Heidelberger
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99
Druck und BerLag von Frtedrich Schulze in Heidelberg.
Schristleitung: Hauvtstraße 23 Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Dienstag, 28. April
Hauptgeschäftsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgaffe 1.
1936
Der Bolschewjömiis als WeltgMr.
Wachsender ZujamMnschlutz gegen Moskauö Umsturzpläne.
der Antl-KiWliiter».
^^ksjp Dioskau ohne Maske.
^Nl'tvextz Der Anti-Komintern,
""5 deutscher antikommunistischer Ver-
*i»i>
s TUvg^ ^ ^ annrommunlsnscyer "oer-
h,. "'ENtarfs^ ^"lEaltete anläßlich der Herausgabe des
-Svs
^^ iibcx knternationalen Gemeinschafts-
N«le^ " ^ e der ^^Ohlarbeit und die Amsturz -
Me» ^..'^'""wtcrn (Kommunistische Internatio-
hpd ^einpfg^ "^"dern, „Der Weltbolschewismus", einen
tret^^landjsch'" E>aus der Deutschen Prefle vor in-
i>ez pos-^. 2ournalisten und prominenten Ver-
.'. Advls ""d geistigen Lebens.
^chast ^er i> rt, der Leiter der Anti-Komintern,
Noitzp *^eit vo» "o"e Werk, das in jahrelanger Gemcin-
^ülNb^^Eenve,- der hervorragendsten internatio-
Ii»nd^ durch dsmGebictdesantikommunistischen
^°n>i"^"""Uen 3nitiative der Anti-Komintern zu-
lvgss "Eern an d drei Iahren übergab die Anti-
Anssj.^„6^ichen Stelle mit dem Vuch „Ve-
^eutstl"" i st i? ^ ^ie authentische Darstcllung der
ÄZer.^^ds vor ^msturzversuche innerhalb
^isnv °°^"delt p ^^entljchkeit. Das jeht erscheinende
Die urnfaffende Thema des Weltbolsche-
^vemenstellung ist symptomatisch für die
inzwischen erfolgte Ausweitung der Arbeit der Anti-
Komintern, die heute einen Konzern von Organisationen
darstellt, die bei aller Wahrung der individuellen Selb-
ständigkeit einen gemeinsamen Kampf gegen den
bolschewistischen Weltfeind führen.
Dr. Ehrt kennzeichncte in seiner Rede die welt-
politische Situation, in der das neue Werk er-
scheint. Der Volschewismus, führte er aus, bilde
heute das ernsteste Problem der internationalen
Politik. Während die kommunistische Internationale den
Ämsturz in allen Ländern vorbereite, rüste
der militante Volschewismus hinter den Kuliffen
seiner abgeschmackten Phraseologie die Rote Armee
als Wasse seiner weltimperialistischen und weltrevolutio-
nären Ziele. Komintern und Sowjetunion seien
Machtwerkzeuge in der Hand ein und derselben Llique
internationaler Weltverschwörer mit Stalin an
der Spitze. Als Bollwerk gegen diese Weltverschwörung
sei heute aber bereits eine antibolschewistische
Weltbewegung in der Vildung begriffen, als deren
erstes in kameradschastlicher Zusammenarbeit entstandenes
Werk heute das Buch „Der Weltbolschewismus" er-
schsine.
Als Verireter der ausländischen Mitarbeiter an
dem Werk sprach Hauptmann Mils
Mc Rohsloff- «od IeoisellsrWil.
Zusammenfaflung unter Ministerpräsident Göring.
Verlin, 27. April. Amtlich wird mitgeteilt: Da bei
der Vearbeitung der die Rohstosfe und Devisen
betrefsenden Fragen zahlreiche staatliche und parteiliche
Stellen zusammenwirken müflcn, hat der Führer und
Reichskanzler den preustischcn Ministerpräsidenten mit
der Prüfung und Anordnung aller erforderlichen Maß-
nahmen beauftragt.
Ministerpräsident Generaloberst Göring kann
hierzu älle staatlichen und parteilichen Stellen anhören
und anweisen. Er kann sich von den zuständigen Reichs-
ministern unterstirtzen und nötigenfalls verteten laflen.
Dersaffer des Vsitrages über Schweden. Cr dankte der
Anti-Komintern für ihre Initiative zur Herausgabe des
Werkes und erklärte die Schaffung einer antibolschewisti-
schen Weltfront für das dringendsteGebot der
Stunde. Der konsequenten weltrevolutionären und
weltimperialistischen Wühlarbeit der Komintern müfle
eine internationale ant ib o l s ch e w istis ch e Ge-
meinschastsarbeit auf nationaler Grundlage ent-
von Vahr, der gegengestollt werden.
^. Dir kommmWKe Welle In
Ersedojz
FranttelK.
, , , des erfte» WadlWgs.
27. amtliche Uebersicht.
^ ^nchlnitt^^' Jnnenministerium hat am
de«0 ^ne Aujstellung über den
Wahlgangs der Kam-
^kgcbvss, Okgeben, die bis auf zwei noch aus-
l°n„v ^hlnnv^ Korsika, wo es Zwischenfälle
°°N sjpv ,d°n ksss ^0°bsn hat, vollständig ist. Cs lie-
^ahs. izz ep.^^hkkreisen 616 Crgebnifle vor. Da-
^nhs bg gefoss ^ die Cntscheidungen im ersten
die ^t. Die sl>,^" ^ ^ 3 Fällen sindct Stich -
. ^ktete» „ vorliegcnden Crgebnifle stcllen stch,
tz>Nni„ °"eilt, wie folgt:
' -
behauptet gewonnen verloren
Tkt
^">«ll>
"N-e>nps« ,
6
21
4
1
23
11
33
12
40
4
11
2
"islms als HWtgesadr.
Non einem Triumph des
^ Avril 7 ^"schismus.
' Stiw Da< -
""Men
D.
L-, °" Sti ^ns Anwachsen der kommu-
Si?'°hrtcn x!""kenswertes^ -ramm-rn
is, v °^Nete?'"""°n sich Crgebnifle, selbst
Sahl un gleichen Verhältnis in
den Kammerwahlen
wenn
ist
die
d
" ausdrti-,. ..- -
, 5°r kom,« werden. Von 1932-1936
'480 0üu ,"""Mschen Stimmen
von
dels' ""toogo '-..
istcn ^"Odeni sind ^ sich also fast
etwa
ver
'v» ^ghast 0°wühlt wo,.v ' ^sten Wahlgang nur neun
kvn? 'nunj,°"ündet ""b wenn die „Humanite"
«iv ^nb-n ^ ' >che Ka « „ ber Spitze der Linken 7 3
i'Stkn"itel in ds/E"ten stehen, so wird am
i» -- - -
abe^hlt Wc^^iichwahl doch nur vielleicht
°°n
fchcinr sich "'ellcicht gar weniger. Am
^gcwjrkt >n iowmunistische Propaganda
,c>->. Dvrt hgp " "°e,tw
worüber seit Monaten
'^2 v°n^i7^" die ^ftig Klagc geführt wor
" ^ aus i^,°'""'""isten ihre Stimmenzah
Der „Temps" ist über das Vordringen der Kommu- l
nisten nicht weiter erstaunt, geht aber mit dsn Radi -
kals ozialisten scharf ins Gericht. Sie seien jetzt in
ihrer eigenen Falle gesangen. Die Verteidi 5 >> ng!
der Republik, zu der sie si ch mit den S 0 zialisten
und Kommunisten in derVolksfront zusammen-
getan hätten, habe sich dahin ausgewirkt, datz ste den
Triumph eines roten Faschismus und einer
Art neuen Boulanger-Bewegung begünstig-
ten, bei der der Marxismus mit einer ge-
fährlichen Kriegslust gepaart sei. Der erste Wahl-
gang sei eine ernste Warnung an die Radikalsoziä-
listische Partei. Der „Temps" sragt, ob sie, die doch im-
merhin eine Partei der Ordnung und der Regierung sei,
im zweiten Wahlgang der Helfershelfer der Dritten In-
ternationale sein solle. Im ganzen Land bleibe die
Hauptgefahr weiterhin die ko m m u n isti sch e.
Noch sei Zeit zum Handeln, aber es sei höchste Zeit.
Dsr Leitartikler der „Action Franqaise", Maur-
ras, befaßt sich mit der Herkunft der Geldmit-
tel sür die ungchcucr große Propagandaflut der
Kommunisten. Es sei vielleicht das erstemal, so
schreibt Maurras, daß eine Regierung in ihren eigenen
Hohoitsgebieten der ebenso mittelbaren wie öffentlichen
und zynischen Aktion einer auswärtigen
Macht ausgesctzt gewesen sei. Seit langem schon sähen,
verfolgten uiid meldeten die politischen Beobachter das
Spiel der Sowjetruflischen Botschaft und ihre fort-
währende Cinmischung in innerfranzöstsche Angele-
qenhciten mit Hilfe ihrer Agentcn und ihres Gcldes. Auf
Proteste sei stets geantwortet worden, man über-
treibe odcr man täusche sich, der ruffische Votschaf-
ter sei die Klugheit, Loyalität und Korrektheit selber.
Maurras schreibt dann weiter, daß man dieser „s l a-
wisierten Iudsnbande und diesen verjude-
ten Slawen" überstürzt vollständiges Vertrauen ge-
schenkt habe. Nach eincm Hinweis auf die „brutalen
Handstreiche" der Kommunisten, wofür die Cntführunq
des zaristischen Generals Kutiepow ein Veispiel sei,
und die fast täglichen Korruptionserscheinun-
ge n, erklärt er, daß sich nach und nach eine Art politi-
scher Gemeinschast mit dem ruffischen Kommu-
nismus herausgebildet habe. Die Ünterzeichnung des
sowjetruflischen Paktes habe die Augen jener Leute
völlig verschloflen, die bereits nicht mehr gewohnt wa-
rsn, die Intrigen dieser „Orientalen" im Äuge zu be-
halten.
*
Zwischenfälle bei den Wahlen in Korsika.
Paris, 28. April. (Cig. Funkmeldung.) Wie das
„Ccho de Paris" meldet, soll die Wahl des Vorsitzenden
des Pariser Stadtrates, Lhiappe, der sich in Korsika
zum Abgcordnetenkandidaten hatte aufstellen laffen, auf
Grund eines Zwischenfalls in dem kleinen Ort Lalvi
nicht anerkannt worden sein. Die Gegner Chiap-
pes hätten in Korsika einen sehr heftigen Kampf
gegen ihn gefiihrt und in Lalvi hätten sich nach Abschluß
dsr Wahl mehrere mit Revolvcrn bewafsnete Leute der
Wahlurnen bemächtigt und sts auS der Stadt fort-
gcschleppt. Aus diese Weise habe der Präsekt die Resul-
tate «ncht verkündsn können.
Sie MitfrWe« i» Berli«.
Besprechungen in London.
London, 27. April. Wic verlautct, haben während
des Wochsnendes Vesprechungen zwischen der diplo-
matischen Vertretung Velgiens in Lon-don und dem For-
eign-Office über die Rückfragen stattgefunden, die
Cngland entsprechend dem Auftrag dcr ehemaligen Lo-
carno-Mächte in Verlin stellen soll. Am Montag
sprach der belgische Votschaster im Foreign-Ossice vor.
Außenminister Cden kehrte im Laus des Tages von
seinem Wochenendaufenthalt nach London zurück.
Air de«l Ier«e« Ssie«.
Vildung einer gemischten Grenzkommistion.
Tokio, 27. April. (Ostastendienft des DNV.) Der
sowjetrussische Botschafter Iurenew teilte am Mon-
tag im Außenministerium mit, daß seine Regierung mit
der Bildung einer gsmischten Kommission zur
Festlegung der Ostgrenze von Mandschukuo
auf Grund des japanischen Vorschlags einverstanden sei.
Gleichzeitig hat der sowjetrussische Votschafter den V 0 r-
schlag der Moskauer Regierung, der eine Gesamt-
regelung der Grenzen für eine spätere Zeit vor-
sah, zurückgezogen.
Die Cinzelheiten über die Zusammensetzung des
mandschurisch-japanischen Teiles der Kommission und
desten Vollmachten überläßt die Sowjetregierung Tokio
und Hstngking.
Wie die Agentur Domei berichtct, sieht man in
Tokio im Nachgeben Moskaus einen ernsten Ver-
such, die Grenzfragen, die eine schwere Vclastung
für die Lage im Fernen Osten darstellten, friedlich
zu lösen. Allerdings, so sage man in Tokio, handle
es sich nur um eine vorläufige Lösung.
— In einem großen Warschauer Kommunistcnprozeß
wurden 26 Angeklagte, durchweg Iuden, wegen
versuchter Spionage und Aufforderung zum ffngehorsam
im polnischen Heer zu schweren Gefängnisstrafen verur-
teilt.
GeWstige Atem-lnisc.
Paris hinter den Kuliflem
Von unserem Berichterstatter.
X. Paris, den 23. April 1936.
Die französische Außenpolitik »veiß die
zwangsläufige Veschränkung ihrer Aktivität durch die
hevorstehenden Wahlen geschickt in ihre Gesamtberech-
nungen einzustellen. Nicht von »mgefähr verzichten
selbst die einflußreichsten Staatsmänner in ihren
Wahlreden und Wahlerklärungen aus ein tieseres und
ernsthasteres Cingehen auf die großen außenpoliti-
schen Fragen, die noch vor wenigen Wochen im
grellsten Scheinwcrferlicht der politischen Aussprache stan-
den. Die Leiter Frankreichs von heute, die nicht wiflen,
ob sie dte Herren von morgen sind, fügen sich in still-
schweigcndem Cinvcrständnis der großen politischen
Linie cin, die von der Amtsdiplomatie mit Veharrlich-
keit durchgeführt wird, mögen die äußsren Crschcinungs-
formen auch wechseln.
Dieser amtlichen Stillhaltetaktik ist der er-
hosste Crfolg nicht versagt geblieben. Der Hinweis auf
die sozusagen geschäftsführende Stellung des gegenwär-
tigen Kabinetts und auf den Anmarsch znr Wahlurne
hat tatsächlich genügt, den englischen Außenminister
Cden in Genf davon zu überzeugen, datz Frankreich vor
dcr Hand nicht daran denken könne, in eine Ver-
schärfung dcr Sanktionen gegen Italien
einzuwilligen. Ohne die englische Regierung zu verstim-
men und ohne die englische Oeffentlichkeit zu empören,
hat Frankreich seinem italienischen Freund von gestern
nnd von seinem ersehnten Mitspieler im osteuropäischen
Raum von morgen einen Veweis seines „gnten Willens"
gegeben. ffnd daß diese Verleugnung eines der »veseirt-
lichstcn Tcile des geqcnwärtigen Völkerbundspaktes von
der französischen Oeffentlichkeit ohne Crregung aufge-
noinmen worden ist, darf der Welt die Bestätigung dasür
liefcrn, daß dem französischen Bürger die früher so ge-
priesene Genfer Cinrichtung genau so wenig heilig ist
wie den sranzösischen Staatsmännern, — sobald nämlich
Gens einen Weg einzuschlagen droht, der nicht der
französische ist. Was man in Deutschland seit
Zahren erkannt hat, daß nämlich Frankreichs Völ-
kerbundspolitik eine reine Zweckmäßigkeitspolitik
ist, haben die letzten Genfcr Creignifle mit brutaler Of-
fenheit auch den optimistischsten Völkerbundsanhängern
gezeigt. Cs ist anzunehmen, daß diese Lchre für manche
kleineren Staaten, die in Frankreich bisher den Für-
sprecher ihrer völkerrechtlichen Bclange sahen, von eini-
gem Ruhen sein wird, auch wenn sie nicht so weit gehen,
das Schicksal Abefliniens in einen ZukunftSvcrglcich mit
ihnen näherliegenden Möglichkeiten und Gesahren zu
ziehen.
Als im Herbst vorigen Iahres der Sanktions-
apparat des Völkcrbundes zum erstenmal zu spielen
begann, hat Paris flch nur schweren Herzens an den
Maßnahmen gegen Italien bcteiligt. Richt aus Achtung
vor dem Völkcrbundspakt, nicht au"s Solidarität mit dem
angegrisfenen Staat, sondern unter dem Druck Cnglands
und der Weltöffentlichkeit und um an einem Sckulbei-
spiel mitzuwirken, das eines Tages in eincm curopäischen
Streitfall — wobei man an Deutschland dachte —
als vcrpflichtend sür die Völkerbundsstaaten heraus-
gestellt werden sollte, wenn Frankreich daran In-
teresse haben würde. Nach Pariser Ausfaflung ist
dieser zweite Fall mit den Crcigniflen des 7. März be-
reits eingetretcn. Aber Frankreich hat in den lctzten Wo-
chen feststellcn müflcn, daß erstens dis Sanktionen
im abeflinischen Schulbeispiel nicht gezogen haben,
denn die italicnischen Heere stehen mir eiiiige Tage-
märsche von Addis Absba entsernt, und daß zweitens
die nichtfranzösische und nicht französisch bcvormundete
Welt zu erkennen weitz, ob Truppen diesseits oder jen-
seits der Grenzpfähle ihres Landes stehen.
Mit dem geringsten Geräusch, das nur möglich ist,
wird daher die außenpolitische Taktik ge-
ändert. Während der französische Außenminister rmr
Herz und Sinn sür die lokalen Sorgen seines Wahl-
kreises zu haben scheint, rvurde scincm Stcllvertreter in
Genf, Paul-Voncour, die Aufgabe gestellt, den
Völkerbund seine ffnsähigkeit bewciscn zu las-
sen, dsn abeflinischcn Streitfall zü lösen und zugleich dre-
sen Streitfall zu einer privaten Angelegciiheit
der Uvterzeichnermächte dcs Vertrages von '1906 zu
machcn. Dieses Spiel schcint gclnngen zu sein, wenn man
die Genfer Reden und die Genfer Cntschließung ihres
deklamatorischen Rankenwerks entkleidet. Die Ätem-
pause, die sich dic Genfer Politiker bis zum 11. Mai
bewilligt haben, wird nicht etwa einer aktiven
Vorbereitung zur endgültigen Lösung des afri-
kanischcn Konflikts dicnen — di'eser Aufaabe wird Ita-
lien sich in seiner Art unterziehen, wie von Baron
Llloisi unmißvcrständlich angekündiat —, sondern sic soll
nach französischcm Wunsch zwcckdienlich damit ausgefüllt
werden, dcr Welt dcn „unendlich viel schwcreren Fall"
der Rheinzone und der „deutschen Gefahr" in einer
Art näher zu brinqen, die den französischen Absichten
günstig ist.
An Geschäftigkeit in dieser Hinsicht mangelt es znr
Stunde keineswegs, selbft wenn man auf volltönende
Rundfunkreden der angeblich nur mit Wahlsorgsn be-
lasteten Staatsmänner weniaer oft zurückgreift' als in
den kritischen März-Wochen. Auch in Frankreich versteht
man einiges von Propaganda und von Veeinfluffung.
In hundertfältiacm Wcchsel wird seit Wochen die „d e u t-
sche Gssahr" dem französischen Leser und dem Aus-
B i l -d Iinks:
Der Bormarsch zum Tana-See.
Nach den jüngsten Meldungen haben
die Jtaliener nun das ganze Ufer
des Tana-Sees besetzt. Hier über-
queren Pioniere beim Vormarsch
einen Fluß in der Nähe von Gon-
dar. (Pressephoto, K.)
Bild rechts:
Nach der Rcttung aus der Wüste.
Das erste Bild von der Errettung
des deutschen Gesandten in Kairo,
v. St 0 hrer, der auf eiuer Auto-
fahrt in die Wüste mehrere Tage
verschollen war, bis er schließiich
von englischen Fliegern in der Nähe
der Oase Baharia aufgefunden und
geborgen wuvde: v. Stohrer dankt
seinen Rettern. (Weltbild, K.)
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5 Rpfg. für .Kleine Anzelgen', di« nicht der Wirtschastswerbung
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Millimeterzeile. NachlLsse nach Malstaffel I und II oder
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1936
Der Bolschewjömiis als WeltgMr.
Wachsender ZujamMnschlutz gegen Moskauö Umsturzpläne.
der Antl-KiWliiter».
^^ksjp Dioskau ohne Maske.
^Nl'tvextz Der Anti-Komintern,
""5 deutscher antikommunistischer Ver-
*i»i>
s TUvg^ ^ ^ annrommunlsnscyer "oer-
h,. "'ENtarfs^ ^"lEaltete anläßlich der Herausgabe des
-Svs
^^ iibcx knternationalen Gemeinschafts-
N«le^ " ^ e der ^^Ohlarbeit und die Amsturz -
Me» ^..'^'""wtcrn (Kommunistische Internatio-
hpd ^einpfg^ "^"dern, „Der Weltbolschewismus", einen
tret^^landjsch'" E>aus der Deutschen Prefle vor in-
i>ez pos-^. 2ournalisten und prominenten Ver-
.'. Advls ""d geistigen Lebens.
^chast ^er i> rt, der Leiter der Anti-Komintern,
Noitzp *^eit vo» "o"e Werk, das in jahrelanger Gemcin-
^ülNb^^Eenve,- der hervorragendsten internatio-
Ii»nd^ durch dsmGebictdesantikommunistischen
^°n>i"^"""Uen 3nitiative der Anti-Komintern zu-
lvgss "Eern an d drei Iahren übergab die Anti-
Anssj.^„6^ichen Stelle mit dem Vuch „Ve-
^eutstl"" i st i? ^ ^ie authentische Darstcllung der
ÄZer.^^ds vor ^msturzversuche innerhalb
^isnv °°^"delt p ^^entljchkeit. Das jeht erscheinende
Die urnfaffende Thema des Weltbolsche-
^vemenstellung ist symptomatisch für die
inzwischen erfolgte Ausweitung der Arbeit der Anti-
Komintern, die heute einen Konzern von Organisationen
darstellt, die bei aller Wahrung der individuellen Selb-
ständigkeit einen gemeinsamen Kampf gegen den
bolschewistischen Weltfeind führen.
Dr. Ehrt kennzeichncte in seiner Rede die welt-
politische Situation, in der das neue Werk er-
scheint. Der Volschewismus, führte er aus, bilde
heute das ernsteste Problem der internationalen
Politik. Während die kommunistische Internationale den
Ämsturz in allen Ländern vorbereite, rüste
der militante Volschewismus hinter den Kuliffen
seiner abgeschmackten Phraseologie die Rote Armee
als Wasse seiner weltimperialistischen und weltrevolutio-
nären Ziele. Komintern und Sowjetunion seien
Machtwerkzeuge in der Hand ein und derselben Llique
internationaler Weltverschwörer mit Stalin an
der Spitze. Als Bollwerk gegen diese Weltverschwörung
sei heute aber bereits eine antibolschewistische
Weltbewegung in der Vildung begriffen, als deren
erstes in kameradschastlicher Zusammenarbeit entstandenes
Werk heute das Buch „Der Weltbolschewismus" er-
schsine.
Als Verireter der ausländischen Mitarbeiter an
dem Werk sprach Hauptmann Mils
Mc Rohsloff- «od IeoisellsrWil.
Zusammenfaflung unter Ministerpräsident Göring.
Verlin, 27. April. Amtlich wird mitgeteilt: Da bei
der Vearbeitung der die Rohstosfe und Devisen
betrefsenden Fragen zahlreiche staatliche und parteiliche
Stellen zusammenwirken müflcn, hat der Führer und
Reichskanzler den preustischcn Ministerpräsidenten mit
der Prüfung und Anordnung aller erforderlichen Maß-
nahmen beauftragt.
Ministerpräsident Generaloberst Göring kann
hierzu älle staatlichen und parteilichen Stellen anhören
und anweisen. Er kann sich von den zuständigen Reichs-
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Dersaffer des Vsitrages über Schweden. Cr dankte der
Anti-Komintern für ihre Initiative zur Herausgabe des
Werkes und erklärte die Schaffung einer antibolschewisti-
schen Weltfront für das dringendsteGebot der
Stunde. Der konsequenten weltrevolutionären und
weltimperialistischen Wühlarbeit der Komintern müfle
eine internationale ant ib o l s ch e w istis ch e Ge-
meinschastsarbeit auf nationaler Grundlage ent-
von Vahr, der gegengestollt werden.
^. Dir kommmWKe Welle In
Ersedojz
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27. amtliche Uebersicht.
^ ^nchlnitt^^' Jnnenministerium hat am
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Wahlgangs der Kam-
^kgcbvss, Okgeben, die bis auf zwei noch aus-
l°n„v ^hlnnv^ Korsika, wo es Zwischenfälle
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. ^ktete» „ vorliegcnden Crgebnifle stcllen stch,
tz>Nni„ °"eilt, wie folgt:
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behauptet gewonnen verloren
Tkt
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21
4
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"islms als HWtgesadr.
Non einem Triumph des
^ Avril 7 ^"schismus.
' Stiw Da< -
""Men
D.
L-, °" Sti ^ns Anwachsen der kommu-
Si?'°hrtcn x!""kenswertes^ -ramm-rn
is, v °^Nete?'"""°n sich Crgebnifle, selbst
Sahl un gleichen Verhältnis in
den Kammerwahlen
wenn
ist
die
d
" ausdrti-,. ..- -
, 5°r kom,« werden. Von 1932-1936
'480 0üu ,"""Mschen Stimmen
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'v» ^ghast 0°wühlt wo,.v ' ^sten Wahlgang nur neun
kvn? 'nunj,°"ündet ""b wenn die „Humanite"
«iv ^nb-n ^ ' >che Ka « „ ber Spitze der Linken 7 3
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i» -- - -
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°°n
fchcinr sich "'ellcicht gar weniger. Am
^gcwjrkt >n iowmunistische Propaganda
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'^2 v°n^i7^" die ^ftig Klagc geführt wor
" ^ aus i^,°'""'""isten ihre Stimmenzah
Der „Temps" ist über das Vordringen der Kommu- l
nisten nicht weiter erstaunt, geht aber mit dsn Radi -
kals ozialisten scharf ins Gericht. Sie seien jetzt in
ihrer eigenen Falle gesangen. Die Verteidi 5 >> ng!
der Republik, zu der sie si ch mit den S 0 zialisten
und Kommunisten in derVolksfront zusammen-
getan hätten, habe sich dahin ausgewirkt, datz ste den
Triumph eines roten Faschismus und einer
Art neuen Boulanger-Bewegung begünstig-
ten, bei der der Marxismus mit einer ge-
fährlichen Kriegslust gepaart sei. Der erste Wahl-
gang sei eine ernste Warnung an die Radikalsoziä-
listische Partei. Der „Temps" sragt, ob sie, die doch im-
merhin eine Partei der Ordnung und der Regierung sei,
im zweiten Wahlgang der Helfershelfer der Dritten In-
ternationale sein solle. Im ganzen Land bleibe die
Hauptgefahr weiterhin die ko m m u n isti sch e.
Noch sei Zeit zum Handeln, aber es sei höchste Zeit.
Dsr Leitartikler der „Action Franqaise", Maur-
ras, befaßt sich mit der Herkunft der Geldmit-
tel sür die ungchcucr große Propagandaflut der
Kommunisten. Es sei vielleicht das erstemal, so
schreibt Maurras, daß eine Regierung in ihren eigenen
Hohoitsgebieten der ebenso mittelbaren wie öffentlichen
und zynischen Aktion einer auswärtigen
Macht ausgesctzt gewesen sei. Seit langem schon sähen,
verfolgten uiid meldeten die politischen Beobachter das
Spiel der Sowjetruflischen Botschaft und ihre fort-
währende Cinmischung in innerfranzöstsche Angele-
qenhciten mit Hilfe ihrer Agentcn und ihres Gcldes. Auf
Proteste sei stets geantwortet worden, man über-
treibe odcr man täusche sich, der ruffische Votschaf-
ter sei die Klugheit, Loyalität und Korrektheit selber.
Maurras schreibt dann weiter, daß man dieser „s l a-
wisierten Iudsnbande und diesen verjude-
ten Slawen" überstürzt vollständiges Vertrauen ge-
schenkt habe. Nach eincm Hinweis auf die „brutalen
Handstreiche" der Kommunisten, wofür die Cntführunq
des zaristischen Generals Kutiepow ein Veispiel sei,
und die fast täglichen Korruptionserscheinun-
ge n, erklärt er, daß sich nach und nach eine Art politi-
scher Gemeinschast mit dem ruffischen Kommu-
nismus herausgebildet habe. Die Ünterzeichnung des
sowjetruflischen Paktes habe die Augen jener Leute
völlig verschloflen, die bereits nicht mehr gewohnt wa-
rsn, die Intrigen dieser „Orientalen" im Äuge zu be-
halten.
*
Zwischenfälle bei den Wahlen in Korsika.
Paris, 28. April. (Cig. Funkmeldung.) Wie das
„Ccho de Paris" meldet, soll die Wahl des Vorsitzenden
des Pariser Stadtrates, Lhiappe, der sich in Korsika
zum Abgcordnetenkandidaten hatte aufstellen laffen, auf
Grund eines Zwischenfalls in dem kleinen Ort Lalvi
nicht anerkannt worden sein. Die Gegner Chiap-
pes hätten in Korsika einen sehr heftigen Kampf
gegen ihn gefiihrt und in Lalvi hätten sich nach Abschluß
dsr Wahl mehrere mit Revolvcrn bewafsnete Leute der
Wahlurnen bemächtigt und sts auS der Stadt fort-
gcschleppt. Aus diese Weise habe der Präsekt die Resul-
tate «ncht verkündsn können.
Sie MitfrWe« i» Berli«.
Besprechungen in London.
London, 27. April. Wic verlautct, haben während
des Wochsnendes Vesprechungen zwischen der diplo-
matischen Vertretung Velgiens in Lon-don und dem For-
eign-Office über die Rückfragen stattgefunden, die
Cngland entsprechend dem Auftrag dcr ehemaligen Lo-
carno-Mächte in Verlin stellen soll. Am Montag
sprach der belgische Votschaster im Foreign-Ossice vor.
Außenminister Cden kehrte im Laus des Tages von
seinem Wochenendaufenthalt nach London zurück.
Air de«l Ier«e« Ssie«.
Vildung einer gemischten Grenzkommistion.
Tokio, 27. April. (Ostastendienft des DNV.) Der
sowjetrussische Botschafter Iurenew teilte am Mon-
tag im Außenministerium mit, daß seine Regierung mit
der Bildung einer gsmischten Kommission zur
Festlegung der Ostgrenze von Mandschukuo
auf Grund des japanischen Vorschlags einverstanden sei.
Gleichzeitig hat der sowjetrussische Votschafter den V 0 r-
schlag der Moskauer Regierung, der eine Gesamt-
regelung der Grenzen für eine spätere Zeit vor-
sah, zurückgezogen.
Die Cinzelheiten über die Zusammensetzung des
mandschurisch-japanischen Teiles der Kommission und
desten Vollmachten überläßt die Sowjetregierung Tokio
und Hstngking.
Wie die Agentur Domei berichtct, sieht man in
Tokio im Nachgeben Moskaus einen ernsten Ver-
such, die Grenzfragen, die eine schwere Vclastung
für die Lage im Fernen Osten darstellten, friedlich
zu lösen. Allerdings, so sage man in Tokio, handle
es sich nur um eine vorläufige Lösung.
— In einem großen Warschauer Kommunistcnprozeß
wurden 26 Angeklagte, durchweg Iuden, wegen
versuchter Spionage und Aufforderung zum ffngehorsam
im polnischen Heer zu schweren Gefängnisstrafen verur-
teilt.
GeWstige Atem-lnisc.
Paris hinter den Kuliflem
Von unserem Berichterstatter.
X. Paris, den 23. April 1936.
Die französische Außenpolitik »veiß die
zwangsläufige Veschränkung ihrer Aktivität durch die
hevorstehenden Wahlen geschickt in ihre Gesamtberech-
nungen einzustellen. Nicht von »mgefähr verzichten
selbst die einflußreichsten Staatsmänner in ihren
Wahlreden und Wahlerklärungen aus ein tieseres und
ernsthasteres Cingehen auf die großen außenpoliti-
schen Fragen, die noch vor wenigen Wochen im
grellsten Scheinwcrferlicht der politischen Aussprache stan-
den. Die Leiter Frankreichs von heute, die nicht wiflen,
ob sie dte Herren von morgen sind, fügen sich in still-
schweigcndem Cinvcrständnis der großen politischen
Linie cin, die von der Amtsdiplomatie mit Veharrlich-
keit durchgeführt wird, mögen die äußsren Crschcinungs-
formen auch wechseln.
Dieser amtlichen Stillhaltetaktik ist der er-
hosste Crfolg nicht versagt geblieben. Der Hinweis auf
die sozusagen geschäftsführende Stellung des gegenwär-
tigen Kabinetts und auf den Anmarsch znr Wahlurne
hat tatsächlich genügt, den englischen Außenminister
Cden in Genf davon zu überzeugen, datz Frankreich vor
dcr Hand nicht daran denken könne, in eine Ver-
schärfung dcr Sanktionen gegen Italien
einzuwilligen. Ohne die englische Regierung zu verstim-
men und ohne die englische Oeffentlichkeit zu empören,
hat Frankreich seinem italienischen Freund von gestern
nnd von seinem ersehnten Mitspieler im osteuropäischen
Raum von morgen einen Veweis seines „gnten Willens"
gegeben. ffnd daß diese Verleugnung eines der »veseirt-
lichstcn Tcile des geqcnwärtigen Völkerbundspaktes von
der französischen Oeffentlichkeit ohne Crregung aufge-
noinmen worden ist, darf der Welt die Bestätigung dasür
liefcrn, daß dem französischen Bürger die früher so ge-
priesene Genfer Cinrichtung genau so wenig heilig ist
wie den sranzösischen Staatsmännern, — sobald nämlich
Gens einen Weg einzuschlagen droht, der nicht der
französische ist. Was man in Deutschland seit
Zahren erkannt hat, daß nämlich Frankreichs Völ-
kerbundspolitik eine reine Zweckmäßigkeitspolitik
ist, haben die letzten Genfcr Creignifle mit brutaler Of-
fenheit auch den optimistischsten Völkerbundsanhängern
gezeigt. Cs ist anzunehmen, daß diese Lchre für manche
kleineren Staaten, die in Frankreich bisher den Für-
sprecher ihrer völkerrechtlichen Bclange sahen, von eini-
gem Ruhen sein wird, auch wenn sie nicht so weit gehen,
das Schicksal Abefliniens in einen ZukunftSvcrglcich mit
ihnen näherliegenden Möglichkeiten und Gesahren zu
ziehen.
Als im Herbst vorigen Iahres der Sanktions-
apparat des Völkcrbundes zum erstenmal zu spielen
begann, hat Paris flch nur schweren Herzens an den
Maßnahmen gegen Italien bcteiligt. Richt aus Achtung
vor dem Völkcrbundspakt, nicht au"s Solidarität mit dem
angegrisfenen Staat, sondern unter dem Druck Cnglands
und der Weltöffentlichkeit und um an einem Sckulbei-
spiel mitzuwirken, das eines Tages in eincm curopäischen
Streitfall — wobei man an Deutschland dachte —
als vcrpflichtend sür die Völkerbundsstaaten heraus-
gestellt werden sollte, wenn Frankreich daran In-
teresse haben würde. Nach Pariser Ausfaflung ist
dieser zweite Fall mit den Crcigniflen des 7. März be-
reits eingetretcn. Aber Frankreich hat in den lctzten Wo-
chen feststellcn müflcn, daß erstens dis Sanktionen
im abeflinischen Schulbeispiel nicht gezogen haben,
denn die italicnischen Heere stehen mir eiiiige Tage-
märsche von Addis Absba entsernt, und daß zweitens
die nichtfranzösische und nicht französisch bcvormundete
Welt zu erkennen weitz, ob Truppen diesseits oder jen-
seits der Grenzpfähle ihres Landes stehen.
Mit dem geringsten Geräusch, das nur möglich ist,
wird daher die außenpolitische Taktik ge-
ändert. Während der französische Außenminister rmr
Herz und Sinn sür die lokalen Sorgen seines Wahl-
kreises zu haben scheint, rvurde scincm Stcllvertreter in
Genf, Paul-Voncour, die Aufgabe gestellt, den
Völkerbund seine ffnsähigkeit bewciscn zu las-
sen, dsn abeflinischcn Streitfall zü lösen und zugleich dre-
sen Streitfall zu einer privaten Angelegciiheit
der Uvterzeichnermächte dcs Vertrages von '1906 zu
machcn. Dieses Spiel schcint gclnngen zu sein, wenn man
die Genfer Reden und die Genfer Cntschließung ihres
deklamatorischen Rankenwerks entkleidet. Die Ätem-
pause, die sich dic Genfer Politiker bis zum 11. Mai
bewilligt haben, wird nicht etwa einer aktiven
Vorbereitung zur endgültigen Lösung des afri-
kanischcn Konflikts dicnen — di'eser Aufaabe wird Ita-
lien sich in seiner Art unterziehen, wie von Baron
Llloisi unmißvcrständlich angekündiat —, sondern sic soll
nach französischcm Wunsch zwcckdienlich damit ausgefüllt
werden, dcr Welt dcn „unendlich viel schwcreren Fall"
der Rheinzone und der „deutschen Gefahr" in einer
Art näher zu brinqen, die den französischen Absichten
günstig ist.
An Geschäftigkeit in dieser Hinsicht mangelt es znr
Stunde keineswegs, selbft wenn man auf volltönende
Rundfunkreden der angeblich nur mit Wahlsorgsn be-
lasteten Staatsmänner weniaer oft zurückgreift' als in
den kritischen März-Wochen. Auch in Frankreich versteht
man einiges von Propaganda und von Veeinfluffung.
In hundertfältiacm Wcchsel wird seit Wochen die „d e u t-
sche Gssahr" dem französischen Leser und dem Aus-
B i l -d Iinks:
Der Bormarsch zum Tana-See.
Nach den jüngsten Meldungen haben
die Jtaliener nun das ganze Ufer
des Tana-Sees besetzt. Hier über-
queren Pioniere beim Vormarsch
einen Fluß in der Nähe von Gon-
dar. (Pressephoto, K.)
Bild rechts:
Nach der Rcttung aus der Wüste.
Das erste Bild von der Errettung
des deutschen Gesandten in Kairo,
v. St 0 hrer, der auf eiuer Auto-
fahrt in die Wüste mehrere Tage
verschollen war, bis er schließiich
von englischen Fliegern in der Nähe
der Oase Baharia aufgefunden und
geborgen wuvde: v. Stohrer dankt
seinen Rettern. (Weltbild, K.)