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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9512#0654

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Seile 2

Fernsprecher'S..A. 7351—53.

Wie aber kann dieser normale Außenhandel. von dem
alle Völker Nutzen haben, gedeihen, wenn zu den sonstigen
handels» und zollpolitischen Schwierigkeiten noch die fort-
gesetzten Veränderungen der Verrechnungsmaßstäbs der
WLHrungen hinzutreten? In fast allen Ländern der
Welt ist die Währung in den lehten Iahren einer
gewissen Abwertung anheimgefallcn, aber überall zu
einem unterschiedlichen Zeitpunkt und in verschiedenen
Graden.

So ist man denn im Zritalter des Fernflugverkehrs
und des Nndios wieder zu den primitivsten Methoden
des Warentausches nach der Methode Glasperlen
gegen Llefantenzähne übergegangen. Man hilst stch mit
Clearings aus; aber diese zweiseitige Methode tut dem

„Heidesderger Neuests Nachrichtm* — „Heidelberger AnzeigerE

Montag, 2. März 1936

Welthandel, der von Ratur aus vielseitia

sern muß, Gewalt an. Cs ist das ungefähr so, wie
wenn der Inhaber eines Herrenartikelgeschästes seinen
Tabaklieferanten mit Hosenträgern bezahlen muß, Cr
kann nur so viel rauchen, als der Tabaklieferant Hosen-
träger annehmen will.

Man wird zugeben, datz diese Methode, auf die
Weltwirtschast angewandt, aus die Dauer zum
Vankrott führt. And fie wird angewandt!

Im Iahr 1SZ5 vollzogen sich notgedrungen 6V v. H.
des deutschen Außenhandels auf dem Weg des
Verrechnungsverkehrs, etwa 20 v. H. gingen im
Kompensationsverkehr vor sich und nur 20 v. H.
ergaben Vardevisen.

Der Währungswirrwarr kommt auch in der
Verteilung der monetären GoldvorrSte zum Aus-
druck. Cin Vergleich dieser Goldvorräte in den wichtig-
sten Staaten zeigt die sprunghaften Verschiebungen, die
sich da fortgeseht ergeben. Jeds neue Währungsdiskuffion,
die augenblicklich an die Goldblockländcr anknüpft, schafft
neue Anruhe und führt zu wirtschaftlich unfruchtbarem
Hin- und Hertransportieren von Gold-
barren und Goldmünzen.

Vergeffen wird dabei, daß der Wohlstand des
Einzelnen wie der Völker auf die Dausr nicht ge-
sichert und gefördert werden kann, indem man tote
Goldklumpen hin- und herschleppt, sondern nur durch
wirkliche Zusammenarbeit, durch beffere Ver-
teilung der Rohstoffe und eine Beseitigung der bis
auf ein Höchstmaß gestiegenen Handelshsmmnisse.
In den Dereinigten Staaten befindet sich mit 24,6 Mil-
liarden zur Zeit nahezu die Hälste der monetären Gold-
vorräte der Welt. Sind fis darum die glücklichste Ration
der Crde? Neinl Die Zahl von rund 9 Millionen Ar-
beitslosen spricht dagegen eine erschütternde Sprache.

» Ich führe das alles nicht an, weil Deutschland unter
diesen Derhältnissen am schwersten litte. Deutschlands
Arbeitslosenzahl, seit der nationalsozialistifchen Revo-
lution um fast 5 Millionen verringert, ist im Verhältnis
zu anderen, reicheren Ländern noch als gering zu be-
zeichnen.

Deutscher Crfindergeist und deutsche Willenskraft
haben es verstanden, zahlreiche natürliche Rohstosfe
durch gleichwertige oder gar überlegene künstliche
zu ersetzen.

Zur Zeit stehen in Deutschland drei neue Werfftoffe im
Vordergrund:

1. Oel ausKohle, die sogenannte Kohle-
hydrierung,

2. heimische Faferstoffe, durch die nach
Durchführung des heimischen Faserstoffprogramms
etwa 25 v. H. der bisherigen Linfuhr und damit
etwa 100 bis 150 Millionen Reichsmark Devisen
geipart werden können;

3. Der synthetischs Kautschuk. Cs handelt
sich dabei um ein ganz neues Produkt, Vuna ge-
nannt, von dem der Führer erst kürzlich seststellen
konnte, daß es dem natürlichen Kautschuk in ver-
schiedener Veziehung überlegen ist.

So wirkt fich die systematische Abschlietzung
einer hochstehenden Nation von den Gütern der Crde
letzten Cndes gegen diejenigsn aus, di« in ihrer
Verblendung glauben, fich durch die Ausschaltung
eines Konkurrenten bereichern zu können. Denn was
ist die logische Folge der Crfindung solcher hochstehenden
künstlichen Werkstoffe? Doch nur die, daß die entsprechen-
den natürlichen Rohstosfe überflüssig werden und
keinen Absatz mehr finden.

Schon heute zeigt sich, daß die mit natürlichen
Rohstofsen gesegneten Länder in steigendem Maß

>l I*

--

. . »»»«.

Le kreppe dliltt onä kNotzll! Itimck
l»l««rt jo « lsiäi», ,ink»«li imi

Kvosk

Vsr gule

«Ilmer» »ei Mnr» d« AMMWen.

Noch keine Entscheidung über dte Regiemnssneubildnng in Zayan.

London, 2. März. Wie aus Tokio gemeldet wird,
ist den 18 Osfizieren, die bei dem Putsch eine
führende Rolle spielten, der Rat erteilt worden, hara -
kiri zu begehen, ein llmstand, aus dem entnommen wird,
daß sie nicht als gemeine Verbrecher ange»
sehen werden.

Nach einer Funkmeldung aus Tokio von heute
Montag früh ist der Führer der aufständischen jungen
Offiziere, tzauptmanu Nonaka, diesem Rat gesolgt.
Er hat Selbstmord begangen. Gleichzeitig hat der
Oberleutnant Aojima, der dem gegen die Aufständi-
schen eingesetzten Leibregiment angehörte, gemeinsam mit
seiner Frau Harakiriverübt. In einem hinter-
laffenen Schreiben teilte er mit, daß er es nicht ertragen
könne, daß kaiserlich-japanische Truppen gegeneinander
gekämpft hätten. Die Tat des jungcn Offiziers hat hier
ungeheures Aufsehen erregt.

Da Prinz Saionji, der einzige noch lleberleberide
des Rats der Alten, erst am Dienstag nach Tokio zu-
rückkehrt, wird bis dahin noch keine Cntscheidung
über dis Regierungsneubildung fallen. Zn
einer Crklärung der Regierung wird jedoch schon jetzt
mitgeteilt, daß nsben dem Kabinett auch alle anderen
wichtigen Posten neu besetzt werden würden. Die
neue Regierung werde eine starke Regierung sein,
die fich nicht, wie bisher, nur auf das Militär stühe.

Die Leiche dss von den AufstLndischen getöteten
Finanzministers Takahaschi wurde am Montag vor-
mittag nach einer großen Feier im Sterbehaus nach dem
Krematorium gebracht. Der Kaiser hat die Opfer des
Aufstandes, Takahaschi, Watanabe und Saito
durch nachträgliche Rangerhöhungen und Ordensauszeich-
nungen geehrt.

Die japanische Hauptstadt bietet am heuttgen Mon-
tag ein militärisch bewegtes Vild. Größere Truppenabtei-
lungen, die wegen des Aufstandes nach Totto befohlen
worden waren, wurden wieder abtransportiert.

10 Offiziere und 5 Anteroffiziere aus der Armee
ausgestoßen.

London, 29. Februar. Wie aus Totto berichtet wird,
hat das Kabinett beschloffen, 3 Hauptleute, 7 Leutnants
und 5 Anteroffiziere wegen Meuterei aus der Ar-

mee auszustoßen.
Zensur ausgehoben-

Das Kttegsministerium hat die

MWekvrWeiit LSsdr ledt.

Irrtümlich wurde sein Schwager ermordet.

Tokio, 29. Fobruar. (Ostasiendienst des DNB.) Wie
amtlich mitgeteilt wird, ist Ministerpräsident Okada
bei dem Militärputsch nicht getötet worden. Vei
dem Cindringen der Aufständischen war es ihm gelungen,
zu entkommen und sich bis zum 27. Februar in sei-
ner Amtswohnung zu verstecken. Am Abend dieses Tages
gelang es ihm dann, von den Aufständischen unbeobachtet,
zu entfliehen. Sein Stellvertreter Goto wird wie-
der das Innenministerium übernehmen.

In der Stadt ist es vollkommen ruhig. Alle Sperren
wurden aufgehoben, das Militär rückt wioder in die Ka-
sernen ab und hat sämtliche Varrikaden und Vefestigun-
gen Leseitigt. Die Geschäfte, Restaurants und Hotels
find wieder geöffnet.

Wie halbamtlich berichtet wird, ist Saionji nach
Tokio berusen worden, um den Kaiser bei der Er-
nennung des Ministerpräsidenten zu beraten.

Die Nachttcht, daß Ministerpräsident Okada noch
am Leben ist, hat grötztes Aufsehen erregt. Nach
den vorliegenden Meldungen haben die Putschisten den
Schwager des Ministcrpräsidenten, den im Ruhestand
lebenden Obersten Matsu, der dem Ministerpräsidenten
ähnlich sah, mit dem Ministerpräsidenten vsr-
wechselt und deshalb ermordet.

Okada befand sich, den Bettchten aus Tokio zufolge,
bei Ausbruch des Aufstandes, wie es scheint, tatsächttch
in seiner Amtswohnung, war jedoch rechtzeitig ae-
warnt wordm. Während des ganzen Mittwoch hiett er
stch in dem von den Aufständischen besetzten Gebäude ver»
borgen. Am Donnerstag gelang es ihm, zu entkommen.
Am Freitag nachmittag reichte er dem Kaiser durch Ver-
mittlung des aeschästsführsnden Ministerpräftdenten Goto
den Rücktritt ein. Der Kaiser lehnte jedoch die An-
nahms des Rücktttttsgesuches ab, so daß Okada japani-
scher Ministerpräsident bleibt. In der amtlichen Mittei-
lung über das Cnde des Putsches wird darauf hinge-
wiesen, daß dis Hinauszögerung der Bskanntgabe des
Schicksals von Admiral Okada auf den Wunsch der Ve-
hörden zurückzusühren sei, um Blutvergießsn zu ver-
meiden.

aus ihren Reichtümcrn sitzenbleiben und nicht mehr
die nötigen Absatzmärkte sinden.

Man kann flch ohne viel Phantasie vorstellen, was
es für die Rohstoffländer bedeutet, wenn nun in ver-
mehrtem ttmfang ein klnabhängigwerden der Ve-
darfszentten von natürlichen Rohstoffen hinzutritt.
Grauenvoll ansteigende Arbeitslosigkeit, Hunger und so-
ziale Crschütterungen rnüssen die Folgen sein.

Wie gesagt, Deutschland kann dieser Cntwick-
lung immer noch mit Ruhs entgegensehen. Äir werden
die Aufgabe zu meistern wiffen, unseren Bedarf zu
decken. Schon haben wir ste ein gutes Stück ihrer Lösung
entgegengeführt. Mag es auch noch Iahre dauern, bis
wir diese Gefahr endgültig gebannt haben, gelingen wttd
es uns.

Auch gegen die Vedrohung durch eine inter-
nationale Anarchie ist das Deuffchland Adolf
Hitlers immun. Wer wir schauen mit Sorge auf
andere Länder. Man beseittgt Gefahren nicht, indem
man den Kopf in den Sand steckt. Schon erhebt überall
als unausbleibliche Folge des weltwirtschastlichen Wahn»
sinns die Anarchie drohend ihr Haupt. Soziale Re-
volten, hrsnnende Kirchen, Sabotageakte an Heer und
Marine, unaukhaltsames Anschwellen der kommunMschen
Wahlstimmeri in aller Welt, das sind warnende
Zeichen. Wie lange wollen die Verantwortlichen die-
sem gefährlichen Spiel mit dem Feuer noch zuschauen?
Gewiß hat rnan vielfach versucht, durch Weltwirt-
schaftskonserenzen die Gesahren zu bannen. Aber
diese Konferenzen haben stets, wie schlechts Aerzte, nur
an den Symptomen der Krankheit herumkuttert, ohne die
eigentlichen klrsachen zu beseitigen.

Notwendig ist ein Zahlungsverkehr auf stabiler
Grundlage, Beseitigung der unhaltbaren Schuld-
verstrickungen aus dcm Weltkrieg und aus den un-
finnigen Schulddiktaten und die Möglichkeit, gute
Ware für gutes Geld kaufen zu können.

Cs mehren fich einsichttge Stimmen in der ganzen Welt,
dis das llebel beim Namen nemisn. Mögen sie gehört
werden, ehe es zu spät ist!

Denn Curopa und seine Völker wollen den Frie-
den und dieWohlfahrt aller wenigstens als

einzige Krieasbeute aus dem schweren Weltringen von
1914 bis 1918 —-—

endlich nachhause bttngen. Ieder, der dazu,
äbseits von Phrase und Verblendung, einen Weg zeigt,
macht stch um die Menschheit verdisnt. Die alteu Me-
thoden haben fichals unbrauchbar erwiessn.

Wo find die Verantwortlichen, die Neues, Vefferes
nicht nur ettennen, sondern auch zur Anwendung bttngsn?

Rebordlmsslellerzlihl m»i »M.

Zwanzig fremde Länder als Aussteller. — 25000
Auslandsbesucher erwartet.

Lttpzig. 29. Februar. Nach dem bttm Seipziger
Meffeamt eingegangenen drahtlichen Mitteilungen sämt-
licher Auslandsvertretungen ergeben die nunmehr

4. Mlirgenseierdes ötSdtische» Srchesters.

Schumann: Crste Sinsonie.

Heidelberg, 2. März 1936.

Schon diese Morgenfeier stand, wie das heutiqe
Konzert unter der Leitung des Gastdirigenten Wfred
Hoenes vom Reichssinsonieorchester München. In
Rücksicht auf diese Tatsache wurde von der üblichen Ge-
pflogenheit abgewichen, einleitend innerhalb einer Cin-
sührung ein kürzes Herausstellen der einzelnen Themen
eines Werkes zu bringen, sondern es wurde zuerst die
ganze Sinsonis — Schumanns D-Dur-Sinfonie — in
ihrer ganzen Ausdehnuna gespielt.

Infolge einer llnpätzlichkeit von Generalmusikdirek-
tor Overhoff verlas Karl Fürstenberg vom Hei-
delberger Stadttheater die Cinführung Overhoffs.

In kurzen Worten wurden die Merkmale der Ro-
mantik umriffen: Sehnsucht nach einem unbekannten
Ziel und der Glaube an eine grotze Crfüllung in der Zu-
kunft. Die Sehnsucht nach diesem „Glück der Ferne- ist
aber dem romantischen Fühlen kein quälendes Cntbeh-
ren, sondern es ist ein schöner, traumschwerer Bewuht-
seinszustand, so schön, daß dem Romantiker nichts hüher
gilt, als in diesem Zustand unbesttmmten Sehnens zu
verweilen.

Schumanns erste Sinfonie hat man eine „Frühlings-
rinfonie" genannt. Und die Sinfonis des Frühlings
>t die Sinsonie der Iuqend. Die berden Vorstellungen
on Iugend und Frühling sind aber in ihrer wunderbar
erschlungenen Vielfalt und in der ihnen eigenen ftn-
esttmmtheit typisch romantische Symbole. Iugend ist
och unbelastet; Alles scheint ihr deshalb möglich: wie
em Keimen und Sproffen des Frühlings, in dem nur
ie Ahnung ist von künftig gestalteter Form.

Gekennzeichnet wurde der Sehnsuchtsgesanq des zwei-
m Satzss, als Traum von erster Liebe. Voll von
ohen Zukunftsplänen ist dis Seele und voller Stolz
ieses wilde, glühende Scherzo, ehe sich im Trio dann
ie Bilder zü verwischen beginnen. Wald und Feld
nd rollende Räder einer Postkutsche und Seele und
Lunschtraum, bis mit dem letzten verwehenden Pianis-
mo der Coda alles zerflietzt in Dunst und Hauch, als ob
er junge Stürmer zwischen den Kiffen des dahinrollen-
en Wägsns eingeschlummert sei. Cingeschlummert —
ur um im Licht-Taumel des vierten Sahes zu noch un-
ändigerem Fantasieslug zu erwacheu. Dieser letzte Satz

mutet an, wie eine Folgs von Feiern, gleichsam ein
Vacchanal. Zur Aeberleitung zur Musik stellte der
Redner das Eichendorffsche' Gedicht „Schöne Fremde"
gleichsam als Motto über die Sinfonie.

Im Anschluß an diess einführenden Worte hörte
man die Sinsonie nochmals, diesmal in gesttaffterer
Wiedergabe, als zur Cinleitung. Dieses zweimalige
Hören mochte manchem das Werk besonders einprägsam
werden laffen.

Zweifellos hatte das schöne Wetter des Sonntag
vormittags visss Äesucher, dte zum Stamm der Morgen-
seiern gehören, in die Ratur gelockt. Der Vesuch war
schwächer, als bei den vorhergehenden Morgsnfeiern. Den
Crschienenen vermochte diese Feier jedoch ein starkes
Erlebnis zu vermitteln. .-ft

Dsr StSdtische Orchesler I« Rnndsnnd.

Heidelberg, 2. MLrz 1936.

Das musikalisch-künstlerische Hauptgewicht des
liegt heute zweifellos aus

Rundfunkprogramms liegt heute zweifellos au
den Nachtmusiken. Cs erscheint wichtig, diese aus
zugestalten, um den Volksgenossen in der Fremde deut-
sche Mufik und deutschen Geist zu vermitteln; serner auch,
um das musikalische Geschehen in unserem Land reprä-
sentativ dem Ausland bekannt zu mgchen.

In der Nacht zum Sonntaa von 12 bis 2 Ahr HSrte
man unser Heidelberger Srchester in der Reihe
bieser wichtigen inusikalischen Veranstaltungen des Rund-
suuks. Ieden der Heidelberger Hörer wird die schön ge-
raffte, auf hohem künstlerischen Nivsau stehende Ueber-
tragung «rfreut haben. Man hörts eine tzaydn-Sin-
fvnie, die zweite Beethoven-Sinsonie, ein Violinkonzert
von Mozart, das Profeffor Oswald (Karlsruhe)
klangschün und sttaff zum Dortrag brachte, eine Lust-
spielouverture von Overhosf, die wir gerne einmal
in einem Konzert in der am Samstag vorgeführten Form
blendender Instrumentierung hören möchten und — an°
stelle eines auf dem Programm vermerkten Liszr-Scherzo
und Ouvertur« '(in dieser Folge) von Schumann. Ge-
neralmusikdirettor Kurt Overhoff hatte die Leitung.

Für Heidelberg ist es eine Genugtuung, das heimi-
sche Orchester in einer solchen Deranstaltungsreihe von
tragender Vedeutung tätig zu wiffen. Hofsentlich bald
einmal wieder und nicht gerade in einer Zeit gehäufter
Inanspruchnahme. wie gerade gegcnwärtig. 1-.

vorlieaenden Anmeldungen zum Vesuch der Leipziger
Messe ein autzerordentlich günsttges Bild.

Danach dürste die im Iähr 1935 auf 21 725 hochge-
schnellte Zahl der Auslandsbesucher um 15 Pro-
zent erhöht werden. Die großen Kaufländer
deutscher Fertigwaren, wie Großbritannien,
Belgien und Frankreich, werden mit wesentlich mehr Cin-
käufern erscheinen. Auch die nordischen Länder schicken
viel mehr Äesucher nach Leipzig als im Vorjahr; so be-
trägt z. B. die Steigerung der Cinkäuferzahl aus
Schweden rund 50 Prozent, und sämtliche nordischen
Länder haben seit 1931 die stärkste Vertretung. Verdop-
pelt haben sich die Besucherzahlen aus dem Valkan und
zablreichen überseeischen Ländern. Die Vereinigten
Staaten schicken etwa das Cineinhalbfache ihrer im Vor-
jahr nach Leipzia entsandten Cinkäuser. Die 472 aus-
ländischen Aussteller stammen aus zwanzig nichtdeutschen
Ländern. Sammelausstellungen veranstalten Iapan,
Italien, Vrasilien, Iugoslawien, Angarn und Oesterreich.

Viel mehr noch als die Ausstellerzahl, die von 1933
6417 auf diesmal 8163 gestiegen ist, ist die Fläche ge-
wachsen. Die Zunahme beträgt 30 Prozent gsgenüber
der Frühjahrsmeffe 1933. Die Gesamtsläche be-
trcigt 143 000 Geviertmeter. Austrieb habsn alle Grup-
pen der Mustsrmeffe aufzuweisen; Lederwaren und
Reiseartikel, sowie Verpackungs- und Werbemittcl mel-
den die größte Ausstellerzahl seit 1931. Den Schla-
ger auf der Ausstellerseite der diesjahrigen Frühjahrs-
nieffe liefert die große TechnischeMesse und
Vaumesse. Auch hier beteiligt sich dis Maschinen-
industtie mit 1100 Sirmen. Das sind die höchsten Aus-
stellerzahlen seit der Frühjahrsmeffe 1928. Die Bau-
meffe übertrifft mit 354 Ausstellern alle bishettqen
Meffen. Der gesamte Zuwachs der Aussteller verteilt
sich gleichmäßig auf alle deutschen Gaue.

Delitslhes Reich.

Intendant Gründgens beim Führer. Der Führer
empfing am Freitag vormittag in der Reichskanzlei
den Zntendanten des Staatlichen Schauspielhauses
Gründgens.

Reichsminister Dr. Rust hielt am Freitaq auf der
Tagung der Wettkampfleiter des Reichswettkamp-
sesderdeutschenStudierendenin Verlin eine
Ansprache. Der Minister umschrieb dabei die Aufgabe
des nationalsozialisttschen Studenten in packenden Wor-
ten, sür dis ihm setne Hörer begeistert dantten.

Ser Iahresllig der SmiABcderM

Die Verteilung des Westmarkpreises 1636-
Saarbrücken, 1. MLrz. Das ganze Sa<rr
stand am Sonntag anläßlich des ersten Iahrestas ii>
Vollzuges der Saarrückgliederung wr»tz „glr
festlichem Flaggenschmuck. Von beiondcrca .
tischen Kundgcbungen hat man an diesem Tag avg
da für alle Zeiten der Abstiimnungstag, der

nuar, der große naLionale FestLag des ^

volkes sttn soll. Statt deffen brachte der Tag eine
kultureller Veranstaltungen. . sw

Im Kreisständehaus, in dem 15 Iahre
landfremder Prästdent der internationalen Saa
rung restdiett hat, sand am Sonntagvormittag < ^qis
wesenheit der Amtswalter der NS-Kulturgemeino«
Tagung der südwestdeutschen Prefle statt. . cvjich
Gaukulturwart Kölsch (Neustadt) gab emen ...
blick über die im ersten Iahr nach der Rückgliederu »
leistete kulturpolitschs Arbeit, wobei er besonders ve
wie stark auch in kulturpolitischer Hinsicht Saa
Pfalz zusammengewachsen seien.

Am Nachmittag sand im Saarbrücker Stadrrv°
ttne große Festkündgebung statt, btt der ^
Westmarkpreis 1936 zur Verteilimg gelangw-
Kurt-Faber-Preis in Höhe von 2000 Matt wusd ^
psälzischen Dichtcr und Schriftsteller Albert Ba ^
der Iohann-Stainih-Prtts in Höhe von 2000 Mar ^
saarlündischen Musiker Frih Neumeyer, Osv-.'chB
Albert-Weißgerber-Preis mit 2000 Mark dem pfms >
Maler Haueisen zuerkannt. qvg-

Anschließend sprach Rttchskulturwalter Fs?ss3 Ml-
rallsr über die Aufgaben nationalsozialistischtt
turpolitik. Die Kultur müffe Angelegenheit des
Volkes werden. ilm das zu erreichen, sei es notwe» ^
.und unverMlNt

datz der Künstler nicht mehr einsam

seinen Weg gehe, sondern daß er mitten
stehe.

im


^ius aUer welt.


Ein Sammeltag im Zeichen der Narziffä. ss

gestrige Sonntag brachte fin ganzen Reich die

Sammelaktlon der Deutschen Arbeitsfront
Winterhilfswerk. Cs war die 6. Reichsstraßensamio A,
In Verlin fanden großs Propagandaumzüge
Reichsorganisationsleiter Dr. Ley beteiligte sich
ser Sammlung mit großem Cifer. Am späten Ubend^^.
deten die meisten Vezirke restlosen Ausverkauf des
ziffen-Mzeichens.

— 170 deutsche und französische Soldaten °o»
Weltkrieg wurden im Lauf des Ianuar in der Nah^
Arras freigelegt. Vei vier deutschen Soldaten ft'w
die Personalien festgestellt werden. Sie wurdcn m
zelgräbern auf dem deutschen Kriegerfriedhof BiuY'
tigny beigeseht; 39 andere, bei denen die FeMcllunch»^,
Personalien nicht mehr möalich war, wurden im voi
figen Gebeinhaus des deutschen Friedhofs von Nia >
Vlanche bestattet.

— Gelber Schnee in Steiermark. lleber ein
Naturereignis berichtete am Samstaq die Wiener <
teorologische Zentralanstalt. Darnach siel im
des Crzberges in Steiermark gelber Schnee,
gerufen durch ein am Freitaq aus der Sahara tzvkvu
nes Tief, das in qroßen Höhen Wüstensand
führte. Dieser Wüstensand mengte fich dem Schnee ss.
als der Zusammenprall kältsrer und wärmer« ^
maffen über den Südalpen zu Niederschlägen führtt-

8SZ00« BeWer.

Die Internationale Automobil- und Motorrad-
ausstellung Verlin 1936 geschloffen.

Slut^

-rl-i"

Berlin. 2. März. Die Internattonals

mobil- und Motorradausstellung De>^

1936, die am 15. Februar eröffnet wurde und am .
ttgen Sonntag ihre Pforten schloß, hat den Rck§ ,
besuch von insgesamt 853 000 Besuchern
weisen. Der Besucherzahl und den Crgebniffen nach ^

man von einem autzerordentlichen Crfolg sprechen-
2500 ausländische HLndler und Vertreter haben die ^
stellung besucht und viele Abschlüffe vorgenommen- " ^
dem Reich kamen 265 Sonderzüge nach Verlin, w
Hundette von Sonderomnibuffen.

Kleine Meldungen.

Der polnische Außenminister Veck ttaf am AÄ

. - . , . . -grui.U

tag zu einem dreitäqigen Staatsbesuch in. V

ein. Am heutigen Montag wird der ' polnisch
Handelsvertrag unterzeichnet werden. ^

— König Eduard von Cngland hielt am Sonntav ^ ^
britischen Rundfunk eine Ansprache an die Vb
seines Reiches. Cr werde, so sagte er u. a„ versu»^,
das Werk seines Vaters fortzusehen, um ebenfo ww
ser im Herzsn des Volkes zu regiercn.
Wohlfahrt seiner Mitmenschen sei sein höchstes Ziel-
— Der englischen Außenminister Cden ist am
tag nachmittag nach Genf abgereist. ^

— Der französische Außenminister Flandin ist '
Somitag nachmittag zur Sitzung des 18er-Auss>
nach Genf abgereist.

Fernsehfprechbienft NerllnLeipzig eröffnei.

Cin MtNschhkilAmmn W W Ml».

Verlln, 1. März. Zum erstenmal auf der Melt ist
durch die Deutsche Reichspost ein Fernsehsprech-
verkehr ttngerichtet worden. Die ersts Llebertragung
von Fernsehbildern in gleichztttiger Verbindung
mit einem Ferngespräch auf große Cntfernungen
wurde am Sonntag zum Beginn der Leipziger Meffs im
Rahmen einer gleichzeitigen Feisr in der Reichshaupt-
stadt und der Meffestadt Leipzig durch den Reichspost-
und Verkehrsminister Freiherr von Cltz-Rübenach
vollzogen.

Reichspostminister Freiherr v. Clh-Rübenach
begrüßte die Crschienen und führte aus, daß vor neun
Iahren die Reichspost beaonnen habe, sich mit der Fern-
sehtechnik näher zu befaffen. In vorbildlicher Zusam-
menarbeit mit der beteiligten Industrie sei dann die
Cntwickluna des Mtrakurzwellen- und des Fernsehbetrie-
bes bis aus ihren heutigen Stand gefördert worden. Vor
zwei Iahren habe man'mit der Cinrichtunq des Fern-
sehrundfunks bereits einen Markstein auf dem
Weg der Fernsehentwicklung paffiert.

Nach diesem ersten Schritt, so fuhr der Minister
fort, arbeiteten wir auf zwei Ziele hin: Den Aufbau
eines über ganz Deutschland sich erstreckenden Fern-
seh-Sendernehes, wie es für den Rundfunk be-
reits durchgeführt ist, und die Cinrichtung der Fern-
seh-ftnterhaltung, die an eine Kabelverbindung
zwischen den Fernsprechstellen geknüpft ist.

Die Stunde, dis wir jeht erleben, ist von snt-
scheidsnder Vedsutung für die Geschichte des
Nachrichtenwesens. Die Fernseh-llnterhaltutzg erfüllt
einen weiteren Traum der Menschheit.

Der Minister gab dann seiner Freude darübsr Aus-
druck, daß die erste Verbindung gerade mit Leipzig,
der alten angesehenen Handels- und Meffestadt, herge-
stellt sei,und so den zahlreichen Meffebesuchern des Aus-
landes ein neuss Werk deutscher Technik vor Augen ge-
führt werde, das einen Teil der aroßen deutschen Auf.
bauarbeit darstelle. Der Mtnister schloß mit dem
Gruß an den Führer und Reichskanzler.

Äuf die Worte des Ministers antwottete Oberbür-
aermeister Dr. Gördeler in Leipzig, deffen Ansprache
durch Lautsprecher in die Verliner Fernsehfprechstellen
übertragen wurde. Die rechtzeitige Fertigstellung der
Anlage zum Beginn der Meffe ermögliche es, daß fich
viele Äusländer von dem Vorhandensein und von der
Leistungssähigkeit dieser Aniage überzeugeu könnten.

Die Teilnehmer an dsn Fttsrn beqaben sich anwi
b in die eigentliche Fernsehsprechzelle und nab

ßend in die eigentliche ...

die neue Linrichtung als erste in Gsbrauch.

Nach einer Betriebspause wurden am
die FernsehgesprLche für die ausländische P'
sreigegeben.

Das erste Fernsehgespräch. . ä

Während dss ersten Fsrnsshqes PI,^^, e

Nach^/je
>-> Prtl'

zwischen Verlin-Leipzig erläuterte Öberpostrat
dw ^technischen Einrichtungcn. Der Fernsehsprechd'^js

beruht auf dem gleichen technischen Grundgedanken
das auf der Funkausstellung von der Deütschen Re'
Post vorgeführte „Gcgensehen". j

An dsn Cndstellen befinden sich die Sprech^Lei
len, die eine beioiibcre 0li,Svnlst->ri,n-> rrsiibren.

ken die eine besondere Auspolstsrung crfuhrcn.
bem üblichen Fernsprechapparat, über den das Ge>p x,
gefuhrt wird, enthält die Sprechzelle ein BildfsN'r „v
w dsm der Teilnehmsr seinen Gesprächspartner sfi'M>
weiterhin eine Photozellenanordnung, die über eww ^
chende Verstätter- und Modulationsgeräte sein eig
Bild über das Kabel senden.

Vrau"'

Für das Cmpsangsbild sind ausschlicßlich
.che Nöhren verwendet. Das sernempsangens Diw ,,g
Icheint auf dem Fluorszenzschirm der Röhre, der vor>
pseilenweiss über disse Vildsläche bewegten Katha
strahl den sogenannten Lichtpinsel, zum Aufleuchte»
bracht wird. Da die Intensität des Kathodenstrahr»

der Vildmodulation gesteuert wird, „schreibt"

thodenstrahl das fernenipfangene Vild " auf den .Le» ^
schirm, so daß das Auqe den Cindruck eines vollsta"" ^i
Vildes hat. Die Bilder bestehen aus 180 Teilen,

25 Vildwechseln in der Sekunde. „

Mit postalischsr Pünktlichkeit wurdsn die
mer aufgerufen, zu denen auch das Deutsche Nachrrcv
büro gehört. .

Kaum hatte man in der schall- und sichtdichten -i j,,
Platz, aenommen, leuchtet auch schon das Bildfensier „ß
grünlich-gelbem Licht auf. Wenige Auqenblicke
man stch an das zuckends Licht des Kathodenstrahis
wöhnen, den Lichtpinsel, der das Vild des Sprechers
tastet und nach Leipzig überträqt. Aber schon naw...sfl
nigen Sekunden erkennt man im Vildsenster dcn
und den Tisch der Lsipziqer Zelle, auf dem ein -^el p^st
apparat steht. Auch dieser Teilnehmer muß stch fiw
an den Kathodenstrahl qewöhnen. Dann absr m
semen Partner im Vildfsnster -rkannt, »nd es hat
besonderen Reiz, nun das zunächst Erstaunte, dann l<

oemnoeren ^ciz, nun vas zunächst Ern""»^, ^ fthe»
lende Mienenspiel zu beobachten, das in allen

ttn genau zu erkennen ist. Lleb'er fast 2W ...
Cntfernunq hat man sich unterhalten und gesehcn.

mau im gleicheu Raum mitefiiLiider wär«.
 
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