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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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Herdelberger

Reuesle Nackrichten

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i6eidelbecgec Nnzeigec f"??- / ifieidelbecgec Zeitung

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Nnzeigen alier Rct kaben guten Lrsolg.

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5 Rpfg. für .Kleine Anz-lg-n'', die nicht d-r Wirtschastswerbung
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Nr. 67

Druck und Berlag von Friedrich Schulzein Heidelberg.
Schristleituna: Hauvtstratze 23 Fernsvrecher-S.-A. 7351—83.

Donnerstag, 19. März

Hauptgeschästsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgaffe 1.

1936

Der Mm ln Sstprenßen.

Wr meine EnWWe gibt es nur elne Znstanz: das deutsche Bolk!"

Fahnen und bcgeistcrtc Mcnschen.

Königsbcrg, 18. März. Nun hat auch Ostpreu-
seinen großen Tag crlebt: cs konntc dcn Füh-
ker grützen und dcn Mann empfangen, dcr diescm
^renzland wiedcr dic wirtschaftliche Gesundung brach-
und es zu einer glücklichen Provinz im Gefügc dcs
Deutschen Rciches machtc. Dic Ostpreutzen wis-
!rn, datz ste Adolf Hitler allcs zu danken ha-
^n. Das Steucraufkommen ist über dcn Rcichsdurch-
schnitt gcsticgen, die Arbcitslosen sind in den drei Som-
'üeru dcr nationalsozialistischen Rcgierungsjahrc fast
döllig verschwundcn, Siedlungen entstanden, Nculand
churdc gewonnen, dic Jndustrialisicrung machte gewal-
lig« Fortschritte, die Schuldcnlast dcr Städtc konnte
^bgetragcn wcrdcn. Dics alles dankt das Ostpreutzen-
brnd Adolf Hitler und darum bereitete es ihm auch
biesmal wiedcr eincn triumphalcn Empfang, von Ma-
*ienburg bis hinein in dic alte Domstadt Königsbcrg,
^UZ dcrcn Maucrn einst am 4. März 1933 jcncr lctztc
^uf für dcn ersten Volksappell im nationalsozialisti-
schen Deutschland über das ganze Reich erklang.

, Königsberg prangtc in festlichem Schmuck dcr Ha-
^nkrcuzfahncn, abcr festlicher noch erschien das Leuch-
in dcn Augcn dcr Menschenmasscn, die don Führcr
biit stürmischem Jubel begrüßten. Schon dic Fahrt
Mrch das ostpreußische Land war von dicsem Jubel
ümbrandet gewesen und vor viclen einsamen Gehöften
uanden die Volksgenossen unter der wehendon Haten-
'rcuzfahne nnd grüßten mit erhobcner Rechten den
Mhrer. Kurz vor 18.3V Uhr traf dcr Sonderzug
?rs Führers auf dcm Königsberger Haupt-
?ahnhof ein. Vor dein Bahnhof, hinter dcn Ab-
iherrungen, die wcitcn Stratzcn entlang bis zum
^chlagetcrhaus hin drängtcn stch Achntausende und
aberzehntausendc. Auf dem Bahnhof hatten sich mit
b«m Gauleiter und Oberpräsidenten Koch Reichsfüh-
der SS Himmler, Korpsführcr Hühnlein
bnd der Führcr dcr Leibstandartc .Adolf Hitlcr", SS-
^bergruppenführcr Sepp Dictrich eingefunden.
Die Befehlshabcr im Wehrkrcis 1 und im Luftkreis 1,
.ie Führer der Gliedcrungen der Partci waren gleich-
ialls erschiencn. Jn Bcglcitung dcs Führers besandcn
uch Reichsprcssechef SS-Gruppcnführcr Dietrich,
^S-Brigadcführer Schaub und Reichsscndclciter
vadamovsky.

!lm 7 Ilhr abends begann dann im Schlageter-
haus, dcssen Pforten schon längst wegen Üebersül-
lung geschlosscn warcn, die grotzc Kundgebung. Der
Weg dcs Führcrs dorthin führte durch dic ganzc Stadt,
vorbei an dcn spalierbildcndcn Formatiouen und dcr
dichten Massc der jubelndcn Volksgcnossen, vorbei an
den mit Girlandcn und Lichtcrn gefchmücktcn HSusern.
Von brausendem Iubcl empfangen entstieq der Führer
vor dcm Schlagctcrhaus seinem Wagcn und die Händc
flogcn zum Gruß empor, als er, von Gauleiter Koch
beglcitet, durch die Halle schritt und den führendcn
Männcrn der Provinz die Hand drücktc. Jmmer er-
neut brauste dcr Jubel auf und steigcrte sich zu eiuem
Orkan, als der Gaulcitcr vcrkündete: .Ostpreu-
tzen! Jhr Tausende in der Halle und mehr als eine
Million in dcr Provinz am Lautsprccher, hört, der
Führcr spricht!"

kALrsik «rrrrLdk.

Lange dauert es, bis der Iubel abebbt und der Füh-
rcr beginnen kann. Jn dem Appell, den er an das ost-
preußische Volk richtete, riß der Führsr dis Maffen zu
endlosen Vegeisterungsstürmsn hin. Cr entwarf ein
grotz gesehenes Vild von tiefsm Zerfall und wunder-
barem Wiederaufstieg der Nation. In klaren und
eindrucksvollen Formulicrungen stellte der Führer die
historische Vedeutung der Stunde hcraus, in der das
deutschc Volk erneut seine Stimme in dis Waag-
schale legen soll, um den Willen einer einigen Nation
der Welt gegenüber zu dokumentieren. Die Grund-
gedanksn dieser Rede fanden in folgenden Kernsätzen
ihren Ausdruck:

„Nur aus der Verbindung mit dem Volk
kann dis Kraft kommen für ein Regime, das einer Auf-
gabe gegenübergestellt ist, wis der unsrigen. Dicss Auf-
gabe konnte und kann nur gelöst werden durch dic Zusam-
menfaflung aller Kräfte zu einer Krast, allen Willens zu
einem Willen, allen Handelns zu einer Tat.'

<-

„Wann ist jemals in drei Iahren deutscher Geschichte
mehr und Vesseres geleistet wordcn als in den
Zahren 1933 bis jcht? Welche Cinmütigkeit bietet heute
diese geschichtlich so oft zerriffene Nation? Welches Vild
bietet heute dieses Volk in seiner Geschlossen-
heit, in der Macht seines Willcns und in der

Stärke seines Glaubens. Was durch diese
wunderbare Krast in diesen drei Iahren Deutschland an
Nuhen erwachsen ist, kann kaum abgeschätzt werden."

4c

„Cs ist unmöglich, eincn Vund derNationen
aufzubauen und auf dem Buchstaben eines Vertrages,
der die Völker zerreißt in verschieden gewertete Klaflen
von Nationen. Was wir crstreben, ist die Crsetzung die-
ser aus Haß gcborenen Völkerzerreißung durch eine
höhere Vernunft der Völkervereinigung
und Völkerzusammenführung."

4-

„Das deutsche Volk hat ein anderes Gesicht bekom-
men. Diese Millionen haben einen anderen Glauben er-
halten. Früher ging von ihnen aus eine Welle des Ver-
zagtscins und der Verzweiflung, der Lethargie, der
Gleichgültigkeit und der Hoffnungslostgkeit. Ieht strahlt
aus ihnen diese stolze Zuverflcht, dieser fanatische
Glaube: Deutschland lebt und wird nicht zu-
grunde gehen!"

4c

„Dicse Zuversicht hat im deutschen Volk wiedcrk das
Verständnis geweckt, für die Cmpfindungen der Chrs
und der Freiheit. Chre und Freiheit aber stnd die
Voraussetzungcn für eine erfokgreiche Gestaltung der
außenpolitischen Veziehungen des Volkes."

4c

„Du darsst nicht erwarten, deutschcs Volk, daß die
andere Welt Verständnis für Deine Argu-
mente besiht, solange Du nicht selbst entschloffen
bist, sür Dein Lebensrecht einzutreten. Und das
habe ich nyn seit drei Iahren getan. Ich tue es, weil ich
nicht anders kann, weil ich sehe, daß es geschchen muß.
Ich habe nichts getan, was ich nicht nach meinem inner-
sten Gcwiffen im Intercfle des deutschen Volkes tun
mußte. Ich würde nich pflichtvergeffen an den Intereffen
der deutsch-.-n Nation versündigen, wcnn ich nicht aus dem
französisch.sowjetruffischcn Pakt auch für Deutschland die
einzig-möglichen Konsequenzen gezogen habcn würde."



„Deutschland hat keine Erobcrungswünsche in Europa.
Deutschland hat nicht die Abstcht, irgend jemand in

Die Rede M R«dolf Heß

auf der Grotzkundgebung in Mannheim befindet
stch auf Seite 5 dieser Ausgabe.

Curopa etwas zu leid zu tun. Cs hat aber auch nicht die
Msicht, noch irgend ein Leid in Zukunft zu crdulden!"

4c

„Für meine Cntschlüsse gibt es nur eine ein»
zige Instanz, der ich mich verantwortlich fühle, und
das ist das deutsche Volk sclbst! Ich bitte es, daß
es mich in diesem Kamps stärkt, daß es mir die große
Legitimation erteilt, als sein Vertreter, als sein
Sprechcr und als sein Führer vor dcr Welt handcln zu
können!"

*

„Ich habe dcn Mut gehabt, die geschichtlich
schwerste Ausgabe zu übernehmen, die einem Sterb-
lichen in eincm Volk gestellt wcrdcn kann, und erwarte
nun von Dir, deutsches Volk, daß Du nun hinter
mich trittst, nicht weil Du mich stützen sollst, son-
dern weilDu Dich stark machen mußt für
Dich selbst. Ich glaube, dann wird es auch dcn ande-
ren Völkern und ihren Staatsmännern, so Gott will,
klar werden, daß einVolk von folcherEinig-
keit, von solcher Glaubenskraft und Zuver»
sicht nicht weiterhin so behandelt werden kann, wie man
das glaubte, 15 Iahre lang tun zu dürfen."

4-

„Ich biete — und hinter mir steht dann geschloffen
ein ganzes Volk — den andcren Dölkern die Hand
zur Versöhnung und zur Verständigung. Wer es
vor seinem Gewiffen verantworten kann, diese Hand, in
der sich 68 Millionen Menschcn vereinigen, zurückzu-
stoßcn, der foll dann dieVerantwortung vor
der Geschichte übernehmen!"

4-

„Drei Iahre lang, mein deutsches Volk, bin ich Dein
Herold gewesen. Heute bin ich wieder Dein herold
für den Frieden Curopas. Tritt jetzt wie ein
Mann hinter mich und stärke mich in meinem Kampf, der
der Kampf ist für Dein Recht und für Dcine Freiheit!"



Als dcr Führer geendet hatte, raste ein nicht enden-
wollender, minutenlanger Veifallssturm durch die Halle
und über die Straßen und Plätze Königsbergs. Usber
diesen begeisterten Maffen, diesem jubelnden Spalier lag
die ticfe Crgriffcnheit von Menschcn, die ein unvcrgeß-
liches Crlcbnis in sich aufgenommen hattcn.

Dlk reiffche Abordilmg i« Lmrm.

Die Abreise von Verlin.

Verlin, 18. MLrz. Der Vertreter der deutschen
^eichsregierung bei den Veratungen des Völkerbunds-
^4tes in London, Votschafter von Ribbeatrop,
am Mittwoch um 14.10 Ilhr nach Londo» ab.

In seiner Begleitung befinden sich Ministerialdirek-
Eor Dr. Dieckhofs, Vortragender Legationsrat
^oermann, die Legationsräte Wingen und Dr.
^chmidt, Legationssekretär Dr. Kordt, der Adju-
des Votschafters, Thorner, und der Prefferefe-
Dr. Vöttiger. Legationsrat von Schmiedea
^ird fich der deutscheu Abordnuag zn eiucm spätere»
3eitpunkt anschließen.

Zur Derabschiedung hatten fich die Mitglieder der
^ienstftelle des Votschafters eingesundea.

Die Ankunst in London.

London, 18. März. Auf dem Flugplatz von Croyden
^as gegen 18 Uhr MCZ die erste Iunkersmaschine mit
deutschen Abordnung ein. Ihr entstiegen Votschafter
Ribbentrop, Ministcrialdirektor Dieckhoff
weitere Mitglieder der deutschcn Abordnung. Zur
^grüßung hatten stch der deutsche Botschaster
Hoesch, Votschaftsrat Fürst Bismarck, sowie
^Nders Mitglieder der deutschen Votschast in London
^^Sefunden. Kurze Zeit danach tras das zweite Flugzeug
den übrigen Herren der deutschen Abordnung in
Troyden ein.

Votschafter von Ribbentrop bei Eden.

^ London, 19. März. Votschaster von Ribben-
^"P sprach am Mittwoch abend bei dem englischen
^ßenminister Eden in deflen Amtszimmer im Unter-
^us vor.

4c

Flandin will London heute verlaffen.

^ Paris, 18. März. Havas meldet aus London, daß
, Ußenminister Flandin auf jeden Fall London am
, hen Nachmittag des Donncrstag im Flugzeug ver-
e^,sen werde, damit er um 17 Uhr in Paris an dem
^uisterrat tcilnchmen könne.

^ 3n Paris rcchnet man jedoch mit dem Ministerrat
^ im Lauf des Donnerstag abend.

Klcine Mcldungcn.

in, Der sranzösischstowjctische Veistandspakt wurde

s e ^ranzösischen staatlichen Verordnungsblatt veröf-
left iicht. Damit hat der Pakt in Frankreich Ge-
u^^kraft erhaltcn.

Anlüßlich des Äiener Marxistenprozeffes wurden
K abend in Wien an viclcn Punktcn dcr Stadt

M v- iätter ausgestreut. Fn dcn Flugblättern wer-
tzei, Sozialisten zum unbeugsamen Kampf ge-

^ Regicrung aufgesordert.

Englanr ftir einen rn«erhaften FMen.

Eben erklärt: Elne Kauvtausgabe ift ble Kerfteftung etneb guten EinvernehmenS.

Bereitschlift zii Verhmidlinige»

Der Völkerbundsrat am Mittwoch.

London, 18. März. Der Völkerbundsrat trat
am Mittwoch um 16 Uhr zu einer öffentlichcn Sitzung
zusammen, um die Aussprache über den französtsch-bel-
gischen Cntschließungsantrag zum Locarnovertrag
sortzusetzeu.

Der englffche AvßeMinrster Edea

nahm als erster Redner das Wort. Cr führte in seiner
Rede solgendes aus: Ich habe bereits vor dem Rat er-
klärt, datz nach Auffaffung der britischen Regierung ein
osfenkundiger und unbestreitbarer Vruch der Bestim-
mungen des Versailler Vertrages über die entmilitari-
sierte Zone begangen worden ist. Nach Auffassung meiner
Regierung ist dies jedoch bei weitem nichtdie ein-
zige Ausgabe, die der Rat im vorliegenden Fall zu
erfüllen hat. Die Bestimmungen des Locarnovertrages
fallen in den Rahmcn des Völkcrbundspaktcs und Ar-
tikel 7 des Locarnovertrages lautet folgenvermaßen: „Der
vorliegende Vertrag, der dazu bestimnit ist, die Aufrccht-
erhaltung des Friedens zu sichern und der mit dem Völ-
kerbundspakt in Cinklang steht, darf nicht ausgelegt wer-
den als Cinschränkung der Pflichten des Völkerbundes,

alls zweckmäßigen und wirksamcn Maßnahmen zur
Wahrung des Weltfriedens zu ergreisen."

Ilnsere Pslicht ist es, nicht nur zu erklären, daß ein
Vruch begangen worden ist, wir müffen uns stets
unser letztes Ziel und unsere höchste Verantwort-
lichkeit vor Augen halten, die darin besteht, den
Frieden zu bewahren und ein gutes
Einverständnis unter den Völkern Europas
aus einer fcsten und dauernden Grundlage aufzu-
bauen.

Der Zweck von Locarno war zweisach, in erster Linie
die Aufrechterhaltung des Friedens und so-
dann die Schasfung des internationalen Ver-
trauens durch Garantierung der Sicherheit in West-
europa. Ich glaube, daß wir es heute mit dcm zweitcn
Ziel ebenso sehr zu tun haben wie mit dem ersten. Cs
ist nicht nur die Struktur des internationalen
Rechtes, das gestärkt werden muß, sondern alles das
muß eine Festigung erfahren, das die Grundlage zu
internationalcm Recht bildct, nämlich der Friedc
unter den Völkern. Man muß beachten, daß der
Vruch des Locarnovertrages, so klar er auch ist, nicht
eine unmittclbare Vedrohung mitFeindselig-
keiten in stch trägt.

Cs ist Zcit vorhanden, um mit Klugheit und auch
mit Cntschloffenheit die Lage zu prüfen.

So ernst auch die Lage ist, so ist fie doch von der
Gelegenheit bcgleitet, einen dauerhaften
Frieden zu schafsen, und dieseS Ziel muß ein
wichtiger Gesichtspunkt für die Schritte selbst sein,
die zur Erreichung des Zieles unter»
nouunen werden.

Danach machte Cden die wichtige Feststcllung, daß
der Vruch des Vertrages durch Deutschland keine
Aktion gewesen sei, die die sofortige Anwendung
der im Locarnovertrag vorgeschencn Maßnahmen
notwcndig mache.

Der italienische Botschaster in London, Grandi,

gab hicrauf eine Crklärung ab, in der er von dem
Crnst derLage sprach. Die Feststellung eincr Ver-
tragsvcrlehung durch Dcutschland sei um so pcinlichcr ge-
wesen, als es stch um eine Großmacht handle, deren Mit-
arbeit für den Frieden und die Wohlfahrt Curopas un-
ersetzlich sei. Italien sei sich seiner Verantwortlichkeit
auf Grund des Locarnovcrtragcs voll bewußt und
bleibe scinen Vcrpflichtungen treu. Selbstverständlich
könnten jedoch diejcniqen Staatsn, die in Genf im Zu-
sammenhang mit dcm italienisch-abcffinischen Streit-
fall Matznahmen getrofsen hätten, deren Unqerech-
tigkeit das ganze italienische Volk tief empfinde,
nrcht erwarten, datz Italien Maßnahmen
anwende, die mit sciner gcgcnwärtigen Lage unver -
einbar scien. Cs bestehe cin Widerspruch zwi-
schen dcr Stellung cincs unter Sanktionen gestelltcn
Landes und der ihm obliegendcn Aufgabc als Garan -
ti e m a ch t.

Cs müffe verhütet werdcn. daß aus dcr gegcnwär-
tigen Krisc Curopa noch gespaltcner und ge-
schwächter, als es schon sei, hervorgchc.

In den lehten Monaten sei der europäische
Friede von den Wcchsclfällen cines Kolonial-
streits abhängig gcmacht wordcn. Dic Crfahrung der
letzten Monate wcrde hoffcntlich zumindest zu der Cr-

EGaiidj StimdiiMt.

Verhandlungcn zur Crzielung cincr fricdlichcn Lösung.

London, 19. März. Rcutcr meldct, daß dic Cinzel-
heiten der gestrigcn Abcndsihung dcs englischen
Kabinetts strcng gcheim gehalten würden.

Man glaube jedoch in parlamentarischcn Kreiscn,
daß sich nichts ereignct habe, was dic Ansicht dcr Mini-
ster geändcrt häste, daß die Tür sür Verhand»
lungen zur Crzielung eincr sriedlichen Lösung
ossen gehalten werden müffe. Es bestche kein Zweifel,
daß dies die vorherrschende Stcllungnahme der Abge-
ordneten sei.

Dic deutschc Tclegatlon nach London abgcflogcn.

Vor dem Start der Maschine auf dem Flughafen Tcmpclhof. Ganz linrs Botschafter v. Ribbentrop.

(Atlantic, K.)
 
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