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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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Heidelberger

Illeuesle lllachricdten


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Samstag, 7. März

Hauvtgeschäftsstelle

Hauvtstraße 23, Fernsvrecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Hasvelgasfe 1.

1936


Wanderer,
verweile in Andacht
und verkünde zuhause,
wie wir als Männer gefallen
in Treue zur Heimat.

^ Dies ist die Inschrift, die den Denkstein auf
^iegsgräberstätte in Montdidier schmückt. Sie
eirr Mahnruf, der von den Schlachtfeldern zu
herüberklingt, ein Mahnruf der Toten an die
denden, ein Ruf in die Heimat. So wird am
^gigen Sonntag Reminiscere das deutsche Volk
der Toten des Weltkriegs erinnern, jener gro-
Armee der Gefallenen, die draußen in fremder
ruhen, die in den Meeren der Welt ihr Grab
hAnden haben und die in heimatlicher Erde ge
-Wet werden konnten. Die Klage um die Toten


^ Noch nicht verstummt, aber dennoch soll der
>^gige Tag kein Tag der Trauer, er soll ein
dankbarer Erinnerung sein.
l« Es war vor zwei Iahren, als durch eine Ver-
Anng der Reichsregierung diesem Tag der Cha-
^ner eines Heldengedenktages verliehen
M er zu einem Staatsfeiertag erklärt wurde.
^elleicht ist es notwendig, daran zu erinnern, daß
? oer Volksbund Deutscher Kriegsgräbersürsorge
^ seit seiner Gründung im Iahr 1919 sich
1?* die Linführung eines solchen Heldengedenk-
^es eingeseht hatte und es war im Iahr 1924,
^ der Volksbund zum erstenmal in einer ein-
^lcksvollen öffentlichen Feier in Verlin das Ge--
7?chtnis der Toten ehrte. Aber es war damals
^cht möglich, diesem Tag die Weihe eines all-
Rrneinen Ehrentages zu geben, weil die einzelnen
.andesregierungen sich nicht entschließen konnten,
.A auf einen gemeinsamen Tag zu einigen. Crst
aviählich konnte der Volkstrauertag, wie er da-
^.als genannt wurde, sich im deutschen Volk ein
sAumtrecht erwerben und wir wissen, daß Reichs-
^ßdent von Hindenburg durch die Teil-
g^haie an diesen Feiern dem Gedenktag zu einer
agerneinen Anerkennung verhalf.

h Wenn am morgigen Sonntag die Fahnen des
^Uen Reiches schwarzen Flor tragen, so bedeutet
^mß und Dank an die Toten, die für die
d für den Schutz der Heimat gefallen sind.
^ >n an diesem Tag auf vielen Friedhöfen
Z- -ed vom guten Kameraden ertönt, so ist dieser
e Kamerad zu einem Vegriff und zu einer gei-
L^en Cinheit geworden für die unabsehbare
Mar der Millionen, die draußen verbluteten.

gedenken an dem morgigen Tag nicht nur der
^^aten des Weltkriegs, wir gedenken aller,
Wl Lauf der bewegten deutschen Geschichte für
s Größe, für seine Ehre und für sei-

Fünfzig Monate Krieg: welch eine Summs
von Opfer, von tiefem Leid und Menschennot
liegt in diesen Worten eingeschlossen! Ein deut-
scher Student schrieb einmal in einem seiner Vriefe
in die Heimat:

„Oft denkt man an die Crlösung aus diesen Ge-
fahrcn und Cntbehrungcn durch einen plötzlichen Tod.
And dieser Gedanks ist uns so naheliegend geworden,
daß er für uns alle Furchtbarkeit verloren hat. Ansere
besten Freunde, die herrlichsten Menschen haben sich die-
sem Tod in die Arme geworfen, warum sollen wir ihn
fürchten und meiden? Cr ist der schönste, der einem im
Leben beschiedcn sein kann, und doch stirbt keiner gern,
denn das fühlen wir: wir haben mit dem Leben nicht
abgeschlossen, wir stehen seinen Tiefen und Geheimnisien
noch sremd gegenllbcr . . ."

Ein Iahr des Kampfes, und derselbe Student
schreibt:

„Da niemand mehr an dem von Toten bedeckten
Geschütz (im Sperrfeuer) schisßen wollte, so tat ich's mit
unscrm Fähnrich. llnd da, inmitten von Blut und
Leichen und im Angesicht des Todes überkam mich ein
tiefes Glücksgefühl des Sieges über den abgeschlagenen
Angriff. Wir haben unserer Bestimmung genügt, wenn
die Feinde nicht durchkommen, mögen aüch Tausende
von uns fallen. Was gilt das Leben des Cinzelnen in
solchen Tagen, und können wir es beffer verwerten, als
indem wir es aufgehen laffen in der allgemeinen Opfer-
bereitschast? . . . Der Tod ist wohl bitter, aber man
kann ihn schon vorher innerlich überwinden und dann
leuchtet sein Aweck glückbringend durch die Greuel und
das Blut: die Rettung des Vaterlandes!
Dann fürchtet man den Tod nicht mehrl! . . ."

Mag in jener Zeit der Verwirrung und des
Verfalls, die dem Krieg folgte, von den Pazifisten
oft verkündet worden sein, daß die Vlutopfer
des Krieges umsonst gewesen seien: wir an-
dern haben es immer geahnt und gewußt, daß diese
Opfer einmal ihren tiefen Sinn erhalten wür-
den. Ein neuer Tag ist für Deutschland angebro-
chen. Er ist leuchtend aufgezogen und ein Gefrei-
ter des Weltkrieges war es, der das deutsche Volk
aufrüttelte und an seine Seite rief. Draußen hal-
ten die Toten Wacht und unsichtbar marschieren
sie im Geist in unseren Reihen mit.

Dienst am Vaterland: das war die große
Idee, für die sie sich opferten und das ist zugleich
die geistige Lrbschaft, die sie uns hinterlassen ha-
ben. !leber den Lebenstagen, die uns beschieden
sind, mag jene Mahnung stehen, die Freiherr von
Hünefeld, kurz bevor er seine Augen schloß, uns
hinterließ:

„Du Crde, die mich mütterlich gebar,

Die Ziel und Wesen meines Kampfes war,
Dir gilt mein Gruß, wenn Gottes Wort befiehlt,
Daß jäh das Vand, das mich am Leben hielt,
Zerrisien flattert und die Racht fällt ein.

Mein deutsches Land, noch sterbend denk ich

dein."

Wzü'.Ä

Tic mit Blnmcn gcschmücktc Kricgcrgrstalt irm Münchencr Chrcnmal

(Atlontic. K.)

nen Ruhm ihr Leben opferten. Neben dem Welt-
kriegssoldaten sehen wir den Lühower Iäger, den
Grenadier des Alten Fritz, wir sehen Lmanuel
Froben, wir sehen den Pionier Klinke auf den
Düppeler Schanzen, den Generalfeldmarschall
Graf Schwerin mit der Regimentsfahne in der
Hand vor Prag, wir sehen Völcke, Immelmann
und Richthofen, wir sehen den Major Cwald von
Kleist, der bei Kunersdorf vom Pferde sinkend
noch rief: „Kinder, verlaßt euern König nicht!"^
Wir sehen Schlageter, Horst Wessel, Maikowski,
Herbert Norkus und unzählige andere, deren Na-
men in die deutsche Geschichte unvergeßbar ein-
gegraben sind. Cndlos ist ihre Reihe. Ernst ist
das Gedenken. Ehrlich ist der Schmerz, aber ewig
ist unser Stolz. Das deutsche Heldenbuch umfaßt
den Kranz von vielen Iahrhunderten. 5lnd wenn
auch die Namen derer, die einst ihr Leben für
Deutschland hingaben, nicht älle genannt werden,
sie stehen unsichtbar eingemeißelt auf dem Crinne-
rungsstein der Geschichte.

5lnd dennoch ist es die Nähe der Erinnerung,
die unser Vlick immer wieder hinausführt zu den

Schlachtfeldern des Weltkriegs, zu den
Schluchten um Verdun, nach der Champagne, nach
Flandern, zu den Vogesen, nach den Steppen und
Sümpfen Rußlands, nach den Vergen der Alpen,
nach den Sandwüsten des Orients, nach Deutsch-
Pstasrika, nach Tsingtau, nach Coronel, nach den
Falklandsinseln, nach dem Skagerrak, nach all den
Ländern und Meeren der Erde, wo deutsche Män-
ner gekämpft haben und hingesunken sind. Die
Totenliste des Weltkrieges umfaßt die Namen
von 2 200 000 deutschen Menschen. 5leber drei-
zehn Millionen Soldaten haben im Weltkrieg für
Deutschland gekämpft. Ieder sechste Mann ist ge-
blieben. Ls ist ein Heer von Toten, das
nicht mehr heimgekehrt ist und man kann sich ihre
Zahl nur schwer sinnfällig vorstellen. Ein deut-
scher Künstler hatte einmal den Gedanken, als
Reichsehrenmal bei Verka, das vor mehreren Iah-
ren geplant war, einen Glockenturm zu errichten,
desien Glocke in jeder Minute einmal ertönen
sollte, als Zeichen dafür, daß damals (auf den
Durchschnitt umgerechnet) alle 60 Sekunden ein
deutscher Soldat fiel.


Von Werner Zibaso.

^—, fchlichte weiße Kreuze auf schwarzem Grund
das Symbol des Volksbunds Deutsche Kriepsqräber-
sli-''?Se — es müßten mehr als 50 Kreuze sein und jedes
^5 OOtz gefallene deutsche Soldaten stchen, wcnn man
i. "'ufgabe veranschaulichcn wollte: die Ausge.

dcr Kriegsgräberstätten an der ehemaligen West.
dom Wasgenwald bis Langcmarck und Apern, Sol-
ze^Medhösc in Pvlcn und Iügoslawien und im Mor-

»ltz>,^2ein in Frankreich gab es nach dem Krieg
als 2000 deutsche Soldatensriedhöfe,
tzrj'.lchncll angelegten, ein Dutzcnd Gräber umfaffenden
ohof xjaer Stürmkompagnie bis zu dcn Zchntauscn-
^.Fon Gräbern eines ganzen Kampsabschnitts wie bei
odcr an der Marne. Heute bestchen davon nur
stzA/Und 200, davon noch ctwa 70 alte Kriegsgräber-
^löii — mchr als 1800 deutsche Friedhöfe wurden auf-
" die Toten in Sammclfricdhöfe umgebettet.

»Ieder Soldat, der in einem Cinzelgrab lag oder
Sitzf.'^inen Papieren, an der Crkcnnungsmarke idcntifi-
lliiks sverden konnte, kam wicdcr in ein Cinzelgrab," er-
^>e k.. v Sachbearbeiter. „Aber es waren Iahre nötig,
durch unsere Vertrauensleute in den ehemaliaen
stäp.Omebietcn — Lchrer, Psarrer oder Gemeindevor-
^ - in ermüdcndcr Nachsuche endlich seststellen konn-

bestimmte Gräber noch erhalten odcr schon um-
»>itwaren, wohin die Toten übcrsührt wurden, wann
Ausgcstaltung der neucn Gräberstätten begonnen

k tonnte-noch hcute gibt es Sammelfriedhöfe

°ess von Neufville-St. Vaast .Maison Blanche', zu
Seh-st ^0 000 Toten noch immer Kriegsqefallene hinzu-
. werdcn..."

dem Vüroraum der Vundesstelle, in dsm allc
3<Ue u und Anfragen zusammcnlausen, sind die Re-
ben zur Decke hinaus mit Listen, Karteien und Map-
^SrtDmllt. Zwci unscheinbare Kästcn, eng mit gelben
>vp fhen gefüllt, bergen die Namcn von sast 7000 Orten,

-Fri/Utsche Soldaten fielen und bestattet wurden --

^ hvf XIII des Iäg.-Vatl. 6" steht auf einer Karte,
,?»nter' „Hcute Sammelfriedhof Servon (Marne) .
'veiw'^sere Umbcttunqskartei!", wird erklärt. „Der
>N vi^ tzrößte Teil aller deutschen Gefallenen wurde ,a
Sammclsriedhöfe umgebettet, ffud^wo^die^ ur-

AcwM'chcn Gräberstätten blicbcn, änderten sich meist die
^ip.Ä. fodaß es manchmal schwierig war, verstreuten
, w'°>edhöfen kleinerer Verbände nachzuforschen.
i«de-^v>>eben die blanken Rücken der Vestattungslisten —
seines^?ldatenfriedhof hat cin alphabetisches Verzeichms
§rad»^-oten und cin zweites, in dem sie nochmals nach
3iK2>Uinmern qeordnet sind . . - „Hodiffen, Muskcticr,
' m Sesall. 29. 7.1917, erster Vcstattungsort Luzy.
^sallene, deren Namen nicht mehr einwandfre» sest-

gestellt werden konnten, wurden in Kamcradengräbern
bcigeseht," sagt der Vearbeiter. „Maiffemy an der Aisne
birgt 15 000 unbckannte Soldatcn; im Sammclqrab St.
Laürent-Vlangy bei der Lorettohöhe liegen 22 000 . . ."

5lnd wieder andere Karteien dienen für die täqlich
einlaufenden Ansragcn nach dcn Ruhestätten gesallener
deutscher Soldatcn —manchmal enthaltcn dic Vriefe nur
den Namcn und die Rcqimcntsnummer dcs Totcn, viel-
leicht das Datum des Todestages, — ein Iakob F. sragt
nach dem Grab des im Iahr 1915 in Frankreich gesalle-
ncn Gardegrenadicrs Karl H.-

„Zucrst stellen wir fest, in welchem engeren Vezirk dcr
Gesallene ursprünglich bestattet wurde — in schwierigeren
Fällen kann da das Acntralnachweiseamt belfen. Der
Name dss Ortes, bei dem die Gräberstätte liegen mußte,
geht dann aus dcr großcn Umbettungskartei hervor,
ebenso der Name des Sammelsriedhofs, auf dem der Ge-

fallene nach dem Krieg von den ftanzösischcn Behörden
umgebettet wurde."

Cin Vlick dann ins Handbuch, in dem alle bestehen
bleibenden Kriegsgräberstätten verzcichnet stehen — Zahl
der Gräber, Datum der Änlegung, Name des zuständigen
fran,zösischen Gräberoffiziers und des Pflegers, Vahn-
station, sowie ilnterkunftsgelegenheit — und die Verbin-
dung mit der zuständigen Stclle jenseits der Grenze kann
aufgenommen werdcn, wcnn der Name des Gesuchten im
Totenverzeichnis der Friedhofsliste nicht aufzufinden war.

„Iede Änfrage, die bci uns cinlüust, wird mit dcm
daraus entstchenden Vriefwechsel zusammengeheftet und
ausbewahrt," erklärt der Bearbester und zicht zwischen
den 70 000 braunen Amschlägen, die nach einzetnen Num-
mern gcordnct — Westsront von lO OOO bis 100 000, Ost-
front von 100 000 aufwarts — die hohen Regale des
Vüroraums füllen, einen der „Vorgünge" heraus. „Hier
die Antwort auf die Ansrage wegeü des Gardegrenadiers
Karl H.: Wir stcllten als Vestattungsort Belleau, Dep.
Aisne, fest, besorgten ein Lichtbild der Grabstätte und
nahmen den Wunsch für Ausschmückung des Grabes ent-
gegen."

Auf dem Heldenfriedhof in Wilhclmshaven.

(Presse-Bild-Zentrale, K.)

Cs liegt im Wesen des Soldatischen und der großen
Cinheit des Todes verankert, daß sich der einzelne in die
Gesämtidee einfügen muß und nicht über die anderen hin-
ausheben soll. Nur so konnten llliale geschassen wcrden,
die ergreifend in ihrer schlichten Cinheit die Größe und
Tragik dcs Geschehens übermitteln.

Aebcrall in der Wclt, wo Soldaten begraben liegen,
findet sick diese straffe Cinhcit: genau cinandcr gleichcnde
Kreuze (aber aus carrarischem Marmor bei den ameri-
kanischcn, aus weißem Veton bei den sranzösischen und
hellem Sandstein bei den englischen Gräbcrn), gepflegter
Rasen und Mauern, die den verschwcndcrischen Vlumen-
flor gegen außen abschließen.

„Cngländer und Franzosen, Italiener und Ameri-
kaner dachten in Stcin, während wir sür unscrc ^.otcn
die Natur als Hauptwerkzeuq bcnutzen." erklärt der
künstlerische Bcirat. „Die lcbcndige Natur ist Svmbol
des Lebens — statt Mormordenkmäler legten wir Helden-
haine an, ließen die Gräber von Fcld- und Wiesenblu-
men, Heidekraut und Lavendel überwachsen und verzichte-
ten auf allen Prunk, dcr dem Wescn des Frontsoldatcn
fremd sein mußte . . .

Cs war wegen der einschränkcnden Vestimmungen
mancher Länder üicht immer lcicht, unsere Kunstauffaffung
durchzuschcn. Die Vauarbeiten auf den sranzösischen
Kriegsgräberstätten müffen durch sranzösiiche Ärbeiter
Kriegsürgberstätten müffsn durch sranzöffsche Arbeiter
und Äntcrnehmer crsolgcn, allc Dläne, auch die für Stein-
meharüciten und Dildwerke, sür di» Werkstücke aus
Schmiedceiscn und Dronzc unserer deutschen Handwcrker
müffen eingereicht und genchmigt werden, bevor die Hanv-
wcrkcr sic zur Äusführuna crhalten. Doch wcnn man bei
unscrcn nic mchr als vier Metcr hohcn Bauten in Frank-
rcich stcts das Svmbolhafte, dic Weihe dcs Ortes spürt,
wenn troh dcr oricntalischcn Dauart unscrer Soldatcn-
friedhöfe in Syricn, troh dem südlich leichtcn, sast heiteren
Stil unsercr in Italicn lieacnden Gräberstätten deutichcs
Hcimatacfllhl auskommt, so dcshalb, wcil die Gcdiegenheit
des Ausbaus und allc Stein- und Cisenarbeitcn die Hand
des deutschen Künstlcrs, des deutschen Schmieds, des deut-
schen Stcinmchcn spüren laffcn!"

26 Bautcn wurden bishcr aufqeführt, — aus Mit-
czliedsbciträgen und frciwilliqcn Spendcn oder aus den
Mitteln von Vercinigunqcn, die Patcnschastcn über
Krieasaräbcrstätten Übcrnahmen: so sorqen die ehemali-
licn Angehöriacn dcr 51, Inf.-Division sür ihren'Paten-
sriedbof bci Vcrdun, und die Dcutschc Studentcnschaft
ließ durch den Volksbund die Gedenkstätte von Langemarck

erbauen.

Die Stamme der Heldenhaine, unter denen die ein-
lachen Kreuze der gefallcnen deutschen Soldaten stehen,
sind noch jung, und das neugepflanzte Heidekraut dcckt
noch nicht überall die Gräber zu. Aber mit jcdem Iahr
vollendet die Natur cin Stück der Aufgabe: den dcutschcn
Toten nicht nur ein Ausruhen nach dem Kampf, sondern
auch eine Heimat zu geben.
 
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