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Nr. 16
Druck und «erlag vonFriedrich Schulzein Heidelbera.
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1936
Am -as Milksal -es Kabinetts Laval.
9ie SppoUon der RMalsorlalWchea Partei.
Pemmrme Lage i» Piris.
Die dunkle Macht der Logen.
Paris. 20. Januar. Die radikalsozialistische
^ammergruppe wird am Dienstag zusammentre-
Een, um sich über die Frage schlüssig zu werden, ob fie
öie sechs radikalsozialistischen Minister, die dem
Kabiuett Laval angehören. ausfordern soll, aus der Re-
Tlerung auszutreten oder ob sie eine politische
Äussprache in der Kammer veranlassen soll.
Cine Aussprache in der Kammer würde infolge des
von dem Vollzugsausschuß geforderten Abstimmungs-
iwangs für die radikalsozialistischen Wgeordneten mit
öem Sturz des Kabinetts Laval enden.
Laval wird bekanntlich am Mittwoch nach Paris
äurückkehren und dann die Schlußfolgerungen aus der
bis dahin geänderten Lage ziehen können. Auf alle Fälle
Tlaubt man damit rechnen zu müssen, daß das am
27. Juni 1935 gebildete Kabinett Laval nicht mehr
llrnge am Ruder bleiben wird.
Das „Iournal des Däbats" schreibt zu der verwirr-
ten politischen Lage: „Laien könne» nichts von dem
berstehen, was vorgeht. Wahrscheinlich sind die
Logen, die ihre Richtlinien erteilen, im Vesih des
deheimniffes. l!) So bietet sich den Franzosen ein
ernstes Thema zum Nachdenken. Ist ein großcs
Land, das sreie Einrichtungen zu haben glaubt, nicht
Sklave einer dunklen Macht, deren Msichten
Undurchfichtig find?"
'ch
Die Pariser Sonntagsblätter nehmen diese Krise
bereits als feststehende Tatsache hin und be-
ichäftiaen sich zum Teil schon mit der Frage der Nach-
folge des gegenwärtigen Kabinetts.
Der „Cxcelsior" rechnet mit dem Gesamtrück-
fritt des Kabinetts, hält es aber nicht für ausgeschlos-
>en. datz Staatsprästdent Lebrun Laval erneut mit der
"ildung des Kabinekts beauftragen wird, weil die Re-
öierung nicht in dcr Kannner gestürzr worden ist. In
bolitischen Kreisen glaube man auch, daß es Laval gelin-
gen werde, ein lebensfähiges Kabinett aufzustellen.
„Ccho de Paris" ist der Aeberzeugung, Laval werde
oie „Fahnenflüchtigen" einfach ersetzen und sich rr-
Ueut der Kammer vorstellen. Für den Fall äber, daß
wcrden sollte, seinen Rück-
man bereits von Albert
^aval tatsächlich gezwungen
"itt einzureichcn, spreche
Sarraut als seinem Nachfolger, da der Kammer-
präsident es ablehnen werde, die Regierungsführung zu
übernehmen.
Mehr «M Lml.
Daladicr zum Vorsitzenden der Radikalsozialistischen
Partei gewählt.
Paris, 19. Ianuar. Der radikalsozialistische Voll-
zugsausschuß hat am Sonntag nachmittag dcn ehe-
maligen Ministerpräsidenten Daladier zum Par -
teivorfitzenden gewählt, da Herriot sich wei-
gerte, eine etwaige Wahl anzunehmen.
Der dcm linken Flügel der radikalsozialistischen
Kammerfraktion angehörende Abg. Iean Zay erstattete
anschließend Bericht über die allgemeine Politik der
Partei. Das republikanische Frankreich, so erklärte er,
sei Zeuge eines peinlichen Schauspiels. Cs
müffe mit ansehen, wie die Radikalsozialistische Partei,
die das Gesicht der Republik darstelle, zersplittert
und zerrissen sei. Cs sei deshalb notwendig, daß
aus der heutigen Sihung Cinstimmigkeit über die poli-
tische Ausfaffung der Partei erzielt werde. Alle Radikal-
sozialisten fragten sich, ob es angehe, daß sie einerseits
in derRegierungsäßen, andererseits aber im
Land draußen in den Reihen der Opposition stän-
den. Cs sei unbedingt notwendig, eine einheitliche Ab-
stimmung in der Kammer durchzuführen, wenn es sich
um grundsätzliche Parteifragen handle.
Der Vorsihende des Vollzugsausschuffes kritisierte
in scharfer Weise Lavals A uß e n p o l i t i k. Laval
habe den Völkerbundspakt verleugnet, der Frankreichs
Sicherheit garantierte, er habe die Beziehungen zu
Cngland gelockert und zu den mitteleuropäischen
Freunden. Außerdem sei der sranzöstsch-ruffische Pakt
noch nicht ratifiziert. Herriot habe diesen Zustand
nicht gebilligt und wolle deshalb aus der Regierung
austreten.
Dann wurde ein Entschließungsentwurf etngebracht,
wonach kein Parteimitglied sich in Zukunft der
Politik Lavals anschließen dürfe und der
Stimmzwang in diesem Punkte unbedingt durchgefShrt
werden müffe.
Staatsminister Herriot nahm dann das Wort zu
einer längeren Rede, in der er exklärte, daß die xqdikal-
sozialistischen Minister stets ihre Pflicht getan HLtten.
Sie feien mit Lavals Außenpvlitik nicht immer einver-
standen gewesen. Herriot versuchte dann, den Ausschuß
von der Notwendigkeit zu überzeugen, die radikalsozia-
listischen Minister in der Regierung zu belassen.
Cr begründete diese Auffaffung und fand damit den
Veifall seiner Freunde.
Der neugewählte Präsident der Partei Daladier
schloß sich hierauf dem Standpunkt Herriots an. Die
Partei brauche, so sagte er, ihre politische Auffaffung
nicht zu opfern.
Der Ausschuß nahm dann mit großer Mehrheit
eine Entschließung an, in der u. a. zum Ausdruck ge-
bracht wird, daß die Politik des sranzösischen Mini-
sterpräsidenten Laval in Widerspruch zu dem
Parteiprogramm stehe, das aus der lehtcn Lan-
destagung der Radikalsozialistischen Partei in Paris
aufgestellt worden sei, und zwar sowohl in außenpoli-
tischer Veziehung als auch aus anderen Gcbieten.
In der Entschließung ist nicht ausdrücklich die Rede
von der zukünftigen Haltung der radikalsozialistischen
Minister. Cs scheint abcr mit Sicherheit festzustehen,
Willi Vogner und Christl Cranz wurden deutsche
Schimeister. Vayern gewann den 4mal 10 Kilometer»
Staffellauf. Vei den Flachland-Staffeln siegte Vaden.
Vadische Fußball-Gauliga: Amicitia Viernheim
gegen VfL. Neckarau 3:1. Phönix Karlsruhe — SV.
Waldhof 1:3. VsR. Mannheim — Karlsruher FV 2:1.
Freiburger FC. — VsV. Mühlburg 2:1.
Fußball-Vezirksklaffe: Kirchheim schlägt Schwehin-
gen 4:2, der 1. FC. 05 Heidelbcrg verliert gegen VsV.
Wiesloch 0:3. Union — Cppelheim 2:2.
Rugby: RGH. besiegte SC. Neuenheim 14:5.
Vadische Handball-Gauliga: SV. Waldhof — VfR.
Mannheim 12:6. TSD. Rußloch — Td. Ketsch 1:13.
TV. Seckenheim — TV. 62 Wcinheim 6:6.
Hockey: HLH. Heidelberg — Vlau-Weiß Speyer
10:0.
daß diese nunmehr das Kabinett verlassen
werden.
Cs ist möglich, datz die radikalsozialistischen Minister
es vorziehen werden, das Kabinett Laval in der
Kammer bei irgendeiner Abstimmung zu Fall zu
bringen, um nicht von sich aus ausscheiden zu müffen.
Ein mm mngMchtk Staal.
ZavanS MgMn ln Nortchlna.
Peiping, 19. Ianuar. In Nordchina ist über
Nacht ganz plöhlich etn« neue Lage geschafsen wor-
dea. Der stellvertretende Vorsitzende des politischen Ra-
tes der Inneren Mongolei, Fürst Tewang, hat in
einem Zirkulartelegramm die Ausrufung eines
neuenmongolischen Staates Menguo be-
kanntgegeben.
Dieses wichtige Telegkamm wurde zwei Tage lang
vom Regierungstelegraphenamt zurückgehalten.
Das Zirkulartelegramm ist außer vom Fürsten T e -
wang noch von dem Kommandierenden der vom ja-
pani'schen Oberkommando in Mandschukuo or-
ganisierten mandschurischen Truppen Tsoschihae un-
terzeichnet. 2000 Kavalleristen der Armee Tsoschihae sind
bereits in der mongolischen Stadt Pinditsujan eingetrof-
fen, die nur 40 Kilometer von der Provinz Tschachar
entfernt liegt. Der Cisenbahnverkchr auf der durch die
nordchinestschen Provinzen Schanfl und Tschachar füh-
renden Strccke Peiping — Suiyan ist fast völlig ein-
gestellt.
Das chinesische Militärkommando der
Provinzen Schansi und Suiyan zieht seine Truppen zur
Vorbereitung der Verteidigung zusammcn. Die Truppen
des Gcnerals Lischuhsin erobcrten im Norden von der
Grenzstadt Kalgan den strategisch wichtigen Punkt Dat-
sinmyn (Provinz Tschachar). Die Truppen der Pro-
vinzialregierung von Tschachar ziehen sich, ohne Wider-
stand zu leistcn, nach Kalgan zurück.
Nach Mitteilungen japanischer Vlätter ist es in der
Provinz Susuan nördlich dcs Ortes Sinhe bereits zu
einem Zusammenstoß zwischen der japanisch-man-
dschurischen Armce unter dcm Vefehl dcs Generals Li-
schuhsin und dcn Truppcn der Provinzialregierung von
Schansi gekommen, wobei, wie es heitzt, Lischuhsin den
Rückzug angetreten habe.
Am Krmikeilbltt KSnig Se«gs.
Ser Znftmd mierSidert.
Die königliche Familie versammelt.
London, 20. Ianuar. (Lig. Funkmeldung)
^ Ilhr morgens wird vom Schloß Sandringham berich-
daß dcr König ein wenig geschlafen habe und daß
Zustand unverändert sei.
Der Prinz vonWales und der Herzoa
pOn Pork sind am Sonntag von Sandringham nach
^ondon gereist, wo der Thronsolger eine Ilnterredung
„ ^ Minrsterpräsident Daldwin hatte. Cs ist nicht aus-
Teschloffen, daß dieser Vesuch mrt der Frage der Cr-
^hnung eines besonderen Staatsrates zusammenhangt,
Ar die Ausgaben der 5brone übernehmen soll für den
daß mrt einer langen Dauer der Crkrankung ge-
Wnet werden muß. In einem solchen Falle würden der
-Pwisterpräsident und der Lordkanzler die hierzu er-
"^derlichen Schritte tun müffen.
.. Da auch derHerzog vonKentam Sonntag
.^nd in Sandringham eingetrosfen ist, hat der Könrg
7?,^ seine Kinder mit Ausnahme des Herzogs von Glou-
^öer, der selbst an einer Crkältung erkrantt ist, gcsehen.
^mrigin Maud von Norwegen, die einzige noch lebendc
>chwester des Königs, wird dauernd über seinen Zu-
sund auf dem Laufenden gehalten. Cine weitere Ver-
Ts^slbarung über den Zustand des Monarchen wird vor-
l-7?sichtlich am heutigen Montag vormittag veröfsent-
'cht werden.
*
An. Das englische Volk verfolgt mit großcr Sorge und
K^terlnahme die Rachrichten, die über das Besinden des
in verbreitet werden. Vor den Toren des Palastes
di. bandringham sind zahlreiche Menschcn versammclt,
uändig äuf neue Nachrichten waren. Am Sonntag
de» 2s in vielen Kirchen Cnglands Bittgottesdicnste fi>r
" König statt.
»c
D«r Führer und Reichskanzler an den König
von England.
kyn^rlin, 18. Ianuar. Der Führer und Reichs-
Iich"Aler hat an den König von Cnqland anläß-
richt^ssen Crkrankung das nachstehende Telegramm ge-
Eu, "Ach erfahre soeben von der schweren Crkrankung
»Us' Atajestät und möchte nicht vcrsehlen, Cw. Majcstat
M vtesem Weg meine aufrichtigsten und herzlichsten
l>er?sche zur Genesung und völligen Wie-
üerstellung zum Ausdruck zu brinqen.
AdolfHitler, Deutscher Reichskanzler.
EinW»» eines ötsatskats.
Heute Thronrat in Sandringham.
Evndon, 20. Ianuar. Der Thronrat ist sür den
b
des englischen Königs während deffen Krankheit
z» faffen.
^cht - Beschluß, einen Staatsrat einzusehen, ist
uls ein Zeichen dafür zu betrachten, daß stch der
d>ehr ', des Königs weiter verschlechtert HLtte. Viel-
nbt man zunächst daraus zu schließen, daß die
^Utlg längere Zeit Lauerr» wird, Die Eiu -
Eige» Montag nach Sandringham einberufen worden,
er die Einsetzung eines Staatsrats zur Der-
sehung des Staatsrates wird am Montag
nachmittag durch den Thronrat vollzogen werden, der
stch im Krankenzimmer des Königs oder aber in einem
anliegenden Raum versammeln wird. An der Sihung
werden neben dem Prinzen von Wales und den Her-
zögen von Aork und Kent u. a. der Lordpräsident des
Kronrates Ramsay Macdonald, der Innenminister
Sir Iohn Simon, der Lordkanzler Lord Hailsham
und der Crzbischof vou Lanterbury teilneh-
men. Der Staatsrat, der während der Crkrankung des
Monarchen die Geschäfte des Königs übernimmt, wird
voraussichtlich aus dem Prinzen von Wales, dem Her-
zog von Pork und dem Crzbischos von Canterbury, so-
wie aus dem Ministerprästdenten und dem Lordkanzler
bestehen. In diesem Zusammenhang wird an die Cin-
sehung eines Staatsrates während der schweren Cr-
krankung des Königs im Wintcr 1928/29 erinnert. Vor-
her war bei zwei Gelegenheiten ein Staatsrat ernannt
worden, nämlich im Iahr 1911, als der König zu seiner
Krönung als Kaiser von Indien längere Zeit abwesend
war, und im Iahr 1925, als König Georg auf einer
Crholungsreise im Mittelmeer weilte.
Dle RtM-illmg -er Evangellschen Kirche.
Dn NitiMlsoziilift ««ft reliziiir sei«!
Reichsminister Kerrl über die Kirchenfrage.
Hannover, 19. Ianuar. Der Reichsminister für die
kirchlicheu Angelegenheiten, Kerrl, behandelte in einer
längeren Anterredung mit dem Hauptschriftleiter der
„Niedersächsischen Tageszeitung" eine Reihe grundsätz-
licher religiöser und kirchenpolitischer Ge-
genwartsfragen, wobei er auch auf die Lage in
der evangelischen Kirche einging.
Zu der Frage, wie er die gegenwärtige Lage be-
urteile und was er unter posttivem Christentum ver-
stehe, erklärte der Minister u. a.: Das Ringen unserer
3eit ist im Großen und Ganzen gesehen nicht ein Rin-
gen gegen die Religion, sondern einRingen umdie
dieligion. Der nationalsozialistische Staat bejaht die
Derlebcndigung des Glaubcnslebcns, weil er den religiö-
sen Menschen zur Grundlage seines Staatsbaues macht.
Ein Nationalsozialist muß religiös
sein, er muß Ehrsurcht vor der religiösen Ueberzeu-
gung eincs andcrcn haben,
aber die Form seines Glaubenslcbcns bleibt ihm frei-
gestellt: jeder „kann nach seiner Faffon selig werden."
2llle Vehauptungen, die Religionsausübung sei in irgend
einer Form behindert worden, stellen eine unerhörte Ver-
leumdung dar. Seit der Machtübernahme ist niernals
rrgendwo oder irgendwann dergleichen vorgekommen.
Die Deutsche Glaubensbewegung ist
keine Gottlosenbewegung, sie hat aber auch
nichts wit der NSDAP. zu tun.
Der Staat steht diesen Dingen durchaus objektiv ge-
genuber. §r hat jedoch dafür zu sorgen, daß im kirch.
nchen Leben Zucht undOrdnung herrscht, daher
wendct «r sich gegen rcligiöse Dersammlungen öfscntlichen
Lharakters außerhalb dcr Kirche, denn Religion ist nach
unserer Ansicht kein politischer Maffenartiksl, sondern
Sache der dazu berufenen Gemeinschaften. Der Streit
unter den Konseffionen ist rein negativ, positiv,
baffegen ist es, dem Wollen und Handeln des Stifters der
christuche» Kirche praktisch nachzueifern, um ihm in
wahrhaft christlicher Gesinnung durch die lebendige Tat
Geltung zu verschaffen. Nicht den Dogmenstreit sollten
tze dabei in den Vordcrgrund stellen, vielmehr die Re-
ligion derGesinnung und des Cinsatzes für dis
Nächsten und die Gemeinschaft des Volkes, denn das ist
wirklrch positives Christentum.
Tendenzen, die zur Gottlosigkeit sühren, bekämpst
der nationalsozialistische Stäat aus das Schärsste,
weil er sie als den Fernd jeder Ordnung und Kul-
tur betrachtet.
Daher der Kampf gegen den Volschewismus, daher der
Schuh der Kirchen; däher aber auch die Forderung an die
Kirchen, daß sie diesen Staat bejahcn und aus völliger
innerer Freiheit zu ihm kommen.
ileber seine Stellung zu denKonfessio-
nen sagte Minister „Kerrl dann weiter: Bezüglich der
Religionsausübung besteht völlige Frei-
heit. Die Kirchen beider Konfessionen erfähren in je-
der Veziehung staatliche Hilse und Förderung; sie ha-
ben sich jeooch auf ihr religiöses Gebiet zu beschränken.
Der Staat kann keinesfälls dulden, daß die Kir-
chen auch heute noch da und dort in mehr oder weniger
versteckter Form eine politische Cinslußnahme
erstreben und damit die nationale Cinigkeit und Disziplin
unseres Volkes untergraben.
Zu dem bedauerlichen Vruderstreit in der
evangelischen Kirche betonte, der Minister, daß die
Deutsche Cvangelische Kirche bekanntlich selbst
nicht einig in ihren lleberzeugungen ist. Der Streit sei
dadurch so scharf geworden, daß sich die Parteien selbst
als rechtmäßige Kirchen proklamierten. Weder Kirchen-
recht noch Staatsrecht aber erkennen eine Möglichkeit
an, daß sich eine Partei innerhalb der Kirche äls die
Kirche betrachte und entsprechende Ansprüche äußcre.
Der Staat als Garant der öffentlichen Ordnung und des
kirchlichen Friedens miiffe da eingreifen, denn er habe
dafür zu sorgen, daß keine Gruppe unterdrückt werde.
Cr habe es in einer treuhänderischen Form getan, indem
durch Vildung des Reichsttrchenausschuffes die bisher
vorhandencn sich streitendcn kirchlichen Fronten ihrer
machtpolitischen Position entkleidet wordcn seien.
Heute sei der Kirchenausschuß die kirchlich-legiti-
mierke Leitung der Kirche und als solch« im Kir-
chenvolk anerkannt.
Die Vruderräte hätten vielfach Veranlaffung gege-
ben, daß gegen ste HLtte eingeschritten werden müffen, je-
doch sei noch keiner aufgelöst worden. Die Frage, ob
cr glaube, daß die Auseinandersetzungcn inncrhalb dcr
cvangelischen Kirche bercits zu ciner'C r s ch ü t t e r u n g
ihrer Stellung in der protestantischen Welt qeführt habe
oder Aussicht vorhanden sei, daß diese Krise zu einer
Stärkung ihrer Posttion bsitragen könne, beantwortete
der Minister u. a.: Die Krise in der Deutschen Cvangeli-
schen Kirche hatte in der ganzen Welt schwerste Befürch-
tungen ausgelöst, Man glaubte, Laß Deütschl a nd,
das Mutterland der Neformation, aus dem
Weltprotestantismus verschwindcn würde und bctrachtete
daher die Cntwicklung der kirchlichen Lage bei uns mit
besonderer Aufmerksamkeit. Auch das war ein Grund für
den Staat, helfend einzugreifen, nachdem feststand, daß die
Deutsche Cvangelische Kirchc nicht mchr in der Lage war,
den Vruderstreit aus eigener Kraft zu beenden und selbst
ihrcn Vestand und ihre Geltung zu erhalten.
Wir hossen jedoch zuversichtlich, daß eine geeinte
und starke evangelische Kirchc ein religiöses Voll-
werk gegen Gottlosigkeit und Volschewismus sein
wird.
Die Stellung des deutschen Protsstantismus in der
evangelischen Welt HLngt davon ab, ob er sich wieder auf
seine Aufgabe besinnt, um damit die ihm naturgege-
bene Position seit Luther zu behaupten, andcrnfalls läuft
er Gefahr, zur Vsdeutungslosigkeit herabzusinken.
Während in anderen Ländern, beispielsweise in
Cngland, in Italien und auch in Frankreich, die Kirchen
durchaus auf nationaler Grundlage stehen, ha-
ben sich in Deutschland leider nur allzu häüfig Tendcnzen
gezeigt, die nationalenBelange des eigenen
Volkes in bezug auf die Kirchen als etwas Zweit-
rangiges zu betrachten. Die evangelische Kirche würds
ftch jedoch damit von dem Vorbild Luthers mehr und
mchr entfernen.
Zu der lehten Frage, ob die Bekenntniskirche
in protestantischen Krcrsen des Auslandes, zum Vcispiel
in der Schweiz, eine gewiffe moralische Unterstühunq
sinde, stellte Minister Kerrl dann sest, daß man im
Ausland, veranlaßt durch eine unzureichende und tenden-
ziöse Vcrichterstattung, das Ausbauwcrk des Reichs-
kirchcnausschuffcs in der Deutschen Cvangelischen Kirche
oft falsch beurtcilt habe. In lehter Zcit sei abcr auch
hier ein begrüßenswerter Wandcl eingetreten.
Ich bin überzcugt, so schloß dcr Minister, in dem
Augenblick, wo sich irgcndwo im Ausland eine Richtung
als die Kirche bezcichnet und eino illegitime Kir-
chenlcitung einrichten würde, würden Staat und
Kirche selbst derartige Erfchcinungen schr ichnell unter -
drücken, und zwar in völlig lcgitimer Ausführung
ihrer Aufsichtspflicht.
K«»d»el>«»iie» i» Wil«« gege« Litane«.
Protest gegen die Unterdrückungspolitik.
Warschau, 20. Ianuar. (Eigenc Funkmcldung.)
In Wilna und den andercn Städtcn des Wigna-
gebietes fanden arn Sonntag Masscnkundgebun-
gen unter dcr Losung „Gcgen die Vedrückung'der Po-
len im litaurschen Staat" statt. Cine ösfentliche Ver-
sammlunq in Wilna, die eine scharfe Entschließunq geqen
das Verhalten Litauens annahm, stand unter der Lei-
tung des Vorsihcnden der Wilnacr Frontkämpfcrver-
bände General Osikowski. An diescr Dersammlung
nahm auch General Z^ligowski, dcr „Croberer
Wilnas, teil, der von dcn Maffen lcbhaft begrüßt
wurde. Die von den Versammlungcn angenommencn
Cntjchttcßungen wurden von General Osikowski dcm Wil-
naer Wojewodcn zur Weiterlcitunq an die polnische Re-
glcrung übcrreicht. Gcneral Osikowski crklärte dabet,
zwischen Polen und Lrtauen beständen Beziehungen, wie
sie zwischen zivilisierten Staaten nicht üblich seien. Die
Anterstühung der Mörder des polnischen Innenmini-
stcrs Pieracki durch Litaucn zwinge zu dcr Crklä-
rung, daß die polnlsche Duldsamkcit ihr Cnde
ereicht habe. Man müffe Litauen fragen, ob es den
Frieden und gercgclte Beziehungcn'wolle oder aber
die Absicht habe, weiterhin seine Schikanen und Gs»
walttateü fortzusetzen.
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1936
Am -as Milksal -es Kabinetts Laval.
9ie SppoUon der RMalsorlalWchea Partei.
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Die dunkle Macht der Logen.
Paris. 20. Januar. Die radikalsozialistische
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Een, um sich über die Frage schlüssig zu werden, ob fie
öie sechs radikalsozialistischen Minister, die dem
Kabiuett Laval angehören. ausfordern soll, aus der Re-
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Äussprache in der Kammer veranlassen soll.
Cine Aussprache in der Kammer würde infolge des
von dem Vollzugsausschuß geforderten Abstimmungs-
iwangs für die radikalsozialistischen Wgeordneten mit
öem Sturz des Kabinetts Laval enden.
Laval wird bekanntlich am Mittwoch nach Paris
äurückkehren und dann die Schlußfolgerungen aus der
bis dahin geänderten Lage ziehen können. Auf alle Fälle
Tlaubt man damit rechnen zu müssen, daß das am
27. Juni 1935 gebildete Kabinett Laval nicht mehr
llrnge am Ruder bleiben wird.
Das „Iournal des Däbats" schreibt zu der verwirr-
ten politischen Lage: „Laien könne» nichts von dem
berstehen, was vorgeht. Wahrscheinlich sind die
Logen, die ihre Richtlinien erteilen, im Vesih des
deheimniffes. l!) So bietet sich den Franzosen ein
ernstes Thema zum Nachdenken. Ist ein großcs
Land, das sreie Einrichtungen zu haben glaubt, nicht
Sklave einer dunklen Macht, deren Msichten
Undurchfichtig find?"
'ch
Die Pariser Sonntagsblätter nehmen diese Krise
bereits als feststehende Tatsache hin und be-
ichäftiaen sich zum Teil schon mit der Frage der Nach-
folge des gegenwärtigen Kabinetts.
Der „Cxcelsior" rechnet mit dem Gesamtrück-
fritt des Kabinetts, hält es aber nicht für ausgeschlos-
>en. datz Staatsprästdent Lebrun Laval erneut mit der
"ildung des Kabinekts beauftragen wird, weil die Re-
öierung nicht in dcr Kannner gestürzr worden ist. In
bolitischen Kreisen glaube man auch, daß es Laval gelin-
gen werde, ein lebensfähiges Kabinett aufzustellen.
„Ccho de Paris" ist der Aeberzeugung, Laval werde
oie „Fahnenflüchtigen" einfach ersetzen und sich rr-
Ueut der Kammer vorstellen. Für den Fall äber, daß
wcrden sollte, seinen Rück-
man bereits von Albert
^aval tatsächlich gezwungen
"itt einzureichcn, spreche
Sarraut als seinem Nachfolger, da der Kammer-
präsident es ablehnen werde, die Regierungsführung zu
übernehmen.
Mehr «M Lml.
Daladicr zum Vorsitzenden der Radikalsozialistischen
Partei gewählt.
Paris, 19. Ianuar. Der radikalsozialistische Voll-
zugsausschuß hat am Sonntag nachmittag dcn ehe-
maligen Ministerpräsidenten Daladier zum Par -
teivorfitzenden gewählt, da Herriot sich wei-
gerte, eine etwaige Wahl anzunehmen.
Der dcm linken Flügel der radikalsozialistischen
Kammerfraktion angehörende Abg. Iean Zay erstattete
anschließend Bericht über die allgemeine Politik der
Partei. Das republikanische Frankreich, so erklärte er,
sei Zeuge eines peinlichen Schauspiels. Cs
müffe mit ansehen, wie die Radikalsozialistische Partei,
die das Gesicht der Republik darstelle, zersplittert
und zerrissen sei. Cs sei deshalb notwendig, daß
aus der heutigen Sihung Cinstimmigkeit über die poli-
tische Ausfaffung der Partei erzielt werde. Alle Radikal-
sozialisten fragten sich, ob es angehe, daß sie einerseits
in derRegierungsäßen, andererseits aber im
Land draußen in den Reihen der Opposition stän-
den. Cs sei unbedingt notwendig, eine einheitliche Ab-
stimmung in der Kammer durchzuführen, wenn es sich
um grundsätzliche Parteifragen handle.
Der Vorsihende des Vollzugsausschuffes kritisierte
in scharfer Weise Lavals A uß e n p o l i t i k. Laval
habe den Völkerbundspakt verleugnet, der Frankreichs
Sicherheit garantierte, er habe die Beziehungen zu
Cngland gelockert und zu den mitteleuropäischen
Freunden. Außerdem sei der sranzöstsch-ruffische Pakt
noch nicht ratifiziert. Herriot habe diesen Zustand
nicht gebilligt und wolle deshalb aus der Regierung
austreten.
Dann wurde ein Entschließungsentwurf etngebracht,
wonach kein Parteimitglied sich in Zukunft der
Politik Lavals anschließen dürfe und der
Stimmzwang in diesem Punkte unbedingt durchgefShrt
werden müffe.
Staatsminister Herriot nahm dann das Wort zu
einer längeren Rede, in der er exklärte, daß die xqdikal-
sozialistischen Minister stets ihre Pflicht getan HLtten.
Sie feien mit Lavals Außenpvlitik nicht immer einver-
standen gewesen. Herriot versuchte dann, den Ausschuß
von der Notwendigkeit zu überzeugen, die radikalsozia-
listischen Minister in der Regierung zu belassen.
Cr begründete diese Auffaffung und fand damit den
Veifall seiner Freunde.
Der neugewählte Präsident der Partei Daladier
schloß sich hierauf dem Standpunkt Herriots an. Die
Partei brauche, so sagte er, ihre politische Auffaffung
nicht zu opfern.
Der Ausschuß nahm dann mit großer Mehrheit
eine Entschließung an, in der u. a. zum Ausdruck ge-
bracht wird, daß die Politik des sranzösischen Mini-
sterpräsidenten Laval in Widerspruch zu dem
Parteiprogramm stehe, das aus der lehtcn Lan-
destagung der Radikalsozialistischen Partei in Paris
aufgestellt worden sei, und zwar sowohl in außenpoli-
tischer Veziehung als auch aus anderen Gcbieten.
In der Entschließung ist nicht ausdrücklich die Rede
von der zukünftigen Haltung der radikalsozialistischen
Minister. Cs scheint abcr mit Sicherheit festzustehen,
Willi Vogner und Christl Cranz wurden deutsche
Schimeister. Vayern gewann den 4mal 10 Kilometer»
Staffellauf. Vei den Flachland-Staffeln siegte Vaden.
Vadische Fußball-Gauliga: Amicitia Viernheim
gegen VfL. Neckarau 3:1. Phönix Karlsruhe — SV.
Waldhof 1:3. VsR. Mannheim — Karlsruher FV 2:1.
Freiburger FC. — VsV. Mühlburg 2:1.
Fußball-Vezirksklaffe: Kirchheim schlägt Schwehin-
gen 4:2, der 1. FC. 05 Heidelbcrg verliert gegen VsV.
Wiesloch 0:3. Union — Cppelheim 2:2.
Rugby: RGH. besiegte SC. Neuenheim 14:5.
Vadische Handball-Gauliga: SV. Waldhof — VfR.
Mannheim 12:6. TSD. Rußloch — Td. Ketsch 1:13.
TV. Seckenheim — TV. 62 Wcinheim 6:6.
Hockey: HLH. Heidelberg — Vlau-Weiß Speyer
10:0.
daß diese nunmehr das Kabinett verlassen
werden.
Cs ist möglich, datz die radikalsozialistischen Minister
es vorziehen werden, das Kabinett Laval in der
Kammer bei irgendeiner Abstimmung zu Fall zu
bringen, um nicht von sich aus ausscheiden zu müffen.
Ein mm mngMchtk Staal.
ZavanS MgMn ln Nortchlna.
Peiping, 19. Ianuar. In Nordchina ist über
Nacht ganz plöhlich etn« neue Lage geschafsen wor-
dea. Der stellvertretende Vorsitzende des politischen Ra-
tes der Inneren Mongolei, Fürst Tewang, hat in
einem Zirkulartelegramm die Ausrufung eines
neuenmongolischen Staates Menguo be-
kanntgegeben.
Dieses wichtige Telegkamm wurde zwei Tage lang
vom Regierungstelegraphenamt zurückgehalten.
Das Zirkulartelegramm ist außer vom Fürsten T e -
wang noch von dem Kommandierenden der vom ja-
pani'schen Oberkommando in Mandschukuo or-
ganisierten mandschurischen Truppen Tsoschihae un-
terzeichnet. 2000 Kavalleristen der Armee Tsoschihae sind
bereits in der mongolischen Stadt Pinditsujan eingetrof-
fen, die nur 40 Kilometer von der Provinz Tschachar
entfernt liegt. Der Cisenbahnverkchr auf der durch die
nordchinestschen Provinzen Schanfl und Tschachar füh-
renden Strccke Peiping — Suiyan ist fast völlig ein-
gestellt.
Das chinesische Militärkommando der
Provinzen Schansi und Suiyan zieht seine Truppen zur
Vorbereitung der Verteidigung zusammcn. Die Truppen
des Gcnerals Lischuhsin erobcrten im Norden von der
Grenzstadt Kalgan den strategisch wichtigen Punkt Dat-
sinmyn (Provinz Tschachar). Die Truppen der Pro-
vinzialregierung von Tschachar ziehen sich, ohne Wider-
stand zu leistcn, nach Kalgan zurück.
Nach Mitteilungen japanischer Vlätter ist es in der
Provinz Susuan nördlich dcs Ortes Sinhe bereits zu
einem Zusammenstoß zwischen der japanisch-man-
dschurischen Armce unter dcm Vefehl dcs Generals Li-
schuhsin und dcn Truppcn der Provinzialregierung von
Schansi gekommen, wobei, wie es heitzt, Lischuhsin den
Rückzug angetreten habe.
Am Krmikeilbltt KSnig Se«gs.
Ser Znftmd mierSidert.
Die königliche Familie versammelt.
London, 20. Ianuar. (Lig. Funkmeldung)
^ Ilhr morgens wird vom Schloß Sandringham berich-
daß dcr König ein wenig geschlafen habe und daß
Zustand unverändert sei.
Der Prinz vonWales und der Herzoa
pOn Pork sind am Sonntag von Sandringham nach
^ondon gereist, wo der Thronsolger eine Ilnterredung
„ ^ Minrsterpräsident Daldwin hatte. Cs ist nicht aus-
Teschloffen, daß dieser Vesuch mrt der Frage der Cr-
^hnung eines besonderen Staatsrates zusammenhangt,
Ar die Ausgaben der 5brone übernehmen soll für den
daß mrt einer langen Dauer der Crkrankung ge-
Wnet werden muß. In einem solchen Falle würden der
-Pwisterpräsident und der Lordkanzler die hierzu er-
"^derlichen Schritte tun müffen.
.. Da auch derHerzog vonKentam Sonntag
.^nd in Sandringham eingetrosfen ist, hat der Könrg
7?,^ seine Kinder mit Ausnahme des Herzogs von Glou-
^öer, der selbst an einer Crkältung erkrantt ist, gcsehen.
^mrigin Maud von Norwegen, die einzige noch lebendc
>chwester des Königs, wird dauernd über seinen Zu-
sund auf dem Laufenden gehalten. Cine weitere Ver-
Ts^slbarung über den Zustand des Monarchen wird vor-
l-7?sichtlich am heutigen Montag vormittag veröfsent-
'cht werden.
*
An. Das englische Volk verfolgt mit großcr Sorge und
K^terlnahme die Rachrichten, die über das Besinden des
in verbreitet werden. Vor den Toren des Palastes
di. bandringham sind zahlreiche Menschcn versammclt,
uändig äuf neue Nachrichten waren. Am Sonntag
de» 2s in vielen Kirchen Cnglands Bittgottesdicnste fi>r
" König statt.
»c
D«r Führer und Reichskanzler an den König
von England.
kyn^rlin, 18. Ianuar. Der Führer und Reichs-
Iich"Aler hat an den König von Cnqland anläß-
richt^ssen Crkrankung das nachstehende Telegramm ge-
Eu, "Ach erfahre soeben von der schweren Crkrankung
»Us' Atajestät und möchte nicht vcrsehlen, Cw. Majcstat
M vtesem Weg meine aufrichtigsten und herzlichsten
l>er?sche zur Genesung und völligen Wie-
üerstellung zum Ausdruck zu brinqen.
AdolfHitler, Deutscher Reichskanzler.
EinW»» eines ötsatskats.
Heute Thronrat in Sandringham.
Evndon, 20. Ianuar. Der Thronrat ist sür den
b
des englischen Königs während deffen Krankheit
z» faffen.
^cht - Beschluß, einen Staatsrat einzusehen, ist
uls ein Zeichen dafür zu betrachten, daß stch der
d>ehr ', des Königs weiter verschlechtert HLtte. Viel-
nbt man zunächst daraus zu schließen, daß die
^Utlg längere Zeit Lauerr» wird, Die Eiu -
Eige» Montag nach Sandringham einberufen worden,
er die Einsetzung eines Staatsrats zur Der-
sehung des Staatsrates wird am Montag
nachmittag durch den Thronrat vollzogen werden, der
stch im Krankenzimmer des Königs oder aber in einem
anliegenden Raum versammeln wird. An der Sihung
werden neben dem Prinzen von Wales und den Her-
zögen von Aork und Kent u. a. der Lordpräsident des
Kronrates Ramsay Macdonald, der Innenminister
Sir Iohn Simon, der Lordkanzler Lord Hailsham
und der Crzbischof vou Lanterbury teilneh-
men. Der Staatsrat, der während der Crkrankung des
Monarchen die Geschäfte des Königs übernimmt, wird
voraussichtlich aus dem Prinzen von Wales, dem Her-
zog von Pork und dem Crzbischos von Canterbury, so-
wie aus dem Ministerprästdenten und dem Lordkanzler
bestehen. In diesem Zusammenhang wird an die Cin-
sehung eines Staatsrates während der schweren Cr-
krankung des Königs im Wintcr 1928/29 erinnert. Vor-
her war bei zwei Gelegenheiten ein Staatsrat ernannt
worden, nämlich im Iahr 1911, als der König zu seiner
Krönung als Kaiser von Indien längere Zeit abwesend
war, und im Iahr 1925, als König Georg auf einer
Crholungsreise im Mittelmeer weilte.
Dle RtM-illmg -er Evangellschen Kirche.
Dn NitiMlsoziilift ««ft reliziiir sei«!
Reichsminister Kerrl über die Kirchenfrage.
Hannover, 19. Ianuar. Der Reichsminister für die
kirchlicheu Angelegenheiten, Kerrl, behandelte in einer
längeren Anterredung mit dem Hauptschriftleiter der
„Niedersächsischen Tageszeitung" eine Reihe grundsätz-
licher religiöser und kirchenpolitischer Ge-
genwartsfragen, wobei er auch auf die Lage in
der evangelischen Kirche einging.
Zu der Frage, wie er die gegenwärtige Lage be-
urteile und was er unter posttivem Christentum ver-
stehe, erklärte der Minister u. a.: Das Ringen unserer
3eit ist im Großen und Ganzen gesehen nicht ein Rin-
gen gegen die Religion, sondern einRingen umdie
dieligion. Der nationalsozialistische Staat bejaht die
Derlebcndigung des Glaubcnslebcns, weil er den religiö-
sen Menschen zur Grundlage seines Staatsbaues macht.
Ein Nationalsozialist muß religiös
sein, er muß Ehrsurcht vor der religiösen Ueberzeu-
gung eincs andcrcn haben,
aber die Form seines Glaubenslcbcns bleibt ihm frei-
gestellt: jeder „kann nach seiner Faffon selig werden."
2llle Vehauptungen, die Religionsausübung sei in irgend
einer Form behindert worden, stellen eine unerhörte Ver-
leumdung dar. Seit der Machtübernahme ist niernals
rrgendwo oder irgendwann dergleichen vorgekommen.
Die Deutsche Glaubensbewegung ist
keine Gottlosenbewegung, sie hat aber auch
nichts wit der NSDAP. zu tun.
Der Staat steht diesen Dingen durchaus objektiv ge-
genuber. §r hat jedoch dafür zu sorgen, daß im kirch.
nchen Leben Zucht undOrdnung herrscht, daher
wendct «r sich gegen rcligiöse Dersammlungen öfscntlichen
Lharakters außerhalb dcr Kirche, denn Religion ist nach
unserer Ansicht kein politischer Maffenartiksl, sondern
Sache der dazu berufenen Gemeinschaften. Der Streit
unter den Konseffionen ist rein negativ, positiv,
baffegen ist es, dem Wollen und Handeln des Stifters der
christuche» Kirche praktisch nachzueifern, um ihm in
wahrhaft christlicher Gesinnung durch die lebendige Tat
Geltung zu verschaffen. Nicht den Dogmenstreit sollten
tze dabei in den Vordcrgrund stellen, vielmehr die Re-
ligion derGesinnung und des Cinsatzes für dis
Nächsten und die Gemeinschaft des Volkes, denn das ist
wirklrch positives Christentum.
Tendenzen, die zur Gottlosigkeit sühren, bekämpst
der nationalsozialistische Stäat aus das Schärsste,
weil er sie als den Fernd jeder Ordnung und Kul-
tur betrachtet.
Daher der Kampf gegen den Volschewismus, daher der
Schuh der Kirchen; däher aber auch die Forderung an die
Kirchen, daß sie diesen Staat bejahcn und aus völliger
innerer Freiheit zu ihm kommen.
ileber seine Stellung zu denKonfessio-
nen sagte Minister „Kerrl dann weiter: Bezüglich der
Religionsausübung besteht völlige Frei-
heit. Die Kirchen beider Konfessionen erfähren in je-
der Veziehung staatliche Hilse und Förderung; sie ha-
ben sich jeooch auf ihr religiöses Gebiet zu beschränken.
Der Staat kann keinesfälls dulden, daß die Kir-
chen auch heute noch da und dort in mehr oder weniger
versteckter Form eine politische Cinslußnahme
erstreben und damit die nationale Cinigkeit und Disziplin
unseres Volkes untergraben.
Zu dem bedauerlichen Vruderstreit in der
evangelischen Kirche betonte, der Minister, daß die
Deutsche Cvangelische Kirche bekanntlich selbst
nicht einig in ihren lleberzeugungen ist. Der Streit sei
dadurch so scharf geworden, daß sich die Parteien selbst
als rechtmäßige Kirchen proklamierten. Weder Kirchen-
recht noch Staatsrecht aber erkennen eine Möglichkeit
an, daß sich eine Partei innerhalb der Kirche äls die
Kirche betrachte und entsprechende Ansprüche äußcre.
Der Staat als Garant der öffentlichen Ordnung und des
kirchlichen Friedens miiffe da eingreifen, denn er habe
dafür zu sorgen, daß keine Gruppe unterdrückt werde.
Cr habe es in einer treuhänderischen Form getan, indem
durch Vildung des Reichsttrchenausschuffes die bisher
vorhandencn sich streitendcn kirchlichen Fronten ihrer
machtpolitischen Position entkleidet wordcn seien.
Heute sei der Kirchenausschuß die kirchlich-legiti-
mierke Leitung der Kirche und als solch« im Kir-
chenvolk anerkannt.
Die Vruderräte hätten vielfach Veranlaffung gege-
ben, daß gegen ste HLtte eingeschritten werden müffen, je-
doch sei noch keiner aufgelöst worden. Die Frage, ob
cr glaube, daß die Auseinandersetzungcn inncrhalb dcr
cvangelischen Kirche bercits zu ciner'C r s ch ü t t e r u n g
ihrer Stellung in der protestantischen Welt qeführt habe
oder Aussicht vorhanden sei, daß diese Krise zu einer
Stärkung ihrer Posttion bsitragen könne, beantwortete
der Minister u. a.: Die Krise in der Deutschen Cvangeli-
schen Kirche hatte in der ganzen Welt schwerste Befürch-
tungen ausgelöst, Man glaubte, Laß Deütschl a nd,
das Mutterland der Neformation, aus dem
Weltprotestantismus verschwindcn würde und bctrachtete
daher die Cntwicklung der kirchlichen Lage bei uns mit
besonderer Aufmerksamkeit. Auch das war ein Grund für
den Staat, helfend einzugreifen, nachdem feststand, daß die
Deutsche Cvangelische Kirchc nicht mchr in der Lage war,
den Vruderstreit aus eigener Kraft zu beenden und selbst
ihrcn Vestand und ihre Geltung zu erhalten.
Wir hossen jedoch zuversichtlich, daß eine geeinte
und starke evangelische Kirchc ein religiöses Voll-
werk gegen Gottlosigkeit und Volschewismus sein
wird.
Die Stellung des deutschen Protsstantismus in der
evangelischen Welt HLngt davon ab, ob er sich wieder auf
seine Aufgabe besinnt, um damit die ihm naturgege-
bene Position seit Luther zu behaupten, andcrnfalls läuft
er Gefahr, zur Vsdeutungslosigkeit herabzusinken.
Während in anderen Ländern, beispielsweise in
Cngland, in Italien und auch in Frankreich, die Kirchen
durchaus auf nationaler Grundlage stehen, ha-
ben sich in Deutschland leider nur allzu häüfig Tendcnzen
gezeigt, die nationalenBelange des eigenen
Volkes in bezug auf die Kirchen als etwas Zweit-
rangiges zu betrachten. Die evangelische Kirche würds
ftch jedoch damit von dem Vorbild Luthers mehr und
mchr entfernen.
Zu der lehten Frage, ob die Bekenntniskirche
in protestantischen Krcrsen des Auslandes, zum Vcispiel
in der Schweiz, eine gewiffe moralische Unterstühunq
sinde, stellte Minister Kerrl dann sest, daß man im
Ausland, veranlaßt durch eine unzureichende und tenden-
ziöse Vcrichterstattung, das Ausbauwcrk des Reichs-
kirchcnausschuffcs in der Deutschen Cvangelischen Kirche
oft falsch beurtcilt habe. In lehter Zcit sei abcr auch
hier ein begrüßenswerter Wandcl eingetreten.
Ich bin überzcugt, so schloß dcr Minister, in dem
Augenblick, wo sich irgcndwo im Ausland eine Richtung
als die Kirche bezcichnet und eino illegitime Kir-
chenlcitung einrichten würde, würden Staat und
Kirche selbst derartige Erfchcinungen schr ichnell unter -
drücken, und zwar in völlig lcgitimer Ausführung
ihrer Aufsichtspflicht.
K«»d»el>«»iie» i» Wil«« gege« Litane«.
Protest gegen die Unterdrückungspolitik.
Warschau, 20. Ianuar. (Eigenc Funkmcldung.)
In Wilna und den andercn Städtcn des Wigna-
gebietes fanden arn Sonntag Masscnkundgebun-
gen unter dcr Losung „Gcgen die Vedrückung'der Po-
len im litaurschen Staat" statt. Cine ösfentliche Ver-
sammlunq in Wilna, die eine scharfe Entschließunq geqen
das Verhalten Litauens annahm, stand unter der Lei-
tung des Vorsihcnden der Wilnacr Frontkämpfcrver-
bände General Osikowski. An diescr Dersammlung
nahm auch General Z^ligowski, dcr „Croberer
Wilnas, teil, der von dcn Maffen lcbhaft begrüßt
wurde. Die von den Versammlungcn angenommencn
Cntjchttcßungen wurden von General Osikowski dcm Wil-
naer Wojewodcn zur Weiterlcitunq an die polnische Re-
glcrung übcrreicht. Gcneral Osikowski crklärte dabet,
zwischen Polen und Lrtauen beständen Beziehungen, wie
sie zwischen zivilisierten Staaten nicht üblich seien. Die
Anterstühung der Mörder des polnischen Innenmini-
stcrs Pieracki durch Litaucn zwinge zu dcr Crklä-
rung, daß die polnlsche Duldsamkcit ihr Cnde
ereicht habe. Man müffe Litauen fragen, ob es den
Frieden und gercgclte Beziehungcn'wolle oder aber
die Absicht habe, weiterhin seine Schikanen und Gs»
walttateü fortzusetzen.