Herdelberger
Illeuesle Mchrichten
Monatlich 2.20 Rm. <ein,chl. 27 Rpfg. Trägerlohn)
^-^0 Rm. (einschl. Trägerlohn). Bei den Abholstellen
§°^ati;Z halbmonatlich 1.— Rm. Darch die Post bezogen
^elloelx^^OR^. (einschl.Postbeförderungsgebühren) und 36 Rpfg.
4? ^lpfa ^c,s?Er Bezugspreis ist voraus zahlbar. Einzelnummer
die Zeitung am Lricheinen verhindert, besteht kein
>s.ZuL
--n-n«- ——s. Lrscheint wochentäglich II Uhr.
müffen bis spätestens 25. des Monats für den
srnoen Monai direkt beim Derlag singereicht werdsn
ikleideldecgec Nnzeigec / Neideibecgec Leitung
Dn ganz Nocdostbaden vecbceitete Lagerzeitung.
Nnzeigen aliec Nct baben guten Lcsolg.
Anzeigenpreis: 6 Rpfg. für die 22 ww breite Millimeterzeile I
5 Rpfg. für »Asine Anzeigsn", di« nicht der Wirtschaftswerbung
dicnen, für Stellenanzeigen, Schiffahrtsanzeiaen, Berlcgeranzeigen.
Preis für Textanzeigen: 30 Rpfg. sür die 79 ww breite
Millimeterzeile. Nachlässe nach Malstaffel I und II oder
Mengenstaffsl 8. g. Zt. ift Anzeigen - Preisliste 5 gültig. Erfül.
lungsort und Gerichtsstand ist Heidelberg. Geschäftszeit 8—18 Uhr.
Postscheckkonto Ludwigshasen 722t. Für Rückgabe nicht oerlangter
Schriftstücke wird keine Gewähr geleistet.
49
Druck und Verlag vonFriedrich Schulzein Heidelberg.
Schristleitunc,: Hauvtstratze 23 Fernsvrecher-S.-A. 7351—53.
Donnerstag, 27. Februar
Hauptgeschästsstelle Hauptstratze 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgaffe 1.
193«
, Ungeklürte Lase ln Zapan.
^Wemngszustanb m Zokio. - Ser gebeime Etaatsrat tagt unter Borsitz bes Kaisers.
Me Lifte der L»ser.
Der erstc amtliche Vericht.
26. Febr. <Ostasiendienst des DNV.) Das
Kriegsministerium verösfentlicht fol-
°"btlichen Vericht über die Vorgänge am Mitt-
^itwoch srüh um 5 Llhr haben Truppen
l. ^^° ° ° ^egrifsen:
diesidenz des Ministerpräsidenten. Minister-
7. »da wurde getötet.
^ Wohnung des Sicgelbewahrers Admiral
z ' . ^luch er wurde getötet.
Wohnung des Leiters des Militär-Erzie-
k„/iens General Watanabe. Er wurde eben-
z 6 etötet.
'"ihj °° frühere Sicgelbewahrer Makino wird ver-
°inem Angrifs aus die Amtswohnung des Hof-
. tz ^ 3 uzuki wurde lehterer schwer verleht.
^<>h>,»'^°2nzminister Takahaschi wurde in seiner
D-Sverleht.
, ^izjx^ ^°itung „Asahi" wurde stillgelegt. Die jungen
° ivollten den Fürsten Saionji, das lehte über-
z - dj, ^"Slied des Rates der Alte», die alten Mini-
" e j. .^^italisten, die Vürokraten und die Partcien
- ^ da sie in innen- und autzcnpolitisch schwe-
y,'.'. vnsere Staatsform zerstören wollten. Dic jun-
'Sktz-^l°re wollen durch ihr Vorgehen die Gerech-
«k ^ im Staat wicderherstellen, um den Vestand
. ^H°°'ichenStaatsformzu sichern."
^ drei Crmordcten galt Admiral Saito, dcr
der Politik cincn Namen gcmacht hatte, als
^ einer gemäßigten Außenpolitik, währcnd sich
! ^ iw ^^rpräsidcnt Okada den radikalen Dcrtretcrn
tz?' ^.^^ialistischcn Politik in China widcrsctzt haben
^ Finanzminister Takahaschi wird als ein
?^^iihtcr Militärausgaben bezeichnet, die fast die
lZcsamthaushalts ausmachcn.
^attiu des ermordeten Generals Saito soll
öänden verletzt worden sein, als sie ihren
-9, Mittwoch gegen die Aufständischen zu vertei-
^ "^uchte.
^ srkvkxsks ...
^ Vcn Hergang der blutigen Creignisie liegen
^ uoch solgende Cinzslheiten vor:
^ Hauptstreich wurde in den frühen Morgenstun-
^E^^ittwoch durchgeführt, als sich das 3. Regi-
1. Division auf dem Weg zum Vahnhos
die Verladung nach der Mandschurei
Ep gehen sollte. Anterwegs drängten fich grötzere
si? unter Führung des Hauptmannes Nonaka
^ iDffiziere von der Haupttruppe «nd besetzten
^^ifchen Punkte der Stadt Tokio. Jm Verlauf
-> bemächtigten fich die Truppen des Kriegs-
des Kabinettsbüros, des Innenministe-
7?^ . der Polizeidirektton. Ferner wurde eine Ab-
die Wohnung des Ministerpräsidentm, Admi-
gesandt, der ermordet wurde. Vei der
^ . ^cr öffentlichen Gebäude sttetzen die Putschisten
; chwachen Widerstand. Anschlietzend soll
ihse 8ek ^ Ausruhrakten und Drandstiftun-
^Uiwen sein. Doch liegen hierüber kcine zuver-
tz^ltzjch^uchrichten vor. Nach Meldungen, die aus der
^ll^^Urei zn Peiping eingetroffen sind, richtet sich der
^bhbstreich in keiner Weise gegen den
^ Die Ausständischen sollen vielmehr erklärt
sts hinter dem Kaiser stehen.
i> ^ in LHKL«.
ij^k^^"twoch um 15 Ilhr (I. Z.) ist über Tokio der
»sz st a n d verhängt worden. Amtlicherseits wird
^ ^^vrsichtsmaßnahme bezeichnet, die es ermögliche,
^ Ordnung, sowie die lebenswichtigen Ve-
>>? b,. °° wilitärischcn Schutz zu stellen, obwohl — wie
in der Hauptftadt voll und ganz Ruhe
Das erste und das zweite Geschwader, die
vom Marineministerium nach Tokio und Osaka beordert
wurden, dürften erst am Donnerstag an ihren Bestim-
mungsorten eintrefsen. Die Küstenwachtflotte
ist aus Pokohama nach Tokio beordert worden. Sie be-
findet sich gegenwärtig in Schibaura zwischen Z)okohama
und Tokio.
Nr« Airrksrsrüii«!« «Is« L»«k««7l»s«.
Der Amsturzversuch ging von aktivistischen Kreisen
innerhalb von Heer und Marine aus, die schon seit langer
Zeit Forderungen erhobcn haben, die auf Beseiti-
gung des jehigen Kabinetts und die aus die
Cinschung einer von Cinflüsicn jcder Art freien Re-
gierung und die Ausschaltung der Parteien
hinzielen. Gewisie japanische Militärkreise, die über
einen grotzen Anhang im Land verfügen, sordern die
Führung der Autzenpolitik und wollen durch-
greifende Reformen im Innern in Angriff nchmen.
Hierzu gehören staatliche Kontrolle der Wirtschaft, Vesei-
tigung des Cinfluffes des Kapitals) gerechte Verteilung
der Lasten und durchgreifende Hilfe sür die arbeitende
Bevölkerung. Das Ziel des Umsturzes ist, eine starke
autoritäre Regierung an die Spihe eines ge-
schlosienen und einheitlichen Volks zu stellen.
Die drei L»ser.
Okada — Takahaschi — Saito.
Von den drci japanischen Staatsmännern Okada,
Takahaschi und Saito, die nach Meldungen aus Manila
bei dem Staatsstreich in Iapan ermordet worden sein
sollen, stnd Okada und Saito aus der japanischen Kriegs-
marine hervorgegangen, während der Finanzminister
Takahaschi Verwaltungsbeamter gewesen ist.
Okada wurde im Iahr 1868 geboren. Nach dem
Vesuch der Marineakadcmic wurde er 1890 zum Anter-
leutnant befördert. Von 1920 bis 1923 war er Chef der
Flottenverwaltung, 1924 wurde er Vizemarineminister,
im gleichen Iahr zum Admiral besördert, rief ihn der
Kaiser kurz darauf in den Obersten Kriegsrat. Von 1927
bis 1929 gchörte er als Marineminister dem Kabinett a«
und übernahm dann wieder eine aktive Admiraldienststel-
lung. Am 4. Iuli 1934 ernannte ihn Kaiser Hirohito
zuni Ministerprästdenten.
Takahaschi, der im Iahr 1854 geboren wurde,
entstammt einer Samurai-Familie. Nach einer Amerika-
reise wurde er zuerst Lehrer, kam dann in das Anter-
richts-, später in das Handelsministerium, wo er in we-
nigen Iahrcn bis zum Abteilungsdircktor ausstieg. In
den neunziger Iahren schied er aus dem Staatsdienst
und beteiligte sich mit wenig Glück an Silberschürfungen
in Peru. Nach seiner Rückkehr trat er eine untergeord-
ncte Stellung bei der Vank von Iapan an, wurde aber
schon nach wcnigen Iahren Vizepräsident und übernahm
1911 den Posten des Gouverneurs der Bank. Während
des rusiisch-japanischen Krieges wirkte er als Finanz-
agent in Cngland und Amerika. Von 1912 bis 1913 lei-
tete er das Finanzministerium, im Iahr 1915 übernahm
er das Präsidium dcs Gesehgebungsamts. Von 1919 bis
1921 war er zum zweitenmal Finanzminister im Kabi-
nett Hara. Wie dieser war er Mitglied der Seiyukai-
Partei. Nach der Crmordung Haras im November 1921
übernahm er die Leitung dss Kabinetts, trat aber schon
1922 wieder zurück. Von 1924 bis 1924 leitete er das
Landwirtschastsministerium, im Mai 1927 übernahm er
im Kabinett Tanaka zum drittenmal das Finanzmini-
sterium, wurde jedoch nach kurzer Zeit auf eigenen
Wunsch von Mitsuchi abgclöst. 1931 trat er im Kabinctt
Inukai trotz seines hohen Alters an die Spitze des Fi-
nanzministeriums und übernahm später das Innenmini-
sterium. Seine ersten Maßnahmen waren das Verbot
der Goldausfuhr und die Aufgabe der Goldwährung. In
Zusammenhang mit den Angrisfen wegen der verschiede-
nen Attentate gegen den Käiser trat er im März 1932
als Innenminister zurück, übernahm aber im Mai des
gleichen Iahres noch einmal das Finanzministcrium im
Kabinett Saito.
Saito, der 1925 zum Viscount ernannt worden
war, wurde im Iahr 1858 geboren. 1873 tkat er in die
Krieqsmarine, durchlief dort die Lausbahn bis zum
Großadmiral. Von 1913 bis 1914 war er Marinemini-
ster. Im Iahre 1919 wurde er zum Generalgouverneur
von Korea ernannt. Vei feinem Amtsantritt wäre er
damals beinahe einem Dombenattentat zum Opfer gefal-
len. 1927 war er Hauptdelegierter bei dsr Flottenabrü-
stungskonferenz, im Iahr 1931 trat er von seinem Amt
als Generalgouverneur zurück. Rach der Lrmordung
Inukais bildete er im Mai 1932 cine nationale Konzen-
trationsreqierung. Cr stürzte im Iuli 1934 wegen der
inneren Schwierigkeiten in Zusammenhang mit einem
Korruptionsskandal, in den mehrere Minister verwickelt
waren.
LftMs mrlliufilier NuMger.
Innenminister Goto japanischer Ministerpräsident.
London, 26. Fsbr. Nach einer Mitteilung der
japanischen Votschast in London hat Innenminister Goto,
einem Telegramm aus Tokio zufolge, die Geschäfte des
Ministerpräsidenten anstelle Okadas übernom-
men.
Aeber das Schicksal Gotos herrschte bekanntlich zu-
nächst Angewißheit.
Neue japanffche Regierung.
Newyork, 26. Febr. Aus Tokio einlaufende Mel-
dungen besagen, daß derKaiser die Bildung
eines neuen Kabinetts angeordnet habe. Der
japanische Reichstag ist für den 20. Llpril ein-
berufsn worden.
Ruhe i« Tilii«.
Verhandlungen über die Umbildung der Regierung.
Tokio, 27. Fsbr. (Cig. Funkmeldung.) Der
Ostasiendicnst des DNV berichtet: Nach Einsah neuer
Truppen bietet Tokio nun ein ruhiges Vild. Teile
der Infanterieregimenter der 1. Division, von der am
Mittwoch der handstreich ausging, sind in die Kasernen
zurückgckehrt. Durch den Vclagerungszustand fft die
Regierung militärisch gesichert.
Amtlich wird bekanntgegeben, datz die Stadt Poko-
hama, Kobe, Osaka und Nagoya unter verstärktem Poli-
zeischuh stehen und die Ruhe nicht gestört worden sei. Die
Marincleitung verlautbart, datz das erste und zweite Ke-
schwader der japanischen Flotte den militärischen Schuh
von Dokosuka und der Tokio-Vucht übernommen habe.
Der Bruder des Kaisers, Prinz Chichibu, trifst,
wie die japanische Presie meldet, am Donnerstag in To-
kio ein. Das Kabinett, unter der Leitung dss bisherigen
Innenministers Goto, wird bis zur ilmbildung d er
Negierung weiter im Amt bleiben. Im kaiserlichen
Palast finden fortlaufend Besprechungen über die Regie-
rungsumbildung statt.
In polittschen Kveisen wird der Meinung Ausdruck
gegeben, daß möglicherweise schon am Keeitag das neue
Kabinett gebildet wird.
Die Blätter sprechen bei der Bshandlung des Put-
sches von einem „historischen Creignis", wie es sich seit
der Meiji-Restauratto« nicht mehr zugetragen habe rurd
erhosfe sine baldige Klärung der Lage.
Me Grüode sür die Erheduug.
Eine Crklärung dee Putschisten.
Washington, 26. Febr. Hiesige diplomattsche Kreise
erhielten aus Totto die Nachricht, datz die Führer der
militärischen Crhebung allen Zeitungen Tokios eine Cr-
klärung zuleiteten, in der die Crhebung damit begrün-
det wird, datz das bisherige japanische Kabi-
nett stch mehr und mehr vom wahren japanischen Geist
entfernt und indie VorrechtedesMikado
widerrechtlich eingegrifsen habe. Die Erklärung,
die von Hauptmann Nonoka und Hauptmann Ando
vom 3. Tokioter Insanterie-Regiment unterschrieben ist,
führt als Veweis für obige Behauptung den Londoner
Flottenvertrag von 1930 an.
In' der Crklärung heißt es weiter: „Falls diese Lage
weiterhin bestehen bleibt, wird das Verhältnis Ia-
panszu China, Rutzland, Cngland und den Vereinigten
Staaten einen Cxplosionspunkt erreichen."
Was damit gemeint ist, sagt die Crklärung nicht.
ötautmt u«ter BorU des Koiser«.
Velagerungszustand bleibt aufrechterhalten.
Tokio, 27. Fsbr. (Cig. Funkmeldung.) Der Ost-
asiendienst des DNV meldet: In der japanischen Haupt-
stadt hat sich die Gesamtlage im allgemeinen weiter be-
ruhigt. Cs herrscht Velagerungszustand. Gene-
ral Kaschii wurde zum Stadtkommandanten von Tokio
ernannt. Die gesamte Garnison wurde seinem Oberkom-
mando unterstellt.
Die Deratungen im GeheimenStaatsrat
werden sortlaufend fortgeführt. Den Vorsitz führt der
Kaiser selbst. An den Beratungen nehmen sämtliche
Minister teil mit Ausnahme des Finanzministers Taka-
haschi.
Amtlich wird bestättgt, datz Innenminister Goto nur
vorübergehend die Geschäfte des Ministerpräsidenten
übernommen hat.
Die Regierungsgebäude noch in HSnden der Aus-
ständischen?
London, 27. Febr. (Cig. Funkmeldung.) Nach den
lehten hier eingetrofsenen Meldungen aus Tokio sollen
die japanischen Aufständischen immer noch im Befitz
der Regierungsgebäude sein. Cs wird berichtet,
daß hohe Militärbehörden mit den Meuterern ver-
handelten und versuchten, sie auf friedlichem
Weg zum Nachgeben zu überreden.
Ser Eiodrulfi i« der Welt.
Die Creigniffe in Iapan in sranzösischer Beleuchtung.
Paris, 27. Februar. (Cigene Funkmeldung.) Der
Militärputsch in Totto wird von der Pariser
Prefle eingehend behandelt.
Der „Petit Parisien" spricht von dem nunmehr
zwanzigjährigenKamps, dersich in Iapan
zwischen den liberalen Clementen und den von
der Militärpartei geleiteten Geheimgesellschaf-
ten der Nationalisten abfpiele. Das Ideal der Natto-
nalisten sei die Ausbreitung Iapans und seine Vor-
herrschaft überAsien und die Welt. Wenn das
Militär obsiege, bedeute dies binnen kurzem den Krieg
in Asien. lliii des Welffriedens willen müsie man also
hoffen, datz der diesmalige Staatsstreich in Iapan ebenso
mißlinge wie der von 1932.
Das „Ccho de Paris" weist daraufhin, datz politt-
scher Mord in Iapan und seine Folgen an sich nichts
Cntwürdigendes darstellten. Die jungen Offi -
Ziere, die sich opfern, könnte man als Rechtsrevolutio-
näre im europäischen Sinn des Wortes bezeichnen. Sie
machten Front gegen parlamentarische Vestechlichkeit, ge-
gen die Vanken, gegen die Großunternehmungen und ge-
gen die Herrschaft des Geldes. Der Kaiser sei ihr
Gott, aber seine Ratgeber verfälschten seine
weisen Verfügungen und dahcr müffe man ste unschäd-
lich machen. Das Vlatt läßt die Frage osfen, ob Ia-
pan taffächlich schon am Vorabend eines llmsturzes stehe
oder nicht. Die Creignisie brauchten nicht ünbedingt
diese Folgen zu haben. Die Außenpolitik sei übrigens
bei dem Putsch nicht so sehr im Vorderqrund gestanden,
da Außenminister Hirota, soweit wenigstens hekannt,
nicht beläfttgt worden sei.
Das „Iournal" meint, die Laqe sei äutzerst ernst,
denn die Krise sei mchr eine soziale als eine mili-
tärisch-politische und biete allen demagogischen Hem-
mungslosigkeiten Raum. Cs sei möglich, datz der Mili-
täraufstand rasch behoben werde. Aber die grotze Krank-
heit im japanischen Reich sei schwer zu heilen.
London befürchtet weitreichende Folgen des Putsches.
London, 27. Febr. (Cig. Funkmeldung.) Die Creig-
nissein Iapan wcrden in London mit größter Span-
nung verfolgt. Die Morgenblätter drücken die Hoffnung
aus, datz es nicht zu einer Diktatur der radikalen
rnilitärischcn Clemente kommen möge und datz die verfas-
sungstteuen Kreife die Oberhand behalten werden.
„Daily Telegraph" schreibt, die furchtbaren Mord-
anschläge in Tokio würden sicherlich weitreichende
Folgen im ganzen Fernen Osten haben. Die
Armee sei von den gewaltigsten imperialisttschen Idealen
beseelt. Sie erstrsbe die vollständige Herrschast
über den Fernen Osten und gleichzeitig die ausschlietzliche
Ausbeutung der unbegrenzten Wirtschaftsquellen Chinas.
Andere Blätter weisen daraufhin, datz das Sowjet-
rutzland der schärsste Feind der militärischen Kreise sei,
die hinter dem gestrigen Putsch stünden. Als eincr der
mittelbaren Deweggründe für den Putsch wird auch dis
zunehmende Industrialisierung Iapans genannt. Die Ar-
meeführer seien entrüstet darüber, daß rhre Croberungs-
pläne auf dem asiattschen Festland dauernd durch sinan-
zielle Crwägungen in Zusammcnhang mit der Industtia-
lisierung durchkreuzt werden.
— Der ehemaligc Führer der Hitlerjugend im Krcis
Vruck a. d. Mur (Steiermark), Herbert Bach, wurde
von dem Leobcner Schwurgericht wegen Hochverrats zu
18 Monaten schweren Kcrker verurteilt. Bach wird be-
schuldigt, nach dcm Vcrbot der NSDAP in Ocstcrreich
versucht zu haben. die Organisation der Hitlerjugend wei-
terzuführen.
Ein Rcgimcnt der kaiierlich-javanischen Leibwache.
Ministervräsident Okada.
(Affocieted-Pretz, K.) (Graphische Werkstätten,
Finanzininistcr Takahashi.
(Graphijche Werkstätten, Kff
Admiral Graf Saito.
(Graphijche WLrfftätten. K.)
Illeuesle Mchrichten
Monatlich 2.20 Rm. <ein,chl. 27 Rpfg. Trägerlohn)
^-^0 Rm. (einschl. Trägerlohn). Bei den Abholstellen
§°^ati;Z halbmonatlich 1.— Rm. Darch die Post bezogen
^elloelx^^OR^. (einschl.Postbeförderungsgebühren) und 36 Rpfg.
4? ^lpfa ^c,s?Er Bezugspreis ist voraus zahlbar. Einzelnummer
die Zeitung am Lricheinen verhindert, besteht kein
>s.ZuL
--n-n«- ——s. Lrscheint wochentäglich II Uhr.
müffen bis spätestens 25. des Monats für den
srnoen Monai direkt beim Derlag singereicht werdsn
ikleideldecgec Nnzeigec / Neideibecgec Leitung
Dn ganz Nocdostbaden vecbceitete Lagerzeitung.
Nnzeigen aliec Nct baben guten Lcsolg.
Anzeigenpreis: 6 Rpfg. für die 22 ww breite Millimeterzeile I
5 Rpfg. für »Asine Anzeigsn", di« nicht der Wirtschaftswerbung
dicnen, für Stellenanzeigen, Schiffahrtsanzeiaen, Berlcgeranzeigen.
Preis für Textanzeigen: 30 Rpfg. sür die 79 ww breite
Millimeterzeile. Nachlässe nach Malstaffel I und II oder
Mengenstaffsl 8. g. Zt. ift Anzeigen - Preisliste 5 gültig. Erfül.
lungsort und Gerichtsstand ist Heidelberg. Geschäftszeit 8—18 Uhr.
Postscheckkonto Ludwigshasen 722t. Für Rückgabe nicht oerlangter
Schriftstücke wird keine Gewähr geleistet.
49
Druck und Verlag vonFriedrich Schulzein Heidelberg.
Schristleitunc,: Hauvtstratze 23 Fernsvrecher-S.-A. 7351—53.
Donnerstag, 27. Februar
Hauptgeschästsstelle Hauptstratze 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgaffe 1.
193«
, Ungeklürte Lase ln Zapan.
^Wemngszustanb m Zokio. - Ser gebeime Etaatsrat tagt unter Borsitz bes Kaisers.
Me Lifte der L»ser.
Der erstc amtliche Vericht.
26. Febr. <Ostasiendienst des DNV.) Das
Kriegsministerium verösfentlicht fol-
°"btlichen Vericht über die Vorgänge am Mitt-
^itwoch srüh um 5 Llhr haben Truppen
l. ^^° ° ° ^egrifsen:
diesidenz des Ministerpräsidenten. Minister-
7. »da wurde getötet.
^ Wohnung des Sicgelbewahrers Admiral
z ' . ^luch er wurde getötet.
Wohnung des Leiters des Militär-Erzie-
k„/iens General Watanabe. Er wurde eben-
z 6 etötet.
'"ihj °° frühere Sicgelbewahrer Makino wird ver-
°inem Angrifs aus die Amtswohnung des Hof-
. tz ^ 3 uzuki wurde lehterer schwer verleht.
^<>h>,»'^°2nzminister Takahaschi wurde in seiner
D-Sverleht.
, ^izjx^ ^°itung „Asahi" wurde stillgelegt. Die jungen
° ivollten den Fürsten Saionji, das lehte über-
z - dj, ^"Slied des Rates der Alte», die alten Mini-
" e j. .^^italisten, die Vürokraten und die Partcien
- ^ da sie in innen- und autzcnpolitisch schwe-
y,'.'. vnsere Staatsform zerstören wollten. Dic jun-
'Sktz-^l°re wollen durch ihr Vorgehen die Gerech-
«k ^ im Staat wicderherstellen, um den Vestand
. ^H°°'ichenStaatsformzu sichern."
^ drei Crmordcten galt Admiral Saito, dcr
der Politik cincn Namen gcmacht hatte, als
^ einer gemäßigten Außenpolitik, währcnd sich
! ^ iw ^^rpräsidcnt Okada den radikalen Dcrtretcrn
tz?' ^.^^ialistischcn Politik in China widcrsctzt haben
^ Finanzminister Takahaschi wird als ein
?^^iihtcr Militärausgaben bezeichnet, die fast die
lZcsamthaushalts ausmachcn.
^attiu des ermordeten Generals Saito soll
öänden verletzt worden sein, als sie ihren
-9, Mittwoch gegen die Aufständischen zu vertei-
^ "^uchte.
^ srkvkxsks ...
^ Vcn Hergang der blutigen Creignisie liegen
^ uoch solgende Cinzslheiten vor:
^ Hauptstreich wurde in den frühen Morgenstun-
^E^^ittwoch durchgeführt, als sich das 3. Regi-
1. Division auf dem Weg zum Vahnhos
die Verladung nach der Mandschurei
Ep gehen sollte. Anterwegs drängten fich grötzere
si? unter Führung des Hauptmannes Nonaka
^ iDffiziere von der Haupttruppe «nd besetzten
^^ifchen Punkte der Stadt Tokio. Jm Verlauf
-> bemächtigten fich die Truppen des Kriegs-
des Kabinettsbüros, des Innenministe-
7?^ . der Polizeidirektton. Ferner wurde eine Ab-
die Wohnung des Ministerpräsidentm, Admi-
gesandt, der ermordet wurde. Vei der
^ . ^cr öffentlichen Gebäude sttetzen die Putschisten
; chwachen Widerstand. Anschlietzend soll
ihse 8ek ^ Ausruhrakten und Drandstiftun-
^Uiwen sein. Doch liegen hierüber kcine zuver-
tz^ltzjch^uchrichten vor. Nach Meldungen, die aus der
^ll^^Urei zn Peiping eingetroffen sind, richtet sich der
^bhbstreich in keiner Weise gegen den
^ Die Ausständischen sollen vielmehr erklärt
sts hinter dem Kaiser stehen.
i> ^ in LHKL«.
ij^k^^"twoch um 15 Ilhr (I. Z.) ist über Tokio der
»sz st a n d verhängt worden. Amtlicherseits wird
^ ^^vrsichtsmaßnahme bezeichnet, die es ermögliche,
^ Ordnung, sowie die lebenswichtigen Ve-
>>? b,. °° wilitärischcn Schutz zu stellen, obwohl — wie
in der Hauptftadt voll und ganz Ruhe
Das erste und das zweite Geschwader, die
vom Marineministerium nach Tokio und Osaka beordert
wurden, dürften erst am Donnerstag an ihren Bestim-
mungsorten eintrefsen. Die Küstenwachtflotte
ist aus Pokohama nach Tokio beordert worden. Sie be-
findet sich gegenwärtig in Schibaura zwischen Z)okohama
und Tokio.
Nr« Airrksrsrüii«!« «Is« L»«k««7l»s«.
Der Amsturzversuch ging von aktivistischen Kreisen
innerhalb von Heer und Marine aus, die schon seit langer
Zeit Forderungen erhobcn haben, die auf Beseiti-
gung des jehigen Kabinetts und die aus die
Cinschung einer von Cinflüsicn jcder Art freien Re-
gierung und die Ausschaltung der Parteien
hinzielen. Gewisie japanische Militärkreise, die über
einen grotzen Anhang im Land verfügen, sordern die
Führung der Autzenpolitik und wollen durch-
greifende Reformen im Innern in Angriff nchmen.
Hierzu gehören staatliche Kontrolle der Wirtschaft, Vesei-
tigung des Cinfluffes des Kapitals) gerechte Verteilung
der Lasten und durchgreifende Hilfe sür die arbeitende
Bevölkerung. Das Ziel des Umsturzes ist, eine starke
autoritäre Regierung an die Spihe eines ge-
schlosienen und einheitlichen Volks zu stellen.
Die drei L»ser.
Okada — Takahaschi — Saito.
Von den drci japanischen Staatsmännern Okada,
Takahaschi und Saito, die nach Meldungen aus Manila
bei dem Staatsstreich in Iapan ermordet worden sein
sollen, stnd Okada und Saito aus der japanischen Kriegs-
marine hervorgegangen, während der Finanzminister
Takahaschi Verwaltungsbeamter gewesen ist.
Okada wurde im Iahr 1868 geboren. Nach dem
Vesuch der Marineakadcmic wurde er 1890 zum Anter-
leutnant befördert. Von 1920 bis 1923 war er Chef der
Flottenverwaltung, 1924 wurde er Vizemarineminister,
im gleichen Iahr zum Admiral besördert, rief ihn der
Kaiser kurz darauf in den Obersten Kriegsrat. Von 1927
bis 1929 gchörte er als Marineminister dem Kabinett a«
und übernahm dann wieder eine aktive Admiraldienststel-
lung. Am 4. Iuli 1934 ernannte ihn Kaiser Hirohito
zuni Ministerprästdenten.
Takahaschi, der im Iahr 1854 geboren wurde,
entstammt einer Samurai-Familie. Nach einer Amerika-
reise wurde er zuerst Lehrer, kam dann in das Anter-
richts-, später in das Handelsministerium, wo er in we-
nigen Iahrcn bis zum Abteilungsdircktor ausstieg. In
den neunziger Iahren schied er aus dem Staatsdienst
und beteiligte sich mit wenig Glück an Silberschürfungen
in Peru. Nach seiner Rückkehr trat er eine untergeord-
ncte Stellung bei der Vank von Iapan an, wurde aber
schon nach wcnigen Iahren Vizepräsident und übernahm
1911 den Posten des Gouverneurs der Bank. Während
des rusiisch-japanischen Krieges wirkte er als Finanz-
agent in Cngland und Amerika. Von 1912 bis 1913 lei-
tete er das Finanzministerium, im Iahr 1915 übernahm
er das Präsidium dcs Gesehgebungsamts. Von 1919 bis
1921 war er zum zweitenmal Finanzminister im Kabi-
nett Hara. Wie dieser war er Mitglied der Seiyukai-
Partei. Nach der Crmordung Haras im November 1921
übernahm er die Leitung dss Kabinetts, trat aber schon
1922 wieder zurück. Von 1924 bis 1924 leitete er das
Landwirtschastsministerium, im Mai 1927 übernahm er
im Kabinett Tanaka zum drittenmal das Finanzmini-
sterium, wurde jedoch nach kurzer Zeit auf eigenen
Wunsch von Mitsuchi abgclöst. 1931 trat er im Kabinctt
Inukai trotz seines hohen Alters an die Spitze des Fi-
nanzministeriums und übernahm später das Innenmini-
sterium. Seine ersten Maßnahmen waren das Verbot
der Goldausfuhr und die Aufgabe der Goldwährung. In
Zusammenhang mit den Angrisfen wegen der verschiede-
nen Attentate gegen den Käiser trat er im März 1932
als Innenminister zurück, übernahm aber im Mai des
gleichen Iahres noch einmal das Finanzministcrium im
Kabinett Saito.
Saito, der 1925 zum Viscount ernannt worden
war, wurde im Iahr 1858 geboren. 1873 tkat er in die
Krieqsmarine, durchlief dort die Lausbahn bis zum
Großadmiral. Von 1913 bis 1914 war er Marinemini-
ster. Im Iahre 1919 wurde er zum Generalgouverneur
von Korea ernannt. Vei feinem Amtsantritt wäre er
damals beinahe einem Dombenattentat zum Opfer gefal-
len. 1927 war er Hauptdelegierter bei dsr Flottenabrü-
stungskonferenz, im Iahr 1931 trat er von seinem Amt
als Generalgouverneur zurück. Rach der Lrmordung
Inukais bildete er im Mai 1932 cine nationale Konzen-
trationsreqierung. Cr stürzte im Iuli 1934 wegen der
inneren Schwierigkeiten in Zusammenhang mit einem
Korruptionsskandal, in den mehrere Minister verwickelt
waren.
LftMs mrlliufilier NuMger.
Innenminister Goto japanischer Ministerpräsident.
London, 26. Fsbr. Nach einer Mitteilung der
japanischen Votschast in London hat Innenminister Goto,
einem Telegramm aus Tokio zufolge, die Geschäfte des
Ministerpräsidenten anstelle Okadas übernom-
men.
Aeber das Schicksal Gotos herrschte bekanntlich zu-
nächst Angewißheit.
Neue japanffche Regierung.
Newyork, 26. Febr. Aus Tokio einlaufende Mel-
dungen besagen, daß derKaiser die Bildung
eines neuen Kabinetts angeordnet habe. Der
japanische Reichstag ist für den 20. Llpril ein-
berufsn worden.
Ruhe i« Tilii«.
Verhandlungen über die Umbildung der Regierung.
Tokio, 27. Fsbr. (Cig. Funkmeldung.) Der
Ostasiendicnst des DNV berichtet: Nach Einsah neuer
Truppen bietet Tokio nun ein ruhiges Vild. Teile
der Infanterieregimenter der 1. Division, von der am
Mittwoch der handstreich ausging, sind in die Kasernen
zurückgckehrt. Durch den Vclagerungszustand fft die
Regierung militärisch gesichert.
Amtlich wird bekanntgegeben, datz die Stadt Poko-
hama, Kobe, Osaka und Nagoya unter verstärktem Poli-
zeischuh stehen und die Ruhe nicht gestört worden sei. Die
Marincleitung verlautbart, datz das erste und zweite Ke-
schwader der japanischen Flotte den militärischen Schuh
von Dokosuka und der Tokio-Vucht übernommen habe.
Der Bruder des Kaisers, Prinz Chichibu, trifst,
wie die japanische Presie meldet, am Donnerstag in To-
kio ein. Das Kabinett, unter der Leitung dss bisherigen
Innenministers Goto, wird bis zur ilmbildung d er
Negierung weiter im Amt bleiben. Im kaiserlichen
Palast finden fortlaufend Besprechungen über die Regie-
rungsumbildung statt.
In polittschen Kveisen wird der Meinung Ausdruck
gegeben, daß möglicherweise schon am Keeitag das neue
Kabinett gebildet wird.
Die Blätter sprechen bei der Bshandlung des Put-
sches von einem „historischen Creignis", wie es sich seit
der Meiji-Restauratto« nicht mehr zugetragen habe rurd
erhosfe sine baldige Klärung der Lage.
Me Grüode sür die Erheduug.
Eine Crklärung dee Putschisten.
Washington, 26. Febr. Hiesige diplomattsche Kreise
erhielten aus Totto die Nachricht, datz die Führer der
militärischen Crhebung allen Zeitungen Tokios eine Cr-
klärung zuleiteten, in der die Crhebung damit begrün-
det wird, datz das bisherige japanische Kabi-
nett stch mehr und mehr vom wahren japanischen Geist
entfernt und indie VorrechtedesMikado
widerrechtlich eingegrifsen habe. Die Erklärung,
die von Hauptmann Nonoka und Hauptmann Ando
vom 3. Tokioter Insanterie-Regiment unterschrieben ist,
führt als Veweis für obige Behauptung den Londoner
Flottenvertrag von 1930 an.
In' der Crklärung heißt es weiter: „Falls diese Lage
weiterhin bestehen bleibt, wird das Verhältnis Ia-
panszu China, Rutzland, Cngland und den Vereinigten
Staaten einen Cxplosionspunkt erreichen."
Was damit gemeint ist, sagt die Crklärung nicht.
ötautmt u«ter BorU des Koiser«.
Velagerungszustand bleibt aufrechterhalten.
Tokio, 27. Fsbr. (Cig. Funkmeldung.) Der Ost-
asiendienst des DNV meldet: In der japanischen Haupt-
stadt hat sich die Gesamtlage im allgemeinen weiter be-
ruhigt. Cs herrscht Velagerungszustand. Gene-
ral Kaschii wurde zum Stadtkommandanten von Tokio
ernannt. Die gesamte Garnison wurde seinem Oberkom-
mando unterstellt.
Die Deratungen im GeheimenStaatsrat
werden sortlaufend fortgeführt. Den Vorsitz führt der
Kaiser selbst. An den Beratungen nehmen sämtliche
Minister teil mit Ausnahme des Finanzministers Taka-
haschi.
Amtlich wird bestättgt, datz Innenminister Goto nur
vorübergehend die Geschäfte des Ministerpräsidenten
übernommen hat.
Die Regierungsgebäude noch in HSnden der Aus-
ständischen?
London, 27. Febr. (Cig. Funkmeldung.) Nach den
lehten hier eingetrofsenen Meldungen aus Tokio sollen
die japanischen Aufständischen immer noch im Befitz
der Regierungsgebäude sein. Cs wird berichtet,
daß hohe Militärbehörden mit den Meuterern ver-
handelten und versuchten, sie auf friedlichem
Weg zum Nachgeben zu überreden.
Ser Eiodrulfi i« der Welt.
Die Creigniffe in Iapan in sranzösischer Beleuchtung.
Paris, 27. Februar. (Cigene Funkmeldung.) Der
Militärputsch in Totto wird von der Pariser
Prefle eingehend behandelt.
Der „Petit Parisien" spricht von dem nunmehr
zwanzigjährigenKamps, dersich in Iapan
zwischen den liberalen Clementen und den von
der Militärpartei geleiteten Geheimgesellschaf-
ten der Nationalisten abfpiele. Das Ideal der Natto-
nalisten sei die Ausbreitung Iapans und seine Vor-
herrschaft überAsien und die Welt. Wenn das
Militär obsiege, bedeute dies binnen kurzem den Krieg
in Asien. lliii des Welffriedens willen müsie man also
hoffen, datz der diesmalige Staatsstreich in Iapan ebenso
mißlinge wie der von 1932.
Das „Ccho de Paris" weist daraufhin, datz politt-
scher Mord in Iapan und seine Folgen an sich nichts
Cntwürdigendes darstellten. Die jungen Offi -
Ziere, die sich opfern, könnte man als Rechtsrevolutio-
näre im europäischen Sinn des Wortes bezeichnen. Sie
machten Front gegen parlamentarische Vestechlichkeit, ge-
gen die Vanken, gegen die Großunternehmungen und ge-
gen die Herrschaft des Geldes. Der Kaiser sei ihr
Gott, aber seine Ratgeber verfälschten seine
weisen Verfügungen und dahcr müffe man ste unschäd-
lich machen. Das Vlatt läßt die Frage osfen, ob Ia-
pan taffächlich schon am Vorabend eines llmsturzes stehe
oder nicht. Die Creignisie brauchten nicht ünbedingt
diese Folgen zu haben. Die Außenpolitik sei übrigens
bei dem Putsch nicht so sehr im Vorderqrund gestanden,
da Außenminister Hirota, soweit wenigstens hekannt,
nicht beläfttgt worden sei.
Das „Iournal" meint, die Laqe sei äutzerst ernst,
denn die Krise sei mchr eine soziale als eine mili-
tärisch-politische und biete allen demagogischen Hem-
mungslosigkeiten Raum. Cs sei möglich, datz der Mili-
täraufstand rasch behoben werde. Aber die grotze Krank-
heit im japanischen Reich sei schwer zu heilen.
London befürchtet weitreichende Folgen des Putsches.
London, 27. Febr. (Cig. Funkmeldung.) Die Creig-
nissein Iapan wcrden in London mit größter Span-
nung verfolgt. Die Morgenblätter drücken die Hoffnung
aus, datz es nicht zu einer Diktatur der radikalen
rnilitärischcn Clemente kommen möge und datz die verfas-
sungstteuen Kreife die Oberhand behalten werden.
„Daily Telegraph" schreibt, die furchtbaren Mord-
anschläge in Tokio würden sicherlich weitreichende
Folgen im ganzen Fernen Osten haben. Die
Armee sei von den gewaltigsten imperialisttschen Idealen
beseelt. Sie erstrsbe die vollständige Herrschast
über den Fernen Osten und gleichzeitig die ausschlietzliche
Ausbeutung der unbegrenzten Wirtschaftsquellen Chinas.
Andere Blätter weisen daraufhin, datz das Sowjet-
rutzland der schärsste Feind der militärischen Kreise sei,
die hinter dem gestrigen Putsch stünden. Als eincr der
mittelbaren Deweggründe für den Putsch wird auch dis
zunehmende Industrialisierung Iapans genannt. Die Ar-
meeführer seien entrüstet darüber, daß rhre Croberungs-
pläne auf dem asiattschen Festland dauernd durch sinan-
zielle Crwägungen in Zusammcnhang mit der Industtia-
lisierung durchkreuzt werden.
— Der ehemaligc Führer der Hitlerjugend im Krcis
Vruck a. d. Mur (Steiermark), Herbert Bach, wurde
von dem Leobcner Schwurgericht wegen Hochverrats zu
18 Monaten schweren Kcrker verurteilt. Bach wird be-
schuldigt, nach dcm Vcrbot der NSDAP in Ocstcrreich
versucht zu haben. die Organisation der Hitlerjugend wei-
terzuführen.
Ein Rcgimcnt der kaiierlich-javanischen Leibwache.
Ministervräsident Okada.
(Affocieted-Pretz, K.) (Graphische Werkstätten,
Finanzininistcr Takahashi.
(Graphijche Werkstätten, Kff
Admiral Graf Saito.
(Graphijche WLrfftätten. K.)