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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Januar bis Juni)

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Aerdelberger

Meuesle Nackrickten

MonaUlch L.20 Ri». (einschl. 27 Rpsg. Trägerlohns
0>a^!!!ch L-. g>''0 Rin. («mschl. Trägerlohn). Bei den Abholstellen
LU «ÜH. halbmonailich l.— Rm. Durch die Poft bezoge«
Ill Nllrld. D-r"m Poilbesärdernngrgebühre») und 38 Rpfg.

D-e « voiroeioroernngsgevnhren) «ns 3« Rpfg.

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Druck und Berlag von Friedrich Schulzeiu Heidelberg.
Schristleitunq: Hauvtstraße 23 Fernsprecher-S.-Sl. 7351—53.

Freltag, 8. Mai

E»Ws m den §Mdm.

^^irkung der französischen Wahlen.
I4sg!.irr^/??ösische GolDthron wackelt. Der
!»d Aeschitf» ^ französischen Wahlen, der die Wirt-
N?^ Landes in die Hände der Sozialisten
d e s L hat eine neue Vertrauens-

dh, ranken geschaffen, die auch die anderen

. aÜ»ändj?en, vor alleni den Schweizer Franken und
!^>e Gulden in Mitlcidenschaft zieht.

Zg^ostschcn Sparer und Kapitalisten, die schon
Ag l'düstii^^n aus Mitztraucn gegen die politische nnd
isI ^ihrung ihres Landes ihr Heil in der
l»hg ^gescs! >» ch t, in dem Horten von Gold oder von
»hh n>oteg s" haben, tauschcn jcht wieder in grotzem Um-
"!>«in-"»ärs ^ ^ank von Frankrcich in englrsche Psunde
Uish>» de„ Nach zuvcrlässigen Schähungen sind

hterr Tagen 1500 Mrllronen Frankcn fran-
»»? ? »vr tz O ins Ausland geflosien. Wre groß die
^om^bvr „ .Mahnahmen der Sozralisten ist, geht dar-
ܻe " Gold von Frankreich nach Cngland in

Äe ^stvj^.^en transporticrt wurde. Damit hat sich
^»r^U(.>^,verschärst, dic schon sei


Hauptqcschästsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Hospelgasie 1.

1936

D i r t s chaftsstockung, sowie in dem
b Staatsschulden aus 540 Milliardcn
ins h Oberträgt möglichst grotze Teile seines
."usland. Da eine hochgradige Abncigung
°°»dj"lchestvon Staatsanlcihen' hcrrscht und die
^^te^^loit^otzbanken bereits mit kurzsristigen Schah-
övAich so ist das französischc Schahamt sast

e "ieü?'e di„°e > die Anterstützung der Notcnbank ange-
, rzfristigen Schahbonds den Banken lom-
bbi"^est j ^O-Milllonen-Pfund.Kredit, der vor eini-
^» L^Ucht ^ugland aufgenommen wurde, ist bereits
. n,. Uken .HjO» Notenumlauf hat sich aus 82 Milliar-
^ >ra„ . ^dlüht.

s^os'sche Wirtschaft und der französische
^ij!stlchnfz durch das Wirtschaftsprogramm dcr jctzt
L^üeff " Oelangten „Volksfront" in hochgradige


- 5>r' "oermvqen, ^onrrnue oer nupr-

hgiUz des dei dcr Wahl die Anhänger ciner
die „„ ^ranken durchgefallen sind, glaubt man

Usst Hcrren — viclleicht gcgen ihrcn Wil-

»eikü°n zn'i. ^kperimcnt die gähncnde Leere in den
de-^Usts "chrn^seitiqen und Mittcl für die den Arbei-
'stz. "A'. tzrotzcn Arbeitsbcschaffungsmaßnahmen

E cch"'est-!>i.„M^ses Cxperilnent, das die Vorkämpfer
soin'd'ertiwcf schon seit lanacm propaqicrcn,
« >-L Ä.'-rma^n aus- .5)N,)rbew->,»«g. d»s

d,"» ' ^üeuoch.ii in Papietgcl? um dcn lj?co-

lo„:°e-tung des Franken, dadurch Vcrringe-
Si?.'ci» ch»ld^r Z4y eyrissfaphen Franken betragenden
"Ud auf diesem Weg Schafsung der Mög-

>i!ü- ,!

8> »dcg Ud^


„u"! <^> ein^re Bank von Frankreich verfüat noch
di,>i,>s G„ldb-staud von über 10 Mil-
o>,s.uhrvtz.. chs>nark umgcrcchnet). Man erwägt cin
E" ds« »e. Nach Cngland, sowic eine
"°^!en° Mitzträucn richtet sich a

scharfe De-
auch garnicht

std--,^e u ^it der Notcn. Cine Abzvcrkung des
"ÄNs^der die Wirtschastsstockung beseitigen,
"V „>>! ">i!rd„ Ausfuhr belebcn. Das Äbwcrtungs-
tih „^zewjn^d zunächst dcm Staat einen crhcb-
»i>k'rn,.v ei„„ >!" bringen, aber es mützts abgcwartet
, >n°d ch d e^lOkung nicht auf der andercn Seite

^wri--Oduktionskosten um den Pro
ie nach fich ziehsn würde. Schließ-

„ogenZs/U'drtung nichts anderes als eine gewal-
'er' ,detz d; bedeuten. Aber gerade deshalb ist
^ französischcn Sozialisten sie als Ret-

r^°> den^* Interventionsfonds sucht
"" I.onzöfischen Franken zu stühen, aber
elastisch: man ließ an-

derPreise, derLöhne

ds«s«N


^>!)"'ll«n.ftark^ d'esmal recht
Rstys k jsdkstrZ h! Angebots in französischen Franken
?»e ?. >»< „ "n'°n und den Psundkurs stcigen. In

^ I ch j ^rdep "°ensalls durch den Frankenstiirz recht
dcnkt dort daran, daß bisher
n" ^ sis "knüpfung zwischen Dollar
?d>e>,o>l<>^ o>Ü Franken bestandcn hat, und

daran. daß Rooscvelt das Recht hat,
, >eine-Ous 50 Prozcnt der alten Parität ab-

, r r?Nzsvlt>» ohlredc hat freilich Roosevelt wei-
"e abgestrittcn.

d°^r Z? e i, " E der Dollar haben der Schwei -
L »n^ ^>'kenb„?u?or ho l l änd i s che G u l d en

li^ei! zi>a?^3ana vl" leiden. Beide Äaluten haben
k" ^ S >n es sranzösischen Franken angcschlos-
^ std ein^ankep jst-chweiz hat durch Amtausch von
^ WZ'etzt. L englische Pfund eine Kapital -
dx "re <^^'''Holland daqeqen rüstet man sich

^ äü ">t ^ 'rewrgung der Goldparität des Gul-

lli!'!, ^old^ v^eich zu einer Deviscnkontrolle
"Nd^die uhrverbot nach Cngland, so wür-
'»Xi.zün-^olland o " Lander des Goldblockes, die

Maßnahmen,greisen.

'e'dsigUrch'^

d, er!."din.( Cr-j

Ni.uhastt,n„ -,urde rm Zcichen einer strcngen
t s^r dnrchO stehcn. Cine Währungsgesundung

-N den""

neue Festsetzung der

ed'^tlls^ch O^'nätze rotzen W ä hrungc n. durch
' i>L?rri^ R-»verteilung

l°wie diirch


der toten Goldbe
einss neuen, internationalen
einen Abbau der Zollschran-
'en Dsj,i>as hierfür ist eine Besrie-

'»tck"'i>ss-„ ». prostsn Friedensplan

^ i»L geniLhrungsfried-n^ und politischer
"e Unruhe ^..E^n^o^.sieschenkt ">erden,


S>ü

D,e

ausgehöhlt wird.

*

>ei -ali, ' / uus dem Franken.

^ >» Mit dem Goldverlust von

Vank von Frankreich

7.
n

K X'' '^d°r Au" bis zum I. Mai aus

ü» Kie ""Nd a °°" Abzug des Goldes no<


noch keineswegs

"tv l,^irtt^U""en.

Ät >»°Ub°^!kL°"ung „L'Information" erwartet
!"<ikh ^iust ^e cincn noch höherenMil-
Vi»d^la-^W ?E>wohl die Diskontcrhöhuna die

d »° hab^unke» fühlbar aehcmmt hat^Tcm

°°d>L '°?"^ar°st-„ Transaktionen^ufgehörh
"a/'en ^ p a r e r ihre Frankenscheine an
" U»d ungünstrgcn Vedingungen gegen
^evrsen verkaufen.

k.

M eive «M MMnssmndlage.

EnMche Aimkemrimg -er deutfchen FriedensvorWöge.

Die Ns-crigen Met-nden flnd öderlebt.

Das englische Oberhaus über die Frage der Völkerbunds-
resorm.

London, 7. Mai. Im englischen Oberhaus
fand am Donnerstag eine Aussprache über die Frage
der Völkerbundsreform statt.

Der die Aussprache einleitcnde Arbeitervertreter
Lord Ponsonby fragte die Regiernng, ob fle dem
Völkerbund eine grundsätzliche Revisiondes kollek-
tiven Sicherheitssystems vorschlagen wolle.

Die gegenwärtige Aufsasiung der kollektiven S>-
cherheit sei vollkommen überlebt. Sie sei wedcr
kollektiv, noch sei es eine Sicherheit.

Der Artikel 16 müsie aus den Völkerbundssatzungen ent-
fernt werden. Vemerkenswerterwcise forderte Lord Pon-
sonby die Aufhebung der Sanktionsmatznah-
men, die kcine wären, und stcllte sich damit in Wider-
spruch zu der Auffasiung der arbeiterparteilichen Unter-
haussraktion. Cr erklärte, datz die Sanktionen keinen
Sinn mehr hätten, nachdcm der Kricg gcgen Messtnieit
zu Cnde sei.

Lord Lothian schloß sich dem Cinwand Lord
Ponsonbys gegen den Vegriff dcr kollektiven Sicherheit
an. Cr sei stets der Auffasiung gewesen, datz die kollek-
tive Sicherheit die Völkerbundsgrundsähe gefährde.
Sie habe die Meinung verstärkt, datz der Völkerbund
eine Zwangsanstalt sei, währcnd doch sein Zwcck
sein sollte, ein Mittel zur Aenderung unbesriedigender
Zuständc zu sein. Nach seiner Ansicht sei der Völkcr-

bund als Idee nicht zusammengebrochen, zusammen-
gebxochen sei vielmshr der in den Artikcln lO und 16
enthaltenc Grundsatz, datz die Völkerbundsmitglieder eine
allgsmeins automatische Verpflichtung übernehmen, jeder
gewaltsamen Acnderung dcs Status quo durch Methoden
Widerstand zu leisten, die nur durch Mittel dcs Kric-
ges wirksam gemacht werden köuntcn. Ie früher es sich
Lngland klar machc, datz es diese unbcgrenzte Verpflich-
tung nicht einhalten wolle, unlso eher könnte sich die Di-
plonr.:tie den wirklichen Friedensproblemen
in dei'Welt zuwenden.

Der Konservativs Lord Ronnell erklärte ebcn-
falls, daß der kollektive Sicherheitsbegrifs in seiner jehigen
Form erledigt sei und datz der Völkerbund reorgani-
siert werden müsie.

Das Haupthindernis, das der europäischcn Einig-
- keit und in grotzem Matz der Wirksamkeit des Völ-
kerbundes im Weg gcstanden habc, sei das beinahe
unüberwindbare Mitztrauen zwischen Frank-
reich und Deurschland.

Frankre H und Deutschland äuf eine Linic gsbracht
und das gegenscitige Vertrauen wiedcrhergestellt
werden könnte, dann würde jene starke Solidarität in
Curopa zustande kommen, die die westliche Zivilisation
und den wirtschaftlichen Wiederaufschwung sichern wür-
den.

Das englische Volk habe sich endgültig dafür
entschieden, daß die vom deutschen Kanzler als
Grundlage eines 25jährigen Friedens und einer freund-
schastlichen Zusommenarbeit vorgebrachten Vorschläge
eir.< grotze Gelegenheit bieten, deren Ablehnung

1<

Wä:v

Sie englischen Mchfrnze«.

Am Donnerstag in Bcrlin überreicht.

Verlin, 7. Mai. Der britische Votschaster Sir
Eric Phipps suchte am Donnerstag vormittag den
Reichsminister dcs Auswärtigen Freihcrrn von Reu»
rath aus und überbrachte ihm die Rückfragen der
englischen Regierung zu dcn deutschen Frie-
densvorschlägen.

beklagenswert warc. Diejenigen, die zu cinem Vesuch
Deutschlands Gelcgenheit gehabt hätten, hätten
eincn grotzen Eindruck von der neuen Demo-
kratisierung des dcutschen Volkes und der neuen
sozialen Cinigkeit davongetragen, die hitler zu-
standegebracht habe.

Er glaube, datz das englischeDolk bereit sei, die
ausgestrcckte Hand zu ergreisen. Auch in Frankreich
gäbe es eine große und wachsende Anzahl von Leuten, die
in freundschastlichen Veziehungen zu Deutschland leben
wollcn. Ia Dentschlaiid sei kaum ein Mensch vorhanden,
der dies nicht auch wünsche.

Der Deutsche wünsche nichts von Frankreich als
giiten Willen und wirtschastliche Zusammenarbeit.
Das sranzösische Volk wünsche nur die Sicherung
des Friedens.

Die englische Garantie für Frankreich fei
unverlehtbar und erwecke keine Vefürchtungen in
Deutschland. England, so schlotz Lord Rennell, habe
eine grotze Rolle als Vermittler zu spielcn und
versuche, eine Versöhnung herbeizuführen.

«i» »ss MM' MMnieirs.

Bor MWlinir Enischeid«»?.

Großer Faschistischer Rat und Ministerrat am Samstag.

Rom, 7. Mai. Der Faschistische Große Rat
ist für Samstag abend zu einer außerordentlichen Sihung
einberufen worden. Sofort im Anschluß wird der Mi-
nisterrat zusammentreten. Nach der amtlichen Mit-
teilung werden die Veschlüsse der beiden Körperschaf-
ten dem italienischen Volk unmittelbar nachher vom Pa-
lazzo Venszia herab verkündet werden.

Diesen beiden unerwartet cinberufenen Sihungen
wird in ganz Italien mit allergrößter Span-
nung entgegengeschen. Man erwartct, daß der Duce
hierbei eine endgültige Entscheidung über das
künftige Schicksal Abessiniens treffen wird.
Besondcrs bemerkt wird, daß die Sihungen des Großen
Rates und des Minifierrates am Vorabend von Gens er-
solgea.

Keine Rede von TauschgeschSstcn und Kompromissen.

Rom, 7. Mai. Das halbamtliche „Giornale d'Italia"
wendet fich gegen die Pariser Stimnmngsmache, um Ita-
lien z« milderen Friedensbedingungen zu bewegen, damit
eine wilde Opposition Cnglands in Genf vermieden und
die Aufgaben dcr ftanzösischen Vertreter erleichtert wer-
den. Das Vlatt erklärt, es könnte heute keine Rede
von Tauschgeschäftcn, Kompromiffen und Winkelzügen
sein. Der Sieg Italiens sei total, die Vesetzung
Abessiniens werde ebenso total, dauernd und end-
gültig sein.

Kein öchriit Englnnds in M«.

London erwartet italienische Initiative.

London, 7. Mai. Außenminister Cden wird am
Samstag oder Sonntag sich nach Genf begeben, um dort
als Vertreter Cnglands an den Veratungen über den
Abessinicnkonflikt und die übrigen auf dcr Ta-
gesordn'ung stehenden Fragen teilzunehmen. Cs gilt als
unwahrscheinlich, datz Cden aus dem Wcg nach Gens in
Paris Halt machen wird.

Reuter meldet, daß eine britische Vorsprache
bei der italienischen Regierung wegen Abessinien anschei-
nend nicht geplant sei. In englischcn Regierungs-
kreisen vertrete man den Standpunkt, datz der erste
Schritt zur Lösung der verschiedenen schwierigen
Probleme, die durch die Vesetzung von Addis Abeba ent-
standen seien, von Italien getan werden müffe.

NinzSfische MMze an Aalien.

und durch die RückSerufung eines grotzen Teiles sei-
ner in Ostafrika stehenden Trüppen seine volle Ve-
wsgungssreihsit wieder zu gewinnen. Italien
habe avs Grund der.Avsaabe. die es in Curopa erwarte,
-'aWs Imeresis. eine —» .

ä alläs Iureresie. cine ch-cht wieder ,ut ,u machende SchwL-
! chung des Völkerbund'cs zuvermeidcn. (!) Riemand
könne verhindern, daß Abessinien italienisch
wcrde. Avcr es gcbe mehrereWegs, die italieni-
sche Kontrolle über Abcsiinien herzustcllcn. Cs gäbe die
glatte Annektierung, ferncr das Protekto-
rat und ein internationales Mandat. Cs sei be-
unruhigcnd, daß die italicnische Presie von vorn-
herein je'de Verhandlung, sei cs mit Gcns, sci cs
selbst mit den in Ostafrika intcrcffierten Mächten, ab-
lehne. Dicse Cinstellung könne nur schwer von den
durch den Dölkerbund gcbundcnen Mächten besonders
aber von Cnaland, gebilliqt werden. Dcr „Temps"
schließt im Hinblick auf'die Sanktionen gegen Italien mit
dem Wunsch, datz man in der nächsten Woche in Genf den
Mut haben möge, sich ftei den Gegebenheiten des Augen-
blicks zu stcllen und datz man sich vor jcdcr unklugen Ini-
tiative zu hüten wisie.

*

Der Vorschlag des „Temps", datz Italien wie-
der seine „europäiscke Rolle" spielen solle, bedeutet nichts
anderes, als datz Italien sich als Locarnomacht den
französischen Interessen wicder dienstbar >na-
chen soll.

Es foll wieder seine „europäische Rolle" spielen.

Paris, 7. Mai. Der „Temps" beschästigt sich in
seinem Leitaussatz mit der Crklärunq Mussolinis
auf dem Generalappell und schrcibt u. a.. es sei
damit klar erwiesen, datz Italien den Sieg seiner Sol-
daten bis zum Letzten auswerten wolle. Cs werde
nötigenfalls nicht zögern, sich mitWaffengewaltzu
widersehen, wenn man ihm seine Crsolge streitig
machen wollc. Dic ganze Frage liege darin, wie das
abessinische Problem, vom internationalen
Standpunkt betrachtet, geregelt werden würde.

Cs sei, so meint das Blatt, für Italien dringend nö-
tig, seine europäische Rolle wieder aufzunehmen

Iubel in Rom.

Der Generalappell zur Feier des Sieges über Abessinien gestaltete, sich zu einer gewaltigen natw-
nalen Kundgebung in ganz Italien. Unser Bild gewährt einen Ueberblick über, die Menschenmenge auf

der Piazza 'Venezia in Rom. während Mussolini üas Wort an sie richtet.

(Pressephoto, K-j

llm die AnWnig der SSbnemnbiahnien.

Keine englische Initiative.

London, 8. Mai. (Cig. Funkmcldung.) Die
Morgenblätter bringen übereinstimmend, anscheinend ossi-
ziös beeinflutzt, zum Ausdruck, datz von England
nlchts zur sosortlgen Aushebu nrg der Sühne-
matznahmen gegen Italien untcrnommen wcrde.

Wie der diplomatische Mitarbciter des „Dailv Telc-
graph" ersährt, dürften die vom Völkcrbund verhängten
Sühnematznahmcn gegen Italicn augenblicklich i n
Kraft bleiben, öbwohl zugegebcn werde, daß sie
ihren Hauptzweck verfehlt haben. Der Völkerbundsrat
habe sich mit den Sanktionen niemals beschäftigt. Sie
keien vielmchr von eincm Ausschutz von Staaten —
dem 18er-Ausschutz — beschlosien und verhängt worden,
der vom Gesamtvölkerbund bestimmt worden'sei. Cnt-
scheidungen über die Sühnematznahmen könnten daher
nur kollcktiv durch den 18er-Ausschutz getrofsen werden.
Dieser Ausschutz sei bishcr für nächste Äoche nicht e i n-
berufen worden. Grotzbritanniens Politik werde
wahrscheinlich nicht im Voraus festgelegt werdcn. Cs
werde dem britischen Außenminister überlasien bleiben,
sich als Richtlinie für die Cntschcidung die allge-
meine Ansicht der in Gcns vertrctcnen Staaten zu
nehmen. Großbritannicn werde wahrscheinlich nicht die
Initiative zu dem Vorschlag ergreiscn, die Sanktio-
nen auszuheben. In italicnischen Krcisen in London habe
man gcstern den Cindruck gchabt, datz Mussolini zur
Veratung und Ausarbeitung seiner Pläne
init Koloniakfachleuten anderer Grotzmächte bereit sei. In
diesem Fall werde sich ein Weg sinden, um die Veziehun-
gen zwiscken Italien und dem Völkerbund zu verbeffern
ünd die Sühnematznahmen aufzuheben.

Der ofsenbar von ofsizieller Seite beeinflutzte Mit-
arbeiter des „Daily Tclegraph" schreibt abschließend, daß
die Verhandlungen sür die Verminderung dcr britischen
Flotte im Mittelmeer auf eine normale Stärke lang-
wierig werdcn ditrften.

Noch keine Entscheidung Frankreichs.

London. 8. Mai. (Cigener Funkbericht.) Nach Mit-
teilungen, die der politische Berichterstatter des „Daily
Herald" empsing, wird Frankreich vor Mitte nächsten
Monats noch keine Cntscheidung in der Sank-
tionsfrage fällen.

Der britische Votschaster sei in Paris dahin unter-
richtet worden, datz Frankreich die Vcrtagung dcr Sank-
tionsfrage bis nach der Vildung eincs neucn Kabinetts
beantragcn werde, was nicht vor dem l. Iuni erfolgen
könne. Die bestehcndcn Sanktionen würden infolge-
dcffen in dcn kommcnden Wochen in Krast bleiben.
In französischen Krcisen werde der 13. Iuni sür eine neue
Ratssitzung genannt.
 
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