Herdelberger
Neuefle Nachrichten
^ezugsprers MonatUch 2.20 «m. (einscht. 27 «psg. TrSgerlohn)
ralbmonatlich l.10 Rm leimchl. Lragerloyn). Sei den llbholitellen
monarlich 2.— Rm. balbmonatlich l.— Rm. Durch die Post bezogen
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folqenden Mona' direbt beim Berlaq eingereichr merden
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Nr. 142
Druck unv Berlag von Frreürich Schuizem Heidelberg.
Sckristleituna: Hauvtltrake 23 Fernsprecher-S.-A 7351—53.
Samstag. 20. Iuni
Hauvtgeschästsstelle
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Zweigstelle: Haspelgasse 1.
1938
Ias Gesetz des SWsalr.
Der englische Auhenminister Cden wird sich in der
^chsten Wochs nach Gens begeben. Cr fährt dorthin, um
?U! der Ratstagung, die am 26. Iuni beginnt, die Aus -
?ebung der Sankti.onengegenItalienzu
Mntragen. Cs ist durchaus natürlich, daß Cden selbst es
Ubernimmt, den Antrag aus Aushebung der Zwangs-
?uhnahmen zu stcllcn, da er es war, dcr damals die Vcr-
°?eter von 52 Nationen veranlahte, die Sayktionen
, bcr Italien zuverhängen. In dcr Sihung des eng-
Achen Untcrhauscs hat dcr englischc Außenminister am
^onnerstag ganz ofsen eingestanden, daß dcr Zweck, zu
benr rnan die Sanktionen auserlcgt habe, nicht er-
^eicht worden sci und dah ihre Fortsctzung keincrlei
^suhcn habe. Vicllcicht erinnert Cden sich, wenn er dcm-
Vchst den unangcnchmen Weg nach Gcnf antritl, an das
<Lort seincs Landsmanns Shakespeare: „Zuviel Gc-
chäftigkcit ist mihlich." Und gewih hat er es sich sclbst
chon lange im Stillcn cingcstanden, daß er die Krüste
uud die Macht des Völkerbundes überschützt hatte,
uis ex tzje Sanktionsmaschine in Gang schte. Cr war da-
u>als der Meinung, daß er in Abessinicn einen „V ö l -
rbu n dsfr i e d e n" erzwingen könne, also einen
Arieden, der nicht durch den Sieg der italienischen Was-
!^u diktiert, sondern lcdiglich durch den Völkcrbund
su seincn Cinzelhciten fcstgcsctzt werden würde. Am Don-
berstag hat Cdcn im Untcrhaus zugeben müsien, daß,
'benn man in Genf cincn Völkcrbundssriedcn durchset -
^en wolle, ein Krieg im Mittelmcer unvcrmeidlich sei
M niemand könne voraussagcn, ob ein Kricg aus das
Aittclmecr beschränkt blicbe. Cngland abcr, so fügte
?-ben mit etwas vcrschleiertcr Stimme hinzu, sei nicht
b^reit, eine militärischc Aktion zu nnternehmcn. Auch die
bubern Nationen, die in Gcns vertretcn sind, wcrdcn vor°
?ussichtlich wcnig Cifer entfaltcn, irgendwelche militäri-
'chen Aktioncn cinzulciten, nachdem der Völkerbund bc-
sEits bci der Durchführung dcr Sanktioncn cinen durch-
!?>lagcndcn Mißcrfolg erziclen konnte. Die Zurückhal-
suug, die wir uns auferlegcn, hindcrt uns, dem Völkcr-
?und unser herzlichstes Äeilcid auszusprcchen. In der
^sicn Mitleidsstimmung, in dcr wir uns befinden, ge-
-Üuhrt uns lcidcr auch die Londoner „Times" kcincn
^bosh Denn wir lssen in diesem Blatt, daß, wenn die
^anktionen jcht aufgchoben würden, dies
ch t bedeuten könne, daß damit auch die Schande ge-
,"2t sci. Denn, so sagt das Vlatt im Tousall einer tie-
,U Zcrknirschung, es sci cine ganze Rcihc von Ver-
sbrechnngen in einer Weise gebrochen worden,
in der neueren Geschichte cinzig dastche, Dic „Times"
?>rd sich vielleicht daran crinncrn, daß cs nicht das crste-
^ul^ist, vaß in Gcnf fcierliche Versprechungen, die sogar
Ab
i>b,
Äerträgen niedcrgelegt wurden, gebrochcn worden sind.
er man hat in Genf bcreits einigs llcbung darin, sich
sr Gcwisiensnöte sehr scicht hinwegzusche».
Mit besondcrcm Intcreffe wird man in Italien
?us der Rede des englischen Außenministers Cden ver-
-Zunnen haben, daß Cngland entschloffen ist, scine
^rrteidigungsstellung im Mittelmeer
,"iter zu verstärkcn. Das ist eine Maßnahme, die neuc
^rspektivcn erkcnnen lüßt. Sic zcigt, daß Cngland
»^U Schutz seincr Weltmachtinteresicn nicht dcm Völ-
^bbnnd anvcrtrauen möchte^ sondern daß es bcrcit ist,
bi
sigene Kraft der Nation dafür einzusehsn.
Nachdem Cden auf das Grab der Sanktionspolitik
obligaten drei Schaufeln Crde geworfen hatte, wandte
stch ' - --
>°rte.
den europüischen Problemen zu und cr>
daß zu ihrer Lösung die Mitarbeit
äh?utschlands unentbehrlich sei. Der englische
Sttnisterpräsident Baldwin, der in der Aussprache
„us Wort ergriff, betonte, indcm er an das Friedens-
Atzebot des Führers erinnerte, daß die Rolle, die
o^utschland in Curopa zu spielen berufen ist, ganz
? ^ waltig sei. Deutschland scheut sich nicht, diese Rolle
r spielen. Das Friedensangebot des Füh-
liegt vor. Cs ist in allen Tsilen so klar, daß es
/UsNtlich irgendwelcher Fragebogen kaum bedarf. Ie-
scheint der englische Außenminister Cdcn einen be-
Uderen Wert daraus zu legen, daß Deutschland, bevor
>^u sich an den Konferenztisch seht, dcn heutigen
L,Ustand Curopas, so wie er durch die Friedens-
»n Ute geschaffen wurde, anerkennt, wobei Cden
^rdings die Möglichkcit osfen läßt, daß dieser Sta-
^ diirch spütcre Vcrhandlungen und frcie Acbcreinkom-
N?u abgeändert werden kann. „Wenn," so sagte
„eine Vcrsicherung über dicsen Punkt gegebcn
hk.tden könnte, dann würden alle Clementc in der gcgcn-
b?^tigen Lage gegcben sein, die uns gcstatten würdcn,
„u Vvrsuch zu untcrnehmen, cine dauerhafte Re-
s/1.U u g in Curopa abzuschließen, die aus dem Ver-
Nj!?i»den der cntmilitarisicrten Zone bcruht." Cs ist
einzuschen, weshalb man, wenn man den Frie-
n,?u Curopas sichern will, dic Verhandlungen da-
b't beginnt, von Deutschland eine Vorleistung zn
^ulangen, nämlich die Crklärung, daß wir mit den
i^enzziehungen, die uns in Dersaillcs ausge-
d^^ngen wurden, aus sreien Stücken einverstan-
IgV sind. Wir sollcn also, so meint Cden, im Iahr
Jchb freiwillig gutheißen, was vor fünfzchn
Myren unter Protest unterschrieden wurde.
y, ^utlich hätte es doch (nach unserer viellchcht nicht ganz
^"geblichcn Mcinung) viel nähcr gelcgen, wenn uns
tzbrr Cden den Vorschlag gemacht hätte, den Frieden
b?n°.pas gemeinsam auszubaucn, nachdem zuvor das
oZ'piellose Llnrecht dcr Friedensdiktate beseitigt
mindestens gemildcrt worden wäre, Nachdem
bercits dcn cnglischen Außcnministcr Cdcn an sei-
Landsmann Shakespcare crinnert haben, möchten
bitten, iiachzulesen, was sein zeitqenösiischer
Ü.?u
tzüü?hn
..C^mann Lord Lothian
tis.vUinq Standard" schrieb.
M daü
daß die Krise, die
vor einigen Lagen im
Cr erklärte in einem Ar-
„ .. ... die Welt beunruhigt, durch
vy. N e v i i i o n s w ü n s ch e verschiedener Staaten her-
J.^rufcn wurde, nämlich Deutschlands, Italicns und
dÄuus Zugleich wies Lord Lothian aus die Notwen-
U>m hin, auch die wirtschaftlichen Probleme
sch? °ie K o l o n i a l i r a g e nicht zu übcrichcn nnd
evi ußlich gab er zu verstchen, dast als Grundiatz der
ai,°päischen Politik nicht derStatusauo —
- ? uschi Crhaltuna des bestehenden Zustandes —
M dürse, sondern die Anerkennuna des Geietzes der
ber ^ big 'en F o r t e n t w i ck l u n g. fiier öifnet iicb
dtz^.Weg zum europäischen Frieden, den Ministervräsi-
hat ^aldwin als das Ziel seiner Wünsche bezeichnet
Äui Der Völkerbund, so meint Lord Lothian, könne in
^n'Unst f,och dann eine Rolle spielcn, wcnn er den
je ru friedlichen Revisionen erössne. Der
Völkerbmid ist.
für diese Aufgabe
Mis i?bund? Cs '
' '"'nem Wea
°rcht7'"
das haben die Crsahrungen
nicht reif. And ein neuer
scheint — und auch Herr Cden wird es
ba« !rinem Wea nach Geni zu bedenken haben —, daß
hoi^Tchicksal der Völker höheren Gesetzen ge-
Hermann Vagusche.
Schmelmgs Bexsieg liber Louis.
Ser Amerikaner tn ber 12. Runbe k. 0. geWagen.
II« die Weltmeiftwschift.
Ausscheidungskamps vor 85 600 im Vn»kce-Stadion.
Rcwyork, 20. Iuni. In den srühcn Stundcn des
Samstag errang der srühere deutsche Weltmeister im
Schwergewichtsboxcn Max Schmeling einen sür die
amcrikanischen Sportkrcise vollkommen uncrwarteten und
darum um so eindrucksvolleren k.o.-Sieg über den
amerikanischen Titelanwärter Ioe Louis. Im Rew-
yorker Aankce-Stadion scicrte dcr dcutsche Voxsport vor
85 000 Zuschaucrn durch diesen in der zwölsten Runde er-
rungcnen Ricdcrschlagssieg eincn Erfolg, wie er im Aus-
land und vielleicht auch bei uns nur von den allerwenig-
sten erwartet wurde. Ioe Louis mußte nach einer
sürchterlichen Vearbcitung in der zwölstcn Runde zu Vo-
den, wurde ausgezählt. Max Schmeling hat nun-
mehr das Recht, den amerikanischen Weltmeister Iimmy
Broddock herauszusordern.
Der Amerikaner erklärte sich vor dem Kamps bereit,
dem Sieger im September d. Is. gegenüberzutreten. Zum
zweitenmal wird Schmeling versuchen, für Deutschland
die Schwergewichts-Weltmeisterschaft zu erringen. Cr
kann sicher sein, daß seine Heimat ihn in diesem schweren
Kampf rcstlos unterstützcn und alles daransehen wird,
daß dieser Meisterschastskampf auf deutschem Bo-
den zur Austragung kommt.
*
Dic lehten Stunden vor dem Kamps.
Das Pankee-Stadion, unweit vom Newyorker
Negervicrtel Haarlem gelcgen, füllte sich verhältnis-
mäßig spät, da das trübe, rcgendrohende Wctter cine
Vcrlegung dcs Kampfes immer noch im Bercich der
Möglichkciten ließ. Crst in den frühcn Nachmittags-
stundcn sehtc dcr Zustrom cin. Gegen 6 Ahr bcreits wa-
ren die weiten Ränge dieses eigentlichen Vasketball-
Stadions von den Vcsitzern der Stchplatzkarten restlos
gcfüllt. Cine schwarze Menschenmauer umgab das weite
Rund. Tausende und aber Tausendc von Wagcn und
Omnibusien mit den Crkcnnungszcichcn aller 48 Slaätcn
versperrten schon nach 7 llhr äbends die langen, breitcn
Zstsahrtsstraßen. Cin ungeheuerer Zuftrom von auswär-
tigen Besuchcrn, die mit Cxtra-Flugzcugcn und Sondcr-
zügcn aus Chicago, Detroit, der Hcimatstadt Ioe Louis,
Pittsburg, Philädelphia, Boston und Cleveland eintra-
scn, hatte eingeseht.
Aus Hollywood allein hatten mchrere Transkonti-
ncntal-Flugzcuge die berühmtesten Filmstars und Mit-
glieder dcr Filmkoloiiie nach Newyork gcbracht, während
die zahlloscn riesigen Hotcls schon seit Donnerstag
abends bis unter die Dächer mit Boxsportbegeisterten
vollgepsropst warcn.
Gegen 22 Ahr erschienen die hohen Beamten und
Würdenträger des Staates und dsr Stadt Newyork:
Generalpostmeister Farley, Iames Roosevelt (Sohn dcs
Dräsidenten), die Gouverneure von sechs Staaten, die
Oberbürgcrmeister von den fünf größten amerikanischen
Städten wie Newyork, Chicago, Cansas City usw.
Fast hundert Rundfunksender,
die von Newyork bis Honolulu und Feuerland, dem
südlichen Zipfel Südamerikas, diesen Kampf in den
Aether trugen, hatten sich mit den Kurzwellensendern für
London, 20. Iuni. (Cigene Funkmeldung.) Anter
der Ueberschrist „Eine große Gelegenheit" sor-
dert das Rothermere-Blatt „Daily Mail" dic Regie-
rung aus, sich nach Aushebung der Sühnemaßnahmen der
Wiedcrherstcllung der europäischen Stabilität
zuzuwenden. Die Regierung dürse die Gelegenheit, die
sich jetzt bicte, nicht verstreichcn lasien, ohnc energische
Schritte zu einer umfassenden Verftändigung
mit Deutschland und Italien zu tun. Cs solle
keine Zeit verloren gehen, die Verbindung mit
Verlin wiederherzustcllen. Valdwin und Eden
hättcn in dcr Unterhausaussprache ihremWnnsch nach ciner
fast alle Länder Curopas in einem Ring von fast rund
sünfzig Meter um die Kampfstätte ausgcbaut. Nur noch
versinzelte Ringplühe in den ersten Reihen waren eine
Stunde vor Beginn der Cndausscheidung zur Welt-
meisterschaft unbesetzt. Vor den Toren des Stadions ent-
spann sich noch ein heißer Kamps um die letzten Kartcn,
die in den Händen der Wucherer und Betrüger zu Skan-
dalpreisen angeboten wurden. In Haarlem hatten so-
gar in der letzten Stunde vor Veginn dcs Kampses sich
Kartenschwindler an den Straßenecken aufgsstellt, wo sie
Ricsenmengen von gesälschten Cintrittskarten zu ver-
kausen suchtcn.
Ein tragischer Zwischensall.
Kurz vor Beginn des Kampses ereignete sich ein tra-
gischer Zwischenfäll. Wenige Minuten von 22 llhr be-
trat der in Amerika sehr geschätzte 85jährige Voxsport-
'sachmami Tom O ' Rooke, ein langjähriger ,Freund
Schmelings, die Umklcideräume des Deutschen. Nach
einer kurzen herzlichen Begrüßung brach der Greis plötz-
lich zusammen. Der Ringarzt stellte nur noch Herz-
schlag und Tod fest.
Die Wctten stiegen ins Anermeßliche.
In dcn letzten Stunden vor dem Kamps standen die
Wetten N: 1 auf einen Punktsieg und 5:1 auf cinen l.o.»
Sieg des Ncgcrs. Crst einmal in der amerikanischen
Ringgeschichte war der Cinsatz so hoch, und zwar beim
lstzten Wcltmersterschastskampf Vraddock/Vaer, wo man
8 : 1 notierte.
Kurz vor 22 Uhr betrat MaxSchmeling in
Bcgleitung seines Trainers Max Machon zuerst den
Ring. Ruhig, gefaßt und frcundlich lächelte er der bei-
fallsspendenden Zuschaucrmasic, dic inzwischcn aus 85 000
Menschen angesticgen war, zu. Neben Machon arbeitete
als zwcitcr Sckmidaiit dcr Amerikaner Iack Luvoley
(Detroit), der Ioe Louis in seiner Kampsführung, seinen
Stärken und Schwächen genauestcns kanntc.
Als der erst 22jährige Amerikaner die Ringtreppe
bestieg, wütde er von Veisall überschüttet. Die üblichen
Vorstellungen im Ring wurdcn von dem Ringrichter
Max Donovan vorgenommen: Andre Lenglet,
Frankrcichs frühcrcr Schwergewichtsmeister, die Cx-
weltmeister Mickey Walker, Iack Dempsev und
Gene Tunney und die Weltmeister Iim nn Brad-
dock und Tonv Canzoneri. Braddock erklärte sich in
einer kurzen Ansprachc an die Masie bereit, seincn Titel
gsgen den Sieger des Schmcling-Louis-Kampfes bereits
im September zu vcrteidigen.
1. Runde:
Langsames Abtasten, mit hochgenommener Position
studiert Schmeling scinen Gegner, llberwacht jede Vewe-
gung, landet plöhlich linke Gerade, die Louis mit einem
linkcn Gcsichtshaken blitzschncll beantwortet. Schmeling
hat beide Hände hoch zur Deckung, ist überaus vorsichti-'.
um vor den gesürchteten Ueberfällen seines Gegners ge-
schützt zn scin. Lcichtcs Sparren. Louis landet kurzcn
rcchten Haken auf Schmelings Körper und bcendet die
Runde mit einer linken Geraden auf das rechte Auge des
deutschen Cx-Weltmeistcrs. — Offen.
2. Runde:
Schmeling dringt aus den Neger ein, ohne auch
nur einen Augenblick die eiaene Deckung zu vernachlässi-
aen, sucht den Nahkamps, landet hier kurze Körper-
yaken, denen aber die Wucht fehlt. Eine schwere Rechte
muß Louis nehmen, gibt aber wütend zurück mit linkcn
Zusammenarbeit mit Deutschland sür dcn Frieden Aus-
druck gegeben. Dcutschland und Italien seicn die
Pseiler der Ordnung in Mittel- und Südcuropa. Sie
seien der Hetz- und Wühlarbeit der Bolschewisten, die an
anderen Stellen so großcn Schaden angerichtet habe,
entgegengetreten und hätten sie v ö l l i g be-
siegt. Ihr durchschlagender Ersolg bei dcr Untcr-
drückung der Volschcwisierung stche im glücklichcn Gc-
gensatz zu der Lage in Spanien, Frankveich, Velgien und
einigen anderen Ländern. Sowohl Dcutschland wie
Italien würden mit äußerster Tatkraft regiert.
Die heutige Ausgabe unseres Vlattes umsaßt mit
den beiden Unterhaltungsbeilagen „Die Heimat" u«d
„Die Feierstundc" insgesamt 20 Seiten
Dr. GoeMe»' GlNmmsch m Schoieliog.
„Sie haben sür Dcutschland gckämpft."
Verlin, 20. Iuni. (Cigene Funkmeldung.) Reichs-
minister Dr. Goebbels sandte an Max Schme-
ling anläßlich seines großen Sieges über Ioe Louis
folgendes Glückwunschtelegramm:
»Zu Ihrem wunderbaren Sieg, den wir
heute nacht am Rundsunk erlcbtcn, meinc allerherzlichsten
Glückwünsche. Ich weiß, daß Sie sür Deutschland
gekämpst haben. Ihr Sieg ist ein deutscher Sieg. Wir
sind stolz auf Sie.
Mit Hitler Heil und hcrzlichen Grüßen
Ihr Dr. Goebbels."
und rechten Haken auf Schmelings Vacken. Schmeling
wartet aus eine Konterchance, die ihm der kahenhaft ge-
ichmeidige, stets schleichende Louis aber vorerst nicht gibt.
Cinige linke Haken, deren Wucht Schmeling durch Zurück-
nehnien des Kopses zwar abmindern kami, sichern dem
Reger biese Runde knapp.
Z. Runde:
Mit zwei harten rechten Kinnhaken übernimmt
Schmeling auch in der dritten Runde wieder den Angrifs,
der Kampf wird sorscher, Louis hat jetzt schon vor der
Schlagkraft und dem unerhörten Schlagrepertoire des
Deutschen einen gcwiffcn. Ncspckt. Cin harter Schlag-
austausch mitten im Ring läßt Schmcling auf einen lin-
ken Schwinger des Negcrs hin kurz stolpern. Cs ist
die erste Runde, die tätsächlich Kamps auf Viegen und
Brcchen bringt, die aber zur Aeberraschung des Publi-
kums von Schmeling, der eine rcchte Kontergerade un-
erhört genau auf Louis Kinn landct, gewonnen wird.
4. Runde:
Alle die, die voraussagtcn, Schmeling wcrde di«
viertc Rundc nicht erreichen, sind bcrcits geschlagen.
Der Deutsche licfert eincn vollkommcn offenen
Kamps, geht ohne Furcht an seincn Gegncr, bcarbeitet
die Körperpartien im Nahkampf, um mit einem fürchter-
lichen rechtcn Aufwärtshaken, dcm eine lange Linke solgt,
seinen Gegner zum erstenmal kurz zu Boden zu schlagen.
Die Menge ist sichtlich überrascht, bricht aber in Veisall
aus, als Louis von einem Haael wuchtiger Doubletten
schwer zugedeckt wird. Runde klar fürSchmeling,
der von den Zuschauern gcfeicrt wird.
5. Nunde:
Louis ist noch mitgenommen, als der Gong ertönt.
Cr wird von rechten und linken Kontergeraden Schme-
linas weiter zermürbt. Lediglich einige wild geschwin-
aerte Haken, die aber scde Geiianigkeit vermisien lasicn,
das ist alles, was der Neger in dieser Runde zu bieten
hat Schmeling wird ständig angefeuert. Cr hat sich be-
reits „eingeschoffen" mit seiner Rcchten, die im Gegensatz
zu seinen lehten Kämpsen nicht als Haken, sondern als
schwere Gcrade ihr Ziel sindcn. Taumelnd erreicht
Lonis den Schlußgong. Runde klar sür
S ch m e l i n g.
Joe Louis. (Graphische Werlstätten, K.)
Neuc Uiiiiormen sür die drulsche Polizei.
Der neuernannte Chef der dcutschcn Polizei Reichsführcr SS H i m m lc r erklärt dcm Führer
in der Neichskanzlei die neuen Uniforme« der deutschen Polizeibcamtcn. Rechts: Reichsminister
Dr. Frick und General der Polize, Daluge. (Heinrich Hoffmann L.)
Füe sofortlge Verstlindigung mit DeuWland.
,E1m große SrlemnM!"
Neuefle Nachrichten
^ezugsprers MonatUch 2.20 «m. (einscht. 27 «psg. TrSgerlohn)
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monarlich 2.— Rm. balbmonatlich l.— Rm. Durch die Post bezogen
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Destellgeld. Der Sezugspreis ist ooraus zahlbar kinzelnummer
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folqenden Mona' direbt beim Berlaq eingereichr merden
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Millimeterzeile. Nachlässe nach Malstaffel t und II oder
Mengenstaffel 6. Z. 3t. ist Anzeigen. Preisliste 5 gültig. lkrfül.
lungsort und Gerichtsstand ist Heidelberg. Geschäftszeit 8—18 Uhr.
Postscheckkonto Ludwigshafen 7221. Für Nückgabe nicht verlangter
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Nr. 142
Druck unv Berlag von Frreürich Schuizem Heidelberg.
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1938
Ias Gesetz des SWsalr.
Der englische Auhenminister Cden wird sich in der
^chsten Wochs nach Gens begeben. Cr fährt dorthin, um
?U! der Ratstagung, die am 26. Iuni beginnt, die Aus -
?ebung der Sankti.onengegenItalienzu
Mntragen. Cs ist durchaus natürlich, daß Cden selbst es
Ubernimmt, den Antrag aus Aushebung der Zwangs-
?uhnahmen zu stcllcn, da er es war, dcr damals die Vcr-
°?eter von 52 Nationen veranlahte, die Sayktionen
, bcr Italien zuverhängen. In dcr Sihung des eng-
Achen Untcrhauscs hat dcr englischc Außenminister am
^onnerstag ganz ofsen eingestanden, daß dcr Zweck, zu
benr rnan die Sanktionen auserlcgt habe, nicht er-
^eicht worden sci und dah ihre Fortsctzung keincrlei
^suhcn habe. Vicllcicht erinnert Cden sich, wenn er dcm-
Vchst den unangcnchmen Weg nach Gcnf antritl, an das
<Lort seincs Landsmanns Shakespeare: „Zuviel Gc-
chäftigkcit ist mihlich." Und gewih hat er es sich sclbst
chon lange im Stillcn cingcstanden, daß er die Krüste
uud die Macht des Völkerbundes überschützt hatte,
uis ex tzje Sanktionsmaschine in Gang schte. Cr war da-
u>als der Meinung, daß er in Abessinicn einen „V ö l -
rbu n dsfr i e d e n" erzwingen könne, also einen
Arieden, der nicht durch den Sieg der italienischen Was-
!^u diktiert, sondern lcdiglich durch den Völkcrbund
su seincn Cinzelhciten fcstgcsctzt werden würde. Am Don-
berstag hat Cdcn im Untcrhaus zugeben müsien, daß,
'benn man in Genf cincn Völkcrbundssriedcn durchset -
^en wolle, ein Krieg im Mittelmcer unvcrmeidlich sei
M niemand könne voraussagcn, ob ein Kricg aus das
Aittclmecr beschränkt blicbe. Cngland abcr, so fügte
?-ben mit etwas vcrschleiertcr Stimme hinzu, sei nicht
b^reit, eine militärischc Aktion zu nnternehmcn. Auch die
bubern Nationen, die in Gcns vertretcn sind, wcrdcn vor°
?ussichtlich wcnig Cifer entfaltcn, irgendwelche militäri-
'chen Aktioncn cinzulciten, nachdem der Völkerbund bc-
sEits bci der Durchführung dcr Sanktioncn cinen durch-
!?>lagcndcn Mißcrfolg erziclen konnte. Die Zurückhal-
suug, die wir uns auferlegcn, hindcrt uns, dem Völkcr-
?und unser herzlichstes Äeilcid auszusprcchen. In der
^sicn Mitleidsstimmung, in dcr wir uns befinden, ge-
-Üuhrt uns lcidcr auch die Londoner „Times" kcincn
^bosh Denn wir lssen in diesem Blatt, daß, wenn die
^anktionen jcht aufgchoben würden, dies
ch t bedeuten könne, daß damit auch die Schande ge-
,"2t sci. Denn, so sagt das Vlatt im Tousall einer tie-
,U Zcrknirschung, es sci cine ganze Rcihc von Ver-
sbrechnngen in einer Weise gebrochen worden,
in der neueren Geschichte cinzig dastche, Dic „Times"
?>rd sich vielleicht daran crinncrn, daß cs nicht das crste-
^ul^ist, vaß in Gcnf fcierliche Versprechungen, die sogar
Ab
i>b,
Äerträgen niedcrgelegt wurden, gebrochcn worden sind.
er man hat in Genf bcreits einigs llcbung darin, sich
sr Gcwisiensnöte sehr scicht hinwegzusche».
Mit besondcrcm Intcreffe wird man in Italien
?us der Rede des englischen Außenministers Cden ver-
-Zunnen haben, daß Cngland entschloffen ist, scine
^rrteidigungsstellung im Mittelmeer
,"iter zu verstärkcn. Das ist eine Maßnahme, die neuc
^rspektivcn erkcnnen lüßt. Sic zcigt, daß Cngland
»^U Schutz seincr Weltmachtinteresicn nicht dcm Völ-
^bbnnd anvcrtrauen möchte^ sondern daß es bcrcit ist,
bi
sigene Kraft der Nation dafür einzusehsn.
Nachdem Cden auf das Grab der Sanktionspolitik
obligaten drei Schaufeln Crde geworfen hatte, wandte
stch ' - --
>°rte.
den europüischen Problemen zu und cr>
daß zu ihrer Lösung die Mitarbeit
äh?utschlands unentbehrlich sei. Der englische
Sttnisterpräsident Baldwin, der in der Aussprache
„us Wort ergriff, betonte, indcm er an das Friedens-
Atzebot des Führers erinnerte, daß die Rolle, die
o^utschland in Curopa zu spielen berufen ist, ganz
? ^ waltig sei. Deutschland scheut sich nicht, diese Rolle
r spielen. Das Friedensangebot des Füh-
liegt vor. Cs ist in allen Tsilen so klar, daß es
/UsNtlich irgendwelcher Fragebogen kaum bedarf. Ie-
scheint der englische Außenminister Cdcn einen be-
Uderen Wert daraus zu legen, daß Deutschland, bevor
>^u sich an den Konferenztisch seht, dcn heutigen
L,Ustand Curopas, so wie er durch die Friedens-
»n Ute geschaffen wurde, anerkennt, wobei Cden
^rdings die Möglichkcit osfen läßt, daß dieser Sta-
^ diirch spütcre Vcrhandlungen und frcie Acbcreinkom-
N?u abgeändert werden kann. „Wenn," so sagte
„eine Vcrsicherung über dicsen Punkt gegebcn
hk.tden könnte, dann würden alle Clementc in der gcgcn-
b?^tigen Lage gegcben sein, die uns gcstatten würdcn,
„u Vvrsuch zu untcrnehmen, cine dauerhafte Re-
s/1.U u g in Curopa abzuschließen, die aus dem Ver-
Nj!?i»den der cntmilitarisicrten Zone bcruht." Cs ist
einzuschen, weshalb man, wenn man den Frie-
n,?u Curopas sichern will, dic Verhandlungen da-
b't beginnt, von Deutschland eine Vorleistung zn
^ulangen, nämlich die Crklärung, daß wir mit den
i^enzziehungen, die uns in Dersaillcs ausge-
d^^ngen wurden, aus sreien Stücken einverstan-
IgV sind. Wir sollcn also, so meint Cden, im Iahr
Jchb freiwillig gutheißen, was vor fünfzchn
Myren unter Protest unterschrieden wurde.
y, ^utlich hätte es doch (nach unserer viellchcht nicht ganz
^"geblichcn Mcinung) viel nähcr gelcgen, wenn uns
tzbrr Cden den Vorschlag gemacht hätte, den Frieden
b?n°.pas gemeinsam auszubaucn, nachdem zuvor das
oZ'piellose Llnrecht dcr Friedensdiktate beseitigt
mindestens gemildcrt worden wäre, Nachdem
bercits dcn cnglischen Außcnministcr Cdcn an sei-
Landsmann Shakespcare crinnert haben, möchten
bitten, iiachzulesen, was sein zeitqenösiischer
Ü.?u
tzüü?hn
..C^mann Lord Lothian
tis.vUinq Standard" schrieb.
M daü
daß die Krise, die
vor einigen Lagen im
Cr erklärte in einem Ar-
„ .. ... die Welt beunruhigt, durch
vy. N e v i i i o n s w ü n s ch e verschiedener Staaten her-
J.^rufcn wurde, nämlich Deutschlands, Italicns und
dÄuus Zugleich wies Lord Lothian aus die Notwen-
U>m hin, auch die wirtschaftlichen Probleme
sch? °ie K o l o n i a l i r a g e nicht zu übcrichcn nnd
evi ußlich gab er zu verstchen, dast als Grundiatz der
ai,°päischen Politik nicht derStatusauo —
- ? uschi Crhaltuna des bestehenden Zustandes —
M dürse, sondern die Anerkennuna des Geietzes der
ber ^ big 'en F o r t e n t w i ck l u n g. fiier öifnet iicb
dtz^.Weg zum europäischen Frieden, den Ministervräsi-
hat ^aldwin als das Ziel seiner Wünsche bezeichnet
Äui Der Völkerbund, so meint Lord Lothian, könne in
^n'Unst f,och dann eine Rolle spielcn, wcnn er den
je ru friedlichen Revisionen erössne. Der
Völkerbmid ist.
für diese Aufgabe
Mis i?bund? Cs '
' '"'nem Wea
°rcht7'"
das haben die Crsahrungen
nicht reif. And ein neuer
scheint — und auch Herr Cden wird es
ba« !rinem Wea nach Geni zu bedenken haben —, daß
hoi^Tchicksal der Völker höheren Gesetzen ge-
Hermann Vagusche.
Schmelmgs Bexsieg liber Louis.
Ser Amerikaner tn ber 12. Runbe k. 0. geWagen.
II« die Weltmeiftwschift.
Ausscheidungskamps vor 85 600 im Vn»kce-Stadion.
Rcwyork, 20. Iuni. In den srühcn Stundcn des
Samstag errang der srühere deutsche Weltmeister im
Schwergewichtsboxcn Max Schmeling einen sür die
amcrikanischen Sportkrcise vollkommen uncrwarteten und
darum um so eindrucksvolleren k.o.-Sieg über den
amerikanischen Titelanwärter Ioe Louis. Im Rew-
yorker Aankce-Stadion scicrte dcr dcutsche Voxsport vor
85 000 Zuschaucrn durch diesen in der zwölsten Runde er-
rungcnen Ricdcrschlagssieg eincn Erfolg, wie er im Aus-
land und vielleicht auch bei uns nur von den allerwenig-
sten erwartet wurde. Ioe Louis mußte nach einer
sürchterlichen Vearbcitung in der zwölstcn Runde zu Vo-
den, wurde ausgezählt. Max Schmeling hat nun-
mehr das Recht, den amerikanischen Weltmeister Iimmy
Broddock herauszusordern.
Der Amerikaner erklärte sich vor dem Kamps bereit,
dem Sieger im September d. Is. gegenüberzutreten. Zum
zweitenmal wird Schmeling versuchen, für Deutschland
die Schwergewichts-Weltmeisterschaft zu erringen. Cr
kann sicher sein, daß seine Heimat ihn in diesem schweren
Kampf rcstlos unterstützcn und alles daransehen wird,
daß dieser Meisterschastskampf auf deutschem Bo-
den zur Austragung kommt.
*
Dic lehten Stunden vor dem Kamps.
Das Pankee-Stadion, unweit vom Newyorker
Negervicrtel Haarlem gelcgen, füllte sich verhältnis-
mäßig spät, da das trübe, rcgendrohende Wctter cine
Vcrlegung dcs Kampfes immer noch im Bercich der
Möglichkciten ließ. Crst in den frühcn Nachmittags-
stundcn sehtc dcr Zustrom cin. Gegen 6 Ahr bcreits wa-
ren die weiten Ränge dieses eigentlichen Vasketball-
Stadions von den Vcsitzern der Stchplatzkarten restlos
gcfüllt. Cine schwarze Menschenmauer umgab das weite
Rund. Tausende und aber Tausendc von Wagcn und
Omnibusien mit den Crkcnnungszcichcn aller 48 Slaätcn
versperrten schon nach 7 llhr äbends die langen, breitcn
Zstsahrtsstraßen. Cin ungeheuerer Zuftrom von auswär-
tigen Besuchcrn, die mit Cxtra-Flugzcugcn und Sondcr-
zügcn aus Chicago, Detroit, der Hcimatstadt Ioe Louis,
Pittsburg, Philädelphia, Boston und Cleveland eintra-
scn, hatte eingeseht.
Aus Hollywood allein hatten mchrere Transkonti-
ncntal-Flugzcuge die berühmtesten Filmstars und Mit-
glieder dcr Filmkoloiiie nach Newyork gcbracht, während
die zahlloscn riesigen Hotcls schon seit Donnerstag
abends bis unter die Dächer mit Boxsportbegeisterten
vollgepsropst warcn.
Gegen 22 Ahr erschienen die hohen Beamten und
Würdenträger des Staates und dsr Stadt Newyork:
Generalpostmeister Farley, Iames Roosevelt (Sohn dcs
Dräsidenten), die Gouverneure von sechs Staaten, die
Oberbürgcrmeister von den fünf größten amerikanischen
Städten wie Newyork, Chicago, Cansas City usw.
Fast hundert Rundfunksender,
die von Newyork bis Honolulu und Feuerland, dem
südlichen Zipfel Südamerikas, diesen Kampf in den
Aether trugen, hatten sich mit den Kurzwellensendern für
London, 20. Iuni. (Cigene Funkmeldung.) Anter
der Ueberschrist „Eine große Gelegenheit" sor-
dert das Rothermere-Blatt „Daily Mail" dic Regie-
rung aus, sich nach Aushebung der Sühnemaßnahmen der
Wiedcrherstcllung der europäischen Stabilität
zuzuwenden. Die Regierung dürse die Gelegenheit, die
sich jetzt bicte, nicht verstreichcn lasien, ohnc energische
Schritte zu einer umfassenden Verftändigung
mit Deutschland und Italien zu tun. Cs solle
keine Zeit verloren gehen, die Verbindung mit
Verlin wiederherzustcllen. Valdwin und Eden
hättcn in dcr Unterhausaussprache ihremWnnsch nach ciner
fast alle Länder Curopas in einem Ring von fast rund
sünfzig Meter um die Kampfstätte ausgcbaut. Nur noch
versinzelte Ringplühe in den ersten Reihen waren eine
Stunde vor Beginn der Cndausscheidung zur Welt-
meisterschaft unbesetzt. Vor den Toren des Stadions ent-
spann sich noch ein heißer Kamps um die letzten Kartcn,
die in den Händen der Wucherer und Betrüger zu Skan-
dalpreisen angeboten wurden. In Haarlem hatten so-
gar in der letzten Stunde vor Veginn dcs Kampses sich
Kartenschwindler an den Straßenecken aufgsstellt, wo sie
Ricsenmengen von gesälschten Cintrittskarten zu ver-
kausen suchtcn.
Ein tragischer Zwischensall.
Kurz vor Beginn des Kampses ereignete sich ein tra-
gischer Zwischenfäll. Wenige Minuten von 22 llhr be-
trat der in Amerika sehr geschätzte 85jährige Voxsport-
'sachmami Tom O ' Rooke, ein langjähriger ,Freund
Schmelings, die Umklcideräume des Deutschen. Nach
einer kurzen herzlichen Begrüßung brach der Greis plötz-
lich zusammen. Der Ringarzt stellte nur noch Herz-
schlag und Tod fest.
Die Wctten stiegen ins Anermeßliche.
In dcn letzten Stunden vor dem Kamps standen die
Wetten N: 1 auf einen Punktsieg und 5:1 auf cinen l.o.»
Sieg des Ncgcrs. Crst einmal in der amerikanischen
Ringgeschichte war der Cinsatz so hoch, und zwar beim
lstzten Wcltmersterschastskampf Vraddock/Vaer, wo man
8 : 1 notierte.
Kurz vor 22 Uhr betrat MaxSchmeling in
Bcgleitung seines Trainers Max Machon zuerst den
Ring. Ruhig, gefaßt und frcundlich lächelte er der bei-
fallsspendenden Zuschaucrmasic, dic inzwischcn aus 85 000
Menschen angesticgen war, zu. Neben Machon arbeitete
als zwcitcr Sckmidaiit dcr Amerikaner Iack Luvoley
(Detroit), der Ioe Louis in seiner Kampsführung, seinen
Stärken und Schwächen genauestcns kanntc.
Als der erst 22jährige Amerikaner die Ringtreppe
bestieg, wütde er von Veisall überschüttet. Die üblichen
Vorstellungen im Ring wurdcn von dem Ringrichter
Max Donovan vorgenommen: Andre Lenglet,
Frankrcichs frühcrcr Schwergewichtsmeister, die Cx-
weltmeister Mickey Walker, Iack Dempsev und
Gene Tunney und die Weltmeister Iim nn Brad-
dock und Tonv Canzoneri. Braddock erklärte sich in
einer kurzen Ansprachc an die Masie bereit, seincn Titel
gsgen den Sieger des Schmcling-Louis-Kampfes bereits
im September zu vcrteidigen.
1. Runde:
Langsames Abtasten, mit hochgenommener Position
studiert Schmeling scinen Gegner, llberwacht jede Vewe-
gung, landet plöhlich linke Gerade, die Louis mit einem
linkcn Gcsichtshaken blitzschncll beantwortet. Schmeling
hat beide Hände hoch zur Deckung, ist überaus vorsichti-'.
um vor den gesürchteten Ueberfällen seines Gegners ge-
schützt zn scin. Lcichtcs Sparren. Louis landet kurzcn
rcchten Haken auf Schmelings Körper und bcendet die
Runde mit einer linken Geraden auf das rechte Auge des
deutschen Cx-Weltmeistcrs. — Offen.
2. Runde:
Schmeling dringt aus den Neger ein, ohne auch
nur einen Augenblick die eiaene Deckung zu vernachlässi-
aen, sucht den Nahkamps, landet hier kurze Körper-
yaken, denen aber die Wucht fehlt. Eine schwere Rechte
muß Louis nehmen, gibt aber wütend zurück mit linkcn
Zusammenarbeit mit Deutschland sür dcn Frieden Aus-
druck gegeben. Dcutschland und Italien seicn die
Pseiler der Ordnung in Mittel- und Südcuropa. Sie
seien der Hetz- und Wühlarbeit der Bolschewisten, die an
anderen Stellen so großcn Schaden angerichtet habe,
entgegengetreten und hätten sie v ö l l i g be-
siegt. Ihr durchschlagender Ersolg bei dcr Untcr-
drückung der Volschcwisierung stche im glücklichcn Gc-
gensatz zu der Lage in Spanien, Frankveich, Velgien und
einigen anderen Ländern. Sowohl Dcutschland wie
Italien würden mit äußerster Tatkraft regiert.
Die heutige Ausgabe unseres Vlattes umsaßt mit
den beiden Unterhaltungsbeilagen „Die Heimat" u«d
„Die Feierstundc" insgesamt 20 Seiten
Dr. GoeMe»' GlNmmsch m Schoieliog.
„Sie haben sür Dcutschland gckämpft."
Verlin, 20. Iuni. (Cigene Funkmeldung.) Reichs-
minister Dr. Goebbels sandte an Max Schme-
ling anläßlich seines großen Sieges über Ioe Louis
folgendes Glückwunschtelegramm:
»Zu Ihrem wunderbaren Sieg, den wir
heute nacht am Rundsunk erlcbtcn, meinc allerherzlichsten
Glückwünsche. Ich weiß, daß Sie sür Deutschland
gekämpst haben. Ihr Sieg ist ein deutscher Sieg. Wir
sind stolz auf Sie.
Mit Hitler Heil und hcrzlichen Grüßen
Ihr Dr. Goebbels."
und rechten Haken auf Schmelings Vacken. Schmeling
wartet aus eine Konterchance, die ihm der kahenhaft ge-
ichmeidige, stets schleichende Louis aber vorerst nicht gibt.
Cinige linke Haken, deren Wucht Schmeling durch Zurück-
nehnien des Kopses zwar abmindern kami, sichern dem
Reger biese Runde knapp.
Z. Runde:
Mit zwei harten rechten Kinnhaken übernimmt
Schmeling auch in der dritten Runde wieder den Angrifs,
der Kampf wird sorscher, Louis hat jetzt schon vor der
Schlagkraft und dem unerhörten Schlagrepertoire des
Deutschen einen gcwiffcn. Ncspckt. Cin harter Schlag-
austausch mitten im Ring läßt Schmcling auf einen lin-
ken Schwinger des Negcrs hin kurz stolpern. Cs ist
die erste Runde, die tätsächlich Kamps auf Viegen und
Brcchen bringt, die aber zur Aeberraschung des Publi-
kums von Schmeling, der eine rcchte Kontergerade un-
erhört genau auf Louis Kinn landct, gewonnen wird.
4. Runde:
Alle die, die voraussagtcn, Schmeling wcrde di«
viertc Rundc nicht erreichen, sind bcrcits geschlagen.
Der Deutsche licfert eincn vollkommcn offenen
Kamps, geht ohne Furcht an seincn Gegncr, bcarbeitet
die Körperpartien im Nahkampf, um mit einem fürchter-
lichen rechtcn Aufwärtshaken, dcm eine lange Linke solgt,
seinen Gegner zum erstenmal kurz zu Boden zu schlagen.
Die Menge ist sichtlich überrascht, bricht aber in Veisall
aus, als Louis von einem Haael wuchtiger Doubletten
schwer zugedeckt wird. Runde klar fürSchmeling,
der von den Zuschauern gcfeicrt wird.
5. Nunde:
Louis ist noch mitgenommen, als der Gong ertönt.
Cr wird von rechten und linken Kontergeraden Schme-
linas weiter zermürbt. Lediglich einige wild geschwin-
aerte Haken, die aber scde Geiianigkeit vermisien lasicn,
das ist alles, was der Neger in dieser Runde zu bieten
hat Schmeling wird ständig angefeuert. Cr hat sich be-
reits „eingeschoffen" mit seiner Rcchten, die im Gegensatz
zu seinen lehten Kämpsen nicht als Haken, sondern als
schwere Gcrade ihr Ziel sindcn. Taumelnd erreicht
Lonis den Schlußgong. Runde klar sür
S ch m e l i n g.
Joe Louis. (Graphische Werlstätten, K.)
Neuc Uiiiiormen sür die drulsche Polizei.
Der neuernannte Chef der dcutschcn Polizei Reichsführcr SS H i m m lc r erklärt dcm Führer
in der Neichskanzlei die neuen Uniforme« der deutschen Polizeibcamtcn. Rechts: Reichsminister
Dr. Frick und General der Polize, Daluge. (Heinrich Hoffmann L.)
Füe sofortlge Verstlindigung mit DeuWland.
,E1m große SrlemnM!"