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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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Keidelberger

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lungsort und Berlchtsstand ift Heidelberg. ISeschLftszeit 8—l8 Uhr.
heckkonto gudwigshafen 7221. Für Rückgabe nicht verlangter
Schriftstücke wird keine B-wLhr geleistet.

Druck und Berlac, von Frtedrich Schulze in Heidelberg.
Schristleituna / Hauvtstraße 23 Fernsvrecher-S.-A. 7351—53.

Samstag, 30. Mai

Hauvtgeschäftsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelaaffe 1.

1936


veutsches vsingllfeft.

^isljsj/^^ Zeit der Vlütenwunder und der

L-". feiert

X? des

^sli^edrängt durch

die Welt das Pfingstfest,
Geistes. !lnd wenn andere
, innere und äußere Note,

Ä ^ di Schwierigkeiten, nur mit müdem
Fest erwarten, kann das deutsche
iff, Dewußtsein seines inneren Friedeus


des Segens, der auf seiner Arbeit


«Ub

Es hat die Schöpferkraft
ens erfahren dürfen und das große
geistigen Erneuerung.
^e lichtlosen Straßen der Not gewan-
^ s die Iahre seiner Wehrlosigkeit wie
.^ "^ude Schande empfunden, es ist ge-
/'dd gequält worden und es hat zu allem
i^Iej^^Eer dem es litt, noch den ganzen Iam

C ^^ren Zerrisienheit hinzugefügt. Aber
Hf ?e i?^e des Leids ist die Seele dieses Vol-
jtz.^i>,^Eert worden. And die Vorsehung
großen Lehrmeister geschenkt, der ihm
p r wurde, damit er das schwere Werk
»I t s ch l a n d wieder aufzurich-
^ d>ieder zu einer Heimat zu machen für
/ b, ^chen.

>>> Ä> ^2

ih ^chev^E 1923 verkündete Adolf Hitler
kj,.°>> i»Sie müsien sich gegenseitig wieder
^ i der ->.den: der Arbeiter der Stirn den Ar-
u? und umgekehrü Keiner von bei-

'i

m vhne den andern. Die beiden gehören
^i>?eu° ' ^nd aus diesen beiden muß sich
K Mensch herauskristallisieren: der

X w m e nÄ e n D e u t s ch e n R e i-
V? damals, vor dreizehn Iahren, ein
^'iUklib^ ^ar, ein Wunschbild, eine Hoff-
l N, e um von vielen geglaubt zu werden,
Air

>U kWirklichkeit. Wir haben den
dsh ^ i e serIdee erlebt und ein Volk
V^^ieg des Geistes glauben ge



lsregdes Guten. Und weil
^ Ivh^^ieder glauben gelernt hatte, des-


? das Wunder geschehen, dieses fast
.^under, daß Deutschland, geführt von
Mannes, auf dessen Werk sicht-
^ Himmels ruht, dem Chaos ent-

r b,: zu erwachen.

- ^ W den lehten drei Iahren als Augen-
^ durften, dieses Erwachen un-

>ks,"lkes

^iichez, uiohl eines der größten welt-
^reignisie — das wird einst von

Am Pfingstmorgen.

späteren Geschlechtern als das große Pfingst -
wünder der deutschen Geschichte empfunden und
gedeutet werden. Die Kräfte, die jetzt entbunden

Aufnahme: Hartschuh.

wurden, haben, wie wir wissen, ihre sortwirkende
V!acht. Cine Generation wird der andern die
Fackeln weiterreichen und jede wird die Flamme

hüten, die in dieser Zeit entzündet wurde. !lnd
jede Generation wird ihre Aufgaben suchen müs.
scn und zu erfüllen haben, weil der einzelne
Mensch zwar das Werk seiner Erdentage
vollenden kann, aber das Ziel eines Volkes ins
U n e n d l i ch e'strebt.

Das ist die Hoffnung, die uns trägt und die
unserer Arbeit und allen unsern Anstrengungen
ihren lehten und tiefsten Sinn verleiht. Es ist
nrcht mehr leere Kärrnerarbeit, die wir leisten.
Denn unserer Generation war es vorbehalten,
das Fundament zu legen: nach den Plänen
des Vaumeisters, in dem auch spätere Geschlech-
ter ihren Führer erkennen und verehren wer-
dcn, weil der Staat, den er schuf und das
Volk, das er zu neuem Leben erweckte, die
Prägung seines Geistes tragen werden.

Cin neuer Staat und ein neues Volk,
geformt nach einer neuen Idee, geschult in einem
neuen Gemeinschaftsgefühl, erzogen zur Arbeit, zu
Leistung und Disziplin, wieder beheimatet auf sei-
nem Boden und ihm verwurzelt, nicht mehr schuh-
lcs, sondern in Wehr und Waffen: das ist das
Fundament, das den zukünftigen Staat tragen
wird. Ein neues Geschlccht wächst bereits
hcran, beschwingt von der Kraft der Iugend, die
sich dem leuchtenden Stern ihrer Hoffnungen an-
vertraut. Von diesen Hoffnungen wird ihr Gang
beflügelt werden und zugleich von dem fausti-
schenDrang, der das Crbgut der deutschen
Seele ist.

Wir stehen am Afer einer neuen Aeit. llnser
Vlick sucht die Ferne, die nicht mehr verschleiert
ist. Der Nebel ist gewichen. Wir folgen den
lockenden Signalen, die uns rufen. Ein Volk ist
auferstanden. Ein Volk marschiert. Das ist un-
ser Pfingstglaube, der nicht nur aus der Fülle der
Lebenswunder seme Destätigung und seitte
Kraft empfängt, sondern immer wieder seine Ver-
bindung mit dem Cwigen sucht, wo alle irdi-
schen Wünsche münden. Pfingsten ist nicht nur
ein Fest des Geistes, es ist auch ein Tag der
Cinkehr und, wie jedes Fest, ein Tag der
Selbstbesinnung. Es ist eine Oase, wo
wir rasten, weil wir immer wieder die reine
Quelle suchen, die uns Kraft gibt zu neuem Kampf
und zu neuer Wanderung.

Hermann Vagusche.

Vfingsten -eutsiher Mensihen.

V ^oE> der Pfingsten

"" E>all der Glocken! —

^i^Ubj^lt p^idel; der Schall der Glocken ver-
» ^i<> Rauschen dcs begrünten Waldes und

!?>>n?i>»>n 0 er^ Dögel zu einer irdisch.übersinnlichcn
l^^iti^t stch sjjr das^deutschc Herz aus from-

Vo« Werner Lenz.



inniger Naturverbundenheit die
i»'-/c ^ das geistverklärte Kirchenfest zu

deft"il^blichen" Feiertag wcrden läßt. Blät-

^e^ota^belsnAchriften deutscher 'Mcnschen, so findcn
X. 1>1-"glan, ^ bes Feiertages zutagetrcten. Freude
, - vl. .0 oei'

Ui^.!ouLA.der Ewigkeit" wic am Strahlen der
>°»n^r ,»"s an; auch für Psingsten fehlt der

>>? >,"^U,'chter deutschcr Art.

Wilhelm Raabe nennt eine Crzüh-
v!et! UtsE^n". Diese Vezeichnung kommt aus
bü> U>ir Volksmund, der den Degrifs mit

Eh,?"g »Uch "orbindet. Dem gleichen Dichter ver-
V» ^t"A» ^^.Pfingsttagsschilderung, die in der
'»>, ^ U>?!°ck^> M sinden ist: „Horch, w»e

»ü^? ds/^ber großen Stadt durchcmander
^>^V!ten s>^!ten äus dcm Psalter! Ietzt schwei-
7 Ȋ^riibe^^n, und lcise hallt der Ruf dcr
VV stNsien feht werden diese wieder übcrtönt
»IZ j»en '>,, >^ zulcht eine nach der anderen auf-
i/>. ^!»u- « die heiligen Töne melodisch aus-

>A 7 deZ E.Nch auf in dem Himmelsblau, dem
!°n>Nert ^"gstseiertages."

^?E"hell^" die Verse Mörickes, der wohl
»>»II ?»r„, . HfMgsttagcn vor dcr Prcdigt seinen
°cr G, > Tleversulzbach bestieg und sich von
»Csy umbrausen ließ:

»» cp,,?kockentonmeer wallet
»>eituns und hallct
Vtk"'" ܰ>r . Stadt und Land."

^"iht^i» ^"»endcn^ nndcrn „Landgetstlichen aus
dg!? ka»„, Worten über das Pfingsterlebnis
>>«!.» e °c>k uns Na... dw Tatsache

der junge
eb: „Was

des tvmmr oarrn zu einer rccht

ä? beriekt .sV»gstwunders, das uns die
'sinv EeinPschtet. Cr meint es war „die

Ä' >„j ° dÄ - !ich ' hint ^ besonders

.l.^dlrn» dMter ienem Deckname

^r meint, .. ...

V- ">ancki'„^°"° „einfache, allgemeine Sprache,

are Seelen nahmen an dieser

Glückseligkeit teil; schlechte Menschen, Krlte Herzeu stcm-
den spottcnd dabei uud spracheru „Sie ßnd voll flltzen
Weines."

Nicht ein Religionsgesetz spricht ans der Psingst-
geschichte, sondern die freie Crschlicßung des gläubigen
Geistes. Wer könne berufener sein, uns beim Nachsinnen
über Pfingsten hilfreich an die Hand zu gehen, als Io-
hann Gottsried Herder, der sagt: „Geist spricht zu
Geist" und ganz undogmatisch verkündet er: „Religion
ist's, an einen guten Geist zu glauben, der
über und in uns wacht." find wenn wir in der Apostel-
geschichte lesen, wie anläßlich der Pfingstausgießung des
Geistes die Gemeinde zusammcnrllckte, den Feinden und
Angebern trotzend und die Mitglieder sich mit ihrem
Hab und Gut füreinander einsetzten, dann erkennen wir
die ganze Tragschwere des anderen Hcrdcr-Wortes: Ich
glaube," sagt der Christ, „an den Geist einer tätigen
Gemeinschast!" Cs wird also Psingsten ein Vekenntnis-
sest der opfervollen Cinmütigkeit oder: „Ausopfernde
Licbe bringt dem Menschcngeschlecht Heil; denn es ist
ein Ganzes, und du gehörst dem Ganzen!"

Cine Pfingststimmung voll herber Cigenart vermit-
telt ein Tagebuchblatt von Friedrich Hebbel. Der
Feiertag fiel in jencm Iahr — nämlich 1841 — aus das
Datum dcs 30. Mai. Dcr Dichter schreibt: „Pfingsten!
Pfingsten! In Dithmarschen war das, was ich heute
habe, immer schon Genuß, denn ich hatte Muße. Nun ist

die Muße das Anerträgliche. Blumen würden mir
Freude machen, ein Strautz! Ich habe keine und mag
mir keine kaufen, denn gekauste Älumen sind keine un-
schuldige mehr. — Ich habe den Morgen wieder eine
Szene in Genoveva vorgenommen; Clise siht auf dem
Sofa »nd ruht; die Türe und Fenster stehcn auf, frische
Lust zieht durch die Zimmer und macht die Hihe mcnsch-
lich. Zwischendurch spreche ich über die Idee des Chri-
stentums. O Genoveva, du machst mir viel Kummcr!
Lieben darf ich dich nicht, und vernichten darf ich dich
auch nicht."

Zum Schluß noch eine Vemerkung Vismarcks.
Cr schreibt an einem Pfingsttag, 8. Iuni 1851, aus
Frankfurt am Main an seine Frau: „Ich sahre ungern
heute am ersten Feiertag und habe Gcwisicnsbisie dar-
über," aber es handelte sich um Staatsdienst, um einen
diplomatischen Vesuch in Heidclberg, und da mußte
auch dic Chrfurcht vor der Feicrtagsruhe schwcigen.

Tatsächlich hat der Volksbrauch alle Lustbarkciten
der schönen Iahreszeit in die Pfingstfcier cinbezogen.
find wie Naturgefühl, Weltfrcmde und Lmpsindung der
Gottesnähe sich vcrbinden, dafür gibt uns Otto Inlius
Bierbaum in seinem Gcdicht „Pfinqstcn" cin sreund-
lichcs Vild:

„Zwischen Tulpcnslammcn und Narzisien
springen unter schweren Fliederbüschcn
kleine Mädchen losen Haars im Gartcn.

Lerne, herz! Die kleinen Mädchcn wisien

mehr vom Glück, als du: mit ihrem Springen

loben ste den heil'gen Geist der Pfingsten;

denn der heil'ge Geist ist ausgegoffen

in den glutenbunten Tulpenflammen,

und er heißt: Seid sröhlich, Menschenkinder!"

pfingstzeit.

Von Gertrud Aulich-

Wir sind die Schöpfer dieser Welt. Wir wisien um den Sinn der Tat,

Wir bauen fie mit harten Händen. Wir sind in sie hineingeboren.

And unser Geist, der fie zusammenhält, Das Werk, das von uns Dlut und Samen hat,

Wird fie, auf seine ew'ge Kraft gestellt, Vleibt über jeden Zeit- und Schicksalsgrad.

Noch über unsern Tod hinaus vollenden. Den kommenden Geschlechtern unverloren.

Und was uns schweigt und was uns spricht,

Was wir mit Hirn und Herz erfasien,

Wird pfingstlich mit der Liebe Licht

Crneu'n der Erde Angesicht

Und fie im Geist unsterblich werden lasiea.

Der prometheus -er Menschheit.

Was wir heute an menschlicher Kultur, an Crgebnis-
sen von Kunst, Wisienschaft und Technik vor uns sehen, ist
nahezu ausschließlich schöpferisches Produkt des
Ariers. Gerade diese Tatsache aber läßt dcn nicht un-
begründcten Rückschluß zu, daß er allein der Begründer
höheren Mcnschcntums überhaupt war, mithin dcn A r -
typ darstellt, was wir unter dem Worte „Mensch" ver-
stehen. Cr ist der Prometheus der Menschheit, aus des-
sen lichter Stirn der göttliche Funke des Genics zu allen
Zciten hervorsprang, immer von neucm jenes Feucr ent-
zündcnd, das als Crkenntnis dic Nacht der schwcigcndcn
Gebeimnisie aufhellte und den Menschen so dcn Weg zum
Bchcrrscher der andcren Wescn diescr Crde emporsteigen
ließ. Adolf Hitler: „Mein Kampf".

ch

^lphabet ües Weltgeiftes.

Wcnn man das Treiben und Tun der Menschen seit
Iahrtausenden erblickt, so lasien sich einige allgemeine
Formeln erkennen, die je und immer einc Zauberkrast
über ganze Nationen wie über die einzelnen ausgeübt
habsn, und diese Formeln, ewig wisderkehrend, ewig unter
tausend bunten Verbrämungen dieselben, sind die geheim-
nisvolle Mitqabe eincr höhcrcn Macht ins Leben. Wohl
überseht sich jeder diese Formeln in die ihm eigentümliche
Sprache, paßt sic auf mannigfache Weise seincn bcengtcn
individucllen Zustünden an unb mischt dadurch oft so viel
finlautercs darunter, daß sie kaum mchr in ihrer
ursprünglichcn Bedeutung zu erkennen sind. Aber dicss
letztere taucht doch immer unverschens wiedcr aus, bald in
diesem, bald in isnem Volk, und der aufmerksame For-
scher seht sich aus solchen Formeln eine Art Alphabet des
Weltgeistes zusammen.

Goethe zu F. v. Müller, Dornburg 1818.

/ 4°

Sil-ung un- Sein.

Mle Vildung strebt an die Hervorbringunq eines
festen, bestimmten und beharrlichen Seins, das nun nicht
mehr wird, sondcrn ist, und nicht anders sein kann, dcnn
so wie es ist. Strebte sie nicht an ein solches Sein, so
wäre sie nicht Dildung, sondern irgcndein zwcckloses
Spiel; hätte sie ein solches Sein nicht hervorgebracht, so
wäre sie eben nicht vollendet. Wcr sich noch ermahnen
muß und crmahnt werden, das Gute zu wollen, der hat
noch kcin bcstimmtes und stets bereitstehendes Wollen,
sondern er will sich dieses erst jedeslnal im Fall des Ge-
brauches machcn; wer ein solches festes Wollen hat, d«r
will, was er will, sür alleCwigkeit, und er kann
in keinem möglichen Fall anders wollen denn also wie «r
eben immer will.

I. G. Fichte: Zweite Rede <rn die deutsche Natttm.
 
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