können ihnen nur
irniner wieder sagen: Ihr seid gewarntl

Mpan vttlaßt dle FlMnkvnfttenz.

Fortsetzung als Biermückte-Konferenz. - Ketn Wettrüsten Zapans.

14,8 Mllllarven Nubel sür die Noke Armee'.

BerW Nalie» dci> Völderdiiiid?

Es hängt von den Sanktionen ab.

Rom, 14. Ian. Zu der lehten Untcrredung zwischcn
Laval und dem italienischen Botschafter Cerutti
sind von berusener italienischer Seite kcine näheren Lr-
läuterungen zu erhaltcn, doch werden die Angabcn einer
amerikanischen Agentur, wonach Italien auch im Fall
einer Verschärfung dcr Sanktionen im Völkerbund
bleiben würde, auf das stärkste in Zweifel gezogen.
Man beiont, daß sich Italien in dieser Frage für alle
Fälle seine volle Handlungsfreiheit vorbe-
halte. »

halten. Gleichzeitig mützte betont werden, daß sich die
Flottenverträge von Wafhington und London für
die Verteidigungsbedürsniffe Iapans als unbefrie-
digend erwiesen hättcn. Das in Washington begrün-
dete Verhältnissystem lafle Iapan keine Gerechtig-
keit widerfahren.

Die Iapaner seien der Ansicht, daß cs zwecklos
sein würde, an Vesprechungen Lber cine stärken-
mäßige Vegrenzung teilzunehmen, solange kein
Abkommen aus mengcnmäßigcm Gebiet erreicht sei.

Fn Kreisen der amerikanischen Abordnung
wird das bevorstehende Ausscheiden Iapans aus der Kon-
ferenz mit gemischten Gesühlen ausgenommcn. Ciner-
seits bedaucrt man die Tatsache des Ausscheidens, ande-
rerseits empfindet man es als eine Crleichterung, daß der
Vorschlag auf Festsehung einer gemcinsamen oberen Rü-
stungsgrenze endgültig vom Programm der Konferenz
verschwunden ist. Preß Affociation stellt fest, ein Crgsb-
nis der japanischen Haltung bestehe darin, daß die Ve-
ziehungen zwischcn der britischen und der amerikanischen
Wordnung sich enger gestalteten.

Ein endzilli-er Beschlntz.

Anüberbrückbare Gegcnsähe. — Stillschweigendes Aus-
scheiden.

London, 14. Ian. Wie an maßgebender Stelle
verlautet, hat die japanische Flottenabord-
nung endgültig beschlossen, die Londoner
Flottenkonserenz zu verlassen. Ob die Iapa-
ner als Deobachtcr in London bleiben werden, ist noch
ungewiß.

Die japanische Abordnung wird ihren Austritts-
beschluß wahrschcinlich aus der nächsten Vollsihung der
fünf Flottenabordnungen amtlich mitteilen. Wie
verlautet, haben die Iapaner bereits am Montag den
Mitgliedern dcr britischen Abordnung ihre Absichten zur
Kenntnis gegeben.

Am Dienstag vormittag wurde in einer gcmeinsamen
Vesprechung der britischen und der amerikanischen Konfe-
renzteilnehmer die japanische Cntscheidung und
die Zukunft der Flottenkonferenz besprochen.

England das Recht erhalten, französische Flot-
nen Mobilmachungsverordnung nachzusuchen.

»

Aeber die bevorstchende Zurückziehung der
Zapaner von der Flottenkonferenz und sich hieraus
ergebenden Folgen berichtet Reuter in folgender Form:

Die Flottenkonserenz bewegt sich ihrem
Cnde als Fünfmächtckonserenz zu, jedoch nur, um
nächstc Woche als Viermächtekonserenz
wieder auszuerstehen.

Der endgültige Beschluß der japanischen Abordnung, die
Konfereriz im Lauf dieser Wochc zu verlaflcn, erfolgte,
nachdem die anderen Abordnungen erklärt hatten, daß
eine gemeinsame obere Begrenzung der Ton-
nage unannehmbar sei.

Wie Reuter erfährt, wird auf der Sitzung am heu-
tigen Mittwoch die japonische Abordnung ihre
endgültige Crklärung über die gemeinsame obere Begren-
zung abgeben. Die Form, in die diese Crklärung geklei-
det sein wird, stellt eincn Sieg dcr japanischen
Diplomaten über die militärischen Vertreter dar.
Die lehteren hatten gcwünscht, daß eine ausgesprochene
und unnachgiebige Crklärunq abgegeben werde, in
der das Recht Iapans auf Äleichheit gefordert
würde, aber die Diplomaten bestandcn auf eincr Crklä-
rung, die eine leichtere Sprache und einen Ap-
pell an die Weltmeinung zugunsten einer Ab-
rüstung darstellt.

Die japanische Crklärung wird auseinandersehen,
daß es Iapans Ziel gewesen sei, die Last der
Rüstungen zu vermindern, Angrifsshandlungen
auszuschalten und Angrisfsaufrüstungen zu besei-
tigen;

sie wird voraussichtlich durch die japanischen Diplomaten
in verschiedenen Hauptstädten gleichzeitig abgegeben wer-
den.

Nach Wgabe dcr japanischen Crklärung wird fich die
Konferenz bis zum Freitag vertagen. An diesem Tag
werden die andcren Abordnungen, und zwar in alphabe-
tischer Ordnung, d. h. die Vereinigten Staaten als erste,
die Gründe bekanntgeben, warum der japanische
Vorschlag für sie unannehmbar sei. Nachdem
die Iapaner die Ablehnung ihrer Vorschläge durch die
anderen Abordnungen angehört haben, werden sie am
Freitag stillschweigend die Konferenz verlaflen uiid „als
Abordnung keinen weiteren Anteil an der Konferenz mehr
nehmen".

Obwohl dies das Cnde der Fünfmächtekonferenz
bcdeutet, besteht kein Zweifel darüber, dah die Konserenz
fortgeseht werden wird, um die wertmäßtge Begren
zung und andere Fragen zu erörtern. Cin bedeutsamer
Hinweis über die künstige Richtung der Konserenz ist
heute gegeben.

Wie Reuter erfährt, hat die Sowjetregie -
rung einen Marinebeigeordneten sür London er-
nannt.

Cs ist Ingenieur-Flaggenmann (d. h. KapitLn) Atzigl
Chiaunski; er befindet stch bereits auf dem Weg nach

London. Das Cintreffen Ehiaunskis, der bereits Flot-
tensachverständiger auf der Abrüstungskonferenz war, ver-
stärkt die Ansicht, daß nach dem Ausscheiden Iapans a n-
dere Mächte möglicherweise aufgefordert werden, stch
an den Vcsprechungen zu beteiligen. In Konferenzkrei-
sen hält man es für wahrscheinlich, daß Iapan nach sei-
ner Aurückziehung auf der Konferenz durch Veobachter
vertreten bleiben wird, die jedoch weder das Recht zu
Crklärungen oder Beteiligung an Abstimmungen haben
dürfem ^

Ein jnrnnischer Einsprnch.

Gegen die Fortsührung der Londoner Tagung
als Viermächtekonferenz.

London, 14. Ian. Wie Preß Aflociation ersährt,
hat die japanische Flottenabordnung gegendieFort.
führung der Verhandlungcn als Viermächtckon-
serenz den juristischen Einspruch erhoben, daß die
Vedingungen cines Fünsmächtevertrags nicht von ciner
Viermächtekonferenz festgelegt werden könnten. Die bri-
tischen und die amerikanischen Iuristen erkannten jedoch
diefen Cinwand nicht als stichhaltig an.

Der japanische Admiral Nagano erklärte einem eng-
lischen Preflevertreter gcgenüber, Iapan habe den
ernsten Wunsch, die internationale Lage nichtzu
verschlechtern.

Nach japanischer Aussaffung bedeute ein Aus-
scheiden Iapans nicht ei« Rüfiungs-
wettrennen.

Iapan beabsichtige nicht, seine Flotte bis zur Größe der
Flotten Cnglands oder Amerikas aufzurüsten, obgleich
das derzeitige amerikanische Bauprogramm, das den
gegenwärtigen Flottenvertrag voll ausnütze, in Iapan
Veunruhigung verursache. Solange nicht die anderen ein
Flottenrennen hervorriefen, werde sich auch Iapan zurück-

Der Plnn siir l»Z« beslöligt.

Geld für Rüstungen, während das Dolk hungert.

Moskau, 15. Ian. In der gestrigen Vormittags-
sihung des Hauptvollzugsausschufles sprach der Vor-
sttzende des Rates der Volksbeaustragten, Molotow,
das Schlußwort zur Dsbatte über den Wirtschafts-
plan für 1936.

Anschließend wurde die Cntschließung angenommen,
daß der Hauptvollzugsausschuß voll und ganz die In-
nen- und die Außenpolitik der Regierung b il-
lige und den Plan sür 1936 bestätige.

Auf der gestrigen Wendfitzung, zu der Stalin wie-
der erschienen war, hielt Finanzkommiflar Grinko sein
Referat über den Staatshaushalt für 1 936.
Grinko hrw wiedcrholt hervor, daß die Sowjetunion in-
folge der durch die Stachanow-Bewegung gcftei-
gerten Produktion auf bedeutende Crhöhung der Staats-
einnahmen rechnen könne. Im übrigen waren die Aus-
sührungen Grinkos ziemlich verschwommen. Da inner-
halb der Sowjetwirtschaft teils Verrechnungsverkehr teils
Geldverkehr besteht, ergsben die Angaben des Staats-
haushalts durchaus kein vollständigesVild
über die ganze Finanzgebarung. Grinko nannte
z. B. nicht die Cinnahmen des Staates aus dem Vinnen-
handel, die seit der Abschafsung der Lebensmittelkarten
erheblich zugunsten des Staates gestiegen sein müflen.

Die größte Veachtung verdienen die Zahlen, die
Grinko über die Aufwendungen sürHeeres-

zwecke nannte. Der Voranschlag sür 1935 hätte sür
Heereszwecke 6,5 Milliardcn Rubel scstgescht. Durch die
Nachforderungen des Verteidigungskommiflariats habe
sich diese Summe aus 8,2 Milliarden Rubel erhöht. Für
das Iahr 1936 seien sür Heeresausgaben 14,8 M i l-
liarden Rubel vorgesehen.

steber die Ausnahme des andcrthalbstündigcn Ve-
richts des Finanzkommiffars Grinko zum Staätshaus-
halt der Sowjetunion sür 1936 verbreitet die sowjctamt-
liche Nachrichtenagentur „Taß" u. a. solgendes Stim-
mungsbild: „Die Ausmerksamkeit, mit der hier der ganze
Saal den Bericht des Finanzkommiflars anhört, steigert
sich und wird besonders angespannt, als er zum Äus-
gabenposten des Haushalts für die Verteidigung
iiberqeht. Llnter donnerndem Iubel nennt dann Grinko
die sur das Verteidigungskommiflariat vorgesehene Zahl.
*

Fast 40 Prozent sür militärische Zwccke.

Moskau, 15. Ianuar. In einer am Dienstag abend
erschienenen Vroschüre „Materialien zum Volkswirt-
schaftsplan der Sowjetunion 1935" wird der Staats-
Haushaltsvoranschlag für 1936 veröffentlicht.
Danach sollen Cinnahmen und Ausgaben 82,9 Milliarden
Rubel betragen.

Davon entfallen auf der Cinnahmenseite auf Waren-
umsatz und Handel 62,5 Milliarden (über 10 Milliarden
mehr als 1935, was sich durch die Abschaffung der Le-
bensmittelkarten erklärtj.

Dic Ausgabenseite sicht 40,7 Milliardcn für
Investitionen in stnternehmungen der Volkswirtschaft
vor, darunter 14,5 fllr dic Industrie. Dicscr Teil der
Ausgaben des Sowjethaushaltes ist in solchem stinfang
nur innerhalb einer vollkommen verstaatlichten Wirtschaft
denkbar und in keincm anderen Staatshaushalt vorhan-
den. Sämtliche übrigen Ausgabcn, die allcin einen

!

Ein Jahr nach dem Abstimmungssirg g» hrx Saar.

Ein Ouerschnitt durch den Verlaus des 13. Januar 'w,S a a r g eb i e t, an dem das Saarvolk seinen
mungssieg vor einem Jahr feierte und sein Bekenntnis zu Deutschland erneuerte.

Abstim-

Der Befreiungsmarsch vor Reichsmmister Dr. Frick und Gauleiter Bürckel auf dem Platz der Deutschen Front rn
Saavbrücken. Die alten Saarkäinpser stagen die Kleidung des ehemaligen Ordnuiigsdienstes der Deutschen Front:
Weiße Hemden, schwarze Schlips. (scherl Bilderdienst, K.)

Bi 1 d rechts:

Saarlautcrn aus der Taufe gehobcn. Reichsininister Dr. Fria gab der Staidt Saarlouis den deutschen Namen
Saarlautern und noch am gleichen Dag wuvden, wie das BM seigt, die Namenischrlder ausgswechselst
 
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