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halbmonatlich l.lll Rm. (einichl. Trägerlohn). Bei den Abholstellen
monatlich 2.— Rm. halbmonatlich I.— Rm. Durch die Post bezogsn
monatlich 2.20 Rm. (einschl. Postbeförderungsgebühren) und 38 Rpfg.
Bestsllgeld. Der Bezugspreis ist voraus zahlbar. Linzelnummer
lll Rpsg Ist die geitung am Lrscheinen verhindert, besteht keln
Anspruch aus Lntschädigung. Erscheint wochentäglich ll Uhr.
Abbestellungen müssen bis spätestens 2S. des Monats für den
folgenüen Monai direkt beim Bsrlag singereichi wsrden.
i6ejdelbecgec Nnzeigec ^ Neidelbecgec Seitung
Dn ganz Nocdostbaden verbreitete Tage5ze>tung.
Nnzeigen aller Nct baben guten Lcfolg.
Anzeigenpreis: 6 Rpfa. für die 22 rnm breite Millimeterzeile <
5 Rpfg. sür .Kleine Anzergen', die nicht der Wirtschaftswerbung
dienen, fur Stellenanzeigen, Schiffahrtsanzeigen. Verlegeranzeigen.
Preis für Textanzeigen: 30 Rpfg. fur die 79 mm breite
Millimeterzeile. Nachlässe nach Malstaffel 1 und II oder
Mengenstaffel S. Z. Zt. ist Anzeigen - Preisliste 5 gültig. lkrfül-
lungsort und Gerichtsstand ist Heidelberg. Geschäftszeit 8—18 Uhr.
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Schriftstücke wird keine Gewähr geleistet.
Nr. 71
Druck und Berlag von Friedrich Schulzein Heidelberg.
Schristleituna: Hauptstraße 23 Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Dienstag, 24. März
Hauptgeschäftsstelle Hauptstraße 23. Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgasie 1.
1936
Das Schlesierland hörte den Führer.
Am letzten Svnntag vor der Wahl sprach der Führer in der Breslauer Jahrhunderthalle zu den schlesischen Wähler»
massen. Links (in SS-Uniform) Botschafter von Ribbentrop, der den Führer auf soinem Flug nach Breslau
begleitet hatte. (Heinrich Haffmann. A.)
In neuem Geist zu neuen Zielen.
Die Vertreter der Locarno-Mächte. die in
London versammelt sind. warten mit groher Spannung
darauf, was die deutsche Regierung auf das
Memorandum antworten wird. Datz die Prüfung
unü die Beantwortung dieses umfangreichen Dokuments
einige Zeit in Anfpruch nehmen würde, damit hätte man
eigentlich von vornherein rechnen sollen. Was bei der
Prüsung des Memorandums nicht unwefentlich ist, ist der
Geist, der aus diesem Dokument spricht. Cs ist leider
jener Geist des Siegerhochmuts und der Ilnversöhnlich-
keit. Cs ist der echte Shylock-Geist. der nur dem dür-
ren Buchstaben das Recht gelten lätzt. Den Franzosen
gilt als tzauptsache, datz Deutschland den Locarnopakt
„gebrochen" hat, indcm es die Rheinlandzone besehte. Die
Datsache, daß die Rheinlandzone nicht besetzt worden
wäre, wenn die Franzosen nicht dsn Russenpakt ab-
geschlosicn und damit ganz Curopa dcm Bolschewismus
Preisgegeben hätten, wollcn die Franzosen nicht gelten
lasien, obwohl hier die eigentliche Ilrsache des deut-
schen Vorgehens zu suchen ist. Wir haben allen Anlatz,
immer wieder gerade auf dicsen Tatbestand hinzuweisen,
weil wir nicht zulaflen dürfen, datz Deutschland eines
Rechtsbruch bezichtigt wird. Der Nechtsbruch ist
von der andercn Seite begangen worden und es ist
wichtig, darauf hinzuweisen, daß in vielcn Ländern diese
Tatsache als richtig anerkannt wird. Die Franzosen be-
sinden sich in einem grotzen Irrtum, wenn ste glauben,
die Rechtslage verdunkeln zu können. Sie werden die
deutsche Hartnäckigkcit in diesem Fall, weil es sich für uns
um cine Rechts- und Chrensache handelt, kennen
lernen und bald begreisen, datz es in diesem Punkt für
uns gar kein Verhandcln gibt.
Äichts ist ja bezeichncnder für die Gesinnung,
aus der das Memorandum der Locarno-Mächte entstan-
den ist, als der deutlich erkcnnbare Versuch, die Vor-
schläge des Führers langsam in den Hintergrund
zu schieben. Ilnd man muß sich fragen, ob dic Staats-
männer wirklich den Crnst der Stunde begriffen haben.
Roch vor kurzem hat der englische Autzenmimster Cden
vor dem Völkcrbundsrat nach konstruktiven Ideen geru-
fen. Man hat eine Neuordnung Curopas als wichtigstes
Gsbot erkannt. Llnd nun, da ihnen der Führer einen
grotzzügigen Plan vorlegt, der unserem Kontinent einen
Frieden auf mindestcns 25 Iahre sichert, erleben wir es,
datz man sich hinter Paragraphen verbarrtkadiert und
eine Affäre angezettelt, um Deutschland ins Anrecht zu
setzen.
Der Führer hat vor einigen Tagen in Hamburg
von einer Revision der Gesinnung gesprochen
ünd erklärt: „Dieses Problem mutz gelöst werden und es
gibt nur eine Möglichkeit: entweder 'es wird so anständtg
gelöst, wie wir das erstreben, «nd man ermöglicht uns
dadurch die Zusammenarbeit mit dcm übrigen Curopa,
oder Deutschlayd wird seincn Weg allestn
gehen, aber unter keinen Amständen noch ein-
Mal ssin Recht oder seine Chre preisgeben!"
Curopa sollte dem Führer dankbar dafür sein,
datz er den Mut fand, die Schandtafeln von Versailles zu
zerbrechen, nicht deshalb, um Frankreich oder andere Sie-
gerstaaten zu demütigen oder um die Früchte des Sieges
zu bringen, sondern deshalb, um die Völker Curo-
pas für eine Gesinnung heranzuziehen, die auf g e-
genseitige Achtung, die auf gegenseittges V e r -
ständnis begründet stnd. Darum noch einmal der lei-
denschaftliche Äusruf des Führers in seiner Hamburger
Reise an die Staatsmänncr Curopas, darum noch einmal
die beschwörcnde Formcl, von allen politischen Griffen
und Mitzgrisfen abzusehen, die geeiqnet sind, Deutschland
oder ein anderes Land herabzuivürdigen und zu demutt-
gen. Vom Recht, vom Völkerrccht sogar, ist in diesen
Taaen viel die Rede gewesen, in London und Parrs, in
Genf und in Rom. Äber wenn das Recht etwas Hohes
Und Unantastbares sein soll, so muß es aus einem Gefühl
entsprungen sein, das alle als etwas Hohes und Ilnantast-
bares empfunden haben. Wer das Recht wahren und
schützen will, der mutz zunachst einmal wissen, datz das
Recht als solchcs sich nicht nach der einen oder anderen
Seite mit unterschiedlickien Gewichten legen
dars. Der Locarno-Vertrag sollte doch an und
!ür sich einAbschlutz sein, so datz es nicht notwendig
>var, ihn durch andere Beistandsverträge zu ergänzen-
Wenn das auf Grund des alten Locarnovertrages mög-
nch war, so ist das nur ein Beweis dafür, datz dieser
Dertrag tn sernem Inhalt und in seiner Form fich nicht
dafür eignete, wirklich etwas fttr die Defrredung
Curopas zu tun. Wenn dem aber so war und rst,
oann kann nur ein neues Locarno die Völker davor
^etten, ihre Frciheit, ihr Sein, ihre polittsche Gesittung
Linem Geist preisgeben zu müffen, der mit dem Stempel
Versailles für alle Zeiten gebrandmarkt ift. In der eng-
nschen Presie beginnt dann auch schon das Vsrständnis
°afür zu dämmern, datz das alte Locarno nicht mehr zu
Men ist, datz ein neuesLocarno kommen mutz.
Rrcht für Deutschland oder Frankrerch, nrcht für Cngland
°der Italien, sondern für die Menschheit und ihre Ge-
stttung.
Dafür kämpft der Führer und dafür kämpft auch das
deutsche Volk. Der 29. März wird zeigen, daß Deutsch-
^and den Frieden will und daß Volk und Führer
ttnes Sinnes sind.
„Ilnserc Spaten sind bic Waffcn des Friedens."
Untei- dielem Leitwort fand im Hause des Rundfunks in Berlin eine Morgenssier des Reichsarbeits-
drenstes statt, aus der Reichsarbeitssührer Hrerl zu den 200 000 ausscheidenden Avbeitsmannern^spriw^
Zn Emartung -er beutschen Antlvort
Lorb Sallfax erklSrt: .Wlr wollen keine Einkrelfung SeuWlands! '
Sie Sichermi des Sriedeiis.
Lord Halifax über die Bedeutung der Vorschläge
der Restlocarnomächte.
London, 24. März. Der englische Lordsiegelbewah-
rer Lott> Halifax hielt am Montag abend anstelle des
in London durch seine Arbeit festgehaltenen Außenmini-
ster Cden die Cröffnungsrede auf der Iahresversammlung
des Landesausschufles der evangelischen Freikirchen in
Vristol. Lord Halifax, der bekanntlich als zweiter eng-
lischer Vertreter an den Locarnobesprechungen teilgenom-
men hatts, erklärte «. a.:
„W ir wollen keine Einkreisung
Deutschlands. Wir wollen keine exklusiven
Vündnisie. Wir wollen vielmehr eine Gemein-
schaft in der europäischen Gesellschaft ausbauen,
an der sich Deutschland frei beteiligen und die
Rolle eines guten Europäers für das euro-
päische Wohlergehen spielen kann."
Ich habe es mir nie verheimlicht, daß wir etwas
Schweres von Deutschland forderten. Schließ-
lich hat aber Deutschland die Bedingungen geschaffen,
durch die die Festigkeit Curopas erschüttert wurde. (!!)
Cs war daher.untcr den gegebenen Amständen nicht zu
viel von Deutschland verlangt, einen Beitrag zu leisten,
der zugegebenermaßen schwer war. Ich habe jedoch Ve-
richte in der Presie gelesen, daß Deuffchland minde-
stens einender Vorschläge der Locarnomächte
nicht anzunehmen in der Lage sein werde. Wenn
das zutrifst, dann möchte ich zunächst sagen, daß diese
Vorschläge niemals irgendctwas von der Art eines
Altimatums sein sollten, das Deutschland in fei-
ner uffprünglichen Form zu unterzeichnen hätte. Wir
möchten jedoch hosfen, datz von Deutschland, wenn
es unsere Vorschläge nicht annimmt, Gegenvor-
schl 2 ge kommen, die nicht weniger wirkungsvoll wLren
als die unsrigen.
Soweit dte britische Regierung in Betracht kommt,
kann gesagt werden, datz allen ernsthaften deutschen
Gegenvorschlägen irgendwelcher Art die sorgfäl-
tigste Erwägung gcsichert ist.
Im weiteren Verlauf feiner Rede erklärte Lord
Halifax, das britische Volk habe den überwäl-
ttgenden Wunsch, datz der ganze Cinflutz Cnglands in die
Wagschale des Friedens geworfen werde und
daß die englische Regierung keine Vemühungen scheue,
den Frieden auf der cinzig möglichen Grundlage, nämlich
der Achtung für die intcrnationalen Vert'räge und
der gegsnseitigen Verständigung zwischen den Na-
tionen Curopas und der Welt, zu erzielen. Lord Hali-
fax glaubt an der Art des deutschen Voraehens Kritik
üben zu sollen und führte dann aus, Autzenminister
Cden versuche, eine Vrücke z« bauen, auf der fich die
deuffchen und sranzösischen Auffasiungen begegnen, etner
gegenseitigen Verständigung nähcr kommen und dadurch
das Friedensgebäude verstärken könnten. Aus dieser Be-
mühung HStten stch die Vorschläge der Locarnomächte er-
geben.
Lord Halifax schloß mit der Crklärung, datz
Richtangriffspatte von der Art, wi« fie der deuffche
Reichskanzler vorgeschlagen habe, «nterstützt durch Matz-
nahmen für gegeuseittgen Beistand zwischen den Natto-
nen, in dsn kommenden Tagen als mächtiges Abschreckmtt-
tel gegen alle Friedensbrecher wirken würden. Cr «nd
Cden hofsten, datz Deutschland fich an diesen Maß-
nahmen beteiligen werde.
»
Wachsendes Verständnis sür Deutschlands Haltung.
London, 24. März. (Cig. Funkmeldung.) Die heu-
tige Morgenpresie zetgt, daß insgesamt das Verständ-
nis für die deutsche Haltung weiter an Voden ge-
wonnen hat. Die össentliche Meinung ist sich einheitlich
darüber klar, daß die Vorschläge der Locarno-
Mächte an Deutschland in der gegenwärtigen Form
nicht annehmbar sind. Das kommt insbesondere
deutlich in der entschiedenen Stellungnahme der Kirchen
zum Ausdruck sowie in den Verichten über die Lage im
Parlament. Auch die zahlreichen Briefe zur Lage, die an
die Zeitungen gesandt wurden, zeigen in ihrer überwäl-
tigenden Mehrheit Sympathie und Verständnis
für den deutschen Standpunkt.
Rille»trovs RiiMchr mch Loalln.
Im Lauf des heuttgen Dienstag.
Verlin, 24. März. Wie wir ersahren, wird sich Vot-
schafter vonRibbentrop im Laus des heuttgen
Dienstag nach London zurückbegeben.
llm 24 ötondeo nerschoden.
Heftige Polemik gegen das Memorandum.
London, 23- März. Die Ratsmitglieder haben
am Montag mittag beschlosien, die auf nachmittags zur
Cröffnung derAussprache über die Vorschläge
der Locarnomächte anberaumte Sitzung in Crwartung der
deutschen Antwort um 24 Stunden zu verschie-
ben.
Auf eine Anfrage im flnterhaus nach dem Stand der
internationalen Lags erklärte Außenminister Cden, daß
der Inhalt der Boffchaster von Ribbentrop über-
mittelten Dokumenten dsn Charakter von Vorschlä-
gen habe.
In den innenpolitischen Streit über den Wert oder
Ilnwert der in dem Memorandum enthaltenen Vorschläge
der Locarno-Mächte ist eine bemerkenswerte Cntwicklung
eingetreten. Das führende Mitglled der oppositionellen
Arbeiterpartei, Tom Iohnston, will in der bevor-
stehenden autzenpolitischen Aussprache im llnterhaus die
Regierung um die Veranstaltung einer Volks-
abstimmung effuchen, bevor die Vesprechungen zwi-
schen den Generalstäben Cnglands, Frankreichs, Bel-
giens und Itattens, die für den Fall eines Scheiterns
der Verhandlungen mit Deuffchland vorgesehen sind,
statffinden.
Der „Cvening Standard" nimmt an, datz diese For-
derung in der bevorstehendcn außenpolitischen Aussprache
eine hcrvoragendc Rolle spielen werde. Dieser Teil des
Memorandums, so schreibt das Vlatt, verursache nicht
nur bei den Arbeiterparteilern, sondern auch bei den
Regierungsanhängern ernste Besorgnisse.
Me BolkssliiWW Ii Eogland.
Der Liverpooler Kirchenprotest zieht weitere Kreise.
London, 24. MLrz. (Cig. Funkmelbung.) Der
Kanonikus Davey von der Kathedrale in Liverpool
hat, wie bereits gemeldet, beim Abendgottesdienst am
Sonntag erklärt, datz die Kirche nicht in der Lage sei,
die Vorschläge der Regierung, wie st« in dem
Memorandum der Locarno-Mächte an Deutschland ge-
macht werden, dem Segen Gottes zu empfehlen.
Diese Vorschlägs, die vom Geist der Angleichheit gegen-
über Deuffchland dittiert seien, seien Cngland nicht
würdig. Diese Aeußerung, die vom Kirchenvorstand
der Kathedrale von Liverpool gebilligt worden ist, hat
in ganz Cngland grötztes Aufsehen erregt. Das
geht «. a. daraus hervor, daß der Kriegsminister Duff
Cooper in einer Rede in Birmingham es sür nötig
gehalten hat, sich mit grotzer Schäffe gegen diese Crklä-
rung zu wenden.
Die Ausführungen des Kriegsmtnisters haben jsdoch
den Vtschof von Liverpool veranlatzt, die Handlung
der ihm unterstellten Kirchengemeinde auf das entschie-
denste zu billigen. Nichts sei geschehen, so erklärte
er, was gegcn die Kirchenvorschriften verstoße. Mit dem
steute llend Siihrerrede j» Berlin.
Uebertragung der Rede durch Deutschlandsender und
Reichssender Verlin.
Verlin, 24. März. Der FLHrer wird am
heutigen Dienstag abcnd in Verlin in der Deutsch-
landhalle sprechen.
Auf den Straßenzügen, die der Führer auf dem Weg
zur Deutschlandhalle passiert, wird ein Gemcinschafts-
empfang eingerichtet. Auf allen Stratzen, vom Knie in
Charlottenburg bis zur Deutschlandhalle stnd über 100
Lauffprecher aufgestellt. Die Straßenzüge erhalten eine
würdige Ausschmückung. Parallelveranstaltungen finden
nur im Sportpalast, der ebensalls ausverkauft ist
und in weit von der Deutschlandhalle gelegenen Außen-
bezirken statt. Die Kundgebung wird durch eine
Ansprache des Reichspropagandaleiters Dr. Goebbels
eröffnet.
Die Rede des Führers wird vom Deutsch-
landsender und vom Reichssender Verlin übertragen.
wesentlichen Ziel des Protestes des Kirchenvorstandes
sttmme er überein. Wie verlautet, wird die ganze An-
gelegentlich noch im flnterhaus zur Sprache kommen.
Die Hochkirche von Cngland hat jetzt ebenfalls
zur politischen Lage Stellung genommen, und zwar in
einem Briff dcs Crzbischofs von Canterbury
an Ministerpräsident Valdwin. Der Brief lag einer
Konferenz sämtlicher Bischöfe und Crzbischöfe von
Cngland vor. Der Crzbischof von Canterbury weist dar-
auf zunächst hin, datz die Versammlung den Wunsch habe,
der Regierung zur Seite zu stehen. Im allgemeinen
sttmme ste der gegenwärtigen Politik der Regierung zu.
Das Schreiben betont dann, daß „auch die andere»
Mächte aicht immer dem G ei st nach ihre Derpslich-
tungen erfüllt haben," und zwar sowohl die aus dem
Locarno-Dertrag als auch dic aus der Völkerbundssatznng
enffpringenden. Von größter Vedeutung sei es nun, datz
die Staatsmänner Europas nicht wiedcr rück-
wärts, sondern vorwärts gehen und sich ernsthaft an-
strengen, die einzigartige Gelegenheit zu
nutzen, die sich jeht biete, das System des europäischen
Friedens neu aufzubauen, und zwar auf der Grundlage
internationaler Gleichberechtigung und
Gerechtigkeit. Daher sei der Vorschlag zu begrützen,
datz der Völkerbund möglichst bald eine internationale
Konferenz einberuse, die die Grundlage zu diesem Reu-
ausbau legen solle.
„Wir hoffen, so heißt es in dem Schreiben weiter,
daß eine solche Konferenz nicht nur die politischen, son-
dern auch die wirffchaftlichen flrsachen der Nervosität und
Unzufriedenheit vieler Nationen behandeln wird. Wir
vertrauen darauf, datz in einer so geschaffenen besser»
Atmosphäre eine neue und entschloffene Anstren-
gung gemacht werden wird, um in llebereinstimmung
mit den Verpflichtungen der Völkevbundssahungen eine
allgemeins Abrüstung herbeizuführen."
Diese Kundgebung der Vischöse wird vom „Rews
Chronicle" als Angelegenheit von höchster Vedeutung
bezeichnet. Das Vlatt weist daraushin, datz der Vrief
nicht nur von Verttetern der anglikanischen Kirche, son-
dern auch von den Methodisten, Kongretionalisten, Vap-
tisten, Presbyterianern, Nonkonsormisten und den Ver-
tretern der Heilsarmee unterzeichnet wurds. Cs sei kein
Zweifel, daß er die Ansichten des Durchschnitts des eng-
lischen Publikums wiedergebe.
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Die Vertreter der Locarno-Mächte. die in
London versammelt sind. warten mit groher Spannung
darauf, was die deutsche Regierung auf das
Memorandum antworten wird. Datz die Prüfung
unü die Beantwortung dieses umfangreichen Dokuments
einige Zeit in Anfpruch nehmen würde, damit hätte man
eigentlich von vornherein rechnen sollen. Was bei der
Prüsung des Memorandums nicht unwefentlich ist, ist der
Geist, der aus diesem Dokument spricht. Cs ist leider
jener Geist des Siegerhochmuts und der Ilnversöhnlich-
keit. Cs ist der echte Shylock-Geist. der nur dem dür-
ren Buchstaben das Recht gelten lätzt. Den Franzosen
gilt als tzauptsache, datz Deutschland den Locarnopakt
„gebrochen" hat, indcm es die Rheinlandzone besehte. Die
Datsache, daß die Rheinlandzone nicht besetzt worden
wäre, wenn die Franzosen nicht dsn Russenpakt ab-
geschlosicn und damit ganz Curopa dcm Bolschewismus
Preisgegeben hätten, wollcn die Franzosen nicht gelten
lasien, obwohl hier die eigentliche Ilrsache des deut-
schen Vorgehens zu suchen ist. Wir haben allen Anlatz,
immer wieder gerade auf dicsen Tatbestand hinzuweisen,
weil wir nicht zulaflen dürfen, datz Deutschland eines
Rechtsbruch bezichtigt wird. Der Nechtsbruch ist
von der andercn Seite begangen worden und es ist
wichtig, darauf hinzuweisen, daß in vielcn Ländern diese
Tatsache als richtig anerkannt wird. Die Franzosen be-
sinden sich in einem grotzen Irrtum, wenn ste glauben,
die Rechtslage verdunkeln zu können. Sie werden die
deutsche Hartnäckigkcit in diesem Fall, weil es sich für uns
um cine Rechts- und Chrensache handelt, kennen
lernen und bald begreisen, datz es in diesem Punkt für
uns gar kein Verhandcln gibt.
Äichts ist ja bezeichncnder für die Gesinnung,
aus der das Memorandum der Locarno-Mächte entstan-
den ist, als der deutlich erkcnnbare Versuch, die Vor-
schläge des Führers langsam in den Hintergrund
zu schieben. Ilnd man muß sich fragen, ob dic Staats-
männer wirklich den Crnst der Stunde begriffen haben.
Roch vor kurzem hat der englische Autzenmimster Cden
vor dem Völkcrbundsrat nach konstruktiven Ideen geru-
fen. Man hat eine Neuordnung Curopas als wichtigstes
Gsbot erkannt. Llnd nun, da ihnen der Führer einen
grotzzügigen Plan vorlegt, der unserem Kontinent einen
Frieden auf mindestcns 25 Iahre sichert, erleben wir es,
datz man sich hinter Paragraphen verbarrtkadiert und
eine Affäre angezettelt, um Deutschland ins Anrecht zu
setzen.
Der Führer hat vor einigen Tagen in Hamburg
von einer Revision der Gesinnung gesprochen
ünd erklärt: „Dieses Problem mutz gelöst werden und es
gibt nur eine Möglichkeit: entweder 'es wird so anständtg
gelöst, wie wir das erstreben, «nd man ermöglicht uns
dadurch die Zusammenarbeit mit dcm übrigen Curopa,
oder Deutschlayd wird seincn Weg allestn
gehen, aber unter keinen Amständen noch ein-
Mal ssin Recht oder seine Chre preisgeben!"
Curopa sollte dem Führer dankbar dafür sein,
datz er den Mut fand, die Schandtafeln von Versailles zu
zerbrechen, nicht deshalb, um Frankreich oder andere Sie-
gerstaaten zu demütigen oder um die Früchte des Sieges
zu bringen, sondern deshalb, um die Völker Curo-
pas für eine Gesinnung heranzuziehen, die auf g e-
genseitige Achtung, die auf gegenseittges V e r -
ständnis begründet stnd. Darum noch einmal der lei-
denschaftliche Äusruf des Führers in seiner Hamburger
Reise an die Staatsmänncr Curopas, darum noch einmal
die beschwörcnde Formcl, von allen politischen Griffen
und Mitzgrisfen abzusehen, die geeiqnet sind, Deutschland
oder ein anderes Land herabzuivürdigen und zu demutt-
gen. Vom Recht, vom Völkerrccht sogar, ist in diesen
Taaen viel die Rede gewesen, in London und Parrs, in
Genf und in Rom. Äber wenn das Recht etwas Hohes
Und Unantastbares sein soll, so muß es aus einem Gefühl
entsprungen sein, das alle als etwas Hohes und Ilnantast-
bares empfunden haben. Wer das Recht wahren und
schützen will, der mutz zunachst einmal wissen, datz das
Recht als solchcs sich nicht nach der einen oder anderen
Seite mit unterschiedlickien Gewichten legen
dars. Der Locarno-Vertrag sollte doch an und
!ür sich einAbschlutz sein, so datz es nicht notwendig
>var, ihn durch andere Beistandsverträge zu ergänzen-
Wenn das auf Grund des alten Locarnovertrages mög-
nch war, so ist das nur ein Beweis dafür, datz dieser
Dertrag tn sernem Inhalt und in seiner Form fich nicht
dafür eignete, wirklich etwas fttr die Defrredung
Curopas zu tun. Wenn dem aber so war und rst,
oann kann nur ein neues Locarno die Völker davor
^etten, ihre Frciheit, ihr Sein, ihre polittsche Gesittung
Linem Geist preisgeben zu müffen, der mit dem Stempel
Versailles für alle Zeiten gebrandmarkt ift. In der eng-
nschen Presie beginnt dann auch schon das Vsrständnis
°afür zu dämmern, datz das alte Locarno nicht mehr zu
Men ist, datz ein neuesLocarno kommen mutz.
Rrcht für Deutschland oder Frankrerch, nrcht für Cngland
°der Italien, sondern für die Menschheit und ihre Ge-
stttung.
Dafür kämpft der Führer und dafür kämpft auch das
deutsche Volk. Der 29. März wird zeigen, daß Deutsch-
^and den Frieden will und daß Volk und Führer
ttnes Sinnes sind.
„Ilnserc Spaten sind bic Waffcn des Friedens."
Untei- dielem Leitwort fand im Hause des Rundfunks in Berlin eine Morgenssier des Reichsarbeits-
drenstes statt, aus der Reichsarbeitssührer Hrerl zu den 200 000 ausscheidenden Avbeitsmannern^spriw^
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Sie Sichermi des Sriedeiis.
Lord Halifax über die Bedeutung der Vorschläge
der Restlocarnomächte.
London, 24. März. Der englische Lordsiegelbewah-
rer Lott> Halifax hielt am Montag abend anstelle des
in London durch seine Arbeit festgehaltenen Außenmini-
ster Cden die Cröffnungsrede auf der Iahresversammlung
des Landesausschufles der evangelischen Freikirchen in
Vristol. Lord Halifax, der bekanntlich als zweiter eng-
lischer Vertreter an den Locarnobesprechungen teilgenom-
men hatts, erklärte «. a.:
„W ir wollen keine Einkreisung
Deutschlands. Wir wollen keine exklusiven
Vündnisie. Wir wollen vielmehr eine Gemein-
schaft in der europäischen Gesellschaft ausbauen,
an der sich Deutschland frei beteiligen und die
Rolle eines guten Europäers für das euro-
päische Wohlergehen spielen kann."
Ich habe es mir nie verheimlicht, daß wir etwas
Schweres von Deutschland forderten. Schließ-
lich hat aber Deutschland die Bedingungen geschaffen,
durch die die Festigkeit Curopas erschüttert wurde. (!!)
Cs war daher.untcr den gegebenen Amständen nicht zu
viel von Deutschland verlangt, einen Beitrag zu leisten,
der zugegebenermaßen schwer war. Ich habe jedoch Ve-
richte in der Presie gelesen, daß Deuffchland minde-
stens einender Vorschläge der Locarnomächte
nicht anzunehmen in der Lage sein werde. Wenn
das zutrifst, dann möchte ich zunächst sagen, daß diese
Vorschläge niemals irgendctwas von der Art eines
Altimatums sein sollten, das Deutschland in fei-
ner uffprünglichen Form zu unterzeichnen hätte. Wir
möchten jedoch hosfen, datz von Deutschland, wenn
es unsere Vorschläge nicht annimmt, Gegenvor-
schl 2 ge kommen, die nicht weniger wirkungsvoll wLren
als die unsrigen.
Soweit dte britische Regierung in Betracht kommt,
kann gesagt werden, datz allen ernsthaften deutschen
Gegenvorschlägen irgendwelcher Art die sorgfäl-
tigste Erwägung gcsichert ist.
Im weiteren Verlauf feiner Rede erklärte Lord
Halifax, das britische Volk habe den überwäl-
ttgenden Wunsch, datz der ganze Cinflutz Cnglands in die
Wagschale des Friedens geworfen werde und
daß die englische Regierung keine Vemühungen scheue,
den Frieden auf der cinzig möglichen Grundlage, nämlich
der Achtung für die intcrnationalen Vert'räge und
der gegsnseitigen Verständigung zwischen den Na-
tionen Curopas und der Welt, zu erzielen. Lord Hali-
fax glaubt an der Art des deutschen Voraehens Kritik
üben zu sollen und führte dann aus, Autzenminister
Cden versuche, eine Vrücke z« bauen, auf der fich die
deuffchen und sranzösischen Auffasiungen begegnen, etner
gegenseitigen Verständigung nähcr kommen und dadurch
das Friedensgebäude verstärken könnten. Aus dieser Be-
mühung HStten stch die Vorschläge der Locarnomächte er-
geben.
Lord Halifax schloß mit der Crklärung, datz
Richtangriffspatte von der Art, wi« fie der deuffche
Reichskanzler vorgeschlagen habe, «nterstützt durch Matz-
nahmen für gegeuseittgen Beistand zwischen den Natto-
nen, in dsn kommenden Tagen als mächtiges Abschreckmtt-
tel gegen alle Friedensbrecher wirken würden. Cr «nd
Cden hofsten, datz Deutschland fich an diesen Maß-
nahmen beteiligen werde.
»
Wachsendes Verständnis sür Deutschlands Haltung.
London, 24. März. (Cig. Funkmeldung.) Die heu-
tige Morgenpresie zetgt, daß insgesamt das Verständ-
nis für die deutsche Haltung weiter an Voden ge-
wonnen hat. Die össentliche Meinung ist sich einheitlich
darüber klar, daß die Vorschläge der Locarno-
Mächte an Deutschland in der gegenwärtigen Form
nicht annehmbar sind. Das kommt insbesondere
deutlich in der entschiedenen Stellungnahme der Kirchen
zum Ausdruck sowie in den Verichten über die Lage im
Parlament. Auch die zahlreichen Briefe zur Lage, die an
die Zeitungen gesandt wurden, zeigen in ihrer überwäl-
tigenden Mehrheit Sympathie und Verständnis
für den deutschen Standpunkt.
Rille»trovs RiiMchr mch Loalln.
Im Lauf des heuttgen Dienstag.
Verlin, 24. März. Wie wir ersahren, wird sich Vot-
schafter vonRibbentrop im Laus des heuttgen
Dienstag nach London zurückbegeben.
llm 24 ötondeo nerschoden.
Heftige Polemik gegen das Memorandum.
London, 23- März. Die Ratsmitglieder haben
am Montag mittag beschlosien, die auf nachmittags zur
Cröffnung derAussprache über die Vorschläge
der Locarnomächte anberaumte Sitzung in Crwartung der
deutschen Antwort um 24 Stunden zu verschie-
ben.
Auf eine Anfrage im flnterhaus nach dem Stand der
internationalen Lags erklärte Außenminister Cden, daß
der Inhalt der Boffchaster von Ribbentrop über-
mittelten Dokumenten dsn Charakter von Vorschlä-
gen habe.
In den innenpolitischen Streit über den Wert oder
Ilnwert der in dem Memorandum enthaltenen Vorschläge
der Locarno-Mächte ist eine bemerkenswerte Cntwicklung
eingetreten. Das führende Mitglled der oppositionellen
Arbeiterpartei, Tom Iohnston, will in der bevor-
stehenden autzenpolitischen Aussprache im llnterhaus die
Regierung um die Veranstaltung einer Volks-
abstimmung effuchen, bevor die Vesprechungen zwi-
schen den Generalstäben Cnglands, Frankreichs, Bel-
giens und Itattens, die für den Fall eines Scheiterns
der Verhandlungen mit Deuffchland vorgesehen sind,
statffinden.
Der „Cvening Standard" nimmt an, datz diese For-
derung in der bevorstehendcn außenpolitischen Aussprache
eine hcrvoragendc Rolle spielen werde. Dieser Teil des
Memorandums, so schreibt das Vlatt, verursache nicht
nur bei den Arbeiterparteilern, sondern auch bei den
Regierungsanhängern ernste Besorgnisse.
Me BolkssliiWW Ii Eogland.
Der Liverpooler Kirchenprotest zieht weitere Kreise.
London, 24. MLrz. (Cig. Funkmelbung.) Der
Kanonikus Davey von der Kathedrale in Liverpool
hat, wie bereits gemeldet, beim Abendgottesdienst am
Sonntag erklärt, datz die Kirche nicht in der Lage sei,
die Vorschläge der Regierung, wie st« in dem
Memorandum der Locarno-Mächte an Deutschland ge-
macht werden, dem Segen Gottes zu empfehlen.
Diese Vorschlägs, die vom Geist der Angleichheit gegen-
über Deuffchland dittiert seien, seien Cngland nicht
würdig. Diese Aeußerung, die vom Kirchenvorstand
der Kathedrale von Liverpool gebilligt worden ist, hat
in ganz Cngland grötztes Aufsehen erregt. Das
geht «. a. daraus hervor, daß der Kriegsminister Duff
Cooper in einer Rede in Birmingham es sür nötig
gehalten hat, sich mit grotzer Schäffe gegen diese Crklä-
rung zu wenden.
Die Ausführungen des Kriegsmtnisters haben jsdoch
den Vtschof von Liverpool veranlatzt, die Handlung
der ihm unterstellten Kirchengemeinde auf das entschie-
denste zu billigen. Nichts sei geschehen, so erklärte
er, was gegcn die Kirchenvorschriften verstoße. Mit dem
steute llend Siihrerrede j» Berlin.
Uebertragung der Rede durch Deutschlandsender und
Reichssender Verlin.
Verlin, 24. März. Der FLHrer wird am
heutigen Dienstag abcnd in Verlin in der Deutsch-
landhalle sprechen.
Auf den Straßenzügen, die der Führer auf dem Weg
zur Deutschlandhalle passiert, wird ein Gemcinschafts-
empfang eingerichtet. Auf allen Stratzen, vom Knie in
Charlottenburg bis zur Deutschlandhalle stnd über 100
Lauffprecher aufgestellt. Die Straßenzüge erhalten eine
würdige Ausschmückung. Parallelveranstaltungen finden
nur im Sportpalast, der ebensalls ausverkauft ist
und in weit von der Deutschlandhalle gelegenen Außen-
bezirken statt. Die Kundgebung wird durch eine
Ansprache des Reichspropagandaleiters Dr. Goebbels
eröffnet.
Die Rede des Führers wird vom Deutsch-
landsender und vom Reichssender Verlin übertragen.
wesentlichen Ziel des Protestes des Kirchenvorstandes
sttmme er überein. Wie verlautet, wird die ganze An-
gelegentlich noch im flnterhaus zur Sprache kommen.
Die Hochkirche von Cngland hat jetzt ebenfalls
zur politischen Lage Stellung genommen, und zwar in
einem Briff dcs Crzbischofs von Canterbury
an Ministerpräsident Valdwin. Der Brief lag einer
Konferenz sämtlicher Bischöfe und Crzbischöfe von
Cngland vor. Der Crzbischof von Canterbury weist dar-
auf zunächst hin, datz die Versammlung den Wunsch habe,
der Regierung zur Seite zu stehen. Im allgemeinen
sttmme ste der gegenwärtigen Politik der Regierung zu.
Das Schreiben betont dann, daß „auch die andere»
Mächte aicht immer dem G ei st nach ihre Derpslich-
tungen erfüllt haben," und zwar sowohl die aus dem
Locarno-Dertrag als auch dic aus der Völkerbundssatznng
enffpringenden. Von größter Vedeutung sei es nun, datz
die Staatsmänner Europas nicht wiedcr rück-
wärts, sondern vorwärts gehen und sich ernsthaft an-
strengen, die einzigartige Gelegenheit zu
nutzen, die sich jeht biete, das System des europäischen
Friedens neu aufzubauen, und zwar auf der Grundlage
internationaler Gleichberechtigung und
Gerechtigkeit. Daher sei der Vorschlag zu begrützen,
datz der Völkerbund möglichst bald eine internationale
Konferenz einberuse, die die Grundlage zu diesem Reu-
ausbau legen solle.
„Wir hoffen, so heißt es in dem Schreiben weiter,
daß eine solche Konferenz nicht nur die politischen, son-
dern auch die wirffchaftlichen flrsachen der Nervosität und
Unzufriedenheit vieler Nationen behandeln wird. Wir
vertrauen darauf, datz in einer so geschaffenen besser»
Atmosphäre eine neue und entschloffene Anstren-
gung gemacht werden wird, um in llebereinstimmung
mit den Verpflichtungen der Völkevbundssahungen eine
allgemeins Abrüstung herbeizuführen."
Diese Kundgebung der Vischöse wird vom „Rews
Chronicle" als Angelegenheit von höchster Vedeutung
bezeichnet. Das Vlatt weist daraushin, datz der Vrief
nicht nur von Verttetern der anglikanischen Kirche, son-
dern auch von den Methodisten, Kongretionalisten, Vap-
tisten, Presbyterianern, Nonkonsormisten und den Ver-
tretern der Heilsarmee unterzeichnet wurds. Cs sei kein
Zweifel, daß er die Ansichten des Durchschnitts des eng-
lischen Publikums wiedergebe.