Heidelberger
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Monatltch L.20 Rm. («inschl. 27 Rpsg. Trägerlohns
»n-!"?p>«lich l.lv Rm. («inschl. Träg«rlohn>. B«i d-n Abholstrll«n
Rm. halbmonatlich l.—Rm. Durch di« Post b-zogen
"p. 2.20 Rm. («inschl. PostbefSrd-rungsgediihren) nnü 36 Rpfg.
lg Der Bezugspreis ist voraus zahlbar. Linzelnummer
2st die sseitung am Lkscheine» osrhinder«, besteht kein
^bb-n „ Lntschädigung. Erscheint wochentäglich ll Uhr.
,''?>lungen mussen bi» Ipätestens 2S. des Monats für den
inigenden Monai direkt beim Derlag eingereichi werden
^eideldecgecNnzeigec / Neidelbecgec Zeitung
Dn ganz Nocdostbaden vecdceitete Tage^zeitung.
Nnzeigen allec Nct baben guten Lrtolg.
Legründei
l 8 S 8
Anzeigenpreis: 6 Rpsg. für die 22 ww breit« Millimeterzeile I
5 Rpfg. für »Kleine Anzeigen", die nicht der Wirtschaftswerbung
dienen, für Stellenanzeigen, Schiffahrtsanzeiaen, Derlegeranzeigen.
Preis für Textanzeigen: 30 Rpfg. str die 78 ww breit«
Milliin-ierzeile. Nachlässe «ach Malstaffel I und II oder
Mengenstaffel 8. 3- 3t- ist Anzeigen - Preislifte S gültig. ikrstl-
lungsort und Gerichtsstand ist tzeidelberg. Geschäftszeit 8—18 Uhr.
Postscheckikonto Ludwigshafen 722l. FSr Rückigabe nicht verlangter
Schriftsrülke wird kein« Gewähr geleistet.
2rr. 52
Druck unv Berlag von Frredrich Schulze in Heidelberg.
Schristleitung: Hauvtstratze 23 Fernlvrecher-S.-A. 7351—53.
Montag, 2. Marz
Hauvtgelchäftsstelle Hauvtstrahe 23, Fernlprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgasse 1.
1936
Die ErMmg -er LeWger Meffe.
Der Massenbeiulk übertrM alle Erwartungen.
N» oerheibMgsoiillek A«sii»r.
Riescnverkehr in der Meffestadt.
I- MLrz. Die Leipziger Früh-
^ ^sniesse 1936 wurde am Sonntag eröfsnet. Sie
^ ^leich cun ersten Tag mit einem Vesucherzu-
und einem Verkehrsumfang eingesetzt, wie
«m^chstens noch am Cröffnungstag der bislang stärkstcn
trtzst Nachkriogszeit, der Frühjahrsmeffe 1928, er-
tihE ^orden sein dürfte. Der Sonntagvormittag brachte
" Anstrom von Intereffenten. Die
tz-, ehörden erwarteten bereits angestchts der um ein
. faches höheren Voranmeldungen einen starken Sonn-
^ dvesnch, doch standen diese Erwartungen in keinem
z «, itnis zu dem eingetretenen Auftrieb. Vereits srüh
^ chr waren die Straßen der Innenstadt, in dencn sich
^ ^effehäuser der Mustermeffe befinden, dicht gcfüllt.
H. ^ffen Häusern war nur schweres Durchkommen durch
^9e und Stände. In den Mittagsstunden trat kaum
ftgendwie nennenswerte Cntlastung ein.
t^ ^eher die geschäftliche Tätigkeit zu berich-
^ wäre verfrüht. Alles war heute auf Information
^ uuf Gewinnung eines allgemeincn sleberblickes ab-
n. Die Stimmung unter den Ausstellern und
ist mit einem Wort glänzend. Cs wurden
o^cher aus nahezu allen wichtigen Handelsländern der
^ festgestcllt. Zweifellos hat auf der großen Tech-
^,'chen Messe und Baumesse das herrliche
Eter auch eine Unmenge von Besuchcrn herbeigezogen,
E "icht als unmittelbar kausmännisch oder technisch in-
^isiert gewertet werden können, doch überwiegt die
der ernsthasten Intereffenten.
su Danz Leipzig steht bis in die Vororte hinein voll-
unter dem Cindruck der Creigniffe. Die durch ihre
öge Ausdehnung jedermann ins Auge sallenden Auto-
parks auf allen großen Plähcn der Stadt (einschließlich
Augustus-Plah ünd Königs-Plah) geben dem Lußeren
Vild der Meffe einen ganz neuen Zug, der sich allen Be-
suchcrn imponicrcnd ausdrängt. Dcr Augustus-Platz bot
mit dcn parkcndcn Autos, den zahlrcichcn Rcklameauf-
bauten und besonders durch den Fernsehsprechdienst mit
Verlin, und den Vesuchermaffen ein grandioses
Verkehrsschauspiel. Cinen ähnlichen Cindruck
vermittelte das Lcbcn auf dcm Hauptbahnhos. Die Meffe-
fremden waren des Lobes voll über die Pünktlichkeit des
Sonderzugverkehrs und die vorbildliche Organisation
des Abstromcs in die Mcffestadt.
VegriitzlMgsaSelld im
In Anwesenheit zahlrcicher Chrengäste, an ihrer
Spihe Rcichsministcr Dr. Goebbels und sächsischer
Wirtschaftsminister Lenk fand am Abend des Meffe-
Sonntags im großen Saal des Vuchhändlerhauses eine
Begrüßung der in- und ausländischcn Presse-
vertreter statt, die zur Berichtcrstattung über die
Meffe nach Lcipzig gekommen sind.
Der Prüsideiit des Leipziger Mefleamtes, Dr,
Köhler, hieß Reichsminister Dr. Goebbels herzlich
willkommen und danktc ihm dafür, daß er troh seincr
außcrordcntlichen lleberlastung nach Leipzig gekommen
sei. Dr. Köhlcr kennzeichnete darauf die Mcffc als den
größten Fcrtigwarenmarkt der Welt. Die dics-
jährige Frühjahrsmeffc fallc insosern aus einen glücklichcn
Zeitpunkt, als es im Iahr 1935 gelungen sei, den Cin-
fuhrüberschuß, den Dcutschiand in den letzten Iah-
ren hatte, und den wir uns bei unserer Devisenlage nicht
leistcn können, in cincn Aussuhrüberschuß zu ver-
wandcly. Doch gerade die auf der Meffc ausstcllenden
arbeitsrntensiven Industricn scien an der Ausfuhrsteige-
rung verhältnismäßig noch am wenigsten beteiligt. Jhncn
falle indcffcn die Hauptausgabe dcr Cxportaus-
weitung zu. Dcnn Dcutschland könne nur durch
Fertigwarenausfuhr, d. h. durch Warc gcwordcne deut-
sche Ärbeit, di« Rohstofse bezahlen, die es dringend
braucht, die ihm abcr das Ausland ebcnso dringcnd ver-
kaufen wolle. Ie mehr auf der Meffe Auslandsaus -
träge erteilt würden, desto mchr könne Deutschland
seinekseits Rohstoffe, dic ihm fehlen, und Nahrungs-
mittel zur Herstcllung seiner Cigenerzeugung vom Aus-
land kaufen und damit den in der Wcltkrise zusammen-
gebrochcnen internationalen Güteraustausch bcleben
helfcn.
Im Namen der deutschen Schriftleiter sprach dann
Wirtschaftsschriftleiter Wcrner Peiner von der „Rhei-
nischcn Landcszcitung" in Düffeldorf. Cr bat dabei die
Vertreter der Auslandspreffe, bei der Verichterstattung
die Neuschöpfungen des deutschcn Geistes in gerechter
Weise zu prüfen.
Im Namen der ausländischen Prefle dankte Mister
C. R. C. Nixon vom „Statesman" in Kalkutta. Cr be-
tonte, daß Cngland und dic ganzc Welt nichts sehnlicher
wünschs, als stärkere Handclsbeziehungen zu Deutschland.
Reichsminister Dr. Goebbels nahm dann das
Wort zu einer Rede, in der er u. a. ausführte:
„Nahezu achtzchn Iahre sind nunmehr verqangen seit
Veendigung der surchtbarcn Katastrophe des
Wcltkricges, dcrfast alleVölkerder Crdc
an den Rand dcs Abgrundcs brachte und das Rä-
derwcrk der Weltwirtschaft fast völlig stillstehen ließ.
Ist es nun in diesen achtzehn Iahren gclungen, das Ge-
triebe der internationalen Wirtschast wieder in einer
Weis« in Gang zu bringen, daß für die Völker Glück
und Wohlstand zurückkehren und die zwischenstaatlichen
ökvnomischen Spannungcn ausgeglichen werden konntcn?
Die Lage der Weltwirtschaft ist die, daß die einen
in ungenützten Reichtümern geradezu ersticken und
die and«ren in Armut verkommen,
Zuständs, die auf der einen Seite zu immer weiter ge-
steckten imperialistischen Forderungen füh-
Ein WienWer Sitg in Ämbikn.
M Armer drs Ras Kaiia vernilbstt.
Ni« ^LcLkissk«»» Lrsisr»»«»«.
Vundespokal-Endspiel in Frankfurt: Sachsen — Südwest
2 :2 nach Verlängerung. Das Spiel wird voraus-
sichtlich in Dresden wicderholt.
Die Hälste aller deutschen Gaumeister ist bereits ermittelt.
Stuttgarter „Kickcrs" errangen die Meisterschaft vo«
Württemberg.
Vereinspokalspiele: Heidelberg V5 — Seckenheim 98 1 :3;
FC. Limbach — Kickers Walldürn 2:1; TSG.
Rohrbach — Spvg. Eberbach 1:8; VsB. Rauenberg
— FDg. Eppelheim 1 :3; TSV. Walldors — VfV.
Wiesloch 4:1; SV. Sandhausen — DsTuR Feu-
denheim 2 :6; FG. Kirchheim — FC. 08 Mannheim
v:6.
Hockey: HTV. — Rot-Weiß Frankfurt 5:1; TGH.
— MTG. 1:1.
Herber/Vaier sicherten sich in Paris die Weltmeister»
schast jm Eiskunstlaus sür Paare.
Nikar heidclberg kehrte aus Darmstadt siegreich zurück.
lj. ^om, 1. MSrz. Die Agenzia Stefani meldet amt-
»us Asmara: Die am 27. Februar in Tembieu
8°Nnene Schlacht kann als gewonnen betrachtet
Der Feind schlug sich erbittert, um sich der Ein-
»»ng zu entziehen. Die Armee des Ras Kas-
-
^ vernichtet. Die Derluste des Fcindes find
schwer. Es wurden riesige Meugen Wafsen, Tiere
^laterial erbeutet. Das Schicksal Ras Kaffas ist
k gleich« wie das des Mulugeta. Die Flugwasse ist
deu Sieg auszuwerten.
^er Kriegsberichterstatter des DNB. berichtet aus
s» Freitag ist a» der avessiuischen Rord-
eine große italienische militärische Ak-
H** i« Gang, di« zum Ziel hat, dieArmeen des
I»*? «assa «nd desRasSeyoum einzu-
ßen. Im Hauptquartier ist man der Ansicht,
dah dieses ZiÄ so gut wie erreicht ist und daß
damit die abessiuische Nordsront als zu-
sammengebrochen gelten könue.
^eichzeitig mit dem Vormarsch des ersten Korps,
Vesetzung des Amba Aladschi führte, hat das
tz^^borenenkorps unterstüht vom dritten Korps im
H. ^ien-Plateau eine großzügige Aktion gegen Ras
und Ras Seyoum eingeleitet, die mit rund 70 000
fortwährend Durchbruchsversuche in
^Uüg Hausien unternahmen.
tz« ^ahrend das dritte Korps sich südwestlich vom
H^u-Fluß vorfühlte, trat das Cingeborenenkorps zum
^rsch nördlich von Abbi Addi in südlicher Richtung
üh^Ud konnte am 28. Februar früh die stark befestigte
^"Uische Stcllung aus dem Work Amba,
was
Goldberg bedeutet, durch überraschenden Sturmangriff
nehmen.
Alpenjäger und Schwarzhemden, die dem Cingebore-
nenkorps beigegeben sind, erstiegen vom Gegner un-
bemerkt den fast 2000 Meter hohen Vergkamm
und warfen den völlig überraschten Feind in blutigem
Dajonettkampf hinunter. Trotz stärksten Artillerie- und
Flugzeugbombardements, unter dem die Abessinier
reiheuweise fielen, versuchten sie, die Stellung
den ganzen Tag hindurch wieder zu stürmen, mutzten
aber abends unter italienischem Druck das Feld räu-
men, auf dem fie über 30VV Tote, darunter einen
Oberführer und fünf Anterführer, zurückließen. Die ita-
linischen Derluste des Tages werden mit etwa 5 0V To -
ten angegeben. Das dritte Korps hatte inzwischen die
Ghewa-Linie und somit den rückflutenden Gegner im
Rücken zu packen begonnen.
Am 29. Februar haben di« Italiener ihre militäri-
sche Aktion fortgesetzt, fie ist aber noch nicht völlig ab-
geschloffen.
Mgcmein ist zu sagen, daß an der Nordfront nur
noch die Armee des Ras Imru kampfsähig ist.
Dei meiner Rückkehr vom Hauptquartier nach Asmara
finde ich diese festlich erleuchtet. Der Vizegouverneur
hat an die begeistcrte Menge vom Preffehaus aus eine
Ansprache gehalteü, in der er die erfolgreichen Kämpfe
feierte.
Die hiesigen militärischen Stellen erklären, Abes.
sinien habe vom rein militärischen Gcsichtspunkt aus
heute bereits den Krieg verloren.
Der Kriegsberichterstatter des DNV. teilt über den
Verlauf dcr lehten Kämpfe in Tembien noch folgendc
Cinzclhcitcn mit:
Nach dcm vergeblichen Vsrsuch einer Zurückerobe-
rung des Work Ambas nördlich von Abbi 2lddi zog sich
die abeffinische Armee auf Abbi Uddi zurück, wo fie von
dem von Süden herankommenden dritten Korps gepackt
und mit Hilfe der vom Rorden her nachrückenden Ein-
geborenenkorps eingeschlossen wurde.
In der Nacht vom 28. aus den 29. Februar gelang
es Ras Kassa mit einem Rest seiner Truppen
deu Kreis zu durchbrechcn und südwestlich in
der Richtung nach Takappe zu entsliehen.
Seine Derfolgung wurde von italienischen Bombenfluq-
zeuaen, die ünter den Flüchtenden starke Verheerungen
anrichteten, sofort aufgenommen.
Am Sonntaq wurde der Kreis um die bei Abbi
2lddi eingeschloffene Armee, die fich verzweifelt wehrt,
immer enger gezogen. Soweit fie nicht gcfangen, wur-
den die abeffinischen Soldaten in blutigen Cinzelkämpfen
niedergemacht.
Ob Ras Kassa mit heiler Haut ins innerc Abes-
sinien ««tkommen kann, ist noch nicht abzusehen. Die
abessinische Nordfront ist jedensalls bis auf
den äußersten linken Flügel zusammengebrochen.
Di«s«r von etwa 30 000 Mann gehaltene Flügel ist aber
derart exponiert, datz seine Lage als völlig hils-
los anzuschen ist.
Viele flüchtende Soldaten der Tembienarmee haben
ihre Waffen fortgeworsen, um als friSdliche Vewohncr
gelten zu können. Die italienische Deute an Waffen und
Munition ist sehr groß.
Die Tembien-Schlacht ist der zweite
Akt des groß angelegten Manövers, das Mar-
schall Vadoglio vorbereitete.
Der erste Akt war dieVernichtung der Armee
desRasMulugheta am Aradam-Verg mit der
Möglichkeit des Vormarsches g«gen den Amba Alad-
s ch i und deffen Besehung. Der dritte Akt dürfte sich
in Kürze auf dem äußerten rechten italicnischen Flügel
abspielen und das militärischeSchicksal des
Negus endgültig besiegeln.
ren und auf der anderen Seite dcm Gift der An-
archie in crschreckender Weise willkommenen Nährboden
bietcn. .
Die Wirtschaftsnöte, unter denen die Welt
seit vielen Iahren leidet, sind im wcsentlichcn unter dem
Cinfluß politischer Vorgänge und politischer Tendenzen
entstanden. Durch das Versailler Diktat wurde
ein Grundsatz zum Ausgangspunkt einer beabsichtigten
neuen Weltordnung genommen, der jeder Vcrnunft und
jeder Crfahrung Hohn spricht und dcshalb hie schlimm-
sten Folgcn habcn mußtc, nämlich, daß es den an der
Wirtschaft der Welt beteiligten Völkern um so
besser gehen muß, jeschlechteres eincm und
zwar einem sehr wesentlichen Vestandteil dieser inter-
nationalen Wirtschast, nämlich Deutschland, geht.
Die Krönung der wirtschastlichcn Ilnvernunft
aber bedeutete es, daß man dcr zerstückeltcn und verarm-
ten deutschen Wirtschaft aus den im Krieg erworbcnen
Vcrdiensten und Kapitalansammlungen Milliarden-
beträg« als Anleihen zu unerhört hohen Zinsen gab,
um äuf diese Weise noch ein Geschäft zu machen!
Diese anscheinende „Wohltat" der internationalen Ka-
pitalmächte mußte eines Tages zu einer Plage wer-
den, und zwar für alle Teile, die an diesem wirtschaft-
lichen Wahnsinn beteiligt waren, für die Dchuldner wie
für die Gläubiger.
Die ganze Welt wt,rde allmählich in cin Schukden-
systcm vcrstrickt, aus dem sich schließlich die einzel-
nen Dölker nur dadurch lösen konnten, daß sie die
Bezahlung der Schuldcn einstellten, weil fie an-
dernsalls elend zugrundegegangen WLren.
Diqse Cntwicklung, in die der Welthandel durch
unsinnige politische und politisch beeinflußte wirtschast-
liche Methodcn hineingetrieben wurde, hat sich in dcn
lehten Iahren in geradezu verheerender Weise auf die
Handelsbeziehungen der Völkcr ausgcwirkt und
dazu geführt, daß hcutc der Welthandel Formen
angenommen hat, die man vor Veginn dieser allgemeinen
Vcrwirrung sicherlich als grotesk und unerträq-
lich bezeichnet hätte. Im Zug diescr Cntwicklung ersolg-
ten erhebliche wirtschaftliche Amstellungen und auch
starke Veränderungcn in dcr Bedarfswirtschast und Cr-
nährungslaqe der Völker, durch die im Cinzelncn zwar
vielfach Crfolge erzielt, im Ganzen aber der Welt-
handel immer weiter auf Bahnen gelenkt wurde,
die der wirtschaftlichen Vermmft und dcm natürlichcn
Ausgleich dcr ökonomischen Kräjte in der Wclt diametral
entgegenlaufen.
Am Vesten läßt fich das aufzeigen an den sortgesetz-
ten Störungen in der Rohstoffwirtschaft,
die ja gekennzeichnct ist dadurch, daß Produktions-
zentren — von wenigen Ausnahmen abgesehen — sich
nicht dccken."
Der Minister erläuterte dann durch ausführlich«
statistische Angaben die ungleiche Verteilung
der industriellen Rohstosse auf die LLnder der Crde
und fuhr darauf fort:
„Diese ungleichmäßige Verteilung der Rohstoffe
wäre nun an fich noch kein weltpolitisches und weltwirt-
schaftliches Problem im heutigen Ausmaß, wenn ein ge-
sunder handclspolitischer Austausch möglich wäre. Das
ist aber bei den jeht geltendcu Mcthoden dcr Wcltwirt-
schast und Weltpolitik leider nicht der Fall. Kapi-
talistische Verblendung, politische Boykott-
propaganda und vollkommene Ansicherheit auf
dem Gebiet der Währungen stchen dcm entgegen.
Für die rohstofsarmen Länder ist der Import von
Rohstofsen unlösbar verkniipft mit dem Export
von Fertigerzeugniffen. Sie müffen ihre Waren
aus den Wcltmärkten absehcn, um als Gcgenwert
Rohstofsx hereinzunehmen.
Bild Iinkr:
Fernseh-Sprechdienst Berli«—Leipzig.
Um den Besuchern der Leipziger Messe den heutigen hohen
Stand der deutschen Fernsehtechnik vor Augen zu führen,
wurde arn Sonntag ein Fernseh-Sprechdienst Berlin—Leip-
zig eröffnet. Sowohl in Berlin als auch in Leipzig besin-
den sich zwei Stellen, von denen man miteinander tele-
fonieren und sich zugleich gegenseitig sehen kann. Das
Bild zeigt die Fernsprechstelle in der Hardenbergstraße zu
Berlin. (Deutsche Presse-Photo-Zentrale. K.)
Bild rechts:
Der Amba Aladschi gefallcn.
Eine Usbersichtskarte Su dem neuen italienischen Sieg
an der Nordfront. Nach dem Fall des Amba Aladschi be-
herrschen die Jtaliener die Straße nach dern abessinischen
Hauptquartier in Dessie. (Graphische Werkstätten, K.)
Cve R-nenkot
^nialv '
MchÄkoia FUnachvessie
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l 8 S 8
Anzeigenpreis: 6 Rpsg. für die 22 ww breit« Millimeterzeile I
5 Rpfg. für »Kleine Anzeigen", die nicht der Wirtschaftswerbung
dienen, für Stellenanzeigen, Schiffahrtsanzeiaen, Derlegeranzeigen.
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lungsort und Gerichtsstand ist tzeidelberg. Geschäftszeit 8—18 Uhr.
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2rr. 52
Druck unv Berlag von Frredrich Schulze in Heidelberg.
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Montag, 2. Marz
Hauvtgelchäftsstelle Hauvtstrahe 23, Fernlprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgasse 1.
1936
Die ErMmg -er LeWger Meffe.
Der Massenbeiulk übertrM alle Erwartungen.
N» oerheibMgsoiillek A«sii»r.
Riescnverkehr in der Meffestadt.
I- MLrz. Die Leipziger Früh-
^ ^sniesse 1936 wurde am Sonntag eröfsnet. Sie
^ ^leich cun ersten Tag mit einem Vesucherzu-
und einem Verkehrsumfang eingesetzt, wie
«m^chstens noch am Cröffnungstag der bislang stärkstcn
trtzst Nachkriogszeit, der Frühjahrsmeffe 1928, er-
tihE ^orden sein dürfte. Der Sonntagvormittag brachte
" Anstrom von Intereffenten. Die
tz-, ehörden erwarteten bereits angestchts der um ein
. faches höheren Voranmeldungen einen starken Sonn-
^ dvesnch, doch standen diese Erwartungen in keinem
z «, itnis zu dem eingetretenen Auftrieb. Vereits srüh
^ chr waren die Straßen der Innenstadt, in dencn sich
^ ^effehäuser der Mustermeffe befinden, dicht gcfüllt.
H. ^ffen Häusern war nur schweres Durchkommen durch
^9e und Stände. In den Mittagsstunden trat kaum
ftgendwie nennenswerte Cntlastung ein.
t^ ^eher die geschäftliche Tätigkeit zu berich-
^ wäre verfrüht. Alles war heute auf Information
^ uuf Gewinnung eines allgemeincn sleberblickes ab-
n. Die Stimmung unter den Ausstellern und
ist mit einem Wort glänzend. Cs wurden
o^cher aus nahezu allen wichtigen Handelsländern der
^ festgestcllt. Zweifellos hat auf der großen Tech-
^,'chen Messe und Baumesse das herrliche
Eter auch eine Unmenge von Besuchcrn herbeigezogen,
E "icht als unmittelbar kausmännisch oder technisch in-
^isiert gewertet werden können, doch überwiegt die
der ernsthasten Intereffenten.
su Danz Leipzig steht bis in die Vororte hinein voll-
unter dem Cindruck der Creigniffe. Die durch ihre
öge Ausdehnung jedermann ins Auge sallenden Auto-
parks auf allen großen Plähcn der Stadt (einschließlich
Augustus-Plah ünd Königs-Plah) geben dem Lußeren
Vild der Meffe einen ganz neuen Zug, der sich allen Be-
suchcrn imponicrcnd ausdrängt. Dcr Augustus-Platz bot
mit dcn parkcndcn Autos, den zahlrcichcn Rcklameauf-
bauten und besonders durch den Fernsehsprechdienst mit
Verlin, und den Vesuchermaffen ein grandioses
Verkehrsschauspiel. Cinen ähnlichen Cindruck
vermittelte das Lcbcn auf dcm Hauptbahnhos. Die Meffe-
fremden waren des Lobes voll über die Pünktlichkeit des
Sonderzugverkehrs und die vorbildliche Organisation
des Abstromcs in die Mcffestadt.
VegriitzlMgsaSelld im
In Anwesenheit zahlrcicher Chrengäste, an ihrer
Spihe Rcichsministcr Dr. Goebbels und sächsischer
Wirtschaftsminister Lenk fand am Abend des Meffe-
Sonntags im großen Saal des Vuchhändlerhauses eine
Begrüßung der in- und ausländischcn Presse-
vertreter statt, die zur Berichtcrstattung über die
Meffe nach Lcipzig gekommen sind.
Der Prüsideiit des Leipziger Mefleamtes, Dr,
Köhler, hieß Reichsminister Dr. Goebbels herzlich
willkommen und danktc ihm dafür, daß er troh seincr
außcrordcntlichen lleberlastung nach Leipzig gekommen
sei. Dr. Köhlcr kennzeichnete darauf die Mcffc als den
größten Fcrtigwarenmarkt der Welt. Die dics-
jährige Frühjahrsmeffc fallc insosern aus einen glücklichcn
Zeitpunkt, als es im Iahr 1935 gelungen sei, den Cin-
fuhrüberschuß, den Dcutschiand in den letzten Iah-
ren hatte, und den wir uns bei unserer Devisenlage nicht
leistcn können, in cincn Aussuhrüberschuß zu ver-
wandcly. Doch gerade die auf der Meffc ausstcllenden
arbeitsrntensiven Industricn scien an der Ausfuhrsteige-
rung verhältnismäßig noch am wenigsten beteiligt. Jhncn
falle indcffcn die Hauptausgabe dcr Cxportaus-
weitung zu. Dcnn Dcutschland könne nur durch
Fertigwarenausfuhr, d. h. durch Warc gcwordcne deut-
sche Ärbeit, di« Rohstofse bezahlen, die es dringend
braucht, die ihm abcr das Ausland ebcnso dringcnd ver-
kaufen wolle. Ie mehr auf der Meffe Auslandsaus -
träge erteilt würden, desto mchr könne Deutschland
seinekseits Rohstoffe, dic ihm fehlen, und Nahrungs-
mittel zur Herstcllung seiner Cigenerzeugung vom Aus-
land kaufen und damit den in der Wcltkrise zusammen-
gebrochcnen internationalen Güteraustausch bcleben
helfcn.
Im Namen der deutschen Schriftleiter sprach dann
Wirtschaftsschriftleiter Wcrner Peiner von der „Rhei-
nischcn Landcszcitung" in Düffeldorf. Cr bat dabei die
Vertreter der Auslandspreffe, bei der Verichterstattung
die Neuschöpfungen des deutschcn Geistes in gerechter
Weise zu prüfen.
Im Namen der ausländischen Prefle dankte Mister
C. R. C. Nixon vom „Statesman" in Kalkutta. Cr be-
tonte, daß Cngland und dic ganzc Welt nichts sehnlicher
wünschs, als stärkere Handclsbeziehungen zu Deutschland.
Reichsminister Dr. Goebbels nahm dann das
Wort zu einer Rede, in der er u. a. ausführte:
„Nahezu achtzchn Iahre sind nunmehr verqangen seit
Veendigung der surchtbarcn Katastrophe des
Wcltkricges, dcrfast alleVölkerder Crdc
an den Rand dcs Abgrundcs brachte und das Rä-
derwcrk der Weltwirtschaft fast völlig stillstehen ließ.
Ist es nun in diesen achtzehn Iahren gclungen, das Ge-
triebe der internationalen Wirtschast wieder in einer
Weis« in Gang zu bringen, daß für die Völker Glück
und Wohlstand zurückkehren und die zwischenstaatlichen
ökvnomischen Spannungcn ausgeglichen werden konntcn?
Die Lage der Weltwirtschaft ist die, daß die einen
in ungenützten Reichtümern geradezu ersticken und
die and«ren in Armut verkommen,
Zuständs, die auf der einen Seite zu immer weiter ge-
steckten imperialistischen Forderungen füh-
Ein WienWer Sitg in Ämbikn.
M Armer drs Ras Kaiia vernilbstt.
Ni« ^LcLkissk«»» Lrsisr»»«»«.
Vundespokal-Endspiel in Frankfurt: Sachsen — Südwest
2 :2 nach Verlängerung. Das Spiel wird voraus-
sichtlich in Dresden wicderholt.
Die Hälste aller deutschen Gaumeister ist bereits ermittelt.
Stuttgarter „Kickcrs" errangen die Meisterschaft vo«
Württemberg.
Vereinspokalspiele: Heidelberg V5 — Seckenheim 98 1 :3;
FC. Limbach — Kickers Walldürn 2:1; TSG.
Rohrbach — Spvg. Eberbach 1:8; VsB. Rauenberg
— FDg. Eppelheim 1 :3; TSV. Walldors — VfV.
Wiesloch 4:1; SV. Sandhausen — DsTuR Feu-
denheim 2 :6; FG. Kirchheim — FC. 08 Mannheim
v:6.
Hockey: HTV. — Rot-Weiß Frankfurt 5:1; TGH.
— MTG. 1:1.
Herber/Vaier sicherten sich in Paris die Weltmeister»
schast jm Eiskunstlaus sür Paare.
Nikar heidclberg kehrte aus Darmstadt siegreich zurück.
lj. ^om, 1. MSrz. Die Agenzia Stefani meldet amt-
»us Asmara: Die am 27. Februar in Tembieu
8°Nnene Schlacht kann als gewonnen betrachtet
Der Feind schlug sich erbittert, um sich der Ein-
»»ng zu entziehen. Die Armee des Ras Kas-
-
^ vernichtet. Die Derluste des Fcindes find
schwer. Es wurden riesige Meugen Wafsen, Tiere
^laterial erbeutet. Das Schicksal Ras Kaffas ist
k gleich« wie das des Mulugeta. Die Flugwasse ist
deu Sieg auszuwerten.
^er Kriegsberichterstatter des DNB. berichtet aus
s» Freitag ist a» der avessiuischen Rord-
eine große italienische militärische Ak-
H** i« Gang, di« zum Ziel hat, dieArmeen des
I»*? «assa «nd desRasSeyoum einzu-
ßen. Im Hauptquartier ist man der Ansicht,
dah dieses ZiÄ so gut wie erreicht ist und daß
damit die abessiuische Nordsront als zu-
sammengebrochen gelten könue.
^eichzeitig mit dem Vormarsch des ersten Korps,
Vesetzung des Amba Aladschi führte, hat das
tz^^borenenkorps unterstüht vom dritten Korps im
H. ^ien-Plateau eine großzügige Aktion gegen Ras
und Ras Seyoum eingeleitet, die mit rund 70 000
fortwährend Durchbruchsversuche in
^Uüg Hausien unternahmen.
tz« ^ahrend das dritte Korps sich südwestlich vom
H^u-Fluß vorfühlte, trat das Cingeborenenkorps zum
^rsch nördlich von Abbi Addi in südlicher Richtung
üh^Ud konnte am 28. Februar früh die stark befestigte
^"Uische Stcllung aus dem Work Amba,
was
Goldberg bedeutet, durch überraschenden Sturmangriff
nehmen.
Alpenjäger und Schwarzhemden, die dem Cingebore-
nenkorps beigegeben sind, erstiegen vom Gegner un-
bemerkt den fast 2000 Meter hohen Vergkamm
und warfen den völlig überraschten Feind in blutigem
Dajonettkampf hinunter. Trotz stärksten Artillerie- und
Flugzeugbombardements, unter dem die Abessinier
reiheuweise fielen, versuchten sie, die Stellung
den ganzen Tag hindurch wieder zu stürmen, mutzten
aber abends unter italienischem Druck das Feld räu-
men, auf dem fie über 30VV Tote, darunter einen
Oberführer und fünf Anterführer, zurückließen. Die ita-
linischen Derluste des Tages werden mit etwa 5 0V To -
ten angegeben. Das dritte Korps hatte inzwischen die
Ghewa-Linie und somit den rückflutenden Gegner im
Rücken zu packen begonnen.
Am 29. Februar haben di« Italiener ihre militäri-
sche Aktion fortgesetzt, fie ist aber noch nicht völlig ab-
geschloffen.
Mgcmein ist zu sagen, daß an der Nordfront nur
noch die Armee des Ras Imru kampfsähig ist.
Dei meiner Rückkehr vom Hauptquartier nach Asmara
finde ich diese festlich erleuchtet. Der Vizegouverneur
hat an die begeistcrte Menge vom Preffehaus aus eine
Ansprache gehalteü, in der er die erfolgreichen Kämpfe
feierte.
Die hiesigen militärischen Stellen erklären, Abes.
sinien habe vom rein militärischen Gcsichtspunkt aus
heute bereits den Krieg verloren.
Der Kriegsberichterstatter des DNV. teilt über den
Verlauf dcr lehten Kämpfe in Tembien noch folgendc
Cinzclhcitcn mit:
Nach dcm vergeblichen Vsrsuch einer Zurückerobe-
rung des Work Ambas nördlich von Abbi 2lddi zog sich
die abeffinische Armee auf Abbi Uddi zurück, wo fie von
dem von Süden herankommenden dritten Korps gepackt
und mit Hilfe der vom Rorden her nachrückenden Ein-
geborenenkorps eingeschlossen wurde.
In der Nacht vom 28. aus den 29. Februar gelang
es Ras Kassa mit einem Rest seiner Truppen
deu Kreis zu durchbrechcn und südwestlich in
der Richtung nach Takappe zu entsliehen.
Seine Derfolgung wurde von italienischen Bombenfluq-
zeuaen, die ünter den Flüchtenden starke Verheerungen
anrichteten, sofort aufgenommen.
Am Sonntaq wurde der Kreis um die bei Abbi
2lddi eingeschloffene Armee, die fich verzweifelt wehrt,
immer enger gezogen. Soweit fie nicht gcfangen, wur-
den die abeffinischen Soldaten in blutigen Cinzelkämpfen
niedergemacht.
Ob Ras Kassa mit heiler Haut ins innerc Abes-
sinien ««tkommen kann, ist noch nicht abzusehen. Die
abessinische Nordfront ist jedensalls bis auf
den äußersten linken Flügel zusammengebrochen.
Di«s«r von etwa 30 000 Mann gehaltene Flügel ist aber
derart exponiert, datz seine Lage als völlig hils-
los anzuschen ist.
Viele flüchtende Soldaten der Tembienarmee haben
ihre Waffen fortgeworsen, um als friSdliche Vewohncr
gelten zu können. Die italienische Deute an Waffen und
Munition ist sehr groß.
Die Tembien-Schlacht ist der zweite
Akt des groß angelegten Manövers, das Mar-
schall Vadoglio vorbereitete.
Der erste Akt war dieVernichtung der Armee
desRasMulugheta am Aradam-Verg mit der
Möglichkeit des Vormarsches g«gen den Amba Alad-
s ch i und deffen Besehung. Der dritte Akt dürfte sich
in Kürze auf dem äußerten rechten italicnischen Flügel
abspielen und das militärischeSchicksal des
Negus endgültig besiegeln.
ren und auf der anderen Seite dcm Gift der An-
archie in crschreckender Weise willkommenen Nährboden
bietcn. .
Die Wirtschaftsnöte, unter denen die Welt
seit vielen Iahren leidet, sind im wcsentlichcn unter dem
Cinfluß politischer Vorgänge und politischer Tendenzen
entstanden. Durch das Versailler Diktat wurde
ein Grundsatz zum Ausgangspunkt einer beabsichtigten
neuen Weltordnung genommen, der jeder Vcrnunft und
jeder Crfahrung Hohn spricht und dcshalb hie schlimm-
sten Folgcn habcn mußtc, nämlich, daß es den an der
Wirtschaft der Welt beteiligten Völkern um so
besser gehen muß, jeschlechteres eincm und
zwar einem sehr wesentlichen Vestandteil dieser inter-
nationalen Wirtschast, nämlich Deutschland, geht.
Die Krönung der wirtschastlichcn Ilnvernunft
aber bedeutete es, daß man dcr zerstückeltcn und verarm-
ten deutschen Wirtschaft aus den im Krieg erworbcnen
Vcrdiensten und Kapitalansammlungen Milliarden-
beträg« als Anleihen zu unerhört hohen Zinsen gab,
um äuf diese Weise noch ein Geschäft zu machen!
Diese anscheinende „Wohltat" der internationalen Ka-
pitalmächte mußte eines Tages zu einer Plage wer-
den, und zwar für alle Teile, die an diesem wirtschaft-
lichen Wahnsinn beteiligt waren, für die Dchuldner wie
für die Gläubiger.
Die ganze Welt wt,rde allmählich in cin Schukden-
systcm vcrstrickt, aus dem sich schließlich die einzel-
nen Dölker nur dadurch lösen konnten, daß sie die
Bezahlung der Schuldcn einstellten, weil fie an-
dernsalls elend zugrundegegangen WLren.
Diqse Cntwicklung, in die der Welthandel durch
unsinnige politische und politisch beeinflußte wirtschast-
liche Methodcn hineingetrieben wurde, hat sich in dcn
lehten Iahren in geradezu verheerender Weise auf die
Handelsbeziehungen der Völkcr ausgcwirkt und
dazu geführt, daß hcutc der Welthandel Formen
angenommen hat, die man vor Veginn dieser allgemeinen
Vcrwirrung sicherlich als grotesk und unerträq-
lich bezeichnet hätte. Im Zug diescr Cntwicklung ersolg-
ten erhebliche wirtschaftliche Amstellungen und auch
starke Veränderungcn in dcr Bedarfswirtschast und Cr-
nährungslaqe der Völker, durch die im Cinzelncn zwar
vielfach Crfolge erzielt, im Ganzen aber der Welt-
handel immer weiter auf Bahnen gelenkt wurde,
die der wirtschaftlichen Vermmft und dcm natürlichcn
Ausgleich dcr ökonomischen Kräjte in der Wclt diametral
entgegenlaufen.
Am Vesten läßt fich das aufzeigen an den sortgesetz-
ten Störungen in der Rohstoffwirtschaft,
die ja gekennzeichnct ist dadurch, daß Produktions-
zentren — von wenigen Ausnahmen abgesehen — sich
nicht dccken."
Der Minister erläuterte dann durch ausführlich«
statistische Angaben die ungleiche Verteilung
der industriellen Rohstosse auf die LLnder der Crde
und fuhr darauf fort:
„Diese ungleichmäßige Verteilung der Rohstoffe
wäre nun an fich noch kein weltpolitisches und weltwirt-
schaftliches Problem im heutigen Ausmaß, wenn ein ge-
sunder handclspolitischer Austausch möglich wäre. Das
ist aber bei den jeht geltendcu Mcthoden dcr Wcltwirt-
schast und Weltpolitik leider nicht der Fall. Kapi-
talistische Verblendung, politische Boykott-
propaganda und vollkommene Ansicherheit auf
dem Gebiet der Währungen stchen dcm entgegen.
Für die rohstofsarmen Länder ist der Import von
Rohstofsen unlösbar verkniipft mit dem Export
von Fertigerzeugniffen. Sie müffen ihre Waren
aus den Wcltmärkten absehcn, um als Gcgenwert
Rohstofsx hereinzunehmen.
Bild Iinkr:
Fernseh-Sprechdienst Berli«—Leipzig.
Um den Besuchern der Leipziger Messe den heutigen hohen
Stand der deutschen Fernsehtechnik vor Augen zu führen,
wurde arn Sonntag ein Fernseh-Sprechdienst Berlin—Leip-
zig eröffnet. Sowohl in Berlin als auch in Leipzig besin-
den sich zwei Stellen, von denen man miteinander tele-
fonieren und sich zugleich gegenseitig sehen kann. Das
Bild zeigt die Fernsprechstelle in der Hardenbergstraße zu
Berlin. (Deutsche Presse-Photo-Zentrale. K.)
Bild rechts:
Der Amba Aladschi gefallcn.
Eine Usbersichtskarte Su dem neuen italienischen Sieg
an der Nordfront. Nach dem Fall des Amba Aladschi be-
herrschen die Jtaliener die Straße nach dern abessinischen
Hauptquartier in Dessie. (Graphische Werkstätten, K.)
Cve R-nenkot
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MchÄkoia FUnachvessie