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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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„Heidelberger Neuests Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger'

Donnerstag, 19. März 1936

Nr. 67

kenntnis ftihren, dah tn Europa ein etnheitliches Frte-
dens-, Zuiammenarbcits- und Vertrauensproblem be-
stehe. Cs sei möglich, daß man endlich am entscheidenden
Wendepunkt der europäischen Geschichte
stehe. Jtalien sei sichseiner Aufgabe bei dem Werk der
Sicfterheit und des Wiederausbaues Curopas voll be-
wutzt. Diese Wiederaufbauarbeit müfle, wenn fie nicht
umsonst sein solle, auf dem Verständnis der geqenseitigen
Bedürfnifle, auf der Crkenntnis und der wechselseitigen
Achtung der Lebensnotwendigkeit der Völker und vor
allsm auf einsr einheitlicheren Ausfassung der
Rechte, der Jntereflen und der Pflichten der europäischen
Kultur aufgebaut sein.

Der poltEche Autzenminister Bech

sprach dann über die allgemeine Vedeutung dsr Lo-
carno-Verträqe, die seinerzeit in Polen nicht
günstig aufgcnommcn wordcn seien. Immerhin sei es
möglich ' gewesen, das französisch-polnische
Bündnis in die Verträge von 1925 in Form eines
Garantievertrags auf Gegenseitigkeit einzusügen. Die-
ses Dündnis sei in Krast qebliebcn und bleibe in Kraft.
Was Belgien betreffe, so bestehs kein besonderes po-
litisches Abkommsn zwischen ihm und Polen. Die hun-
dertsährige Freundschaft zwischen den beiden Nationen
mache seboch Polcn zur Pflicht, die belgischen Intereflen
ausmerksam in Betracht zu ziehen.

Was Polen selbst betrefle, so hätten die Crklärun-
gen zwischcn ihm und dcm Deutschen Reich
vom Zanuar 1934 die Lage geordnet.

Diese Crklärungen. die in der Atmosphäre geaenseitigen
Vertrauens vereinbart wurden und dem sesten Willen der
beiden Regicrungen entsprungen seien, dte Frieden an
ihrer gemeinsamen Grenze zu sichern, hätten es er-
möglicht, zwischen Polen und Deutschland Beziehungen
herzustellen, die von gegenseitiger Achtung
durchdrungen seien. Die Worte, die der deutsche Reichs-
kanzler in lehter Zeit in seinen Reden Polen gewidmet
habe, bewiesen den Willen der Rcichsregierung, die Ver-
pflichtungen, die sie gegenüber flswlen übernommsn habe,
ausrechtzüerhalten ünd machten deutlich, in welchem
Geifi das Reich fis anwenden wolle. Zu den Crörtcrun-
gen über den sranzösisch-sowsetruflischen Pakt erklärte
Veck: „Ich stelle fest, datz dieser zwi'chen Frankreich und
der Sowjetunion abgeschloffens Vakt, an dem Polen
ebensowenig wie am Rhein-Pakt beteiligt ist, in keiner
Weiss die Verpflichtungen und das Rccht hat ändern
können, die sich für Polen aus seinen früheren Abmachun-
aen eraeben. Was die Sowietunion angeht, so find die
Derpflichtungen Polcns im Lauf der lehten Iahre in
dem Nichtangrifsspakt und in dem Londoner
sprotokoll über die Definition des Angreifers fsft-
gelegt worden." Veck erklärte zum Schlutz, bei allen
Verhandlungen müfls der von Polen stets vertretene
Grundsatz bcachtet werden,

datz übcr die Jntereflen irgend eines Landes ia-
ternational nicht ohn« seine Veteiligung und Zu-
fiimmung verhandelt werden könne.

Die Anwendung diefes Grnndsahes könne allein dazu
beitragcn, das internationale Vertrauen, auf dem die
Sicherheit beruhe, zu stärken.

Die Vertreter Spaniens und Argentiniens
sprachen sich anschlietzend gegen eine „einseitige Auf-
hebung" vertraglicher Verpslichtungen aus.

Der dänische Autzenminister Munch meinte seiner-
seits, die Vertragsverlehung sei unbestritten. Man
dürse aber nicht bei dieser Feststellung stehen bleiben und
fich nicht einem unfruchtbaren Fatalismus
ergeben. Cr sprach den Wunsch aus, datz die Verhand-
lungen zwi'chcn den unmittelbar beteiligten Staaten
einen Schritt zur Wiederversöhnüng bildeten.
der allein das Gefiihl der Sicherheit schaffen könne.

Der rumänische Autzenminister Titulescu sprach
von einer „Crschütterung des gesamten Snstems der kol-
lektiven Sicherheit". Die Staaten der Kleinen Entente
seien nicht gegen die Crörterung der deutschen
Vorschläge. Diese müffe aber zu gegebener Zeit statt-
finden, d. h. nackdem die von Frankreich und Velgien
ausqeworfene Vorfraqe geregelt sei. Locarno bestehe
fort, ja es habe erst in dcn letzten Tagen volle Wirksam-
keit erlangt.

Eine neue Regelung müsse diese Garantien ver-
stärken und einen unteilbaren Frieden zwischen
Deutschland und allen Staaten Curopas herbei-
führen.

Als lehter Redner fprach der portugiefisch« Autzen-
minister Vasconcellos, deres dem Rat anheim-
stellte, die notwendigen Wege zur Sicherunq des euro-
päischen Friedens auf fester Grundlage zu sinden.

Hierauf wurde die Fortsehung der Aussprache auf
Donnerstag vormittag 10 Ahr vertagt.

Cs fiel auf, datz der Vertreter von Ccuador an
der Sitzung nicht teilgenommen hat. Wie man hört, ist
seine Äbwesenheit darauf zurückzuführen, datz seine Re-
aierung nicht gegen Deutschland sprechen und
ftimmen will.

ck

In nichtöflentlicher Sihung nahm dsr Rat davon
Kenntnis, datz diedeutscheAbordnung erst von
Donnerstag an an den Arbeitsn teilnehmen könne.
Autzerdem wurde beschloffen, eine Sihung des Dreizeh-
nsr-Ausschufles, d. h. des VölkerbundsrateS ohne Italien
-ur PrSfung der italienischen und abessinischen Antwort
auf den Ansang des Monats «rgangenen Friedensappell
am Donnerstag nachmittag abzuhalten.

Dos Reuksle vom §m.

„L3.12S- gelav-et.

Di« Crgebniffe der Probescchrt des ,LZ. 129".

Friedrichshafen, 18. März. Das Luftschiff
, LZ. 129" landete am Mittwoch um 16.07 Llhr.

Das Luftschiff hatte seit seinem Aufstieg nach der
Zwischenlandung übcr Friedrichshasen und dem Voden-
see gekreuzt, wöbei die Funkpsilanlage und andere tech-
nische Cinrichtunqen geprüst wurden. Dis Fahrt, dis
30 Stunden dauerts, war von bestem Wetter begün-
stigt. Zur Landung waren zahlreiche Zuschauer von Nah
und Fern herbeigeeilt. Um 15.30 Uhr öflneten sich die
Tore und es strömten die Leute auf das Gslände. Der
Arbeitsdienst wurde zu dsn Absperrungen herangezogen.
Kurz vor 16 Uhr traten die Haltemannschaftsn an ihrs
Plähe. Vald erschien das silberglänzende Schifs und
senkte sich langsam herab. Am 16.07 Uhr war das Lust-
schifl in den ficheren Händen der Haltemannschaften.

Nach der endgültigen Landung des Lustschifscs sprach
sich Kapitän Lehmann übcr die Lefitungen des Luft-
schiffes sehr befriediat aus. Dem Zweck der dreitzigfiün-
digen Erprobunassahrt wurde voll entfprochen. Die Ma-
schinen haben ihre Dauererprobunq gut bestanden, die
verschiedenen technischen Cinrichtungen haben fich qlän-
zend bewährt und die Steuerungen, sowie die Meflunaen
und alle Versuche zeitigten besriedigende Crgebnifle. Die
Funkpeilunaen und Peilversuche haben einen günstigen
Äbschlutz gefunden. Sämtliche Funkqeräte sind nnn qe-
eicht. Die nochmalige Durchprüsung aller Cinzelheiten
habe ein zufriedenstellendes Craebnis gehabt, nnd mit
Zuversicht werde n^i, die Zulaffunq des „LZ. 129" er-
wartet.

Aeber den Fahrtverlauf erzählte Kapitän Lehmann,
datz die erfien Versuchs nach dsm Start bis nachmittags
über dcm Bodensee ausgesührt wurden. Dann nahm das
Schifs seincn Kurs entlang dem Alvcnvorland über
Kempten, Tegernsee, Chiemsee bis Bad Reichenhall.
Von hier aus nahm das Schisf nördliche Ronte bis in
die Nähe von Braunau, und über Altötting führte der
Rückweg zum Bodensee. Gegen 20 Ahr erreichte „LZ.
129" seinen Heimathafen. Zur Kontrolle der Posttions-
lichter, lowie zur Kontrolle vom Schiff aus kreuzte das
Luftschifs wiederholt über der Stadt und dem Zeppelin-
gelände, besuchte während der Nacht Alm, München und
Augsburg.

Oberstleutnant Vreithaupt, der Referent für Lust-
schiffahrt im Reichsluftfahrtministcrium. über die Crasb-
niffe dsr Crprobungsfahrt befragt, antwortete: .Alles

hat wundervoll geklappt." Die nächste Fahrt des „LZ.
129" ist sür Montag vorgesehen.

Äie die Deutsche Zeppelin-Reederei mitteilt, kön-
nen die Lustschisfe „LZ. 129" und „Gras Zeppelin"
bis auf weiteres an Samstagen und an Sonntagen b e-
sichtiqt werden, sosern die Lustschisse in Friedrichs-
hafen liegen. Cine Bestchtigunq an andercn Tagen ist
nicht möglich, da an beidsn Lüftschiffen gearbeitet wird.

MerschlvemmungsklltastMe m Amerika.

Visher mehr als hundert Todesopser.

Newyork, 18. MLrz. Heftige Schneestürme mit
anschlietzendem Tauwetter und Wolkenbrüchen
verursachten ein verheerendes Hochwasser, das große
Teile der Staaten Pennsylvaniens, Marylands und des
Nordwestens des Staates Newyork überschwemmte.

Der 75000 Cnwohner zählende Staat Iohns-
town in Pennsylvanien am Zusammenflutz des
Conemaugh-Flufles und des Stoney-Creek wurde über-
flutet. Die Stratzen der Stadt standen bald zwcieinhalb
Meter unter Waffer und die Vewohner flüchteten in die
oberen Stockwerke ihrer Häuser. Das Hochwaffer stieg
stündlich und es bestand die Gefabr eines Bruches der
beiden oberhalb von Iohnstown gelegenen Dämme. Im
Geschäftsviertel wurden vicle tausend Personen von der
Wafferslut überrascht. Sie konnten fich nicht mehr in
Sicherheit bringen und mußten die Nacht über in ihren
Arbeitsstätten bleiben. Der Sachschaden ist unoeheusr
grotz. Dis genaue Höhe derVerluste anMen-
schenleben ist vorerst nicht zu übersehen, da sämtliche
Verbindungen abgsschnitten. Visher wurden schon
mehr als hundert Todesovser gemeldet.

Die Stadt Iobnstown, deren Bevölkerung vorwie-
gend deutscherHerkunft isi, wurde bereits im
Iahr 1899 von einem Hockwaflcr vernichtet, wobei in-
folge eines Dammbruches 2000 Menschen ums Leben ka-
men. In der Stadt Cumberland im Staat Maryland
erreichts das Hochwaffer eine Höhe von dreieinhalb Me-
ter. Die Strahen verwandelten sich in reitzende Ströme.
Der Staatsgouverneur bat die Nationalgarde und das
Rote Kreuz zur Hilfeleistunq sür die bedrohten Gebiete
sinbenifen.

Dis Stadt Pittsburg ist durch das Hochwafler
des Allegheny-Flufles in eine schwere Notlage geraten,
die noch durch den Ausbruch mehrerer Brände, darunter
eines Grotzfeuers inden Anlaaen einer Oel-
gesellschaft erhöht wurde. Mindestens zwölf
Personen wurden getötet.

Bemzelo» f.

Paris, 18. MLrz. Am Mittwochmorgen gegen 8.5»
tlhr ist i» Paris der ehemalige Ministerpräsident von
Grtechenland, Venizelos, im Alter von 72 Iahren
gestorben.

Mit Venizelos, der am 23. August 1864 am
der Insel Kreta geboren wurde, tst ein Mann von der
politischsn Bühne abgetreten, deflen Wirken manchmal
ein Vorteil, oft aber auch ein Unsegen für Griechenlano

M Berot»»ze« dcr Loc«r»i-MSchte.

Der Entwurs sür «in allgemeines llebereinkommen.

London, 18. März. Die Locarnomächte tra-
ten am Mittwoch mittag um 12.15 llhr erneut zusammen,
um ihrs Vesprechungen sortzusehen. llm 14 llhr, nach
anderthalbstündiger Dauer wurde die Sitzung unter-
brochen.

Wieder eine Nachtsihung.

London, 19. MLrz. (Cigene Funkmeldung.) Die
Locarno-Mächte setzten am Mittwoch gegen 23
llhr (englischer Zeit) ihre Besprcchungen im Foreign
Office sort. lleber die Sihung, die erst um 2 llhr mor-
gens geschloflen wurde, ist folgends amtliche Mitteilung
ausgegeben worden:

„Die Sitzung prüfte den Cntwurf für ein all-
gemrtnes llebereinkommen unter Vorbehalt
gewiffer Punkte, die einer weiteren Prüfung bedürsen. Es
wurde ein beträchtlicher Fortschritt erzielt."

Die Arbeiten gehen weiter.

London, 19. März. (Cigene Funkmeldung.) Di«
Locarno-Mächte werden im Lauf des Donners-
tag erneut zusammentreten. Das britische Kabi-
nett wird voraussichtlich am Vormittaq tagcn und die
aufgeworfenen Fragen erörtern. Man hofst. bis Sams-
tag sowobl die Arbeiten des VölkerbundsrateS wie der
Locarno-Mächte abgeschlossen zu haben. In Be-
richten von französischer Seite ebenso wie in den engli-
schen wird hervorgehoben, datz erhebliche Fortschritte er-
zielt worden seien.

Cnglische Kabinettssihung.

London, 19. Marz. Das englische Kabinett
befaßte sich am Mittwoch abend im llnterhaus in andert-
halbstündiger Sihung mit dem neuesten Stand der in-
ternationalen Lage.

Wie verlautet, wird dis Regierunq entweder am
Donnerstag oder am Freitaq im llnterhaus eine Cr-
klSrung über die europäische Lage abgeben.

Der sranzSsisch« stellvertretende Generalstabschef
in London.

London, 18. März. Der französische stellvertretend«
Generalstabsstef General Schweißgut traf am Mitt-
wochvormittaq in London ein, um — Reuter zufolge —
mit den britischen Militärbehörden technisch« Fragen in
Verbindung mit der Möglichkeit einer beidersei-
tigenCntmilitarisierung der Grenzezu
besprechen. Reuter fügt hinzu, die Schwierigkeiten be-
ständen darin, datz Cngland Vorkehrungen auf beiden
Seiten der Grenze anzuwenden wünsche, während die
Franzosen nur Maßnahmen sür die ehemals entmilitari-
fierte Zon« ins Auge saffen möchten.

MM.M»» dkk Sedod.

Quartette und Lieder.

Heidelberg, 19. März 1936.

Jm Saal des Musikhauses Pfeifser versammelte
sich gestern Abend eine kleine Zuhörerschaft zu etnem.
Musik-Abend der Gedok, der schön« Geschlos-
senheit und hübsches künstlerisches Niveau auswies.
Das Marcelle-Bächtold-Quartett (Mann-
heim) spielt« zwei Klavier-Quartette: das reiche g-moll-
Quartett von Mozart und das Es-Dur-Quartett
von Schumann.

Für Mozari bedeutet di« Tonart g-moll immer
eine Besonderheit. Neben der g-moll-Sinfonie ist auch
das Streichquintett derselben Tonart von gleicher aus-
drucksbetonter Bedeutung. Und auch dieses Klavier-
quartett spricht eine ausdrucksvolle Sprache, besonders
in dem kantablen Mittelsatz. Man erlebte dieses Werk
gestern in einer lebendigen plastischen Wiedergabe, for-
mal gut gegliedert, mitunter im Zeitmatz der Thematik
untergeordnet. Auch das Werk von Schumann inter-
pretierte man in unterstrichen sormal geordneter Ge-
staltung, vor Tempogegensätzen innerhalb der Teile
nicht zurückschreckend, wenn auch hi«r noch Wert auf die
klangliche Seite der Wiedergabe gelegt wurd«. Di«
geniale Verschlingung der Stimmen im langsamen Satz
und das Hindurchziehen des melodischen Gedankens
macht bis in die Einzelheiten das Werk anziehend und
zu einer dankbaren Aufgabe für gewandte Kammer-
musikspielcr, wie sie im Marcelle-Bächtold-Quartett
vereinigt sind. Die Pianistin Marcelle Bächtold
verfügt über eine lockere und klare Anschlagstechnik. ge-
eignet zu kammermusikalischem Spiel; dabei verfleht
sie, dsr Entwicklung einss mustkalischen Gedankcms
schön gerecht zu werden. Cläre Diochon ist eine
Geigerin von hohem Können. Josef Imhos (Brat-
sche) hat tragenden Ton und saubere Technik; der Cellist
Fritz Sommer vermag in Augenblicken belebter
Stimmführung sich zu schöner Eigengestaltung zu er-
heben.

Zwischen diesen beiden Werken sang Agnes
Schlier einig« Brahms-Lieder. Di« Sän-
gerin brachte diese Lieder mit ihrer bekannten, aus
hoher Stuse stimmlicher Kultur stehenden Gestaltungs-
gabe zu eindrucksstarkem Vortrag; hervorgehoben sei
„Nachtigall" und das schlichte, volkstümliche „Dort in
den Weiden". Grete F au st war am Klavier eine
anfüqsame und diszipliniert« Begleiterin.

Verdienter Beisall Lankte den Künstlerinen und
Sünstlern. Or.lV.I.

Sunst uud Vissenschast.

fV«m der Freiburger llniverfität.1 Der ordentliche
Proseflor Dr. Walther Merk an der llniversität Mar-
burg wurde in gleicher Ciaenschaft in die Rechts- und
Staatswiflenschaftlich« Fakultät dsr llniversität Freiburq
bervfen.

sür das deutsche Iugendschrifb
war ein Freund dss dcutschsr
hat er darum den Nationalsoziali-

t«m.s Hans Schemm war ein Freund dss dsutschen
Buches und stühzertig hat er darum dcn Nationalsoziali-
stiscken Lehrerbund als kulturtraqendc und kulturschaf-
fende Orqanisation für das deutsche Vuch, besonders für
das dcutsche Iugendbuch, eingesetzt. Cs ist darum
ems Pflicht der Dankbarkeit, seinsn Namen mit dem Ge-
deihen des deutschen Schrifttums für immcr zu verknüp-
fen. llm dis Bedsutung des Iugendschristtums der
dcutschen Oeffcntlichkeit und den Schäsfenden nahezubrin-
gen, hat Hans Schemm zur Woche des Buches 1934 die
Dietrich-Cckart-Bücherei ins Leben gerusen,
in der eine Auswahl des Destcn aus dem Gcsamtschrist-
tum unserer Nation Aufnahme findet, die sich auch für
die Iugend im weiteren Sinn eignet, und die die Reichs-
amtsleitunq an Schulen deutscher Grsnzqaue als Dietrich-
Cckart-Gabe zur Verteilung bringt. Däs Schristtum, das
sich an junge deutsche Menschen von 3 bis vierzebn Iah-
ren wendct. ist jedoch noch unzureichend. llm diesen Zu-
stand beseitigen zu helfen. stiftet die Rsichsamtsleitung
des NSLB. am Todestaq ihres ersten Reichamtsleiters
einen Hans-Schemm-Preis für das deutiche Iu-
gendichrifttum in tzöhe von 2000 Mark. 1000 Mark und
500 Mark. Cr kommt zum erfienmal 1937 für dis Pro-
duktion des Iahres 1936 zur Verteilung. Iede für die
Altersstuse von 3 bis 14 Iahren in Frags kommends Ge-
staltungsform und iedes Stoflaebist werden in den Ve-
reich der llrtsilsbildung des Preisgerichts einbszogsn.
Von jedem Werk. das von dem Preisaericht berückficktiqt
werden soll. sind sechs Cremplare an die Iugendschristen-
fiells der Reschsamtsleitünq des NSLB. mit einem ent-
sprschenden Vegleitschrsiben zu leiten.

Kleine Notizsn.

Die diesjährige Reichstaguna der im Deutschen
Sängerbund zusammengeschloflenen Männergesanq-
vereine findet vom 15. bis 18. Mai in Hamburg statt.

Der Allgemeine Deutsche Musikverein
hält seine 67. Tonkünfiler-Versammlung vom 13. bis 19.
Iuni in Wsimar ab. Mit der Tagung wird eine Ge-
denkfeisr für Franz Liszt, den Gründer des Vereins. ver-
bunden. An den Äufsührungen neuer dsutscher Werke
werden fich autzer Weimar auch die Städte Isna und
Lisenach betsllige».

Pirisn BeileitWM.

Stimmen der Prefle.

Paris, 18. März. Die Pariser Presse füllt
fich immer mehr mit politischcm Stoff aus London. All-
gemein zeichnct sich eine antienglische Stim-
mung ab. Manche Vlätter sprechen von einem Ab-
arund zwischen der französischen und der eng-
lischen Ausfassung. Vor allem macht man in Pä-
ris den Cngländern zum Vorwurs, datz sie fich die Lo-
carno-Verständigung nicht einseitig pro-sranzösisch,
sondern unparteiisch zweiseitig pro-deutsch und
pro-französisch oder antidcutsch und antistanzöfisch vor-
zustellen scheinen.

Der „Petit Parisien" hebt in seinem Bericht aus
London hervor, daß der Vertreter Frankreichs
am Dienstag wieder dem Ansturm derer habe stand-
halten müffen, die ihn um jeden Preis veranlaffen wol-
len, vor der Regelung der sogenannten deutschen „Ver-
tragsverlehurig" mit den Deutschen in Verhand-
lungen zu treten. Der Vorsihende des Völkerbunds-
rates, der Austtalier Vruce, habe im übrigen eine ziem-
lich überflüffige Höflichkeit gegenüber dem „verlorenen
Sohn" an den Tag gelegt. (I)

Die Rückkehr Deutschlands an den Genfer Ver-
handlungstisch schein« viels« Leute« in London
den Kopf verdreht z« haben. Viele glaubten, datz
Deutschland in London als wahrer Friedensbote
ankomme.

Schließlich zollt das Blatt noch d«r Red« Lit-
winows ausdrückliche Anerkennung. (!) Cs glaubt sie
als sehr lobenswert bezeichnen zu können.

Das „Oeuvre" fordert in einem in Paris gefchrie-
benen Leitauffatz deutsch-französische Ver-
handlungen, wünfcht aber nicht, datz es sich in
solche Verhändlungen hineinziehen laffe, sondern daß
Frankreich den Anstoß dazu gebe.

Im „Figaro" erklärt d'Ormeffon, in London herrsche
eine bedauerliche llnordnung.

Das „Iournal" erklärt, Deutschland habe von Cng-
land die Verficherung erhalten, daß die Vorschläge Hit-
lers erörtert werden würden.

Wenn auch Flandin am Donnerstag nach Paris
zurückkehre, werden Staatsminister Paul-Bon-
cour und die französischen Sachverständigen in
London Wache halten;ja, «s wäre gefähr-
lich, den Engländern sreie Hand zu laffen, mit den
Deutschen einc Kombination zu verabreden. (!)

Der Verichterstatter des Vlattes steht mit seiner sach-
lichen Feststsllung, daß in Deutschland eine Degei-
sterung für sriedliche, ja sogar freundschast-
liche Beziehungen zum französischen Volk vor-
handen sei, und batz man an dieser Tatsachs nicht ohne
weiteres vorbeigehen dürfe, ziemlich allein. Der begei-
sterte Veifall beiden hitlerischen Friedens-
erklärungen an Frankreich, so schreibt er, sei un-
bestteitbar sehr aufrichtig gemeint. Man habe
nicht das Recht, diese Dinge zu übersehen.

Der Verliner Verichterstatter des „Petit Iournal"
erklärt, Botschafter v. Ribbentrop reise nicht als
Angeklaater, sondern vertrauensvoll nach London. Sollte
die deutschs Regierung in London zu schärf anaegrif-
sen werden, werde v. Ribbentrop seinerseits zum
Angrisf übergehen und anklagen.

»

VerstLndige Worte Caillaux'.

Paris, 18. März. Die „Republique" bringt am
Mittwoch einen Auffah dss Senators Laillaux, der
nach einer Verurteilung des Versailler Vertrages für
einen Wiederaufbau Curopas eintritt. Cs sei
allerdings unzuläflig, datz Deutschland seine llnterschrift
„verleugne", aber man müfle doch wgeben, daß es der
schlimmste Fehler wäre, dieVorschläge des
Führers einsach zurückzuweisen oder mit ver-
letzender Langsamkeit zu prüfcn. Man müfle ganz
Curopa, ohne irgendein Volk auszunehmen, eine
finanziell« Solidarität vorschlaaen, die zur
wirtschastlichen Solidarität sühre. Man müfl« versuchsn,
allen Völkern der Alten Welt einen gerechten Än-
teil an der Verteilunq der Crzeugnifle und Ab-
sahgebicte in den anderen Weltteilen zu gewährleistcn.
Wenn eine günstige Stimmung geschaffen sein werde,
mllfle man der übermäßigen Rüstung ein Cnde bereiten.
Diess Richtlinien müfle Frankreich ausnehmen und bei
den deutschen Vorschlägen vertreten, um seiner geschicht-
lichen Rolle treu zu bleiben.

»

Was Polens Preffe sag,..

Warschau, 18. März. Zu der Entsendung des Vot-
schafters v. Ribbentrop nach London wird in der
polnischen Prefle betont, daß sich die gesamte Lage ent-
sprschend den Wünschen Englands entwickele und

Vor

.. -- - - ... ..lndoner

Meldungen der polnischen Preffe noch, da erst nach dem
Erscheinen Deutschlands im Rat die Lage fich etwas
klären würde.

„Kurjer Polski" erklärt, bezüglich - der deutschen
Vorschläge laffe sich nicht bestreiten, daß die Ankunst der
deutschen Delegation, wenn auch nicht formell, so doch
tatsächlich das Thema neuer internationaler
Vsrhandlungen mit de« Reich aus die Tages-
ordnung bringe.

en ist. Für den kommenden Iuni hatte er sein«
ückkehr nach Griechenland angekündigt. Vo«
Jugend an Revolutionär, war er bcreits Anfangs der
90er Iahre Haupt einer Ausstandsbewegung aus Kreta-
, Vei Ausbruch des Weltkrieges besand stch Venizelos in
! München. Cr kehrte eilends nach Griechenland zurüa
! und erlaubte den beiden deutschen Kriegsfchifsen „Goe-
, ben" und „Breslau", fich mit Kohlen zu versorgen. Da-
durch gelang es diesen, die Dardancllen zu erreichen, st
! daß eine gänzlicke Äendung des Kriegsbildes im nahea
! Orient eintrat. Venizelos wollte jedoch Griechenland aus
die Seite der Entente zichen. Mit Hilfe sranzösischer
Bajonette, gegen den Willcn dcs gricchischen Volkes,
wurde auf Vetreiben Venizelos Wnig Konstantin dann
im Iuni 1917 vertrieben. llnter dem Schuh französiscke«
Militärs zog Venizelos in Athen ein, übernahm die R«-
gierung und erklärte den Mittelmächten den Krieg.

Für dis königstreuen Griechsn begann eine Leidens-
zsst, jeder Versuch, sich gegen Venizelos aufzulehne«,
wurde blutig unterdrückt. 1920 mutzte er ins Ausland
flüchten. In Paris versuchten zwei griechische Offiziere,
ihn zu ermorden. Der unglückliche Ausgang des vo»
Venizelos begonnenen Feldzuges in Klcinasten sührte
dann zu einer Revolution, bei der Könia Konstantin
zum zweitenmal vertrieben wurde. Venizelos übernahin
dann turz noch einmal die Regierung. Zwischendurch
aber wurden ihm wichttge diplomatischs Miffionen in
Lausanne, Genf und London übertragen. 1928 kehrte er
nach Griechenland zurück und wurde bei den Wahlen ini
August 1928 mit überwälttgender Mchrheit gewählt.

Die Wirtschastskttse und zahlreiche Korruptionsfälle
seiner Freunde brachten ihn bei den Äahlen 1933 wieder
zu Fall.

Mit Deutschland hatte Venizelos versucht, gut«
Beziehunqen zu untcrhalten. 1929 besuchte er Äerlin,
um die Handelsbeziehungen zwischen Griechenland und
Deuffchland zu fördern. Im Iuli 1933 erfolgte ein neues
schweres Attentat auf Venizelos, dem er wie durch ein
Äunder und durch seine Geistesgegenwart entging. I"i
März 1935 stellte sich Venizelos an die Spihe der Re-
volution, die aber erfolglos blieb. Cr mutzte mit viele»
seiner Anhänger erneut ins Ausland flüchten. Scithek
lebte er in Paris.

Man glairbte ihn bereits als politisch tot bezeichnen
zu können. Seine gut disziplinierte Partsi lebte jedock
durck die bei der Rückkehr des Königs Georg nach Grie-
chenland gewährte Amnestte wieder auf. Sie dürfte nun
nach dem 'Tod ihres Führers zerfallsn.

»

Deisehung von Venizelos aus Kreta.

Paris, 19. März. Die sterbliche Hülle von V«'
nizelos wird am Samstag nach einem Trauergottes-
dienst in der griechischen Kirche zu Paris und nach einer
militärischen Chrenbezeugung am Vahnhos in einen«
Sonderwagen nach Brindifi gebracht werden. Dort wirb
ein Kreuzer den Sarg aufnehmen und ihn nach AtheN
bringen, wo die Trauerfeier stattsinden wird. Die Vei'
sehung ersolgt nach dem Äunsch des Verstorbenen am
K r e t a.

Icke» 4i»7i«pp« hlittl «i»i ttiokll! Xnoli
dolm«»» j» « l««!»!, «jni««ii mut liillig

Kwak

V«» s>U« Kodnsrvcii,

Deilschlilld i« Rechl.

Eine Zuschrift des Lords Charnwood an di« „Times"-

London, 18. März. Die Londoner Mätter enthaltes
wisderum zahlreiche Zuschriften zur internationalen L<E
Ln den Briesen an die „Times" wird dem deutsche.,
Standpunkt grötztenteils Verständnis «N
gegengebracht.

So schverbt Lord Charnwood, die Bestimmungen d«
entmilitärisierten Zone seien das letzte h a l,
senswerte Ueberbleibsel gewisser Matznws
men des Versailler Vertrages gewesen, deren Rechtfe(1,
gung hinfällig geworden sei, als die Aussicht auf oaldr«
Durchführung der bersprochenen Wrüitung dahingefchwU^
den sei. Heute gebe es keinen Engländer, der 0141"!,-
Freuden die Abschaffung dieses Verbotes sähe.
Verbot, deutsche Truppen nach Köln Ä>er Mainz
bringen, sei obenso aufreizenü gewesen, w!e es ^
etwaige Äerbot, engiische Truppen nach den englisch:,,
Städten Colchester oder Chatham zu bringen, gew«!^
wäre. Die Deutschen sähen auf der einen Seite
französische Ärmee, die vorläufig noch
ker sei als die deutsche, und auf der anderen Seite ^
russische Armee, die zählenmäßig die stärl>
in der Welt sei.

Lord Ebarnwood weist dann auf die Vortei^
des deutschen Friedensangebo^es hin
erklärt abschlietzend, datz es keine englische «ympatbis
die Franzosen rechtfertigen könnte, weiin Enqland
Volitik ermutigte, die nach dem vernünftigen Urteil
EngländerS zu einer Katastrophe für Frankreich I""
würde.

Die Krast des Volkes.

In einem Iahr der nationalsozialistischen Revolu^,
haben wir die Parteien gestürzt. Nicht nur ihre 2^^,
gebrochcn, nein, wir haben sie beseitigt und ausgelül
aus unserem deutschen Volk. Sie alle, die als Trubu
ten um die zwcite und die dritte Intcrnationale
die den bürgerlichen Mittclstand, di« Intcreflen
Katholizismus, die Ausgaben eincs evangelischen ,
lismus, die Zicle der Finanzokratie vertraten, bis
jämmerlichen Repräsentanz unseres wurzcllose«
tualismus, si« alle sind weg. Siegreich hat sich üb«r ^
Trümmern dieser versunkenen Welt erhoben di« Kr»
des Lebens unseres Volkes.

Adols Hitler, 30. Fumar
 
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